Dass sie ja eigentlich versprochen hatte niemanden zu stören, hatte sie vergessen. Hier in der Casa Helvetia war es viel einfacher einfach Kind zu sein und auch mal laut tobend durch den Garten zu rennen. In der Casa Germanica hätte Großtante Laevina recht schnell ihrem Spaß ein unangenehmes Ende gesetzt und sie getadelt. Aber hier konnten sich auch mal laut lachen und kreischen ohne das man gleich zur Ruhe und Besonnenheit ermahnt wurde. Aus diesem Grunde war sie sehr gern bei Milo.
Zustimmend nickte sie und ließ sich dankbar in eines der großen Tücher wickeln. „Ja, sauber sind wir“, stimmte sie in sein Lachen mit ein. „Und schau nur, wie hübsch Bestia nun ist!“ meinte sie und knuddelte den Welpen ein wenig umständlich, weil Faustus ihn ja hochgenommen hatte. „So ein lieber Kerl bist du!“ lobte sie den Spielgefährten und steckte einmal die Nase in das nun saubere Fell.
Beiträge von Germanica Sabina
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Noch wusste sie nicht wirklich, wie sie damit umgehen sollte, dass sie bald eine große Schwester sein sollte. Ohnehin war ihr diese ganze Sache irgendwie nicht geheuer, also diese Schwangerschaft, dass sie eine Stiefmutter hatte und überhaupt. Hin und wieder hatte sie schlichtweg das Gefühl außen vor zu sein, weil ihr Vater seine ohnehin schon rare freie Zeit mehr mit Serrana verbrachte, als mit ihr. Es kam ihr zwar zugute, dass weniger Aufmerksamkeit auf sie lag, weil sie dann mehr oder weniger tun und lassen konnte, was sie wollte, sofern ihr nicht gerade Gadatas oder Bia auf die Finger schauten, aber irgendwie verlangte es sie aber auch nach der väterlichen Aufmerksamkeit. Es fiel ihr schwer zu teilen. Nach dem Tode ihrer Mutter war sie der strahlende Sonnenschein gewesen. Und nun war es anders. Gar nicht so einfach für ein kleines ziemlich verwöhntes Mädchen.
Nachdenklich runzelte sie zu Serranas Worten die Stirn, als diese ihr ihre baldige Rolle als große Schwester erklärte. So hatte sie es natürlich noch nicht betrachtet. Bisher hatte sie in dem Geschwisterchen einen Konkurrenten gesehen, aber nicht jemanden der sie womöglich bewundern würde. Ein Verbündeter bei Streichen und gegen die Ungerechtigkeiten der Erwachsenen. So betrachtet war es gar nicht so schlecht, große Schwester zu werden. „Und wir können gemeinsam spielen… also wenn es älter ist!“ meinte sie dann mit einem kleinen Lächeln. -
Kreischend und lachend rannte Sabina durch den Garten. Bestia dicht auf den Fersen, wollte er doch bei diesem Spiel mitmachen. Er bellte und sprang um ihre Beine herum. Gemeinsam machten sie wohl Lärm wie eine Horde Germanen, während sie vor Milo weg rannte und versuchte seiner nassen Rache zu entkommen. Doch leider gab es kein entrinnen. Nachdem sie quer durch die Beete gerannt waren, erwischte sie dann doch der Schwall Wasser. Prustend und lachend stand sie nun da wie ein begossener Pudel. Nun waren sie alle Drei nass: Hund, das Mädchen und der Knabe. Sabina lachte noch immer, auch wenn sie ein wenig in dem kalten winterlichen Wind zitterte. Aber zugeben, das ihr kalt war, würde sie nicht.
