Beiträge von Germanica Sabina

    Der Stallbursche konnte nicht mehr und brach nun doch in Gelächter aus. Die Kleine wusste wie sie ihren Lehrer gänzlichen aus dem Konzept brachte. Er lehnte sich gegen die Stallwand und hielt sich den Bauch, während sich der Sklave abmühte, Sabina in die Geheimnisse des Lebens einzuweihen. Der arme Kerl konnte einem leidtun.


    Jetzt war Sabina verwirrt, erst war das mit dem Menschen wie bei den Pferden und jetzt plötzlich nicht mehr. Naja, irgendwie war das schon ein bisschen logisch. Pferde waren Pferde und Menschen waren Menschen. Nur das es da dann auch noch die Sklaven gab, die anders behandelt wurden. Gar nicht so einfach, dass zu verstehen. „Warum werden manche Männer kastriert und andere nicht? Also bei Sklaven… das ist irgendwie seltsam… Damit die keine Kinder machen können?“ sie machte eine kurze Pause. „Und wie ist das zwischen Papa und Serrana?“

    Der Stallbursche, der bei ihnen stand, grinste breit und musste sich ein Lachen mit Mühe verkneifen. Die Kleine brachte Gadatas in arge Bedrängnis. Besonders, als sie sich von der niederkommenden Stute erst einmal abwendete und zu dem Wallach hinüber zu gehen um zu schauen, welche Dinger denn Gadatas nun meinte. Da sie nicht erkennen konnte, was er meinte steckte sie einfach den Kopf in die nächste Box und siehe da, das Pferd hatte Hoden. „Und warum werden die weg gemacht?“ Das musste ja irgendeinen Grund haben.
    Der andere Sklave hustete, es klang verdächtig nach einem versteckten Lachen. „Ein Wallach ist ruhiger, als ein Deckhengst. Der Bursche da“, er deutete auf das Pferd, das sich Sabina gerade angesehen hatte, „ist so einer. Weil er so ein schönes glänzendes Fell hat, darf der unsere Stuten begatten, damit die so hübsche Fohlen bekommen!“
    „Ahso…“, das verstand Sabina, ohne das eine weitere Frage aus ihr heraus purzelte. Nun war aber Gadatas wieder dran, der ihr nun erklärte, dass es bei Menschen Eunuch hieß und nicht Wallach. „Also bekommen nur hübsche Menschen Kinder?“

    Zu ihrer Überraschung kam Gadatas ihrem nachdrücklichen Wunsch nach. In diesem Moment wurde dem Mädchen bewusst, welche Macht sie im Grunde über ihren Lehrer besaß. Der kleine aber feine Standesunterschied trat in diesem Augenblick zu Tage. Sabina konnte ihrem Lehrer befehlen was sie wollte und er musste tun was sie sagte. Bei Bia hätte sie es wohl niemals gewagt sich so aufzuführen. Die Kinderfrau war nämlich dazu berechtigt, ihr im Notfall einfach den Hosenboden stramm zu ziehen, um ihr eine Lektion in Gehorsam zu erteilen. Oder ihr sonst irgendeine Strafe aufzubrummen. Da war die Sklavin durchaus kreativ.
    Gadatas hingegen, waren anscheinend die Hände gebunden. Wenn sie wollte könnte sie ihm auf der Nase herum tanzen, wiedersprechen und ihre Streiche mit ihm spielen, wie sie wollte, ohne dass sie Ärger fürchten musste.
    Eine überraschende Erkenntnis, die sie erst einmal verarbeiten musste um sie dann später für ihre Zwecke zu gebrauchen.


    Gadatas druckste ein wenig herum, während er ihr versuchte das mit den Fohlen und der Geburt zu erklären. Sie legte den Kopf schief und folgte mit dem Blick zu der Box mit dem Hengst. „Was kann der nicht?“ fragte sie und versuchte das Gesagte in ihrer kindlichen Fantasie zu einem Bild zusammen zu setzen. „Ist das bei uns Menschen auch so?“ löcherte sie ihn direkt einmal weiter.

