Beiträge von Tiberia Septima

    Wieder war ein besonderer Tag und so langsam gingen Septima die Kleider für besondere Anlässe aus. Zu den heutigen Ehren trug sie wieder eine schlichte, cremefarbene Tunika und darüber eine Palla in einem Blutrot, welche an den Rändern mit goldenen Fäden in Form von Vögeln verziert war. Ihre Serva hatte ihr die Haare kunstvoll hochgesteckt und an ihren Ohren baumelten ebenfalls kleine goldene Vögel, als ob sie der Tiberia etwas ins Ohr zwitschern wollten.


    Septima stand ein Stück weit von Durus entfernt und beobachtete, wie ihm seine Klienten die Aufwartung machten und mit welcher Würde Durus diese entgegen nahm. Der ein oder andere hatte sogar ein kleines Geschenk für den Consul dabei. 'Wie aufmerksam.' dachte Septima still und lächelte dabei. 'Oh, ich habe gar kein Geschenk für meinen Onkel!' ging es ihr dann durch den Kopf. Die ganzen Feierlichkeiten hatten die junge Frau dermaßen in Beschlag genommen, dass sie noch nicht einmal über einen der Märkte hier in Rom geschlendert war. Dabei bräuchte sie dringend neue Stoffe, um sich die ein oder andere Stola nähen zu lassen. Wie würde dass denn ausschauen, wenn sie demnächst immer wieder in den selben Kleidern herum laufen würde. Doch sie hatte selbst kein Geld. Also würde sie ihren Onkel fragen müssen und der war in letzter Zeit schwierig anzutreffen.


    In ihre eigenen Gedanken versunken, stand die junge Frau da und lächelte weiterhin unablässig und erweckte den Eindruck, als würde ihre ganze Aufmerksamkeit dem Empfang ihres Onkels gelten.

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus


    „Wenn alleine die Anwesenheit einer weiblichen Person deinen Gesundheitszustand bessern läßt, dann solltest du öfters unsere Gesellschaft suchen.“ erwiderte Septima charmant. 'Vielleicht läßt er sich auf eine Einladung zu einem Spaziergang oder einem Treffen auf dem Forum ein.' überlegte die junge Tiberia still für sich während eine weitere Olive verführerisch zwischen ihren roten Lippen verschwand. Innerhalb kürzester Zeit hatte es Septima gelernt, dass sie mit ihrem Aussehen die Männer verwirren oder auf ihre Seite bekommen konnte.


    Mit betroffener Miene lauschte sie Furianus Erklärung seines Gesundheitszustandes. „Wurdest du auch zur Ader gelassen?“ erkundigte sie sich mitfühlend. „Das Meer soll sehr gut sein, wenn du ein Lungenleiden hast, aber wie ich vorhin schon erwähnte, stelle ich mich gerne als Unterstützung deines Medicus zur Verfügung.“ Ein kurzes Zwinkern folgte, denn Septima wollte nicht, das der Flavia dachte, sie würde sich hier öffentlich an seinen Hals werfen, oder er könne mit ihr in einem der vielen Gänge des Domus Tiberia für ein Weilchen verschwinden. Nein, eine solche Frau wollte sie nicht in seinen Augen sein, aber seine Gesellschaft war durchaus angenehm.


    Leider entfernten sich Durus und Lepidus weiter von ihnen, denn die Sklaven brachten ein paar Klinen in Atrium, damit sich die Gäste legen konnten, um das Essen zu genießen. „Ich denke nicht das du meinen Vater kennen wirst. Wir lebten schon seid meinem fünften Lebensjahr in Hispania, und er hat sich nie sonderlich für die Politik interessiert. Das war immer schon Durus Ziel.“ Mit Absicht vermied es Septima, den Namen ihres Vaters zu nennen. Bereits in Rom hatte er viel zu häufig den Freuden des Bacchus gefrönt und sich einen recht zweifelhaften Ruf erworben. Wer Lust zum feiern hatte, der war in der Gesellschaft von Gracchus gut aufgehoben, aber auch seinem Spot ausgeliefert, der immer gemeiner wurde, je mehr er dem Wein zusprach.


    „Wollen wir uns ebenfalls zu Manius und Claudius Lepidus begeben?“ fragte Septima galant und hoffte ein wenig darauf, dass Furianus sie zur Kline geleiten würde. Selbst mit dem ergrauten Haar hatte er kaum etwas von seiner Attraktivität eingebüßt, und Septima umgab sich sehr gerne mit schönen Menschen. „Wie sieht es bei dir mit einer eigenen Familie aus? Gedenkst du dir eine Frau zu ehelichen, sobald es deine Gesundheit wieder zu läßt?“ Dies war eine typisch weibische Frage, aber Septima hatte nicht vergessen, wie Furianus sie hatte abblitzen lassen, als sie sich nach dem Gespräch mit Durus erkundigt hatte. „Oder was planst du für deine weitere Zukunft?“ fügte sie noch etwas umgänglicher hinzu und versuchte somit nochmal in Richtung Politik zu kommen, denn selbst wenn Flavius Furianus nicht für das Amt des Consuls kandidieren wollte, so mußte er weitere Pläne für seine politische Zukunft haben. Sollte sie keine Antwort von ihm erhalten, würde sie eben ihren Onkel mit Fragen löchern müssen.

