Livianus sah den Präfekten zuerst etwas verwirrt an, da er seine Frage nicht ganz verstand.
„Ähm…. Du sollst für die Ausführung meines Befehls zu sorgen. Der Mann muss darüber informiert und so schnell wie möglich auf den Weg geschickt werden.“
Livianus sah den Präfekten zuerst etwas verwirrt an, da er seine Frage nicht ganz verstand.
„Ähm…. Du sollst für die Ausführung meines Befehls zu sorgen. Der Mann muss darüber informiert und so schnell wie möglich auf den Weg geschickt werden.“
Livianus schüttelte den Kopf. Da er hauptsächlich unter Legionären weilte, die ohnehin das Bürgerrecht haben musste, um ihren Dienst in der Legio zu versehen, hatte er kaum Kontakt zur Perigrini.
Livianus stockte im ersten Moment, als er die Worte des Tribunen verarbeitet hatte, hackte dann aber sofort nach. Alle anderen Angelegenheiten konnte man noch später besprechen. Zuerst wollte er wissen, was mit dem Sklaven Cato passiert war.
“Sein Leben geopfert hat? Hast du ihm etwas angetan?“
Livianus nahm das Schreiben an sich und las es in Ruhe durch. Nach einiger Zeit sah er wieder auf.
„Schicke diesen Brief und ein Begleitschreiben an meinen Cousin Meridius. Informiere ihn über die Sachlage und bitte ihn um weiteres Vorgehen von seiner Seite. Balbus hat sehr lange unter seinem Kommando gedient und ich denke es wäre besser, wenn Meridius selbst die Entscheidung trifft ob er weitere Untersuchungen in die Wege leiten möchte oder es auf sich beruhen lässt.“
IN NOMINE IMPERII ROMANI VERSETZE ICH MIT WIRKUNG VOM ZUR
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
OPTIO
MARCUS AURELIUS ANTONINUS
LEGIO I TRAIANA
ANTE DIEM V ID SEP DCCCLVI A.U.C.
(9.9.2006/103 n.Chr.)
CLASSIS MISENENSIS
„Es gibt einige Dinge die ich mit dir besprechen möchte Praefectus.“
Livianus trat näher, setzte sich jedoch vorerst nicht, sonder bevorzugte es stehen zu bleiben.
„Zum einen habe ich gehört, dass die Classis in Misenum dringend Verstärkung braucht. Vor allem gute Ausbildner bei den Seesoldaten sind gefragt, die für die Ausbildung neuer Rekruten verantwortlich sein werden.
Vor kurzem wurde ich von Tribun Vesuvianus auf einen Optio namens Aurelius Antoninus angesprochen, der bereits Centurio war und von meinem Vorgänger wieder zum Optio degradiert wurde. Ich denke bei einer Degradierung geht sehr viel Respekt von den unterstellten Miles verloren und deshalb glaube ich, dass es für den Optio leichter wäre, in einer anderen Einheit einen Neustart zu versuchen. Bei guter Führung und unter Beweisstellung seines Könnens, wird man ihn bestimmt bald wieder zum Centurio Classis befördern und seine neuen Untergebenen kennen seine Vorgeschichte bei der Legio nicht. Ich habe bereits einen dementsprechenden Befehl für die Versetzung aufhängen lassen und möchte, dass du dich um die Umsetzung kümmerst.
Das andere Betrifft Tribun Vesuvianus. Ich denke er ist ein fähiger Offizier, der es verdient weiterzukommen. Allerdings ist es dafür Notwendig, dass er eine gewisse Erfahrung aufweisen kann. Soweit ich in seiner Personalakte gesehen habe, hat er bisher ausschließlich in der Legio I gedient und es dabei nur mit Untergebenen zu tun gehabt, die er größtenteils seit seinem Einstieg in den Militärdienst kennt. Es wäre bestimmt von Vorteil, wenn man ihm ermöglicht Erfahrung in einer anderen Einheit zu sammeln, wo er sich unter einem anderen Kommandanten unter Beweis stellen und einen weiteren Befürworter für seine weitere Offizierskarriere finden kann. Ich habe dabei an einer Legio in Germania oder eine der Stadteinheiten gedacht.“
Der Legat wartete einen Moment ab, ob der Präfekt etwas dazu sagen wollte, bevor er selbst weiter sprach.
Livianus nickte.
“Ich bitte sogar darum auf dem Laufenden gehalten zu werden Centurio.“
„Wir können gleich hier bleiben Plautius.“
Livianus trat zum Schreibtisch des Primus Pilus und setzte sich auf einen der Stühle, die davor standen. Gleichzeitig gab er Plautius durch ein Handzeichen zu verstehen, dass auch er sich setzen sollte.
„Was kann ich also für dich tun?“
Livianus erhob sich von seinem Stuhl.
„Tribun Vitamalacus! Oder sollte ich besser sagen Aedilis! Gratulation zu deiner Wahl. Die Nachricht hat sich bereits bis nach Mantua durchgesprochen.“
Livianus Lächeln verschwand und sein Gesichtsausdruck wurde ernst und nachdenklich.