    "Solange deine Tante und dein Großvater nicht gegen Bestia haben, darf er bei dir bleiben. Dein Vater kann ihn uns auf keinen Fall wegnehmen", erklärte sie überzeugt. Wer Tod war, der war Tod und kam auch nicht wieder. Diese Erfahrung hatte sie ja selbst machen müssen. Ihre Mutter war Tod und sie würde auch nicht wieder zurück kommen. Nachts, wenn sie allein war, musste sie oft an sie denken und hin und wieder weinte sie sich auch in den Schlaf, wenn sie sich allein fühlte. Mit Serrana wollte sie darüber nicht reden, ihr Vater hatte nicht wirklich Zeit und auch den Nerv für ihre Probleme und Laevina war eine verdammte Hexe und kannte kein Mitleid. Ihr fehlte ihre Cousine, mit ihr könnte sie wenigstens darüber reden. Kurz warf sie Milo einen langen nachdenklichen Blick zu. Er war ihr bester Freund. Außerdem hatte er ihr gerade ein Geheimnis anvertraut. Doch bevor sie einen Entschluss fassen konnte, schlug er vor, dass sie seine Tante suchen sollten. Damit sie gemeinsam Essen konnten. "Gute Idee, ich hab einen Bärenhunger", verkündete sie ihm und lief ihm eilig hinter her.

    Heftig nickte Sabina bestätigend. Ein Fohlen! So war das. Ihr Vater hatte ihm obendrein auch noch versprochen, dass sie es sich aussuchen durfte. Aber auf diesem Punkt bestand sie nicht zwangsläufig, solange sie denn nun einmal endlich ihr versprochenes Fohlen bekam. Sie war sich ziemlich sicher, dass Serrana ihr dabei helfen würde und ihren Vater an sein Versprechen erinnern würde. "Ich will aber kein Pony, sondern ein Fohlen", erklärte sie entschlossen. "Ich weiß, dass ich warten muss!" fügte sie noch hinzu. "Ein Pony ist so plump.... Pferde sind eleganter!"

    Rebellisch, ja das traf es. Vor allem aber Neugierig und im Augenblick auch ziemlich frech, weil es Gadatas anzumerken war, wie Unwohl er sich bei ihren Fragen fühlte. Zwar setzte er eine strenge Miene auf, doch diese war nicht wirklich beeindruckend. Laevinas autoritäres Gesicht war wirklich angsteinflößend. Die Alte hatte einen Blick drauf, der jegliche Fragen im Keim erstickte, doch der Sklave würde noch üben müssen, bis er diesen Blick beherrschte. "Arithmetik ist aber langweilig", erklärte sie ihm und ahmte seine ganze Körperhaltung und auch die Stimmlage nach. "Ich will JETZT wissen was es mit den Babys auf sich hat", ihr Tonfall hatte etwas forderndes. Es schwang auch Trotz mit und so etwas wie ein quängliger Unterton.

    Ein freches Grinsen zeigte sich auf ihren Zügen, denn Gadatas war anzusehen, dass ihm ausgerechnet dieses Thema anscheinend nicht behagte. Seine Antwort viel dann dementsprechend auch irgendwie unbefriedigend für ihre Neugierde aus. Sie machte einen Schmollmund als er dann auch noch meinte sie wäre zu jung für solche Fragen und sie an Serrana verwies.


    „Und warum kannst DU mir das nicht erklären?“ jetzt wollte sie es wissen. „Ich bin nicht mehr so klein!“ fügte sie noch hinzu um davon zu überzeugen, dass sie eben nicht zu jung war.