    Zitat

    Original von Claudia Romana


    Nachdem sie sich erst einmal an die tanzenden Männer gewöhnt hatte, war deren Anblick gar nicht mehr so ungewohnt. Mit ihren archaischen Schilden und Schwertern war es bestimmt auch nicht einfach, dazu die alten Tanzschritte zu vollführen. Doch Claudia Romana und sie gingen zu weit hinten in der Prozession, als dass sie die Salii noch großartig sehen konnte. 'Nun ja, vielleicht noch im Circus Maximus.' dachte sich Septima. Sie hatte bereits als sie das Haus verlassen hatte, einen Sklaven vorgeschickt, der ihr einen guten Platz im Circus Maximus freihalten sollte. Auch wenn die junge Tiberia eine Patrizierin war, so gab es noch viele andere Gleichrangige, und gewiss nicht genügend Plätze. Und sie hatte keine Sonderstellung, so wie Durus, der alleine durch sein Amt einen guten Platz inne hatte.


    Septima strahlte Romana an, als diese sich nach Hispania erkundigte. „Es ist ein sehr schönes Land. Nicht viel anders als Italia. Die Menschen dort sind sehr freundlich und es ist überwiegend warm, und nicht wie in Germanica... wie ich gehört habe.“ fügte sie noch leiser hinzu. „Meine Eltern hatten dort eine Villa Rustica, dort bin ich aufgewachsen. Aber nun bin ich sehr froh, hier im Zentrum unseres Imperiums zu sein. Auch wenn mir nicht jede Ecke von Rom gefällt, so ist hier alles so... aufregend. Jeden Tag ist irgend etwas neues. Und ich war noch nie auf so vielen Festivitäten, wie hier.“ Das junge Gesicht leuchtete vor Freude.


    Ein kurzes Augenzwinkern zeigte Septimas Wohlwollen, dass Romana sie nicht für ein Klatschweib hielt. Obwohl Septima durchaus an den Informationen über die Famililen interessiert war, aber sie würde niemals ein ihr anvertrautes Geheimnis ausplaudern. Und zu vertrauensselig durfte die Tiberia auch nicht sein, ansonsten würde sie im Sumpf von Roms Gesellschaft eines Tages untergehen. Es lag an ihr, den goldenen Mittelweg zu finden und sich selbst immer treu zu bleiben. „Sicher ist es besser, wenn wir der Prozession auf unseren Füßen folgen. Da gebe ich dir absolut Recht, Romana. Aber auf dem Heimweg, da würde ich dir gerne einen Platz in meiner Sänfte anbieten.“ Das war doch ein guter Kompromiss. Jetzt gingen sie und später genossen sie gemeinsam die Bequemlichkeit der Sänfte. Zufrieden glitt ein feines Lächeln über die Züge der jungen Frau.


    Sie kamen am Circus Maximus an. „Wenn du magst, dann komm mich doch mal im Domus meines Onkels besuchen. Er ist häufig zu Hause, also vielleicht hast du Glück, und wir können ihn zu einem kleinen Pläuschen einladen. Ich habe übrigens schon einen Sklaven vorgeschickt gehabt, so dass wir hoffentlich gute Plätze haben werden.“ Informierte sie die Claudia und während sie den Circus betraten, hielt Septima Ausschau. „Ah! Da hinten ist Lichas.“ Sie deutete mit der Hand in die Richtung, wo ihr Sklave hektisch am winken war, da auch er seine Herrin entdeckt hatte. „Komm, bestimmt wird der Platz für zwei reichen, oder mußt du zu den beiden anderen Vestallinnen?“



    Sim-Off:

    Fortsetzung im Circus Maximus???

    Von Calvena erhielt Septima eine zu frieden stellende Antwort und schaute dem Treiben, um die ins Wasser gefallene ältere Dame, aus der Ferne zu. Gerade als sich beide Frauen, Calvena und Septim, wieder dem Triclinium zuwenden wollten, schoß Octavius Macer an ihnen vorbei in Richtung des Gartens. „Oh!“ entfuhr es Septima und sie hielt Calvena noch einen Moment am Arm zurück. „Sagst du bitte den Anderen, dass ich später wieder zu euch ins Triclinium komme? Danke.“ Ein freundliches Lächeln später ging Septima gemessenen Schrittes durch das Atrium zum Hortus, um zu schauen, was Macer ‚gestochen’ hatte.


    Auf ihrem Weg nach draußen, lächelte die junge Tiberia, mit den Kirschroten Lippen, dem ein oder anderen Gast freundlich zu und schenkte auch hier und da mal ein Nicken, sprach aber mit niemanden, sondern ging direkt in den Hortus. Dort blieb sie einen Moment stehen und versuchte erstmal Octavius Macer mit den Augen zu finden.

    Noch während sie zum Triclinium gingen, begenete Septima der bereits erwähnten Tante von Romana. Ein liebreizendes Lächeln aufsetzend, erwiderte sie den freundlichen Gruß der Caudia. „Es freut mich ebenfalls sehr deine Bekanntschaft zu machen, Claudia Ofella.“ Von den Küsschen war die junge Tiberia nicht begeistert. ‚Immer dieser neumodische Kram.’ Dachte sie still für sich, machte das Theater aber brach mit. Noch bevor Septima eine freundliche Einladung aussprechen konnte, ob Ofella sie nicht ins Triclinium begleiten wolle, rauschte diese bereits weiter in Richtung einer Gruppe Senatoren. Septima registrierte erneut den in dunkel gekleideten Mann.


    Romana wurde von Calliphana und Dentatus, dem Schauspieler, zu einer der Klinen begleitet, wo sofort ein Sklave mit einer Schale kaltem Wasser und mehreren Tüchern erschien. Die Vestalin ließ sich beherzt das kühlende Nass auf den Kopf legen und erneute sogar selbst noch einmal das Tuch. „Brauchst du sonst noch etwas, Romana? Wenn du es so gewohnt bist, warum hast du dann nicht den Kopf eingezogen?“ konnte sich Septima die Frage nicht verkneifen.


