Na geil, nachdem ich mich rausgepostet habe...
"Wie du wünschst." Er hatte nichts gegen Spaziergänge. Archias, der ja schließlich doch einen gewissen Status und auch ein Amt hatte, würde man kaum ignorieren können.
Na geil, nachdem ich mich rausgepostet habe...
"Wie du wünschst." Er hatte nichts gegen Spaziergänge. Archias, der ja schließlich doch einen gewissen Status und auch ein Amt hatte, würde man kaum ignorieren können.
"Nun, Herr... ich gelangte bis in sein Vorzimmer, dort aber ignorierte man mich gänzlich, sodass ich nach einiger Wartezeit unverrichteter Dinge abziehen musste. Ich fürchte, du wirst selbst dort hingehen müssen, um Gehör zu finden. Die... Qualle Salinator, wie du sagst, scheint sehr beschäftigt."
Es war nur eine leichter Anflug von Belustigung zu hören, als Perisander den wenig schmeichelhaften Spitznamen des Beamten wiederholte.
Perisander war der allerletzte, der nicht damit zurechtkam, ignoriert zu werden. Musst Archias eben selbst herkommen, oder jemanden mit mehr Durchsetzungsvermögen schicken. Er würde hier nicht mit der Wand reden.
"Das scheint mir ein kluger Plan zu sein." bemerkte Perisander. Er hatte das Gefühl, dass Archias die Situation nun besser einschätzen konnte - und genau das war sein Ziel gewesen. Beriet man Menschen im Umgang miteinander, konnte man ihre Probleme nicht für sie lösen, sondern, in einer bemerkenswerten Parallelität zu Archias' Situation, lediglich erleichternd tätig sein. "Kann ich noch etwas für dich tun?"
Perisander trat zum Tisch des scriba, geführt von einem Prätorianer, nachdem er das Tor hatte passieren dürfen. "Ich komme von meinem Herrn Aelius Archias, um einen Termin beim Praefectus Urbi einzuholen." erklärte er in seinem makellosen Latein, als der ihn bemerkte.
Ob sich Archias über die Formalien unklar gewesen war? Egal. "Ich bin Sklave. Der procurator hat mich persönlich gesandt, um hier einen Termin beim praeceptor urbis zu vereinbaren."
"Du hast mich missverstanden." erklärte Perisander. "Ich meine keinen Unterschied zwischen dir und Axilla, sondern, dass der Unterschied zwischen der Hilfe, die wegnimmt, und der Hilfe, die unterstützt, euch beiden deutlich vor Augen stehen muss, damit sie in die Lage kommt, sich womöglich helfen zu lassen, wenn es guttut. Formulieren...hm...es ist nicht möglich, für ein Gespräch genau den richtigen Satz im Vorhinein festzulegen. Du kennst deine Frau natürlich: Wie sie denkt, wie sie fühlt - das musst du beachten, wenn du dir die Formulierung zurechtlegst." Er zuckte mit den Schultern. "Kein Gespräch ist wie das andere. Aber mir scheint, du bist an einem guten Ende interessiert, und auch, dass du nichts gegen ihren Willen tun willst - das sind gute Voraussetzungen, dass ihr euch versteht."
Perisander war in seinen Erklärungen regelrecht aufgeblüht, zeigte fast so etwas wie Temperament - nicht nur die Freude an der Sprache, sondern auch die Genugtuung darüber, dass Archias ihm so weit vertraute, brachen sich da Bahn. Es tat Perisander gut, denn so fühlte er sich schon nach so kurzer Zeit nützlich - und er konnte das tun, worauf er sich am besten verstand und das er am meisten liebte.
Perisander legte den Cicero aus der Hand und rieb sich das Kinn. Er war nun alles andere als ein ausgewiesener Experte in Sachen Ehe, aber es schien ihm, als ob die Gesetze, unter denen sprechender Austausch funktionierte, immer gleich waren, egal ob es um Eheleute, Handelspartner oder politische Gegner ging - nur die Ziele und damit die Mittel waren verschiedene.
