Beiträge von Cimon

    Sim-Off:

    Wer mag kann gerne mitpfeifen


    Es dauerte einige Zeit, bis Cimon die Augen öffnen konnte, ohne in Tränen auszubrechen. Nicht mehr viel musste getan werden, um sowol die Rüstung als auch die Klinge wieder auf dem dafür vorgesehenen Gestell zu platzieren. Allerdings war Cimon sich nicht sicher, was er dann würde machen können, um den Tag sinnvoll zu nutzen. Seine Augen gingen in dem kleinen Raum umher. Langsam stand er auf und fing an alles entsprechend zu verstauen. Dabei pfiff er noch immer das einzige Lied, was ihm vertraut genug war. Dieses mal aber um einiges leiser.


    Sobald er die militärische Ausrüstung seines Herren ordentlich gelegt hatte, begann der Nubier damit den Raum weiter aufzuräumen. Seine Gedanken gingen dabei auch zu jenen Aufgaben, die sein Dominus ihm gestellt hatte, er jedoch noch nicht hatte lösen können. So murmelte er zwischendurch Formeln zum errechnen gewisser Ergebnisse oder gar Fetzen griechischer Texte, die die philosophischen Fragen des Dominus beantworten sollten. Wobei Cimon ernste Probleme mit der Vorstellung hatte, ob Rot nun Rot war, weil man es wusste, oder ob es gar kein Rot an sich gab sondern nur der gedanke einer Farbe. Diese Frage beschäftigte Cimon weit mehr, als die mathematischen Probleme, die er rasch im Geiste gelöst hatte. Sein Pfeifen wurde so immer wieder unterbrochen und der Sklave sah sich den Umhang seines Dominus an. Ob sie beide wohl die selbe Farbe in diesem sahen? Oder verschiedene, die sie nur gleich nannten? Die Hand des Nubiers strich sanft über den Stoff während er im Rythmus des Liedes seine Finger bewegte. Im Gedanken versunken ging sein Ich auf Wanderschaft.

    Noch immer leise vor sich her pfeifend fing Cimon an, nach erfolgter Pflege die Rüstung wieder korrekt zusammen zu setzen. Der Nubier würde sich danach um die Waffe kümmern. Sie musste perfekt sein, denn sie schützte das Leben seines Dominus, wenn Cimon nicht da und Rom fern war.


    Gedankenverloren wog er die Klinge in der Hand. Eine wirklich hervorragende Waffe, soweit der Nubier dies verstand. Nach einigen Bewegungen mit dem Schwert legte er dies auf seinen Schoß um es grüdlich zu prüfen. Erst als er es als gut befand, legte er dies neben sich. Nun glitt sein Blick erneut über die Rüstung. Sein Pfeifen hatte inzwischen aufgehört. In seltsamer Stimmung gefangen saß Cimon nun einfach nur da und besah sich seine Arbeit. Die Tür bewegte sich leicht, als ein Windzug sie leicht weiter öffnete. Nur für einen Augenblick sah er zum Zimmereingan. Schon wollte Cimon aufstehen und sie wieder schließen, doch er hörte keine Schritte und dachte auch nicht, das irgendjemand vorbei kommen mochte. Selbst wenn, er war doch nur ein Sklave, der sie Sachen seines Herren pflegte. Sein Blick senkte sich und ein ungewohntes Gefühl von Trauer ergriff ihn, von dem er nicht wusste, woher es kam oder welchen sinn dies haben mochte.


    Die Tränen unter der Oberfläche wollte er nicht gehen lassen. So versuchte er es erneut mit leisem Pfeifen und Erinnerungen an seine Mutter. Cimon schloss die Augen und wollte sie sehen, wollte sie spüren, riechen...wollte bei ihr sein...nein, er wollte sie hier bei ihm haben. Hier in der Sicherheit seines Herren.

    Es tat Cimon wirklich leid, Phaeneas nicht begleiten zu können, doch er würde nicht vergessen, das sie sich eigendlich später im Garten unterhalten wollten. Irgendwann würde der Nubier darauf zurück kommen. Aber nun verabschiedete er sich von Phaeneas und nickte ihm respektvoll zu.


    "Ich habe gerne etwas mit dir gegessen, Phaeneas. Ich habe für die Gesellschaft zu danken. Vale, und auch dir eine gute Nacht."


