Beiträge von Octavia Catiena

    Man konnte es nicht wirklich Entsetzen nennen, was Catiena empfang, als Valgiso die römischen Götter auf eine Stufe mit jenen der Germanen setzte. Viel eher war es Befremdung, das ein Gott des Krieges und der Dichtkunst - eine wie sie fand absurde und zugleich ein wenig bezeichnende Kombination - gleich zu setzen sein sollte mit dem Vater aller römischen Götter: Jupiter. Da sie den Worten aber keine Überstellung der germanischen Götter entnehmen konnte, beließ sie es bei einem innerlichen Schulterzucken. Jedes Volk hatte seine eigenen, unsterblichen Wesen. Oft hatte sich Catiena gefragt, ob diese auch einen nicht endenden Kampf um die Vorherrschaft in der anderen Welt führten, so wie die Menschen es taten - eine Antwort hatte sie hierrauf nie erhalten. Nur ihr Vater hatte es einst recht treffend ausgedrückt, indem er sagte: "Ich denke schon, dass sich die Götter miteinander ringen um das größte Ansehen. Das ist nur natürlich. Wer siegreich ist, überträgt diesen Sieg auch auf sein Volk. Also siehst Du Catiena, die Römer gewinnen selbst unter den Göttern. Es ist uns quasi gegeben, auf dem Gipfel der Macht zu stehen. Und darum sollten wir uns auf anderes konzentrieren, als auf die Wahl unserer Götter." Mit anderen Worten hatte er gesagt, dass es unsinnig war, sich wegen seiner Religion zu bekämpfen. Für Boden, Macht und Reichtum machte es Sinn, aber die Kämpfe der Unsterblichen sollte man den Göttern überlassen.
    Die Octavia entschwand ihrer Erinnerung, als sich Valgiso wieder verabschiedete. Verlegen um eine wirkliche Antwort, da sie nur mit halbem Ohr zugehört hatte, nickte sie zustimmend auf Calvenas verabschiedende Worte, nicht aber ohne den Hinweis: "Im Imperium ist jeder seines Schicksals Schmied!" - wenn Geburt und Sesterzen sicher auch zu einem besseren Start verhalfen. "Valete, Valgiso."
    Kaum, da der Germane wieder in der Menge verschwunden war, ließ Catiena ein leises Seufzen verlauten und sah zwischen ihrer Freundin und Cara hin und her. "Es ist zivilisierter und selbstbewusster als ich dachte. Ich hatte angenommen, man würde uns Römer sehr viel mehr.. äh.. fürchten." Sie suchte nach dem richtigen Wort und fand es schließlich: "Wobei nicht fürchten, vielmehr Misstrauen zeigen, was sich wiederrum in Ehrerbietung ausdrückt. Verwirrend, wie normal der Umgang hier gepflegt wird. Als stünde man", sie bewegte ihre Hände ausgestreckt auf und ab, "auf einer Waage."
    Hinter sich konnte Catiena in diesem Moment ein leises Kichern vernehmen. Es klang gleich der Stimme ihrer Zofe Arsinoe, doch als sie diese scharf ansah, blickte das griechische Mädchen bereits in eine andere Richtung mit einem Gesichtsausdruck reinen Ernstes. Vielleicht hatten ihre Ohren sie getäuscht.

    Catiena hob überrascht die Augenbrauen, als der Germane die Namen von Herodot oder Phytagoras in den Mund nahm. Sie hatte nicht erwartet, das ein Barbar derart gebildet sein konnte, Männer solchen Geistes zu kennen. Die Octavia selbst konnte nicht sagen, dass sie viel über die Werke der Griechen wusste, aber in gehobener Gesellschaft hin und wieder Bezug auf einen Philosophen zu nehmen, konnte nur von Vorteil sein. War jener Valgiso, der sich gar als Scriba Provincialis vorstellte, vielleicht doch sehr viel mehr kultivierter, als Catiena es ihm zugetraut hatte?
    Sie zog einen langen Moment die Augen etwas schmaler und sah den Germanen an, musterte ihn auf jene Art und Weise, in welcher man auch ein interessantes Möbelstück ansah, bevor man es kaufte - schlicht, um alle Kanten und Ecken, wie auch die Verarbeitung abzuschätzen. Sie kam zu keinem wirklichen Ergebnis, schon dieser breite Bart machte es ihr schier unmöglich, mehr als einen .. Wilden zu sehen. Schließlich kam ihr eine Idee: Die Römer hatten ihm Schreiben und Lesen beigebracht. Wahrhaft, Rom war großartig.
    Sie lächelte zufrieden ob ihrer Erkenntnis und strich sich über ihre Tunika, die Finger ihrer Hände beiläufig bewegend. "Das Wichtige ist doch, dass das Geschriebene für Iulia kein Problem darstellen wird, da sie einige der Buchstaben erblickt hat."

