Beiträge von Cimon

    Die offene Art von Flora machte es Cimon leicht, über die eigenen Fehler hinweg zu sehen und alles in diesem Augenblick auf sich zu kommen zu lassen. Was sie sagte erinnerte ihn an Dominus Ursus und sich selber. Auch sie vertrauten einander. Inzwischen hatte Cimon sogar das eine unaussprechliche angesprochen...das Zeichen in seinem Nacken. Seine Hand ging auf und er merkte das er nur das einfache Tuch trug. Sollte er hinaus gehen, würde er dies ändern müssen.


    "Das ehrt dich und ich denke dies hast du mit meinem Herren gemein, Domina Flora. Ein Sklave, der einem sehr nahe ist, dem sollte man vertrauen können...und umgekehrt."


    Offene Worte... So offen, wie er es selten tat. Und normalerweise nur seinem Herren gegenüber. Doch schon jetzt merkte er wie sehr er der frau vertrauen konnte. Kurz musste der Nubier an Phaeneas' Worte denken, die ihn auch jetzt warnten, nicht zu schnell zu sehr zu vertrauen. Allerdings gewann ihr Lächeln und das seine... auch wenn er sich vornahm, auf sich und seine Worte sehr genau zu achten.


    Über vorgefertigte Meinungen wusste er auch so einiges zu berichten. Doch er hörte lieber ruhig zu und nickte ebenso ergeben wie ehrlich. Seine Lippen bewegten sich, doch er wusste keine guten Worte zu sagen. Flora schien mit dem was sie sagte so wahr zu haben. Es blieb Cimon nicht vieles, außer dies durch seine Körpersprache zu zeigen.


    Kaum hatte er zugesagt, fing Cimon ihr Strahlen auf und musste es einfach ihr gleich machen. Natürlich bemühte er sich um Ruhe und äußere Gelassenheit, doch was seine Lippen taten, blieb außerhalb seines Einflußbereiches. Die Strähne, die einfach so ihren Posten verließ, sorgte dafür das Cimon kurz ruckte. Schon wollte er sie zurückbeordern, da sah er, wie viel hübscher Flora so aussah. Sicher wäre es in ihrem Sinne, wenn er diese dreiste Strähne einfach übersehen würde. Und dies tat er dann auch mit einem durchaus netten Lächeln.


    Sie wollte also zum Theater? Cimons Blick verriet für einen Augenblick, das er nicht genau wusste, was dort gespielt wurde. Allerdings würde er den Weg dorthin finden können. Das sie ihn mit in ihre späteren Überlegungen mit einbezog, vermutete der Sklave nicht im Geringsten. Er war niemand über den man sich Gedanken machte. Natürlich würde er für Schutz sorgen und seinem Herren später gestehen wie wunderbar es war. Doch er dachte nicht darüber nach wie es wäre mitgenommen zu werden...denn dies war nicht selbstverständlich. Ursus würde ihn auch am Eingang abstellen können, oder in einem Vorraum. Alles war möglich. Je weniger Cimon sich im Vorhinein vorstellte, um so weniger konnte er enttäuscht werden.


    "Natürlich, zum Theater, wie du wünschst, Herrin. Allerdings müsste ich zuvor mein tuch wechseln."


    Er sagte es mit völliger Selbstverständlichkeit. Denn dies war es inzwischen für ihn geworden. Seine Augen versuchten sich immer wieder daran zu erinnern, Flora nicht direkt anzuschauen. Auch die Strähne musste Cimon ignorieren. Dies alles fiel ihm nicht leicht. So konnte er den einen oder anderen Augenkontakt kaum vermeiden. Diesen aber entschuldigte er umgehend mit einem raschen, ergebenen Blick zu Boden. Seinem Herren machte es nichts aus, wenn sie alleine waren, wenn die Situation es erlaubte. Doch bei Flora mochte es anders sein. Was er nicht wirklich glaubte, allerdings machten diese Gedanken seine Fehler nicht richtiger.


    "Möchtest du dich stärken, bevor wir gehen, Herrin?"


    Das war doch eine hervorragende Methode um von sich abzulenken. Diese Begegnung zu meistern erschien Cimon um einiges schwerer als die Rüstung komplett zu reinigen und zu pflegen. Was eher an ihm denn an dem angenehmen Wesen der Herrin lag.

    Das Zwillinge nur wegen ihres Aussehens auch gleiche charakterliche Züge haben sollten, leuchtete Cimon nicht ein. Er nickte um ihre Worte zu bejahen. Denn es schien ihm doch recht unwahrscheinlich das zwei Wesen sich so sehr gleichen könnten, das sie sogar gleich denken und handeln würden. Dann wären sie doch wiederum ein Wesen.
    Leider versuchte die Herrin sich zu verteidigen, das sie niemanden absichtlich an der Nase herumführte. Doch Cimon nickte verständlich und bemühte sich zu zeigen, das er eben dies niemals von ihr denken würde. Und das nicht allein wegen ihres hübschen Aussehens.


    "Ich würde niemals denken, Herrin, das du es mit deineer Schwester zusammen böse mit deinen Mitmenschen meinst, Domina Flora."


    Leicht neikte sich sein Kopf, als er so zu ihr sprach. Ihr Lächeln wirkte ansteckend für den Sklaven. Langsam verlohr er die Angst, aber niemals den Respekt.
    Das sie auch anders sein konnte ahnte Cimon ja nicht. Und selbst wenn er sie jemals anders sehen würde, so könnte er sich dann daran erinnern, das sie eigendlich anders war. Manche Menschen mussten vor anderen, vor Fremden oder in der Familie anders sein, als sie es sein wollen. Das wusste Cimon nur zu gut, denn er beobachtete stehts und ständig seine Umgebung.


    Das seine Hände sanft genug waren, das sie nicht einmal zuckte, erleichterte den Nubier. Ihre Worte zeigten ihm, das es zwar nicht selbstverständlich war, doch er empfand es als Pflich sich entsprechend zu benehmen und zu handeln. Diese Lysandra schien ihm ein wenig...frei im Denken und Handeln zu sein.


