Beiträge von Germanica Sabina

    Bia gab sich meist immer alle Mühe das Spielzeug von Sabina weg zu räumen. Aber da das Mädchen wie ein Wirbelwind war, war es fast unmöglich immer zu wissen wo das Mädchen zu letzt ihre Sachen fallen gelassen hatte. Und so kam es, dass nun einer der Germanicer auf ein Holzpferd trat, während Sabina irgendwo unter einem Busch hockte und eine Maus verfolgte. Eine klitzekleine Maus mit großen schwarzen feuchten Augen. Sooo niedlich. Als dann Umbricius laut aufschrie, flitzte Sabinas neuer Freund davon. „Komm wieder her!“ versuchte Sabina die Maus wieder anzulocken, doch das Tier würde nicht mehr zurück kommen.
    Einen Augenblick später kam sie dann hervor und sah den jungen Mann vor sich fragend an, nur um einen Moment später den Tränen nahe ihn anklagend anzusehen. „Kannst du nicht aufpassen?“ fragte sie und sammelte die Bruchstücke ihres Pferdes auf. Das sie selbst Schuld war, darauf kam sie gar nicht. Im Augenblick war der große Tollpatsch schuld.

    Laevina war eine furchtbare Tyrannin, zumindest in den Augen Sabinas. Den nächsten Streich würde sie sich gut überlegen müssen, damit die Schreckschraube nicht wieder so schnell auf die Idee kam, dass sie es gewesen war. Sabina hasste es, dass die Großtante jetzt so guter Laune war und anscheinend Freude daran hatte sie zu bestrafen. Und die erste strafe kam auch sofort, ihr Zimmer aufräumen. Bia hatte es irgendwann aufgegeben, Sabina hinter her zu räumen. Kaum waren alle Spielzeuge mal weg geräumt, dauerte es nicht lange, bis alles wieder auf dem Boden verstreut lag. Für die Erwachsenen sah es vielleicht nicht so aus, aber alles hatte seinen Platz, zwar nicht in Schränken und Truhen, sondern auf dem Boden. Aber alles hatte seinen Platz.
    Ihr lag ein Protest auf den Lippen und sie funkelte die alte Germanica wütend an, doch sie nickte. Sie wusste nämlich, dass Laevina keinen Protest akzeptiert hätte.

    Laevina war eine böse Hexe. Zumindest in den Augen Sabinas. Sie mochte das älteste Familienmitglied so gar nicht und in diesem Moment noch weniger wie sonst. Immer noch richtete sie den Blick auf den Boden, selbst als die alte Krähe ihr Kinn anhob. Ganz leicht verzog sie ihre Lippen zu einem Schmollmund. Noch immer stand ihr das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben, aber gleichzeitig meldete sich wieder ihr Trotz. Und die Strafe die dann Laevina verhing war fürchterlich unfair und übertrieben. „Ja, Tante Laevina!“ sagte sie bockig, als sie gefragt wurde, ob sie verstanden hatte.

    Sabina konnte förmlich spüren, wie die Blicke der Alten sie durchbohrten. Am liebsten würde sie jetzt genauso wie die Sklavin einfach davon laufen. Aber Laevina würde sie wohl erst gehen lassen, wenn sie irgendeine fiese Strafe über das jüngste Familienmitglied verhängt hatte. Dabei war sicher Laevina kreativ und würde nicht nur wie Bia es tat Hausarrest verhängen. Mit Sicherheit würde man sie nicht so einfach davon kommen lassen.
    Immer noch starrte sie ihre Füße an und wartete darauf, dass Laevina die Strafe verkünden würde. Ganz langsam nickte sie auf Laveinas Frage. Die Alte würde diesen Streich sicherlich nicht auf die leichte Schulter nehmen.

    Zitat

    Original von Iunia Serrana
    Und obwohl auf der Bühne die Schauspieler weiterhin ihr Bestes gaben, ging jetzt ein Großteil davon an Serrana vorbei, denn es geschahen zu viele Dinge nebenbei, die ihre Aufmerksamkeit immer wieder von dem Stück ablenkten.


    "Salve, Germanicus Aculeo. Ja, du hast Recht, wir haben uns wirklich schon lange nicht mehr gesehen. Ich hoffe, es ist dir seit der Hochzeit gut ergangen." begrüßte sie mit einem Lächeln Sedulus jungen Verwandten und stellte dann fest, dass Sabina und die junge Begleiterin von Decimus Verus bereits miteinander ins Gespräch gekommen waren.


