Beiträge von Arnulf

    Offen erwiderte Arnulf den Blick des Soldaten. Auf dessen Geste hin ging er zum Stuhl, ließ den Sack von seiner Schulter daneben zu Boden gleiten und legte den Wanderstab dazu. Noch während er sich setzte, prasselten die Fragen auf ihn ein. Was diese Römer alles wissen wollten, dachte er erstaunt.


    „Ich bin Arnulf. Freier und Sohn von Dankfrid aus dem Stamm der Tenkterer. Aus einem Dorf. Weit weg.“, sagte er stolz im schlechten Latein und zeigte in die Richtung, die er für Osten hielt.


    Dann verstummte er und dachte angestrengt nach. Leise knarzte der Stuhl unter seinem Gewicht. Arnulf wusste nicht, wie alt er war. Er war alt genug ein Mann zu sein und jung genug, um nicht alt zu sein.


    „Vor vier Sommern wurde ich in den Kreis der Männer aufgenommen.“, sagte er deshalb.


    „Ich kann reiten. Bin stark und kräftig.“, fügte er hastig hinzu.

    Plötzlich hörten die Stimmen im Raum auf zu reden. Arnulf öffnete die Augen und sah erwartungsvoll zur Tür, die sich einen Augenblick später öffnete. Der Fremde, der ihn gegrüßt hatte, trat heraus und ging an ihm ohne ein weiteres Wort vorbei. Der junge Germane sah ihm kurz erstaunt nach. Dann bückte er sich, um den Sack aufzuheben. Angeekelt streckte er sich wieder. Seine Kleidung klebte an seinem schweißnassen Rücken fest. Er zerrte sie zurecht, hob den Sack auf und warf ihn sich auf die Schulter. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er nun in den Raum trat und die Tür hinter sich schloss. In diesem war es zwar nicht mehr ganz so kühl wie auf dem Flur, aber es ließ sich trotz der Hitze draußen ganz gut aushalten. Nach ein paar Schritten blieb er vor dem Tisch stehen.


    „Salve.“, grüßte er den Miles. „Ich will Soldat werden.“

    Abrupt wendete Arnulf seinen Kopf zur Tür, als diese aufging und ein Soldat die beiden anblaffte. Soll dieser Iupiter nur kommen und es versuchen, dachte er grimmig. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, winkte der Mann den Fremden an Arnulfs Seite herein und wies ihn selbst an zu warten. Ihm blieb nur noch Zeit zu nicken, da schloss sich die Tür bereits, die er verwundert anstarrte. Mit einem leichten Kopfschütteln ging er zur Seite, ließ den Sack von seiner Schulter gleiten und lehnte sich gegen die kühle Mauer. Wohlig schloss er die Augen und lauschte den beiden Stimmen, die leise aus dem Raum an sein Ohr drangen.

    Als ihn Ricus grüßte, blickte Arnulf in seine Richtung und musterte ihn überrascht. Die Worte klangen vertraut, wenn auch für ihn mit einem starken Akzent behaftet. Er nickte dem Fremden zu.


    „Guten Tag.“, antwortete er in seinem Heimatdialekt. „Möge Donar dir seine Kraft und Stärke schenken.“

    Nach einiger Zeit war er an der Principia angekommen. Wundersame Dinge hatte er auf dem Weg dahin gesehen. So hatte er einen Soldaten dabei beobachtet, wie dieser Korn gemahlen hatte. Eine Arbeit, für die in Arnulfs Dorf die Frauen zuständig gewesen waren. Doch er hatte im Moment eine andere Sorge. Zwar war er am Gebäude angelangt. Aber er wusste nicht, wohin er nun musste. Nachdenklich starrte er auf die gekalkten Mauern, die weiß im Sonnenlicht leuchteten. Ihm wollte dieses Wort nicht mehr einfallen, welches der Soldat am Tor gesagt hatte.


    Nach ein paar Augenblicken atmete er tief durch und ging entschlossen auf die Männer zu, die vor dem Eingang standen. Nachdem Arnulf sie gefragt hatte und sie ihm erklärt hatten, wo das Rekrutierungsbüro war, dauerte es nicht lange, bis der Germane vor der Tür zum selbigen stand und mit der Faust anklopfte.

    Langsam ging Arnulf die Straße Richtung Stadt entlang. Ohne den Schatten der Bäume war er gnadenlos der sengenden Sonne ausgeliefert, die an einem wolkenlosen Himmel strahlte. So dauerte es nicht lange, bis er zu schwitzen begann. Wie angenehm kühl war es hingegen im Wald gewesen, dachte er. Nur mit Mühe widerstand er dem Drang, sich seiner Oberkleider zu entledigen. Er hatte sich am Morgen extra für diesen Anlass seine guten Sachen angezogen. Sogar den aufwendig gefertigten Gürtel, an dem sein Messer in einer ledernen Scheide und eine große Tasche befestigt waren. Seine fleckige und abgetragene Alltagskleidung lag nun in dem Sack bei seinen wenige Habseligkeiten, den er über der Schulter trug. Er wollte Eindruck machen und diesen nicht durch einen entblößten Oberkörper zerstören.


    Nach einiger Zeit erreichte er die Kreuzung, an der der Weg zum Castellum auf die Straße traf. Er blieb stehen und stützte sich auf den langen Holzstab in seiner rechten Hand, den er sich aus einem alten, knorrigen Ast geschnitzt hatte. Nachdenklich musterte er die entfernten Mauern des Lagers. Zwischen den Lauten der Vögel waren leise Fetzen gebrüllter Kommandos zu hören. Arnulf war auf einmal flau im Magen. Bilder seines bisherigen Lebens zogen an seinem inneren Auge vorbei, welches er im Begriff war, gegen ein völlig neues einzutauschen. Doch die Entscheidung war schon vor langer Zeit gefallen. Und die Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit taten ihr übriges dazu. Tief atmete er ein und ging auf das Lager zu. Mit jedem Schritt, den er tat, schien sein Herz schneller zu schlagen und seine Beine schwerer zu werden. Als er am Tor angelangt war, blieb er vor den Wachen stehen und zwang seine Aufregung mit einer Willensanstrengung nieder.


    „Salvete.“, grüßte er sie mit sonorer Stimme. Eisblaue Augen schienen die Soldaten in Grund und Boden starren zu wollen, wäre da nicht ein leichtes Lächeln auf seinem von einem Schweißfilm bedeckten Gesicht zu sehen gewesen.


    „Ich will Soldat werden.“, fuhr er mit starkem Akzent in der Sprache der Römer fort.

    Hi,


    ich möchte im IR mit folgender ID spielen:


    Stand: Peregrinus
    Name: Arnulf
    Wohnort: Confluentes


    Hoffentlich bis bald