Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Livianus schmunzelte zuerst und lachte schließlich, als er die Worte des Optios hörte.


    „Ein Leibwächter nur? Der Magister scheint nicht sehr um meine Sicherheit besorgt zu sein. Nun gut….. ich denke zwar auch nicht, dass ich Mitten in Rom in höchster Gefahr schwebe, aber ich werde dich dennoch mitnehmen Optio. Die anderen Männer sollen hier warten.“


    Mit diesen Worten machte sich Livianus, mit Optio Aristides im Schlepptau, auf den Weg zum Stadttor und dann weiter Richtung Palast.

    Wieder einmal war es soweit und Livianus wurde vom Kaiser zum Conventus gerufen. Gemeinsam mit einem Trupp der Legionsreiterei erreichter er den Campus Matius in Rom und ließ seine Männer vor dem Pantheum halten. Sichtlich müde stieg er von seinem Pferd ab und wandte sich an Optio Aristides, der ihn auf dieser Reise nach Rom begleitet hatte.


    „Endlich sind wir angekommen. Nach dieser langen Rückreise aus Germanien und diesem Ritt nach Rom, kann ich mich kaum noch bewegen. Am besten du reitest gleich weiter zum Palast und meldest, dass ich eingetroffen bin und auf die Erlaubnis des Kaisers warte, um das Pomerium zu betreten. Melde dich einfach beim Magister Domus Augusti – er wird wissen was zu tun ist.“

    Livianus erreichte den Vorplatz des Praetoriums und gab seinen Reitern ein Zeichen, dass sie sich nun zu ihren Unterkünften begeben bzw. ihre Pferde versorgen konnten. Er selbst stieg ab und übergab die Zügel seines Pferdes einem herbeigelaufenen Stallburschen. Erschöpft sah er sich um. Viel hatte sich dem ersten Anschein nach nicht verändert. Langsam ging er weiter und passierte die beiden Wachen am Eingang, die sofort Haltung annahmen. Irgendwie kam es ihm merkwürdig vor, dass noch niemand herbeigelaufen war, um ihn zu begrüßen. Wo war Miriam? Hatte sie sich von ihrer Krankheit noch nicht erholt? Und vor allem… wo war Marius? Er war sonst immer der Erste, der zur Begrüßung herbeieilte. Mit einem beklemmenden Gefühl ging er weiter.

    Zurück in seinem Officium erwartete den Legaten weniger Arbeit, als er sich erwartet hatte. Plautius war allem Anschein nach eine wirklich hervorragende Wahl als Praefectus Castrorum gewesen und hatte ihn während seiner Abwesenheit würdig vertreten. Livianus widmete sich einigen Schreiben und Ansuchen, bevor er einen Scriba los schickte um Plautius zu holen

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    ERHEBE ICH DEN
    DECURIO
    TIBERIUS IULIUS NUMERIANUNS
    LEGIO I TRAIANA


    MIT WIRKUNG VOM
    ID NOV DCCCLVI A.U.C.
    (13.11.2006/103 n.Chr.)


    ZUM
    TRIBUNUS ANGUSTICLAVIUS
    TIBERIUS IULIUS NUMERIANUNS
    LEGIO I TRAIANA




    Livianus stand noch eine ganze Weile da und starrte ins Leere. Das war nun die Trennung, die er sich weder gewünscht, noch damit gerechnet hatte. Noch auf dem Weg nach Germanien hatte er an eine mögliche Versöhnung geglaubt und sich ausgemalt, wie es wohl werden würde, wenn sie sich wieder zum ersten Mal nach so langer Zeit in den Armen lagen. Doch nun war alles gänzlich anders gekommen und im tiefen Inneren spürte er trotz des großen Schmerzes über diesen Verlust, dass es wohl das beste war…… für ihn, aber vor allem für Valeria. Als Soldat ging er einer ungewissen Zukunft entgegen, die man lieber mit niemanden teilen sollte.


    Vielleicht wollte das Schicksal es aber auch einfach nicht anders. Zuerst der große Verlust, den er mit dem Tod Aemilias erleben musste und nun auch das Beziehungsaus mit Valeria, noch bevor es richtig begonnen hatte. Ein Zeichen der Götter? Vielleicht! Aber auf jeden Fall ein Bestätigung für Livianus, dass es wohl nicht zu seinem Schicksal gehörte, jemanden an seiner Seite zu haben. Was auch immer die Götter mit ihm vorhatten – er wusste nun, dass er es auf sich allein gestellt bestreiten musste.