    "Dann weiß Lysandra vermutlich nicht, Herrin, das es dir obliegt, zu entscheiden was du wann machst. Dumm ist doch nur der, der eine Dame wegen Stroh im Haar anders ansieht, als er es dürfte, Domina Flora."


    Das auch er damit dumm war, störte ihn wenig. Denn er war es. Eigene Fehler einzusehen war schwer, aber nicht unmöglich. Cimon sah manchmal sogar Fehler, wo keine waren. Was nicht minder dumm war. Das es nicht leicht war eine Aurelier zu sein, konnte Cimon weder unterstützen noch verneinen. So nickte er nur ergeben und versuchte nicht weiter darauf einzugehen.
    Flora meinte also das es nicht schlimm war wenn es ziepte...doch er sah es schon so und war mehr als nur zufrieden, als er erkannte, das er es gut geschaft hatte. Sein Lächeln wurde immer breiter. Doch als er aufsah, hielt sie ihm bereits einen Teil der Rüstung als Spiegelersatz hin. Völlig automatisch, wenn auch eher verblüfft, nahm er es entgegen und hielt das Metall grade so, wie Flora es brauchte. Ihre Brührung sorgte für eine ihm fremde aber durchaus angenehme Wärme. Wie bei Caelyn ... war es die Freiheit, die sich so anfühlte? Cimon war sich nicht sicher, außer das er es angenehm empfand. Seine Augen träumten kurz und er bemerkte das er ihr direkt in die Augen gesehen hatte. Rasch senkte er den Blick.
    Sie schien fertig zu sein, also pollierte er kurz seine Fingerabdrücke weg, um sich ein wenig abzulenken und stellte das Rüstungsteil zurück an seinen Platz. Erst ihre Frage ließ ihn aufsehen.


    "Verzeih Herrin... Ich...ja, ich kann dich gerne begleiten. Was wäre denn das Ziel, wenn ich fragen darf, Domina Flora?"


    Das war gut...ein anderes Thema und seine Augen hatte der Nubier wieder unter Kontrolle. Seine Ruhe kehrte langsam zu ihm zurück, ebenso wie der etwas gradere Rücken. Doch das leichte Lächeln verschwand nicht vollständig, wenn auch ansatzweise. Viel zu viele Fehler hatte er gemacht. Zu oft in ihre grüne Augen gesehen. Flora war aber auch ein solch herzensguter und offener Mensch, das Cimon es schwer fiel nicht ebenso reagieren zu wollen. Was aber, seiner Meinung nach, inakzeptabel war.

    Was nun geschah bot selbst von dem etwas entfernteren Platz aus ein beeindruckendes Schauspiel. Cimon bewunderte die Männer und mit welcher Entschlossenheit, sowie Einheit sie vorgingen. Die Worte des Knechtes neben ihm untermalten noch was er sah. So war es kaum verwunderlich, das der Nubier seine Augen kaum mehr unter Kontrolle hatte und dabei doch nicht alles zu sehen bekam.
    Wobei er seinen Nebenmann immer wieder fragte, was da vor ging und welche Befehle wohl gesprochen wurden, die er nicht hörte. Überraschender Weise gab es sogar Verhalten, das keinen Befehl benötigte sondern wie selbstverständlich erschienen. Cimon musste zugeben, das diese Soldaten, diese Armee sicher von Nichts und Niemanden aufgehalten werden könnte. Denn für ihn waren die Eindrücke um so stärker, war es doch das erste mal, das er soetwas sehen durfte.


    Die Bewunderung für seinen Herren, der all diese Männer befehligte, wuchs von Minute zu Minute. Dabei sah der Knecht ihn immer wieder zweifelnd an. Ab und zu musste dieser etwas nüchternes über das Soldatenleben sagen, damit der Sklave nicht ein völlig falsches Bild bekommen mochte. Denn er selber empfand den täglichen Drill, das ständige Maschieren sowie die Bezahlungen an die Centurionen, damit diese nicht zu hart mit einem umgingen, als eher negatiev. Dies packte er selbstverständlich in anschauliche Beispiele, die an Geschichten erinnerten. Cimon nahm auch dies alles neugierig auf, doch seine Begeisterung würde dies nicht schmälern. Wohl aber zeigte er sie immer weniger, bis er sie nur noch in sich trug und nach außen der ruhige Sklave war, der er zu sein hatte.

    Ruhig und aufmerksam hörte Cimon Flora zu, während er versuchte sich alles dabei einzuprägen. Wie sie Wörter betonte, wie sie sich dabei bewegte, die Art, wie ihr Gesicht beim Lächeln aussah. Vieleicht würde dies ja zusätzlich helfen. Als sie ihm das Armband zeigte sah er dies neugierig an. Seine Hand ging zwar in die Richtung stoppte aber rechtzeitig, damit er sie nicht berühren würde. Langsam nickte er. Sicher würde die Schwester ein ähnliches tragen, doch Cimons Ziel war klar... Einen Weg finden sie zu unterscheiden.


    "Ich werde mich bemühen, euch auseinander zu halten, Herrin"


    Er hoffte sehr, die beiden näher kennen zu lernen. Denn Domina Flora machte einen mehr als nur freundlichen Eindruck und auch ihre Beschreibung der Schwester hörte sich sehr positiev an. Cimon verstand, das nur die Mutter sie auseinanderhalten konnte...so war es eben mit Müttern. Außnahmsweise wurde er nicht depresiev und dachte an die eigene Mutter sondern blieb im hier und jetzt, um weiter aufmerksam den Worten der Herrin zu folgen. Bei der Vorstellung sie würde ein Schild tragen, musste Cimon sich ein Lachen schon verkneifen. Doch verbergen konnte er seine Gedanken wohl kaum, die ihm dabei kamen. Auch wenn er sich umgehend dafür tadelte, dabei an einen Sklaven zu denken... was für Verwechslungen da wohl geschehen würden...


