Beiträge von Germanica Sabina

    Sabina nickte und drückte die Augen ganz fest zu und wartete auf Marcus 'Jetzt', dann fing sie laut an zu zählen:


    „eins... zwei... drei...“, da sich ja Marcus noch nicht aus kannte im Haus, wollte sie ihm etwas mehr Zeit geben und zählte etwas langsamer. „vier... fünf.... sechs... sieben...“, es hatte seine Vorteile, dass es nun ein weiteres Kind im Haus gab, so brauchte sie nicht aus dem Haus gehen, um mit jemandem zu spielen, sondern hatte gleich jemanden immer bei sich. „acht... neun... zehn... ICH KOMME!“ rief sie laut und stürmte dann auch aus ihrem Zimmer. Sie polterte ebenso wie Marcus ziemlich laut die Stufen herunter und rannte direkt ins Atrium rein. Zuerst schaute sie hinter die großen Vasen, doch da war kein Junge, nicht einmal Staub.


    „Ich weiß das du hier bist!“ verkündete sie und schaute als nächstes hinter den Stühlen nach. Und dann sah sie ein Stückchen Stoff einer Tunika unter der Treppe. Da war er ja... Kreischend rannte sie auf die Treppe zu und tippte Marcus einmal ganz leicht auf die Nase. „Ich hab dich!“ verkündete sie.

    Marcus reagierte wie jeder Junge, er wollte unbedingt gewinnen, wenn sie Soldaten spielten. Aber Sabina wollte auch nicht verlieren, außerdem gefiel es ihr nicht sonderlich gut mit groben Pelztragenden Germanen verglichen zu werden. Sie zog eine Grimasse, um ihren Unmut auszudrücken. „Ich will aber nicht verlieren!“ erklärte sie ihm dann kategorisch. Kurz überlegte sie, ob sie sagen sollte, dass es ihr Spielzeug war, aber das wäre nicht nett gewesen und Marcus hätte sie dann vermutlich allein gelassen. Sie wollte aber nicht allein sein, nicht nachdem ihr Vater diese Dinge gesagt hatte.


    „Ich kann dir ja vorher das Haus zeigen!“ schlug sie ihm vor. „Oder wir spielen nur im Erdgeschoss. Hier oben sind die privaten Zimmer der Familie und in dem Zimmer von Calvena will ich nicht spielen. Sonst ist sie Böse. Aber ich mag meine Cousine, sie ist ganz lieb!“ erklärte sie ihm. „Du wirst sie sicher auch kennen lernen!“ plapperte sie weiter. Sie nickte dann. „Ok, du darfst zuerst los rennen!“

    Irgendwie klang Marcus Antwort ziemlich vertraut. Diese Erklärung hatte sie schon von ihren Freunden gehört. Vor allem Lyso erzählte wann immer er es konnte, dass er Soldat werden wollte. Marcus würde wohl ihre Freunde auch bald kennen lernen dürfen, wenn er auch bald mit ihr zur Schule ging. Schließlich mussten alle Kinder zur Schule. Das hatte Bia ihr so erklärt. „Mein Freund will auch Soldat werden“, erzählte sie ihm. „Er heißt Lyso, sein Vater ist Beamter und wohnt hier in der Straße!“ erklärte sie dann freimütig.


    Als er sie fragte, ob sie nicht Krieg spielen wollte, wusste sie nicht was sie antworten sollte. Sie war froh gerade nicht allein zu sein, sodass sie auch mit den Jungen spielen würde, was er wollte. „Warum muss ich ein germanischer Stammesführer sein? Warum kann ich nicht der römische Feldherr sein?“ fragte sie, weil sie glaubte, dass Germanen ganz schlimme Menschen waren. Zwar gab es auch nette Germanen wie Gundhi und andere Sklaven, aber sie kannte eben nur die meisten schlimmen Geschichten.


    Marcus schlug dann vor, dass sie doch Fangen spielen konnten. Kurz überlegte sie, ob das so klug war. Eigentlich sollte sie nicht laut sein oder irgend etwas spielen, wobei etwas kaputt gehen konnte. Fangen gehörte zu diesen Spielen, aber sie war so wütend auf ihren Vater, dass sie gern bereit war, die Regeln des Hauses nicht zu beachten.


