Nun, wie sollte sie sich sonst verhalten? Eine wildfremde Stadt die sich vor ihr auftat wie ein Abgrund, die Tatsache das sie kaum aus eigenem Willen hier war und zudem der einzige Grund neben Calvena herzugehen darin bestand das sie ihre Sklavin war. Inken mochte wohl wirklich die Tatsache das Calvena mitgeboten hatte nun wie puren Unsinn aussehen lassen, doch lag es in ihrer Art zu Leben, ihrem Verständnis von Dasein nunmal das jeder Mensch Herr über sich selbst war. Natürlich mochten auch einige Germanenstämme gefangenge und besiegte Krieger versklaven, doch war dies wohl etwas anderes. Und obwohl sie um diesen Zustand wusste ihr fremd, denn die Sippen der Lahnsenke waren nicht bekannt dafür Gefangene zu machen.
Wären sie in der Heimat, vielleicht sogar in der Stadt des Fürsten wäre es vielleicht gänzlich anders verlaufen, wohl auch ihr Auftreten ein gänzlich anderes gewesen. Doch versuchte sie erst garnicht den Eindruck zu verschleiern den sie von den Römern gewonnen hatte. Das es Tyrannen waren, Räuber, Invasoren. Viele der Stämme Germaniens hatten sich mit ihnen arangiert, trieben Handel, lebten friedlich mit den neuen Herren. Doch waren es nunmal nicht alle.....und Inken betete gerade jetzt das sich noch mehr Stämme erhoben.
Dann blieb sie stehen und sah Calvena an. "Dreiundzwanzig Sonnenwenden.", antwortete sie knapp. "Sieh mich an und sag mir wie Du Dich geben würdest, wenn Du an meiner Stelle wärst.", Inken sah Calvena feste an. "Verschleppt aus Deiner Heimat! Deinem Mann und Deiner Sippe geraubt! Von Deinem Kind getrennt!", Inken biss sich auf die Lippe und rang mit sich. "Vielleicht schulde ich Dir Dank. Vielleicht mögen die Nornen mir eines Tages ein anderes Bild von Euch geben. Aber hier....und jetzt kann ich nichts als Verachtung für Euch empfinden!".
Zumindest mochte Calvena sehr schnell klar werden das Inken wohl alles war, aber kaum falsch. "Ich werde niemals Unterwürfigkeit heucheln. Das liegt nicht in meiner Art.", kurz schluckte sie. "Und das Schicksal das unsere Wege sich hat kreuzen lassen erkenne ich im Moment nur als grausam und unrecht. Unsere Art ist zu verschieden...und ich bete das ihr es niemals schafft den freien Stämmen Germaniens dieses Leben hier aufzuzwingen. Denn das....", kurz deutete sie um sich, "....ist keines. Sei unbesorgt, Deinen Sippenführern werde ich solche Gedanken verschweigen. Aber ich möchte das Du erkennst das ich jene die ich wirklich achte, diese Achtung verdienen müssen. Du kannst mir Ketten anlegen lassen, mich einsperren. Aber in meinen Kopf wirst Du nicht kommen. Was hast Du vor mir mehr geleistet als einen Beutel Münzen zu ziehen? Nichts. Wofür soll ich Dir also Respekt entgegen bringen? Oder weshalb solltest Du mir Respekt entgegen bringen. Sieh es wie es ist, ich bin eine Sklavin. Was vielleicht schlimmer ist als der Tod.", rieb sich die Unterarme und setzte sich in Bewegung.
"Ich kann dem allem nichts abgewinnen außer Ekel. Diese Stadt stinkt, ist laut....ein Gefängnis für alle, die den Blick für Freiheit und das Leben verloren haben.", Inken sah kurz zu Boden. "Ich hoffe Du bist weise genug das Dir klar ist das ich Dich hassen muss.", sah dann wieder zu ihr. Sie war ein Stück weiter gegangen und blieb erneut stehen. "Vielleicht magst Du ja in dieser Masse der einzige Mensch sein, dessen Art sich völlig von jenen unterscheidet die ich von Eurem Volk bisher traf. Aber sag mir wie eine unter all diesen......Kranken.....gesund bleiben kann?", machte schließlich eine verwerfende Handbewegung. "Du solltest besser alles vergessen, meine Worte waren einmal mehr unbedacht.", folgte ihr dann weiter. "Und ich kann kochen, so wie jede Frau es können sollte. Vielleicht nicht so gut wie meine Mutter, aber noch hat jeder die Mahlzeiten überlebt. Mehr oder weniger..."