Beiträge von Perisander

    Perisander brauchte nicht lange, um die Qualitäten aufzufinden, die ihn nützlich machten. "Ich kann dich, deine familia und deine Gäste unterhalten, Senator - außerdem kann ich dir das lästige Redenschreiben abnehmen, wenn du es nicht selbst tun willst!"


    Er machte ein kleine Pause, bevor er fortfuhr: "Wenn du mich aufnimmst, kann ich dir auch versprechen, loyaler zu sein, als es für gewöhnlich verlangt wird. Ich werde dir und den Deinen eine wertvolle Stütze sein, welche meiner Fähigkeiten du auch zu nutzen gedenkst, und wenn es dir gefällt, mich in irgendeiner Angelegenheit zu Rate zu ziehen, werde ich dir oder auch deinen Clienten den Rat so geben, als wäre es meine eigene."


    Perisander nutzte die Gelegenheit, noch einmal die Eleganz seines Latein zu zeigen. Sein Selbstbewusstsein kam nun zum Tragen - keinem Beobachter konnte entgehen, dass er sich seiner Fähigkeiten sicher war; immerhin war er fast zehn Jahre älter als die Bürgersöhne, die die Männertoga anlegten.

    Perisander erhob noch einmal die Stimme, auch wenn er nicht direkt angesprochen worden war, denn er war sich nicht sicher, ob der Händler sein Alter kannte, die Haushaltsauflösung seines alten Herrn war sehr hektisch vor sich gegangen. Er krauste die Stirn - welches Jahr war noch sein Geburtsjahr? Ja, doch, das musste es sein, dann war er also...


    "XXIV Jahre, Herr." erklärte er schließlich. Er war sich nicht völlig sicher, aber er konnte kaum jünger und höchstens ein Jahr älter sein.

    Der Mann aus Tarentum war überrascht, dass die Dame neben dem Senator, der geboten hatte, ihn jetzt ansprach - aber wer in seiner Position seine Gefühle nicht verbergen konnte, wandelte auf sehr gefährlichen Pfaden. Er fasste sie ins Auge - eine hübsche Frau, dem Anschein nach noch sehr jung, aber offenkundig selbstbewusst. Sie erinnerte ihn an eine Mitsklavin, die sich, als er noch ein Kind war, um ihn gekümmert hatte... er vertrieb die Gedanken an früher und beantwortete die Frage.


    "Ich habe noch nicht allein unterrichtet, aber schon viele Jahre dabei geholfen, und die Auftraggeber hatten nie Grund zur Klage. Ich mag Kinder und weiß mit ihnen umzugehen."


    Das entsprach der Wahrheit - Perisander mochte Kinder tatsächlich; er hatte beobachtet, dass es kaum eine ehrlichere Freude gab als die, die Kinder zeigen, wenn sie etwas Neues verstanden hatten, und er sah seine Aufgabe darin, genau diese Freude so oft wie möglich zu erzeugen.


    Als er das zweite Gebot hörte, blickte er zu dessen Urheber. Er hatte etwas von 'scriba' gehört. Auch nicht die schlechteste Position...er konnte durchaus schreiben, wenn er sich auch nicht als kalligraphor sah - seine Schrift war schnörkellos und praktisch - irgendwie war das Schreiben nie seine Lieblingstätigkeit gewesen, er hielt die Kunst des dialegestai, der Gesprächsführung, für die höhere.

    Perisander hüstelte und verkniff sich, die Augenbraue zu heben. Der Mann, der nach den Sprachen gefragt hatte, hätte Sokrates vermutlich für ein thebanisches Lammgericht gehalten. Nun, er war noch nicht alt - womöglich war bei ihm noch etwas zu retten im Sinne der Ath...der Minerva.