    Catiena spürte den Blick ihrer Freundin auf sich ruhen und sah zu Calvena. Für einen Moment hob sie die Schultern, wie um zu einer Erwiderung Luft zu holen, dann jedoch ließ sie sie wieder fallen und atmete flach aus, lächelte lediglich beschwichtigend. Bei ihr war schlicht die römische Arroganz durchgebrochen - natürlich sah sie dies ein wenig anders, betrachtete sich Catiena jedem Römer gegenüber oft als ein wenig unterlegen, so sah sie auf andere Völker ganz der Erziehung von zuhause folgend von oben herab. Die Antwort des Germanen ließ sie daher umso mehr die Stirn runzeln, doch sowohl die entgegenkommenden Reaktionen von Calvena, als auch jene von Cara rieten ihr, sich zu keiner weiteren Bemerkung hinreißen zu lassen, sondern die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen.
    Stattdessen stellte sie sich vor ihrem geistigen Auge vor, der Barbar sei ein Römer, mit rasiertem Antlitz und gekleidet in eine Toga. In gewisser Weise, fand sie, ein sehr diplomatisches Vorgehen. Sie schenkte Calvena ein entschuldigendes Lächeln und beugte sich zu ihr hinüber, um leise zu flüstern: "Ich rede manchmal schneller als ich denke, Verzeihung."
    Sie würde diese Entschuldigung natürlich nicht gegenüber einem Germanen aussprechen, schon gar nicht, nachdem sie dessen unterschwellige Kritik an der römischen Genauigkeit vernommen hatte. Das eben diese der Grund war, das heute ein Imperium ausgehend von Italia herrschte und nicht ein Germanisches Reich, schien ihm nicht einzuleuchten.
    Catienas Aufmerksamkeit wurde wieder abgelenkt, als sich Cara nach etwas bückte, das auf dem Boden gelegen hatte und offenbar von dem bärtigen Mann verloren worden war, der sich bereits einige Schritte entfernt hatte. "Eine Nachricht?", fragte sie neugierig, aber auch mit wesentlich zurückhaltenderer Stimme als zuvor, in der Hoffnung, etwas Interessantes zu erfahren, bevor der Fund zurück an den Besitzer ging, der sich nach selbigem bereits erkundigte.

    Für Catiena war es schwer vorstellbar, dass die Berichte der römischen Schreiber über das wüste Wesen der Germanen vielleicht doch gar nicht so der Wahrheit entsprechend sein konnten, schließlich waren es oftmals Erlebnisberichte stolzer Legionäre. Der Gedankengang, dass diese zum eigenen Vorteil die Fähigkeiten des Gegners ein wenig übertrieben dargestellt hatten, war der jungen Octavia völlig fremd, die stets von einem profunden Wahrheitsgehalt der römischen Texte ausging - zumindest solange sie nicht der Hand eines Tyrannen entsprangen. Alles andere würde schließlich der Überlegenheit ihrer Kultur gegenüber jener der Barbaren widersprechen. Das man in Rom also Furcht vor den wilden Wesen dieser nordischen Lande hatte war nur natürlich, dass sie indes den eigenen Truppen gewachsen sein könnten, ganz und gar nicht. So war die Ordnung der Dinge, die Catienas Weltbild prägten. Und Mogontiacum konnte daran bisher wenig ändern, wenn sie auch einsah, dass sowohl Calvena als auch die Iulia Recht darin hatten, dass die Zivilisation hier spürbaren Einzug gehalten hatte. Ihre Zivilisation ...
    Eine rauhe Stimme, eindeutig an die drei Römerinnen gerichtet, durchschnitt eine mögliche Erwiderung und zog Catienas Aufmerksamkeit auf einen gedrungen wirkenden Mann, dessen runde Gesichtszüge von einem buschigen Schnauzer durchzogen waren. Er wirkte genau wie jene Art von Mensch, die wahrzunehmen ein Römer nicht gewohnt war, insbesondere in der Unterhaltung. Umso verwirrter musterte die Octavia ihn und fragte sich im Stillen, wieso er nicht einfach um sie herum gegangen war, wenn er das Forum zu überqueren gedachte. Für Römer war auf dieser Welt stets Platz, alle anderen hatten sich ihren Weg zu suchen - das klang einleuchtend.
    Doch im Affekt von Caras "Natürlich", trat auch Catiena einen Schritte zur Seite, um eine Lücke in ihrem Kreis zu schaffen, die der Fremde durchqueren konnte. Gallier? Germane? Sie wusste es nicht. "Ein wichtiger Gang?", schoss ihr als einzige Erwiderung aus dem Mund, mehr eine rhetorische Frage denn ernst gemeint.

    Nachdem Catiena sich dem Gemüse hatte entledigen können, wandt sie sich vollends der Unterhaltung mit den beiden Frauen zu. Aufmerksam beobachtete sie dabei Cara, besonders die kleinen Gestiken und Mimiken zwischen ihr und dem hühnenhaften Sklaven - und im Stillen zählte sie die Sekunden zwischen den Wörtern und Sätzen der Iulia. Wie rasch ein Mensch sprach, konnte viel über ihn verraten, wie sie von sich selbst wusste, da sie mitunter, einmal in einen Redeschwall verfallen, weder Punkt noch Kommata kannte.
    Ein Grinsen überzog das Gesicht der Octavia ob der Vorstellung, dass die sich weiterhin lautstark bemerkbar machenden Hühner deshalb ihr Geschrei gen Himmel schickten, da sie ihr Schicksal erahnten. Andererseits ... die Ahnung, wie es ein solches Schicksal sein musste, verlieh ihr eine schaudernde Gänsehaut im Nacken, die sie soglich verdrängt, indem sie sich der Frage Caras widmete. Für einen Moment sah Catiena die Iulia noch verwirrt an, was sie damit meinte, es sei eine gute Idee, doch dann schloss sie für sich, sie würde sicherlich den von Calvena genannten Gang zum Markt meinen und antwortete nickend: "Ja, Calvena hat wie stets die besten Ideen, mir hier auf dem Forum eine Möglichkeit aufzuzeigen, die Germanen und ihre Kultur mit eigenen Augen zu erblicken." Sie schmunzelte und sah sich demonstrativ um, dabei auch ihre Zofe ins Auge nehmend, die weiterhin ihr ganzes Interesse auf die Umgebung legte. "Einen Kulturschock kann man es womöglich nicht nennen, aber ich war doch erstaunt, wie wenig die Leute hier dem entsprechen, was man sich in Italia erzählt. Die Landschaft und Wälder scheinen wirklich so, wie man sich berichtet in der Heimat, aber die wilden Krieger von der Größe eines Riesen und mehr Haar am Körper denn ein Wolf, die misse ich noch. Vielleicht findet man sie aber auch nur jenseits der Legionen viel weiter im Norden, denn wer würde nicht das Gladius eines römischen Soldaten fürchten?"
    Die Octavia nahm eine kurze Atempause, bevor sie wieder ansetzte: "Dennoch warnte mich Calvena bereits davor, den Gebräuchen der Einheimischen allzu nahe zu kommen."