    Nachdem der Bithynier gegangen war, wand sich Cimon wieder Marei zu. Erst als sie fertig gegessen und noch eine warme Milch bekommen hatte, brachte er sie zu Bett. Allerdings vergewisserte er sich zuvor bei einer Sklavin, ob dies wohl in Ordnung war.
    An diesem Abend gab es die Geschichte der Hochzeit der Prinzessin mit ihrem Liebsten, dem Bauersjungen und wie der Löwe ihnen Half, den König milde zu stimmen. Cimon würde an diesem Abend sehr müde und erschöpft schlafen gehen. Jedoch wartete er damit bis sein herr wieder zurück war. Was sicher weit nach Mareis Einschlafen geschehen würde.

    Nun ging es also zurück und Cimon hörte gespannt den Erklärungen des Knechtes zu. Dabei sah er aufmerksam zu. Der Marsch war wiederrum ein wenig langweilig, wie der Nubier fand, doch sein Nebenmann wusste die Zeit recht gut zu verkürzen, indem er ihm von der letzten Übung erzählte, die er mitgemacht hatte. Dankbar lächelte Cimon ihn an und war so etwas überrascht als es los zu gehen schien. Nun fing der Knecht wieder an, die Befehle und Signale zu erläutern. Cimons Augen konnten gar nicht alles erfassen, doch er bemühte sich darum, ohne sich zu sehr auf dem Wagen zu bewegen.


    Der Knecht lachte kurz und meinte es wäre wirklich toll, näher drann zu sein, aber das würde bedeuten, sie wären Legionäre und müssten schwer tragen, den Marsch in den Knochen spüren und immer der gefahr entgegen stehen. Cimon nickte zwar, denn niemals würde einer von ihnen beiden Legionär werden können, doch er verschwieg, wie sehr er diese Männer respektierte und verehrte. Wie sehr er einer von ihnen sein wollte. Denn so wäre er seinem ihm unbekannten Vater näher, als es jemals möglich gewesen wäre. Aber dies waren träume, die am Tage keinen Platz hatten.


    Seine Augen suchten nach den Offizieren, nach seinem Dominus. Er wollte lernen ihn und seine Körpersprache zu verstehen, wollte das Leben des Herren verstehen. Schließlich hatte er den Göttern etwas versprochen. Zwar wusste er nicht welchen, und ob es sie gab, doch er wollte sein Wort nicht brechen. Er wollte seine Dankbarkeit zeigen und leben.

    Ergeben war Cimon seinem herren gefolgt und kaum hatten sie den Raum betreten, machte der Nubier einen seitlichen Schritt. Mit gesenktem Blick und erfürchtigem sinken des Kopfes grüßte er stumm den Hausherren, mochte dieser ihn sehen. Dann versuchte der Nubier einfach nur im Hintergrund zu bleiben und ein gut erzogener Sklave zu sein. Bereit zur Stelle zu sein, sollte sein Herr ihn brauchen lauschte er dem Gespräch.
    Es war recht interessant und er fing an die ein oder andere Begebenheit der vergangenen Zeit zu verstehen. Nur kurz und so verborgen es ging lächelte der Nubier. Sein Herr ging in die Verhandlung über und Cimon hörte sehr aufmerksam zu. Vieleicht würde es wichtig sein, falls sein Dominus später Fragen zu dem Gespräch haben mochte.

    Das der Ianitor krank schien, nahm Cimon zwar wahr, ging aber mit keiner faser des Körpers darauf ein. Als Antwort aber nickte der Nubier ergeben und dankbar dem anderen zu. Dann folgte er seinem Herren und blieb zwar wie gewohnt wachsam, zeigte dies aber nicht nach außen.

    Cimon hatte nicht viel gehört, doch als sein Herr seinen Namen nannte erhob sich der Nubier und nickte zur Bestetigung. Natürlich wartete er dann eine entsprechende Pause und den richtigen Moment ab, um kurz noch Worte folgen zu lassen.


    "Ja, Herr. Das werde ich mit Freuden."


    Kurz lächelte er. Allerdings lächelten seine Augen länger als seine Lippen. Dann wollte er abwarten, was die Herrin wohl wünschen würde. Doch Pantheas Worte ließen ihn zu ihr schauen und sich wie aus einem Reflex heraus nieder knien. Er sah genau in die weit aufgerissenen Augen und lächelte erneut, nun um einiges weicher und länger. Das Mädchen erhellte sein Herz. Cimon würde nur zu gerne das richtige sagen, doch er kannte die Kleine ja nicht, so dass er nicht wusste, was sie mochte, um schlafen zu gehen. Also vermutete er einfach mal, das sie ähnlich wie Marei Geschichten mögen würde.