    Als sie meinte, das sie ihm keinen Ärger beschehren wollte, winkte er nur leicht ab und verneigte bei seinen folgenden Worten leicht den Oberkörper als Zeichen der Ergebenheit.


    "Ich glaube ich ahne, was du mit Spaß meinst, Herrin.
    Nein, Domina Flora, niemals würde mein Herr mich Tadeln, weil ich dir zu diensten bin. Solange ich meine Arbeit erledige, Herrin."


    Der Nubier sah Flora zu, wie sie sprach und anfing ihre ...Mutter? zu immitieren. Sein Lächeln wollte nun einfach nicht mehr gehen. Gleich wie ungehörig es war, er sah sie fast schon direkt an dabei. Denn er hatte das Gefühl, das es angebracht oder zumindest nicht schlimm war.


    "Domina Flora, ich glaube nicht das irgendjemand jemals schlecht von dir denken könnte."


    Und das meinte er ehrlich. Denn allein ihre offene und freundliche Art musste doch den Männern in ihrer Gesellschaft positiev auffallen. Sofort war er bei ihr und tat, wie sie es wünschte. Einfache Worte reichten dem Nubier um umgehend zu handeln. Mit forsichtigen Fingern trachtete er nach dem Stroh. Wobei er das Haar der Umgebung...das weiche Haar der Umgebung festhielt, um ihr nicht unnötig weh zu tun. Sonst würde es doch bestimmt unangenehm ziehen.
    Inzwischen bemerkte Cimon kaum mehr soetwas wie Stille. Er war zu sehr mit dem Stroh beschäftigt und hörte dabei doch weiterhin aufmerksam zu. Das er nichts zu holen hatte bestätigte der Sklave mit einem 'Ja, Herrin' und dem gewohnten leichten Nicken. Das sie es später verlangen würde nahm er ebenso wahr und würde es ihren Wünschen entsprechend durchführen. Was sie fragte, sorgte dafür, das Cimon sich zumindest kurz umsah. Doch dann zog er ersteinmal die letzten Halme heraus und nickte zufrieden. Das ihr Kopf sich bewegt hatte, nahm der Nubier einfach so hin. Er bemühte sich der Bewegung zu folgen und in keinster Weise die Herrin dabei zu behindern.


    "Ja, Domina Flora, hier ist alles getan. Mein Herr braucht mich den rest des Tages nicht mehr. Erst spät vieleicht wieder."


    Selbst wenn es noch etwas gegeben hätte, was er hätte tun können...und es gab schließlich immer etwas zu tun, würde er es nicht sagen. Solange es keinen bestehenden Wunsch seines Herren gab, stand er voll und ganz zu ihrer Verfügung...zumindest nach seinem Verständniss. Dafür war er doch Sklave.
    Ein wenig richtete er dann doch die Ärmel seiner Tunika, die leicht verrutscht waren. Cimon wollte vermeiden, das die junge Dame seine Narben würde sehen müssen.


    Dann sah er noch zwei Halme...wo hatten die sich denn versteckt? Hoffendlich waren nicht noch merh... mit einem leisen...


    "Darf ich , Herrin? Ich habe nicht gut genug geschaut, Domina Flora. Verzeih bitte."


    Schon fing er an zu versuchen die, seiner Meinung nach letzten beiden Störenfriede zu entfernen. Diese aber waren um einiges widerspenstiger. Nur kurz hielt Cimon inne um zu überlegen, wie er am besten vorgehen konnte. Dann entschied er sich dazu, die betrefenden Strähnen langsam zu lösen und sehr vorsichtig Halm für Halm zu befreien. Dabei achtete er sehr darauf sie weder zu sehr zu berühren, was nicht grade leicht war, noch den Halm im Haar unangenehm ziehen zu lassen.

    Titus? Wer war...ja, die folgenden Worte erklärten es. Cimon war es nicht gewohnt diesen Namen seines Herren zu hören, doch er bemühte sich dies nicht zu zeigen. Sie würde ihn ausleihen dürfen. Langsam nickte der Nubier. Natürlich würde er ...die Zwillinge beschützen. Verdutzt sah Cimon Flora an. Er war viel zu wenig Teil der Sklavenbotschaften, das er diese Information erhalten hätte können.


    "Domina Narcissa? Nein, ich kenne sie noch nicht, Herrin. Wenn ihr euch so ähnlich seit, wie werde ich euch dann unterscheiden können, Domina Flora?
    Aber selbstverständlich werde ich euch auf euren Wegen durch die Stadt begleiten und schützen können."


    Wenn er ehrlich war, freute er sich sogar ein wenig darauf. Er sollte mehr lächeln? Schon kam ein grinsen auf seine Lippen und das Lächeln verstärkte sich. Cimon konnte nichts dagegen unternehmen. Allein die Worte von Flora halfen dies zu verfestigen. Aber er wagte nichts zu erwiedern, außer einen unsicheren Blick.


    Ihre weiteren Worte ließen Cimon aufgeben und mit ihr gemeinsam die Teile aufheben. Wobei er sich bemühte, die schwereren zu nehmen. Auch richtete er jedes Teil, damit es perfekt liegen mochte.


    "Aber Herrin, dies ist meine Aufgabe als Sklave...aufzuräumen. Aber wenn es dein Wunsch ist, Domina Flora, beuge ich mich diesem."


    Ja, so langsam wurde Cimon mutiger in Wort und Blicken. AAm liebsten hätte er ihr wirklich geholfen. So stutzte er nur kurz auf ihre Frage und dachte noch über ihre Worte nach. Aus ihren Worten entnahm er, das Lysandra die Leibsklavin war, die er ebenfalls noch nicht kannte. Was ihn nicht weiter störte. Früher oder später begegnete man sich in der culina.


    "Ja, Stroh kann sehr anhänglich sein, Domina Flora. Ich...ja, ich könnte versuchen zu helfen. Allerdings bin ich sicher keine so große Hilfe wie eine Leibsklavin dies ist, Herrin."