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Unsicher blieb Sabina in der Tür stehen. Sie kam sich irgendwie Fehl am Platze vor. Ihr Vater sah so glücklich aus. Ihr Vater hatte eine neue Familie, war da überhaupt noch Platz für sie? Sie schürzte die Lippen und war drauf und dran, einfach wieder weg zu gehen. Es hatte sie ja auch noch keiner gesehen. Doch ehe sie ihre Überlegungen in die tat umsetzen konnte, wurde sie doch noch entdeckt. Jetzt konnte sie nicht mehr weglaufen. Außerdem war sie doch irgendwie neugierig. Sie wollte ihr Geschwisterchen dann doch irgendwie kennen lernen. Ein wenig Verwirrung zeichnete sich auf ihren Zügen ab. Wieso bitte hatte Serrana eigentlich zwei Kinder im Arm?
Schließlich trat sie ans Bett heran und warf einen neugierigen Blick auf die Kinder. Ein wenig war sie enttäuscht, die sahen ja nicht im Geringsten wie ihre Puppen aus. Die waren ja krebsrot und irgendwie faltig. So sah also ein Baby aus… -
Es würde auffallen, wenn sie zum Essen nicht da war. Und bevor das ganze Haus in Panik ausbrach, ließ sie lieber ausrichten, dass sie eben ein wenig länger bei ihrem Freund blieb. Es würde sie nicht wundern, wenn Bia sich auf den Weg dann machte um sie nach Haus zu holen. Dareius entschwand und ließ sie dann mit den übrigen Sklaven und ihrem neuen Spielgefährten allein.
Bestia schaute nicht gerade glücklich drein, als er einfach so mir nichts dir nichts in eine der Schüsseln gestellt wurde. Mit Feuereifer beteiligte sich Sabina daran den Welpen irgendwie sauber zu bekommen. Das Wasser spritzte in alle Richtungen, weil der Hund einfach nicht stillhalten wollte und versuchte den Kinderhänden zu entkommen. Doch immer wieder wurde er davon abgehalten einfach aus der Schüssel zu springen. „Das brauchst du nicht machen, das macht Bestia schon!“ lachte sie, als der kleine Hund sich einmal schüttelte. So langsam sah das Tier nicht mehr aus wie der Müllhaufen in dem sie ihn gefunden hatten, unter der schlammig braunen Kruste kam ein kleiner sandfarbener Hund zum Vorschein. „Du wirst auch ein Bad brauchen!“ grinste sie, als sie Milo einmal einen kurzen Blick zu warf. Kurzerhand schnappte sie sich eine der anderen Schüsseln mit Wasser und leerte sie über dem Helvetier und Bestia gleichermaßen aus. Lachend ergriff sie dann die Flucht durch den Garten, denn Faustus würde es sicherlich nicht auf sich sitzen lassen. -
Irgendwann herrschte plötzlich schon beinahe gespenstische Stille im Haus. Bia hielt inne in ihrem Geschichteerzählen und blickte aufmerksam Richtung Türe. Die junge Germanica schob indes ihren Kopf unter dem Kissen wieder hervor. Die Tränen der Wut waren verschwunden, sie wirkte nur irgendwie müde. Diese Reise war schließlich lang gewesen und mit der Zeit wurde selbst die bequemste Sänfte ungemütlich und vor allem eng, wenn man sich nicht bewegen konnte und auch keine Pause eingelegt, weil man auf diese Weise hoffte, der Seuche zu entkommen. „Was ist los?“ fragte Sabina, mittlerweile hatte sie sich wieder beruhigt. „Ich vermute einmal, es ist vorbei!“ erklärte Bia schlicht. „Wollen wir nach sehen gehen?“ schlug sie dann ihrem Schützling vor. „Damit du dein Geschwisterchen kennen lernen kannst!“
Sabina schürzte die Lippen und machte einen unsicheren Eindruck. Wollte Serrana sie überhaupt jetzt sehen? Es hatte furchtbar geklungen, diese Geburt und sie wollte bestimmt niemals selbst Kinder haben, wenn man solche Schmerzen durchlitt. Schließlich setzte sie sich auf und zog die Beine an ihren schlanken Köper. Oben auf die Knie legte sie den Kopf und lauschte ins Haus hinein. Es war tatsächlich ruhig, aber man konnte Sklaven hören, die herum liefen und dann auch das Geschrei von einem Säugling.
