Aufgeregt trat Sabina von einem Bein auf andere. Sie wollte nicht länger still sitzen oder stehen, sie wollte laufen, auch wenn es draußen nass und grau war. Da machte es am meisten Spaß. Pfützen mit Matsch warteten auf sie. Und endlich kamen die erlösenden Worte ihres Vater, kaum hatte er ihr erlaubt sich umzusehen, da war sie ach schon raus aus dem Haus. Den doofen Gadatas leider auf den Fersen. Kaum war sie draußen, sprang sie auch erst einmal direkt in die erste Pfütze. Das brackige Wasser spritzte in jede Himmelrichtung. Sabina lachte und zeigte ein freches Grinsen. Sie hatte ihm nicht zugehört und das war ihr auch anzusehen. „Was hast du gesagt?“ fragte sie mit einem unschuldigen Blick.
Beiträge von Germanica Sabina
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Die Reise war ihr wie ein großes Abenteuer erschienen. Sabina war völlig aufgedreht und hatte die ersten Stunden nicht still sitzen können. Sie hatte halb aus dem Fenster der Kutsche gehangen, fast ununterbrochen vor sich hin geplappert und war wohl den Erwachsenen furchtbar auf die Nerven gegangen. Wobei diese ihr gar nicht zugehört hatten und sich viel interessanteren Themen gewidmet hatten, während sie ausgiebig die Landschaft betrachtete. Dabei blieb sie nicht einfach nur auf einer Seite, nein sie turnte durch die Kutsche, über die Beine und Leiber der Erwachsenen um dann auch auf der anderen Seite mal aus dem Fenster zu sehen. Natürlich war sie dabei so rücksichtsvoll wie Möglich, wegen der beiden werdenden Mütter, dennoch kletterte sie sicherlich fünf oder sechsmal mal hin und her, bis es zur ersten Pause kam.
Doch je länger die Reise ging, desto langweiliger wurde es. Viel gab es ja nicht zu sehen, außerdem regnete es zwischendurch und verwandelte alles in einen grauen Schleier. Außerdem versuchte der doofe Gadatas doch glatt den Unterricht fortzusetzen. Dem Sklaven hätte sie ja am Liebsten eine Tabula an den Kopf geworfen, aber da sie ja die ganze Zeit unter Beobachtung stand, es gab ja kein entkommen aus der engen Kutsche, fügte sie sich mehr oder minder.Umso glücklicher war sie dann, als sie endlich angekommen war. Sie sprang aus der Kutsche und wäre am liebsten sofort losgestürmt um sich umsehen. Doch ihre Pläne wurden im Keim erstickt, stattdessen musste sie artig Serrana und ihrem Vater folgen. Kein Spielen in Pfützen, was bei einem solchen Wetter ihr sonst viel Spaß machte. Gelangweilt stand sie also hinter ihren Eltern und wartete darauf, endlich entlassen zu werden.
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Sabina war ganz und gar nicht glücklich. Der doofe Gadatas hatte sie ausgetrickst. Auch sein Kompliment, das sie ja schon wie eine Erwachsene sich benahm, besänftigte sie nicht. Sie war bockig und hatte eigentlich keine Lust. Doch erst einmal fügte sie sich, aber über kurz oder lang würde der Sklave wohl Opfer von einem ihrer Streiche werden. Ob er sein Versprechen halten würde, dass ihr der Unterricht sicherlich Spaß machen würde, wollte sie ihm nicht wirklich glauben. Das sagte er nur, um sich bei ihr Beliebt zu machen.
Dennoch horchte sie ein bisschen auf, als er ihr erzählte, was er sich als erste Unterrichtsstunde ausgedacht hatte. Sie liebte Pferde und sie wollte ja unbedingt ein eigenes haben. Mit einer Miene, als würde er ihr körperlichen Schmerz zu fügen, nahm sie die Schriftrolle entgegen. Dabei war sie ihm einen finsteren Blick zu. Begeisterung sah anders aus.Stockend las sie den ersten Absatz des Textes laut vor und stolperte dabei das ein oder andere über die komplizierten Worte.