    Noch einmal korrigierte er den Platz der Teile und sah sich kurz zufrieden das Ergebnis an. Ja, jetzt war es wieder gut. Lächelnd, denn so wünschte es die Herrin und so mochte er sich sogar selbst in diesem Augenblick, sah Cimon Flora an. Er war eher ein passiever Sklave, der nicht ungefragt damit beginnen würde das Haar zu richten, auch wenn er es gerne versuchen würde.
    So lag in seinen Augen die unausgesprochene Frage nach dem, wie er ihr würde helfen können. Nun war es an ihm, die Stille im Raum nicht besonders zu mögen und suchte somit nach Worten um diese zu durchbrechen, ohne dabei etwas falsches zu sagen. Wobei er kaum verhindern konnte in ihre grünen Augen zu sehen. Doch rasch korrigierte er seinen Blick gen Boden. Allerdings sah er die Augen einen Momentlang länger, als dies gut für ihn gewesen wäre. Freie Menschen schienen Cimon tatsächlich zu verunsichern, stellte der Nubier für sich fest, ohne zu ahnen das es nicht unbedingt die Freiheit sein musste.


    "Brauchst du etwas um die Haare zu richten, Herrin? Kann ich irgendetwas holen? Oder möchtest du etwas anderes, vieleicht etwas Wein und Obst?"


    Ja, es war sehr wichtig, das die Herrin sich wohl fühlte. Und da Cimon sie noch nicht richtig kannte, musste er wohl oder übel fragen, um zu erfahren, was sie wohl wünschen würde. Auch wenn er aufgestanden war, so sah er doch niemals auf sie nieder. Sein ergebener Blick zeigte deutlich, wie weit über ihm Flora stand. Dabei ersuchte er dennoch die Stärke und Körperkraft zu demonstrieren, auf die sein Herr sicher stolz sein konnte. Es war wichtig, den Herrschaften zu gefallen und den Wünschen entgegen zu kommen. Auch wenn es verhältnissmäßig neu für den Nubier war, dies so zu zeigen. Denn alle Herren vor Dominus Ursus hatten versucht seinen stolzen Rücken zu brechen. Auch wenn dieser Stolz von anderen nicht immer als solcher angesehen wurde.

    Den Blick der Herrin nahm Cimon nicht wahr. Jedenfalls nicht negativ. Er war eben ein Sklave, der schon aufgrund seines Größe oft angestarrt wurde. So angeblickt zu werden war da doch um einiges angenehmer. Auch wenn er nicht verstand welche Gedanken dahinter verborgen waren.


    Er musste nicht antworten? Er war einfach zu langsam. Kurz tadelte er sich selber und senkte den Kopf erneut. Dabei machte er eine entschuldigende Geste, die seine Worte unterstreichen sollte.


    "Verzeih, Herrin. Mein Herr ist der ehrenwerte Dominus Ursus. Und mein bescheidener Name lautet Cimon."


    Aufgrund ihrer so freundlichen Art fing Cimon langsam an zu lächeln und blickte immer heufiger auf. Dabei achtete er allerdings sehr darauf, nicht ungebürtig zu schauen oder gar zu starren. Denn diese Herrin war wirklich sehr hübsch und bewegte sich...was tat sie da? Hektisch bewegte er seine Arme und wollte sie schon irgendwie dazu bringen, inne zu halten, da fiel schon etwas von der Rüstung um und Teile fielen klimpernd zu Boden. Da konnte der vorherige Anblick der Strohhalme auch nicht helfen. RRasch warf Cimon sich zu Boden. Er konnte und durfte doch nicht zulassen, das sie etwas tat. Dafür war er, der Sklave doch da.


    "Nicht doch, Domina Flora. Das macht nichts. Ich...lass mich nur alles richten."


    Damit versuchte er vor der Herrin die Teile zu erreichen und aufzuheben. Natürlich blieb es nicht aus, das er sie dabei berührte. Sofort zog er die Hände wieder zurück und blickte ergeben zu Boden. Er konnte sich nicht entscheiden. Einerseits musste er energisch dafür sorgen, das er seine Aufgabe erledigen konnte und die Herrin damit nicht ...irgendetwas tun musste. Aber andererseits konnte er ihr doch unmöglich etwas aus den Händen nehmen. Zumindest sorgte die jetzige Situation dafür, das Cimon nicht mehr auf das Stroh achtete, was ihm nicht leicht fiel. Denn noch immer war der Wunsch da, Flora zu helfen. Seltsam war dies...bei Dominus Ursus wäre es kein Problem einfach so an das Haar zu gehen und dieses zu richten. Allerdings sorgten diese Gedanken nun für ein sehr seltsames Bild in seinem Kopf, das den Nubier inne halten ließ.
    Unentschlossen setzte er sich auf dem Boden vor den Rüstungsteilen und sah langsam auf. Letzendlich war es doch die Entscheidung der Herrin, was zu geschehen hatte.

    Da war ein Geräusch und Cimon wand sich um. Dann sah er eine junge, sehr hübsche Frau. Ihre Kleidung ließ darauf schließen, das sie eine Herrin war, doch das Stroh in ihrem Haar verwirrte den Nubier leicht. Seine Grauen Augen sahen sie direkt an, bis er seinen Fehler erkannte und den Blick standesgemäß senkte. Nur weil er sie nicht kannte, bedeutete es nicht, das sie keine Herrin war. Ersteinmal musste er davon ausgehen. Denn nichts war schlimmer als sich einer Domina gegenüber schlecht zu benehmen.


    "Nein...nein du störst nicht, Herrin. Ich...ich habe mich nur um die Ausrüstung meines Herren gekümmert. Das es gut gepflegt auf seinen weiteren Einsatz warten kann."


    Jetzt musste der Sklave sich selbst bremsen. Sicher sprach er viel zu viel. Es war doch kaum von Interesse, was er tat, oder? Neugierig sah er langsam auf, wobei seine stechenden Augen warm erschienen. Sein Rücken streckte sich und er erinnerte sich an die Worte seines Herren ...er durfte, nein musste seine Stärke zeigen. Bei allem aber ließ er keinen Zweifel daran, was oder wer er war. Seine Augen beobachteten somit weniger die der Frau sondern ihr Haar. Die Halme die dort hervorlugten ließen seine Finger sich leicht bewegen. Doch es war nicht seine Aufgabe und niemals würde er es wagen ungefragt die Frisur einer Dame zu richten.