    "Octavia Varena, es freut mich, dich kennenzulernen." griff nun auch sie in die Unterhaltung der beiden ein. "Meine Stieftochter war ja schon so nett, mich vorzustellen. Ich bin Iunia Serrana, und das hier neben mir ist mein Mann, Senator Germanicus Sedulus."


    Leicht drehte Sabina den Kopf, als Serrana neben ihr Aculeo begrüßte. Varena war gerade kurz durch ihren Begleiter abgelenkt. Eifrig winkte sie dem Verwandten zu und lächelte breit. Nicht gerade häufig bekam sie ihn zu Gesicht. Als die Octavia sich aber wieder an sie wandte, drehte sie den Kopf wieder in die andere Richtung und betrachtete mit großen Augen den süßen Honigkuchen. Am liebsten hätte sie sofort zugegriffen, aber sie besann sich und warf erst einmal der Iunia einen fragenden Blick zu.

    Original von Germanica Sabina
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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    Die Sklavin bekam immer mehr den Eindruck dass dieser faule Haufen, der sich Cohortes Urbanae schimpfte, keine Lust dazu hatte seinen Aufgaben nach zu kommen. Ihrem Herrn würde sie auf jedenfall von diesen Erlebnissen berichten. Das war doch wirklich Unfassbar. Zufrieden war sie überhaupt nicht. Vermutlich vertrieben sich die Herren den lieben langen Tag die Zeit damit zu spielen und zu saufen und wohl den Weiberröcken hinter her zu rennen.


    "Auf der Tiberinsel, in der Nähe des Faunus Tempels", meinte sie recht bissig und stapfte dann ohne ein Wort des Abschiedes davon. Fauler Haufen! Können nur gut aussehen, ansonsten wohl nur Stroh in der Birne!



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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    Bia starrte den Soldaten fassungslos an. Da lag ne Leiche mitten am Tiber und diesen faul Kerl interssierte das nicht. UNFASSBAR! UNERHÖRT! Kein Wunder das man den Urbaner kaum noch vertrauen konnte. Die wollten doch gar nicht arbeiten. Aber so schnell ließ sie sich nicht abwimmeln.


    "Da liegt eine Leiche und Dich interessiert das nicht?" brauste sie auf. "Dir ist es wohl völlig egal, das Römer am hellichten Tage gemeuchelt werden und Kinder dann über die toten Körper stolpern!" fauchte sie. "Das werde ich meinem Dominus erzählen und ich bin mir sicher, der wird sich dann an höchster Stelle über Deine Unfähigkeiten beschweren!" Sie war drauf und dran einfach davon zu rauschen und dann einfach mal Senator Germanicus zu unterrichten, welche faulen Kerle es bei den Urbanern gab. "Senator Germanicus Sedulus wird nicht erfreut sein zu erfahren über was seine Tochter gestolpert ist!" sagte sie über die Schulter.




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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    Bia und einige weitere Sklavinnen die für die Betreuung der Kinder reicher Familien zuständig waren, hatten einen besonderen Ausflug geplant um die Sprösslinge ein wenig zu beschäftigen.
    Auf der Höhe des Kapitols wird der Tiber durch eine Insel in zwei Arme geteilt und genau dort hin hatte es die drei Frauen und sechs Kinder verschlagen. Natürlich nicht nur zum spielen. Zuerst gab es eine dieser Unterrichtsstunden wo ihnen die Bedeutung der Tempel erklärt wurden und die Aufgaben der Götter.


    Im herbstlichen Sonnenschein auf einer Wiese sitzend lauschten Sabina viel lieber den langen Ausführungen, als wenn sie die ganze Zeit irgendwo in einem Raum sitzen musste. Vor allem durften sie sich den Tempel ansehen, solange sie nicht laut waren. Wirklich groß war das Gebäude nicht, aber der Priester der sich als ihr heutiger Lehrer heraus stellte, wusste viele Geschichten zu erzählen.