    „Wir spielen Fangen mit verstecken!“ schlug sie dann vor. „Zuerst zählt einer bis zehn, in der Zwischenzeit rennt der andere Weg und versucht ein Versteck auf die Schnelle zu finden oder zumindest so lange weg zu laufen, bis er gefangen ist“, erklärte sie ihm dann.

    Sabina hatte schon fast zu viel Spielzeug, deswegen lagen ihren Soldaten auch wenig beachtet in der Ecke herum, sie spielte viel lieber mit ihren Schnecken oder aber mit ihrer Puppe, welche einen Ehrenplatz auf ihrem Bett hatte. Als Marcus nun mit den Soldaten zurück kam betrachtete sie diese nachdenklich.


    „Warum willst du unbedingt Krieg spielen?“ fragte sie und nahm eine der Figuren aus seiner Hand. Suchend sah sie sich um und krabbelte dabei sogar unter ihr Bett. Schließlich kam sie wieder hervor, zu de Soldaten gehörten nämlich auch zwei Pferde. Beide waren irgendwann mal unter das Bett gekullert.
    Irgendwie wollten alle Jungs immer Krieg spielen, auch ihre Freunde. So wirklich verstehen konnte sie das nicht, aber sie spielte meist mit.

    „Im Sommer, nachdem es geregnet hat finde ich immer die meisten Schnecken. Direkt unter den Büschen!“ erzählte sie ihm und nahm den Käfer wieder an sich. Kurz sah sie sich und legte das Geschöpf in eine kleine Schale auf ihrer Kommode, da würde er nicht verloren gehen oder kaputt. Auch würde ihn Bia garantiert nicht aus ihrem Zimmer räumen. Bia war erst einmal erleichtert, dass ihr Schützling sich beruhigt hatte. Sie würde die Gelegenheit nutzen und den Kindern etwas zu trinken hollen. Kurz strich sie Sabina über den Schopf.


    „Nicht zu laut!“ ermahnte sie die Beiden und ließ sie dann erst einmal allein. Vielleicht konnte sie dann noch in Erfahrung bringen, was Sabina so aufgeregt hatte.



    „Was willst du den spielen?“ fragte Sabina. Einen Holzgladius hatte sie nicht, aber dafür ein paar geschnitzte Holzfiguren in Form von Soldaten.

    Sabina strahlte, als ihr Vater ihrem Wunsch nachgab. Teutus folgte dem Mädchen auf dem Fuß, während sie auf die Ponys zu rannte und sich dann in die Schlange stellte. Sie hüpfte aufgeregt auf und ab und als sie dann endlich dran war, wurde sie auf den Rücken des Tieres gehoben und mehrere Runden im Kreis geführt. Schon bald würde sie ja ihr eigenes Pferd bekommen. Ihr Papa hatte es ihr versprochen und auch ihr Onkel. Sie freute sich schon darauf, auch weil sie verreisen würden. Es würde nach germanien gehen und da durfte sie sich dann ihr Fohlen aussuchen.


    Ein paar Münzen waren danach noch übrig und der Sklave spendierte dem Mädchen eine Tüte voller Nüsse, die sie dann alle unter die Nase hielt. Bia nahm sich eine Walnuss. Auch ihrem Vater hielt sie die Knabberei unter die Nase.

    Zwar hatten die beiden Kinder einen schlechten Start gehabt, aber nun schien das erst einmal vergessen. Auch wirkte Sabina nun nicht mehr so traurig, sondern ein zaghaftes Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen.


    Das Mädchen nickte bestätigend, er durfte sich eines aussuchen.


    „Die Schneckenhäuser hab ich im Garten gefunden und Bia hat sie mit mir dann angemalt!“ erzählte sie ihm. „Wir können ja mal gemeinsam im Garten nach Schneckenhäusern suchen gehen“, schlug sie ihm vor. Meist kurz nachdem es geregnet hatte kroch sie unter den Büschen herum und kam dann mit einer ausbeute von einigen Schnecken. Und dann kochte sie Helena für sie aus.

    „Es soll noch größere Käfer geben?“ fragte sie erstaunt. Kurz sah sie den Jungen prüfend an, der flunkerte sie doch nicht etwa an? Aber er meinte Aussage durch aus ernst. Sie war sichtlich beeindruckt.