    Die Melodie kam zwar nicht mehr über seine Lippen doch er hielt sie noch immer in seinen Gedanken fest. Das es eben jene war, die diese Frau hierher gelockt hatte, war Cimon nicht bewusst. Er ging davon aus, das soetwas für die Herrschaften nicht interessant war. Er war kein Musiker, nicht einmal ein guter Nubier. Ein pasabler Sklave war alles was er war und was zählte.

    Leise summend und den Stoff berührend erinnerte Cimon sich an Worte an einen Text aber er konnte diese nicht in die Melodie einfließen lassen. Es war ihm gleich. Denn so erinnerte er sich mehr und mehr an seine Mutter die ihm manchmal so sehr fehlte, das ihm das Herz drohte zu versteinern.
    Weiter über die Farbenfrage nachdenkend richtete er die, über ein Gestell befestigte Rüstung. Der Umhang musste viel besser fallen ...ja, so war es gut.


    Cimon betrachtete sein Werk und schien zufrieden. Dabei hörte er nicht auf den Stoff zu betasten und leise zu summen. Er stellte sich seinen Vater vor und die Farbenfrage war vollkommen vergessen. Was sollte er nur tun? Er wurde nicht mehr gebraucht an diesem Tag. Nun gut, später würde er dennoch schauen, ob sein Herr etwas benötigte. Aber bis zur Nachtruhe war noch Zeit. Vieleicht etwas lesen. Aber er bewegte sich nicht weg. Seine Augen sahen fest auf die Rüstung und er fühlte Trauer in sich, die er weder verstand noch bekämpfen konnte. Aber so recht den Gefühlen nachgehen war er auch nicht im stande. Also verharrte er weiterhin auf der Stelle. Die Tür im Rücken und das Zimmer des Herren zu seiner Seite.


    In dieser Einsamkeit merkte er, wie gerne er hier schlafen würde. Da kam ihm die kleine Kammer in den Sinn. Darin stand nur ein Bett, eine True und es war kaum mehr Platz darin, als für dies. Es war das Zimmer eines Leibsklaven. Doch es war leer, denn sein Herr brauchte wohl des Nachts keinen Sklaven. CCimon nahm sich fest vor Dominus Ursus bei passender Gelegenheit darum zu bitten, dort schlafen zu dürfen.
    Bei diesen Gedanken verstummte der Nubier und seine Augen betrachteten seine Finger auf dem schönen Stoff des Umhanges.

    Als Phaeneas fragte, ob Cimons mutter oft gesungen hatte, schloss der Nubier kurz die Augen und meinte sie zu hören. Ein warmes Lächeln zierte nun seine Lippen.


    "Ja, sie sang immer, wenn es mir nicht gut ging oder wir traurig waren ...also ziemlich oft. Aber es war schön ...Ob...ob sie noch lebt? Ich ... ich will es glauben und hoffe es jede Nacht. Ich weiß nicht warum, denn wiedersehen werde ich sie sicher niemals."


    Cimons graue Augen sahen Phaeneas offen an, dabei zeigte der Nubier keinerlei negative Gedanken mehr. Es war, als sei er für einen Moment befreit von diesen. Was der Sklave durchaus auch ein wenig genoß, wenn er es auch nicht wirklich zu zeigen wagte.
    Leicht schüttelte er den Kopf, als sein Gegenüber meinte, seine Mutter konnte nicht sicher sein, wer der Vater war. Darauf zu sagen wusste er nichts gutes. Es war so...auch wenn Cimon sich oft wünschte einen Vater zu haben, so kam er inzwischen doch überraschend gut mit dem Wissen klar, das er nur seine Mutter hatte...nur an sie würde denken können in einsamen Nächten. Doch sie reichte ihm voll und ganz aus. Einen Vater brauchte er nicht. Wenn er es sich lang genug einreden würde, mochte auch sein Herz dies irgendwann einmal glauben.


    Ja, es war Erziehung .... Kurz dachte Cimon über die eigene Wortwahl nach und nickte schließlich bestätigend auf Phaeneas Worte. Ja, er hatte recht. Es war nicht die Pflicht des Sklaven zu trauern. Dann aber ruckte er leicht zusammen, als der Bithynier so ...auffuhr. Cimons Augen weiteten sich. Nun vieleicht hätte er die sache mit dem Lauschen nicht so offen sagen sollen. Aber er hatte es und so blieb nur der entschuldigende Blick und der Versuch unschuldig zu lächeln. Dabei zuckten seine Schultern nur leicht und Cimon wusste keine guten Worte zu seiner Verteidigung. Die gab es nicht.
    Das auch Phaeneas meinte das es gut war weggelaufen zu sein beruhigte Cimon im Geiste. Denn nun konnte er sich doch absolut sicher sein, keinen Fehler gemacht zu haben. Oft genug fragte er sich ob er nicht hätte stehenbleiben sollen. Aber nun durfte er daran glauben, das es so besser war. Auch wenn er bis heute nicht ganz verstand was alles um ihn herum geschehen war...damals.


    Cimons Fragen schienen doch nicht so gut zu sein, wie er glaubte. Nicht so unschuldig wie sie sein sollten. Er beobachtete genau die Regungen des Anderen und meinte etwas zus ehen. Nur was? Entschuldigend sah er ihm in die Augen und hörte ruhig zu. Er betete also niemals? Als Phaeneas dann zu der Schrift kam, meinte Cimon zu erkennen, das er dies als bestmöglichen Weg nahm, auszuweichen. Aber Cimon akzeptierte es mit einem leichten Kopfnicken. Die Frage aber ließ den Nubier den Kopf leicht schräg legen.


