Beiträge von Marcus Octavius Maximus

    Als der Centurio den Raum betrat und Haltung annahm, sah Maximus von seinem Schreibtisch auf und blickte ihn an. "Du bist also der Centurio Matinius Plautius." Anschließend sah er auf eine Liste und bot ihm kurz darauf durch eine Handbewegung eine Sitzgelegenheit an. "Nimm doch bitte Platz, unter Umständen könnte es etwas länger dauern. Möchtest du vielleicht etwas trinken?"

    Nachdem ich das Gespräch mit dem Legaten beendet hatte folgte ich seiner Beschreibung und fand ein leer stehendes Officium vor, was ich für die Zukunft als meinen Arbeitsplatz ansehen würde. Ich setzte mich also für einen Moment erst einmal auf den vorhandenen Stuhl vor meinem Schreibtisch, der noch ziemlich leer war und überlegte, was ich noch alles benötigen würde oder um was ich mich als erstes kümmern sollte.


    Die Eingewöhnung stand natürlich an erster Stelle und so beschloss Maximus sich als erstes dem zum Kommandostab gehörigen Praefectus Castrorum vorzustellen und mit ihm die Zeit zu planen, in der der Legat nicht anwesend sein würde. Das ein oder andere Mal würde er wohl auch das Lager abgehen müssen um sich ein Bild von der Lage hier zu machen, aber dies sollte wohl nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen. Immerhin kannte Maximus schon zwei Legionen aus seiner früheren Dienstzeit und wenn man ein Castellum kennt, dann kennt man alle. Die Unterschiede sind wahrhaft geringfügig.

    Es freute Maximus, dass der Legat die Lage ebenfalls so erkannte wie sie war. Doch mit dem Optimismus über einen Volkstribun, der eines Tages dieses Amt wieder in ein rechtes Licht rückt konnte er nicht einhergehen. Denn dieser Volkstribun müsste wohl nicht nur stark sein, sondern auch das Glück einer guten und offenen Stimmung unter dem Volk haben. Wie auch immer, die Zukunft würde es zeigen.


    Nun war es aber wirklich Zeit über die Legio zu sprechen und Maximus schaute schon nicht schlecht drein, als der Legat ihm von der zweiwöchigen Vertretung berichtete. "Ich bin überrascht, auch wenn ich die Aufgabe natürlich gerne annehme. Aber ich bin eigentlich noch garnicht richtig im Lager angekommen und kenne des Weiteren nichteinmal die Mitglieder des Kommandostabs."


    "Nun, wenn das Volk nur noch mit Desinteresse antworten kann, dann sehe ich das Volkstribunat nicht mehr als erforderlich an. Man bedenke, dass dieses Amt jetzt schon nur die Funktion der äußerlichen Zufriedenstellung des Pöbels erfüllt. Wenn es diesem inzwischen aber nun schon gänzlich egal ist was der Volkstribun macht, dann besteht die Arbeit des Volkstribuns bald nur noch aus einer einjährigen Zeit voller Untätigkeit. Es dient nur noch dem politischen Sprung in den Senat und dem Zugang zu den höheren Ämtern des Cursus Honorum." Maximus faltete die Stirn, denn es war ein heikles Thema und er empfand die Situation als schlimm wie noch nie. Früher konnte man doch wenigstens ansatzweise ein Engagement des Volkes erkennen, weshalb die wenige Macht des Volkstribuns nicht unbedingt eine Rolle spielen musste. Aber inzwischen hatte dieses Amt nicht einmal mehr Ansatzweise eine Bedeutung.
    "Ich selbst habe ja die Erfahrung gemacht, dass dir als Volkstribun teilweise schon sehr stark die Hände gebunden sind. Sicher, weit reichende Änderung, wie zu Zeiten der Republik wird man nicht herbeiführen können. Aber es gibt schon einige Dinge mit denen man sich beschäftigen kann, dies wiederum aber nur mit Hilfe des Volks, doch bekommt man selbst dafür sehr schnell Gegenwind von der reicheren Bevölkerungsschicht. Ein typisches Beispiel war als ich die Politik wieder für die Menschen interessant machen wollte: Ich stand auf der Rostra und man nannte mich einen Demagogen...Sagt man dies etwa über einen Menschen, der die Intention hat anderen zu helfen? Ich denke nicht und wenn es soweit kommt, dann gibt es keine Rettung mehr für das Volkstribunat. Es ist nur noch ein Amt ohne Bedeutung, es erweckt nicht einmal mehr den Schein von Mitbestimmung seitens der Bürger und erfüllt somit keinen Nutzen mehr."