    Marcus legte ihr schließlich den Käfer in die Hand und sie betrachtete das Geschöpf ganz fasziniert. Der Panzer war braun und matt, der kopf schwarz, die Fühler hatten lustige Puschel und die Beine kitzelten ein wenig. Kurz sah sie zu Bia, auch diese mochte Käfer gar nicht leiden. „Bia mag keine Käfer!“ teilte sie ihm dann mit. „Aber ich weiß nicht warum. Ich find sie lustig!“ ein Lächeln stahl sich auf ihre Züge.


    „Schau mal, ich hab bunt angemalte Schneckenhäuser!“ sagte sie, sprang auf und verschwand zur Hälfte in der großen Truhe- Den Käfer hatte sie ihm kurz noch einmal in die Hand gedrückt. Sie kam mit einem bunten Beutel zurück, den sie dann auf dem Boden ausschüttete. Kleine Holzkugeln, bunte Schneckenhäuser und Kiesel kullerten nun zwischen ihnen herum. „Damit spielen wir immer Kästchenhüpfen!“ erzählte sie ihm. Bisher hatte sie noch nie mit einem Kind unter einem Dach gelebt, das war eine ganz neue Erfahrung für sie. „Du darfst dir was aussuchen!“ sagte sie dann zu ihm. Sie wollte ihm auch etwas schenken.

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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    Bia nickte nur, sie hatte ja immer noch Sabina an ihrer Brust. Sie ahnte aber bereits, dass sie in Zukunft auch auf diesen Jungen achten durfte. Das konnte heiter werden. Vor allem dann, wenn sich die Kinder unter einander dann nicht verstanden. Der Junge hatte ja schon bewiesen, dass er ziemlich frech sein konnte. Sabina war beleidigt davon gelaufen.


    Zu ihrer Überraschung zeigte dann der Junge doch so etwas wie Feingefühl. Verblüfft sah sie zwischen Marcus, Sabina und dem Käfer hin und her. Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken. Wer wusste schon, wo sie auf das tote Vieh stoßen würde, wenn sie wieder einmal ihrem Schützling hinter her räumte. Aber sie mischte sich nicht ein, das war eine Sache der Kinder.


    Noch einmal schniefte Sabina, ihr Blick wanderte von dem Käfer zu Marcus und wieder zurück. Für den Moment war ihr Kummer vergessen, sie war Faszination gewichen. „Der ist aber groß!“ piepste sie. Etwas unsicher sah sie kurz zu Bia auf, sollte sie wirklich den Käfer an sich nehmen. Ihr Kindermädchen zuckte mit den Schultern, was so viel bedeuten sollte, wie ’Deine Entscheidung’. Sabina löste sich von ihr und setzte sich Marcus genau gegenüber auf den Boden. Trotz der geröteten Augen lächelte sie schüchtern. „Ich darf ihn wirklich haben?“ fragte sie

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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    Sie hatte es geahnt, der Junge langweilte sich und da sein Bruder anscheinend ausgeflogen war, fiel es nun ihr zu, sich um ein weiteres Kind zu kümmern. Ausgerechnet heute, wo Sabina völlig aufgelöst in ihren Armen lag und sie nicht wusste, wie sie das Kind beruhigen sollte. Aber vielleicht war auch Marcus eine passende Ablenkung für ihren Schützling.


    „Dein Name ist Marcus, richtig?“ fragte sie nach und streichelte während dessen Sabina. „Ich bin sicher, Sabina erlaubt dir dass du mit ihren Sachen spielen darfst. Aber sei bitte nicht allzu laut, die Senatoren müssen arbeiten und im Haus ist Ball spielen verboten. Sonst geht noch etwas kaputt!“ erklärte sie ihm. Doch der Junge setzte sich neben sie und kramte dann etwas heraus. Einen Käfer, sie konnte nicht fassen. Ein ziemlich großes hässliches Tier und es war bestimmt halb so groß wie die Kinderhand. „Hübsch“, kommentierte sie etwas angewidert, sie mochte Insekten nicht sonderlich, aber Sabina schleppte ständig irgendwas an.


    Sabina schniefte geräuschvoll und linste ein ganz klein wenig an Bia vorbei. Ihr Blick fiel auf den doofen Jungen, der sie am gestrigen Tag so geärgert hatte. Er wirkte nun gar nicht mehr so doof. Jedenfalls nicht so doof wie ihr Vater, der sich einfach ne neue Frau nahm sie und abschob. Ein großer toter brauner Käfer lag in seiner Hand. So einen hatte sie noch nicht gesehen.

