Beiträge von Tiberia Septima

    Macer kam ihrer Aufforderung nach und setzte sich wieder zu ihr auf die Bank. Nun passte kein kleines Kind mehr zwischen die beiden Erwachsenen. Septima rückte anstands halber noch ein Stückchen von ihm weg, obwohl ihre Augen beständig in seine blickten. Es folgte ein weiterer Kuss und Septima hob ihre Hände, um sie mit einem Seufzen auf seine Brust zu legen. Sie wollte nichts weiter, als diesen einzigartigen Moment zu genießen. Endlich wurde sie geliebt.... Erst jetzt bemerkte die junge Tiberia, wie sehr sie sich nach Liebe gesehnt hatte.


    Plötzlich war das eine Stimme... eine Person... Septima fuhr mit einem erschrockenen Laut von Macer zurück und dreht ihm sofort den Rücken zu, denn die Person die gesprochen hatte, stand hinter dem Octavier. Für nichts auf der Welt wollte sie wieder zum Gesprächsthema oder gar zum Gespött der Leute werden. Wer auch immer plötzlich in diesem abgelegenen Teil im Garten war, er sollte sie nicht erkennen. War das überhaupt noch möglich? Wer hatte alles gesehen, dass sie nach draußen in den Hortus gegangen war? Wer war die Person, die hier plötzlich aufgetaucht war? Angst kroch in Septimas Nacken empor und zerstörte die wild umher schwirrenden Schmetterlinge in ihrem Bauch und ihrem Kopf. 'Ihr Götter, bitte steht mir bei.' flehte sie still.

    Septima wußte gar nicht wie ihr geschah. Sie sah das Gesicht von Macer immer näher kommen und war selbst nicht in der Lage, vor ihm zurück zu weichen. Seine Augen hielten sie gefangen. Dann schloss er diese und Septima tat es ihm gleich. Im nächsten Moment spürte sie weiche, warme Lippen auf den ihren. Es war ein sehr zärtlicher und kurzer Kuss und ihre Augen öffneten sich erst, als Macer bereits aufgestanden war. Ein leises, gefüstertes „Macer?!“ war das einzige, was sie in ihrem Gefühlschaos in der Lage war, zu sagen.


    Sie hob ihre Hand in seine Richtung. Das Kribbeln auf ihren Lippen, in ihrem Bauch, in ihren Händen... es war einfach überall. Er hatte sie überrumpelt, aber es war ein so schönes Gefühl, dass Septima ihm einfach nicht böse sein konnte. „Es... muß dir nicht leid tun.“ Endlich hatte sie ihre Stimme soweit wieder unter Kontrolle, dass sie sprechen konnte. Septima blieb aber lieber sitzen, denn sie traute ihren Beinen nicht zu, sie in diesem Moment zu tragen. War das echt? Oder spielte der Octavier nur mit ihr? War das alles von ihm geplant? Nein, soetwas würde Macer niemals tun. „Bitte, setzt dich wieder zu mir.“ forderte sie den jungen Mann auf und klopfte mit ihrer Hand auf den Platz, an dem er gerade eben noch gesessen hatte.

    „Du hast wirre Gedanken?“ fragte sie leise nach und betrachtete Macers Gesicht in der Dunkelheit. „Aber... ich... wieso?“ Septima schüttelte den Kopf. Nun hatte der junge Octavia es geschafft. Sie war verwirrt. „Ich weiß nicht was du meinst, Macer.“ sprach sie leise und resigniert. Wenn sie doch nur jemanden hätte, mit dem sie über diese Situation sprechen könnte. Ihr Blick ging wieder zu ihren Händen im Schoß. Da war dieses warme Gefühl, wenn sie irgendwo auf Octavius Macer stieß und sie sich zufällig trafen, und da war... ja, auch ein Kribbeln. Hieß das also das sie in ihn verliebt war? Ja!


    Es überkam Septima wie eine Offenbarung. 'Ja! Ich bin verliebt.' Hätte sie am liebsten in dem Moment hinaus geschrien, aber ihre Erziehung war gut gewesen, somit war einzig am Leuchten ihrer Augen zu erkennen, was in ihrem Inneren vor sich ging, allerdings nicht deutlich nach außen drang. „Ist das so klug, wenn wir darüber reden?“ fragte sie schuldbewußt und schaute wieder den neben sich sitzenden Octavia an.

