Beiträge von Tiberia Septima

    Statt einer verbalen Antwort, trat Macer näher an Septima heran und seine Lippen suchten die ihren. Aufgewühlt vom Gespräch und ein wenig verängstigt von seiner fehlenden Antwort erwiderte sie den Kuss zunächst zögerlich. Doch kaum spürte sie die warmen, weichen Lippen des Mannes den sie liebte, schmolz sämtliche Angst dahin und Septima gab sich diesem warmen Gefühl, das ir Innerstes erfasst, voll und ganz hin.


    „Oh ja, diese Art von Fühlen wünsche ich mir auch.“ wisperte sie leise und schmiegte sich in Macers Arme.


    Als er die Götter erwähnte, schauderte es Septima kurz. Sie nahm sich fest vor, zu Hause ein kleines unblutiges Opfer für die Ahnen und ein mittleres Opfer für Iuno dar zu bringen. Es konnte nie schaden, die Götter gnädig zu stimmen. Und wieso schoß Amor seine Pfeile auf Macer und sie ab, wenn es nicht MIT dem Willen der Götter geschah.


    „Ich bin sicher, wir werden eine Möglichkeit finden, unsere Liebe zu leben.“ erwiderte Septima voller Überzeugung. War das Schicksal eines jeden Menschen bereits von den Göttern vorgeschrieben worden? „Wenn du daran glaubst, dass das Schicksal von jedem vorgeschrieben ist, dann würde jede Entscheidung die du triffst, unweigerlich immer zum selben Ziel führen? Tut mir leid, Macer, dass kann ich mir nicht vorstellen. Was wäre geschehen, wenn du nicht deinem Vater wiedersprochen hättest und doch sein Landgut weiter geführt hättest? Wäre das dann der Weg, den die Götter für dich vorgesehen haben, anstatt den politischen Weg zu gehen? Nein, ich bin der festen Überzeugung, dass wir selber Einfluss auf unser Leben nehmen können. Und das werde ich auch tun.“

    "Also sind die ganzen Germanicer Freidenker?“ hakte Septima nach. Germanicus Sedulus war ihr recht sympathisch, auch wenn er ein ums andere Mal eine sehr forsche Art zu reden hatte. Sie merkte schon, dass er 'einfacher' war wie Durus, aber das empfand sie als erfrischend. „Ist es denn nicht gut, wenn mal neuer Wind in die Curia gebracht wird?“ Jetzt konnte es natürlich sein, dass sie Durus Zorn auf sich zog, da sie so unbeschwert nach fragte.


    „Und wie beleidigen sie die Götter? Ehren sie sie nicht ausreichend, oder liegt es daran, dass keiner von den Germanicern dem Cultus Deorum angehört?“ Oder womöglich wäre eine Zugehörigkeit des Cursus Deorum genau das falsche, denn dann gäbe es noch mehr Angriffspunkte zwischen den beiden Familien.

    Während ihres Gespräches traten Calliphana und Centho zur Gruppe hinzu. Die Furia plapperte direkt munter drauf los und verbreitete eine freudig erregte Stimmung. „Danke für dein Kompliment Calliphana. Ich werde es an meine Ornatrix weiter geben, aber ich fürchte ihre Tricks bleiben mir verborgen.“ Sie warf der Furia ein entschuldigendes Lächeln zu und begrüßte auch Centho mit einem kurzen Lächeln. „Schön das ihr zwei auch den Weg in den Garten gefunden habt. Ich bin noch sehr gespannt, ob Calvena weitere Überraschungen wie diese für den Abend geplant hat.“ Vielleicht ließ sich Calvena hier durch zu einer Aussage bewegen.