"Nun, domine...ich bin weder ein Kenner der Frauen noch des matrimonium, aber ich denke, wenn du es schaffst, ihr die Botschaft zu vermitteln, dass du ihr lediglich zu helfen bereit bist, könnte es funktionieren - du solltest versuchen, den Eindruck zu vermeiden, dass du sie für hilfsbedürftig hältst. Es gibt ja eine Hilfe, die die Dinge nur einfacher macht, und eine Hilfe, die sie erst ermöglicht - die erstere akzeptiert sie vielleicht, die letztere nicht... aber damit das geht, muss der Unterschied zwischen euch geklärt sein, und sie muss wissen, dass du sie für fähig hältst, alles selbst zu schaffen, was ihre Geschäfte sind."
Perisander war unsicher, ob er jetzt passieren konnte. "So ist es, miles. Kann ich passieren? Und wo genau habe ich mich hinzuwenden?" fragte er ruhig nach.
Perisander konnte wiederum ein Schmunzeln nicht verbergen angesichts des Redeschwalls, den sein Herr auf ihn losließ. Er mochte Archias - aber über einen besonders geordneten Geist verfügte der allem Anschein nach nicht. "Natürlich liest niemand eine öffentliche Rede ab, Herr. Daher empfiehlt Cicero den Arbeitsschritt der memoria, damit meint er nach gängiger Interpretation das wörtliche Auswendiglernen."
Die Frage nach der Hilfestellung war schwierig, denn er hatte ja nicht von einer spezifischen Situation gesprochen - das aptum, die Angepasstheit an die Situation, und das kairos, die richtige Eingebung zur richtigen Zeit, waren nie in zwei Momenten gleich. "So einfach kann ich diese Frage nicht beantworten. Es kommt stark darauf an, in welchem Verhältnis du zu der Person stehst, welcher du die Hilfe anbieten möchtest, und was deine Intention ist - willst du vermeiden, dass die Person sich herabgesetzt fühlt? Willst du dich jovial geben? Oder steht die Person höher als du und du willst aus dieser Position heraus Hilfe anbieten? Aber auch ganz andere Faktoren sind noch sehr wichtig."
Der gelehrte Grieche schritt nun endlich auf das Tor der Castra zu, die Wachstafel des Praefectus Urbi in der Hand.
Perisander trat auf die Torwache zu und erklärte: "Ich bin gekommen, um im Auftrag meines Herrn Aelius Archias, procurator a memoria, im officium des praefectus urbis vorzusprechen."
Natürlich war er unbewaffnet.
"Es wird geschehen, Herr." nickte Perisander und machte sich auf den Weg zur kaiserlichen Verwaltung.
Perisander wurde deutlich, dass Archias allem Anschein nach keine systematische Ausbildung in Rhetorik gehabt hatte. Er ließ sich das aber natürlich nicht anmerken, sondern erklärte genauer: "Nun...die dispositio muss schon schriftlich erfolgen, sonst wirst du, wenn du nicht mit einem aristotelischen Gedächtnis ausgestattet bist, danach nicht weiterarbeiten können. Was den Redeschmuck betrifft - es kommt darauf an, welchen modus dicendi du bedienen willst; willst du an die Gefühle der Hörer appellieren oder sie erfreuen wollen mit einer Lobesrede, so wirst du des Schmuckes bedürfen, geht es mehr darum, ein Wissen zu vermitteln, so bedarfst du seiner nicht."
Er hatte sorgfältig zugehört; es fiel nicht jedem leicht, vor Menschen zu sprechen - aber es klang nicht so, als ob Archias am "tremor oratoris", der Angst zu reden, litt. "Ich empfehle dir, Ciceros 'Redner' zu studieren; wir können Stück für Stück darüber sprechen - wenn du die Methode erlernt hast, wirst du am Ende deine Rede so genau kennen, dass du sie nicht mehr vergessen kannst." Er lächelte kühl. "Kaum ein Redner fällt fertig vom Himmel - aber kaum ein Mann von Ehre kann das Reden nicht erlernen."