    "Glaube ist ein wirklich schwieriges Thema, Phaeneas. Ich glaube mit dieser Vielzahl an Göttern und die Art der Opferungen, die es gibt, kann ich ebensowenig anfangen wie du, scheint mir.
    Etwas nicht mögen und sich wohl fühlen? Es gibt viele Dinge in meinem Leben und auch jetzt noch, die ich nicht mag. Aber ich fühle mich wohl bei meinem Herren. Vieleicht weil ich weiß, wieviel schlechter es sein könnte."


    Nun zweifelte Cimon ernsthaft daran, das dies ein gutes Beispiel gewesen war. Doch es war das erste was ihm einfiel. Dabei sah er nun doch auf die Schrift. Der aurelische Sklave wusste nicht mehr so genau, was er sagen sollte. Er hatte das Gefühl, das seine Letzten Worte zuvor nicht gut gewesen waren. Und dies wollte er eigendlich verhindern. So sah er Phaeneas fragend an, wobei seine Hände unruhiger wurden und die Augen unstetiger. Dann entschied er sich dazu seine Gedanken in Worte zu fassen.


    "Phaeneas? Wenn ich zu viel gefragt habe, so tut es mir leid. Du darfst mich gerne stoppen in solchen Momenten. Ich ... ich rede nicht so oft, so frei mit anderen. Aber sicher gewöhne ich mich daran."


    Bei seinen letzten Worten grinste er leicht um zu zeigen, das er in letzter Zeit wirklich viel Übung bekam. Dabei befürchtete er immer wieder tief in sich, statt Freundschaften aufzubauen, sich den anderen zu entfernen. Grade jetzt wäre es ihm mehr als nur ungelegen. Denn Phaeneas schien ihm ein guter Mensch zu sein, dessen Nähe Cimon durchaus angenehm erschien.

    Es war normal? Diese Schmerzen waren normal? Bewundernt sah der Nubier Siv an, als diese antwortete. Es war unglaublich was eine Frau alles ertrug, um am Ende einem neuen Leben den Weg zu bereiten. Bashir hatte wohl recht, mit dem was er über dieses Wunder zu berichten hatte. Cimon nahm sich vor die Frauen stärker zu achten und zu ehren.
    Leicht senkte sich bei diesem Gedanken sein Kopf.


    Was Siv über die Freiheit zu sagen hatte, wog Cimon ohne eine Regung zu zeigen in seinem Herzen. Doch er kam zu keinem Ergebnis. Ihre Frage zog den Nubier dann wieder mit seinen Gedanken in den Raum zurück. Langsam sah er sich um und nickte leicht.


    "Ja, ich versuche recht heufig hier zu sein, wie es meine Zeit erlaubt. Mein Herr gibt mir immer mal wieder Aufgaben, die ich zu lösen habe. Und manchmal lese ich dafür. Aber ich lese sehr gerne. Dies...dies ist eine Einsamkeit die ich mag. ... Es ist wirklich seltsam, aber ich verabscheue Menschenmengen und doch hasse ich die schwarze Leere, die über mich kommt, wenn ich zu einsam bin.


    Ich glaube für mich ist Freiheit einfach nicht...greifbar. So vieles bleibt mir und meinem Herzen verborgen. ... Siv? ... Sag...jetzt wo du frei bist... wirst du gehen? Oder bleibst du in der Villa Aurelia? Ich ... "


    Seine Augen senkten sich. Er konnte nicht sagen, das er ihre Anwesenheit trotz der so verschiedenen Ansichten gerne hatte und das er irgendwann auch gerne etwas von ihr lernen mochte. Unsicherheit trachtete nach ihm. Eine Unsicherheit, die er bereits bei Caelyn gemerkt hatte. Ob es wohl daran lag das sie frei geboren waren?

    Ruhig sah Cimon zu, wie Cassim sich erneut nahm und trank selber nur in kleinen Schlücken. Wusste er doch zu gut um die Wirkung dieses Getränkes auf ihn. Auch die Worte seines Herren, die ihn mahnten er solle es wenn möglich in maßen zu sich nehmen, hallten in seinem Kopf wieder.
    Der Tot eines Freundes also...schon wollte Cimon etwas erwiedern, als er seinen Gegenüber nur noch mit erstaunten Augen ansah. Die Blicke des Wirtes nahm der Nubier nicht war, auch waren sie ihm eins.


    Leicht senkte sich sein Kopf, als er über die Herkunft von Cassim nachdachte. Dies sah er wirklich als ungerecht an. Nicht sein eigenes Schicksal war es, das ihn störte. Denn er war darin geboren, nein es war jenes von dem stolzen Pather, das ihn nachdenklich stimmte. Darauf fand der Nubier keine guten Worte...sicher gab es die auch nicht.
    Cassims Schluchzen riss Cimon aus den Gedanken und er ruckte auf. Seine Hand ging über den Tisch zu dem Arm des Pathers und legte sich freundschaftlich darauf. Mehr als dies würde er ihm wohl nie anbieten können, auch wenn er ihm nur zu gerne die Freiheit würde schenken können. So sehr hoffte der Nubier nun, das Cassim irgendwann einmal wieder Heim kehren mochte. Mehr als vieles andere wuchs dieser Wunsch in ihm an.


    "Nein, dann verrate nicht deine Familie oder dich, Cassim. Wenn du ... naja, wenn du ein guter Sklave bist, vieleicht lassen sie dich dann eines Tages frei und du kannst zu deinen...was, Frauen? Drei Frauen?...Ich meine mehr als eine? Ich.... hast du auch Kinder? ...Ich, ich durfte niemals...auch nur Ansatzweise soetwas wie eine Familie gründen. ... Und du hast..hattest Sklaven zu Hause? Hast du sie gut behandelt?"


    So vieles ging in dem Nubier vor. So vieles würde er noch fragen können. Aber er wusste nicht, ob er dadurch dem Pather schlechte Gedanken bereiten würde. Dies war etwas was Cimon auf jeden Fall verhindern wollte. Doch seine Augen zeigten überraschend offen die brodelnde Neugier.