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Sabina mochte Gadatas nicht, nicht nur weil er erwachsen war und ihr Lehrer, sondern auch, weil er anscheinend ganz genau wusste, wie er sie dazu bewegen konnte, dass zu tun, was er von ihr verlangte. Das war nicht sehr nett, zumindest in Kinderaugen. Das Manipulation und Betrug eigentlich zum Alltag von Rom gehörten, war sich das Mädchen noch nicht bewusst. Sie warf dem Sklaven einen finsteren Blick zu. Er hatte recht, und sie hasste es, das er recht hatte. Aber es war unfair. Ganz schrecklich unfair.
Sie hatte die Wahl, entweder sich aufführen wie ein kleines verzogenes Kind, oder aber zeigen, dass sie doch schon Groß war. Verkniffen sah sie ihn an. „Na schön!“ gab sie schließlich schmollend klein bei. Das Argument Laevina war auschlaggebend gewesen. Mit der Alten legte man sich Besser nicht an. Die Erfahrung hatte sie ja bereits gemacht. -
Gadatas wirkte ein klein wenig genervt von ihr. Zumindest bildete Sabina sich das ein. Nur als er dann meinte, sie würde das Pferd wohl eher bekommen, wenn sie lieb und nett und artig war, verschwand ihr freches Grinsen. Sie WAR lieb und nett und artig, bis auf vielleicht hin und wieder. Aber im Grunde hatte ihr Vater nicht wirklich Grund zur Klage. Außerdem traf er einen ziemlich empfindlichen Nerv mit der Erwähnung des baldigen Nachwuchses.
„Er ärgert sich nicht über mich“, erklärte sie stur. Jetzt hatte sie erst recht keine Lust zu lernen. Das war nämlich alles furchtbar ungerecht. Ihr Vater hielt seine Versprechen nicht und sie musste trotzdem immer ein gutes Kind sein.
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Mit ihrer Erklärung, sie habe keine Lust, war das Thema lernen für sie erst mal vom Tisch. Sie widmete sich wieder ihren Spielzeugen, aber der Sklave ließ sich nicht einfach so abwimmeln. Leicht genervt hob sie wieder den Kopf und sah ihn herausfordernd an. Was als nächstes kam, waren Worte der Vernunft. Solche Vernunft die sich meist nur durch einen Wutausbruch ihrer Seits ignorieren ließ. Nur hatte sie das Gefühl, dass es Gadatas nicht im Geringsten stören würde, wenn sie sich wie toll aufführte. Bockig verschränkte sie die Arme vor der Brust.
„Papa hat Serrana! Der wird nicht traurig werden“, entgegnete sie überzeugend. So dumm war sie gar nicht mal, nur eben verzogen und dickköpfig. Plötzlich zeigte sich ein kleines, fast schon viel zu niedliches Lächeln auf ihren Zügen. „Ich lerne, wenn ich mein Pferd bekomme!“ erklärte sie ihm. Ihr Vater hatte ihr ja schließlich schon vor langer Zeit eines versprochen.
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Wieder einmal war Sabina vertieft in ihr Spiel. Dadurch, dass es ständig regnete und ein kalter Wind durch die Straßen Roms pfiff, war sie wie die meisten Kinder zu Hause eingesperrt und langweilte sich fürchterlich. Selbst ihre geliebten Holzpferde konnten es nicht ändern, dass ein paar ihrer Freunde krank waren und sie diese deshalb nicht besuchen durfte.