Ebenso ein Hausgeist steckte dann auch den Kopf zur Türe rein. „Dein Vater will dich sehen, domina!“ erklärte diese. Ein bisschen unsicher warf Sabina Bia einen fragenden Blick zu. Diese nickte ermunternd. Mehr Aufforderung brauchte sie dann nicht. Lautlos huschte sie durch das Haus und tauchte einen Augenblick dann später bei Serrana an. Irgendwie plötzlich schüchtern geworden, blieb sie abwartend in der Tür stehen. -
Verstehend nickte Sabina, denn so klein, wie die Erwachsenen wohl dachten, war sie ja gar nicht mehr. Dennoch konnte sie die ganze Aufregung nicht verstehen. Die umherhuschenden Sklaven mit den gehetzten Gesichtsausdrücken machten sie ein wenig nervös. Bia würde ihre Sachen sicherlich auch zusammen packen. Da es auch nicht sofort los ging, setzte sie sich auf eine der Klinen und wackelte dabei mit den Beinen. Während sie darauf wartete, dass die Erwachsenen ihre Entscheidungen gefällt hatten.
Als es dann soweit war und sie abreisen würden, klebte sie sich an ihren Vater heran. Er hatte gesagt, sie solle bei ihm bleiben und das tat sie auch. Sie wich ihm nicht von der Seite und lief sogar das ein oder andere Mal in ihn hinein, wenn er einfach überraschend stehen blieb. Wenig später saßen sie auch schon in den Sänften und es ging los. Nur schnell weg von dem Seuchenherd. -
„BIA!“ kreischte Sbaina während sie kopfüber in der kleinen Truhe verschwand, welche die Sklavin in aller Eile gepackt hatte. Viel Zeit hatte sie ja nicht gehabt um zumindest die nötigsten Dinge der Germanica zu packen. Die Angst vor der Seuche, welche Mantua fest im Griff hatte, hatte sie zur Eile angetrieben und vermutlich etwas Wichtiges übersehen lassen. Denn es war genau dieser Tonfall, den die Sklavin in Alarmbereitschaft versetzte. Sabina war kurz vor einem Tobsuchtsanfall. Je älter sie wurde, desto seltener kam es vor, aber umso schlimmer wütete ihr Schützling dann. Woher das Mädchen diesen Charakterzug hatte? Bia konnte sich nicht erinnern, dass die Mutter Sabinas auch zu solchen Ausbrüchen geneigt hatte. „Bin ja schon da“, schnaufte sie außer Atem. Sie wurde älter, das spürte sie in allen Knochen. Gerade hatte sie noch der Iunia dabei geholfen sich ein wenig einzurichten. „Was ist denn?“ fragte sie behutsam, in der Hoffnung, einen Wutausbruch vermeiden zu können. Ein Stöhnen entfloh ihren Lippen, als sie sah, dass das Mädchen ihre Truhe einmal scheinbar auf den Kopf gestellt hatte. Kleider, Schuhe und ein paar Bücher lagen verstreut herum und immer noch warf Sabina mit Schwung alles raus. Es war offensichtlich, dass sie etwas suchte. „Was suchst du?“ fragte sie nach und kniete neben der Truhe nieder. „Wo ist Madara?“ fragte diese und kam mit giftigem Blick zum Vorschein, völlig zerzaust. Madara war ihre Lieblingspuppe, ohne diese konnte sie nicht einschlafen. Das gute Stück war nicht unbedingt ihre schönste Puppe, doch das was ihren Wert ausmachte, war die Tatsache, dass sie von ihrer verstorbenen Mutter stammte.