„Hmmm…. Ermordet sagst du. Dann hoffe ich, dass die Cohortes Urbanae dieses Verbrechen aufklären kann und den Täter rasch findet. Richte deiner Familie mein Beileid zu diesem Verlust aus.“
Die Wache am Eingang hatte gleichzeitig einen Sklaven losgeschickt um Livianus zu benachrichtigen, der auch kurze Zeit später das Atrium betrat und auf Avitus zuschritt.
"Artorius Avitus?! Ungewöhnlich dich in meinem Haus Willkommen zu heißen. Ich gehe also davon aus, dass dein Anliegen privater Natur ist. Was führt dich zu mir?"
[Blockierte Grafik: http://img457.imageshack.us/img457/858/wacheklein5lp.jpg]
Der Wachsoldat nahm Haltung an, als er den Centurio kommen sah und winkte diesen weiter.
Es war der erste Abend, an dem Livianus Zeit für sich gefunden hatte und sich in aller Ruhe in sein privates Officium zurückziehen konnte. Die letzten Tage waren kräfteraubend, sowohl körperlich als auch psychisch. Ein neues Kommando beutete auch immer eine große Umstellung – für die Soldaten der neuen Einheit, aber auch für ihren neuen Kommandanten. Natürlich konnte man nicht immer davon ausgehen, dass alles glatt lief und hin und wieder stieß man dabei auch auf so manches scheinbar unüberwindbare Hindernis, dass es aus dem Weg zu räumen galt. Auch wenn dies bereits die dritte Station in Livianus Offizierskarriere war, konnte er sich dabei nicht auf Erfahrungen von früher verlassen, sondern musste es stets als das ansehen, was es war – eine weitere Herausforderung die darauf wartete gemeistert zu werden.
In einem militärischen System ging man immer davon aus, dass trotz diverser Umstellungen oder Widrigkeiten alles weiter in seinen geregelten Bahnen verlief. Es gab in einer Legio immerhin eine Ranghierarchie die eingehalten werden musste und auch sonst ließ der Codex Militaris und die damit verbundenen Rechte und Pflichten eines jeden Miles nicht viel Freiraum für Demokratie oder Diskussion. Entschied man sich für einen Eintritt in den Exercitus, so hatte man sich all dem zu fügen und es für den Rest der Dienstzeit zu verinnerlichen. Doch oft musste man auch entsetzt feststellen, dass dies nicht der Fall war. Wichtige Werte die das Bild eines römischen Soldaten verkörperten, waren oft nicht mehr in den Köpfen der Männer und dies fing manchmal schon ganz weit oben in der Hierarchie an.
Livianus lehnte sich zurück und spann seine Gedanken weiter. Was war es, das er von seinen Offizieren erwartete? Er war Kommandant einer Einheit, die mehrere tausend Männer umfasste, die in Kriegszeiten auf seine Führung als Feldherr vertrauten und in Friedenszeiten einen Mann brauchten, der sein Castellum, das man durchaus mit den Ausmaßen und Bewohnern einer Kleinstadt vergleichen konnte, wie ein Duumvir leitete und für Recht und Ordnung sorgte. Ihm war in diesem Moment aber absolut bewusst, dass ein einzelner Mann niemals in der Lage sein konnte, dies alles Reibungslos und ohne Probleme auf seine Schultern zu lasten. Es brauchte also Vertrauete, die ihm bei dieser Aufgabe halfen - Offiziere, die dem Legaten zu Seite standen und ihm bei diesen Aufgaben unterstützten.
Was erwartete sich Livianus aber nun von seinen Offizieren? Er erinnerte sich zurück an die Zeit, in der auch er nur in zweiter oder dritter Reihe stand und versuchte, seinen Legaten so gut es ging zu helfen und die ihm anvertrauten Aufgaben pflichtbewusst und mit voller Hingabe auszuführen. Was war es also, das einen Offizier ausmachte? Wie wollte er die Offiziere sehen, die er um sich scharrte um mit ihnen gemeinsam seine Legio zu kommandieren?
Er erwartete sich absolute und unveränderliche Treue und Loyalität gegenüber dem Kaiserhaus, aber auch gegenüber ihm als Legionskommandanten. Er konnte nur mit Offizieren zusammenarbeiten, die bereit waren seinen Befehlen bedingungslos folge zu leisten – ob im Krieg oder auch in Friedenszeiten - und wenn es sein musste, dafür auch in den Tod zu gehen. Dazu waren aber Gehorsamkeit und Respekt gegenüber dem Kommandanten nötig. Während seiner Offizierszeit unter Meridius, wäre ihm nie in den Sinn gekommen, einen Befehl in Frage zu stellen oder sogar zuwider zu handeln.