    "Nun, wenn das so ist, junge Herrin. Soll dir vieleicht eine Geschichte helfen die Augen schwerer werden zu lassen?"


    Zumindest war es einen Versuch wert. Allerdings sah er dabei fragend zu ihrer Mutter. Denn er wollte auf keinen Fall etwas tun, was gegen den Wunsch der Herrin sprechen würde. Die Worte seines Dominus sah der Nubier als Anweisung zu bleiben, bis er nicht mehr gebraucht werden würde. Was ihn in keinster Weise störte.

    Auch Cimon fühlte sich zunehmend unwohl in dieser Menschenmenge. Cassims Worte sowie sein Lächeln erzeugten auch eines bei dem Nubier und er schaute nur kurz etwas verlegen zu Boden. Nur um dann um so freundlicher wieder auf zu schauen.


    "Es sit wirklich schön zu wissen, das es etwas besonderes ist. Also für mich bist du weder ein Feind noch hasse ich dich, Cassim. Hassen dich etwa auch die anderen Sklaven in dem Haushalt in dem du lebst?"


    Dies war für Cimon unglaublich. Er empfand Cassim als recht angenehmen Gesprächspartner und fand bei weitem keinen Grund, etwas schlechtes von ihm zu denken. Nur weil jemand zu fliehen versucht, der doch frei geboren worden war, kann man diesen doch nicht einfach so hassen. Nein, der Nubier dachte nichts schlechtes von Cassim.
    Kurz vor einer Taverne blieben sie stehen. Cimon blickte zu Boden und suchte nach den richtigen Worten. Sie fielen ihm schwer und er hoffte sehr, dem anderen nicht eine zu unangenehme Frage zu stellen.


    "Es geht...umd dein Zeichen, Cassim. Und um den Grund dafür... Ich verstehe so einiges nicht daran. Ich selber trage eines in meinem Nacken. Als ... Kennzeichnung. Aber...
    Ja, lass und besser eintreten."


    Es war beinahe eine Flucht nach vorn. In dem Moment als er gesprochen hatte, mochte er seine Worte schon nicht mehr und wollte sie ungeschehen machen. Beim Eintreten murmelte er also leise in die Richtung des Pathers.


    "Es... wenn es dir unangenehm ist, lassen wir es besser."


    Das ihm dieses Thema selbst mehr als unangenehm war, konnte man ihm sicher ansehen. Kaum waren sie in der doch etwas schlechteren Taverne sah Cimon Cassim fragend an. Irgendwie gefiel es ihm nicht, wie es aussah und roch. Doch es gefiel ihm, das erste mal als Gast in einer Taverne zu sein. Es gefiel ihm mit einem ...ja, vieleicht einem zukünftigen guten Freund hier zu sein. Und die Aussicht auf Wein gefiel ihm trotz dem Vorsatz, doch nur wenig und reichlich verwässerten zu sich zu nehmen.

    Cimon nickte zufrieden, da Marei sich für seine Begriffe durchaus tadellos benahm. Auch ihren kleinen Fehler, das ein Ei rund sei, verbesserte er nicht. Nein, er wollte es nicht zu negativ sehen, was sie sagte. Sie sollte ruhig sprechen können, ohne Angst zu haben, einen Fehler zu machen.
    Gelassen hörte er zu, doch seine Anspannung nahm mit jedem Wort zu. Als Phaeneas aufstand, sah er ihn mit großen Augen an. Dann senkte der Nubier entschuldigend den Blick. Sein Herr hatte es ihm nicht verboten, aber auch nicht nach ihm verlangt. Für Cimon schien dies eine Sache für die Herrschaften und ausschließlich für diese zu sein.
    Als es doch noch um ihr Alter ging stand der Sklave lächelnd auf.


    "Nun, zumindest sind wir beide älter als du, Marei. Ich weiß nicht wer älter ist, aber das ist auch nicht wichtig, denn man respektiert und ehrt den anderen, da er ein Mensch ist."


    Mal wieder sagte er nicht, was seine eigene Erkenntniss beinhaltete, sondern was er in einer der 'verbotenen' Schriften von Atonis gelesen hatte. Nun fiel es ihm ein, und es schien zum rechten Zeitpunkt in sein Gedächnis zu kommen. Die Eile des Anderen glaubte Cimon fast spüren zu können. Und er verstand sie durchaus. Ihm selbst würde es nicht anders gehen.