    Da Durus zu sehr in das Gespräch mit dem anderen Senator vertieft war, wiß Septim ihren Leibwächter an, ihr einen guten Platz zu suchen. Gerade als sie ihm folgen wollte, entdeckten ihre braunen Augen Purgitius Macer, den Mann ihrer Großtante Albina. Und ein Platz war auch noch neben ihm frei. Aber bestimmt war der für seine Frau bestimmt. „Baldemar? Da lang.“ wiß sie ihren Sklaven an und trat kurz darauf zu Macer.


    „Purgitius Macer!“ begrüßte sie ihn mit ihrer lieblichen Stimme. „Ist deine Frau ebenfalls hier?“ erkundigte sie sich zunächst.

    Amüsiert funkelten ihre Augen den Onkel an. „Wieso denn nicht?“ zog sie ihn noch ein wenig auf, und schaute an sich selbst herab. Na gut, ihr Körper zeichnete sich deutlich unter dem Stoff ab. „Mhm... na gut. So sollte ich wirklich nicht ohne Begleitung ausgehen.“ Ihr glockenhelles Lachen erklang. „Ich war gerade mitten in einer Anprobe, als der Sklave mir deine Bitte überbrachte. Und wenn das Familienoberhaupt ruft, dann eile ich selbstverständlich sofort herbei, egal wie widrig die Umstände sind.“ erklärte sie ihm freimütig. Derweil lehnte sich Septima zurück, die Arme locker auf die Stuhllehnen gelegt und winkte einem Sklaven, damit er ihr verdünnten Wein bringe. Ihre Augen beobachteten Manius, ob er sich, trotz dem er ihr Verwandter war, vielleicht durch ihr Aussehen aus der Ruhe bringen lies.


    „Was gibt es denn, weshalb du mich sprechen wolltest?“ fragte sie nun doch neugierig geworden nach und nahm vom Sklaven ihren Becher Wein entgegen. Genüsslich trank sie einen Schluck.

    Ein Sklave aus dem Atrium klopfte kurz an die Tür des Tablinium als er die junge Herrin herannahen sah und öffnete ihr anschließend die Tür.


    Lächelnd betrat Septima den Raum. „Du wolltest mich sprechen, Manius.“ Ohne groß auf seine Aufforderung zu warten, trat sie näher und setzte sich auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch. Das ihre schlichte Seidentunika fast schon mehr enthüllte, als sie verbarg, fiel der jungen Frau überhaupt nicht auf.

    Der Wunsch ihres Onkels, überbracht durch einen Sklaven, erreichte Septima gerade bei der Anprobe einer neuen Abendrobe. Inzwischen war ihr Bestand an Tuniken und Pallas erschöpft und sie brauchte dringend neue Kleider. So kam der Sklave in den Genuss, die junge Tiberia völlig unbekleidet vorzufinden, was diese nicht im geringsten störte. Während er seine Nachricht überbrachte, ließ sich Septima von ihrer Serva Frija in die nächste Tunika helfen. Es war eine aus Seide, dem wunderschön anschmiegsamen Stoff, den sie hier in Rom das erste Mal erworben hatte und der der Grund für ihre Nacktheit war, denn Seide fühlte sich direkt auf der Haut an, als wenn man beständig sanft gestreichelt würde.

    „Oh, hat mein Onkel denn gar nicht gesagt warum?“ fragte sie noch den Sklaven ehe er wieder davon eilen konnte.


    „Nein, Domina, dass hat er leider nicht.“ erwiderte dieser und verließ erst auf ihr Nicken hin das Zimmer.


    „Das wird hoffentlich nicht lange dauern. Frija! Gib mir meine Hausschuhe, ich werde eben runter gehen und gleich wieder kommen.“ befahl Septima in herrischem Ton ihrer Serva. Frija half ihrer Herrin in die wärmenden Schuhe und legte Septima noch ein wollenes Tuch über die Schultern. Dann ging Septim, nur mit der Seidentunika, den Schuhen und dem Schultertuch bekleidet zum Tablinium.