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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    Sabina schmiegte sich an Bia und diese versuchte ihren kleinen Schützling zu trösten. Was nicht so einfach war, denn das Mädchen war völlig aufgelöst und durcheinander. Und Bia wusste nicht einmal warum. „Ach, mein kleiner Schatz!“ sagte sie liebevoll und strich über den Kopf des Mädchens.


    Zunächst bekamen die Beiden gar nicht mit, dass noch jemand im Zimmer stand. Erst als die Stimme des Jungen erklang, hob das Kindermädchen den Kopf und schenkte dem Jungen ein schiefes Lächeln. Sabina jedoch bekam im Augenblick nichts, außer ihren eigenen kummer mit.


    „Salve, junger Mann!“ Bia blieb vor dem Stuhl hocken und nickte Marcus zu. „Wir spielen nicht“, antwortete sie und betrachtete den Jungen, während sie Sabina streichelte. „Langweilst du dich?“ fragte sie und war etwas überfordert. Da hatte sie nun ein weinendes Mädchen an der Brust und einen munteren Jungen mitten im Zimmer stehen. Sie war etwas ratlos.

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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    Bia konnte es nicht fassen, nun maulte auch noch Sedulus an ihr herum, als ob es nicht schon ausreichte die Launen von Sabina tagtäglich zu ertragen.


    „Darf ich Fragen, was hier los war?“ fragte sie etwas bissig, doch der Senator war dann schon verschwunden. Sie seufzte und ging vorsichtig zu ihrem Schützling. Diese starre Miene und Haltung passte nicht zu der Art des Mädchens. Wenn Sabina etwas nicht passte, dann wurde sie meist laut und kreischte, aber dieses eisige Schweigen war nicht die übliche Reaktion des Kindes. Irgendwas Schlimmes war vorgefallen. Sie hockte sich neben den Stuhl und berührte ihren Schützling an der Schulter.


    „Hey, mein Sonnenschein. Willst du mir erzählen was los ist?“ fragte sie behutsam und ahnte nicht einmal was in dem Kind vorging.


    Sabina hatte ihrem Vater den Rücken zugewandt, sie wollte nichts mehr von ihm wissen. Er schob sie ja eh wieder ab. Seine Worte bekam sie natürlich mit und sie taten ihr weh, denn sie war doch auch Lieb und Nett. Aber anscheinend wollte er sie wirklich nicht, sonst hätte er etwas anderes gesagt. Die Tür fiel ins Schloss und ließ sie zurück, ganz allein. So kam sie sich furchtbar. Nun kullerten ihr Tränen über die Wange und Schluchzer ließen ihren Körper erbeben.


    „Schon gut mein, Schatz!“ sagte Bia tröstend und schloss das aufgelöste Mädchen in die Arme. Sabina drückte ihr Gesicht an die Brust von ihrem Kindermädchen, dem scheinbar einzigen Menschen, die sie noch wollte. „Schschsch…. Alles wird gut!“ sagte sie zu ihr und war ratlos. So aufgelöst hatte sie das Mädchen zuletzt nach dem Tod ihrer Mutter erlebt. Sabina war danach Wochenlang nicht mehr aus ihrem Zimmer gekommen.

    Da ihr Vater nicht ahnen konnte, was in ihrem kleinen Kopf gerade für düstere Gedanken herum geisterten, tat er das was er immer tat, wenn er mit dem Mädchen überfordert war: Er schob das kleine Problem an Bia ab und überließ ihr das bockige Kind wieder friedlich zu stimmen. Das gab ihr nur noch mehr das Gefühl, dass sie unerwünscht war. Nun war Sabina kurz davor in Tränen auszubrechen. Die Welt war ja so ungerecht.


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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    Bias erschien in der Tür und ein Blick auf ihren Schützling sagte ihr, dass das Mädchen grad ganz grässlicher Laune war. Sie seufzte auf.


    „Dominus, du hast gerufen!“ meinte sie mit einem ergebenem Seufzer und fragte sich, was denn nun wieder schief gegangen war.