    "Verzeih bitte, Phaeneas. Aber ich werde wohl bleiben müssen."


    Fragend sah er sein Gegenüber an. Denn Cimon wusste nicht, ob er sich jetzt verabschieden sollte, oder Phaeneas doch noch ein stückweit zu begleiten hatte. Bei diesen Gedanken legte er wie selbstverständlich seine Hand brüderlich auf Mareis Kopf. Es war eine Geste des Schutzes und sollte zeigen, das er sie nicht vergessen hatte. Sein Versprechen sie ins Bett zu bringen wollte der Nubier unbedingt halten. Auch wenn er nur zu gerne mit Phaeneas gegangen wäre.

    Ein wenig überraschte Cimon die Nachfrage, doch er vermutete, das sein Gegenüber an diesem Tage die Anfragen an den Herren einzuordnen hatte. So versuchte der Nubier zwei Dinge in einem zu vereinen. Einerseits Dringlichkeit zum Ausdruck bringen und andererseits ehrlich bleiben. Seine Mimik veränderte sich nur wenig, doch Augen und Gestik schienen für ein wichtiges Thema zu sprechen. Dabei blieb er selbstverständlich respektvoll dem anderen gegenüber.


    "Meinem Herren liegt es nahe, die Einzelheiten einer möglichst baldigen Eheschließung zu besprechen."


    Natürlich war es nicht genau das was Ursus dem Nubier gesagt hatte, als sie von der heimatlichen Villa aufgbrochen waren. Allerdings meinte Cimon in seinem Herren zu erkennen, das es ihm wichtig war, diese Angelegenheit möglichst zeitnah zu behandeln. Und sein Wunsch war Cimon ein über alles stehender Befehl.
    Nun aber wartete er ab, ob diese Antwort ausreichend sein mochte und sein Herr so eingelassen werden würde. Sobald auch nur ein Anzeichen dafür sprechen würde, war es an dem Sklaven, seinem Herren ergeben Platz zu machen. Darin sah er allerdings keinerlei Problem.

    Selbstschutz war ein gutes Wort und Cimon nickte dazu nachdenklich. Ja, er verstand und stimmte Phaeneas zu, ohne ein Wort zu sagen. Nur mit Augen und Mimik. Aber nicht mit weniger Hingabe. Wieso er aber bei seiner Mutter war...im Herzen bei seiner Mutter...wie sollte er es erklären? Schwer schluckte Cimon.


    "Ich wusste das sie lebte... sie lebt..irgendwo. Und gleich was Atonis mir antat und was er mich lehrte, ich hörte immer wieder ihre Stimme singen."


    Er hatte den Text vergessen, den Sinn nie verstanden, aber die Melodie war ihm immer bewusst geblieben. Allein der Gedanke daran ließ ihn wieder fröhlicher wirken. Sicher fehlte nicht viel und der Nubier würde erneut lachen, trotz des bedrückenden Themas. Es war überraschend angenehm mit Phaeneas darüber zu sprechen. Allerdings glaubte Cimon zu erahnen, das etwas nicht stimmte. Noch verstand er nicht was dies sein konnte, aber er versuchte darauf zu achten.


    Auch Phaeneas hatte nicht viel von dem was seine Heimat sein mochte. Allerdings den Namen, den Cimon als recht angenehm empfand. Langsam nickte der Nubier verstäöndnissvoll und neigte dann den Kopf leicht schräg. Die Frage nach Geschwistern sorgte für eine Kurze Pause.


    "Nun, Phaeneas. Dann haben wir wahrlich einiges gemeinsam. Ich...habe keine lebenden Geschwister von denen ich weiß. Ich sah ...sie sterben."


    Mehr konnte der Sklave nicht sagen. Denn zu schwer wurde ihm das Herz und zu sehr wollte er fröhlich sein. Doch die weiteren Fragen hielten Cimon in der Vergangenheit fest. Dabei bemerkte er das es ihm nichteinmal so viel auszumachen schien. Er dachte nach, sah Phaeneas fest in die Augen und brauchte um seinen Bildern im Kopf Worte zu geben.


    "Was folgte? Nun, Phaeneas, Atonis war kein... es folgte Schmerz, Erziehung wie er es nannte. Ich lernte gut und ertrug was immer mein Herr mir zu recht antat. Aber ... ich kann nicht sagen, das ich getrauert habe, als er starb. Nur ein wenig mehr als ein Jahr danach fand Dominus Aurelius Ursus mich auf dem Markt. Und ich danke wann immer ich kann den Göttern, die ich nicht kenne für dieses Glück.