    Der Senator an Celerinas Seite ließ sich durch einen Sklaven vorstellen. Aurelius Corvinius und Flavia Celerina... Da klingelte doch etwas in Septimas Hitnerstübchen. In dem Moment fiel endlich das As. Auf der Cena ,zu Durus Kandidatur, da waren die beiden ebenfalls eingeladen gewesen. Zwar wurde die junge Römerin dem Senator nicht vorgestellt, aber mit seiner Frau hatte sie sich kurz am Tisch unterhalten. Septima rügte sich selbst für ihr Abgelenktheit dass sie die Personen nicht gleich erkannt hatte. Und das diese Septima nicht erkannten, lag bestimmt daran, dass sie keine Trauerkleidung und keinen Schleier mehr trug.


    Die überschwängliche Begrüßung ließ die junge Tiberia in Anbetracht der Opferzeremonie lieber weg und nickte dem Sentor mit einem charmanten Lächeln zu. Ihre Augen blickten den Mann dabei sehr intensiv an. Dies konnte ein williger Mann schon fast als Einladung – für was auch immer – auslegen. So wie der Aurelier sie angesehen hatte, hatte er wieder wett gemacht, was er sich zuvor durch sein Desinteresse bei Septima verscherzt hatte. 'Männer sind doch alle gleich.' dachte die junge Frau bei sich und war sich sicher, dass sie sogar einem verheirateten Mann den Kopf verdrehen konnte, wenn sie es denn wollte. Aber gerade hier und jetzt wollte sie nicht.


    Flüsternd, und mit einem Auge noch bei Corvinius, erwiderte Septima. „Es freut mich ebenfalls, Flavia Celerina.“ Nun blickte Septima die Aurelia komplett an. „Allerdings hatten wir schon einmal das kurze Vergnügen uns kennen zu lernen. Es ist mir zunächst ebenfalls entfallen, aber du warst mit deinem Mann zur Cena im Hause meines Onkels. Er hatte seine Kandidatur zum Consul bekannt gegeben. Du erinnerst dich?“ Ein kurzes Augenzwinkern folgte und nun lag Septimas Aufmerksamkeit voll und ganz bei Celerina. Wenn sie die Patrizierin anschaute, mußte sie nicht zu sehen, wie die armen Tiere ihr Leben ließen und das rote Blut sich über den Opferplatz verteilte.


    Bei der eintretenden Stille konnten sie jedoch ihr Gespräch vorerst nicht weiter fortsetzten, so dass Septima ihren Blick überall hin lenkte, nur nach Möglichkeit nicht zu den Opfertieren. Wie konnte ihr Onkel dem ganzen so ruhig beiwohnen? Es schauderte die junge Frau.

    Während sich die angerempelte Dame zu ihr umdrehte, schien der Mann neben ihr kaum Notiz von Septima zu nehmen. Dies störte die junge Tiberia fast mehr als der Schnitzer mit dem stolpern. In der kurzen Zeit, die sie nun hier in Rom weilte, war sie recht eitel geworden und der Ansicht, sie könne jedem Mann den Kopf verdrehen, wenn sie nur wollte. Dachte sie zumindest.


    Baldemar, und der andere herbei geeilte Sklave, ließen Septima wieder los und diese schaute leicht verlegen zu der Dame, welche sich gerade vorstellte. 'Na sieh mal einer an.' dachte Septima bei sich. 'So lerne ich noch mehr aus dem Hause Flavia kennen. Welch glückliche Fügung.' Sie strich sich mit den Händen kurz über die dunkle Palla und schaute dann lächelnd Celerina an. „Welch glücklicher Zufall. Mein Name ist Tiberia Septima. Es freut mich sehr, ein weiteres Familienmitglied aus dem Gens der Flavia kennen zu lernen.“ erwiderte sie galant. „Und nein, mir ist nichts geschehen. Danke der Nachfrage.“


    Gerade wollte Septima dazu ansetzen, sich nach Flavius Furianus und dem Verwandtschaftsverhältnis zu Celerina zu erkundigen, da gingen die Türen des Tempels auf und ihr Onkel trat mit Marcellus zusammen aus dem Bauwerk. „Ich fürchte wir müssen unsere Unterhaltung auf etwas später verschieben.“ flüsterte sie schon fast der Flavierin zu und wand ihre Aufmerksamkeit der Opferzeremonie zu. 'Jetzt folgt der gar nicht so schöne Teil.' schoß es ihr durch den Kopf und Septimas Blick lag mitleidig auf den armen Stieren.