    Sabina konnte einfach nicht verstehen, warum Milo plötzlich mit einem Male so abweisend war. Aber als er sich dann entschuldigte hob sie wieder den Kopf. Erleichtert atmete sie auf, auf sie war er nicht böse. Es war irgendetwas anderes und sie hatte es nur falsch aufgefasst. Kurz schenkte sie ihm ein kleines Lächeln, seine Entschuldigung hatte sie damit angenommen. „Ich versprech dir“, sie hob ihre rechte Hand, „das ich, dass was du mir erzählst, für mich behalte!“ Jedes Versprechen das sie gab, nahm sie ernst. Deshalb war sie auch ein wenig eingeschnappt, dass ihrem Vater scheinbar sein Versprechen ihr Gegenüber vergessen hatte und sie immer noch auf das Fohlen wartete. Sie versuchte ja ihre Stiefmutter für sich zu gewinnen. Sabina wusste durchaus wie sie ihren Willen bekam.
    Doch das Fohlen war für den Moment vergessen, nun galt ihre Aufmerksamkeit ihrem Spielkameraden. „Oh“, gab sie von sich, als er erklärte, dass er schon vorher gerne einen Hund gehabt hätte, aber sein Vater dagegen gewesen war. Das konnte sie verstehen. Nur dass nicht nur ihr Vater gegen ein solches Haustier war, sondern auch ihr Onkel und die Großtante. „Bestia will auch gar nicht mehr weg von dir!“ lächelte sie und freute sich, dass ihr Freund nun doch noch seinen Hund bekommen hatte. Und sie mehr oder weniger auch. Schließlich wollte sie sich auch um Bestia kümmern.

    Kurz warf Sabina einen Blick über die Schulter, denn Gadatas antwortete auf ihre Fragen nicht sofort. Sonst hatte er doch immer eine kluge Antwort parat, aber diesmal zögerte er ein wenig. Und dies entging ihr nicht. Was Sabina natürlich dazu veranlasste dieses Thema nun auszureizen. Es war ihm unangenehm, Am liebsten hätte er sich wohl mit anderen Dingen auseinander gesetzt. Zum Beispiel irgendwelche langweiligen philosophischen Texte. Oder Gedichte, die junge Frauen ja ruhig auswendig lernen sollten.
    Auf eine ihrer Fragen hatte er dann noch nicht geantwortet. „Und wie kommt das Fohlen oder ein Kind in den Bauch in der Mutter?“ fragte sie, auch weil es ihr Spaß machte den Sklaven ein wenig zu ärgern.

    Sabina war sich durchaus bewusst, dass Gadatas ihre Begeisterung für Ausflüge in Wald und Flur bei Regen und kaltem Wind nicht teilte. Hin und wieder blieb sie sogar absichtlich draußen, nur um ihn zu Ärgern. Ein kleiner Triumph angesichts dessen, dass die Erwachsenen immer verlangten, dass sie sich wie eine Dame zu benehmen hatte. Jedenfalls sah ihr Vater ein, dass es für alle besser wäre, wenn sie sich draußen herum trieb, anstatt sich im Haus zu langweilen und dann auf dumme Ideen zu kommen.
    Hier im Stall war es warm, trocken und es duftete herrlich nach Stroh. Eine Wohltat für ihren Lehrer, der einmal nicht über matschige Wiesen stapfen musste. Die Geburt des Fohlens war spannend, auch wenn sie die erste Zeit rein gar nichts getan hatte. Die Stute hatte nur zitternd in ihrer Box gestanden. „Dauert es immer so lang? Und warum ist das? Wie kommt das Fohlen eigentlich in den Bauch der Stute?“ sprudelten die Fragen aus ihr heraus. Die Geburt ihrer Geschwister hatte ja Stunden gedauert und nach den Schreien ihrer Stiefmutter zu urteilen, war es nicht gerade angenehm gewesen.