    Irgendwann bemerkte er, dass der Tag nun zur Gänze hereingebrochen war und sich die Stille nach und nach im Alltagslärm verlor. Mir seiner Hand wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht, die ihm noch kurz zuvor über die Wangen gelaufen waren und sah sich dann um. Valeria war gegangen und irgendwie hatte er in diesem Moment eine Vorahnung, dass ein Wiedersehen lange auf sich warten lassen würde. Er atmete noch einmal die kühle Abendluft tief ein und ging dann zurück zu seinen Männern, um alles für die Reise nach Italia vorbereiten zu lassen.

    Livianus nahm diese Aussage ebenso ruhig hin, wie sie ausgesprochen wurde und versuchte seine wahren Gefühle in diesem Moment zu unterdrücken und sie nicht zu zeigen. Er wollte nun kurz, wenn auch nicht schmerzlos, diese Angelegenheit beenden. Es war wohl für beide das Beste.


    „Ich habe es mir schon gedacht. Dann hoffe ich, dass du bald das findest, nach dem du suchst und was du verdienst. Solltest du mich brauchen, so werde ich immer für dich da sein und tun was in meiner Machst steht, um dir zu helfen. Mögen die Götter dich behüten und leiten. Ich wünsche dir alles Gute.“


    Er beugte sich nach vorn und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.

    „Du selbst hast doch vorhin gerade gesagt, dass eine Fernbeziehung nicht das ist, was du dir wünschst. Also wird es wohl vorbei sein, wenn du hier bleibst. An mir liegt es jedenfalls nicht. Andererseits war es vielleicht wirklich nur ein Traum, der viel zu schnell vorüber war, als wir anfangs dachten. Die Zeit in Germanien war wundervoll, aber ich kann dir wohl in Zukunft nicht das bieten, was du dir erhoffst….. ein normales Familienleben.“

    „Ich habe euch gestern gesehen…. dich und Maximian, als ich euch während des Brautzuges geküsst habt.“


    Livianus schüttelte den Kopf und seine Stimme klang traurig, als er die nächsten Sätze aussprach.


    „Eigentlich schon ein starkes Stück von euch, mich während des Brautzuges meines Bruders so zu blamieren, falls euch auch andere gesehen haben, was sicher der Fall ist. Aber was soll´s. Ich will gar nicht darüber sprechen. Tatsacht ist und bleibt, dass ich zurück nach Italia muss. Es liegt ganz allein bei dir ob du mich begleiten und einen Neuanfang versuchen möchtest, oder ob wir in Zukunft getrennte Wege einschlagen."

    "Dann wirst du dich entscheiden müssen Valeria - zwischen mir, oder deinem Dienst als Priesterin. Du hast von Anfang an gewusst worauf du dich einlässt. Ich bin Kommandant einer römischen Legion und nicht irgend ein einfacher Unteroffizier. Wenn mich der Kaiser braucht, dann werde ich da sein - in Friedenszeiten sowie auch im Falle eines Krieges. Als Legatus kann ich für uns beide sorgen. Es liegt also ganz allein an dir."

    Livianus atmete tief durch.


    „Gut, dann werde ich morgen wieder nach Italia aufbrechen. Solltest du deine Entscheidung getroffen haben, so weißt du ja, wo du mich finden kannst. Ich wünsche dir alles Gute Valeria und dass du deinen Weg findest, wie auch immer dieser verlaufen wird. Die Götter mögen dich leiten und beschützen."

    Mit gesenkten Kopf und einem sehr nachdenklichen Gesichtsausdruck ging Livianus neben Valeria her und ließ die Vorwürfe über sich ergehen.


    „Es tut mir wirklich sehr Leid Valeria. Das alles war wohl etwas viel für mich, was aber natürlich nicht verzeiht, dass ich dir nicht geschrieben habe. Vielleicht habe ich einfach etwas Abstand gebraucht – es war eine sehr turbulente Zeit in Germanien. Ich kann es dir nicht sagen und kann dir auch keine wirkliche Erklärung liefern. Ich kann mich nur entschuldigen.“