    „Faunus ist der Gott der freien Natur, der Beschützer der Bauern und Hirten“, dozierte der Priester und lief vor den Kindern auf und ab. „Er hat nicht nur einen Namen und eine Gestalt. Wir kennen ihn als Sohn des Picus. Weiß einer wer das ist?“ fragte er in die Runde. Lyso, ein kleiner stämmiger Junge hob eilig die Hand und plapperte auch sogleich drauf los. „Das ist der Gott der Felder und Wälder!“ Zufrieden nickte der Mann. „Korrekt. Als Faunus Inuus mehrte er die Furchtbarkeit der Herden. Im Februar feiern wir ihm zu Ehren die Lupercalia …“ Das Frage-Antwort-Spiel ging noch eine ganze Weile weiter, bis die Kinder dann erst einmal entlassen wurden und lärmend in alle Himmelsrichtungen stürmten. Die drei Sklavinnen hatten alle Hände zu tun, die Kinder alle Gleichzeitig im Auge zu behalten.
    Um den Obelisk herum wurde Fangen gespielt, während an anderer Stelle einem Ball hinter her gejagt wurde.


    „Wirf ihn zu mir!“ Sabina hüpfte aufgeregt auf und ab und machte mit wild rudernden Armen auf sich aufmerksam. Lysao warf ihr den Ball zu, doch flog er direkt über ihren Kopf hinweg und landete irgendwo im Gestrüpp des Ufers. „Wenn er wegen dir jetzt weg ist, dann bekomm ich einen neuen von dir!“ „War doch keine Absicht!“ „Ich geh ihn holen!“ Während sich die Jungen noch stritten, machte Sabina sich mutig auf ins Gehölz und suchte im Schatten von Bäumen und Büschen nach dem geliebten Spielzeug. Dabei versank sie mit ihren Sandallen im Schlamm des Ufers. Das störte sie nicht wirklich, noch war sie fern jeglicher Eitelkeit.
    Suchend drehte sie den Kopf mal hier hin und dorthin und entdeckte den Ball schließlich neben einem Stein. „ICH HAB IHN!“ rief sie und stürmte auf den Ball zu, nur um erschrocken nach wenigen Schritten einfach stehen zu bleiben. Da lag etwas… oder vielmehr jemand… schmutzig, blutüberströmt, nass und nackt. „Bia!“ rief sie ängstlich und machte einige Schritte zurück. Das war ihr nicht geheuer.


    Durch den Tonfall ihres Schützlings alarmiert, tauchte wenige Augenblicke neben dem Mädchen die Sklavin aus und folgte mit kritischen Blick dem Fingerzeig. „Das ist doch nur ein totes Tier…“, belehrte sie das Mädchen bereits und näherte sich dem Subjekt, nur um dann zu verstummen. Das was sie für irgendein totes Vieh gehalten hatte, war ein Mann. „Bona Dea“, entfloh es der nun auch erschrockenen Sklavin. Sonst war sie ja nicht so schnell aus der Fassung zu bringen. Doch recht schnell fing sie sich wieder. „Du gehst zu den Anderen und bleibst da, Sabina!“ sagte sie streng und schuppste das Mädchen zurück zu den Spielkameraden.


    „Was ist denn los?“ fragte nun eine der Sklavinnen, kaum das Bia und Sabina wieder bei ihren Begleitern waren. „Da liegt ein Mann und ich glaub der ist Tod… Ich geh zu den Cohortes Urbanae und ihr bringt die Kinder nach Haus. Hab mir bitte ein Auge auf Sabina, Helena!“ Eifriges nicken und schon wurde die Kinderschar Gänsen gleich zusammen getrieben und nach haus gebracht, während Bia in die andere Richtung eilte.

    Varena schien im ersten Moment reichlich abwesend mit dem Gedanken. Bei dem leeren Blick der Octavia entschlüpfte ihr ein kurzes Kichern. Sie sah aus wie ein Fisch mit diesem Ausdruck im Gesicht. Aber das würde sie ihr nicht sagen, dass würde nur wieder strafende Blicke auf sie lenken. Aber dann schien die Frau doch noch gewillt zu sein, sich mit ihr zu unterhalten. „Das ist mein Papa“, sie deutete einmal auf Sedulus und danach direkt neben sich. „Und das ist Iunia Serrana.“ Die Iunia war eben nur ihre Stiefmutter und sah diese noch nicht wirklich als ein Elternteil an. Aber sie war zumindest langsam gewillt zuzugeben, dass sie Serrana mochte und sah diese nicht mehr nur als Eindringling an. So langsam kamen sie aufeinander zu, aber noch war das Verhältnis zwischen ihnen ein wenig unterkühlt. Sie tasteten sich langsam an einander heran. Pluspunkte hatte Serrana sammeln können, als diese sich dafür eingesetzt hatte, dass sie ins Theater mit kam. „Es ist lustig!“ bestätigte sie.

