Die offene Art von Flora machte es Cimon leicht, über die eigenen Fehler hinweg zu sehen und alles in diesem Augenblick auf sich zu kommen zu lassen. Was sie sagte erinnerte ihn an Dominus Ursus und sich selber. Auch sie vertrauten einander. Inzwischen hatte Cimon sogar das eine unaussprechliche angesprochen...das Zeichen in seinem Nacken. Seine Hand ging auf und er merkte das er nur das einfache Tuch trug. Sollte er hinaus gehen, würde er dies ändern müssen.
"Das ehrt dich und ich denke dies hast du mit meinem Herren gemein, Domina Flora. Ein Sklave, der einem sehr nahe ist, dem sollte man vertrauen können...und umgekehrt."
Offene Worte... So offen, wie er es selten tat. Und normalerweise nur seinem Herren gegenüber. Doch schon jetzt merkte er wie sehr er der frau vertrauen konnte. Kurz musste der Nubier an Phaeneas' Worte denken, die ihn auch jetzt warnten, nicht zu schnell zu sehr zu vertrauen. Allerdings gewann ihr Lächeln und das seine... auch wenn er sich vornahm, auf sich und seine Worte sehr genau zu achten.
Über vorgefertigte Meinungen wusste er auch so einiges zu berichten. Doch er hörte lieber ruhig zu und nickte ebenso ergeben wie ehrlich. Seine Lippen bewegten sich, doch er wusste keine guten Worte zu sagen. Flora schien mit dem was sie sagte so wahr zu haben. Es blieb Cimon nicht vieles, außer dies durch seine Körpersprache zu zeigen.
Kaum hatte er zugesagt, fing Cimon ihr Strahlen auf und musste es einfach ihr gleich machen. Natürlich bemühte er sich um Ruhe und äußere Gelassenheit, doch was seine Lippen taten, blieb außerhalb seines Einflußbereiches. Die Strähne, die einfach so ihren Posten verließ, sorgte dafür das Cimon kurz ruckte. Schon wollte er sie zurückbeordern, da sah er, wie viel hübscher Flora so aussah. Sicher wäre es in ihrem Sinne, wenn er diese dreiste Strähne einfach übersehen würde. Und dies tat er dann auch mit einem durchaus netten Lächeln.
Sie wollte also zum Theater? Cimons Blick verriet für einen Augenblick, das er nicht genau wusste, was dort gespielt wurde. Allerdings würde er den Weg dorthin finden können. Das sie ihn mit in ihre späteren Überlegungen mit einbezog, vermutete der Sklave nicht im Geringsten. Er war niemand über den man sich Gedanken machte. Natürlich würde er für Schutz sorgen und seinem Herren später gestehen wie wunderbar es war. Doch er dachte nicht darüber nach wie es wäre mitgenommen zu werden...denn dies war nicht selbstverständlich. Ursus würde ihn auch am Eingang abstellen können, oder in einem Vorraum. Alles war möglich. Je weniger Cimon sich im Vorhinein vorstellte, um so weniger konnte er enttäuscht werden.
"Natürlich, zum Theater, wie du wünschst, Herrin. Allerdings müsste ich zuvor mein tuch wechseln."
Er sagte es mit völliger Selbstverständlichkeit. Denn dies war es inzwischen für ihn geworden. Seine Augen versuchten sich immer wieder daran zu erinnern, Flora nicht direkt anzuschauen. Auch die Strähne musste Cimon ignorieren. Dies alles fiel ihm nicht leicht. So konnte er den einen oder anderen Augenkontakt kaum vermeiden. Diesen aber entschuldigte er umgehend mit einem raschen, ergebenen Blick zu Boden. Seinem Herren machte es nichts aus, wenn sie alleine waren, wenn die Situation es erlaubte. Doch bei Flora mochte es anders sein. Was er nicht wirklich glaubte, allerdings machten diese Gedanken seine Fehler nicht richtiger.
"Möchtest du dich stärken, bevor wir gehen, Herrin?"
Das war doch eine hervorragende Methode um von sich abzulenken. Diese Begegnung zu meistern erschien Cimon um einiges schwerer als die Rüstung komplett zu reinigen und zu pflegen. Was eher an ihm denn an dem angenehmen Wesen der Herrin lag.