    Sabina sah Milo völlig verdutzt an, als er plötzlich ihr und auch Bestia gegenüber so brüsk wurde. Warum war er denn plötzlich so abweisend? Hatte sie etwas falsches gesagt oder getan? Sie hatte ihn doch nur loben wollen, dafür dass es ihm gelang den Welpen zu dressieren. Irritiert saß sie da und bekam unerklärlicher Weise auch noch ein schlechtes Gewissen. Verschämt senkte sie den Blick. "Tut mir Leid...", sagte sie, weil sie glaubte, tatsächlich etwas Falsches getan zu haben.
    Sie konnte ja nicht wissen, dass sein Verhalten mit seinem Vater zusammen hing. Seinen Vater hatte sie nie wirklich kennen gelernt und er redete auch nur selten von ihm.

    Ein wenig rutschte Sabina hin und her und wartete darauf, dass sich die Verwirrung ihrer Stiefmutter legte. Sie war ein kleines bisschen beleidigt, weil diese anscheinend nicht sofort wusste, wovon sie redete. Warum nur fanden die Erwachsenen ihre Wünsche so unwichtig, dass sie diese einfach vergaßen. Das war verdammt unfair. Sabina war ein wenig versöhnlicher gestimmt, als sich Serrana dann wenigstens für ihre Vergesslichkeit entschuldigte. "Er hat IMMER furchtbar viel zu tun", verbesserte sie die Iunia dann. Sie war ja schließlich nicht blöde und wusste, dass ihr Vater ein wichtiger Mann war. Das erklärte aber nicht, warum er sein Versprechen nicht hielt.
    "Papa hat gesagt ich bekomme ein Pferd!" bestand sie auf diesem Punkt. Ein Pony war viel kleiner und ganz bestimmt nicht dasselbe wie ein Pferd . "Er hat gesagt, dass ich ein Fohlen bekomme!" fügte sie hinzu.

    Das Landgut der Tiberia war eine Pferdezucht. Nicht nur ein riesiger Spielplatz, sondern im Grunde der wahrgewordene Mädchentraum. Septima hatte ihr erlaubt sich überall umzusehen. So fand man die kleine Germanica die meiste Zeit entweder draußen bei den Pferden oder aber in den warmen Stallungen, wo sie im Stroh lag oder aber die Pferde fütterte.
    Am heutigen Tage hing sie halb über die Wand eine der Boxen und sah, ebenso wie zwei Sklaven und Gadatas dabei zu, wie ein Fohlen geboren wurde. Das erste Fohlen des noch jungen Frühlings. Und Sabina hatte unbedingt dabei sein wollen. "Ist das bei Menschen auch so?" fragte sie ihren Lehrer. Bei der Geburt der Zwillinge, ihrer Halbgeschwister, war sie nicht dabei gewesen. Sie hatte ja schmollend in ihrem Bett gelegen, weil Bia ihre Lieblingspuppe vergessen hatte.
    Gadatas folgte ihr mittlerweile wie ein Schatten. Jedenfalls hatte sie das Gefühl, dass es so war. Immer wenn sie sich umdrehte war er da um sie dann mit seinen Weisheiten zu überschütten. Kaum wurde das Wetter besser, war sie nämlich nicht im Haus zu halten und schon gar nicht über langweiligen Büchern. Also musste der Unterricht zwangsläufig dort stattfinden, wo sie sich aufhielt.

    Nun versuchte sich Milo da dran dem Welpen ein paar Kunststücke beizubringen. Wobei er mehr wert darauf legte, das Bestia auf sein Wort hörte, als das es was lustiges war, wie in die Luft springen, oder herum rollen. Aber sie sah ein, dass es wichtig war, das Bestia aufs Wort hörte, nicht dass sie später Ärger bekamen, wenn der Hund sich einmal schlecht benahm. Sie knabberte an einem Stück Apfel herum, während sie Faustus dabei zusah. Auch sie hatte nun Hunger, der Spaziergang durch Rom und das sauber machen von Bestia hatte dafür gesorgt, dass auch sie nun Hunger hatte.
    „Hättest du gedacht, dass er auf dein Wort hören wird?“ fragte sie und klatschte Beifall, als Bestia seinem Befehl nachkam. „Das musst du aber noch ein bisschen üben!“ fügte sie hinzu.