Ablenkung kam dann plötzlich in Form des einen Sklaven. Sie sah zu ihm hoch und legte den Kopf leicht schief. So unordentlich war es doch gar nicht. Sie fand jedenfalls genügend Platz. Sie war ja auch noch nicht so erwachsen und tollpatschig wie Gadatas. Von daher sah sie ihn etwas verständnislos fragend an. „Ist doch genug Platz!“ meinte sie kindlicher Manier. Erwachsene sind ja sooo doof. Außer ihr Papa, aber das war etwas anders. Den hatte sie sehr gut um den Finger gewickelt und bekam eigentlich fast alles von ihm. Und Serrana war auch in Ordnung. Ein bisschen jedenfalls. Aber der Sklave, der war oberdoof… sollte ihr Lehrer sein. Somit stand Gadatas ganz weit oben auf der Liste der Personen, die doof waren. Ganz oben stand Laevina, die alte Großtante. Furchtbare Schreckschraube, die Alte. „Ich will nicht lernen!“ erklärte sie dann noch recht bockig. Die Langeweile war für den Moment verschwunden, dem Sklaven das Leben schwer zu machen, war doch eine herrliche Ablenkung. -
Das Serrana sie hatte aufhalten wollen, war ihr in ihrer Aufregung gänzlich entgangen. Stattdessen lief sie ein zweimal um den Wagen herum und streichelte auch die Pferde. Dabei musste sie sich aber auf die Zehenspitzen stellen, weil die so groß waren. Wann bekam sie eigentlich ihr eigenes Pferd? Papa hatte ihr doch versprochen, dass sie eines bekam. „Papaaaaaaaaaa“, begann sie dann auch gleich. Wurde Zeit, dass sie ihn mal wieder daran erinnerte. Sie hatte diesen nervigen Klein-Mädchen-Tonfall, der andeutete, dass sie etwas wollte und den die Erwachsenen auch nicht einfach ignorieren konnten, weil dann unwillkürlich ein Wutausbruch folgen würde. Sie hatte ihren Vater sehr gut darauf dressiert, denn es war ja viel einfacher, ihr die Wünsche zu erfüllen, als sich stundenlang mit einem bockigen Mädchen auseinander zu setzen. „Wann bekomm ich mein Pferd?“ fragte sie dann nach und sah ihren Vater aus großen Augen an. Er hatte doch hoffentlich sein Versprechen nicht vergessen. „Uih, dich kenn ich“, platze es dann aus Sabina heraus, als sie Flora entdeckte. Schließlich kletterte sie dann auch erst mal zurück in den Wagen.
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Wenn der Sklave erwartet hat, dass sie begeistert in die Hände klatschte und sofort lernen wollte, so hatte er sich wohl getäuscht. Welches Kind freute sich schon darauf, stillsitzen zu müssen und langweilige Texte zu lesen. Kurz warf sie ihm einen reichlich skeptischen Blick zu, als er versuchte sie mit einer Pferdefabel zu locken. Wenn sie wollte konnte sie ihm sein leben als Lehrer furchtbar schwer machen. Anscheinend hatte sie nun ein neues Opfer für ihre Streiche, Laevina würde erst einmal verschont bleiben.
Eilig kam sie auf die Beine, als ihr Vater meinte, er würde sie erst einmal wieder spielen lassen. Sie drückte ihm artig einen Kuss auf die Wange und winkte dann Beiden hinter her, ehe sie sich wieder ihren Holztieren widmete. Sie überlegte bereits, welchen Streich sie Gadatas als Erstes spielen würde…. -
Bis auf zu Bia, hatte Sabina nicht wirklich eine enge Bindung zu den Sklaven des Hauses. Sie mussten zwar oft dazu herhalten mit ihr zu spielen, aber ansonsten schenkte sie ihnen nicht viel Aufmerksamkeit. Sie waren ja alle Erwachsen und doof. Weil Gadatas nicht nur Sklave war, sondern auch noch Lehrer, somit noch doofer. Schlimmer war nur Laevina.
Skeptisch sah sie ihn an, als er meinte, dass ihr das Lernen sicherlich Spaß machen würde. Sie würde stillsitzen müssen. Wenig Begeisterung zeigte sich auf ihren Zügen, als er denn erklärte, was er ihr beibringen wollte. Sabina zog eine Grimasse."Fünfundzwanzig Pferde", antwortete sie ihm knapp. Zählen konnte sie schon. Hoffentlich würde er jetzt gehen und sie weiter spielen lassen.
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Laevinas Erziehungsmaßnahmen schienen ein wenig zu fruchten. Sabinas Zimmer, welches sonst das Zentrum aller Unordnung war, wirkte aufgeräumt, wenn man einmal von den Holztieren absah, welche den Boden bevölkerten und bestimmt zwei oder drei große Landgüter darstellten. Die kleine Germanica mochte vor allem Pferde. Sie hatte dutzende, manche waren bemalt, mal klein oder groß, mal liebevoll geschnitzt oder aber nur grob die Form angedeutet. Sie mochte jedes einzelne Pferd.