    Einerseits konnte es Septima verstehen, dass der Vinicia seiner Frau nicht zu viel von dieser Feier in der Casa Germanica vorschwärmen wollte, aber andererseits wäre es vielleicht schöner für die Mutter der Zwillinge, wenn sie die Erlebnisse dieses Abends aus dem Munde ihres Gatten vernahm als irgendwann später durch das Gerede der Leute. Also wand sie sich doch noch einmal an den Senator. „Vielleicht wäre es für deine Frau angenehmer, wenn sie von den schönen Ereignissen auf diesem Fest von dir hört, anstatt es eines Tages auf dem Forum zu vernehmen. Denn ich bin mir sicher, dass diese Feier noch lange in den Mündern der hier anwesenden sein wird.“ Septima überlegte, ob sie dem Senator einen Besuch seiner Frau anbieten sollte, damit Septima ihr ebenfalls von dem Feuertanz erzählen konnte.


    Septima wurde das ungute Gefühl nicht los, dass sie gegenüber Serrana etwas falsches gesagt hatte, aber was? Anstelle des strahlenden Lächelns, welches noch Sekunden zuvor in ihrem Gesicht und in ihren Augen gestanden hatte und die junge Frau unglaublich liebenswert und attraktiv gemacht hatte, schaute sie eher abwesend (oder abweisend) in den dunkleren Teil des Gartens. Septima berührte die Iunia leicht am Arm. “Serrana? Ist... Hab ich etwas falsches gesagt?“ fragte sie leise nach und versuchte zu ergründen, was in den letzten Augenblicken passiert war.


    Sehr zum Leidwesen von Septima ging Sedulus nicht auf ihre spitze Bemerkung ein.


    Calvena stelle Centho und Calliphana dem Senator Vinicius vor und Septima schaute noch einmal zu Serrana. „Magst du vielleicht schon einmal mit mir hinein gehen?“ fragte sie die Iunia. Vielleicht hatten sie drinnen Gelegenheit in Ruhe zu reden. Calvena verabschiedete sich dann auch recht schnell wieder und ging zu einer anderen Gruppe im Garten.

    Die Sklaven der Villa Aurelia scheinen mit allem möglichen beschäftigt zu sein, nur nicht den Briefkasten zu leeren.


    Marcus Aurelius Corvinus: Schick doch bitte mal deine Siv los und lass sie was sinnvolle tun, nämlich deinen Briefkasten zu leeren. :D


    P.S: Siv, das ist nicht bös gemeint. ;)

    „Das ist richtig. Ich bin noch nicht verheiratet, und wie ich feststellen muß, sind die netten Männer in Rom bereits vergeben.“ Sie zwinkerte ihm kurz zu und lachte amüsiert auf. Der Purgitier war ihr äußerst angenehm und sie beneidete Albina fast ein wenig um diesen Mann. Wieso nur hatte ihre Verwandte ihn nicht zu dieser Naumachie begleitet? Septima fiel keine gute Erklärung ein, zuckte statt dessen nur kurz mit den Schultern und genoss es einfach, den Mann fast nur für sich zu haben.


    „Erst seid April, so, so. Dann ist es noch nicht zu spät dir nachträglich zu gratulieren.“ Sie reichte ihm ihre Hand und versuchte ihm beim in die Augen schauen, einen sanften, nicht zu lockeren Händedruck zu geben. „Meinen Glückwunsch, Macer.“ Auch hier nutzte sie die Gelegenheit, bei einem Mann ihre weibliche Anziehungskraft zu nutzen und ließ beim loslassen der Hände ihre Fingerspitzen noch einmal kurz über seine Handinnenfläche gleiten. Das ganze mit einem charmanten Lächeln und Augenkontakt. „War es eine arrangierte Ehe oder eine Liebesheirat?“ wollte sie anschließend noch wissen. Zwar trieb Septima durchaus ihr Spiel mit dem Mann neben sich, aber an sich war er für sie tabu, da er zur Familie gehörte. Aber zum Erfahrungen sammeln mußte der Purgitier trotzdem her halten.