    Sein ruhiger und besänftigender Tonfall trug nichts dazu bei, das sich Sabina in irgendeiner Art besser fühlte. Sie wusste einfach nicht, was sie davon halten sollte, dass er heiraten wollte. Er hatte doch sie, warum brauchte der dann eine neue Frau? Sie verstand das nicht, Außerdem vermisste sie gar ihre Mutter ganz schrecklich. Würde die noch leben, wäre alles anders gekommen. Sabina schmollte nicht nur, sie haderte mit dem Schicksal. Zu jung um einige Zusammenhänge zu verstehen. Aus diesem Grund saß sie auch stocksteif da und starrte irgendeinen Punkt an der Wand. Sie war verletzt und traurig und wütend.


    Finster sah sie ihren Vater an, als dieser sie hoch hob und dann auf den Stuhl setzte. Ganz in der Manier ihrer Mutter verschränkte sie die Arme und sah ihn zutiefst vorwurfsvoll an. Schweigend starrte sie ihn an und drehte den kopf dann weg. Sie wollte nicht mehr mit reden. Wenn er sie nicht wollte, dann hatte sie ihm nichts zu sagen. Trotz und Wut zeigten sich auf ihren Zügen. Auch versprach sie ihm nicht, keine Szene zu machen.

    Das Thema auf Mauern klettern war beendet, es gab ja auch keinen Grund, warum sie es tun sollte Da machte sie sich doch nur ihre Kleider schmutzig oder kaputt. Doch das andere Thema beschäftigte sie viel mehr. Ihr Vater wollte neu heiraten und sie fand das gar nicht so toll. Seine strenge Ansprache half da auch nicht, ihre Meinung zu ändern. Eher im Gegenteil nun war sie wirklich sauer. Er wollte Mama einfach so ersetzten... und diese Frau nahm ihr den Papa weg. Sie warf ihm einen langen stummen finsteren Blick. Die Lippen fest aufeinander gepresst, blieb sie erst einmal einfach nur still. Sie hatte keine Lust mehr mit ihm zu reden. 8)
    Hätte sie gewusst, dass Sedulus sich gerade die Sache mit dem Pferd für sie überlegte, wäre sie wohl durch die Decke geschossen und hätte wild kreischend das gesamte Haus zusammen gebrüllt. Schließlich war es unfair ein Versprechen weg zu nehmen. Das machte sie ja auch nicht, jedenfalls nicht mit Absicht. Sie würde Serrana jedenfalls nicht mögen... das nahm sie sich ganz fest vor und den Papa mochte sie gerade auch nicht.

    Sabina nickte noch einmal bestätigend. Marei war über die Mauer der Villa Aurelia geklettert. Sie wusste gar nicht was daran so schlimm sein sollte. Marei hatte doch nur mit ihnen spielen wollen und das hatten sie dann auch getan.
    Sie machte einen Schmollmund, wollte er ihr nicht glauben dass sie ihr Versprechen halten wollte. „Ich werd nicht auf Mauern klettern“, sagte sie nachdrücklich. Aber dafür auf Bäume, denn das hatte sie ihm ja nicht versprochen. Bäume waren auch etwas ganz anderes als Mauern.


    Der entnervte Unterton ihres Vaters entging ihr nicht. Ihre Miene wurde noch ein klein wenige finsterer und sie war kurz davor, einfach aus Trotz in Tränen ausbrechen zu wollen. Er verwirrte sie doch mit seinen komplizierten Erklärungen. Aber wenn sie das sagte, dann würde er sicher sauer werden. Stattdessen zog sie es vor ihn grimmig anzufunkeln.


    Leicht legte sie den Kopf schief, seine nächste Erklärung war nicht wirklich besser zu verstehen für sie, aber sie machte sich diesmal die Mühe seine Worte auseinander zu nehmen. Dabei machten seine wagen Andeutungen es nicht gerade besser, dass sie verstand, was er ihr erklären wollte.


    „Ich will keine neue Mama!“ sagte sie dann ziemlich laut und ziemlich heftig. Wer auch immer diese Frau war, sie würde sie auf keinen Fall mögen.

    Sabina runzelte die Stirn und musste ehrlich darüber nachdenken über welche Mauer Marei denn geklettert war. Das Mädchen hatte ihnen ja erzählt wem das Haus gehörte.


    „Das war die Villa Aurelia!“ berichtete sie ihm dann.


    „Ihr ist nichts passiert!“ versicherte sie ihm. „Ich werd nicht auf Mauern klettern“, versprach sie ihm dann im selben Atemzug.