    "Es ist doch immer wieder interessant zu sehen, wer in Rom das größte Vertrauen des Kaisers genießt." Sprach Maximus noch als abschließenden Kommentar zu Crassus. Anschließend machte er sich es nun ebenfalls etwas gemütlich, um frei heraus zu sprechen und damit die Neugierde des offensichtlich schon lange aus Rom abwesenden Legaten stillen konnte.


    "Nun, dieser Florus hat sehr gut in seinem Amt begonnen. Er hat sich dem Volk gezeigt und seine Anwesenheit und Bereitschaft zur Hilfe immer wieder unterstrichen, so wie es für einen Volkstribun auch üblich sein sollte. Des Weiteren informiert er immer wieder über aktuelle politische Geschehnisse...Soweit so gut, bis dahin ist alles in Ordnung. Aber der entscheidende Punkt ist, dass er dafür nicht die geringste Resonanz seitens des römischen Volkes erlangt. Es interessiert sich niemand dafür und das ist ein Problem auf das ich selbst immer wieder in der Vergangenheit verstärkt hingewiesen habe. Dem Volkstribun wird nicht zugehört, mit ihm wird nicht gesprochen, er wird gar nicht einmal mehr aufgesucht. Kein Wunder, dass er dann irgendwann, ich würde sagen geradezu aus Verzweiflung, eine wirklich recht unnötige Diskussion in den Senat einbrachte..."


    Maximus wollte das Thema gerade noch sehr entscheidend vertiefen, als er jedoch eine kurze Pause einlegte um Livianus auf diesen Umstand reagieren zu lassen.

    "Da könnte ich dir so manches erzählen, auch wenn die Stadt meiner Meinung nach schon einmal aufregendere Tage erlebt hat. Aber ich will dir gern versuchen einiges zu bereichten. Im Senat wurden seit meiner Ernennung zwar nicht allzu viele Themen angesprochen, sehr lange bin ich dort schließlich auch noch nich ansässig." Schmunzelte Maximus. "Vor meiner Abreise forderte Senator Purgitius Macer eine Änderung der Lex Mercatus. Es waren vorwiegend Verbesserungsvorschläge bettreffend der Formulierung einiger Punkte, leider erlebte ich das Ende dieser Diskussionen nicht mehr. Des Weiteren wollte der Volkstribun über den Beisitzerstatus eines Aedils diskutieren, dieser Vorschlag fand allerdings keine positive Resonanz, am wenigsten von mir. Überhaupt weis ich derzeit nicht ob ich das Verhalten des Tribuns bisher als gut oder schlecht einstufen soll. Wenn du willst erzähl ich dir gern mehr darüber" Maximus nippte an seinem Wasser. "Die interessanteste Neuigkeit für mich persönlich war in letzter Zeit, solltest du es nicht schon selbst duch die Acta oder woanders erfahren haben, die Ernennung von Caecilius Crassus zum Praefectus Praetorio. Sowas ist wohl immer eine einschlagende Meldung in Rom."

    Maximus dankte für den Becher Wasser und genoß den erfrischenden Effekt. Genau das hatte er jetzt gebraucht, um auch weiterhin seine Stimme ausreichend in Anspruch zu nehmen.
    "Naja, jede Reise ist irgendwie anstrengend. So empfinde ich es zumindest, trotzdem ich schon die ein oder andere lange Strecke hinter mich gebracht habe. Nach CCAA ist es von Rom aus ja auch nicht gerade ein Katzensprung."

    Es dauerte nicht lange bis auch schon ein weiterer Soldat aus dem Officium des Legaten herauskam und mich nun, nach einer nur kurzen Wartezeit, hinein bat. Das Aufhalten der Tür erwiderte Maximus mit einem dankbaren Nicken, bevor er letztlich hineinging und den Befehlshaber der Legio IX begrüßen konnte.
    "Salve, Legatus Decimus Livianus. Aufmerksame Legionäre hast du hier, ich kenne Fälle in denen Gäste schon wesentlich schlechter begrüßt wurden." Natürlich war er nicht nur ein einfacher Gast, sondern würde sein Dasein hier jetzt wohl langzeitlich fristen, aber das konnten ja die Legionäre nicht wissen oder im wesentlichen nur erahnen.