Es klopfte und Sabina wurde aus ihrer kleinen bunten Welt heraus gerissen. Leicht verärgert runzelte sie die Stirn. Warum nur mussten die Erwachsenen immer stören. Ihr Gesicht hellte sich aber auf, als ihr Vater eintrat, verfinsterte sich aber sogleich, als er ihr erklärte, es gäbe einen neuen Lehrer. Das würde wohl heißen, dass sie in Zukunft nicht mehr so viel Zeit für Spielen haben würde. Aus großen Augen musterte sie den Sklaven dann aber doch neugierig. „Salve“, sagte sie knapp und widmete sich dann wieder ihrem Pferdehof. Was gab es schon groß zu sagen? Lehrer waren doof! -
Aufgeregt hüpfte Sabina auf und ab, immer wieder um den Wagen herum, während das Gepäck verstaut wurde. Zwischen den ^Beinen der Sklaven hindurch, wohl wissend, dass sie ganz gewaltig störte. Aber sie konnte eben nicht still sitzen, dafür war sie viel zu aufgeregt. Es ging nach Mantua, bisher war sie noch nie verreist! Für sie war das alles ein großes Abenteuer. Erst auf eine Auforderung hin kletterte sie dann doch in den Wagen, rutschte aber aufgeregt hin und her. „Wann geht’s los?“ fragte sie eigentlich fast jede Minute und schaute dabei aus dem Fenster. Nur hatte der Wagen sich ja nicht einmal in Bewegung gesetzt. Erst als dann Septima dazu kam, setzte sie sich doch auf ihren Platz und grinste in die Runde. Jetzt gleich würde es los gehen!
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Abaris Sklave
Der Zuschlag ging an Germanicus Aculeo. Abaris hatte es sich verkniffen noch einmal für den Sklaven zu bieten, einfach weil es sich nicht gehörte gegen die eigene Familie zu bieten. Was der Germanicer wohl mit dem gebildeten Sklaven wollte? Das würde er wohl eine Weile einfach mal beobachten. Nun ja, wenigstens war die Versteigerung nun zu Ende und sie konnten zurück in die Casa. Das Wetter wurde nur ungemütlicher und er freute sich auf einen Becher Wein... oder zwei...Sabina kam gar nicht dazu, Aculeo darum zu bitten mit ihr Fangen zu spielen. Der doofe Kerl interessierte sich viel mehr für den Sklaven, den er gerade erstanden hatte. Sie zog einen Schmollmund. Das war furchtbar langweilig und KEINER schenkte ihr Aufmerksamkeit. Und als dann auch noch der Vorschlag fiel, diesen Sklaven zu ihrem Lehrer zu machen, wurde ihre Laune nur noch schlechter. Erwachsene waren so furchtbar doof. "Ich will nach Hause!" beschwerte sie sich.
Abaris stimmte ihr insgeheim zu, auch wenn ihm die Art und Weise wie Sabina sich gebärdete furchtbar auf die Nerven ging. -
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Abaris SklaveDen Blick der Sklavin bemerkte er nicht und selbst wenn, es hätte ihn nicht gestört. Er war schließlich kein Kindermädchen. Er war ein Meister der Zahlen und des Feilschens, wen störte es dann schon, dass er Kinder nicht mochte. Natürlich zeigte er dies nach außen hin nicht, denn er war wie jeder Sklave, ersetzlich. Außerdem ließ es sich nicht gänzlich vermeiden auf den Wirbelwind der Germanicer zu treffen. Das Kind kannte so viele Verstecke, dass man immer wieder über sie stolperte. „Welche Werke hast du lesen dürfen? Und kannst du uns etwas daraus rezitieren?“ Einmal die Intelligenz dieses Sklaven ein wenig herausfordern. Er sollte sich ruhig schon einmal unter Beweis stellen.
Irgendetwas zupfte an ihren Haaren. Sie wirbelte herum und sah Aculeo breit Grinsend vor sich. Kurz legte sie den Kopf schief, ob er wohl mit ihr Fangen spielen würde? Kurzerhand zupfte sie an seiner Tunika und bedeutete ihm sich runter zu beugen, damit sie ihm was ins Ohr flüstern konnte.