    Sabina wurde immer verwirrter. Was wollte ihr Vater denn erklären. Er drückte sich ja soooo kompliziert aus.


    „Wie auseinander gehen? Hattest du Mama doch nicht lieb?“ fragte sie dann noch mal. Erst sagte er das eine und dann etwas völlig anderes...


    Schließlich kam er dann doch zu den Punkt, auf den er anscheinend schon die ganze Zeit hinaus wollte. Ihre Miene verfinsterte sie auf einen Schlag. Sie verstand nicht, warum ihr Papa neu heiraten wollte. Er hatte doch Mama gehabt. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.


    „Warum?“ verlangte sie zu wissen.

    Bia musterte den Fremden mit einigem misstrauen. Schließlich ging es hier um ihren Schützling. Sie liebte das Kind, wie ihr eigenes und würde es wie eine Löwin verteidigen. Sie hatte ihre Hände auf die Schultern Sabinas gelegt und hielt diese mit leichtem Druck zurück.
    Die Augen des Mädchens wurden groß, als er ihr ein Stück Honigkuchen hinhielt. Unsicher sah sie ihren Vater, durfte sie überhaupt die Süßigkeit annehmen? Ein Strahlen zeigte sich auf ihren Zügen, als ihr Vater ganz leicht mit dem Kopf nickte. Doch bevor Sabina nach der Süßigkeit greifen konnte, war es verschwunden und tauchte hinter ihrem Ohr wieder auf. „Wie machst du das?“ fragte sie. Als sich dann Bia leise räusperte, sage Sabina noch schnell: „Danke!“ und steckte sich die Süßigkeit in den Mund, damit es ihr keiner mehr weg nehmen konnte.


    Das Stirnrunzeln von Bia wurde tiefer, als Vitale dann nach dem Namen seiner Prinzessin fragte. Diesen Mann kannte sie noch nicht und solche Sprüche hielt sie für reichlich unangebracht. Vor allem wenn es um das Kind des Arbeitgebers ging. Doch Sabina ahnte nichts von den Gedanken Bias und antwortete: „Ich bin Sabina!“ sagte sie. Weiter ging es, übers Fest, vorbei an weiteren Ständen. Vitale brauchte sie gar nicht auf die Ponys aufmerksam machen, sie hatte sie schon selbst entdeckt und rannte bereits zu den Tieren.


    „Paaaaaaapaaaaaaaaaaaaa!“ kreischte sie, wieder in diesem drängenden Ton. Große Augen sahen ihn an, als sie zurück stürmte und wieder an seiner Toga zupfte. „Ich will reiten. Biiiiitteeeeeeeeeeeeee!“

    Sabina blieb stehen wo sie war. Bia hatte ihr immer eingeprägt, dass sie nichts anfassen durfte, wenn sie vorher nicht um Erlaubnis gefragt hatte. Aber da es ja hier ein Lararium war und dies ein Ort für die Götter und Geister war, wagte sie es erst recht nicht etwas an zufassen. Denn ein wenig fürchtete sie sich vor den Geistern -auch wenn es gute Geister gab. Dennoch war es unheimlich, dass es so etwas gab, vor allem konnte man ja Geister nicht sehen. Sie drückte ein wenig die Hand ihrer Cousine und schaute sich mit respektvollem Abstand alles an.


    „So viele berühmte Männer!“ staunte sie.


    „Was musst du denn als Vestalin alles machen?“ fragte sie neugierig weiter, während ihr Blick über alles wanderte.

    „Ich mein die große Mauer von der Villa!“ erklärte sie ihm schon fast geduldig. Wie konnte ihr Vater das denn nicht wissen? Schließlich ging er oft genug an der Mauer entlang.


    „Ich weiß nicht warum sie drüber geklettert ist. Einfach weil es ihr Spaß gemacht hat!“ vermutete sie dann und zuckte etwas unsicher mit den Schultern.


    Aus großen Augen sah sie ihren Vater ratlos an. Sie verstand einfach nicht was er ihr zu erklären versuchte.


    „Du hast doch gesagt...“, sie überlegte und runzelte dabei die Stirn. Sie hatte nicht wirklich verstanden, warum er das so merkwürdig gesagt hatte. „Das du dich auch … wenn Mama....“, verwirrt verstummte sie.