    Na endlich lächelte der junge Octavia wieder. Dieses erwiderte Septima mit einem offenen und herzlichen Lächeln. „So gefällst du mir schon wieder besser, Macer.“ Wenn sie ihn weiterhin so gut aufmuntern konnte, und ihm die frische Luft gut tat, dann könnten sie bestimmt bald wieder hinein gehen. Hier hinten, im dunkleren Teil des Gartens, war es ein wenig kalt, denn immerhin neigte sich das Jahr langsam dem Ende entgegen und Septima fröstelte kurz ein wenig, denn ihre Stola hatte sie am Eingang der Casa Germanica abgegeben.


    Seine nächste Frage brachte sie allerdings entgültig in Verlegenheit. 'Was sage ich ihm jetzt? Die Wahrheit? Nein!' Viel zu froh war die junge Frau, dass sie ihre schreckliche Kindheit hinter sich gelassen hatte, als das sie jemals wieder darüber sprechen wollte. Viel zu oft war sie gehänselt und verspottet worden, so dass Septima früh ein stilles und in sich zurück gezogenes Kind geworden war. Erst nachdem sich ihre äußere Erscheinung zum Besseren gewandelt hatte, kam auch das Selbstvertrauen der jungen Frau. Und auch Macer trug unbewusst zur Stärkung ihres Selbstvertrauens bei, indem er sie als wunderschön bezeichnete.


    Doch seine Frage nach der Liebe war es, die sie erröten ließ. „Ich... weiß nicht wie es ist verliebt zu sein.“ gab sie recht leise zu. Ihre Augen hatte sie niedergeschlagen und schaute erst nach ihrer Antwort langsam wieder auf und zu Macer. Es fiel ihr sehr schwer, still sitzen zu blieben und auch nicht ständig mit ihren Händen im Schoß zu spielen. Was dieses Kribbeln, welches sie empfand wenn sie dem jungen Octavier in die Augen schaute, ein Zeichen für Verliebtheit? Bisher hatte sie niemanden gehabt, mit dem sie über diese Gefühle hätte sprechen können, weshalb sie sich sehr unsicher fühlte. Außerdem würde es sich nicht schicken, wenn sie gegenüber einem Mann, und dann auch noch einem Peblejer, so offen wäre.

    So aufmerksam ihr Leibwächter auch war, konnte Baldemar nicht alles voraussehen, und somit auch nicht, dass seine Herrin kurz ins straucheln geriet und stolperte. Dabei rempelte sie eine junge Patrizierin an, die neben einem stattlichen, an der Toga zu erkennenden Senator stand und ebenfalls der Opferung beiwohnen wollte. „Hoppala...!“ entfuhr es Septima während bereits der starke Arm des Germanen nach ihr griff um das schlimmste zu verhindern.


    Dem beherzten eingreifen ihres Sklaven verdanke es die junge Tiberia, dass sie nicht mit samt der anderen Patrizierin zu Boden ging. Was hätte das für einen Anblick geboten? Nicht auszudenken. Nach dem sie sich wieder gefangen hatte, lächelte Septima das Pärchen entschuldigend an. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung für meine ungeschickte Art.“ Hoffentlich waren ihr Celenerina und Corvinius nicht böse. 8)

    Sim-Off:

    Räusper, räusper… Ich gehe mal davon aus, dass ich Priscas Namen aufgeschnappt habe.


    Die Frage der Duccia zauberte ein Lächeln auf Septimas Lippen. „Ja, ich war auch bei der Bärenjagd, allerdings auf der anderen Seite wie ihr.“ erklärte sie freundlich. „Ich war die Person, die versucht hat den bunten Bären zu füttern.“ Alleine der Gedanke daran, dass sie den Bären mit Honigkuchen beworfen hatte, ließ die junge Tiberia laut lachen. „Das muß zu komisch ausgesehen haben,… ha ha…, wie ich den Bären mit dem Kuchen beworfen habe. Als ob ich damit hätte etwas erreichen können.“ Eine abwertende Geste mit der Hand folgte, die deutlich machen sollte, wie sinnlos und womöglich gefährlich ihr Vorgehen gegen den Bären gewesen war.


