Selbstschutz war ein gutes Wort und Cimon nickte dazu nachdenklich. Ja, er verstand und stimmte Phaeneas zu, ohne ein Wort zu sagen. Nur mit Augen und Mimik. Aber nicht mit weniger Hingabe. Wieso er aber bei seiner Mutter war...im Herzen bei seiner Mutter...wie sollte er es erklären? Schwer schluckte Cimon.
"Ich wusste das sie lebte... sie lebt..irgendwo. Und gleich was Atonis mir antat und was er mich lehrte, ich hörte immer wieder ihre Stimme singen."
Er hatte den Text vergessen, den Sinn nie verstanden, aber die Melodie war ihm immer bewusst geblieben. Allein der Gedanke daran ließ ihn wieder fröhlicher wirken. Sicher fehlte nicht viel und der Nubier würde erneut lachen, trotz des bedrückenden Themas. Es war überraschend angenehm mit Phaeneas darüber zu sprechen. Allerdings glaubte Cimon zu erahnen, das etwas nicht stimmte. Noch verstand er nicht was dies sein konnte, aber er versuchte darauf zu achten.
Auch Phaeneas hatte nicht viel von dem was seine Heimat sein mochte. Allerdings den Namen, den Cimon als recht angenehm empfand. Langsam nickte der Nubier verstäöndnissvoll und neigte dann den Kopf leicht schräg. Die Frage nach Geschwistern sorgte für eine Kurze Pause.
"Nun, Phaeneas. Dann haben wir wahrlich einiges gemeinsam. Ich...habe keine lebenden Geschwister von denen ich weiß. Ich sah ...sie sterben."
Mehr konnte der Sklave nicht sagen. Denn zu schwer wurde ihm das Herz und zu sehr wollte er fröhlich sein. Doch die weiteren Fragen hielten Cimon in der Vergangenheit fest. Dabei bemerkte er das es ihm nichteinmal so viel auszumachen schien. Er dachte nach, sah Phaeneas fest in die Augen und brauchte um seinen Bildern im Kopf Worte zu geben.
"Was folgte? Nun, Phaeneas, Atonis war kein... es folgte Schmerz, Erziehung wie er es nannte. Ich lernte gut und ertrug was immer mein Herr mir zu recht antat. Aber ... ich kann nicht sagen, das ich getrauert habe, als er starb. Nur ein wenig mehr als ein Jahr danach fand Dominus Aurelius Ursus mich auf dem Markt. Und ich danke wann immer ich kann den Göttern, die ich nicht kenne für dieses Glück.
Was ich für den Herren meiner Mutter tat? Nun, Sachen tragen, 'Gäste' bewirten, und viel rennen. Auch wenn ich nicht wusste, was diese Männer wollten, so hielt ich mich doch von ihnen fern. Meinem Herren hatte es nicht gefallen... aber er wollte meine kostbare Haut nicht schädigen... zumindest hatte er das einmal gesagt, als ich ihn belauscht hatte."
Cimon wurde schlecht als er es sagte. Furcht aus der Vergangenheit kroch seinen Rücken hinauf und er sah Phaeneas an, als könne dieser ihn schützen.
Als es um den Text ging schien einiges vergessen. Der Nubier hörte ruhig zu und nickte ergeben. Dann sah er zu Phaeneas auf und die Schrift danach zweifelnd an. Dann legte er sie beiseite und sah sein Gegenüber offen an. Nein, er hatte es nicht vergessen... nur kurz verdrängt...
"Phaeneas? Ich glaube diese Schrift kann warten. Sag, was ist mit dir? Diese Schrift, hast du sie aus einem bestimmten Grund gewählt? Ich...ich kenne keine Götter zu denen ich beten kann, und doch tue ich es. Betest du, Phaeneas? Manchmal, wenn ich freie Zeit bekomme, suche ich mir Arbeit um alleine zu sein und fühle mich wohl dabei. Und doch mag ich die Einsamkeit nicht wirklich. Wie findest du Ruhe und Geborgenheit?"
Was das Lesen anging, so machte Cimon sich keine Sorgen. Es war nicht wichtig, nicht momentan. Der Sklave war sich fast sicher den anderen dazu zu bekommen, mit ihm zusammen zu üben. er selbst konnte es gar nicht. Vieleicht würde er es lernen können. Warum nicht gemeinsam? Cimon hoffte das seine Worte den anderen nicht verschrecken würden. Bei allem blieb er äußerlich ruhig und besonnen. Doch seine Augen waren voller verwirrender Gefühle, die in ihm zu toben schienen.