    Beim Officium des Legaten angekommen klopfte der Legionär sogleich für Maximus an die Tür. Ihm blieb dabei nicht verborgen, dass dieser Soldat hin und wieder einen misstrauischen Blick auf ihn warf. Maximus wusste dies nicht genau einzuordnen und überprüfte ob seine Toga wohl richtig sitzen würde oder sie womöglich etwas zu viel Schmutz aufgefangen hätte. Dem war aber offensichtlich nicht so und damit begnügte er sich mit dem Gedanken, dass der Legionär wohl einfach nur von Natur aus sein wachsamer Mensch zu sein schien. Sicher, Maximus kannte dies nur allzu gut, wenn man lange genug für den Wachdienst eingeteilt war passte man auch in anderen Situationen ähnlich gut auf, eine Entwicklung die durchaus förderlich sein kann.


    Maximus wartete nun stillschweigend, bis sich der Legat seiner Person annehmen würde. Währenddessen vertrieb er sich die Zeit, indem er immer wieder seinem Ring herumdrehte, irgendwie saß er nicht mehr ganz so gut und sein Finger schmerzte ihm des Öfteren...

    "Natürlich." entgegnete Maximus nach der Aufforderung des Legionärs ihm zu folgen. Dieser schien ihm recht Aufmerksam und für eine Wache, die den ganzen Tag gelangweilt vor einem Lagereingang stehen musste, recht freundlich. Aber dies sollte man gegenüber einem Senator wohl auch erwarten dürfen.


    Auf dem Weg durch das Lager konnte sich Maximus schon einmal etwas umsehen, auch wenn dies wohl nicht unbedingt nötig zu sein schien. Jedes Castellum mag zwar seine kleinen Besonderheiten haben, aber wenn man ehrlich zu sich ist genügte die Feststellung: Kennt man eines, so kennt man alle.

    Angekommen in CCAA suchte Maximus natürlich ohne Umwege das Castellum der Legio IX auf. Lange wollte er sich schließlich nicht damit aufhalten sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen, dafür wäre später sicherlich noch genug Zeit vorhanden.


    Die Pferde und Sklaven lies er vorerst zurück und meldete sich sonderlicherweise persönlich bei der gerade diensthabenden Wache.
    "Salve, ich bin Senator Marcus Octavius Maximus. Würde mir bitte jemand das Officium des Legatus Legionis zeigen? Eine Erklärung würde mir fast schon genügen."

    Nachdem seine Reise nach Germanien nun beschlossene Sache war, betrat Maximus ein letztes Mal seine Räumlichkeiten und überlegte, was er für die Reise und seinen Aufenthalt in der nördlichen Provinz wohl benötigte. Viel war es sicher nicht, denn alles was er zum Leben brauchte würde er sicherlich auch vor Ort finden und zu viel Reisegepäck machte ihn nur langsamer.


    Wieder blickte Maximus ein letztes Mal aus seinem Fenster, an dem er immer sehr viel Zeit verbrachte um sich über verschiedenste Dinge Gedanken zu machen. Dieser Ort hier war immer ein Platz der Erholung, wenn er dem harten römischen Alltag entfloh und nun würde er dieser Stadt nun völlig den Rücken kehren. Sicher nicht für immer aber die Zeit würde wohl weit voranschreiten bis er wieder hier vor seinem Fenster stehen würde.


    Da im Moment kein Familienmitglied zu Hause zu sein schien, beschloss Maximus falls er bis zum Zeitpunkt seiner Abreise niemanden mehr zu Gesicht bekommen sollte, eine Nachricht für Victor zu hinterlassen. Immerhin konnte er nicht einfach spurlos verschwinden ohne auch nur den geringsten Hinweis über seinen Aufenthalt zu hinterlassen...

    Es war für die meisten, so auch für Maximus, nicht zu übersehen, dass Macer sichtlich bedient seinen Platz verlies. Wahrlich spiegelte dies die allgemeine Stimmung innerhalb der Factio nach den beiden Rennen dar. Man konnte einfach nicht zufrieden sein und wenn man es noch so gut mit ihren Schützlingen meinte.


    Maximus dachte ebenfalls schon daran zu gehen, doch er wollte noch etwas warten damit es nach außen hin nicht so aussah als würde sich der Russatablock nun völlig auflösen. Ein par Minuten würde er wohl noch verbleiben und den Start des nächsten Rennens mit ansehen, bevor er sich dann unauffällig zu seinen von der Niederlage gekennzeichneten Lenkern begeben würde...





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