Ein ganz klein wenig wurde Bia blass um die Nase. Hatte sie das Spielzeug nicht eingepackt? Nach dem Chaos zu schließen, anscheinend nicht. „Schatz… ich fürchte, ich hab sie vergessen!“ sagte sie vorsichtig und ahnte bereits, dass dies nicht das war, was Sabina hören wollte. Was folgte war ein Wutschrei und eine Schriftrolle flog quer durch das Zimmer. Beschwichtigend hob das überforderte Kindermädchen die Hände. „Ich werde jemanden bitten sie zu holen“, versuchte sie mit ruhiger Stimme auf das Mädchen einzureden. Bia fuhr sich durch die Haare und seufzte tief. Ausgerechnet jetzt. Das kleine Landgut stand Kopf, in diesem Augenblick lagen zwei Frauen in den Wehen und Sabina zuckte bei jedem Schrei der durch das Haus gellte sichtbar zusammen. Die Geburt der Kinder verunsicherte die kleine Germanica und machte sie gereizt. Und gerade wo sie ein wenig Trost in vertrauten Dingen suchte, war ausgerechnet das wichtigste Spielzeug nicht da.
Sabina warf der Sklavin einen zutiefst vorwurfsvollen Blick zu, ehe sie sich mit Tränen in den Augen aufs Bett warf und ein Kissen auf den Kopf drückte um die Welt auszusperren. Dieser Tag war furchtbar und Sabina wäre am Liebsten in Rom. Dann könnte sie einen ihrer Freunde besuchen und müsste nicht hier in einer völlig fremden Umgebung darauf warten, dass dieses Geschrei endlich vorbei war.
Bia setzte sich zu ihr und versuchte das Mädchen mit einer Geschichte wenigstens ein wenig abzulenken und auch zu besänftigen. -
Sabina warf Milo ein kleines Verschwörerlächeln zu, dank seiner klugen Worte, würde Bestia nun ein zu Hause bekommen. Es hätte ihr das Herz gebrochen, wenn Aviana gesagt hätte, sie dürften den Hund nicht behalten. Dabei war er doch so lieb. Außerdem schien Faustus seine Meinung mittlerweile auch geändert zu haben, warum sonst hat er sich so sehr für ihren neuen Spielgefährten eingesetzt. Wäre sie nicht so schmutzig gewesen, hätte sie ihn wohl einmal umarmt. „Natürlich bleib ich zum Essen“, versicherte sie ihm. „Es sollte nur jemand meinem Vater Bescheid sagen. Nicht das er sich sorgen macht.“ Einer der Sklaven durfte einmal zur Casa Germanica gehen und ihre Eltern unterrichten, dass sie wohl später wie gedacht erst wieder nach Hause kommen würde. „Wir werden versuchen dich nicht zu stören“, versicherte sie noch in Richtung Milos Tante, dann war diese auch schon entschwunden und sie folgte eilig ihrem Freund in den Garten.
Bestia schien genau zu wissen, wohin sie gingen. Hinaus in den Garten, wo bereits einer der Sklaven mit mehreren Krügen und Schüsseln voll Wasser wartete. Sabina sah an sich einmal herunter. „Ich glaub, mich müssen wir auch schrubben…“, sagte sie grinsend. Wobei sie nur ungern im Garten ein Bad nehmen wollte. Es war immer noch Winter und ein eisiger Wind pfiff durch die Straßen. -
Sabina rätselte, wie wohl die Erwachsenen dahinter gekommen sein konnten, dass sie ein wenig Serranas Schmuck anprobiert hatte. Sicher ihr war das Kästchen mit den Schmuckstücken im Eifer des Gefechts herunter gefallen, aber sie war sich ganz sicher, dass sie alle Schmuckstücke wieder gefunden hatte und auch zurück an seinen Platz gelegt hatte. Es war schon seltsam, ihre Eltern schienen immer zu wissen, wenn sie etwas angestellt hatte. Dass sich die finsteren Mienen nicht auf sie bezogen, wurde ihr erst einen Augenblick später bewusst, als ihr Vater sie anwies bei ihm zu bleiben. „Jawohlja!“ kam es ihr flugs über die Lippen, sie war ganz froh darüber, dass nicht nachgefragt wurde, was sie denn nicht gewesen war. Ihr Vater hatte wohl andere Sorgen, als sie. Warum sonst wollte er sie nun in seiner Nähe haben?
