Beiträge von Germanica Sabina

    Dass sie etwas warten musste, fand sie nun nicht so schlimm. Nur wenn sie den ganzen Tag unterwegs war und durch die Straßen zog, dann wurde man irgendwann hungrig. Besonders wenn man über Mauern, Zaune und Bäume kletterte, oder sich durch dunkle Gassen auf der Suche nach einem Abenteuer schlich. Rom war ein riesiger Spielplatz. Mit der Zeit wurde man dann nur hungrig, besonders wenn man kein Geld dabei hatte um sich Honigkuchen zu kaufen.
    Kaum hatte sie ihre Frage gestellt, da kamen die Sklaven auch endlich und trugen das Essen auf. Sie rutschte auf der Kline kurz hin und her und streckte dann den Arm nach Käse und Oliven aus. Darauf folgten dann Datteln, Brot mit Honig und Obst. Alles durcheinander, aber es schmeckte. Hin und wieder nippte sie auch an ihrem Becher.

    Sabina zeigte ein kleines Lächeln, sie fand es auch toll kleine Geschwister zu haben. Auch wenn sie noch zu jung waren für ausgelassene Spiele und fast den ganzen Tag schliefen. Die Angst, dass ihr Vater nun keine Beachtung mehr schenken würde, hatte sich als unberechtigt erwiesen. Nach wie vor war sie immer noch die kleine Prinzessin. Nur nicht mehr ganz so klein. „Ja, finde ich auch. Außerdem ist meine Großtante eine Giftspritze. Meine Schwester wird so sicherlich nicht werden!“ Dafür war sie ganz fest überzeugt. „Wir haben ganz viele Pferde! Ich weiß leider nicht wie viele. Da müsste ich meinen Onkel fragen, wenn er wieder zurück ist!“ sie nahm sich fest vor, Avarus mal zu fragen. Ihr Blick folgte dem von Caerellia und sie brach dann ebenso wie die Jungs in lautes Gelächter aus, als sie sah wie Antonius halb nackt durch die Gegend rannte. Sie musste sich vor lachen sogar den Bauch halten.

    Saldir
    So lange wie möglich hatte Saldir sich in der Küche herum gedrückt und Demetrius mit sinnlosen und auch reichlichen dummen Fragen genervt, warum er ausgerechnet jenes Gewürz oder dieses Wurzel in den Topf warf um daraus eine Brühe zu machen. Sie wollte einfach nicht in die Nähe der Kranken, aber Befehl war Befehl. Trotzdem hoffte sie, dass plötzlich Laevina wie aus dem Nichts auftauchte und ihr irgendeine andere Aufgabe übertrug. Doch diese Hoffnung wurde leider nicht erfüllt, stattdessen fand sie sich dann doch kurze Zeit später vor der Tür des Gästezimmers wieder. Eine Schale voll heißer Brühe in der Hand. Nach kurzem zögern gab sie sich dann doch wieder einen Ruck um das Zimmer zu betreten. Was hatte sie schon für eine Wahl? Sie würde zwar glatt einmal austesten ob Aculeo sie für ihren ungehorsam bestrafen würde, aber sie wollte es dann doch nicht darauf ankommen lassen. „Domina“, fragte sie vorsichtig, immer noch im sicheren Abstand zum Bett. Sie hoffte auf irgend eine Reaktion.