    Was ich für den Herren meiner Mutter tat? Nun, Sachen tragen, 'Gäste' bewirten, und viel rennen. Auch wenn ich nicht wusste, was diese Männer wollten, so hielt ich mich doch von ihnen fern. Meinem Herren hatte es nicht gefallen... aber er wollte meine kostbare Haut nicht schädigen... zumindest hatte er das einmal gesagt, als ich ihn belauscht hatte."


    Cimon wurde schlecht als er es sagte. Furcht aus der Vergangenheit kroch seinen Rücken hinauf und er sah Phaeneas an, als könne dieser ihn schützen.
    Als es um den Text ging schien einiges vergessen. Der Nubier hörte ruhig zu und nickte ergeben. Dann sah er zu Phaeneas auf und die Schrift danach zweifelnd an. Dann legte er sie beiseite und sah sein Gegenüber offen an. Nein, er hatte es nicht vergessen... nur kurz verdrängt...


    "Phaeneas? Ich glaube diese Schrift kann warten. Sag, was ist mit dir? Diese Schrift, hast du sie aus einem bestimmten Grund gewählt? Ich...ich kenne keine Götter zu denen ich beten kann, und doch tue ich es. Betest du, Phaeneas? Manchmal, wenn ich freie Zeit bekomme, suche ich mir Arbeit um alleine zu sein und fühle mich wohl dabei. Und doch mag ich die Einsamkeit nicht wirklich. Wie findest du Ruhe und Geborgenheit?"


    Was das Lesen anging, so machte Cimon sich keine Sorgen. Es war nicht wichtig, nicht momentan. Der Sklave war sich fast sicher den anderen dazu zu bekommen, mit ihm zusammen zu üben. er selbst konnte es gar nicht. Vieleicht würde er es lernen können. Warum nicht gemeinsam? Cimon hoffte das seine Worte den anderen nicht verschrecken würden. Bei allem blieb er äußerlich ruhig und besonnen. Doch seine Augen waren voller verwirrender Gefühle, die in ihm zu toben schienen.

    Nachdem sein Herr ihm also für den Tag frei gegeben hatte, tat Cimon was ihm gefiel. Er ging, nachdem er seinem Dominus nocheinmal frisches Wasser gebracht hatte, in den Nebenraum von Ursus' cubiculum. Dort lagen allerlei Sachen recht ordentlich bereit. Sein Ziel war die militärische Ausrüstung seines Herren.


    So ging er hinein, ließ die Tür einen Spaltweit offen, um zu hören, sollte er doch gebraucht werden, und suchte einiges zusammen. Der Nubier hatte Tücher, Öl und Fett mit, um das Metall sowie das Leder der Rüstung gut zu pflegen. Zuerst legte er sich alles zurecht, ohne zu laut dabei zu sein. Dann setzte er sich auf ein Kissen, das er auf den Boden gelegt hatte und nahm sich Teil für Teil vor.


    Dabei war Cimon sehr gründlich. Seine Gedanken konnten frei auf Reisen gehen. Immer wieder sah er zur leicht offenen Tür oder zu jener, die eine Verbindung zum cubiculum seines Herren darstellte. Heute würde er nicht gebraucht werden. Langsam sah er zu seiner Arbeit hinunter. Der Sklave stellte zufrieden fest das er sehrwohl zu etwas nütze war.


    Leise fing er an vor sich hin zu pfeifen. Es war ein Lied, das seine Mutter öfter gesungen hatte. Er kannte keinen Text mehr, auch der Sinn war ihm völlig fremd. Aber es war alles was er momentan hatte, um an sie zu denken. Bei dieser Gelegenheit fing er an aus dem Herzen heraus zu lächeln. Seine geschickten Finger zerlegten fachmännisch die Ausrüstung und er legte die Teile vorsichtig in einem bestimmten Muster um sich herum. Eben so wie er sich erinnerte, das es der Centurio ihm einmal erklärt hatte. Natürlich war es nicht fehlerfrei und selbstverständlich wusste Cimon das sein früherer Herr ihn nun ausgepeitscht hätte. Dennoch wusste er ebensogut, das Ursus sich über das Ergebnis freuen würde. Und dies war alles was zählte.

