Gespannt lauschte Septima den Ausführungen von Romana. Ihre Sicht der Stadt, spiegelte sowohl die gute, wie auch die böse Seite einer so großen Stadt wieder. Die Claudia hatte also etruskisches Blut in ihrer Linie. Das war sehr interessant, da den Etruskern viele magische Fähigkeiten nachgesagt wurden. Womöglich war das mit ein Grund, weshalb sie zu den Vestalinnen ging?
Septima erwiderte die Frage von Romana sehr leise, das sie die Zeremonie nicht stören wollte. „Geboren bin ich in Roma, aber meine Eltern zogen auf unser Landgut in Hispania, da war ich noch ganz klein, somit sind meine Erinnerungen an diese wundervolle, aber stinkende Stadt, nicht besonders reichhaltig. Bisher habe ich nur die schönen Seite von Rom gesehen, aber der Weg auf den Aventin führte mich heute durch einen nicht so schönen Teil.“ Die Insulas waren kein besonders schöner Anblick gewesen.
„Oh, nein, nein.“ wehrte Septima sofort die Annahme von Romana ab, sie würde kein Fleisch essen. „Ich schaue nur nicht gerne zu wie die Tiere sterben müssen. Das führt mir nur wieder vor Augen, wie sterblich wir alle sind und… mal unter uns… wir sind noch zu jung um über das Sterben nachzudenken.“ Die Junge Frau zwinkerte ihrer neuen Freundin zu und die offene und manchmal sehr direkte Art von Romana waren geradezu erfrischend. Allerdings musste die junge Tiberia noch lernen, was die Claudia ernst meinte, und was nicht.
„In Ordnung.“ flüstere Septima anschließend. „Ich werde nichts gegenüber Calvena verlauten lassen.“ Wenn die Germanica die Verbindung mit Valerian noch nicht offiziell gemacht hatte, dann würde sie mit einem rausposaunen der offensichtlichen Verliebtheit der beiden noch warten. Immerhin war Septima keines dieser lästigen Klatschweiber und konnte durchaus etwas für sich behalten.
Latschen? Hatte Roman gerade das Wort latschen benutzt? Septima hielt sich die Hand vor den Mund, um während der Prozession nicht laut los zu lachen. Schnell wurde sie wieder ernst, aber ihre Augen funkelten noch immer. „Das tut mir sehr leid, dass du immer laufen musst. Wenn ich es dir jetzt anbieten würde, dürftest du dann in meiner Sänfte mitreisen?“ fragte sie freundlich nach und versuchte wieder ein andächtig-ernstes Gesicht zu bekommen, damit sie nicht zu sehr auffielen am Ende der Prozession. Sollten sie die Sänfte wählen, würden sie zwar noch weiter ans Ende der Prozession zurück fallen, aber dafür wäre der Weg um einiges angenehmer.
„In wie weit ich mit Tiberius Durus verwandt bin? Er ist mein Onkel. Mein Vater, Tiberius Gracchus, war sein jüngerer Bruder, aber dadurch das wir in Hispania gelebt haben, hatte ich nicht wirklich Kontakt zu diesem Zweig der Familie.“ Septima war gespannt worauf Romana hinaus wollte. Immerhin war ihr Onkel ein sehr angesehener Mann und ihre Bekanntschaft mit einer Claudia würde ihm sicher gefallen. Sie nahm sich fest vor, den Namen Claudia Romana demnächst einmal in Durus Anwesenheit fallen zu lassen, um zu schauen, wie er darauf reagierte. Oder vielleicht würde sich später noch eine Gelegenheit ergeben, um die beiden Vorzustellen? „Kennst du ihn? Immerhin ist er einer der Pontifices, und du hast doch bestimmt Kontakt zu ihnen, oder?“ Was die religösen Dinge betraf, war Septima wie ein kleines Kind, von daher wusste sie auch nicht, ob ihre Frage vielleicht völlig überflüssig war.
Leider waren sie als Zuschauer zu weit hinten in der Prozession, als dass sie weiter die tanzenden Auguren beobachten konnten. Auch wenn es komisch war, die Männer in ihren archaischen Rüstungen tanzen zu sehen, so war es ein seltener Anblick, den Septima gerne noch einmal genossen hätte. Wie es wohl im Cirucus Maximus weiter gehen würde?