    Laevina war eine furchtbare alte Sabberhexe, immer hatte diese genaue Vorstellung davon, wie sie sich verhalten sollte. Wenn es nach der alten Germanica ging, dann würde sie den ganzen Tag nur am Webrahmen sitzen, oder Gedichte lernen oder den unzähligen Erwatungen gerecht werden. Aber auf das alles hatte sie keine Lust, nicht, wenn draußen ihre Freunde warteten. Aber an diesem Abend hatte sie den kürzeren gezogen. Laevina hatte sich durchgesetzt und Sabina ihren Willen aufgedrückt. An diesem Abend würde sie genau das sein, was sie ja eigentlich war: Ein Kind und somit nicht zusammen mit den Erwachsenen essen. Dieses Argument hatte sie doch glatt sprachlos gemacht. Sie konnte nicht dann Kind oder eben ’Groß’ sein, wann sie es wollte. Sie musste sich für eines entscheiden, hatte ihr die Germanica eindringlich erklärt. Und da sie sich in letzter Zeit wie ein verzogenes Gör aufgeführt hatte, würde sie bei dieser Cena nicht dabei sein. Das hatte das Mädchen glatt zum nachdenken gebracht, sie war nicht einmal beleidigt. Nur ziemlich baff, ob dieser Argumentation.
    Wenigstens durfte sie Valerian und Calvena begrüßen und ihren kleinen neuen Verwandten. Sie war ja schon so gespannt auf Rufus, Serrana hatte viel erzählt und nun wollte sie natürlich auch mal schauen. Erst einmal lugte sie nur ums Eck, bevor sie dann jegliche Vorsicht fahren ließ um Calvena mit einem fröhlichen lachen zu umarmen. Sie hatte Calvena vermisst. Sie war eine hervorragende Verbündete gegen Laevina. „Salve!“ meinte sie in die Runde und strahlte von einem Ohr zum anderen.

    Saldir
    Sofort hieß sofort, dass hatte zumindest die Germanin auf schmerzhafte Weise schon lernen müssen. Wenn man nämlich nicht acht gab, dann lauerte diese Spinne Quadrata im Schatten und meldete ihrer Herrin jeden Fehltritt oder jede noch so kleine Bummelei. Germanica Laevina war nicht gerade zimperlich. Da waren die anderen Familienmitglieder umgänglicher, aber wenn einer der Senatoren sofort sagte, dann sollte man dieser Aufforderung auch unverzüglich nachkommen. Selbst wenn es sich dabei nur um ein Familienmitglied handelte. Von daher sah Saldir Aculeo mit offenem Mund nach, als dieser meinte er gehe einen Medicus suchen. „Das kann ich doch machen“, piepste sie, in der Hoffnung der Kranken zu entkommen. Nicht dass sie auch noch krank wurde. Besonders wenn diese Frau die Pest angeschleppt hatte. Da wollte sie nicht einmal in der Nähe dieses Zimmers sein. Doch der Germanicus war schon entschwunden und ließ sie mit ratloser Miene zurück. Sie sah vom Bett in den leeren Flur. Wenigstens würde sie sich erst einmal in der Küche herum drücken dürfen... Brühe kochen. Sie konnte zwar nicht kochen, aber Demetrius würde sie sicherlich zuschauen lassen.

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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    Anstatt das ganze Haus abzusuchen, fragte sich einfach einen der Sklaven, wo denn der junge Dominus steckte. Im Gegensatz zu den anderen Sklaven, wollte sie sich aber dann doch nicht in die Nähe der Kranken wagen. Stattdessen schickte sie Saldir vor. Dafür machte sie sich dran, nach den Kindern zu sehen und ein Frühstück aufzutreiben.


    Saldir
    Die Sklavin steckte den Kopf vorsichtig zur Tür rein. „Dominus Sedulus möchte dich sofort sprechen!“ erklärte sie und plapperte das nach, was Bia ihr vorgegeben hatte. Die Germanin warf einen unruhigen und besorgten Blick zum Bett hinüber.

    Wie gerne hätte Sabina ihre Großtante Laevina gegen Milos Tante Aviana eingetauscht. Aviana war sehr viel netter wie die alte Germanica und auch sehr viel nachsichtiger. Sie war ein ganz kleines bisschen neidisch, denn Milo hatte auch sehr viel mehr Freiheiten, während sie oftmals unter Beobachtung von Laevina, oder Quadrata – Laevinas fürchterlichen Leibsklavin – oder Gadatas stand. Einfach hatte sie es nicht, aber dafür war Faustus öfter auch mal ganz allein. Und allein sein war ja irgendwie unheimlich. Sicherlich spukten die Ahnen durch das Haus, wenn niemand da war. Oder schlimmer: Lemuren. Ein kleiner Schauer lief ihr über Rücken und Arme. Um nicht weiter an irgendwelche bösen Geister zu glauben befasste sie sich viel lieber mit Bestia und den halbherzigen Kunststücken. Ihr neuer kleiner Freund schien sich sehr wohl zu fühlen. Jetzt war Milo nicht mehr ganz so allein, wenn dann niemand Zeit für ihn hatte.
    „Wo bleibt denn das essen?“ fragte sie in die Runde. Die Sklaven ließen sich aber viel Zeit.