    Sabina wagte es gar nicht mehr den Kopf zu heben. Sie hatte eigentlich nicht gedacht, das Laevina so reagieren würde. Sie hatte gedacht, dass diese Schreien würde und toben, aber nicht, dass sie jetzt eine Sklavin bestrafen wollte für etwas das diese gar nicht getan hatte. Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe. Tygro einfach ans Messer liefern konnte sie nicht. Schließlich spielte die Sklavin oft genug mit ihr. „Nicht!“ sagte sie dann erschrocken, als Laevina nach dem Sklaven verlangte, der für die Bestrafungen zuständig war. „Ich wars...“, gab sie leise und mit piepsiger Stimme zu.

    Sabina hatte deutlich ihren Spaß bei dem Stück und kicherte meistens sogar an den richtigen Stellen. Hin und wieder entging ihr aber der Sinn der Worte, sie war eben ein Kind und so manchen Anzüglichkeit des Stückes konnte sie einfach nicht einordnen oder aber stellte sich in ihrer Naivität etwas gänzlich anderes vor. Aber an sich hatte sie ihren Spaß.
    Der erste Akt ging zu Ende und das Getuschel um sie herum wurde etwas lauter. Es gab eine kleine Pause in der sich die Schauspieler kurz erfrischten und wohl noch einmal auf die Schnelle den Text lernten. Nun wo es eine Pause gab, sah sich das Mädchen viel Aufmerksamer um, winkte Noch noch einmal Romana zu, ehe sie dann Varena aus großen Augen musterte. „Salve!“ grüßte sie mit einem bezauberndem Lächeln. Man mochte gar nicht glauben das dieses Mädchen mitunter ein furchtbarer Dämon sein konnte und nur Unfug im Kopf hatte. Leicht legte Sabina den Kopf schief und sah Varena fragend an. „Ich bin Germanica Sabina und wer bist du?“ fragte sie direkt. Noch brauchte sie sich keine Sorgen um rhetorische Feinheiten zu machen.

    Sabina freute sich wie eine Schneekönigin, als Romana sie anscheinend entdeckte und zurück winkte. Vielleicht könnten sie ja nach dem Stück mit der großen Vestalin sich noch unterhalten. Sie mochte Romana, sie war nett.
    Als das Stück dann endlich losging, setzte sie sich wieder auf ihre vier Buchstaben. Ebenso wie Serrana verfolgte sie mit Begeisterung die Aufführung, wurde dann aber jäh abgelenkt, als ihr Vater mit seinem Freund und einer fremden jungen Frau auftauchte. Sie rückte ein Stück näher an Serrana heran um dieser Platz zu machen. Kurz lächelte das Mädchen ihr zu, nur um dann ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Bühne zu richten. Eifrig nickte sie dann auf die Frage ihrer Stiefmutter hin. Das Stück war wirklich lustig, auch wenn sie so manchen Witz so gar nicht verstand. Leicht drehte sie den Kopf und entdeckte ebenso wie ihr Vater Aculeo. Eifrig winkte sie ihm zu. Anscheinend war fast die gesamte Familie ins Theater gegangen. Nur Laevina war wohl zu Haus geblieben.

    Zitat

    Original von Iunia Serrana
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    "Das ist Romana, du hast recht." stimmte sie Sabina zu. "Wink ihr doch mal zu, vielleicht sieht sie uns dann."


    Sabina stellte sich auf die Bank um ein wneig über die Erwachsenen hinaus zu ragen. Dann winkte sie wie wild in Richtung der Claudia. "Ich hab sie lange nicht mehr gesehen!" meinte sie ziemlich begeistert und hüpfte dabei auf und ab. Sabina war eindeutig etwas überdreht. Dieser Theaterbesuch war ja auch etwas besonderes. Neugierig sah sie sich einmal um und suchte nach ihrem Vater, der wohl noch immer auf seinen Freund wartete.