    Das Gemüse in ihrer Hand an die Marktfrau zurückreichend, wandte sich Catiena an den Neuankömmling und lächelte entgegenkommend, als Calvena ihr die junge Frau vorstellte und auch ihren Namen nannte. "Salve Cara", erwiderte die Octavia auf die Begrüßung und fuhr sogleich fort. "Es ist mir eine Freude, Deine Bekanntschaft zu machen - besonders hier im fernen Germanien."
    Ob Catiena damit die reine Entfernung zum Zentrum römischen Lebens meinte oder etwas anderes, ließ sie in ihren Worten offen, stattdessen betrachtete sie sich die Iulia eingehend, während diese von ihrer Verfolgung durch den schlacksigen Sklaven berichtete. Dieser war bereits wenige Augenblicke später zu der kleinen Gruppe getreten und trug einen Gesichtsausdruck zur Schau, der wenig Begeisterung zeigte, aber doch von Wachsamkeit geprägt war. Catienas Zofe Arsinoe schien ebenso offenkundig neugierig auf die Römerin und ihr Anhängsel, verlor ihr Interesse jedoch schnell wieder und konzentrierte sich einmal mehr auf die Bewunderung der germanischen Bevölkerung.
    Catiena war indes von der Haarfarbe Caras derart fasziniert, das sie beinahe vergaß, der Iulia auch in das Gesicht zu sehen. Das stechende Rot mutete der Octavia im Vergleich zu dem für gewöhnlich auftretenden Braun oder Schwarz der Italerinnen wie ein von den Göttern geschenkter Schmuck, um den sie Cara augenblicklich beneidete. Andererseits, so war ihr auch bewusst, vermochte man persönlich einen anderen Blickwinkel auf etwas zu haben, was man zeitlebens mit sich trug. Insgesamt erweckte die junge Dame einen sehr aufgeweckten und irgendwie auch selbstbewussten Eindruck auf sie, was auch von den wachen Augen und scharf gezeichneten Gesichtszügen unterstrichen wurde. Cara war Catiena sofort symphatisch, aber sie spürte instinktiv, dass diese Römerin so ganz anders war als sie, besonders im Auftritt in Gesellschaft.
    "Nicht direkt, ich war neugierig, was man hierzulande auf dem Markt anbietet und der Gemüsestand war das erste Ziel. Vielleicht lenkte der Lärm der Hühner meine Sinne hierher." Schmunzelnd deutete Catiena auf die Käfige mit dem gackernden Federvieh.

    Catiena musste sich ein Grinsen verkneifen, als sie das Latein der alten Standsinhaberin vernahm. Ihre Belustigung wurde nicht so sehr von der fehlerhaften Grammatik, als vielmehr von ihrem eigenartigen Akzent geschürt. Die Octavia konnte sich nicht erinnern, in Italia je mit einem Germanen gesprochen zu haben und wenn doch, so musste dieser seinen heimatlichen Dialekt gut verborgen haben. Bemüht um eine aufrechte Haltung, ließ Catiena ihren Blick über das Angebot wandern und tippte sich mit dem linken Zeigefinger wie nachdenklich gegen das Kinn, während sie den Kopf hin und her wog - insgesamt den Eindruck erweckend, als ginge es hier nicht um Gemüse, sondern um die Entscheidung ob Krieg oder Frieden.
    "Davon bin absolut überzeugt", beteuerte sie der Marktfrau, deren Gesichtszüge eine leichte Verwirrung angesichts des Verhaltens der jungen Römerin zeigten, bevor sie sich wieder ganz der Präsentation ihrer Ware hingab. Mit ihrer knochigen Hand reichte sie Catiena ein Bündel langer, weißer Stäbchen und bewies deren Stabilität und Frische, indem sie sie nur minimal bog, um sie nicht zerbrechen zu lassen. "Spargel, sein sehr frisch und sehr gut! Viel geerntet und günstig heute!", erklärte sie dabei und wedelte mit dem Bündel ein wenig vor der Octavia umher, hielt sie auch Calvena entgegen mit den gleichen Worten.
    Mit einer schnellen Handbewegung zupfte Catiena eine der Stangen aus dem von einer Kordel gehaltenen Bündel und musterte sie neugierig. Für einen Augenblick schoss ihr der Gedanke in den Kopf, einfach hinein zu beißen um heraus zu finden, ob es schmeckte, aber das wäre nicht nur unschicklich, sondern auch unhöflich gewesen.
    Arsinoe, die noch immer neben ihrer Herrin stand, betrachtete das Gemüse als wäre es Gift, bis ihre Pupillen wieder zur Seite schossen und dem Gang eines kräftigen Nubiers folgten.
    "Kann man dies essen?", fragte Catiena ihre Freundin Calvena leise inmitten eines Redeschwalls der Marktfrau und tippte gegen den Spargel in ihrer Hand. "Es sieht sehr gewöh...". Weiter kam die junge Römerin nicht, da in diesem Augenblick ein Ruf die Luft zerschnitt, welcher den Gensnamen der Germanica erschallen ließ. Jedes weitere Wort ging jedoch im Poltern eines Karrens unter, wie auch die Quelle der Stimme dahinter verschwand.