    „Das Glück? Welches Glück, Macer?“ fragte sie anschließend verwirrt den Octavia und schaute ihn irritiert an. In dem Moment erschien Calvena im Durchgang zum Triclinium, drehte sich jedoch noch einmal Richtung Atrium um. „Cal….“ Und verschwand sofort wieder.


    Noch mehr irritiert schaute Septima in die Rund. „Was ist denn da los?!“ fragte sie und da sie sich noch nicht wieder gesetzt hatte, trat die junge Frau an Macer vorbei und ging zum Durchgang Richtung Atrium. Da sich bereits mehrere Menschen um das Impluvium versammelt hatten, konnte Septima nicht erkennen was genau geschehen war. Abwartend stand sie zwischen den blauen Stoffen und schaute dem Treiben im Atrium zu, um heraus zu finden, was vorgefallen war.

    Gespannt lauschte Septima den Ausführungen von Romana. Ihre Sicht der Stadt, spiegelte sowohl die gute, wie auch die böse Seite einer so großen Stadt wieder. Die Claudia hatte also etruskisches Blut in ihrer Linie. Das war sehr interessant, da den Etruskern viele magische Fähigkeiten nachgesagt wurden. Womöglich war das mit ein Grund, weshalb sie zu den Vestalinnen ging?


    Septima erwiderte die Frage von Romana sehr leise, das sie die Zeremonie nicht stören wollte. „Geboren bin ich in Roma, aber meine Eltern zogen auf unser Landgut in Hispania, da war ich noch ganz klein, somit sind meine Erinnerungen an diese wundervolle, aber stinkende Stadt, nicht besonders reichhaltig. Bisher habe ich nur die schönen Seite von Rom gesehen, aber der Weg auf den Aventin führte mich heute durch einen nicht so schönen Teil.“ Die Insulas waren kein besonders schöner Anblick gewesen.


    „Oh, nein, nein.“ wehrte Septima sofort die Annahme von Romana ab, sie würde kein Fleisch essen. „Ich schaue nur nicht gerne zu wie die Tiere sterben müssen. Das führt mir nur wieder vor Augen, wie sterblich wir alle sind und… mal unter uns… wir sind noch zu jung um über das Sterben nachzudenken.“ Die Junge Frau zwinkerte ihrer neuen Freundin zu und die offene und manchmal sehr direkte Art von Romana waren geradezu erfrischend. Allerdings musste die junge Tiberia noch lernen, was die Claudia ernst meinte, und was nicht.


    „In Ordnung.“ flüstere Septima anschließend. „Ich werde nichts gegenüber Calvena verlauten lassen.“ Wenn die Germanica die Verbindung mit Valerian noch nicht offiziell gemacht hatte, dann würde sie mit einem rausposaunen der offensichtlichen Verliebtheit der beiden noch warten. Immerhin war Septima keines dieser lästigen Klatschweiber und konnte durchaus etwas für sich behalten.


    Latschen? Hatte Roman gerade das Wort latschen benutzt? Septima hielt sich die Hand vor den Mund, um während der Prozession nicht laut los zu lachen. Schnell wurde sie wieder ernst, aber ihre Augen funkelten noch immer. „Das tut mir sehr leid, dass du immer laufen musst. Wenn ich es dir jetzt anbieten würde, dürftest du dann in meiner Sänfte mitreisen?“ fragte sie freundlich nach und versuchte wieder ein andächtig-ernstes Gesicht zu bekommen, damit sie nicht zu sehr auffielen am Ende der Prozession. Sollten sie die Sänfte wählen, würden sie zwar noch weiter ans Ende der Prozession zurück fallen, aber dafür wäre der Weg um einiges angenehmer.


    „In wie weit ich mit Tiberius Durus verwandt bin? Er ist mein Onkel. Mein Vater, Tiberius Gracchus, war sein jüngerer Bruder, aber dadurch das wir in Hispania gelebt haben, hatte ich nicht wirklich Kontakt zu diesem Zweig der Familie.“ Septima war gespannt worauf Romana hinaus wollte. Immerhin war ihr Onkel ein sehr angesehener Mann und ihre Bekanntschaft mit einer Claudia würde ihm sicher gefallen. Sie nahm sich fest vor, den Namen Claudia Romana demnächst einmal in Durus Anwesenheit fallen zu lassen, um zu schauen, wie er darauf reagierte. Oder vielleicht würde sich später noch eine Gelegenheit ergeben, um die beiden Vorzustellen? „Kennst du ihn? Immerhin ist er einer der Pontifices, und du hast doch bestimmt Kontakt zu ihnen, oder?“ Was die religösen Dinge betraf, war Septima wie ein kleines Kind, von daher wusste sie auch nicht, ob ihre Frage vielleicht völlig überflüssig war.


    Leider waren sie als Zuschauer zu weit hinten in der Prozession, als dass sie weiter die tanzenden Auguren beobachten konnten. Auch wenn es komisch war, die Männer in ihren archaischen Rüstungen tanzen zu sehen, so war es ein seltener Anblick, den Septima gerne noch einmal genossen hätte. Wie es wohl im Cirucus Maximus weiter gehen würde?

    „Weilt dein Onkel zur Zeit in der Stadt? Wenn er Curator Viarum ist, dann ist er bestimmt auch viel unterwegs. Ist es da mit unter nicht einsam hier?“ Nun hatte Septima nicht grad ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern, aber immerhin hatte sie Vater und Mutter im Gegensatz zu Macer. Dieser schien hier ziemlich alleine zu leben.


    „Wie sieht es mit weiterer Verwandschaft unter den Octaviern aus? Lebt sonst niemand mehr hier in Roma?“ Das konnte sich Septima kaum vorstellen.