Dennoch warf sie einen fragenden Blick in die Runde. Was war denn los? Warum diese finsteren Mienen? „Warum reisen wir ab?“ fragte sie in die Runde, neugierig wie sie nun einmal war. Der Aurelier erklärte der Runde gerade, dass sie wohl auf einen anderen Landsitz gehen würden, wegen einer Seuche? Mit gerunzelter Stirn überlegte sie in welchem Zusammenhang sie das Wort schon gehört hatte und was das für sie bedeuten würde. Seuche hieß, dass jemand krank war. Nicht nur einer, sondern ganz viele Menschen. Aber hier war doch keiner krank. -
Sabina fand ihre Stiefmutter furchtbar dick, aber das sagte sie nicht. Stattdessen sagte sie eben etwas Nettes und versuchte damit die Iunia ein wenig aufzuheitern. Sie sah nämlich nicht wirklich glücklich aus. Es schien ihr ein wenig zu gelingen, Serrana auf andere Gedanken zu bringen, denn diese wirkte regelrech erfreut, als Sabina Iuno erwähnte. Bia und Gadatas legten viel wert darauf sie mit den Göttern, den Feiertagen und alles was dazu gehörte, vertraut zu machen. Zumindest erschien die Welt nicht ganz so kompliziert, wenn man einfach sagte, dass es der Wille der Götter sei. Was aber noch lange nicht das Verhalten der Erwachsenen erklärte. Vielleicht musste sie eben auch erwachsen und so langweilig werden, bis sie bestimmte Dinge verstand.
Serrana schien ihren Wunsch nach einer kleinen Schwester zu verstehen. Am liebsten wäre es, wenn sie nachwievor das einzige Kind ihres Vaters bliebe, denn dann war ihr fast seine gesamte Aufmerksamkeit gewiss. Aber anderseits hätte sie dann jemanden zum spielen. Und jemandem den sie ihre Streiche in die Schuhe schieben konnte. Nur würde ihr Geschwisterchen erst einmal noch zu klein sein für solche Dinge.
Sie hob den Kopf, als Serrana dann meinte, sie würde als große Schwester wichtig sein. „Meinst du wirklich?“ fragte sie ein kleines bisschen unsicher. -
Erwartungsvoll sah sie Aviana an und versuchte diese allein mit ihrem Blick davon zu überzeugen, dass sie es ernst meinte. Sie würde sich um Bestia kümmern und ihren Freund mit dieser Verantwortung nicht allein lassen.
Als das Argument kam, dass ihr neuer Spielgefährte krank sein könnte, zupfte sie etwas verlegen an dem Ärmel ihrer schmutzigen Tunika. Faustus hatte sie ja ganz schön erschreckt, als er meinte, dass der Welpe vielleicht Tollwut haben könnte. Sie waren dann aber gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass der Hund nicht krank war, sondern nur einsam und vermutlich hungrig. Milo setzte natürlich gleich zu einer weiteren Verteidigungsrede an und ließ sich seine Worte auch noch von einem der Sklaven bestätigen. Jetzt konnte seine Tante doch sicherlich nicht mehr ‚Nein’ sagen.Ein Strahlen breitete sich dann aber auf ihren Zügen aus, als Aviana dann ihr Einverständnis gab. Ihr neuer kleiner, noch schmutziger, Freund wurde sogar tatsächlich in die Familie aufgenommen. „Vielen Dank, Aviana!“ lächelte sie.