    Sim-Off:

    OOT: Der Spieler von Octavius Macer ist wohl textmäßig von uns abgehängt worden. Ich gehe jetzt einfach nicht mehr weiter darauf ein. ;)


    „Du hast…?“ Da blieb Septima doch glatt der Mund offen stehen, in dem sie gerade eine saure Olive verschwinden lassen wollte. Kaum bemerkte sie dies, klappte sie den Mund unverrichteter Dinge wieder zu. „Ich kann das gar nicht glauben!“ rutschte es ihr heraus. Clara sah so zart und unglaublich schlank aus. Septima konnte sich nicht vorstellen, dass das in der Jugend der Duccia anders gewesen wäre. „Wie hast du das geschafft? Ich meine… das sind Gespanne von vier Pferden, das ist doch bestimmt ein unglaublicher Kraftakt die unter Kontrolle zu halten?“ fragte sie erstaunt und neugierig nach. Die junge Tiberierin erwärmte sich immer mehr für das Thema Wagenrennen.


    Als es aber um die Sklaven der beiden Frauen ging, hielt sich Septima zurück. Das war für sein kein Thema, über das es sich zu reden lohnte, allerdings wunderte sie sich schon, was das für Geschichten waren, die sie untereinander austauschten.


    Da stellte die junge Frau doch lieber ein Ohr in Richtung des Germanicers und Claudia Romana auf. Dort war soeben der Name Tiberius Durus gefallen. Doch wie es schien, war das Thema schon abgehandelt. Doch hatte Septima erstaunt aufgeschnappt, wie begeistert die Claudia über ihren Onkel gesprochen hatte, und offensichtlich gab es Ungereimtheiten zwischen einem Germanicus Avarus und Durus. Interessiert schaute Septima die beiden an, traute sich aber nicht, sich in das angeregte Gespräch einzumischen, da es auch noch um andere Themen wie Germanien und den Glauben ging.

    Dieser Cimon schien keine Plaudertasche zu sein, wie Septima enttäuscht feststellen mußte. Allerdings zeigte sie dies nicht, denn die Augen hatte sie inzwischen geschlossen, damit die Sklavin die verwischte Schminke von der Hustattacke fortwischen konnte und ihr Gesicht erneut vorteilhaft betonen konnte.


    „Für welche Dienste stehst du ihm zur Verfügung?“ fragte sie forsch weiter in der Hoffnung, nun etwas mehr zu erfahren.


    Viel Zeit blieb ihr nicht mehr. Wenn die Ornatrix fertig wäre, müßte sie zurück zur Hochzeitsfeier. Hoffentlich hatte sie nicht zu viel verpasst...

    Macer packte die Unruhe. Er ließ ihre Hände los um auf und ab zu gehen. Septima folgte ihm mit den Augen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt er in seinem hin- und hergelaufe inne und gab ihr... recht. Was mochte nun folgen? Gespannt wartete die junge Frau, was Macer weiter sprach.


    Er wollte sie öfters sehen! Septimas Herz machte einen Freudensprung, aber ihr Lächeln verändert sich, wurde etwas aufgesetzter, als die letzten Worte folgten. Öfters... fühlen? „Was bitte meinst du mit, öfters fühlen?“ fragte sie leise und vorsichtig nach. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie hier völlig alleine waren. Wie es schien nicht nur alleine im Garten, sondern alleine in der Casa. Abgesehen von den Sklaven, aber die nahm Septima überhaupt nicht wahr. Bisher war der Octavier sehr zurückhaltend und höflich zu ihr gewesen, aber was wenn er mehr wollte? Auch wenn Macer von der Statur her eher schmächtig wirkte, wagte es Septima zu bezweifeln, dass sie sich gegen ihn durchsetzten könnte, wenn es zu einer unangenehmen Situation kommen würde. 'Was für abwegige Gedanken!' schimpfte sie sich mit einem mal selbst und schaute Macer wieder liebevoll an. Selbstverständlich wußten sie beide, dass sie nicht zu weit gehen durften, um die Hochzeit nicht zu gefährden und Septima zu entehren.


    „Ich werde versuchen so oft wie möglich hier her zu kommen.“ versicherte sie ihm und streckte wieder ihre Hand nach ihm aus.

    Septima musste nicht ein mal ihre Gesicht verziehen, weil es sie irgendwo an den Haaren ziepte. Die Ornatrix machte ihre Arbeit sehr gut.