    Es war also gut. So senkte Cimon ergeben den Blick, wobei er ganz kurz das Lächeln erwiederte. Natürlich würde er es niemals wagen seinen Herren zu bevormunden. Allein solch ein Gedanke konnte ihm nicht kommen. Dann hörte er genau zu und machte sich daran den Wunsch des Herren zu erfüllen.


    Es dauerte nicht lange da hatte Ursus frisches Wasser. Der Nubier wusste nicht so recht was sein Herr damit meinte, er solle sich einen schönen Abend machen. Doch er nickte er geben und zog sich zurück. Erst spät würde er wieder kommen, um zu sehen ob sein Herr nicht doch noch etwas brauchte. Schließlich würde er ihm eine angenehme Nacht wünschen und sich dann an die abschließenden Tätigkeiten des Tages machen.


    Seine Art eines schönen Abends ging er später im Kopf erneut durch. Es bedeutete also zu lesen und sich um die militärische Ausrüstung des Dominus zu kümmern. Aber es machte Cimon spaß, dies zu tun. Dabei konnte er sich entspannen und seinen Gedanken freien lauf lassen. er sah es nicht als unliebsame Arbeit an. Es war ein Geschenk das er dies tun durfte. Hinzu kam, das er es sich aussuchen konnte, wann er es tat. Diesen Tag beendete er mit guten Gedanken, auch wenn er von eher grausamen begleitet gewesen war.

    Nur kurz hatte Cimon das Gefühl, das etwas nicht stimmte, doch die Mine seines Herren schien sich zu bessern und so entspannte auch der Nubier sich wieder. Sein Herr war also zufrieden mit der Auswahl? Cimon grinste nur kurz, ahnte er doch, das es nicht die ganze Wahrheit war. Doch sein guter Dominus nahm die Entscheidung seines Sklaven mit Wohlwollen an. Dies machte Cimon auf gewisse Weise auch stolz.


    Die Worte, die aussagten, sie könnten es sich bequem machen, kannte der Sklave inzwischen recht gut. Also hatte er nun Zeit, zu lesen, zu üben oder sich um die Ausrüstung des Herren zu kümmern. Denn schließlich musste Rüstung und Schwert auch gepflegt werden. Er selbst sah nur sehr selten die Möglichkeit, etwas für sich zu tun. Er war es nicht gewohnt und sah es auch nicht als ihm zustehend an.
    So nickte er ergeben und wollte sich bereits leise aus dem Raume entfernen, als er hörte, wie sein Herr auf den Saft reagierte. Erneutes Grinsen ließ seine Lippen weicher wirken als sonst. Allerdings verschwand dieses auch recht schnell wieder und er sah Ursus offen an.


    "Ja, Herr. Ich sorge mich natürlich um dich. Ist es nicht meine Aufgabe dein Leben zu schützen?"


    Und Cimon sah da nicht nur die Gefahren von außen sondern auch die Gefahren, die sein Herr ganz alleine verursachen konnte. Atonis hatte Cimon gegenüber mal erwähnt das Wein gesund sei, er aber auch töten konnte. Der Nubier hatte nachgefragt, doch außer Peitschenhieben keine weitere Antwort bekommen. Doch er entschied, das es besser war, den Wein mitzuzählen, den sein Dominus zu sich nahm.
    Das Lachen des Herren entspannte den Sklaven ein wenig mehr und er nickte Ursus zu. Dabei lächelte er ein wenig. Mit zu lachen sah er momentan noch als unangemessen an.


    Die Situation ließ es nicht zu das er umgehend den Raum verließ. So sah er Ursus fragend an und ließ den Kopf ein wenig sinken.


    "Dominus Ursus? Sicher das du mich nicht mehr brauchst? Ich würde ansonsten später wieder kommen, um alles für die Nacht vorzubereiten."


    Damit meinte er natürlich das zurechtmachen und aufwärmen des Bettes. Sowie die Kleidung zur Nacht und neues Wasser, falls der Herr sich noch einma würde waschen wollen. Während er sprach fing er an die Sachen vom vorherigen Waschen aufzuräumen um diese dann schließlich mit hinaus zu nehmen, wenn sein Dominus ihn entlassen mochte. Natürlich hatte Cimon bereits einen Plan im Kopf, wie er die folgende Zeit verbringen würde. Dabei dachte er nicht einen Moment darüber nach irgendeine Aufgabe einem anderen Sklaven oder Sklavin zu übergeben. Denn er dachte nicht daran, das der Herr es vieleicht lieber haben würde, wenn eine junge Dame sein Bett aufwärmen mochte.