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Von der Aufregung der Erwachsenen und den eiligen Sklaven bekam Sabina nichts mit. Sie lag unter dem Bett auf dem Bauch. Die Decke verbarg sie vor neugierigen Blicken, während sie im Zwielicht mit Puppen und ihren Holzpferden spielte. Unter dem bett sah niemand so schnell nach und störende Geräusche drangen auch nur gedämpft zu ihr durch. Eine kleine Kinderwelt, gänzlich unberührt vom hektischen Leben der Erwachsenen. Bis zu dem Moment, als sich ein paar Beine in ihr Blickfeld schob. Eilig rutschte sie noch ein Stück tiefer unter das Bett, denn sie fürchtete, dass es dieser doofe Gadatas war, der Spielverderber, der ihre Spiele regelmäßig unterbrach um sie mit Unterricht zu quälen. Sabina hielt auch noch die Luft an, um sich nicht durch irgendein Geräusch zu verraten.
Nach einem Augenblick drehten sich die Beine dann auch wieder in Richtung und sie atmete erleichtert auf.
Nur einen Herzschlag später, schwebte dann aber Adulas Gesicht vor ihrer Nase herum. Erschrocken quiekte Sabina auf. Damit hatte sie ja nun gar nicht gerechnet. Recht wortkarg winkte Adula sie dann zu sich. Die Zeit des Spielens war wohl unweigerlich vorbei. Sabina traute es der Sklavin glatt zu, dass diese sie am Fußgelenk unter dem Bett hervorzerren würde, wenn sie nicht kam. Mit finsterer Miene kam sie aus ihrem Versteck heraus und folgte der Germanin dann.Als sie die ernsten Mienen ihres Vater, ihrer Stiefmutter und der anderen Erwachsenen erblickte, zog sie ein kleines bisschen den Kopf zwischen die Schultern. „Ich wars nicht!“ beeilte sie sich zu sagen. Wer wusste schon, welcher Tat sie bezichtigt wurde. Sie hatte sich seit ihrer Ankunft hier, eigentlich mit Streichen zurück gehalten.
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Sabina hatte Aviana gern, sie war weder streng, noch verdarb sie ihr und Milo ständig den Spaß, in dem sie zur Ruhe gemahnte. Deshalb besuchte die junge Germanica ihren Freund so oft, das Haus der Helvetier war so etwas wie ein großer Spielplatz, wo die Erwachsenen wesentlich nachsichtiger mit dem Nachwuchs war, als in der Casa Germanica. Zumal bei ihr zu Hause hinter jeder Ecke entweder Laveina oder deren uralte und griesgrämige Sklaven Quadrata. Die Beiden lauerten regelrecht darauf einen Regelverstoß zu ahnden.
Als Helvetiua Aviana zu ihren Worten lächelte und nicht gleich zu einer Standpauke ansetzte, wuchs diese in der Gunst von Sabina.
Nun übernahm Faustus die Verteidigungsrede zu ihrem neuen Spielgefährten. An den passenden Stellen nickte sie. „Papa will keinen Hund und Tante Laevina auch nicht“, gab sie zu. „Ich werde so oft vorbei kommen wie ich kann und mich auch im Bestia kümmern. Versprochen!“ Milo setzte dann auch noch einen oben drauf, in dem er seine Eltern erwähnte. Sie war beeindruckt. Später würde er sicherlich ein großer Politiker werden. Wer solche Reden halten konnte, musste doch Reich, Mächtig und Einflussreich werden -
Sabina hätte sich gar nicht getraut zu Fragen, wenn Gadatas sie nicht ermuntert hätte. Ansonsten hätte sie einfach weiter die Pferde gestreichelt und sie sich angeschaut. Mit einem mutigen Lächeln trat sie dann an einen der Soldaten an.