    Die Antwort von Cimon auf ihre Frage wurde erst gegen Ende mit der Aussage beantwortet, wie die junge Frau es hören wollte. „Und wie lange ist das jetzt her?“ erkundigte sie sich danach, wann Aurelius Ursus den Sklaven in Mantua erworben hatte, denn daraus würde sie erfahren, wann der Aurelier sein Tribunat beendet hatte. Konnte es tatsächlich sein, dass Octavius Macer sich so sehr im Alter von Ursus verschätzt hatte?


    „Erzähl mir mehr über deinen Herrn.“ forderte sie Cimon mit lieblicher Stimme und einem freundlichen Lächeln auf weiteres über seinen Dominus Preis zu geben.


    Die Ornatrix kehrte nach kurzer Abwesenheit zurück und öffnete mit dem Ellenbogen die Tür zum Zimmer, da sie ein Tablett mit diversen Sachen darauf in den Händen hielt. Während Septima neugierig Cimon zu hörte, entfernte die Sklavin die verlaufene Schminke aus dem Gesicht der hübschen, jungen Frau und begann es neu zu schminken.

    Dankbar für seine Hilfe, hielt Septima dem Sklaven ihren fast vollen Becher mit Wein hin, damit er ihn in Sicherheit bringen konnte, bevor noch ein weiteres Unglück geschehen würde, und sich der Inhalt über ihr schönes Kleid ergießen würde.


    Gespannt auf die Antwort zu ihrer Frage, schaute sie den Sklaven an und zuckte erschrocken ein Stück zurück, als Cimon sie direkt anschaute. In dem dunklen Gesicht stachen seine grauen Augen gerade zu durchdringend hervor. Fast fühlte sie sich wieder wie das kleine hässliche Mädchen, dass immer fort geschickt worden war, und ihre Augen wurden immer größer, bis der Nubier seinen Blick wieder senkte. Septima atmete erleichtert auf und streckte ihre Hand Richtung Weinbecher aus.


    Der Aurelier war also nicht viel älter als Cimon? Septima musterte den Sklaven von oben bis unten und wieder zurück. Wie alt mochte dieser sein? Mitte zwanzig? Anfang dreißig? Oder doch schon Ende dreißig, wenn sie so seine Glatze sah? Das war nicht leicht für die junge Frau zu erraten. „Wie alt bist du, Cimon?“ fragte sie ihn daher und versuchte so näher an Ursus Alter heran zu kommen. „Und er hat dich in Mantua gekauft? Wieso ausgerechnet in Mantua?“


    Derweil war die Ornatrix mit den Haaren von Septima fertig geworden und mit ein paar zusätzlichen Klammern, würden diese auch den ganzen Tag halten. Nun wollte sie sich um die Schminke der Dame kümmern. „Ich bin gleich wieder zurück, Domina.“ entschuldigte sie sich mit leiser Stimme und einem kleinen Knicks und verschwand um warmes Wasser, eine Schüssel und Tücher zu holen.

    Überrascht, verwundert und erstaunt schaute die junge Frau Macer an. „Er wird dir und mir das Herz brechen.“ flüsterte Septima fast schon. „Dich wird er politisch ruinieren und mir den Umgang mit der dir verbieten. Macer! Dann könnten wir uns nie wieder sehen!“ Langsam aber sicher stieg Panik in ihr hoch. Das konnte er doch nicht ersnthaft vor haben?!


    „Ich bitte dich Macer!“ Sie griff wieder nach seinen Händen. „Denk gründlich darüber nach. Durus ist reich und mächtig und du bist...“ Traurig sahen ihre Augen zu ihm auf. Der Satz blieb unvollendet, denn es schmerzte sie sehr ihm vor Augen zu führen, wie wenig der Octavier im Vergleich zu einem patrizischen Senator war. Septima seufzte. „Ich wünschte wirklich, wir könnten es ihm einfach sagen, aber ich befürchte, dass wir uns dann nie mehr sehen könnten. Das Durus mich Tag und Nacht bewachen lassen würde. Selbstverständlich wären das nur Leibwächter oder einfach Sklaven zu meinem eigenen Schutz, aber bestimmt würde ihnen jeder, bis auf meinen Baldemar, genauestens berichten, wo ich wann und wie lange war. Damit wären Besuche in deiner Casa nicht mehr möglich!“ Jetzt, wo sie es laut aussprach, kroch langsam aber sicher das Grauen, den Geliebten nie wieder sehen zu dürfen, nie wieder berühren zu dürfen, immer mehr den Rücken herauf und Septima schüttelte kurz ihren Kopf, um die gräßlichen Gedanken zu vertreiben.