    Sabina zog gekonnt einen Schmollmund. Das hatte sie nun davon, wenn sie den lieben langen Tag nett war und dann einmal bekundete, dass sie keine Lust auf irgendwelche Hausaufgaben oder Lehrstunden mit Gadatas. Aber die freche Entgegnung war es schon fast wert gewesen, denn Serrana sah tatsächlich ziemlich schockiert aus und auch irgendwie fassungslos. Zu ihrem Leidwesen taten sich die Beiden aber zusammen. Sie warf ihrem Vater einen trotzigen Blick zu und drehte dann einfach auf dem Absatz um und wortlos und bockig das Zimmer zu verlassen. Unfair war das! Das war alles unfair. Immer wurde sie herum kommandiert oder gemaßregelt, aber die Versprechen die man ihr gab wurden dann nicht eingelöst. Wirklich unfassbar unfair.

    Der arme Milo wurde von Tulia herum kommandiert und dann wieder weg geschickt. Mit einem kleinen Grinsen sah sie dieses kleine Schauspiel mit an. Irgendwie tat ihr Freund ihr dann aber auch ein bisschen Leid. Er wollte nur nett sein und Caerellia auch kennen lernen.
    Sabinas Kopf wirbelte herum, als ihre Freundin dann meinte sie würde sicherlich irgendwann Marius heiraten. „Wääääähhh… den doch nicht! Jungs sind doof! Außerdem will ich nicht heiraten!“ erklärte sie. „Stimmt doch gar nicht! Milo hatte die Idee!“ stimmte sie dann auch noch Cornelia zu, als Tulia versuchte mit dem gelungen Streich anzugeben.
    „Ja, eine Pferdezucht. Aber ich war noch nie da. Eigentlich wollten wir ja nach Germanien, aber meine Stiefmutter ist dann schwanger geworden. Oh, das wisst ihr ja noch nicht. Ich hab eine Schwester und einen Bruder bekommen. Zwillinge!“ erzählte sie dann der Runde. „Laevina und Victorius… ich nenn sie aber Vina, sie sieht nämlich nicht aus wie meine Großtante!“ Zu Caerellia sagte sie erklärend: „Meine Großtante heißt auch Laevina, aber sie ist ne furchtbare Schreckschraube und bestimmt schon über hundert Jahre alt!“

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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    „Den Kindern geht es gut. Sie bleiben erst einmal in ihre Zimmern“, versicherte sie dem besorgten Vater. „Wer das ist, weiß ich selbst nicht“, sie machte eine kleine ratlose Miene. Roxane hatte sie bisher nicht kennen gelernt, höchstens mal einen flüchtigen Blick erhascht, aber so lange waren sie noch nicht zurück in Roma und wer wusste schon welche Lupa Aculeo ins Haus mit brachte, Verwunderlich das es Laevina duldete. Die alte Schreckschraube verteidigte doch sonst ihr Heim wie eine hungrige Löwin. Oder wusste diese überhaupt nichts von dem Mädchen? Hatte der junge dominus sie etwa ohne das wissen der Alten einquartiert? „Einer der anderen Sklaven hat sicherlich schon einen Medicus geholt. Ich kann auch nur das weiter geben, was ich so eben gehört habe…“

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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    Mit schon fast panischer Miene klopfte Bia ziemlich rüde an und wartete nicht einmal auf ein Herein. Die sonst so gelassene Sklavin sah ziemlich besorgt aus. „Dominus? Ich störe nur ungern… aber ich fürchte wir haben die Seuche aus Mantua im Haus...“, ließ sie auch sogleich die Katze aus dem Sack. „Der Gast von Aculeo... sie hat die selben Symptome wie die Menschen in Mantua!“ Jetzt hatte diese merkwürdige Krankheit auch Rom erreicht. Ausgerechnet einen Haushalt voller Kinder.