„Salve“, grüßte sie und setzte einen bittenden Hunde-klein-Mädchen-Blick auf. Mit diesem Blick bekam sie gewöhnlich das, was sie wollte. „Würdest Du mich einmal auf Deinem Pferd mitnehmen?“ fragte sie.
Sim-Off: Wer mag?
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Mit ihrem Namensvorschlag hatte sie ihren Freund zum Lächeln gebracht. Anscheinend fand ihr Vorschlag sofort Zustimmung bei ihm. Er machte nun auch nicht mehr so eine finstere Miene, er war wohl nicht mehr ganz so abgeneigt dem neuen Spielgefährten gegenüber. Auch wenn er versuchte das Gegenteil zu zeigen.
Ihre gute Laune war zurück, mehr hüpfend wie laufend traten sie den Heimweg an. So hatte sie sich ihren ersten Ausflug in die Subura zwar nicht vorgestellt, aber es war doch nicht so unheimlich, wie die Erwachsenen ihr immer vorgemacht hatten. Das nächste Mal würde sie sich aber nicht so schnell erschrecken lassen. „Ich werde mein Versprechen auch nicht vergessen“, erklärte sie ihm ernst. So ein Versprechen nahm sie immer ernst. Sie wartete immer noch darauf, dass ihr Vater endlich einmal sein Versprechen einhielt und dem Wunsch nach einem eigenem Pferd nachkam. „Ihm gefällt der Name“, kommentierte sie grinsend.Schon bald waren sie an der Casa Helvetia angekommen. Zwar wurde sie von einem der Sklaven kritisch gemustert, weil sie von Kopf bis schmutzig war. Wie gut das weder Bia, noch Serrana oder Laevina sie so sahen. Ansonsten würde sie wohl mächtig Ärger bekommen. Der Vorschlag ihren neuen Freund im Garten zu waschen konnte sie nur zustimmen. Das wäre wohl das Beste. Doch bevor sie dies in die Tat umsetzen konnten, tauchte plötzlich Faustus Tante Aviana auf. Sofort war Sabina ein bisschen Verlegen und befürchtete ein kleines Donnerwetter. So ein Donnerwetter, das sie zu Hause erwarten würde, wenn sie dort einen Hund, der obendrein auch noch schmutzig war, anschleppte. Doch die Helvetia nahm es gelassen, auch wenn sie sofort nachfragte wen sie denn da mitgebracht hatten. „Das ist Bestia!“ erzählte sie ihr und setzte einen bittenden Blick auf. „Wir haben ihn gefunden… er war ganz allein…“, erklärte Sabina. „Wir wollten fragen…. Ob wir ihn behalten dürfen…. Bitte! Er ist ganz lieb! Und wir machen ihn auch gleich sauber!“ Sie stieß Milo ihren Ellenbogen in die Seite, damit er sie unterstützte. Es war ja schließlich seine Tante. „Er ist auch nicht krank… oder so…. und wir werden uns auch um ihn kümmern“, plapperte Sabina direkt drauflos. Sie meinte es ernst und ehrlich und hoffte, dass Aviana ihr glauben würde. Bestia kam wie aufs Stichwort zu ihnen und setzte sich direkt vor der Helvetia auf den Boden und streckte die Vorderpfoten in die Luft.