    „Bitte, Liebster. Lass uns wenigstens die Zeit genießen, die uns bleibt, oder die wir uns später nehmen können.“ Eindringlich schaute sie ihm tief in die blauen Augen. Ob er ihrer Bitte folge leisten würde?

    Um sich selbst von dem Stress mit dem verlorenen Haarkamm zu erholen, trank Septima einen Schluck von dem verdünnten Wein. Ein guter Wein, wie sie feststellte und ein weiterer Schluck folgte. Mit fatalen Folgen...


    Denn kaum hatte sie den zweiten Schluck im Mund, erwähnte Cimon, wer sein Herr war. Dies führte dazu, dass Septima überrascht einatmete und der Wein prompt in die falsche Röhre geriet. Obwohl die Ornatrix noch damit beschäftigt war, die schönen langen Haare neu zu stecken, beugte sich Septima sehr plötzlich vor und fing mächtig an zu husten. Eine Hand vor die Brust gepresst, geriet Septima auf Grund des Hustens fast schon in Atemnot, ehe sie sich so weit wieder beruhigte, dass sie überhaupt wieder atmen konnte. Leider waren ihr bei dieser leidigen Aktion die Tränen in die Augen geschossen und ein wenig Panik hatte sie auch gehabt.


    Nun war zusätzlich zu der verunstalteten Frisur, die durch ihre plötzliche Bewegung nach vorn wieder etwas verrutscht war, auch noch ihre Schminke um die Augen herum verlaufen. Sie mußte grausam ausschauen. Mit einem sehr flauen Gefühl im Magen schaute die Tiberia zu Cimon auf. „Hrrgghhmm... So, der Sklave von Aurelius Ursus. * hust * Das ist... interessant. Bist du schon lange im Dienste des Senators? Ich meine... bei seinem gesetzten Alter.“ fragte Septima den bei ihr stehenden Sklaven. Sie erinnerte sich noch gut an das Gespräch mit Octavius Macer, der meinte, der Aurelier sei 'etwas' älter.


    Vorsichtig griff die Ornatrix wieder nach Septimas Haaren und versuchte ihre begonnene Arbeit zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen.

    Der Nubier gab sich ganz so, wie es sich für einen guten Sklaven gehörte. Septima tat es fast schon ein wenig leid, dass sie ihn so ruppig angesprochen hatte. Das war sonst gar nicht ihre Art. Aber vielleicht lag es auch daran, dass sie heute ein wenig nervös war, weil sie hier ihrem zukünftigen Ehemann vorgestellt werden sollte, und weil dieser Sklave eben nicht ihrer war.


    Während Septima auf die Ornatrix wartete, öffnete sie die Tür zur Schlafkammer und schaute sich kurz um. Die Einrichtung war einfach und zweckmäßig. Sie setzte sich auf einen Stuhl, der in einer Ecke des Zimmers stand und ließ die Tür offen stehen, so konnte der Sklave sehen, wo sie sich befand.


    Es dauerte wirklich nicht lange, da kam der Nubier mit einer Sklavin zusammen wieder und schaute zur Tür herein. Septima lächelte erleichtert auf, denn die Ornatrix hatte alles dabei, um ihr schnell wieder die Haare richtigen zu können und den missetätigen Silberkamm hatte sie auch schon in der Hand. Die Patrizierin begab sich voll und ganz in die kunstvollen Hände der Sklavin und nahm mit einem Lächeln den Becher von Cimon entgegen.