    Nun, er hatte aber auch nicht geboten, das hatte bisher nur der Herr mit dem breiten Purpurstreifen getan - ein Senator dem Anschein nach. Ein Senatorenhaushalt versprach nicht nur eine ausgezeichnete materielle Grundlage, sondern auch viele andere Sklaven und andere Mitglieder des oikos. Der Gedanke sagte Perisander doch sehr zu, er hatte gern Gesellschaft, solang ihm bisweilen etwas Zeit zum Lesen blieb.

    Perisander war durchaus gewohnt, Aufmerksamkeit zu erzeugen - das war Denkern eigen, gleich welchen Standes sie waren. Er bedachte den Mann, der das Anfangsgebot gemacht hatte, mit einem kurzen Blick, dann wandte er sich Caius Aelius Archias zu, um seine Frage zu beantworten:


    "domine, ich spreche neben der lingua latina noch die heutige koine glossa sowie jene ältere Sprache, in der Platon und Aristoteles schrieben." Als Beweis zitierte er die berühmte Passage aus Platons "Apologie des Sokrates" in bestem Attisch: "Es lässt sich wohl sagen, dass keiner von uns beiden etwas Schönes und Gutes weiß; wo er aber meint zu wissen, aber nicht weiß, behaupte ich, der es auch nicht weiß, es nicht. So scheine ich doch um ein Weniges weiser zu sein als jener."

    Die dunklen Augen Perisanders wanderten über die Gesichter der Menge. Sein eigener Gesichtausdruck war kühl und indifferent - wer sich aber auskannte, konnte die leicht gesenkten Augenlider und die fehlende Spannung in den Mundwinkeln erkennen. Die Wochen seit dem Tod seines alten Herrn waren wenig erfreulich gewesen - getrennt von jeglichen Büchern, mit ausreichend, aber nicht eben üppigem Essen, auf einer Holzpritsche schlafend statt auf seinem gewohnten schmalen Bett...


    Die Würdelosigkeit des Versteigerungsvorgangs ging auch an Perisander nicht völlig vorbei, auch wenn er davon ausging, es danach besser zu haben als jetzt. Er musste an Aristoteles denken: In der Natur gibt es Herrscher und Beherrschte, aber der dritte in der Reihe der athenischen Klassiker hatte scharfen Blicks erkannt, dass nicht immer die herrschten, die dazu geeignet waren. Wie hätte Aristoteles wohl das imperium Romanum gesehen? Als monarcheia, eine Monarchie unter einem guten Herrscher, oder eine tyranneia, eine Gewaltherrschaft eines Tyrannen?


    Perisander rieb sich mit dem Handrücken über die Wange und fühlte einen Bart. "Behaart wie ein Barbar bin ich..." dachte er. Wie es mit seinen restlichen Körperhaaren aussah, wollte er schon gar nicht mehr wissen. Hoffentlich besaß sein neuer Besitzer cultura. Aber gut: Wer 500 Sesterzen oder bei lebhafter Versteigerung noch viel mehr aufbringen konnte, der hatte jedenfalls das monetäre Fundament, kultiviert zu sein.

    Perisander dürfte Mitte 20 sein, das ist aber diskutabel.


    Wie gerne ich schreibe, ist abhängig von der "gebotenen" Story und den anderen Teilnehmenden, aber ich mache schon lange Foren-RPGs und würde sagen, sehr gerne zu schreiben.


    Zu Perisander habe ich erst ein paar Eckpunkte - er wird sicherlich eher nachdenklich sein, zuverlässig, mit hoher Loyalität. Er kennt kein anderes Leben als das eines Sklaven, Gehorsam gehört weitestgehend zu seiner Natur. Seine Bildung ist auf griechische Philosophie und Rhetorik konzentriert.

    Name: Perisander
    Stand: Servus
    Gens: mir gleich, s.u.
    Wohnort: Rom


    Zum Charakter:
    Ich stelle mir einen gebildeten jungen Mann vor, wie am Namen zu erkennen aus Griechenland, der gut als Hauslehrer oder auch als Vorzeigesklave oder gehobener Unterhalter geeignet wäre. Wenn sich jemand findet, der eines davon oder alles sucht, wäre das schön.