Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Mit ruhiger Stimme und einem einfühlsamen Lächeln begann Livianus das Gespräch.


    „Nun Miriam. Ich hoffe du konntest zumindest ein wenig schlafen und hast dir nicht die halbe Nacht deinen Kopf zerbrochen. Mir ist klar, dass mein Angebot ein wichtiger Schritt für dich ist, der nicht jedem Sklaven zu Teil wird. Ich möchte Nocheinmahls betonen, dass dies keines Falls bedeutet, dass ich dich anschließend aus dem Haus werfen lasse. Du kannst weiterhin hier arbeiten und wirst als meine Klientin auch weiterhin unter meinem Schutz stehen. Hast du dir schon ein wenig Gedanken gemacht, was du mit deinem neuen Leben anfangen möchtest?“

    Livianus versuchte angestrengt den Ausführungen seines Präfekten zu folgen, verstand aber nicht ganz worauf dieser hinaus wollte und was dieses ganze Sprachgewirr zu bedeuten hatte.


    „Ich würde ihm antworten, dass ich es nicht auf den Mann genau sagen kann, aber dass die Legio I Einsatzstärke hat und alle Offiziers- und Unteroffiziersposten besetzt sind. Aber nun sag mir endlich worauf du hinaus willst. Was ist passiert?!“

    Livianus nickte dem Tribunen ernst zu.


    “Sehr gut Tribun. Du kannst die Männer ruhen lassen. Ich habe einige Worte an die Männer zu richten.“


    Sein Blick streifte dabei erneut durch die Reihen der Legionäre. Auf den ersten Blick konnte er keine größeren Fehler erkennen und es lag ihn auch fern eine genauere Inspektion vor zu nehmen.

    „Sprich mit dem Kaiser Maximus! Er wird dir bestimmt den richtigen Weg weisen. Sollte dieser wieder zurück zur Legio führen, vielleicht sogar als Legat einer Legio, dann soll dies auch weiterhin deine Bestimmung sein. Dennoch sind unsere Posten nicht auf unbestimmte Zeit und wir alle haben uns den Wünschen des Kaisers zu beugen.“

    Als Livianus die ersten Sätze seines Präfekten hörte, war er nicht besonders aufmerksam und nahm die Punkte als normalen Tagesablauf war. Der letzte Satz jedoch riss ihn schlagartig aus seinen Gedanken und er sah sogar etwas entsetzt zu Plautius.


    „Eine Unterschlagung sagst du? In der Legio? Sprich! Was hat es damit auf sich?“

    „Du bist Senator Maximus! Wie kommst du auf den Gedanken, dass du für unser Reich nicht von Nutzen sein kannst. Der Kaiser hat dir den Posten eines Tribunus Laticlavius anvertraut, was für mich großes Vertrauen in deine Fähigkeiten zeigt. Solltest du die Legio also aus gesundheitlichen Gründen verlassen müssen, dann wird sich bestimmt ein ziviler Posten finden, der deinem Stand gerecht wird. Also sei nicht so ein Schwarzmaler! Du siehst, dass es auch andere Möglichkeiten für dich gibt.“

    Es dauerte nicht mehr all zu lange, da war der Legat in Sichtweite des Exerzierplatzes. In Begleitung einiger Soldaten seiner persönlichen Leibwache und einigen Scriba bewegte er sich, an der Spitze dieser Gruppe, auf die Legio zu. Es war immer wieder ein überwältigender Anblick, eine angetretene Legio in fast voller Mannstärke zu sehen. Die Mannschaften, die zurzeit Wach-, Küchen- oder sonstige unabkömmliche Dienste hatten, waren natürlich von diesem Truppenappell befreit.


    Die Scriba und der Begleitschutz blieben am Rand des Exerzierplatzes stehen, während der Legat mit einem stolzen Gesichtsausdruck vor seine Legio trat und auf die Meldung des Tribunen wartete.

    Livianus merkte, dass irgendetwas nicht stimmt und sollte Maximus nicht offen darüber sprechen, so musste er sich wohl selbst bei den Ärzten erkundigen. Dennoch wollte er das Gespräch vorerst mit seinem Tribunus Laticlavius suchen. Immerhin ging es um dessen Zukunft und diese Stand, zumindest in den Augen des Legaten, auf sehr fragwürdigen Posten.