    Ungeduldig war sie in den Kissen der Sänfte herum gerutscht und hatte die ganze Zeit den Kopf aus der Sänfte raus gesteckt um sich umzusehen. Es waren ja soooo viele Menschen unterwegs. Und alle wollten sie ins Theater. Doch zwei Straßen vor dem Theater war dann kein durchkommen mehr mit der Sänfte. Die Sklaven setzten sie ab und es ging dann geschlossen weiter. Aufgeregt hüpfte sie vor ihrem Vater her und drehte den Kopf mal hier hin und dann mal dort hin.
    „Schau mal!“ meinte sie, als ein Mann mit Maske an ihnen vorbei hetzte. Einer der Schauspieler schien wohl sehr spät dran zu sein. „Ich will auch so eine!“ meinte sie Begeistert. So eine Maske war sicherlich lustig. Sie beschleunigte ihren Schritt um den Schauspieler weiter nachzusehen, wurde dann aber sanft am Kragen gepackt, nicht dass sie sich in der Menge verlief.
    Nach einigen nervenaufreibenden Minuten, Sabina entdeckte immer wieder Dinge die ihre Aufmerksamkeit forderten und auf die sie am liebsten zugestürmt war, waren sie im Theater angekommen. Sklaven hatten Plätze für sie reserviert und warteten mit Kissen und Erfrischungen auf sie. Sie saßen am Rande, denn sollte ein Tumult ausbrechen, würden sie recht schnell wieder aus dem Theater raus kommen können.
    Gerade knabberte sie einige Nüssen, als das Stück dann auch schon angekündigt wurde. „Es geht los!“ meinte sie aufgeregt und hüpfte auf und ab. „Oh, ist das nicht Romana?“ fragte sie und deutete dann auf die Loge wo es sich die Vestalinnen gemütlich gemacht hatten.

    Immer noch starrte Sabina auf ihre Füße und zupfte an ihrer Tunika herum. Einfach weil sie ihre Finger irgendwie beschäftigen musste. Am liebsten wäre sie jetzt sofort zum Puppenspiel gegangen. Dann müsste sie sich nicht unterhalten und über Dinge nachdenken, die sie traurig machten. Immer wenn sie an ihre Mutter dachte, war sie traurig. Schließlich fing Serrana wieder an zu erzählen und sie warf der Iunia einen schiefen Blick zu. Eigentlich wollte sie ja gar nicht hören, dass die Serrana womöglich wusste, wie sie sich fühlte. Denn dann konnte sie einfach weiter behaupten, dass die ganze Welt furchtbar ungerecht war.
    Aber Serrana redete einfach weiter und zeigte ihr dann eine Kette mit einem kleinen Anhänger. Leicht legte sie den Kopf schief und betrachtete die silberne Sonne, sie glitzerte im Tageslicht. Das war ein hübsches Andenken. Auch sie hatte so etwas ähnliches, nur war es ein kleiner goldener Falke, an einer Kette.


    Ganz langsam nickte sie dann zu Serranas Worten. Diese wollte und würde wohl aber auch niemals ihre Mutter ersetzen können. Irgendwie fiel Sabina ein großer Stein vom Herzen. Aber gleichzeitig war sie nun wieder verunsichert. Was würde die Iunia dann für sie sein? „Wollen wir dann losgehen?“ fragte sie scheu. Es war ein Friedensangebot.

    Sabina ließ die Zärtlichkeiten ihres Vaters über sich ergehen. Ob sie jemals Serrana mögen würde, würde sie ihm nicht versprechen können. Aber zumindest war ihr Vater erst einmal glücklich und sie immer noch nicht sicher, ob sie sich freuen sollte, dass sie ein Geschwisterchen bekommen würde.
    Etwas unerwartet kam ihr ein neuer Gedanke in den Kopf, sie würde dann große Schwester sein und auf ihren kleinen Bruder oder ihre kleine Schwester aufpassen. Außerdem hatte sie dann wen zum spielen, auch wenn das Geschwisterkind wohl erst einmal zu klein war für wildere Spiele.
    Auf die Aussage ihres Vaters hin, zuckte sie nur mit den Schultern. Sie konnte ihm nicht versichern, dass sich ihre Einstellung gegenüber ihrer Stiefmutter einfach so ändern würde.