Perisander legte kurz die Stirn in Falten und suchte nach einer prägnanten Zusammenfassung der ciceronischen Rhetorik, wie sie im Redner dargestellt wurde. "Der Tullier entwirft im Buche ein System von fünf Entstehungsstufen einer gelungenen Rede. Zuerst kommt die inventio, das Auffinden und Sammeln der Ideen, alsdann die dispositio, die Ordnung des aufgefundenen Materials, dahingehend, dass es überzeugend sein soll. Der dritte Schritt ist die elocutio, in der der nötige Schmuck und die Eleganz in die Rede kommt, indem der Redner sie ausformuliert. Im vierten Schritt, der memoria, wird die Rede auswendig gelernt, und im fünften Teil, der actio, geht es um das tatsächliche Halten der Rede, die Arbeit mit Betonung, Stimme und so weiter. Für jeden Schritt gibt er gute Hinweise, wie er durchzuführen ist. Natürlich gibt es auch Ausführungen dazu, welche Pflichten ein Redner hat, und da ist dann der Anschluss zu dem erst vor wenigen Jahren verstorbenen Redelehrer Quintilianus, von dem du sicher gehört hast, der hat dann das alte Bild des vir bonus dicendi peritus* niedergeschrieben - ein Redner müsse ein Ehrenmann sein."
Perisander nickte ruhig. "So soll es sein, Archias. Ich mache mich sofort auf den Weg." Er beugte sich zu seinen Füßen und rückte die Sandalen zurecht. "Gibt es sonst noch etwas zu beachten bei diesem Auftrag?"
Er wertete diesen Auftrag als ersten Vertrauensbeweis, es schien, ihr Verhältnis bewege sich in die richtige Richtung. Während er aufstand, blickte er den sichtlich wenig erfreuten Archias an, ob noch etwas folgen sollte.
Nochmal meine genehmigte Sekundär-ID, diesmal richtig.
Name: Okhaton
Stand: Sklave
Ort: Rom
Gens: Aurelia (Besitzern: Flavia Celerina, diese möge bestätigen )
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"Salve, Archias." grüßte Perisander und legte das Buch beiseite. "De oratore vom großen Cicero. Ein ausgezeichnetes, sehr..." Er hatte 'praktisch' sagen wollen, wusste aber nicht, ob Archias' Griechisch gut genug für das Lehnwort war. "...nützliches Buch, das alle wichtigen Schritte hin zu einer Rede so präsentiert, dass du ihnen Stück für Stück folgen kannst. Aber genügend Einsichten sind auch noch darin, die über die Anwendung hinausgehen." erklärte er.
Perisander blickte auf; er war gerade tief in Gedanken versunken gewesen. Da war eine Ebene in Aristoteles' Ethik, die er vorher noch nicht bedacht hatte, er würde sich damit zu befassen haben... was ihm fehlte, war ein Dialogpartner. Aber gut, man konnte nicht alles haben. "Was gibt es, Herr?" Das ganze hörte sich nicht gewöhnlich an.
Perisander hatte vor dem Bad bereits seine üblichen gymnastischen Übungen gemacht - er hatte nun viel zu lange keine Gelegenheit dazu gehabt, sodass seine Muskeln nun etwas schmerzten, aber er erwartete, dass sich dieses Gefühl nach einigen Tagen von selbst erledigen würde.
Er sah sich als Philosophen, und als solcher durfte er nicht nur geistig, sondern musste auch körperlich etwas leisten können - hatte nicht Aristoteles einen Kranz bei den Olympischen Spielen errungen? Als junger Mann sollte er sehr ansehnlich gewesen sein, und Perisander nahm für sich in Anspruch, ebenfalls eine gute figura zu besitzen. Abgesehen von ideellen Dingen war die Tugend der körperlichen Befähigung eine, die seinen Wert steigerte - er wurde gesellschaftsfähiger, nicht nur geistig, sondern auch körperlich ein Aushängeschild.
Perisander überprüfte gerade die Qualität einer Kopie des Rhetorikwerks "De oratore" (Vom Redner) des großen Cicero, als er hinter sich Schritte hörte.