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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    Noch ein bisschen Schlaftrunken tapste auch Sabina durchs Haus. Sie war mit einem Schlag hellwach, als das Geräusch zerbrechenden Invetars an ihr Ohr drang. Hektisch, beinahe panisch sah sie sich um und atmete erleichtert auf, als in ihrer näheren Umgebung keine Scherben zu sehen waren. Sobald etwas zu Bruch ging war sie ja immer der erste Sündenbock, selbst wenn sie an einem solchen Missgeschick ausnahmsweise mal nicht Schuld war.
    Dieses Geräusch weckte dann natürlich auch ihre kindliche Neugierde. Welcher der Hausbewohner war denn nun der Übeltäter? Bia streckte in diesem Moment den kopf zur Tür hinaus, auch sie hatte gehört, wie etwas zerbrochen war und vermutete natürlich das Sabina daran Schuld war. „Ich war es nicht!“ beteuerte sie und deutete um die Ecke. „Ehrlich!“ Bia runzelte die Stirn und zog die Brauen zusammen. Schließlich ging sie selbst nachsehen. Sabina folgte ihr auf den Fersen, schließlich wollte sie wissen, wer denn nun so unachtsam gewesen war. Einer der anderen Sklaven kehrte bereits die Überreste einer kleinen Statue zusammen. Eine kleine Figurine der Göttin Iuno. „Ohje…“, gab Sabina von sich. „Die war hübsch“, meinte sie lapidar.
    Bia indes hatte nicht wirklich ein Auge für die Scherben, sondern vielmehr für das recht hektische hin und her einiger Sklaven. „Was ist denn los?“ fragte sie. „Der Gast von Dominus Aculeo ist krank!“ „Bitte was?“ Bia wirkte mit einem male alarmiert. „Was hat sie?“ fragte sie besorgt und bedeutete Sabina mit einer herrischen Geste in ihr Zimmer zu gehen. Doch das Mädchen blieb wie angewurzelt stehen und wollte natürlich nun auch wissen, wer denn krank war. „Fieber, sie hustet und sie ist grad Ohnmächtig geworden!“ „Bona Dea“ entfloh es der Kinderfrau voller Schrecken. Ihr entwichen sogar noch einige andere unangemessene Flüche, die Sabina sicherlich nicht hören sollte. Sabinas Augen wurden groß und die Hälfte der unflätigen Wörter merkte sie sich natürlich auf der Stelle. Das Kindermädchen wirbelte auf der Stelle herum und fixierte die kleine Germanica streng. „Geh in dein Zimmer! Ich werde dir Frühstück bringen!“ Sabina war ehrlich erschrocken und auch ein wenig eingeschüchtert. Von daher nickte sie nur und folgte der Anweisung. Das war ja verwirrend, warum führte sich Bia denn so auf?
    Die Sklavin indes eilte ins Officium des Hausherrn.

    Es entging Sabina nicht, wie ihr Vater sich plötzlich vor dem eben gegebenem Versprechen an Serrana doch ein wenig drücken wollte. Dass er es nicht so mit den Göttern hatte, wusste sie, aber dass er sich davor drücken wollte, wie sie vor dem Unterricht, hatte sie bisher noch nicht mitbekommen. Ein wenig war es schon unfair, dass die Erwachsenen Sachen die sich nicht machen wollten, auch nicht tun mussten, während ihr aber keine Wahl blieb.
    Kurz hatte Serrana starke Ähnlichkeit mit Laevina, es war ihr wohl nicht recht, dass Sedulus sich um einige Tempelbesuche drücken wollte. Jedenfalls schaute die Iunia genau so missbilligend drein wie Laevina.


    Bei dem Wort Hausaufgabe verzog sie nun ganz in Laevina-Manier missbilligend das hübsche Gesicht. Sie gab sich schließlich alle Mühe nach Kräften Gadatas und seinen stetigem Bemühen ihr etwas beizubringen zu entkommen. Aber die Aussicht auf das versprochene Pferd ließ sie tatsächlich abwägen.
    Bei Serrana Worten, verdrehte sie dann die Augen. „Ich kann lesen und schreiben. Ich hab nur keine Lust dazu“, gab sie ziemlich frech zu. Schließlich war sie ja auch nicht mehr so klein und die Bemühungen ihres Hauslehrers trugen Früchte.