Sie sollten Gottesfürchtig und mit den Riten und Sitten eines gläubigen Römers vertraut sein. Ein Offizier sollte seiner Ansicht nach aber auch Eigenschaften wie Klugheit, Wachsamkeit, Nüchternheit und Verachtung des Todes mitbringen, wenn er mit seinen Männern in die Schlacht ziehen und diese am Feld kommandieren musste. Aber auch Dinge wie Herzhaftigkeit, innerliche Zufriedenheit und Geduld waren nötig um das Vertrauen seiner Männer zu gewinnen und mit ihnen in einem halbwegs guten Einvernehmen auszukommen. Und er sollte Aufmerksam sein. Er sollte danach trachten, sich Falkenaugen und leise Ohren zuzulegen, um auch nichts zu vergessen, was man einmal gesehen und gehört hatte.
Viele Gedanken schossen Livianus in diesem Moment durch den Kopf. Zu viele. Hatte er solche Männer? Wie waren die Offiziere der Legio I. Sie hatten zuletzt unter dem Kommando des Caesars gedient. Man sollte also davon ausgehen können, dass es sich um gute und zuverlässige Offiziere handelte. Er wusste eindeutig zu wenig und es würde bestimmt auch noch einige Zeit dauern, bis er sich einen halbwegs brauchbaren Überblick verschafft hatte.
Mit einem leisen Seufzer lehnte er sich zurück und sah auf den Stapel Briefe, die auf seinem Schreibtisch lagen. Auch dazu hatte er bisher keine Zeit gefunden. Vielleicht war jetzt eine passende Gelegenheit dazu. Er schob den Stapel näher an sich heran und begann einen nach den anderen durchzugehen.
Livianus hatte gehört, dass der Primus Pilus mit ihm sprechen wollte und hatte sich auf den Weg zu seinem Officium gemacht. Ohne lange Abzuwarten klopfte er an und trat ein.
"Du wolltest mich sprechen Plautius?"
Es hatte einige Tage gedauert, bis Livianus endlich Zeit gefunden hatte, sich beim bisherigen Lagerpräfekten einzufinden und diesen kennen zu lernen. Er hatte sich in der Zwischenzeit so gut er konnte eingelebt und einen ersten Überblick über den Zustand der Legio verschafft. Die letzten Details würden nun sicher bei diesem Gespräch herauskommen. Weiters galt es zu klären, ob Livianus mit dem Lagerpräfekten auskam und das nötige Vertrauen in ihn setzen konnte. Immerhin war dies einer der wichtigsten Posten, die es in seinem Stab zu besetzen galt...... natürlich war auch das Gegenteil möglich. Am Officium angekommen, klopfte er an und trat ein, ohne eine Aufforderung von Innen abzuwarten.
„Salve Praefectus!“
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DIENST- UND BESETZUNGSPLAN
DER
LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS
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http://www.imperiumromanum.net/images/unit/legioIa.gif
Dienstplan
MANTUA, ANTE DIEM VIII ID SEP DCCCLVI A.U.C. (6.9.2006/103 n.Chr.)
Ein Scriba kam herein und teilte Livianus mit, dass ein gewisser Triberius Vitamalacus ihn zu sprechen wünsche. Livianus war sichtlich überrascht und hatte mit diesem Besuch nicht gerechnet.
"Vitamalacus?! Natürlich! Er kann eintreten."
Nach der kurzen Antwort des Legaten eilte der Scriba wieder nach draußen.
Als der Decurio das Officium des Legaten verließ, huschte der Scriba kurz hinein und kam einen kurzen Moment später wieder heraus.
„Der Legat erwartete dich Tribun!“
Dann wandte er sich an den Legionarius, der immer noch in seiner Amtsstube stand.
Livianus nickte.
"Falls du noch etwas brauchst.... du weißt ja wo du mich findest."
Er lächelte ebenfalls und verließ das Officium seines Stellvertreters.
NON SEP DCCCLVI A.U.C. (5.9.2006/103 n.Chr.)
An Gaius Decimus Maior
Casa Decima
Roma, Italia
Eilbrief
Salve Maior!
Mit großer Freude habe ich deinen Brief gelesen. Das letzte größere Treffen unserer Gens ist wahrlich schon viel zu lange her und außer Meridius und Valeria hatte auch ich während meine Stationierung in Germanien kaum die Zeit, mich mit anderen Mitgliedern unserer Gens zu treffen. Da ich nun aber wieder zurück in Italia bin, würde ich euch gerne zu mir in das Castellum einladen. Das Haus ist groß genug und bietet Übernachtungsmöglichkeiten für mehrere Gäste.
Mir selbst ist es durch meinen Posten als Legionslegat ja leider untersagt das Pomerium zu betreten und so werde ich wohl noch einige Zeit warten müssen, um wieder Gast in der Casa Decima sein zu können.
Mich würde es jedoch sehr freuen, dich und alle Familienmitglieder die zur Zeit in Italia sind, hier bei mir Willkommen zu heißen.
Ich hoffe auf deine baldige Antwort.
Vale Bene
Marcus Decimus Livianus
http://www.imperiumromanum.net/images/sigs/ir-senator.png