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Sabina war immer noch von Kopf bis Fuß schmutzig und mit Hundetapsen bedeckt, selbst der Sabber klebte noch im Ärmel ihrer Tunika, aber sie strahlte über beide Ohren. „Ich weiß auch schon wie wir ihn nennen“, meinte sie fröhlich und schlug gemeinsam mit Faustus und dem Hund der ihnen auf den Fuß folgte den Weg zur Casa Helvetia ein. „Bestia!“ sie grinste erst, dann lachte sie. Sie fand es passend und außerdem nannte ihr Freund den kleinen Hund ja immer Bestie. Das passte. Es klang gefährlich und beeindruckend. Wie würden ihre anderen Freunde schauen, wenn sie ihren neuen Spielgefährten sahen. Erst einmal würden sie ein riesen Ungetüm erwarten und nicht einen kleinen verspielten Welpen. Niemand schenkte den beiden Kindern mit dem Hund Beachtung, während sie sich ihren Weg raus aus der Subura suchten. Sie nahm Milo bei der Hand und sah ihn dankbar an. „Ich verspreche dir, ich werde dir bei Bestia helfen. Du musst dich nicht allein um ihn kümmern!“ Sie meinte ihr versprechen sehr ernst. „Und du hast was gut bei mir! Du darfst dir etwas wünschen!“
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Sabina sah ihn nicht absichtlich so an. Es war eben dieser Blick den Frauen und besonders Mädchen konnten. Etwas gegen die Männer dieser Welt gänzlich machtlos waren und es gab kein Gegenmittel. Wenn man keine Tränen wollte, oder Gezicke, dann war es das klügste, man erfüllte den Wunsch den sie hegten.
Ein Strahlen breitete sich auf ihren Zügen aus, als er schließlich doch noch zustimmte den Welpen mit zu nehmen. Wenn er gewaschen war, dann würde seine Tante sicherlich nichts gegen den neuen Spielgefährten einzuwenden haben. Im Augenblick war dieser Hund nur schmuddeliges Fell, aber er war sicherlich richtig hübsch, wenn er nicht mehr so schmutzig war. „Ich werde ganz sicherlich nicht Böse auf dich sein!“ versprach sie ihm. Wobei sie nicht sagte, dass sie dann nicht schmollen würde. Nur würde sie ihm dann nicht die Schuld geben. Aber sie war recht zuversichtlich, dass seine Tante sicherlich Ja sagen würde. -
Wenn Sabina etwas konnte, dann ihren Willen durchsetzen. Ihren Vater hatte sie mit diesem Blick schon oft um den Finger gewickelt. Der konnte dann meistens gar nicht mehr Nein zu ihr sagen. Und Milo bekam diesen bettelnden-den-Tränen-nahe-Blick am eigenen Leibe zu spüren. Sabina schniefte zur Krönung auch noch. Nur kam er ihr dann wieder einmal mit einem dieser Argumente, denen sie nichts zu entgegnen hatte. Ihr Vater wollte ja keinen Hund im Haus haben und dann war da auch noch die garstige Großtante Laevina, die das arme Tier direkt wieder vor die Tür setzen würde, wenn sie versuchte es anzuschleppen. Ihre Lippen formten sich zu einem Schmollmund. Warum mussten die Erwachsenen auch immer so unfair sein. Bedrückt senkte sie den Kopf. „Du hast ja recht…“, sagte sie leise und kläglich. Der Welpe sprang mittlerweile um sie herum, bellte fröhlich und sah sie immer wieder aus großen Augen an. Faustus hatte ja gesagt, dass er sich nicht um ihren neuen kleinen Freund kümmern wollte.
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Immer noch schniefte sie, doch sie hörte auf, sich im Gesicht herum zu wischen. Ihr Ärmel war schon ganz feucht und ebenso schmutzig wie die restliche Tunika. Mit hängendem Kopf ließ sie sich von Faustus durch die Gasse ziehen. Der Ausflug war nicht so toll verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Zum Glück kümmerte sich Faustus um sie, er würde schon dafür sorgen, dass sie obendrein nicht auch noch Ärger bekam.
Als der Hund vor ihnen Männchen machte, blieben sie stehen und Milo gab sich alle Mühe den Hund zu verscheuchen. Doch dieser wollte unbedingt mit ihnen mit. Sabina bekam Mitleid. „Können wir ihn nicht mitnehmen?“ fragte sie Milo und sah ihn bittend an. „Wir baden ihn, dann ist er nicht mehr so schmutzig!“ schlug sie ihm vor. "Ich glaub nicht, dass er krank ist!"