    In wie weit sie sich dann mit ihrem Geschwisterchen anfreunden konnte, würde sich wohl dann erst zeigen, wenn das Kind auf der Welt war. Bis dahin konnte sie nur abwarten.
    Bei Serranas Worten senkte sie ein bisschen verlegen den Kopf. Anscheinend ahnte die Iunia was in ihr vorging und versuchte ihr ein wenig Mut zu machen und vor allem ihr zu versichern, dass sie sicher eine ganz tolle große Schwester sein würde. Sabina wusste nicht recht, was sie dazu sagen sollte. Schweigend malte sie ein paar Muster mit dem Finger auf das Laken, ehe sie dann den Kopf wieder hob und auf das Thema zu sprechen kam, weshalb sie ja eigentlich gekommen war.


    „Du… Papa hat mir doch ein Pferd versprochen“, druckste sie erst einmal noch ein bisschen herum, ehe sie dann einen kleinen Schmollmund zog. „Das ist schon Ewigkeiten her… hat er das vergessen?“

    Das Interesse an schwierigen Werken hielt sich bei Sabina in Grenzen. Sie befasste sich damit meist nur dann, wenn sie dazu gezwungen wurde. Wirklich begeistern konnte sie sich dafür einfach nicht, nicht wenn ihre Freunde auf sie warteten oder andere viel spannendere Dinge. Den Bücherwurm überließ sie Milo, sollte er sich ruhig hinter den Schriften großer Männer verstecken. Oft genug ließ er sich aber auch zu ausgedehnten Ausflügen durch die Stadt verleiten. Und da er ja nun auch noch Bestia hatte, würde er noch ein bisschen öfter vor die Tür müssen.


    Raus aus dem Zimmer ihres Freundes, einmal quer durch Haus und schon standen sie in der Küche. Der Welpe war natürlich immer seiner Nase gefolgt und erkundete erst einmal die neue Umgebung und schnupperte in allen Ecken. Mehr oder weniger sanft, aber bestimmt wurden sie dann einfach rausgeworfen, aber erst nachdem sie etwas zu Essen für sich und den Hund bekommen hatten. Im Atrium angekommen, versuchte dann Sabina dem Hund ein paar andere Kunststücke beizubringen, in dem sie das Trockenfleisch in der Luft hielt und darauf wartete dass Bestia danach sprang. Es gelang ihm sogar sich sein Futter auf diese Weise zu verdienen. Ein stolzes Grinsen zeigte sich auf ihren Zügen. „Willst du auch mal?“ fragte sie Milo und hielt ihm ein paar der Streifen des Fleisches hin.

    Während sie Milo dabei beobachtete wie er Bestia streichelte, wackelte sie ein wenig mit den Beinen, richtete sich dann aber auf, als ihnen dann einfiel, dass sie ihren Spielgefährten ja hatte füttern wollen. Zur Belohnung dafür, dass er das Bad über sich ergehen hat lassen. Bevor sie überhaupt die Gelegenheit bekam, saß der Hund schon vor der Tür und Faustus war aufgesprungen. „Natürlich komm ich mit“, bekundete sie und rollte sich dann vom Bett runter. „Die Aeneis hab ich schon gelesen“, erklärte sie ihm dann mit einem kleinen verschmitzten Grinsen. Nicht wirklich Freiwillig, aber Gadatas hatte nicht locker gelassen und sie doch am Ende dazu gebracht dieses Werk zu lesen. „Dann können wir auch gleich mal was essen“, schlug sie vor.

    Milo hatte diesen typischen Jungen Blick drauf: skeptisch und zurückhaltend und auch leicht genervt, weil sie sich mal wieder wie ein Mädchen benahm. Sie war nun einmal ein Mädchen und sie konnte doch nicht nur ständig auf Bäumen herum klettern oder durch Pfützen zu springen. Und in diesem Augenblick war sie ganz und gar Mädchen und hatte ihren Spaß dabei Bestia ausgiebig zu knuddeln und zu streicheln.
    Sabina nickte, aber da hatte Faustus ihren Spielgefährten auch schon vor ihr gerettet und streichelten diesen nun. „Er mag dich!“ stellte sie fest. Sie rollte sich auf den Bauch und stützte ihren Kopf in ihre Hände.