    Natürlich irritierte Cimon das Stocken des Sklaven, doch er zeigte es nicht. Zwar zuckte er kurz ob der erbosten Reaktion der Herrin, hielt sich aber ansonsten zurück. Keine Bewegung mochte zeigen, das er da war, bis man ihn brauchen würde.
    Bei allem ließ seine Aufmerksamkeit keinen Augenblick nach. Allerdings vermutete er in dem Anderen Sklaven keinen schlechten Menschen. Was nichts heißen musste. Eine kleine Unachtsamkeit würde genügen, um sein Leben ins schlechtere zu wandeln. Das wollte der Nubier auf jeden Fall verhindern.
    Von allem ließ er nichts nach außen dringen, außer seine aufmerksamen grauen Augen, die Kleitos stechend beobachteten.

    Er war groß, er war stark und er war ein mann ...ja, aber wieso...Cimon sah sie verständnislos und leicht übervordert an. Der Nubier wollte doch alles richtig machen. Dabei taten ihre Worte auf seltsame Weise in seinem Herzen weh. Seine Hände zuckten immer wieder im Bestreben Siv zu helfen. Sein Kopf senkte sich weiterhin und er versuchte Worte zu finden, die passend sein mochten.


    "Ich...ich will schon stolz sein...aber... was, was ich tun würde, wäre ich frei? Ich weiß es nicht. Ich stelle es mir grausam und einsam vor. Vieleicht...vieleicht würde ich nach Ostia gehen und dort ein Nubierschiff suchen...die Menschen auf dem Schiff waren sehr nett und würden mich bestimmt aufnehmen."


    Schon beim reden tat es ihm weh, darüber nachzudenken, was wäre, wäre er frei. Während er sprach sah er Siv direkt in ihre Augen und hoffte dieses mal nichts gesagt zu haben, was sie erzürnen würde. Als sie dann so zuckte und sich niedersetzte schnellten wieder seine Arme zur Hilfe vor. Zwar bezweifelte er das sie diese annehmen würde, doch er würde deswegen nicht aufhören.
    Ihre Worte ließen den Nubier sehr besorgt auf sie schauen. Leicht ging er in die Knie, damit er nicht zu sehr auf sie niederschauen mochte.


    "Siv? Was ist? Kann ich helfen? Ist etwas nicht in Ordnung?"


    Dabei hoffte Cimon die richtigen Worte gefunden zu haben. Er wollte so sehr das richtige tun und sagen, das er langsam vergaß was dies sein könnte.

    Nachdem auch Cassim den Becher erhoben hatte, trank Cimon einen Schluck. Doch es war kein besonders guter Geschmack der ihn da erwartete. Keine Regung, kein Anzeichen dafür, das es ihm nicht mundete. Langsam senkte der Nubier den Becher wieder und sah sein Gegenüber freundlich an. Was dieser über seine Flucht erzählte ließ Cimon kurz selbst in der Atmung inne halten. Auch die folgenden Worte waren nicht besser. Sie werteten den Pather derart ab, das es Cimon leid tat...ja, es tat ihm leid, nichts gegen all diese Gedanken und Schmerzen tun zu können.


    "Ich weiß nicht was ihr hättet tun können. Aber da es vorrüber ist, solltest du dir deswegen keine Gedanken mehr machen. Ändern kannst du es nicht mehr.


    Aber...aber Sklave zu sein, bedeutet doch nicht... ich meine ... Vieleicht könntest du dich arangieren. Vieleicht findest du einen Weg, hier in Roma zu dienen und dich selbst dabei nicht zu vergessen oder zu verraten."


    Cimon hoffte seine Gedanken recht annehmbar in Worte gefasst zu haben. Denn er konnte den Pather recht gut leiden. So bemühte er sich auch um ein leichtes Lächeln, das die Worte erwärmen sollte. Sein eigenes Schicksal erschien ihm nun weniger grausam und schmerzlich. Ein zweiter Schluck des Weines sollte ihm helfen seine Gedanken zu ordnen. Was bei diesem Geschmack nicht grade einfach war...aber durchaus möglich.

    Gleich wie sehr Cimon los wollte, er wartete auf die Antwort seines Herren. Als diese kam, senkte der Nubier kurz den Kopf. Seine Haltung zeigte, das er am liebsten gerannt wäre, doch er tat es nicht. Weder wusste er wieso er so schnell zu Caelyn wollte, noch ahnte er weshalb es ihm gelang sich derart zu kontrollieren.


    "Ja, Herr. Danke für dein Vertrauen, Dominus Ursus."


    Damit wand er sich um und ging hinaus. Erst jetzt ging er immer schneller...ja er rannte sogar. Das erste mal, das er in der Villa rannte. Suchend sah er sich um und überlegte immer wieder, wo Caelyn wohl sein konnte.
    Bis ihm die Idee kam, das sie nach frischer Luft gesucht haben könnte. So führte ihn sein Weg weiter und er fand sie schließlich.
    Noch bevor er sie erreicht hatte, fing er an zu sprechen. Seine Sorge konnte er nicht verbergen.


    "Caelyn, was.... wie ... kann ich helfen?"


    Mehr fiel ihm erstmal nicht ein. Und er hielt sich auch für ziemlich dumm, deswegen. So stellte er sich nur neben sie und wartete... er würde die entstehende Ruhe, die möglicherweise kommen mochte nicht durchbrechen. Der Nubier würde ersteinmal nur da sein. Dabei war sein Körper gestrafft und er versuchte ihr Stärke zu übermitteln. Vieleicht mochte dies ja auch helfen.

    Verblüfft sah Cimon dem Geschehen zu und beobachtete das Verhalten der beiden. Immer mehr erkannte er Gründe für das Eine oder das Andere. Dann konnte er nur noch da stehen und Caelyn nachsehen. Noch immer waren seine Augen auf die Tür gerichtet, als sein Herr zu ihm sprach. Langsam nickte der Nubier zur Antwort und brauchte einen Moment um darüber nachzudenken.


    "Vieleicht sollte ich ihr nachgehen, Dominus Ursus. Möglicherweise redet sie mit mir und ich kann dir später berichten ... Mach dir keine Sorgen Herr..."