    „Deine lange Dienstuntauglichkeit hat ein großes Loch in der Legio hinterlassen, das ich hauptsächlich durch den Praefectus Castrorum ausfüllen konnte. Dennoch sollten wir uns erste Gedanken darüber machen, ob die Legio wirklich der richtige Ort für dich ist Maximus. Verstehe mich bitte nicht Falsch…. Ich habe dich trotz deiner Beinverletzung vorgezogen und mich für deine Einsetzung als Tribun beim Kaiser eingesetzt. Nun ist aber auch noch diese Krankheit dazu gekommen, die dich für einen längeren Zeitraum ausfallen ließ und um ehrlich zu sein…… du siehst nicht besonders gut aus. Soweit ich weiß, hast du die nötigen Dienstjahre für eine ordentlich Entlassung und eine stattliche Abfindung durch den Staat. Vielleicht solltest du dich zur Ruhe setzen oder ein ziviles Amt anstreben.“

    „Ein Platz als Tribunus in meiner Legio steht für dich jedenfalls immer offen, sofern er nicht besetzt ist. Bring aber vorerst deine Mission in Hispania hinter dich und verschiebe alle Karrieregedanken bis zu deiner Rückkehr. Diese Mission ist zu wichtig, als das du diese Ablenkung gebrauchen kannst. Wenn du möchtest, dann können wir uns nach dessen Abschluss erneut treffen und neue Möglichkeiten auswiegen. Ich werde mich bis dahin erkundigen.“

    Livianus hatte sich in der Zwischenzeit auch gesetzt und sah Maximus erwartungsvoll an. Als er merkte, dass wohl doch nicht alles so in Ordnung war, wie es im ersten Moment den Anschein hatte, begann er zu reden.


    „Nun Maximus! Was haben die Ärzte gesagt und wie geht es dir nun wirklich?“

    Der Sklave verschwand wieder und es dauerte nicht lange, da betrat auch Livianus das Officium.


    „Salve Maximus! Schön, dass es dir wieder besser geht und die Ärzte dich aus dem Lazerett entlassen haben. Nimm doch bitte Platz.“


    Er deutet mit der Hand auf einen der Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen, während er selbst hinter diesen ging und seinen eigenen Stuhl ansteuerte.

    Der Scriba des Legaten betrat das Rekrutierungsbüro.


    „Salve! Ich habe hier Unterlagen eines Centurios der Cohortes Urbanae, der sich direkt über den Legaten bei unserer Legio beworben hat. Ihr sollt ihm eine positive Antwort schicken und euch um seine Versetzung zur Legio I kümmern.“


    Er legte die Unterlagen auf den Tisch.


    Eilbrief


    an M'Decimus Livianus, Legatus Legionis
    Legio I Traiana Pia Fidelis, Mantua
    von C'Octavius Sura, Centurio
    Cohortes Urbanae, Roma


    Salve Decimus Livianus!


    Höchstwahrscheinlich wirst du mich nicht mehr kennen. Ich diente eine zeitlang unter deinem Kommando in der Cohortes Urbanae, bevor du das Kommando der Legio IX übernahmst. Inzwischen wurde mein Einsatz mit der Beförderung zum Centurio belohnt. Aber ich plane in absehbarer Zeit einen Einheitenwechsel stattfinden zu lassen - zu der Legio I. Jedoch würde ich gerne wissen, ob es denn möglich wäre - sprich, könnte ein weiterer Centurio noch von Nutzen sein?
    Falls du eine Einschätzung von jemand anderen benötigst, so kannst du dich an meinen Patronus - Vincius Lucianus - wenden. Anbei liegt meine Personalakte.


    Vale! C'Octavius Sura, Centurio Cohortes Urbanae.


    Personalakten der Cohortes Urbanae


    Allgemein:
    Personalakte: Caius Octavius Sura
    Amt: Centurio


    Familie:
    Gens: Gens Octavia
    Ordo: Bürger
    Stand: Plebeisch


    Auszeichnungen:
    I Diploma; Cursus Architectura I
    ANTE DIEM XVII KAL OCT DCCCLVI A.U.C.(15.9.2006/103 n.Chr.)


    I Phalera; für hervorragende Arbeit bei der Ausbildung der Probati ANTE DIEM XII KAL OCT DCCCLVI A.U.C. (20.9.2006/103 n.Chr.)



    Laufbahn:
    Probatus; Cohortes Urbanae
    PRIDIE NON IAN DCCCLVI A.U.C. (4.1.2006/103 n.Chr.)


    Miles; Cohortes Urbanae
    ANTE DIEM V ID IAN DCCCLVI A.U.C. (9.1.2006/103 n.Chr.)


    Princeps Prior; Cohortes Urbanae
    ANTE DIEM XIV KAL MAR DCCCLVI A.U.C. (16.2.2006/103 n.Chr.)


    Centurio; Cohortes Urbanae
    ANTE DIEM XVII KAL AUG DCCCLVI A.U.C. (16.7.2006/103 n.Chr.)



    Anmerkungen:


    Student (Examen Primum) - Academia Militaris Ulpia Divina



    Signatur:
    Caius Octavius Sura,


    Quintus Caecilius Metellus

    Livianus lehnte sich zurück.


    „Nun ich denke, dass du vielleicht ein Amt im Cursus Honorum anstreben wirst, um dich dort in den Ordo Senatorius hochzudienen. Außer natürlich du bist mit einem Ritterposten zufrieden, von dem es zweifellos auch so manch besonders Herausragenden gibt. Aber sprich Seneca. Was hast du dir vorgestellt?“