    „Wie heißt du, und wie lautet der Name deines Herrn oder deiner Herrin?“ fragte sie den Nubier, nun in wesentlichem freundlicheren Ton. Vielleicht war dieser Sklave sogar besagter Hektor, von dem Prisca auf der Cena zu den Ludi Romani in der Casa Iulia gesprochen hatte?

    Zum Glück waren sie mit dem Thema bunter Kuchenbär durch, so dass Septima nicht weiter an die gefahrvolle Situation erinnert wurde.


    Serrana gab das Kompliment, welches Septima ihr gemacht hatte, charmant zurück, so dass sie dafür ein herzliches Lächeln der Tiberia erhielt. „Lass das...!“ schalt sie die junge Frau freundlich und meinte damit die unruhig zupfenden Hände von Serrana. „Du sieht wirklich sehr hübsch aus in dem Kleid und das dürfen die anwesenden Männer ruhig bewundern.“ versuchte sie der Iunia ein wenig mehr Mut zu machen, zu ihren hübschen Aussehen zu stehen.


    „Aber wie ich sehe...“ fuhr Septima etwas lauter fort, „... interessiert sich nicht nur Senator Germanicus für leichte Tänzerinnen, sondern sein Neffe ebenfalls.“ Septima schaute zu Sedulus, dessen Augen den Tänzerinnen ins Haus folgten. Sie konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, denn irgendwie machte es Spaß den Germanicer ein wenig zu ärgern. Das sie damit vielleicht auch Serrana verletzte, blieb Septima vorerst verborgen. Anschießend wisperte sie noch Serrana und Calvena zu. „Männer, können es einfach nicht lassen leicht bekleideten Mädchen hinterher zu schauen.“ Dabei zwinkerte sie den beiden Frauen kurz zu, denn gar so eng sah sie das nicht. Im Gegenteil, Septima mochte es, wenn ihr ein Mann hinterher schaute.


    Um das Gespräch mal wieder ein wenig mehr in Gang zu bekommen, und den Senator Vinicius nicht zu sehr auszuschließen, fragte Septima ihn. „Senator Vinicius, wirst du deiner Frau denn in farbenfrohen Bildern von dieser Feier berichten? Wenn sie hört, was es hier alles für zauberhafte Darbietungen gab, wird sie sicher sehr betrübt sein, dass ihre Kinder sie noch immer an das Haus fesseln. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass dies süße Fesseln sind.“ Septima bedauerte es sehr, dass der Senator ohne seine Frau kommen mußte. „Ich hoffe doch sehr, dass sie die Gelegenheit haben wird, zu einer der nächsten Feierlichkeiten zu erscheinen. Ich würde mich sehr freuen, sie persönlich kennen zu lernen.“


    Prüfend schaute Septima in die Runde. „Wollen wir vielleicht wieder ins Atrium gehen? Mir wird hier draußen langsam kühl.“ Wie hielten Serrana und Calvena das nur in ihren leichten Kleidern so lange hier draußen aus?

    „Oh, es ist nicht nur wegen deiner Frage nach meinem Onkel.“ erwiderte Septima lächelnd. „Ich wüsste auch gerne, wo Manius ist und warum er mich, zwar in angenehmer Gesellschaft, aber trotzdem alleine gelassen hat.“ Sie machte sich wirklich Sorgen um ihren Onkel. „Geh Baldemar und such ihn.“ Befahl sie ihrem Leibwächter. „Aber nicht zu lange. So viele Schiffe sind nicht mehr übrig.“ fügte sie lachend hinzu, nahm noch einen Schluck Wein und schaute wieder auf das Wasserbecken.


    Kurz darauf, das Geschehen im Wasser war gerade nicht so spannend, wand sie sich doch wieder an Macer. „Wie lange bist du schon mit Albina verheiratet?“ fragte sie ihn interessiert.