    Damit sah Cimon seinen Dominus fragend an. Denn ohne Erlaubnis würde er es niemals wagen etwas zu unternehmen, davon war er überzeugt. Auch wenn alles in ihm danach strebte, Caelyn nach zu eilen. Er mochte es nicht, das es ihr so schlecht ging und er wollte seinem Herren die Sorge nehmen... aber wie nur würde er dies alles bewerkstelligen können? In seinem Kopf drehten sich die Möglichkeiten und Wege.

    Da Caelyn Phraates erklärte, woher die beiden sich kannten, nickte der Nubier nur bestätigend und machte zusätzlich eine einladende Geste, ob des Dankes des Pathers. Cimon verstand den Blick der Frau nicht, doch er vermutete mehr dahinter als man würde sehen können. Sein Wesen blieb ruhig, die Augen recht warm, doch die Mimik ansonsten wie gewohnt von einer natürlichen Distanz geprägt, die nicht unhöflich sein sollte.


    "Keinen Dank, Phraates. Ich habe dir gerne das Leben gerettet."


    Die etwas schlechtere Laune der Köchin nahm Cimon nicht wahr, oder nur am Rande. Unschlüssig sah er nun die beiden anderen Sklaven an, die in ihrem Verhalten doch etwas freier und unbeschwerter schienen. Er hingegen versuchte immer, gleich in wessen Gegenwart, zu diensten zu sein und es allen wohl recht zu machen. So auch jetzt, wo seine Augen versuchten Wünsche zu erkennen und er sich nach mehr Brot für Phraates umsah.

    Selbstverständlich hatte Cimon die Herrin mit einem gesenkten Blick gegrüßt, als sie eingetreten war. Nun bemühte er sich weiterhin darum, am rande zu stehen und darauf zu warten, von Nöten zu sein oder später seinem Herren zu folgen.


    Was nun geschah, war recht interessant für den Nubier. War es doch das erste mal, das er die Schließung eines Eheversprechens beiwohnen durfte. Jedes Wort, jede Regung versuchte Cimon wahr zu nehmen und sich zu merken. Dabei vermied er es zu starren oder irgendwie anders auf zu fallen.

    Sivs Aufgebrachtheit verwirrte Cimon zusehens. Ihre Worte hörte er, er verstand ihren Inhalt, doch er verstand nicht, wieso er sich falsch verhalten hatte. Unwillkürlich musste der Nubier an Caelyn denken, die ja nicht ganz unähnlich gehandelt hatte, wenn auch ein wenig ruhiger. Als sie dann aufzustehen versuchte, sprang Cimon auf, um ihr eine helfende Hand zu reichen. Es war nicht anders? Aber sie war doch frei... Mit offensichtlicher Verwirrung sah der Sklave Siv an und versuchte alles in eine Reihenfolge zu bekommen.


    IImmer mehr verlor Cimon seine Worte und wusste nichts zu erwiedern außer ein leichtes Schulterzucken. Doch als sie nach seinem Stolz fragte, ging ein ungewollter Ruck durch seinen Körper und er stand ein wenig grader als noch zuvor.
    Ihr Latein machte es ihm schwer zu folgen, doch er glaubte das Wesentliche verstanden zu haben. So machte er nur leichte beschwichtigende Gesten.


    "Ich...ich habe es so gelernt, Siv. Verzeih, wenn ich dich damit wütend gemacht habe ... Sicher hatte er ... nicht das Recht, das ich ihm zuspreche...das hat Dominus Ursus mir bereits vermittelt, doch...ich kann nicht anders. So wurde ich ...erzogen. Schmerz und Strafe halten länger, als man es zulassen möchte. ...
    Mein Stolz? Ich...ich weiß nicht. Ich will ihn nicht aufgeben oder als verloren betrachten. Mein Herr ... er will Stolz und Stärke in mir sehen... doch ich weiß nicht genau wie ich das anstellen soll. ..."


    Cimon wollte sich weiter erklären, doch er verstummte. Sein Blick sank wieder und in seinem Kopf sah er Bilder von Grauen und Schmerz. Der Nubier wollte so sehr ein guter Sklave sein und dabei doch seinem Herren gefallen...ihm den Stolz zeigen, den er auch bei Caelyn sah. Er wollte so sehr etwas sein, was er nicht war, das er vergas wer er war.

    Was Cimon nun hörte tat ihm in der Seele weh, denn er empfand Cassim als sehr netten Menschen und mochte es nicht, wie dieser zu leiden hatte. Eine Abgrenzung solcher Art erschien dem Nubier als unnötig grausam. Er selbst wählte oft genug die Einsamkeit, doch er mochte diese nicht wirklich. Langsam hob er die Hand und legte diese Auf den Unterarm des Pathers, um seine Gedanken zu offenbaren, denn Worte wollten ihm nicht einfallen.


    Als sie sich setzten und Cassim den Wein bestellte, sah Cimon auf. Der Nubier sah sich nur einen Moment lang um und dann seinem Gegenüber in die Augen. Das Kreuz? Cimon zuckte leicht zusammen. Die grausigen Geschichten, die er darüber gehört hatte ließen ihn nun den Atem stocken und die Finger leicht zittern. Erst als der Wein da war und er sich ein wenig stark verdünnten davon nehmen konnte, fand er, mit dem Becher in der Hand seine Stimme wieder.


    "Du...du wirst doch nicht noch einmal weg laufen, oder? Dein Herr ... er erscheint mir sehr grausam. Ich maine... ich mag Menschenmengen nicht, aber Einsamkeit noch viel weniger. Wenn du mal jemanden zum Reden oder Wein trinken brauchst... Ab und zu habe ich Zeit, wenn mein Herr mich nicht mehr braucht."


    Damit hob er den Becher und wartete auf sein Gegenüber. Er wollte mit Cassim zusammen trinken, ihm zeigen, das der Nubier einen anderen Herren hatte, der ihm nicht befahl, den Pather zu meiden.