Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    „Um den Ring mach dir keine Sorge. Er wird bestimmt wieder auftauchen. Ich verlasse mich da voll und ganz auf den Spürsinn von Centurio Plautius. Bis dahin wird man mich auch so in den Senat lassen, denke ich.“


    Livianus schmunzelte etwas um Miriam zu zeigen, dass er wirklich nicht böse auf sie war und dieser Geschichte auch etwas Humorvolles abgewinnen konnte.


    „Was Cato betrifft, so wird er zu seinem Besitzer nach Rom zurückgebracht. Was dann weiter mit ihm geschieht, liegt nicht in meinen Händen. Dir wird jedenfalls nichts geschehen Miriam.“

    Livianus wirkte etwas überrascht, blieb jedoch ruhig.


    „Aurelius Antoninus….. Der Name ist mir durchaus bekannt. Er hat bereits in der Cohortes Urbanae unter mir gedient. Ich werde mir bei Gelegenheit seine Akte ansehen und ihn gegebenenfalls befördern, wenn ein Posten frei wird. Sonst noch etwas Tribun?“

    Da Livianus seine Kandidaten auswendig wusste, begann er als Erster, während die anderen wohl noch ihre Listen zücken mussten.


    „Mein Kaiser ich möchte zwei meiner Klienten und einen meiner Legionsoffiziere für die Erhebung in den Ritterstand vorschlagen.


    Zum einen hätten wir da Lucius Artorius Avitus. Er ist sowohl mein Klient, als auch Soldat in meiner Legio und wurde vor kurzem auf Grund seiner guten Leistungen zum Centurio befördert. Ich hallte ihn für einen ausgesprochen fähigen Soldaten und möchte mit dieser Erhebung in den Ritterstand seinen zukünftigen Weg ebnen und seien bisherigen Taten im Exercitus Romanus würdigen.


    Mein zweiter Kandidat ist mein Klient Titus Petronius Varus. Er dient dem Reich zurzeit als Quaestor pro Praetore und hat davor lange Zeit den Posten des Praefectus Vehiculorum in Hispania inne gehabt. Er ist ein überaus intelligenter und wissbegieriger Mann, was auch die zahlreichen bestandenen Kurse an der Schola Atheniensis bezeugen. Als oberster Vertreter seiner Gens, die Ebenfalls durch ihn einen großen Aufschwung erlebt, hat er sich diese Erhebung meiner Ansicht nach redlich verdient.


    Der dritte Kandidat ist Decurio in meiner Legion. Sein Name ist Tiberius Iulius Numerianus. Er war lange Zeit Soldat in der Legio IX Hispana und hat sich dort sowohl beim Germanienfeldzug als auch in Friedenszeiten verdient gemacht und wurde bisher mit zwei Phalera ausgezeichnet, wobei ihm die eine für seine Verdienste in der Schlacht bei Vicus Murrensium vom damaligen Legatus Augusti pro Praetore verliehen wurde. Er ist nun mit meinem Stab zur Legio I gewechselt und wird dort das Kommando über eine Turmae übernehmen. Ich zähle ihn ebenfalls zu einen meiner fähigsten Offizieren und sehe auch in ihm ein großes Zukunftspotential für einen Posten als Offizier im Exercitus.“

    ANTE DIEM VII KAL SEP DCCCLVI A.U.C. (26.8.2006/103 n.Chr.)



    AUDITE


    Entgegen der bisherigen Gepflogenheiten in der Legio I, habe ich entschieden, dass es Stabsoffizieren ab sofort erlaubt ist, weiblichen Besuch innerhalb des Castellums zu empfangen. Dieser hat jedoch auf direkten Weg in die Häuser der Offizier gebracht zu werden. Eine Besichtigung oder ein sonstiges Bewegen innerhalb des Castellums ist nicht gestattet. Allen übrigen Soldaten ist es untersagt Frauenbesuche im Castellum zu empfangen.


    Besuch für den Legaten hat ausnahmslos in das Praetorium gebracht zu werden, wo dieser von den Sklaven des Hauses in Empfang genommen wird. Soldaten die nicht zur Wache vor dem Praetorium eingeteilt wurden, haben dieses erst nach Erlaubnis des Legaten zu betreten.