    Eine Aurelia, stellte Septima erstaunt fest. Bereits an den Halbmonden hatte sie erkannt, dass Arvinia und sie nicht die einzigen Patrizierinnen hier waren. Aber Prisca schien an diesem Reitausflug tatsächlich teilnehmen zu wollen, so hatte es die junge Tiberia zumindest aus dem Gespräch entnommen. ‚Was wohl ihr Vater, oder sonstiger Vormund dazu sagen wird?’ fragte sie sich unweigerlich. Doch dem Gesicht von Septima waren diese Gedankengänge nicht anzusehen.


    „Ich bin ebenfalls erfreut, so viele nette Damen der römischen Gesellschaft kennen zu lernen.“ erwiderte sie galant. Noch bevor Septima ihre Neugier in Bezug auf den Reitausflug stillen konnte, ergriff Serrana das Wort und bat sie alle zur Cena Platz zu nehmen. „Wollen wir?“ fragte Septima in die Runde und hielt mit den Augen Ausschau nach ihrem jungen Kavalier. Ob Macer sie zu den Klinen führen würde?

    Septimas Augen funkelten, als sie Macer anschauten. „Du verträgst das ausländische Essen nicht?“ wiederholte sie und ein freches Lachen folgte. In Macers Gegenwart fühlte sie sich so wohl, das die junge Frau sich immer mehr entspannte und deshalb auch lachen konnte. „Ach komm, dass kannst du deiner Großmutter erzählen. Du hast noch nicht einen Bissen zu dir genommen.“ zog sie ihn auf. ‚Und ich selbst auch noch nicht.’ Ein kurzes ziehen im Magen, machte ihr deutlich, dass es einen Grund gegeben hatte, weshalb sie ins Triclinium gegangen waren. Aber Septima wollte ihren Freund nicht hier alleine sitzen lassen.


    Seine Frage allerdings überraschte sie. „Ähm… Wie kommst du darauf?“ stellte sie geschickt die Gegenfrage. Ihr Herz fing an schneller zu schlagen und Septima faltete ihre Hände ineinander, damit sie nicht unruhig mit ihnen herum spielte. ‚Wieso fragt er das? Könnte es sein, dass…’ Wieder ging ihr Blick über den sie umgebenden Garten. War niemand hier? Waren sie wirklich… alleine? Bestimmt würde ihr Onkel eine solche Verbindung nicht gut heißen, oder? ‚Oh Septima, du dummes Ding! Schlag dir das aus dem Kopf!’ wiß sie sich selbst still zu Recht und wartete aber gespannt und mit klopfenden Herzen auf Macers Antwort. Dabei war sie sich ihrer Gefühle für den jungen Octavia noch nicht einmal selbst sicher. Septima wußte lediglich, dass sie sich in seiner Gegenwart äußerst wohl fühlte und er immer eine gewisse Wärme in ihr hervor rief.

    Septima hatte sich direkt zum Tempel des Iuppiter bringen lassen, wo das heutige Opfer der Consuln stattfinden sollte. Eine beträchtliche Menschenmenge hatte sich bereits eingefunden, aber Baldemar sorgte, gemeinsam mit ein paar anderen Sklaven dafür, dass niemand zu nah an seine Herrin heran kam. Menschenmenge bargen immer viele Gefahren, zumal die obere Schicht, der seine Herrin angehörte, gerne als Ziel für Attentate oder ähnliches herhalten musste. Somit war Baldemars Aufmerksamkeit doppelt geschärft.


    Bewundernd ging ihr Blick über den hübsch geschmückten Tempel. Mit den Augen verfolgte Septima, wie ihr Onkel die drei weißen Stiere betrachtete und einmal um sie herum ging. Dann gingen Durus und sein Collega in den Tempel hinein und die Türen schlossen sich. Nicht zum ersten mal fragte sich Septima, was im Inneren des Tempels nun geschehen würde.

    Und wieder lag eine Veranstaltung zur Unterhaltung der Bürger Roms an. Septima konnte es nicht glauben. Kaum eine Woche verging, in der nicht irgend eine Feierlichkeit, Cena, Opferung für die Götter oder sonst ein besonderes Ereignis statt fand. Seit dem sie in Rom weilte, hatte die junge Frau so viel Zerstreuung wie noch nie in ihrem Leben. Und Septima stürzte sich mit Begeisterung auf alle Veranstaltung, denn sehen und gesehen werden, so lautete ihre Devise.