    „Selbstverständlich darfst du.“ erwiderte Septima mit leiser, süßer Stimme auf Macers Frage hin und schaute ihn verliebt an. „Ich freue mich immer über deine Gesellschaft, Macer.“ lächelte sie ihn an und deutete mit ihrer Hand auf den Platz neben sich. Im nächsten Moment ertönte ein Dumpfer Laut und alle Augen gingen in Richtung der Tür. Septima sprang ebenfalls auf, als wolle sie Romana zur Hilfe eilen, hielt dann jedoch in der Bewegung inne und blieb an ihrem Platz. Durchgekommen wäre sie eh nicht, da Macer noch im Weg stand und sie nun an ihm vorbei schauen musste, um die Claudia anzuschauen.


    „Romana! Hast du dich verletzt?“ fragte sie erschrocken nach. Septima hatte eine Hand erhoben und war beinahe versucht sich an Macer abzustützen, um sich doch noch an ihm vorbei zu drängen, ließ die Hand dann jedoch mit einem entschuldigenden Lächeln zum Octavia sinken und wartete, das Roma zu ihnen kam.


    „Wasser! Bringt sofort kaltes Wasser und ein Tuch!“ rief die Tiberia den Sklaven zu. Für den Moment war der Schauspieler völlig vergessen.


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    Erschrocken schaute auch Dentatus zu der riesigen Frau, die gerade versuchte das Triclinium zu betreten. Obwohl es absolut unhöflich war, konnte sich der Schauspieler ein kurzes Grinsen nicht verkneifen, denn das Gesicht der Herrin hatte zu komisch ausgeschaut, als die mit der Stirn gegen den Türsturz prallte. Eiligst rannte er herbei und bot seine Hilfe an. „Kann ich dir behilflich sein, werte Dame?“

    Wie nicht anders zu erwarten, verwehrte ihr der Flavia, auf recht charmante Art und Weise, eine Auskunft über die politischen Belange, welche gerade Gesprächsthema unter den Männern gewesen waren.


    Dann würde Septima wohl doch auf ein etwas weniger politisches Thema zu sprechen kommen. „Schade, dann wohl doch kein Freibrief.“ erwiderte sie und nahm noch ein Stück Käse. Ihre Augen funkelten den Mann frech an.


    „Mein Onkel erwähnte, dass du nicht zum Consul kandidieren wolltest, da es dir nicht so gut ginge. Jetzt, wo ich dir gegenüber stehe, muß ich seine Worte hinterfragen, denn besonders krank erscheinst du mir nicht.“ wechselte Septima das Thema und erneut verschwand eine der Oliven zwischen ihren roten Lippen. „Magst du mir hierrüber Auskunft geben?“ Ihre Augen versuchten in denen Furianus' zu lesen. Gespannt warte sie, ob der Flavia wieder so ausweichend antworten würde.


    Sehr zum Leidwesen der jungen Frau, konnte sie vom Gespräch zwischen Durus und Lepidus nichts interessantes aufschnappen. Die Männer schienen ihr Gespräch unterbrochen zu haben. 'Na egal, ich komme schon noch an meine Informationen.'

    Aufmerksam verfolgte Septima die Begrüßung zwischen Calvena und Calliphana. Was hatte der Kommentar zu bedeuten - 'sieh, da ist deine Calliphana' - den Calvena zu Centho meinte? Und hatte die Furia dem Iulia gerade zugezwinkert? Aber dieser reagierte eher steif auf den freundlichen Gruß der Furia. Nun, sie würde die beiden einfach ein wenig beobachten.


    „Ja doch, so langsam fände ich es angemessen, wenn wir uns zum Essen begeben würden.“ antwortete sie auf Calliphanas Frage lächelnd.


    Noch bevor Septima ihr Vorhaben, Centho und Calliphana ein wenig zu beobachten, kam ihr Calvena dazwischen. Schnell hatte sich diese bei Septima eingehakt und versuchte sowohl sie, als auch Macer von Centho und Calliphana fort zu bekommen. „Ja... natürlich.“ erwiderte die Tibera etwas perplex und ließ sich von Calvena mitziehen. Die Germanica war eine so nette und fröhliche Person, das Septima nicht anders konnte. Schnell war ihre gute Laune wieder hergestellt und sie wand sich noch einmal kurz zu dem Pärchen um. „Lasst euch nicht zu viel Zeit. Bestimmt können wir uns bald auf die Leckereien stürzen.“


    Ihr Blick fiel auf den jungen Octavia, der sie merkwürdig anstrahlte. „Begleitest du uns, Macer?“ fragte sie ihn freundlich und auch ihr Gesicht fing an zu strahlen.


    Zu dritt stießen sie zu der Gruppe um Serrana und Septima nickte erneut freundlich in die Runde. Septima wartete, bis die Iunia das Wort an sie richten würde.

    Sehr zu Septimas Leidwesen, wollte Arvinia sie noch nicht ins Triclinium begleiten. Septima zog einen kurzen Schmollmund, lächelte aber schon im nächsten Moment wieder. „Na gut, dann sehen wir uns später im Triclinium. Und du musst mir berichten, wen es sich lohnt kennen zu lernen.“ bat sie ihre Tante vertraulich mit einem Augenzwinkern.


    Centhos Aussage hingegen ließ die Tiberia kurz stocken. „Hattest du nicht auch für das Amt eines Vigintivir kandidiert, so wie Octavius Macer? Mach dir nichts draus. Wenn es dieses mal nicht geklappt hat, dann bestimmt beim nächsten Mal. Macer könnte dir bestimmt ein paar hilfreiche Tips geben, oder nicht?“ fragend schaute sie den jungen Octavia und frisch gewählten Vigintivir an. Septima wollte den Iulia gerne noch fragen, was er nun mit seiner freien Zeit anfangen wollte, verschob dies jedoch auf später im Triclinium.