    Mit der Möglichkeit, eine Arbeitsstelle anzunehmen, werde ich mich dann demnächst einmal vertraut machen und auskundschaften, welche Möglichkeiten es gibt.


    Ich bedanke mich jedenfalls an dieser Stelle für die schnellen Antworten und auch für die Hilfe in mannigfaltiger Form.


    Liebe Grüße,


    Catiena. :)

    Ich bot es zum günstigsten Preis auf dem Markt an - bot, weil mir gerade alles abgekauft wurde. Ich weiß nicht, ob der Käufer namentlich genannt werden möchte an dieser Stelle, daher anonym ein ganz herzliches: Danke schön. ^^ Nun kann ich wieder wirtschaften. :)


    Die Sache mit der Anwerbung von Grundstücken klang logisch, bis sie wieder ausgehebelt wurde im folgenden Post. Das nicht ein jeder das Gleiche kauft, liegt freilich auf der Hand, ich war nur überrascht, das ich überhaupt kein Produkt verkauft hatte.
    Muss man nicht einen Betrieb eröffnen, um überhaupt an Geld zu kommen?

    Zugegeben, ich bin noch nicht sehr lange im Spiel und auch als aktives Mitglied der WiSim recht neu, was eine gewisse Unerfahrenheit mit sich bringt. Dennoch und vielleicht deshalb stellt sich mir ein Problem dar, für welches ich derzeit keine Lösung sehe.


    Zur Ausgangslage: Durch eine glückliche Wendung des Schicksals wurde mir ein Erbe zuteil, das mir die Möglichkeit eröffnete, Goldschmuck zu produzieren und auf dem Markt anzubieten.
    Dies tue ich nunmehr seit drei Wochen, bisher konnte ich jedoch kein einziges Produkt verkaufen. Mir ist bewusst, das Goldschmuck weder günstig ist noch zum alltäglichen Gebrauchsgegenstand gehört, doch inzwischen sind meine Finanzen durch Steuern und Betriebserhaltungskosten am Ende.


    Die Frage: Mache ich etwas falsch? Ist Goldschmuck kein gefragtes Produkt oder ist es schlicht so, das die Sesterzen nicht fließen, sondern gespart werden?
    Biete ich mein Produkt zu teuer an oder existiert dafür einfach keine Nachfrage?


    Vielleicht kann mir jemand eine Antwort oder einen Tipp geben (bitte abgesehen davon, mir x andere Betriebe anzueignen, ich wollte im kleinen Stil wirtschaften), denn sonst weiß ich mir nicht mehr zu helfen.

    Die Vorstellung, von dem Huf eines Pferdes getroffen zu werden oder unter den Rädern eines Wagens zu enden erschien Catiena äußerst befremdlich. Natürlich war sie sich dieser Möglichkeit bewusst, am Hofe ihres Vaters war der Umgang mit Tieren und Gefährt keine Seltenheit gewesen, doch war dort auch stets genug Platz und mehr Raum als die Sinne erfassen konnten - anders als dies hier in der Stadt der Fall war, wo man bereits aufpassen musste, das man sich gegenseitig nicht auf die Füße trat.
    In Rom hatte die Octavia das Klappern der Räder nur des Nachts vernommen, wenn sie bis spät aufgeblieben war und die Wagen, welche die Stadt mit Allem versorgten, was so viele Menschen benötigten, durch die Straßen und über ihre steinernen Oberflächen rollten. Einmal am hellichten Tag einen solchen Betrieb zu erleben, hatte sie nicht erwartet.
    So nickte sie beflissentlich gen ihrer Freundin Calvena und warf auch einen warnenden Blick zu Arsinoe, die aber nicht wirklich aufmerksam erschien, sondern vielmehr der Bewunderung von Germanien nachhing. "Ja, ich werde aufpassen", versicherte sie der Germanica und grinste. "So ein Hufabdruck auf dem Fuße macht sich nicht besonders gut als Zierde am Körper."
    Die junge Römerin grinste schelmisch und deutete dann mit der flachen Hand in Richtung eines Standes neben den Käfigen mit den gackernden Hühnern, da eine ältere Frau in wüst aussehender Kleidung eine Vielzahl von Obst und Gemüsesorten feilbot und dabei ihre krächzende Stimme gegen das Gemurmel der Leute ankämpfen ließ. "Lass uns dort anfangen", meinte Catiena schließlich "womöglich kann ich einen neuen Geschmack entdecken. Und nur mit ruhigem Magen vermag man seine Konzentration völlig auf besonders edle Ware zu richten."