    Mit etwas Überredungskunst, hatte sie ihren Onkel Durus dazu bewegen können, mit ihr zusammen zu den Naumachie des Annaeus Modestus zu gehen. Zwar hatte der Senator nicht besonders viele Worte mit ihr auf der Cena Candidati von Durus gewechselt, aber er war ihr trotzdem sympathisch gewesen, weshalb Septima doppelt gerne zu seiner Veranstaltung wollte.


    Kaum hatten sie den Ort des Geschehens betreten, wurde Durus bereits von einem Senator in ein Gespräch verwickelt, noch ehe sie sich einen geeigneten Platz suchen konnten. Septima stand etwas verloren ein paar Schritte von den Senatoren entfernt. Ihr Leibwächter Baldemar, stand dicht bei ihr. Suchend ließ die junge Frau ihren Blick durch die Arena gleiten. Wo wäre ein guter Platz? Große Augen bekam sie, als sie die geflutete Fläche sah, auf der die Schiffe schwammen. Irgendwie hatte Septima eine ganz andere Vorstellung von einer Naumachie gehabt. Sie hatte mehr an eine Art Theateraufführung gedacht, wo die Schiffe nur als Kulissen dargestellt wurden, aber eine richtige Seeschlacht?

    Irgend etwas war mit Macer nicht Ordnung. 'Ich mach dir nur deine Stimmung kaputt.' Nach seiner Aufforderung setzte sie sich neben ihn auf eine steinerne Bank. Wäre es Tag, hätten sie bestimmt einen guten Blick über einen schönen Garten, aber in der Nacht und bei Mondschein waren nur Schemen zu erkennen. „Aber was ist denn mit dir? Hast du ein flaues Gefühl, weil du noch nichts gegessen hast? Oder war es eben das Essen, welches dir unwohl werden ließ?“ fragte sie weiter. Besorgnis klang aus ihrer Stimme. Sicher wollte Septima gerne wieder hinein gehen, aber was wäre das Fest ohne Macer an ihrer Seite? Sie fühlte sich wohl in seiner Gesellschaft und wollte ihm nun helfen.


    „Wir können doch einen Moment gemeinsam hier sitzen, die...“ Septima schnupperte kurz. „... die mehr oder weniger gute Luft Roms atmen und die Sterne betrachten.“ schlug sie fröhlich vor. Ihre Hände hatte sie sittsam in ihren Schoß gelegt und zwischen sie und Macer passte bestimmt noch die kleine Sabina auf die Bank.

    Macer hatte sich also Germanicus Sedulas verpflichtet. 'Ein weiterer Makel der meinem Onkel böse aufstoßen würde.' dachte Septima traurig. Innerlich seufzte sie auf. „Also verstehst du dich gut mit den Germanica?“ fragte sie weiter nach. Germanica Calvena war eine sehr nette Person und ihr offenes und freundliches Wesen war sehr einnehmend, so dass es Septima sehr schwer fiel, zu verstehen, dass ihr Onkel mit den Germanica im allgemeinen nicht gerne viel zu tun hatte.


    „Ich weiß ja nicht was du für den heutigen Tag noch geplant hast, aber ja, ich würde mich freuen ein paar deiner Gäste kennen zu lernen. Ein wenig Zeit habe icvh noch, ehe ich zu der Feier meines Onkels zurück muß.“ erwiderte sie lächend.

    Zunächst konnte sie den jungen Octavia nicht entdecken. Aber sie hatte deutlich sehen können, dass er in den Hortus gegangen war, also würde er hier irgendwo sein. Die vielen Fackeln an den Wegen und in den Beeten beleuchteten Septima den Weg, während sie durch den Garten schritt. 'Ist das überhaupt richtig was ich hier mache?' fragte sie sich unweigerlich. Je weiter sie in den Garten ging, um so weniger Fackeln standen hier. Dann sah sie ein Schemen eines Menschen vor sich. War dies der Gesuchte? Oder nur ein Sklave?