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Abaris SklaveAbaris wiegte den Kopf hin und her. Die Antwort des Sklaven kam etwas zu schnell für seinen Geschmack. Er war zu sehr bemüht sich ins rechte Licht zu rücken und wer wusste schon in wie weit das alte Schlitzohr seine Finger im Spiel hatte. Mit genügend Angst im Nacken behauptete so ein Sklave oben auf dem Podest glatt, dass Berge versetzen könnte und in Wahrheit nichts weiter wie ein Schwächling und Aufschneider. Solange der Preis nicht in die Höhe getrieben wurde, würde sich der Kauf sogar lohnen.
Sabina drehte den Kopf, als ihr Vater dazu kam. Sie schenkte ihm ein breites Grinsen, weil sie wusste dass sie ihren Vater viel schneller davon überzeugen konnte, etwas für sie zu kaufen. Abaris war ja ein Geizkragen und hatte kein Verständnis für die Bedürfnisse eines Kindes. „Papa!“ kreischte sie begeistert, so dass sich einige Köpfe zu ihnen umdrehten.
Abaris warf Sabina einen genervten Blick zu. Kinder! Und bald würde noch so ein Balg die Casa unsicher machen. Er drehte den Kopf, als jemand anderes ei Gebot abgab. Was war das denn? Seit wann bot man bitte gegen die eigene Familie. Abaris warf dem jungen Germanicus einen finsteren Blick zu. Der sollte nur ja nicht den Preis in die Höhe treiben. „Nur ein kleiner Einkaufsbummel, dominus! Die Damen wollten mich begleiten. Der Bursche scheint recht tauglich zu sein“, antwortete er dann in Richtung des Senators.
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Abaris SklaveAbaris runzelte die Stirn und musterte den Sklaven noch einmal eindringlich. An sich machte er einen guten Eindruck, sauber und wohlgenährt, aber nicht fett. Faul schien er auch nicht zu sein. Er kratzte sich am Kopf, Allzu viel Geld wollte er nicht ausgeben, er war ein alter Pfennigfuchser und hatte ein Auge für Qualität, nur wusste man nicht immer was Tranquilius für Ware feilbot. Ein hübsches Mädchen konnte Strohdumm sein und selbst für die niedrigste Hausarbeit ungeeignet. Das war schon öfter passiert. Die Katze im Sack würde er sicherlich nicht kaufen wollen. „Hattest du schon mal irgendwelche Krankheiten?“ fragte er dann nach und wandte den Kopf Sabina zu, die an seiner Tunika zupfte. „Das ist langweilig!“ beschwerte sie sich. Abaris seufzte, er hatte das Mädchen nicht mitnehmen wollen, aber dem Befehl einer Herrin konnte er sich nicht widersetzen, selbst wenn es sich nur um ein Kind handelte. „Du musst jetzt warten!“ meinte er wenig geduldig. Sabina kniff die Augen zusammen und zog einen Schmollmund. Erwachsene waren doof! Sie warf Serrana einen fragend blick zu, vielleicht hatte diese ja Verständnis für sie.
„Er scheint brauchbar zu sein… er ist auf jeden Fall ausgebildet worden, Er drückt sich gewählt aus… aber ob er wirklich hält was er verspricht, wird sich noch zeigen müssen, domina!“ In Richtung Tribüne hob er die Hand: „500 Sesterzen für Germanicus Sedulus!“ rief er dann. Damit war das erste Gebot abgegeben. -
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Abaris SklaveEs war kalt geworden, viel zu kalt, zumindest empfand es Abaris so. Er war ein Sklave der Gens Germanica und für die Ein- und Verkäufe zuständig. Sein Haar war bereits leicht ergraut und füllig, jeder Schritt ließ ihn schnaufen, während er sich durch die dichte Menschenmenge schob. Zusammen mit der Hausherrin und dem quirligen Wirbelwind Sabina erledigte er Einkäufe. Was gar nicht so einfach war, denn Sabina entdeckte immer wieder Spielzeug oder andere Dinge die sie unbedingt haben wollte. “Nein, domina! Du hast bereits genug Spielzeug. Du hast bestimmt schon fünfhundert Pferde!“ sagte er immer wieder, wenn das Mädchen irgendwo stehen blieb. Allein wäre er schneller voran gekommen, aber mit der hochschwangeren Serrana und dem lebhaften Kind kam er nur um Schneckentempo voran. Dabei wollte er doch nur eines, auf den Sklavenmarkt und sehen ob es vielleicht neue gute Ware gab. Vielleicht ein nettes Mädchen oder ein kräftiger Bursche.