    Es waren nun bereits schon einige Tage vergangen, seit Catiena in Mogontiacum eingetroffen war und eine Unterkunft in der Casa Quintilia gefunden hatte. Die erste Zeit hatte sie fast ausschließlich damit verbracht, sich von den Strapazen der Reise zu erholen, was neben ausgedehnten Bädern auch einen halbtägigen Schlaf bedeutet hatte - der wohl noch länger gedauert hätte, wenn ihre Zofe sie nicht aus den Träumen gerissen und darauf aufmerksam gemacht hätte, das die Herrin des Hauses Calvena zu Tisch bat. Calvena, die Catiena als ihre beste Freundin betrachtete - und die im Grunde auch ihre einzige Freundin war, was die Zuneigung der Octavia zu der etwa gleichaltrigen Frau aber nicht schmälerte - hatte die junge Römerin in Germanien willkommen geheißen und ihr angeboten, Stadt, Land und Leute zu zeigen. Ein Angebot, das Catiena unmöglich ausschlagen konnte, schon, weil sie wirklich neugierig auf diese Welt war, die in Rom als der Usprung der Wildnis und der Barbarei bezeichnet wurde.
    So hatten sie sich auf den Weg zum Forum von Mogontiacum gemacht, dem Kern des pulsierenden Lebens, wie es in jeder römischen Stadt der Fall war. Schon der erste Anblick der Marktstände und vor allem der vielen Germanen hatte Catiena in Begeisterung versetzt. Alles sah so ganz anders aus als in Rom. Die vielen Männer mit Bärten und Hosen, das Angebot der Händler, die das Forum umgebenden Gebäude - unzweifelhaft, hier herrschte Rom, doch mehr noch als zuhause verlieh dieser Ort der Überlegenheit der römischen Kultur ihre Eindeutigkeit.
    Solch philosophische Gedanken verfolgte Catiena in diesem Moment jedoch nicht. Ihre Augen wanderten in dem dichten Gedränge hin und her, immer auf der Suche nach etwas Neuem. Hinter der Octavia folgte ihre Sklavin Arsinoe, wie meist in ihre gelbe Tunika gehüllt, die nun aber wieder gereinigt war, nachdem sie bei der Ankunft in Germanien beinahe schon die Farbe braun angenommen hatte.
    Das Kleidungsstück ihrer Herrin war gleicher Natur, in der gelben Farbe nur deutlich kräftiger und mit einem weißen Saum versehen. Die braunen Haare offen über den Schultern tragend, stolzierte Catiena alle Sinne geöffnet über das Forum, die deutlich weniger begeisterten Augen ihrer Zofe im Rücken und strahlte über das ganze Gesicht. "Bekommt man hier so gut wie alles, was man auch in Rom kaufen kann?"

    Catienas erster Schritt, nachdem ihre Freundin Calvena das Zimmer verlassen hatte, führte sie zu dem wie zuvor so einladend aussehenden Bett. Mit einem Seufzer ließ sie sich daraufsinken, schloss für einen langen Moment die Augen, bis sie die Arme hob und sich nach hinten fallen ließ. Ein purer Genuss, ausgestreckt auf den weichen Kissen zu liegen, ein Gefühl, dem sich die junge Römerin hingab und erst aufsah, als sie das leise Knarren der Türangeln vernahm. Arsinoe streckte ihren Kopf ins Zimmer und sah ihre Herrin entschuldigend an, schob auch den Rest ihres zierlichen Körpers nach und schloss die Tür wieder hinter sich, um dann eine leichte Verbeugung anzudeuten. "Du hast nach mir gerufen?", stellte sie die obligatorische Frage, wie sie es stets tat, wenn Catiena etwas von ihr wollte.
    Diese richtete sich auf und setzte zu einer tadelnden Antwort an, da ihre Zofe so lange fern geblieben war und hier nicht im Zimmer auf sie gewartet hatte, als ihr einfiel, dass der Ianitor Arsinoe mit sich genommen hatte um ihr ebenfalls eine Stärkung zukommen zu lassen. "Wo warst Du?", fragte sie daher nur in ruhigem Tonfall.
    "In der Culina, Herrin", antwortete Arsinoe sofort wahrheitsgemäß - und schwieg erneut. Fragen präzise zu beantworten hatte sie bei ihrem Vorbesitzer gelernt und eine solche Einprägung vergaß man nicht so schnell.
    Catiena nickte und strich sich über die Oberschenkel durch die Stoff ihrer Tunika hindurch. "Und was hast Du dort getan?", war die nächste Frage.
    "Mir wurde heißer Würzwein gereicht und der Ianitor Simplex erklärte mir den Tagesablauf im Haus." Das der SKlave hierbei sehr eindeutige Avancen in ihre Richtung gemacht hatte, verschwieg sie wohlweislich. Sie war schließlich auch nicht darauf eingegangen, wenn es sie auch sehr geschmeichelt hatte und sie durchaus zugeben musste, das der Mann ein sehr attraktives Äußeres besaß. Hoffentlich blieben sie lange hier, entgegen ihrer vorherigen Meinungen. Um den roten Stich um ihre Nase zu verbergen, sah die junge Griechin zu Boden, ihre blonden Locken fielen nach vorne und warfen Schatten auf ihre weichen Gesichtszüge.
    "Simplex heißt er also", schloss Catiena für sich und atmete dann tief ein. "Gut, das freut mich", sagte sie schließlich und deutete auf das gemeinsame Gepäck. "Ich möchte, dass Du auspackst, einräumst und die Badeutensilien bereithälst, soweit wir welche dabei haben. Wir suchen das Balneum auf."
    Arsinoe nickte eifrig und machte sich sofort an die Arbeit. Das Bad aufzusuchen war für sie gleichermaßen Willkommen - zumindest in Privatbädern, weil sie hier mit Catiena in das Wasser steigen konnte. Ihre Herrin liebte es einfach, wenn Arsinoe ihr den Rücken abwusch und die Haare machte; ein kleiner Preis für den Aufenthalt im warmen Wasser, den sie bei Catiena zum ersten Mal kennen gelernt hatte.
    Während die Zofe die Kleidung in die Truhen räumte und die Badesachen auf den Tisch legte - viel war es nicht - zog Catiena sich die Sandalen aus und legte ebenfalls den Reisemantel ab. Die Octavia warf einen langen Blick aus dem Fenster, hinauf in den Himmel über Mogontiacum und Germanien. Ein wenig fühlte sie sich seit ihrem Aufbruch Zuhause am Hof wie eine Entdeckerin. Und wer wusste schon, was sie hier alles finden würde ...