    Sabina hatte den Blick fest auf die vielen kleinen toten Käfer gerichtet. Es tat ihr schon irgendwie leid um die armen Geschöpfe, aber sie fand, dass man Laevina nicht genug Streiche spielen konnte. Sie mochte die Alte nun einfach nicht. Die war ne richtige Furie! So eine richtige Alptraumgestalt. Aber angst hatte sie nicht wirklich vor ihr, auch nicht vor den drakonischen Strafen, die diese verhängte. Sie wollte eben nur Laevina zeigen, dass sie keine Angst vor ihr hatte.
    Aber all dies sagte sie nicht laut, sie verbarg ihre Gedanken hinter einer ausdruckslosen Miene. Nur hatte Sabina nicht damit gerechnet, dass die alte Germanica nun vor hatte eine der Sklavinnen für ihren Streich büßen zu lassen. Noch während Laevina sprach, wurde Sabina blass um die Nase. Sie biss sich auf die Unterlippe und tippelte schuldig auf der Stelle herum. Und als dann auch noch Tyrgo, eigentlich eine Spielkameradin von ihr, auftauchte und ganz entsetzt über diese Anschuldigungen war, wurde Sabina wortwörtlich von ihrem schlechten Gewissen gepackt. Sie wagte es gar nicht den Blick zu heben und irgendwem ins Gesicht zu sehen. Laevinas Hand ruhte bleischwer auf ihrer Schulter. Das Schweigen in dem Raum zog sich in die Länge. Sabina traute sich gar nicht mehr, irgendwas zu sagen und schrumpfte ebenso wie die Sklavin unter dem strengen Blick Laevinas. Das schlechte Gewissen stand ihr ins Gesicht geschrieben.

    „Oh“, machte sie leise, als Serrana ihr erklärte, dass sie nicht wusste, warum ihr Vater sie einfach bei den Großeltern gelassen. Das war sicher kein schönes Gefühl gewesen. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe. Sie wusste, dass sie sich derzeit furchtbar aufführte und vor allem ihrer Stiefmutter das Leben schwer machte und ihr keinen Platz in ihrem Leben gewähren würde. Doch würde ihr Vater sie einfach weg geben, wenn sie sich nicht mit der Iunia verstand. Es war nun einmal einfach nicht leicht die Dinge zu akzeptieren und eigentlich wollte sie ihren Vater ja auch nicht unglücklich sehen, aber es kam ihr einfach falsch vor, Serrana einfach so gern zu haben.


    Stumm nickte sie, als Serrana ihre Vermutungen äußerte. Das klang irgendwie verständlich für sie, aber schön war es nicht. Wieder fühlte sie sich ein klein wenig einsam. Ihr fehlte immer noch ganz furchtbar ihre Mutter. Das würde wohl auch nicht ganz so schnell vergehen. Sabina scharrte mit ihrer Sandale im Staub der Straße. Sie wusste nicht was sie sagen sollte.

    Eigentlich hatte sie gehofft Serrana mit ihrem Kommentar etwas Ärgern zu können, statt dessen aber schien sie es von der guten Seite zu sehen und den Esel seinen Ausflug zu können. Ganz vorsichtig warf sie ihrer Stiefmutter einen prüfenden Blick zu. Es war gar nicht so einfach, weiterhin sie nicht zu mögen. Irgendwie war sie ja ein wenig wie ihre Mama... nett und lieb und einfach da.
    Sabina schluckte kurz und senkte eilig ihren Blick, Serrana sollte nicht sehen, was sie beschäftigte. Sie vermisste ihre Mutter und sie wollte diese auch nicht einfach so ersetzen, aber die Iunia war ihr irgendwie nie Böse, selbst wenn sie zickig und frech zu ihr war. Um sich abzulenken malte sie mit ihren Fingern Spuren auf dein Stein. Nicht sichtbar, aber wenigstens etwas anderes, als sich nun mit ihrer Stiefmutter auseinander zu setzen und den Widersprüchlichen Gefühlen.


    Nur kurz nickte sie, als Serrana erzählte, dass ihr Vater die Tiere geschnitzt hatte. Das hatte Serrana ihr schon einmal erzählt und sie hatte sich damals gefragt, warum ihr Papa so etwas nicht für sie machte. Einer der Sklaven hatte mal zu ihr gemeint er sei einfach zu Ungeschickt dafür, doch die Wahrheit war, ihr Vater hatte gar keine Zeit für solch einen Zeitvertreib. Dafür machte er sie ja auf andere Weise glücklich, er erfüllte ihr jeden Wunsch. Nur konnte man Aufmerksamkeit nicht einfach nur durch Geschenke ersetzen. Kurz machte sie einen kleinen Schmollmund, ehe sich ihre Züge schnell wieder glätteten.
    Sabina hob schließlich doch den Kopf, als Serrana erzählte, dass ihr Vater sie einfach bei ihrer Großmutter gelassen hatte. Das war nicht nett. Laevina ist eine Hexe! „Warum hat er dich weg gegeben?“ fragte sie leise, starrte aber wieder auf ihre Schuhe. Auch sie fürchtete sich davor einfach wegegeben zu werden und dann eben durch ihre baldigen Geschwister ersetzt zu werden.