    Der von ihr angesprochen Skave kam sofort zu ihr und machte auch einen recht ordentlichen Eindruck auf sie. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen hörte sich Septima an, was er zu ihr sprach. „Du wirst doch wohl in deinem eigenen Haushalt wissen, wo die Ornatrix zu finden ist!“ herrschte sie den Nubier an. Ohne zu ahnen, dass Cimon überhaupt nicht wusste was eine Ornatrix war, traf ihn der ganze Unmut der Patrizierin. „Wenn du sie nicht gleich gesehen hast, dann geh sie gefälligst holen. Sofort!“ befahl sie Cimon. An sich war die Tiberierin nicht so ungehalten zu ihren oder fremden Sklaven, aber sie hatte das Gefühl, ihr laufe die Zeit davon, auch wenn sie ein wenig froh darum war, für einen kurzen Moment aus dem Atrium fliehen zu können.


    Septima blickte kurz zurück, von wo sie gekommen waren und atmete erleichtert auf. „Nun geh schon.“ fügte sie mit wesentlich sanfterer Stimme an den Nubier gewandt hinzu und schaute sich um. „Was ist in diesem Raum?“ hielt sie ihn aber doch noch einmal kurz auf und deutete auf eine Tür, die zu einer kleinen Kammer mit einem einfachen Bett, einem Tischchen und einer Truhe führte. Womöglich ein Schlafraum für weniger hochgestellte Gäste.

    Septima verstand tatsächlich nicht, was so verwerflich an Sedulus Werdegang war. Gut, er hatte mit seinem Vater gebrochen, aber dafür war ihm hoch anzurechnen, dass er es aus eigener Kraft geschafft hatte, bis zum Cursus Honorum zu kommen. Doch Septima behielt ihre Meinung lieber für sich.


    Geld! Da war es wieder, das leidige Thema Geld. Durus hatte Recht. Viel zu viele einflussreiche Menschen gaben sich der Verschwendung hin und kamen dann irgendwann in Geldnot. Und was tut man um an Geld zu kommen? Man sucht sich noch einflussreichere Freunde und lässt sich von ihnen aushalten. Die Gegenleistung besteht darin, die Meinungen und Ansichten des ‚Freundes’ zu unterstützten und sei es nur durch Stillschweigen.


    Septima schüttelte leicht den Kopf. „Er hat so viel Geld, und dann doch nur eine bescheidene Casa?“ fragte sie erstaunt. „Also sprechen die Germanicer grundsätzlich gegen das, was du oder ein anderer Patrizier vorbringst? Worin liegen eure Unstimmigkeiten? Was hat er für Ansichten die du nicht teilst und welche umgekehrt?“ Erst einmal wollte sich die junge Frau einen Überblick verschaffen, ehe sie sich womöglich auf eine Seite schlug und anfing zu argumentieren.

    Die Ansichten des Alter waren wohl von Betrachter zu Betrachter sehr unterschiedlich. Septima hätte beinahe erleichtert aufgeatmet, als Macer meinte, der Aurelier sei ende des vierten Lebensjahrzehnt. Das ging so gerade eben noch. Sie hatte schon befürchtet, dass Ursus mehr im Alter von Durus wäre, und das hätte ihr nicht so sehr behagt. Wobei ein Mann in den Vierzigern durchaus seine Vorzüge haben konnte. Da kam ihr kurz der durchaus attraktive Flavius Furianus in den Sinn, der in etwas dieses Alter haben mochte.


    Doch alles half nichts, gegen das jungendlich, frische Aussehen von Octavius Macer. So sehr sich Septima bemühte, den Versprochenen in gutem Licht da stehen zu lassen; er konnte nicht geben Macer bestehen, denn das Herz schmiss alle logischen Argumente über Bord.


    Lächelnd schaute sie Macer an und es dauerte einen Moment ehe sie das Ausmaß seiner Worte vollends begriffen hatte. Erschrocken erhob sich Septima und trat noch einen zusätzlichen Schritt zurück und schaute auf den Mann herab, den sie liebte. „Du willst was?!“ fragte sie fast schon geschockt nochmal nach. „Das…“ Die Brust der jungen Frau hob und senkte sich, im Rhythmus ihrer aufgeregten Atmung, die Septima versuchte zu beruhigen. „Macer, bitte, das… Ich halte das für keine gute Idee.“ Sie wusste einfach nicht, wie sie es ihm erklären sollte. Tausend Gedanken gingen der jungen Tiberierin durch den Kopf. ‚Was wenn Durus erfährt, dass ich mich in einen anderen Mann bereits verliebt habe? Sollte ich es ihm nicht selber sagen? Wie würde er reagieren? Hätte er ein Herz für eine Liebeshochzeit?’ Solche und ähnliche Fragen geisterten durch ihren Kopf.