    Catiena erwiderte die Umarmung ihrer Freundin und schloss sie dabei fest an sich, wenn auch nur kurz - was im römischen Maßstab auch völlig ausreichend war, wie sie wusste. Nachdem sich die beiden Frauen wieder losgelassen hatten, zeigte die Octavia ein zufriedenes und glückliches Lächeln darüber, dass sich Calvena - offenbar sichtlich angetan von der Haarnadel - über diese sehr freute. Das war gewesen, was sie hatte erreichen wollen, neben dem Ausdruck der Dankbarkeit. "Es war mir reine Freude, sie Dir zu schenken", versicherte Catiena und ließ das Kästchen los, als Calvena es ergriff.
    Auf ihre nächsten Worte hin nickte die junge Römerin und wog sich auf ihren Zehenspitzen empor, wie um sich zu spannen, bevor sie wieder auf ebenen Sohlen stand. "Einverstanden", setzte sie schließlich an und vollführte eine zustimmende Geste mit der Hand. "Wir machen es, wie Du vorschlägst. Ich werde mich frisch machen und komme anschließend in den Hortus. Aber Du kannst Dir Zeit lassen, bis ich wieder im Glanz erstrahle", ein selbstironischer Zug legte sich um die Gesichtszüge der Octavia, "kann es ein kleines Weilchen dauern." Sie beugte sich verschwörerisch nach vorne: "Und so sehr wirkt Vermögen wohl nicht, weil auch der Glanz des Goldes mir keine Avancen beschert." Catiena kicherte und unterstrich damit, wie wenig sie dies im Grunde kümmerte, um sich dann wieder vollends aufzurichten.
    "Dann sehen wir uns gleich im Hortus, ich muss nur noch meine Zofe finden...", sah sie sich suchend um.

    "Nein, soviel Zeit muss vor einer Erfrischung einfach sein", entschied Catiena bestimmt und wandt sich herum, ging auf ihr bereitliegendes Gepäck zu und öffnete die Verschnürung eines Beutels. Noch während sie sich herabbeugte und das Innere des Transportsacks durchwühlte, fielen ihr die farbenfrohen Blumen in den Blick, welche auf einem Tisch nahe des Fensters standen. Sie waren unzweifelhaft frisch geschnitten und verströmten einen weichen Duft, den die Octavia tief in sich einsog, bis ihre Finger eine kleine Schatulle erfühlten, die sie an sich nahm und triumphierend zwischen ihren mitgeführten Kleidungsstücken hervorzog. Es handelte sich um eine eher unscheinbare Kiste von der Größe einer ausgestreckten Handfläche. Dunkles Holz wurde von einer dünnen Schnur zusammen gehalten, die verhinderte, das die Kiste sich öffnete und der Inhalt heraus fiel.
    Mit einem fast schon übertrieben zu nennenden Grinsen eilte Catiena wieder zu Calvena und öffnete schon den Mund, als ihr die Worte ihrer Freundin wieder einfielen. "Das hast Du noch nicht erwähnt, nein. Dann herrscht in diesem Haus ja ein ständiges Kommen und Gehen zusammen mit all dem Leben, das dazu gehört." Die junge Römerin nickte eifrig, ihre eigenen Worte unterstreichend und mahnte sich dann innerlich selbst zur Würde, was sich in einem Durchdrücken des Rückens hin zu einer aufrechteren Haltung verriet. "Ich freue mich schon darauf, sie kennen zu lernen. Mir scheint, Dein Ehemann umgibt sich gerne mit schönen Frauen."
    Catiena grinste ihre Freundin frech an und nestelte derweil die Schnur von dem Kästchen in ihrer Hand, um es Calvena dann entgegen zu strecken. "Kurz nachdem Du Rom verlassen hast, habe ich geerbt, musst Du wissen. Ein entfernter Verwandter war verstorben. Ich kannte ihn nicht einmal, aber viel wichtiger ist, dass sein Vermögen zwischen Macer und mir aufgeteilt wurde. Und man stelle sich vor, mir wurde der Besitz einer Goldmine anvertraut zusammen mit einer dazugehörenden Schmiede!"
    Die Octavia kicherte leise und öffnete dann das Kästchen zwischen ihren Händen. Darin lag eine bronzene Haarnadel, an deren Kopf eine Kugel aus schimmerndem Gold befestigt war. Sie hatte nur etwa die Größe einer kleinen Erbse, spiegelte jedoch schimmernd den Glanz der Sonne wider.