    "So spät ist eine Aufnahme in den Orden der Vestallinen noch möglich?" fragte Septima wenig takvoll nach, aber sie war sichtlich überrascht über Romanas Aussage. "So, so, du hast meinen Onkel also geschickt überzeugen können." fügte sie noch grinsend hinzu. Zu gerne wüßte Septima nun, welche Mittel und Wege die junge Claudia eingesetzt hatte, um ihren Vormund von ihrer Aufnahme in den Orden zu überzeugen.


    Die Runde, welche ins Triclinium wechselte, war also etwas kleiner geworden und außer ihr gingen Calliphana, Centho, Valerian, Romana, Sabina und Macer? in das ebenso prachtvoll dekorierte Triclinium. „Schade das Calvena nicht mitgekommen ist. Jetzt kann ich sie gar nicht für die gelungene Dekoration loben.“ meinte Septima froh gemuht und ging auf eine der Klinen zu. Dann fiel ihr Blick auf den Schausteller, der wie eine Statue angemalt und ebenso erstarrt auf seinem niedrigen Sockel stand. „Ohhh… wie entzückend!“ rief die junge Frau aus. „Eine lebende Statue!“ Septima wählte ihren Platz so, dass sie den Schausteller gut sehen konnte und setzte sich zunächst nur.


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    Sofort kam Leben in den Schauspieler. Endlich ein paar freundliche Menschen, denn er seine Kunst vorführen konnte. „Wenn es den bezaubernden Damen und den werten Herren beliebt, so unterhalte ich euch gerne zu eurem Essen mit einem Gedicht oder auch einer kleinen Geschichte, für deren Inhalt ihr mir nur ein paar Stichworte zur Verfügung stellen müßt.“ Mit einer tiefen Verbeugung endete das Angebot des Künstlers und er wartete auf die Reaktionen der Gäste.

    „Tu das.“ pflichtete sie dem jungen Octavia bei, dass sie ihm gerne für seine Redeproben zur Verfügung stand. ‚Hoffentlich recht bald, dann sehe ich ihn wieder.’ hoffte Septima still und lächelte geheimnisvoll.


    „Und dein Onkel ist?“ hackte Septima nach, denn sie war einfach noch nicht lange genug in der Gesellschaft von Rom unterwegs, als dass sie alle wichtigen Personen kennen würde. „Ja, es hätte mich sehr gefreut ein paar neue Bekanntschaften zu machen. Aber mich mit dir zu unterhalten ist auch sehr angenehm.“ Die junge Tiberia fand es nicht schlimm, dass sich die übrigen Gratulanten ins Triclinium oder in den Hortus zurück gezogen hatten. Doch gar so lange wollte sie Macers Zeit nicht mehr in Anspruch nehmen.


    „Wenn du noch anderweitige Verpflichtungen hast, dann musst du diese nicht meinetwegen vernachlässigen.“ bot sie dem jungen Mann einen Ausweg aus einer für ihn verzwickten Situation. Sollte Macer jetzt zugeben, dass er sich um seine anderen Gäste zu kümmern hatte, dann wäre sie ihm deswegen nicht böse. Es war so schon sehr schön gewesen, ihm ihre Aufwartung zu machen.

    Überrascht vernahm Septima die Worte von Romana an Calvena. Die Vestalin befand sich noch in der Ausbildung? Aber wurde man nicht schon als Kind zu den Vestalinnen geholt und ausgebildet? Wie lange dauerte die Ausbildung einer Vestalin? „Sag Romana, wie lange bist du schon bei den Vestalinnen?“ erkundigte sich Septima neugierig.


    Erfreut blickte sie in die immer größer werdende Runde. Bei so viel Zustimmung stand einem Wechsel ins Triclinium nichts mehr im Weg. „Dann laßt uns rüber gehen. Ich bin sehr gespannt wie viel künstlerisches Talent du dort unter Beweis gestellt hast, werte Calvena.“


    Septima wand sich an den neben ihr stehenden Macer. „Lass uns gehen.“ forderte sie den Octavia auf und ging bereits voran. So gern sie es auch getan hätte, konnte sie sich in dieser hohen Gesellschaft nicht so gehen lassen, wie bei ihrem letzten Treffen zu den Ludi Romani, wo Septima sich einfach bei Macer eingehakt hatte und mit ihm durchs Triclinium gegangen war. Nein, dafür waren hier viel zu viele hochgestellte Persönlichkeiten, als das es ihrem Ruf förderlich wäre.


    „Sabina? Lauf doch schon mal vor und reserviere uns die besten Plätze!“ forderte Septima das Mädchen noch auf und wollte sie somit vor den Fängen ihrers Kindermädchens retten.


    Octavius Macer schien über den ruppigen Ton von Septima ein wenig eingeschnappt zu sein, denn seid ihrer Ablehung, dass er sie ins Triclinium begleiten könnte, hatte der junge Mann erneut kein Wort gesprochen. „Und du Macer, möchtest du nicht auch Kindermädchen von der süßen Sabina werden? Das wäre doch auch ein schönes Berufsziel, oder?“ neckte sie den Octavia und lachte, um ihm zu zeigen, dass sie es nicht ernst meinte. Aber der junge Mann sollte endlich wieder so ausgelassen und fröhlich sein, wie er es bei der Cena in der Casa Iunia gewesen war.