    „Das äußern deiner Gedanken ist dir natürlich gestattet und ich erwarte mir ebenfalls deine Offenheit in unseren Vieraugengesprächen. Eine klare Grenze dieser Offenheit sollte aber deutlich vor meinen Befehlen oder Anweisungen gezogen werden. In solchen Situationen erwarte ich mir keinerlei Widerspruch oder Diskussion. Befehle sind unverzüglich umzusetzen.“


    Livianus lehnte sich in seinen Stuhl zurück.


    „Zu den ehemaligen Soldaten der Prima kann ich dir nur raten, dich nicht immer nur an die Personalakten zu halten, sondern dir selbst ein Bild zu machen. In den Akten sind nur die großen Feldzüge der Legio eingetragen, allerdings nicht kleinere Scharmützel oder Sonderaufträge. Zuletzt haben die Centurionen Plautius und Avitus bei einem Spezialkommando gekämpft, dass gemeinsam mit der Classis einen Kampf gegen Piraten an der germanischen Küste geführt hat.“


    Weiter wollte Livianus nicht mehr auf die Taten der Männer eingehen. Der Tribun sollte sich selbst ein Bild machen.


    „Was den Stab betrifft, so ist es mein Stab und daher werde auch ich die Entscheidung darüber treffen, welche Offiziere ich mit einem Kommando in meiner Legio betreue. Im gesamten Exercitus Romanus ist eine durchaus übliche Vorgehensweise, das Tribunen oder andere Offiziere zwischen den Einheiten wechseln, um ihren Wissenstand und ihre Kommandofähigkeiten zu erweitern. Sollte ich also das Angebot haben, einen hervorragenden Offizier in meine Legio zu holen, so werde ich dieses nicht abschlagen. Bei Neuaufnahmen in den unteren Rängen wird es dann an dir liegen, diese Soldaten auf einen Ausbildungsstand zu bringen, der unserer Legio gerecht wird.


    Die Vorgehensweise bei Beförderungen stelle ich mir so vor, dass klar der Dienstweg eingehalten wird. Die Centurionen wenden sich an dich, als ihren direkten Vorgesetzten und Kommandant der Cohorte I. und du wendest dich mit den geeigneten Kandidaten dann an mich. Weiters erwarte ich mir auch sonstige Vorschläge für Auszeichnungen oder Dinge dieser Art von den Tribunen. Ihr habt wesentlich mehr Einblick in eure Einheiten und seid mehr am direkten Geschehen als ich als Legat.“

    Livianus sah ein wenig überrascht auf sie herab, als sie sich vor ihn kniete und seine Hand nahm.


    „Aber Miriam! Wofür soll ich dich denn bestrafen? Ich habe den Bericht des Centurios überflogen und darin steht, dass du beim Tor umdrehen wolltest – wegen mir. Soll ich dich dafür bestrafen? Dafür das du für einen Moment lang geglaubt hast eine richtige Entscheidung getroffen zu haben, aber im letzten Moment doch noch dahinter gekommen bist, dass es ein Fehler gewesen wäre? Nein Miriam. Du hast bestimmt keine Strafe verdient.“


    Er umschloss mit seiner Hand ihre Handgelenke und zog sie wieder vorsichtig nach oben.

    Livianus zog bei den Worten des Tribunen eine Augenbraue nach oben, unterbrach ihn jedoch nicht, sondern ließ ihn aussprechen. Als dieser jedoch geendet hatte, lag es an dem Legaten eine Antwort zu geben.