    Die Führung durch das Haus hatte weniger Zeit in Anspruch genommen, als Catiena zunächst vermutet hatte. Das konnte natürlich daran liegen, das Calvena sich bewusst kurz gefasst hatte, um ihre erschöpfte Besucherin rasch zum Gästezimmer zu geleiten, doch die Octavia nahm vielmehr an, dass die Ursache schlicht in der Dimension des Hauses begraben lag. Die Möglichkeiten, Villen von schier nicht endlicher Größe zu errichten, wie es in Italia außerhalb Roms - in der Stadt selbst war einfach zu wenig Platz dafür - der Fall war, waren hierzulande sicher nicht so ausgeprägt. Germanien war noch nicht romanisiert genug, als das hier all der Luxus und die Pracht des Imperiums angekommen wäre. Doch vielleicht war gerade dies ein besonderer Bonus, denn Catiena fand die Casa Quintilia, wie ihre Freundin sie ihr präsentierte, ungemein inspirierend. Sie hatte nicht diesen Anstrich von machtunterstreichender Pracht, sondern vermittelte vielmehr den Eindruck heimischer Bequemlichkeit. Und wie zuvor im Tabulinum waren der jungen Römerin die feinen Unterschiede zwischen dem Schmuck hier und anderswo im Reich aufgefallen. Sie waren wirklich verschwindend gering, aber an vereinzelten Motiven durchaus auszumachen.
    Besonders neugierig war Catiena auf das Balneum gewesen, das sie sobald als möglich aufsuchen wollte. Und es war genau wie der Rest der Casa ein Hort der einladenden Gemütlichkeit. Auffällig war auch hier die Betonung der Farbe Rot und nicht zuletzt der großzügig Gebrauch von Stoff als Raumgestaltung. Sicher eine Maßnahme Calvenas, welche Catiena mit einem Schmunzeln bemerkt hatte - und ihr im Stillen zustimmte über die dezent himmelnde Wirkung, die sie erreichte. Sie verlieh jedem Raum etwas luftig Entspannendes.
    Im Gästezimmer schließlich angekommen, galt der erste Blick Catienas dem überaus einladend aussehenden Bett, bevor sie sich auch den Rest des Zimmers ansah. Sie war.. zweckmäßig. Im ersten Augenblick fiel der jungen Frau kein anderes Wort dafür ein, doch im gleichen Atemzug schämte sie sich auch schon dafür und warf einen kurzen Blick zu Boden. Sie hatte kein Recht, sich wertend über eine Unterkunft zu äußern, die man ihr so freundlich und offenherzig anbot. Es war nicht einmal so, dass ihr das Zimmer missfiel, im Gegenteil, es passte perfekt in ihre Vorstellung von Germanien und in die Casa - und war womöglich noch nie genutzt worden, aber sie war vielleicht ein wenig zu römisch.
    Catiena schüttelte den ihr selbst missfallenden Gedanken ab und lächelte mit ehrlicher Freude gen Calvena. Mit einer schnellen Bewegung ergriff sie die Hände ihrer Freundin und umschloss diese mit ihren Fingern, drückte sie sanft. "Ich finde es wundervoll", antwortete sie und sah dabei noch einmal in das Zimmer. "Ich danke Dir dafür, dass Du Dich meiner annimmst. Zum Zeichen meiner Dankbarkeit möchte ich Dir auch noch etwas schenken, wenn Du soviel Zeit noch hast...?"

    Einen langen Augenblick schien Calvena in Erinnerungen zu schwelgen. Ihr Blick nahm diesen Ausdruck an, als würden Bilder der Vergangenheit an ihr vorbeiziehen, sich ihr zeigen und schon fast Vergessenes wiederbeleben. Catiena kannte diesen Blick - auch von sich selbst. Und er war wichtig, denn auf den Erinnerungen und mit ihnen einhergehenden Erfahrungen fußte das ganze Wesen eines Menschen, mit all seinen Ansichten und Ausprägungen. Und je mehr Catiena darüber nachdachte, desto mehr gewann sie den Eindruck, das Calvena trotz des nur geringfügigen Altersunterschied doch augenscheinlich weit mehr Erfahrung besaß als sie selbst. Das konnte zweierlei bedeuten: Ihre Freundin hatte eine sehr bewegte Kindheit gehabt oder ihre eigene war so völlig inhaltlos gewesen - Catiena vermutete ersteres.
    Mit einer nicht nach außen getragenen Bewegung schüttelte sie ihre Überlegungen ab und lächelte zustimmend. "Ja, das war ich, ein sehr rauher Haufen! Und das Deine Reise auf ihre Weise mindestens ebenso anstrengend war wie die meine, will ich nicht einen Augenblick in Zweifel ziehen."
    Die junge Octavia rückte in ihrem Stuhl soweit nach vorne, das sie fast an der Kante saß und beugte sich etwas vor gen Calvena. "Dein Vorschlag klingt wirklich gut. Denn besonders beim Essen redet es sich leichter. Und dann erzähle ich Dir meine Geschichte und Du mir die Deine. Ich will alles wissen, besonders, was Du getan hast seit Deiner Ankunft in Germanien."
    Catiena schmunzelte, dann wandt sie ihren Kopf nach links und nach rechts, begutachtete das Innere der Casa und runzelte einen Augenblick die Stirn, bevor sie leise fragte: "Wo.. geht es denn hier zum Gästezimmer?"