    Aus dem Augenwinkel registrierte Septima eine Gruppe von Männern in ihren Senatorentogen. Eine Person stach aus der Menge heraus. Der Mann trug eine dunkle Tunika und sein Gesicht war nicht glatt rasiert, wie es für römische Männer üblich war. Noch immer von ihrem eigenen Scherz belustigt, lächelte die junge Tiberia in die Richtung der Senatoren. 'Hm... in Trauer der Mann. Wen er wohl betrauert?' Sie selbst trug keine Zeichen der Trauer mehr, denn Septima empfand keine Trauer über den Verlust ihres Vaters und hatte die Zeichen früher als üblich entfernt. Doch schon wand sie sich wieder voll und ganz ihrer eigenen, lustigen Gruppe zu und schritt ins Triclinium.

    Noch während sie auf dem Weg zum Sklaven mit dem Essenstablett war, schaute dieser hektisch zwischen der Tiberia und dem Flavia hin und her, denn nun wußte der arme Sklave nicht, wem von beiden er entgegen gehen sollte. Oder wollten sie womöglich gar nicht zu ihm? Doch schon stoppte Septima ihre Schritte bei dem Sklaven. Ihr war nicht entgangen, das Furianus ihr mit den Augen gefolgt war – und das obwohl er der Unterhaltung mit ihrem Onkel folgte – und nun ebenfalls die wenigen Schritte zum Essen zurück legte.


    Lieblich lächelnd begegnete sie dem Senator und ihr war nicht anzumerken, wie sich der Puls der Tiberia beschleunigt hatte, denn Septima war durchaus neugierig auf diesen Mann und seine mysteriöse Krankheit.


    Seine Worte überraschten sie dann aber schon. „Soll das etwa ein Freibrief sein, werter Senator Flavius?“ erkundigte sich die junge Frau freundlich und griff sich von dem Tablett eine weitere Olive und aß diese. Derweil dachte Septima nach. 'Was meint er jetzt wohl. Ob er mitbekommen hat, das wir über ihn und seinen Gesundheitszustand geredet haben? Oh mit Sicherheit, denn wir haben die ganze Zeit zu ihm herüber geschaut.' Doch Septima drehte den Spieß um. „Mich würde schon interessieren, worüber ihr gerade redet.“ gab sie unverblümt ihr ehrliches Interesse kund. Mochte der Flavia auch denken, dass dies eine Lüge von ihr war, so traf das auf die Patrizierin nicht zu. Septima hoffte nur, nebenher noch etwas von Durus Gespräch mit Lepidus aufschnappen zu können. Wie gut das Frauen sich auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren konnten.

    Die Augen der Frauen ruhten auf dem kleinen Grüppchen Männer, zu dem nun auch noch Claudius Lepidus hinzu trat. Oh wie gerne wäre Septima jetzt mit dabei und würde dem Gespräch zuhören wollen. Sie wollte noch nicht mal ihre eigene Meinung, über was auch immer die Männer sprachen, kund tun, nein, sie wollte einfach nur am politischen Geschehen, zumindest mit den Ohren, teil haben. „Nein, leider nicht.“ erwiderte Septima auf Arvinias Frage, ob sie mehr Gründe für die Erkrankung des Flavia sehen konnte. „Ist vielleicht etwas schreckliches in seiner Familie geschehen? Du bist doch schon länger in Rom. Hast du nichts dergleichen aufschnappen können?“ Wenn es eine Erkrankung von innen war, dann konnte diese doch nur seelischer Natur sein, also mußte etwas vorgefallen sein, was den Mann stark belastete.


    In dem Moment drehte der Mann, der momentan der Mittelpunkt des Gespräches zwischen den beiden Tiberierinnen war, den Kopf und nickte ihnen beiden zu. Septima ließ sich davon in keinster Weise aus der Ruhe bringen, sondern ob lediglich ihren Becher ein wenig an und nickte dem Senator ebenfalls zu. Unbeirrt sprach sie weiter mit Arvinia und ließ ihren Blick immer mal wieder zu dem Flavia wandern. „Er scheint gemerkt zu haben, dass er unser Gesprächsthema ist.“ Grinsend zwinkerte sie ihrer Tante zu. „Wollen wir ein Stückchen näher gehen? Vielleicht können wir dann etwas von ihrem Gespräch aufschnappen.“ schlug die junge Tiberia begeistert vor.


    „Sag mal Arvinia, weißt du ob Flavius Furianus inzwischen verheiratet ist? In der Zeit, in der er Statthalter von Hispania war, war er es nicht. Ein Mann wie er sollte nicht so lange ohne eine Frau an seiner Seite sein.“ meinte die junge Frau altklug. Dabei spekulierte noch nicht einmal Septima selbst auf diesen Platz. Nein, es gehörte sich einfach nicht, dass ein so wichtiger Mann für sich alleine blieb. Langsam setzte sich Septima, in Richtung der Gesprächsrunde rund um Durus, in Bewegung. Ihr vermeindliches Ziel war der Sklave, der zwei Schritte von den Männern entfernt mit einem Tablett voller Essenshäppchen stand.

    Höflich erwiderte Septima den Gruß der ihr vorgestellten Damen. An deren traditionellen Kleidung war zu erkennen, dass es sich bei den Frauen ebenfalls um Vestalinnen handelte. Allerdings Vestalinnen, die dem Kult schon länger angehörten. 'Wie lange dient eine Vestalin ihrer Göttin eigentlich?' fragte sich Septima in diesem Moment. Sie würde Romana bei passender Gelegenheit danach fragen.