    Sim-Off:

    Na sowas, eine Karteileiche? Wollen wir es mal beenden???


    Cimon war sich nicht sicher, ob er sich richtig entschieden hatte, schließlich fühlte er sich ein wenig fehl am Platze. Dies versuchte er aber nicht so deutlich zu zeigen. Dieses Fest verwirrte den Nubier zunehmend, allerdings schenkte er Marei ein offenes Lächeln und nickte kurz.


    "Ja, frag ihn ruhig. Dominus Ursus wird dir sicher eine Antwort geben, aber bleib bei allem was du tust höflich und ergeben. Eben so wie es sich für unseres Gleichen gehört."


    Der Sklave sprach leise zu Marei, wollte er doch nicht, das die Herren es würden hören können. Auch lag es ihm fern, die Männer in ihrem Gespräch zu stören. Ansonsten blieb Cimon recht ruhig und fing langsam an, das zu essen, was Marei ihm freundlicherweise gebracht hatte. Er nahm nicht viel und trank Saft zum Essen. Sein Magen mochte diese Situation genauso wenig wie er.


    Cimon nahm sich vor, sobald dieses Treffen beendet sein würde, einen Mann zu besuchen, von dem er hoffte, das er es ähnlich sehen würde, wie der Nubier. Dabei dachte er an das Geschenk, was er für diesen hatte und er lächelte leicht. Allerdings verschwand dieses Anzeichen recht bald wieder. Seine Augen aber blieben weich und zeigten, das er sich wohl auf irgendetwas zu freuen schien.

    Der Wink war nicht wirklich von Nöten, denn Cimon sah es bereits an der Körperbewegung des Herren und hatte begonnen sich ebenfalls zu bewegen. Sein Blick suchte erneut den des anderen Sklaven. Phaeneas schien viel zu tun zu haben. Aber ein freundliches Lächeln und ein verabschiedendes Nicken schenkte der Nubier ihm dennoch.


    So folgte er seinem Herren auf dem Weg hinaus. Dabei war sein Körper grade und seine Augen aufmerksam. Nichts zeigte auch nur den Ansatz von Schwäche, denn nun galt es wieder, dem Dominus Schutz zu bieten und das eigene Leben diesem, wenn nötig zu opfern, um das des Herren zu bewahren.

    Sofort sah Cimon die nur leichte Regung seines Herren und befürchtete schon zu weit in seiner Offenheit gegangen zu sein. Sein Kopf neigte sich weiter und er machte deutlich das er es nicht so gemeint hatte, wie es geklungen haben mochte. Seine Ergebenheit stand außer frage.
    Was sein Herr dann sagte, beruhigte Cimon, sodass der Nubier ganz leicht durchatmete. Umgehend nickte er und verließ den Raum.


    "Ja, Herr. Ganz wie es dein Wunsch ist, Dominus Ursus."


    Damit war er verschwunden und ging rasch wenn auch ohne zu viel Eile an den Tag zu legen in die culina. Dort suchte er einige Kleinigkeiten zusammen. Alles legte er auf einen Teller, diesen ganierte er zusätzlich mit Weintrauben und Apfelstücken. Es gab mehr Obst und Früchte auf dem Teller, als die heiß geliebten Häpchen, des Herren. Doch wenigstens von jedem gab es ein Teil. So würde sein Herr sich hoffendlich nicht beschweren können. Dazu füllte er einen sehr wohlschmeckenden Saft ab. Dies war sein erster Versuch, seinem Herren einmal etwas neues zum Essen anzubieten. Sollte es nicht schmecken, wusste er, dass es noch Wein im Krug gab, der in Ursus' cubiculum stand.


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    Nach nicht ganz so kurzer Zeit, kam Cimon wieder und öffnete vorsichtig die Tür. Dann machte er sich daran alles vernünftig auf dem Tisch ab zu stellen. Dabei griff er mit einer fließenden Bewegung in eine Falte der Tunika und holte einige Blüten heraus, die nicht zu aufdringlich rochen, aber durchaus hübsch anzusehen waren. Diese legte er mit auf dem Tisch, das es nett aussehen mochte. Dann erst sah er fragend zu seinem Herren.


    "Ist es dir recht so, Dominus?"


    Ohne weitere Regung wartete Cimon ab, ob er alles richtig gemacht hatte.