    Caerellias wage Beschreibung wo denn dieser Ort lag, wo sie aufgewachsen war, rief nur verwirrte Mienen hervor. Fragende Blicke huschten zwischen den Mädchen hin und her. Sie hatten sogar eine Vorstellung davon. Jetzt wäre es tatsächlich einmal gut, wenn Gadatas dabei wäre, aber sie würde ihn einfach später mal fragen. „Ich weiß nur wo Mantua und Ostia genau liegen“, meinte Sabina mit einem leichten Schulterzucken. „Ich weiß noch wo Misenum liegt“, meinte Tullia. Kurz drehte sie sich einmal um die Achse und deutete dann wahllos einfach in irgendeine Himmelsrichtung.
    „Also wenn es nach meiner Tante geht, dann kann ich nicht schnell genug Erwachsen werden und heiraten...“, meinte sie mit einer Grimasse des Unmutes. „Ich soll den ganzen lieben Tag artig sein und weben oder lernen…“, sie stöhnte gequält und grinste dann aber wieder. „Wir haben meinen Hauslehrer abgehängt!“ Die Mädchen kicherten gemeinsam.
    „Mein Onkel hat eine Pferdezucht in Germanien“, erzählte sie. „Aber ich war noch nicht da.“

    Aviana ging einen Sklaven suchen, damit sie dann endlich etwas zu essen bekamen. Hoffentlich ließ sie sich damit Zeit, denn nach der Cena musste sie dann auch sicherlich nach Hause. Es war spät geworden. Wenn sie mit Milo oder ihren anderen Freunden zusammen war, dann vergaß sie meistens die Zeit. Wenigstens wusste ihr Vater wo sie war, aber dennoch sollte sie wohl recht bald mal zu Hause wieder auftauchen.
    Doch erst einmal war es viel spannender zu zeigen, welches Kunststück sie Bestia bereits beigebracht hatten. „Also er kann sich auch auf dem Boden herum rollen!“ Wie gut das der Welpe in diesem Augenblick zu ihr kam, die etwas unwürdige Behandlung ließ ihn Schutz bei dem Mädchen suchen. Eifrig streichelte sie den kleinen Hund und bedeutete ihm dann, dass er sich einmal auf den Rücken drehen sollte. Der Erfolg war nur mäßig. Bestia verstand nicht was Sabina von ihm wollte. „Vorhin hat das noch geklappt“, meinte sie ein kleines bisschen enttäuscht.

    Die Sklaven der Germanica sahen nicht ganz so oft weg, wenn sie versuchte klammheimlich aus dem Haus zu kommen. Seit dem Tante Laevina ebenfalls im Haus wohnte, war es nicht mehr ganz so einfach einmal unbemerkt auszubüchsen. Sie musste sich stets vor Quadrata, der alten Schreckschraube, in Acht nehmen. Die alte Sklavin lauerte irgendwie immer in einer dunklen Ecke und berichtete ihrer Herrin natürlich brühwarm, was sich im Haus zu trug. Laevina war ein Alptraum und sie versuchte ihr nach Möglichkeit zu entkommen. Doch leicht war dies nicht. „Wo liegt Luceria?“ fragte sie. Zu dumm, dass Gadatas jetzt nicht da war, der wusste das sicherlich. Aber es war ihr lieber, wenn der Sklave ihr nicht an den Fersen hing.
    „Das mit dem Benehmen lernen, kennen wir nur zu gut. Ich hab eine Tante ie da viel wert drauf liegt und nichts unversucht lässt mich zu einer jungen Dame zu biegen…“, erklärte sie Caerellia und verzog das Gesicht. Tullia und Cornellia nickten zustimmend. „Irgendwann werden wir die Familie repräsentieren“, äffte Sabina ihre Tante nach und entlockte den Mädchen ein lachen. Oft genug bekamen sie diese Ermahnungen alle zu hören. Aber Erwachsen werden war doof. Als Erwachsener hatte man irgendwie keinen Spaß mehr.