    „Oh, danke der Nachfrage, Romana. Mir geht es sehr gut. So langsam finde ich mich in Rom auch zu Recht und muß nicht ständig meinen Sklaven hinterher laufen um den Weg zum Domus zu finden.“ scherzte die junge Tiberia, wurde aber sogleich wieder ernst als die Vestalin auf die Opfertiere deutete. „Ja, ich weiß. Ich verstehe nur nicht ganz, warum unsere Götter immer Blutopfer fordern. Weihrauch ist doch auch eine schöne Opfergabe und absolut etwas besonderes.“ Septima machte keinen Hel daraus, dass sie von der Tötung solcher Tier nicht viel hielt.


    Dank der guten Augen von Romana, bestätigte sich Septima Verdacht, dass der Centurio bei den Praetorianern der junge Quintilia war. Und die Claudia verriet sogar noch mehr. „Calvena und er wollen heiraten? Ist das denn schon öffentlich?“ fragte Septima sehr erstaunt und auch sehr leise nach. Hier waren viele Zuschauer und somit auch viele neugierige Ohren.


    Während der Zeremonie schwiegen die Frauen und verfolgten mit den Augen der Entsühnung.


    Erfreut schloss sich Septima zusammen mit Romana dem Zug in Richtung Circus Maximus an. Die Sänfte der Tiberia wurde ganz am Schluss von ihren Sklaven hinterher getragen, so dass sie den Weg zurück nach Hause nicht ebenfalls zu Fuß zurück legen mußte. Auch wenn es sich womöglich gotteslästerlich anhörte, so konnte sich Septima einen Kommentar zu den tanzenden Männern nicht verkneifen. „Findest du es nicht auch merkwürdig, Männer tanzen zu sehen?“ fragte sie Romana in vertraulichem Ton. Das Durus vorne an der Spitze, direkt hinter den beiden Flamines ging, machte Septima sehr stolz auf ihren Onkel. Durus hatte schon sehr viel erreicht in seinem Leben. Hoffentlich würde Septima eines Tages auch einem so erfolgreichen Mann zur Seite stehen. Ob dieser Mann vielleicht ein gewisser Octavia sein würde? Die Röte auf ihren Wangen kam nicht nur vom strengen Wind auf dem Aventin.

    „Das kann ich mir gar nicht vorstellen, dass dir sonst niemand zu hört.“ erwiderte die junge Frau mitfühlend. Es musste doch jemanden geben, dem Macer sich anvertrauen konnte. Ob sie ihm anbieten sollte, so lange er hier in Roma weilte, dass er ihr seine Reden vortragen konnte? Nein, das wäre zu vermessen von ihr, aber andererseits wäre es eine rein freundschaftliche Geste. „Wenn du willst, so kannst du die ein oder andere Rede auch gerne mir vortragen.“ schlug sie ihm nun doch vor und hoffte das er ihrem Vorschlag zustimmen würde.


    Sein Ziel, Senator zu werden, war ein sehr erstrebenswertes Ziel. „Ich hoffe sehr für dich, dass du dein dir gesetztes Ziel erreichen wirst, Octavius Macer. Den ersten Schritt in die richtige Richtung hast du schon geschafft und die weiteren wirst du auch mit bravour bewältigen. Da bin ich mir ganz sicher.“ Absolute Selbstsicherheit schwang in Septimas Stimme mit.


    Dann sprach Macer von Liebe und Vertrauen. Ihre Blicke trafen sich und Septima wurde mit einem mal ganz warm. Liebe. Etwas was für sie, Tochter einer patriezischen Familie, sicher nicht in Frage kam. Doch schon war der Augenkontakt vorbei und auch Septima senkte ihren Blick und schaute in ihren Becher, den sie noch immer in der Hand hielt. Sie hob ihn an ihre Lippen und trank noch einen Schluck.


    „Wer lebt noch mit dir in dieser Casa?“ fragte sie unvermittelt in die kurz aufgekommene Stille hinein. Wo waren nur all die anderen Gäste geblieben?

    Die kleine Sabina grüßte die Tiberierinnen zurück, hatte aber offensichtlich die Frage nach ihrem Vater überhört. Nun ja, so waren Kinder eben. Sie lebten von einem Moment zum nächsten und hier stürmten so viele Eindrücke auf das Kind ein, dass Septima es ihr nach sah und nicht weiter nachfragte. Als Calliphana dann die Männer als Kindermädchen vorschlug, mußte Septima lachen. „Nun Centho, jetzt mußt du dich aber entscheiden, ob du Germancia Sabina als zukünftiges Eheweib haben möchtest, oder lieber ihr Kindermädchen für die nächsten... hm... sagen wir zehn Jahre wirst?“ Es machte so viel Spaß den Iulia zu necken. Schade das Macer so wortkarg war.


    Außerdam traten gerade Germanica Calvena und Claudia Romana zu ihnen. „Salvete meine Lieben.“ grüßte Septima die beiden Frauen freundlich zurück. Die Umarmung erwiderte die junge Tiberia allerdings eher zurückhaltend. Sie waren unter sehr vielen, teilweise auch sehr wichtigen Persönlichkeiten, so dass Septima auf ihr Benehmen achten wollte. Dafür war ihr Lächeln gegenüber Calvana und Romana um so herzlicher.
    „Calvena, ich muß dich loben. Gehe ich recht in der Annahme, dass du den ebenso begabten Künstler beauftragt hast all dieses hier zu gestalten, der auch das Triclinium in der Casa Iunia gestaltet hat? Du mußt mir unbedingt seinen Namen verraten. Eines Tages, wenn ich mich etwas mehr in der Gesellschaft hier eingelebt habe, werde ich bestimmt auch ein Fest im Domus Tiberia geben, da kann ich ein paar hilfreiche Tips gut gebrauchen.“ Septima war wirklich sehr gespannt, wer für dieses Wunder an Dekoration verantwortlich war, denn diese Person mußte sie sich unbedingt merken.