    Natürlich hatte Cimon nicht fest damit gerechnet, das Ursus ihm das Handtuch reichen würde, doch er war zumindest auf diese Möglichkeit eingestellt. So ruckte er kurz nach vorn und nahm das Tuch entgegen, dabei neigte er leicht den Kopf, wobei der Nubier das Grinsen seines Herren durchaus kurz erwiederte. Aber nur soweit, wie es nicht auffallen würde. Sofort legte er das Tuch ordentlich zusammen und neben die Waschschüssel.


    Mit einer fließenden Bewegung griff er nach der Tunika und reichte diese seinem Dominus ergeben an. Kaum hatte dieser sie übergezogen, zupfte Cimon sie kurz zurecht. Selbstverständlich achtete er darauf, das es nicht störte und sein Handeln nicht auffallen mochte. Cimon wusste genau was folgen mochte und ging einige Schritte, um die bereits zurechtgelegte Toga zu begutachten. Zuerst prüfte er sie peinlich genau, ob sie auch sauber und ohne Makel war. Zwar hatte er es am Morgen bereits getan, doch er sah lieber ein zweites mal nach.


    Nachdem er sie geprüft hatte, befand er sie als gut und wartete darauf, seinem Herren die Toga anzulegen. Ein leichtes heben der Arme reichte für gewöhnlich als Signal, das der Nubier anfing den Stoff mit einer ihm eigenen Perfektion dem Dominus anzulegen. Doch dafür würde Ursus aufstehen müssen. So achtete der Sklave genau auf weitere Regungen, um eventuell auftauchende Wünsche vor dem Anlegen zu erfüllen.


    Doch auf eben dieses Zeichen wartete er geduldig. Schließlich gald es in keinster Weise das Gespräch der Herren zu stören.
    Dabei hörte er sehr aufmerksam zu und bemerkte allerlei Kleinigkeiten. Eine Frau gab einem Mann ein Grundstück, obwohl ein weiterer dafür wohl geeigneter gewesen wäre? Verstand er dies so richtig? Sein Herr würde die Pläne des Dominus Avianus, ohne weitere Nachfragen oder Erleuterungen also unterstützen. Was bedeutete, das Cimon Aurelius Avianus geistig in den engen Kreise des Dominus zählen würde.

    Bei diesen offenen Worten sah Cimon mit festen Augen Ursus an. Er hörte ruhig zu und dachte einige Augenblicke nach. Ja, er glaubte zu verstehen. Diesen einen Gefallen würde er eines Tages einlösen. Eines Tages würde er sich an diesen Tag erinnern und seinem Herren zumindest die Möglichkeit geben, es wieder gut zu machen. Langsam stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen, was von einem ergebenen Nicken begleitet wurde.


    Kaum hatte sein Herr es ausgesprochen, da ging ein Ruck durch den Körper des Sklaven. Sofort bewegte er sich, zwar schnell aber ohne Hektik. Eben mit dieser ihm eigenen Ruhe. Dazu nickte er und senkte den Kopf etwas weiter, bis sein Herr seinen Nacken sehen mochte. Dann richtete er sich auf und wandt sich mit einigen Worten ab zum Gehen.


    "Ja, Herr. Brot, Käse und Oliven. Wie du wünschst Dominus Ursus."


    Doch an der Tür hielt er inne und erinnerte sich an seine Aufgabe. Kurz nachdem er die Tür geöffnet hatte, schloss er sie wieder und drehte sich um. Fragend sah er Ursus an. Die Stimme des Nubiers zeigte keine Spur mehr von dem, was eben noch geschehen war. Es war eingesperrt und abgeschlossen...vorerst.


    "Dominus Ursus, bitte verzeih. Aber so wie du dich um deinen Körper sorgst, solltest du auf etwas sehr leichtes und nur sehr wenig ausweichen, Herr. Es gab bereits reichlich während der Schlacht, wenn ich dir dies sagen darf, Dominus."


    Natürlich würde er holen, was Ursus haben wollte. Doch er sah seine Pflicht darin, das Ideal seines Herren zu unterstützen und ihm auch unangenehme Dinge mitzuteilen. Eben jenes hatte Ursus doch von ihm verlangt, oder irrte Cimon sich? Er würde es gleich erfahren, ob es ein guter oder ein überflüssiger Einwand war. Cimon hatte peinlich genau alles gezählt, was sein herr gegessen und getrunken hatte. Ja, mann könnte sagen, er sorgte sich um seinen Herren. Obwohl es ja keinen Grund dafür gab...noch nicht.