    Ein breites Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen, als er meinte, sie sei für ein Mädchen ganz in Ordnung. Das war ein außerordentliches Kompliment, denn die meisten Jungen fanden Mädchen ganz furchtbar doof und nur, weil sie ein paar andere Vorstellungen von Spielen hatten. Jungs waren aus Sicht der Mädchen genauso doof. Schließlich prügelten sie sich nur um heraus zu finden, wer der Stärkere war. Das war eine Unart die sie auch nicht sonderlich mochte, aber sie feuerte Faustus jedes Mal an, wenn er denn einmal seine Kräfte messen musste. Sabina war wohl sein größter sein Fan.
    Während Milo die Nase kraus zog und seinen Unmut über den Lavendel zwischen seinen Kleidern ausdrückte, steckte sie ihre Nase in seine Tunika. "Gegen Motten!" erklärte sie im. Stolz darauf, dass sie etwas wusste, das ihm anscheinend nicht bewusst war. "Die mögen keine Düfte!" fügte sie hinzu. Das war eben jene Kleinigkeit die deutlich machte, dass sie ein Mädchen war und eine ganz andere Erziehung genießen durfte, wie er. Sie lernte weben und nähen und sticken, diesen ganzen Mädchenkram den Jungs total langweilig fanden. Aber lesen und schreiben und auch rechnen konnte sie, jedenfalls konnte man ihre Handschrift besser lesen, wie die von Milo. Irgendwie versuchte sie immer ihn ein bisschen zu übertreffen, was gar nicht so einfach war.
    Sabina winkte ihm hinter her und zog sich ihre nasse und schmutzige Tunika über den Kopf, als der junge Helvetier den Raum verlassen hatte. Es war ja nicht schicklich sich vor einem Jungen auszuziehen, das sagte Laevina immer. Dabei war doch nicht so ein großer Unterschied zwischen Jungen und Mädchen. Jungs hatten einen Schniedel, Mädchen nicht... und das war dann wohl auch das große Geheimnis des Lebens.
    Eilig trocknete sie sich ab und schlüpfte dann in das geliehene Kleidungsstück. Anschließend warf sie sich einfach auf Milos Bett und bedeutete Bestia zu ihr zu kommen. Den Welpen knuddelte und kuschelte sie erst einmal ausgiebig, bis ihr auffiel, dass da ja noch jemand fehlte. "Kannst wieder rein kommen!" rief sie.

    Anscheinend bereute es Faustus nun nicht mehr sich für Bestia eingesetzt zu haben. Jetzt wo der Welpe sauber war, schien er sich auch für den Spielgefährten begeistern zu können. Verdutzt sah sie Milo an und lachte, als sie seinen Scherz verstand. „Du bist der liebste und beste Junge den ich kenne!“ meinte sie durchaus ernst. Alle anderen Jungs waren irgendwie doof, ärgerten sie immer nur oder wollten nicht mir ihr spielen, aber Milo war anders. Aus diesem Grund war er auch ihr bester Freund.
    Zustimmend nickte sie, trockene Kleider waren jetzt genau, das sie wollte und brauchte. Sabina ging voraus, sie kannte sich Bestens in dem Haus aus. Einen Augenblick später waren sie auch schon in seinem Zimmer und sie steckte die Nase in seinen Schrank. „Das riecht nach Lavendel!“ meinte sie lächelnd. Sie mochte Lavendel. Sie schnappte sich eine rote Tunika von ihm. Ein wenig verblichen, aber an sich noch ein schönes Stück. Sabina mochte rot. Rot war eine schöne Farbe.