    „Romana, wie schön dich hier zu treffen.“ folgte ebenfalls eine ausführlichere Begrüßung der Claudia. Die Umarmung war auch hier eher flüchtig, aber das Lächeln der Tiberia offen und ehrlich. „Mit wem bist du hier?“ erkundigte sich Septima sogleich, denn es konnte doch nicht sein, dass die junge Vestalin ganz alleine zu diesem großen Fest gekommen war. Und außerdem würde es die Patrizierin sehr freuen, noch mehr Personen aus dem Gen Claudia kennen zu lernen. Es war doch zu schade, dass Durus nicht mitgekommen war. Ihr Onkel hätte sie bestimmt vielen wichtigen Männern und Frauen vorstellen können, so dass sie leichter ins Gespräch gefunden hätte. Aber so ging es vielleicht auch.


    Dann endlich meldete sich auch Octavius Macer zu Wort. Der junge Mann hatte sich tatsächlich in die Dekoration verguckt, oder... Ein kurzer Blick durch den Raum und Septimas Augen blieben an der Feuertänzerin hängen. War der junge Octavia etwa vom feurigen Anblick der Tänzerin so gefangen gewesen. Abschätzend schaute sie Macer an und seine Einladung, sie ins Triclinium zu begleiten, klang in ihren Ohren auch mehr wie eine Ablenkung. „Vielleicht später, Macer. Zunächst würde ich gerne wissen ob uns die ganze Gesellschaft ins Triclinium begleiten möchte.“ Erklärend wand sie sich dann noch an Calvena. „Ich hatte soeben vorgeschlagen, ob wir nicht alle ins Triclinium wechseln wollen, denn die nette Sabina hat uns schon die Nasen lang gemacht von den ganzen Leckereien, die du hast auftischen lassen.“

    Erfreut stellte Septima fest, das sowohl Serrana als auch Calvena sie gesehen hatten und ihren Gruß erwiderten. Leider standen sie zu weit auseinander, als dass sie hätten miteinander sprechen können, so ließ Septima ihren Blick noch ein wenig durch die Menge wandern. Und schon stach eine besonders hoch gewachsene Frau aus der Zuschauermenge hervor. Claudia Romana war ebenfalls zu Feier des Armilustrium gekommen.


    Septima gab Baldemar zu verstehen, dass er ihr den Weg bis zur Claudia frei machen sollte und ging dann zu ihr herüber. „Salve, Caudia Romana.“ grüßte sie die Patrizierin. „Du lässt dir auch nicht diesen feierlichen Moment entgehen? Wieso stehst du nicht auch bei Calvena und Serrana?“ Romana war Vestalin, wieso sollte sie dem Cult nicht direkt beiwohnen können? Nun gut, Septima hatte nicht so die Ahnung vom Cultus Honorum, und desshalb fragte sie auch nochmal nach.


    Gegen den Wind auf dem Aventin zog Septima ihre Palla noch etwas enger um sich. Dann fing die Zeremonie endlich an. Aufmerksam beobachtete sie, wie die Priester zuerst die Opertiere und anschließend jede Abordnung der Soldaten weihte. ‚Die armen Tiere.’ dachte die junge Frau bei sich. Da waren sie schön heraus geputzt worden, nur um demnächst ihr Blut zu vergießen und ihr Leben für die Götter, die diese Tiere geschaffen hatten, auszuhauchen. Es schüttelte die junge Frau alleine bei dem Gedanken daran, das dem Stier oder Eber die Kehle aufgeschlitzt wurde.


    Die hier anwesenden Soldaten wurden stellvertretend für ihre ganzen Kameraden entsünd und während die Priester ihren Ritus vollzogen, musterten die Augen der Tiberia die aufmarschierten Männer. Das Gesicht des Mannes, der etwas abseits seiner Praetorianer stand, kam ihr bekannt vor. Leise wand sich Septima an die neben ihr stehende Claudia und fragte sie flüsternd. „Der junge Mann dort hinten, kommt der dir auch bekannt vor?“ dabei deutete sie möglichst unauffällig auf Valerian.


    Als sich die ganze Abordnung in Bewegung setzte, und zum Schluß auch die Zuschauer sich dem Strom Richtung des Circus Maximus anschlossen, schaute Septima fragend zu Romana. „Wollen wir gemeinsam gehen?“

    „Du hast ganz allein am Meer gestanden und den Wellen deine Rede vorgetragen?“ amüsiert schaute die junge Frau Macer von der Seite her an. Sein Profil war sehr harmonisch und Septima stellte gerade fest, dass dieser Mann unendlich blaue Augen hatte. ‚Wie das Meer zu dem er spricht’. Dachte sie verträumt bei sich, schalt sich aber im selben Augenblick eine dumme Kuh. ‚Septima, hör auf diesen Mann so anzuhimmeln!’
    Ein Lächeln täuschte abermals über ihre Gefühlsregungen hinweg und als Macer fortfuhr und ihr auch noch gestand, wie spannend es im Senat sein konnte, fing die Tiberia an, unruhig auf der Bank umher zu rutschen. „Oh Macer, dass ist gemein von dir!“ schalt sie ihn scherzhaft und berührte ihn leicht am Arm.


    „Was genau ist dein Traum, beziehungsweise dein großes Ziel?“ Wie weit konnte ein Peblejer kommen? War der Praefectus Urbi nicht auch ein Peblejer? Also war für Octavius Macer ebenso alles möglich, was Septima sehr für den jungen Mann an ihrer Seite freute.