    Das Thema Tempelbesuche stempelte Sabina erst einmal als unwichtig ab. Was interessierten sie die Götter, wenn es doch um ihr versprochenes Fohlen ging. Das war viel wichtiger wie die Götter. Zumindest aus Sicht von Kinderaugen. Schließlich waren es nicht die Götter, die ihr das Fohlen versprochen hatten. Serrana hatte sich jedenfalls als zuverlässige Verbündete heraus gestellt.
    Erwartungsvoll hatte sie ihren Vater angesehen, nur um dann im nächsten Moment eine ziemlich enttäuschte Miene zu machen. Onkel Avarus war schon seit einer gefühlten Ewigkeit weg. Wer wusste schon, wann er denn wieder zurück war. Irgendwie wurde sie immer vertröstet. Das war irgendwie nicht fair. Was nützte es, sich zu benehmen und nett zu sein, wenn sie am Ende noch immer warten musste.
    Serrana schlug sich ja, dann auf die Seite ihres Vaters und die erwartungsvolle Blicke lastete schwer auf ihr. Wenn sie sich jetzt wie ein bockiges Kind aufführte, würde sie wohl auch nicht weiter kommen. Da stand sie wohl auf verlorenem Posten. „Ich warte auf Onkel Avarus“, gab sie sich dann einsichtig. Sie würde aber ziemlich sauer sein, wenn er dann wieder zurück kam und das Fohlen vergessen hatt.

    Puh…. Sabina atmete erleichtert auf. Aviana nahm Milos Antwort hin und fragte nicht genauer nach. Somit würde ihr kleiner Ausflug in die Subura weiterhin ihr Geheimnis sein und Ärger brauchten sie auch nicht fürchten. Milos Tante war wirklich irgendwie spitze, sie glaubte fast alles, was sie ihr erzählten. Ihr Vater oder Tante Laevina hätten sich mit dieser Antwort sicherlich nicht zufrieden gegeben. Vielleicht noch Serrana, ihre Stiefmutter war ja auch ein bisschen naiv, aber sicher war sie sich da nicht. Sie schenkte Faustus ein verstohlenes Grinsen und warf sich dann mit ein wenig Schwung auf eine der Klinen. Speisen wie die Erwachsenen, so oft kam das nicht vor. Höchstens wenn die Familie sich zu einer gemeinsamen Cena zusammen fand. „Ich lass mich auch überraschen“, erklärte sie. „Posca will ich auch“, schloss sie sich Milo an.

    Sabina war ein kleines bisschen beeindruckt, dass sich Caerellia völlig allein aus dem Haus stahl und dass die Sklaven dies auch noch zuließen. So einfach wie die Kleine – Caerellia war ja nicht nur jünger wie sie, sondern auch ein bisschen Kleiner- kam sie nicht aus dem Haus. Da musste schon der Germane an der Tür abgelenkt sein, damit sie unbemerkt davon kam. Und zu allem Überdruss hing ja jetzt nun auch noch Gadatas an ihren Fersen. Den sie ja aber so eben erfolgreich abgeschüttelt hatte. „Ich komm gar nicht so einfach aus dem Haus…“, warf sie zwischen durch mal ein und zog eine Grimasse. Die anderen Mädchen nickten zustimmend. Es war nicht immer leicht den aufmerksamen Blicken der Eltern und der Sklaven zu entkommen.
    Als Caerellia bekundete sie habe noch nie jemanden verpetzt, stieg sie sogleich in der Gunst der Mädchen. „Wunderbar! Wir verpetzen auch niemanden. Wir halten immer zusammen!“ Zustimmendes nicken von den anderen Kindern unterstrich ihre Worte. „Naja, nicht immer hier, manchmal auch woanders! Unten am Tiber zum Beispiel oder in einen der anderen kleinen Parks. Und manchmal auch auf dem Mercatus!“ Es gab viele Orte an denen es sich prima spielen ließ. „Wenn du nicht in Rom geboren bist, wo kommst du denn dann her?“