    Catienas Blick verschwand für einen Moment in der Ferne, als sie sich der Reise von Rom in das ferne Germanien entsann. Begonnen hatte alles auf einem Markt und geendet hatte es hier an der Pforte der Casa Quintilia. Dazwischen lag der lange Weg durch Italia, vorbei an zahlreichen Städten, vielen Dörfern und dem Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel der Alpen. Die meiste Zeit jedoch waren sie durch ungezähmte Natur gelaufen - oder gefahren. Und oft war es der Octavia so vorgekommen, als müsste diese Welt unendlich groß sein.
    "Doch, das haben wir", erwiderte sie sofort auf Calvenas Worte. "Aber die Wagen waren manchmal zu langsam, als das wir sofort die nächste Siedlung erreicht hätten. Und die begleitenden Söldner ein fauler Haufen. Mit dem Schwert schwingen konnten sie, aber ihre Füße voreinander setzen..." Die junge Römerin seufzte theatralisch und leerte auch ihren zweiten Becher Würzwein. Das reichte nun wirklich, ihre Sinne wurden schon benebelt - nur leicht, aber zu spüren. "Und ein Bad würde mich für einen Ritt durch das Reich von Pluto entschädigen", fügte Catiena noch hinzu und stellte den Becher einmal mehr zwischen ihre Oberschenkel, faltete die Hände im Anschluss zusammen.
    Auf die Bemerkungen Calvenas bezüglich des Ausritts nickte sie zustimmend und die Begeisterung ob der Aussicht einer Erkundung der Umgebung war ihr deutlich anzusehen. "Das wäre wundervoll", bekräftigte sie daraufhin. "Ich habe wohl noch viel zu lernen aber mit Deinem Wissen und Deinen Kontakten - oder jenen, die wir noch machen - werde ich meine Lücken sicher bald schließen können. Gibt es hier in Mogontiacum denn viele Germanen?"

    Catiena ergriff den neuen Becher mit warmem Würzwein und nahm unmittelbar einen Schluck davon. Beinahe wäre ihr ein zufriedenes Seufzen entwischen, das sie jedoch im letzten Moment unterdrückte und stattdessen ein huldvolles Lächeln auf ihre Gesichtszüge zauberte. "Danke sehr", sagte sie gen Calvena und hob das Gefäß in ihrer Hand soweit an, das deutlich war, worauf sich ihr Dank bezog. Mit tiefster Zufriedenheit spürte die Octavia, wie sich der Wein in ihrem Körper ausbreitete und einen Hauch der Schwerelosigkeit hinterließ, alle verbliebenen Sorge hinfort trug und sie wie eine Decke wärmte. Für eine Sekunde schloss sie die Augen, bis Calvena ein Bad erwähnte, das man für sie vorbereiten könnte.
    "Das wäre zauberhaft", gab die junge Römerin sehnsüchtig von sich und vor ihrem geistigen Auge sah sie sich bereits aller Kleidung entledigt im warmen Wasser liegen, eingehüllt vom Duft des Badeöls - oder was immer man in Germanien einsetzte. "Ich fühle mich so schmutzig, als wäre ich über Jahre hinweg in keiner Therme gewesen. Das klare Wasser eines Bachlaufs am morgen kann ungemein erfrischend sein, aber die Überwindung ..." Catiena schüttelte sich bei der Erinnerung daran und schmunzelte dann. Im Grunde war es ja doch ein Abenteuer gewesen, das sie nicht missen wollte. Vielleicht traf sie den Karavanenführer noch einmal. Nur auf seine Söldner konnte sie verzichten. Sie rochen in gewisser Weise wie Rom.
    "Wie schade", gab Catiena von sich, ließ in ihrer Stimme die Enttäuschung aber nicht durchklingen. "Natürlich weiß ich, das Rom stets seine Kultur mit sich nimmt, wo auch nur ein Legionär seinen Fuß auf die Erde setzt, doch hatte ich vermutet, die Einheimischen seien noch wild, von Fellen behangen und ganz und gar urtümlich. So haben es mir einige Händler auf dem Forum berichtet. Vielleicht wollten sie mich ja nur an ihren Ständen halten." Ein wenig Nachdenklich über ihre eigene Erkenntnis nippte die Octavia wieder am Wein. Zur Gänze aufgegeben hatte sie aber noch nicht. Wer wusste schon, worauf man stoßen konnte, sie musste nur die Initiative ergreifen - und Arsinoe vorschicken. Wenn sie andererseits den nicht vorhandenen Mut des griechischen Mädchens bedachte, kein guter Gedanke. Das ihre Zofe sich in diesem Augenblick mit dem Ianitor unterhielt, wenn auch sehr zurückhaltend, wusste Catiena nicht.
    "Ein Ausritt klingt für wahr ausgezeichnet", bekräftigte Catiena die Worte ihrer Freundin zustimmend. "Mit der nötigen Vorsicht kann uns sicher nichts geschehen. Und wenn ich Deine Worte bedenke, hast Du Recht. Man sollte natürlich nicht zwischen die Reihen der Kämpfenden kommen."