    Eine Stimme erklang, die Septima wohl vertraut war. „Macer? Wieso bist du hier draußen?“ Langsam trat die Tiberia näher. Ein kurzer Blick zurück zeigte ihr, dass sie sich sehr weit vom Atrium entfernt hatten und sich nun im dunklen Teil des Gartens befanden. „Möchtest du lieber alleine sein? Soll ich wieder hinein gehen?“ fragte sie besorgt nach. Ging es ihm nicht gut?

    Pferde? Das Gespräch drehte sich um Pferde? Nun gut, geduldig wartete die junge Tiberia, bis man sich ihrer annehmen würde. Auf Serranas Frage, ob sie noch genügend zu trinken habe, warf Septima einen Blick in ihren Becher. „Das ist sehr aufmerksam von dir, Serrana, aber ich habe noch genug zu trinken, vielen Dank. Soweit ich sehen konnte, habt ihr eine sehr hübsche Casa.“ erwiderte sie höflich. Fast hätte sie noch die Frage nachgeschoben, 'Aber Hunger hätte ich. Wann fängt denn das Essen an?' aber sie konnte sich gerade noch beherrschen. Wobei ein paar kleine Häppchen, Oliven und etwas Brot oder kaltes Hühnchen, jetzt durchaus angebracht wären. Wie lange standen sie nun schon herum?


    Sim-Off:

    Ich habe den Überblick verloren !!! Wurde Septima schon Aurelia Prisca und Duccia Clara vorgestellt? Wenn ich mich nicht irre, stehen wir jetzt alle beieinander.


    Das weitere Gespräch verfolgend, schnappte Septima auf, dass es wohl um einen Ausflug der drei Damen, Serrana, Clara und Prisca ging. Wohl auf dem Rücken von Pferden. 'Pfff... was für eine frivole Art des Zeitvertreibs. Pferde sind für die Soldaten da, aber nicht für Damen.' Trotzdem lächelte Septima freundlich und nickte hin und wieder, um so zu tun, als ob sie das Thema interessieren würde. Immerhin war sie nicht so unhöflich, die Konversation zu unterbrechen, um sie in eine andere Richtung zu lenken.


    Es schien eine passende Pause eingetreten zu sein, die Septima sofort versuchte zu nutzen. „Serrana, wo ist denn deine Schwester Narcissa hin? Hat sie noch etwas dringendes vorzubereiten?“ Dabei zwinkerte sie mit einem Auge, denn selbstverständlich hatten auch junge Damen ab und an ein Bedürfnis der natürlichen Art, welchem sie nachgehen mußten. Dann wand sie sich an die anderen beiden Damen. „Salve, mein Name ist Tiberia Septima. Ich glaube wir hatten heute Mittag noch nicht die Ehre uns kennen zu lernen.“ begrüßte sie die Duccia und Aurelia freundlich.

    „Mhm.. jeder für sich? Das kann durchaus Vorteile haben. So kannst du dich auf dein jeweiliges Amt voll konzentrieren.“ warf Septima grinsend ein. „Wer ist denn dein Patron? Kann er dir wenigstens hilfreich zur Seite stehen?“ Das war eine durchaus interessante Frage, denn der Patron eines Mannes konnte viel über seine politischen Möglichkeiten verraten, außer man kannte sich in den höheren politischen Schichten noch nicht so gut aus, wie es bei Septima leider noch der Fall war. Zu wenige Männer waren bereit mit ihr über wirklich wichtige, politische Themen zu reden.


    Das Kompliment des Octavia nahm die junge Tiberia lächelnd entgegen. „Es freut mich, wenn ich dir deine Einsamkeit ein wenig freundlicher gestalten kann.“ Erneut schaute sie sich im Atrium um. Langsam wurde der jungen Frau ein wenig mulmig zu mute. „Willst du dich nicht wieder um deine weiteren Gäste kümmern?“ erkundigte sie sich bei Macer. Bestimmt gehörte es sich nicht, hier so vertraut mit einem Mann zu sitzen, in seinem Haus, und zu plaudern. Vielleicht hätte sie doch eine Anstandsdame mitnehmen sollen? Dann könnten sie hier noch Stunden weiter reden. Verlegen nahm Septima einen weiteren Schluck Wein und stellte den Becher anschließend auf das Tischchen neben der Bank, auf der sie beide saßen.