    Würde durch die Offenbarung, wenn Macer dem Consul die Wahrheit sagte, nicht auch seine Karriere in der Politik zerstört? Wenn ihr Onkel diese Verbindung nicht gut heißen würde, dann könnte er dem jungen Mann das Leben zur Hölle machen. "Macer! Er ist zu mächtig. Willst du wirklich gegen den Consul stellen?" versuchte sie an die Vernunft des Octaviers zu appelieren.

    Das konnte ja heiter werden. Noch waren Durus und Laevina nicht verheiratet, aber ein Sohn war schon da. Und dann noch einer, der eindeutig älter wie die zukünftige Mutter war. Septima konnte ihr Grinsen nicht völlig unterdrücken, wandelte es allerdings in ein charmantes Lächeln, welches Aulus galt. „Es ist wirklich schön ein weiteres Familienmitglied hier im Haus zu wissen.“ ‚Und dazu noch so ein hübsches.’ fügte Septima in Gedanken hinzu und versuchte den jungen Tiberier unauffällig zu mustern.


    „Ja bitte Aulus, berichte uns von dir.“ schlug sie in die selbe Kerbe wie Durus und legte sich nun gemütlich zu recht.

    Der Bruder von Senator Vinicius war also jünger gewesen. Na, das lies hoffen, dass die Frau dieses Bruders ebenfalls etwas jünger war, lächelte Septima still in sich hinein. „Vielleicht ergibt sich noch eine Gelegenheit, so dass du mir deine Schwägerin vorstellen kannst.“ schlug sie dem Senator vor und rieb sich kurz über die Arme. Schon wieder wurde ihr kühl im Garten.


    „Dank Providentia ist es gar nicht so weit gekommen. Ein paar der hier anwesenden Männer hat das zu verhindern gewusst.“ warf Septima schnell zum Thema Bärenfutter ein. Es war ein amüsantes, aber auch trauriges Abenteuer gewesen, denn die Tiberia trauerte dem bunten Kuchenbär noch immer nach. Bewundernd lag Septimas Blick auf der jungen Iunia. Sie beugte sich kurz vor zu ihr und flüsterte ihr zu. „Serrana, Serrana, so wie du heute gekleidet bist, müssen doch alle Männer verrückt werden in deiner Gegenwart.“ Das dies bei Sedulus sogar tatsächlich der Fall war, konnte ja keiner ahnen.


    „So, das Haus deines Onkels… Dann sollte er wohl ein Auge auf die Tänzerinnen haben, die soeben in seinem Haus verschwinden.“ trieb Septima das Spielchen noch ein wenig weiter und grinste den Germanica zurück an.


    „Calvena!“ rief die junge Tiberia erfreut aus als die Angesprochene zu ihnen trat. „Ich bin noch immer ganz hingerissen, von deinem Gesangsauftritt. Ein sehr stimmungsvolles Lied.“ sprach Septima ohne Scheu ihr Lob aus. „Und diese Feuereinlage… Dazu fehlen mir die passenden Worte um dieses Spektakel zu beschreiben. Du kannst Senator Vinicius fragen, wie beeindruckt ich von der Vorführung war.“ wies sie auf den neben sich stehenden Senator hin und dachte dabei an die kleine Eskapade, wo sie sich vor dem Feuerstoß erschrocken hatte und gegen den Vinicia gestoßen war. „Es wird schwer werden, diese Feier noch zu übertreffen.“ setzte Septima noch hinzu. „Ach! Kennt ihr zwei euch schon?“ fragte sie dann schnell noch an Calvena und den Senator Vinicius gerichtet, bereit dazu, die beiden einander vorzustellen, oder es dem anderen anwesenden Mann, Sedulus, zu überlassen.