Schließlich hatten sie sich endlich zu den Podesten der Sklavenhändler vorgekämpft, doch auf den ersten Blick konnte Abaris sogleich viele Sklaven ausschließen. Ungenügende Ware, teilweise entlaufen oder beschädigt oder aber viel zu aufsässig, das konnte man an den Augen erkennen.
Das alte Schlitzohr Titus Tranquillus verkaufte mal wieder völlig überteuerte Ware. Abschätzig musterte er einen blonden Knaben, der am Ende an einen reichen fetten Händler mit vielen goldenen Ringen an den aufgequollenen Fingern. Wonach dem der Sinn stand, war deutlich.
Doch bei dem Griechen, den der alte raffgierige Titus vorführte wurde er hellhörig. Schreiber und Lehrer, anscheinend sehr gut ausgebildet. Aufmerksam musterte er diesen, ein junger Mann, eher durchschnittlich und unscheinbar, aber seine Augen wirkten munter.
„Es sieht fast so aus, als hätte das alte Schlitzohr endlich mal etwas Vernünftiges anzubieten“, murmelte er vor sich hin und warf Serrana einen kurzen fragenden Blick hin. Auf ihr kurzes Nicken hin, räusperte er sich kurz. Doch wurde er von jemandem hinter ihm unterbrochen. Anscheinend interessierte nicht nur er sich für den Sklaven. „Wieviele Jahre hast du deinem altem Herrn gedient?“ warf er dann ein. -
Sabina schniefte und sah ihn aus großen tränennassen Augen an. Er machte falsch, was man nur falsch machen konnte. Erst machte er ihr Pferd kaputt und dann redete er sich auch noch um Kopf und Kragen. Er konnte froh seine, dass sie nicht einen ihrer berüchtigten Wutausbrüche bekam und ohrenbetäubend herum kreischte.
Sie beruhigte sich ein wenig, als er ihr versprach, dass Spielzeug irgendwie zu reparieren. Doch kaum hatte sie sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt, setzte er noch eines drauf. Aus reinem Trotz zog sie einen Schmollmund. Zwar hatte sie sich mittlerweile mit Serrana angefreundet, aber sie sah in der Iunia keine Mutter sondern, eben nur eine Freundin. „Sie ist nicht meine Mama“, meinte sie grimmig. -
Dass Sabina ihr Gegenüber verunsicherte, bemerkte sie gar nicht. Dafür trauerte sie viel zu sehr um das Pferdchen. Als er meinte er habe es nicht gesehen, warf sie ihm einen finsteren und vorwurfsvollen Blick zu. Wozu hatte er denn Augen im Kopf? Aber diesen giftigen Kommentar verkneifte sie sich, denn der Zusammenstoß mit Tante Laevina hatte zumindest dafür gesorgt, dass sie den Mund hielt. Noch so einen Streit wollte sie nicht. Aber sie war trotzdem bockig und sauer.
Als er dann das offensichtliche zusammen fasste, rollte sie mit den Augen. Jeder wusste, dass ihr Vater neu geheiratet hatte. Nun rollte die erste große Träne über ihre Wange. „Das weiß ich!“ fuhr sie ihn an. Erwachsene sind ja so doof. -
Sabina zog eine Schnute und sah den großen Tollpatsch immer noch vorwurfsvoll an. Der war ja schlimmer wie Laevina. Diese war ja auch schon auf das Spielzeug getreten, obwohl sie es gerade hatte wegräumen wollen. Den Streit mit der Tante würde sie nicht so schnell vergessen. „Es liegt doch am Rand!“ Ihre Stimme klang verdächtig weinerlich. Tatsächlich lag das Pferd im Gras und nicht mitten auf dem Weg. Die Schuld lag eindeutig bei ihm und nicht bei ihr. Zumindest sah sie das so. „Ich will aber kein Neues! Ich will das hier! Das hab ich von Mama!“ sie fuchtelte mit dem kaputten Pferd vor seiner Nase herum. Sabina war bockig und kurz davor laut zu werden. Doch bevor es soweit kommen konnte, fragte er sie, wer ihr Vater an. „Mein Vater ist mein Vater! Germanicus Sedulus!“ antwortete sie ihm.