    „Du solltest meine Männer nicht unterschätzen Tribun. Das die Ausbildung in der Prima einen elitären Status hat möchte ich nicht anzweifeln, aber dennoch fehlt euch jegliche Kampferfahrung, die meine Offiziere bereits mitbringen. Wir sollten uns nichts vor machen. Die Legio I steht in Italia, im Herzen unseres Reiches und nicht an einer der Außengrenzen oder in einer Krisenregion. Natürlich ist mir bewusst, dass sie die Stammlegio des Kaisers ist und im Falle einer großen Offensive, immer an vorderster Front mit dem Kaiser kämpft. Jedoch geschieht dies nicht all zu häufig und deshalb wird man es im restlichen Exercitus Romanus wohl nicht gerne hören, wenn du von einer Eliteeinheit sprichst. Die Aufgaben der Prima liegen in einem anderen Bereich, der aber nicht weniger wichtig ist, als die Verteidigung unserer Grenzen. Jedoch jeder einfache Legionär, der in einer Grenzlegion dient wird dich wahrscheinlich auslachen, wenn er dich so reden hört.


    Was die überdurchschnittliche Ausbildung betrifft, so ist diese bestimmt angebracht, da wir selbst kleinere Kampfhandlungen hier in Italia nur simulieren können und bis zu einem groß angelegten Feldzug keinerlei Möglichkeiten haben, praktische Erfahrungen zu sammeln. Ich würde es daher sehr begrüßen, wenn du die kampferprobten Offiziere, die ich dir aus Germanien mitgebracht habe, voll in die Ausbildung integrierst. Die Männer der Prima können bestimmt einiges von ihnen lernen.


    Der erschwerte Aufstieg in der Ranghierarchie, ergibt sich durch die Lage der Legio ganz von allein. Wenn eine Legio öfter in Kampfhandlungen verwickelt ist, dann ist es völlig logisch, dass die Männer schneller an Erfahrung gewinnen, als beim Exerzierdienst im Castellum. Sei es nun durch das Nachrücken aufgrund eines getöteten Vorgesetzten oder durch besondere Leistung und Erfahrungen im Kampf. Solltest du also einmal die Dienstakten meiner Männer mit denen der Legio I vergleichen, so wird dir sofort auffallen, dass sie teilweise schneller befördert wurden. Sie bringen allerdings auch einen völlig anderen Stand an Erfahrung und praktischen Wissen mit, der für eine Legion unersetzbar ist.


    Den dritten Punkt den du angesprochen hast, sehe ich mit sehr gemischten Gefühlen. Zum einen räume ich ein, dass ein Offizier, der sich hier in der Legio hochgedient hat, einen völlig anderen Status unter den restlichen Männern der Einheit besitzt, als jemand, der von einer anderen Einheit zu uns stößt. Andererseits sollte uns auch klar sein, dass neue Offiziere auch neues Wissen, neue Ausbildungsmethoden und neuen Antrieb in die Legio bringen können. Ich sehe das wie in einer Familie. Wenn man ständig nur unter sich bleibt und kein frisches Blut in die Familie lässt, dann kann dies auf Dauer nicht gut gehen und wird früher oder später sehr negative Auswirkungen haben. Sollte ich also die Möglichkeit haben, einen guten Offizier für unsere Legio zu gewinnen, so werde ich ihn bestimmt nicht ablehnen, sondern ihn als Bereicherung sehen.“


    Der Legat wartete ab, ob es sonst noch Punkte gab, die der Tribun gerne von sich aus noch ansprechen wollte.

    Als Livianus die zarte Stimme der Sklavin hörte, ging er in die Richtung aus der sie kam und sah sie schließlich aus der Dunkelheit heraustreten. Er sah ihr natürlich an, dass sie geweint hatte und die Tatsache, dass kein anderer Sklave hier war, bestätigte seinen Verdacht, dass sie sich hier verkrochen hatte.


    „Es tut mir leid, dass ich nicht schön früher Zeit gefunden habe, um mit dir zu sprechen Miriam. Die Ereignisse in Germanien haben sich zuletzt einfach überschlagen und ich hatte kaum noch Zeit für irgendwelche Privatangelegenheiten.“

    Livianus lachte.


    „Die Geschäfte hier sind ja somit abgeschlossen. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Kauf. Ich hoffe sie ist das Geld wert. Bei der Summe die du für das Mädchen gezahlt hast, könntest du dir auch die Anstellung eines Legaten leisten – zumindest für einen kurzen Zeitraum. Vielleicht habe ich ja doch den falschen Posten gewählt und hätte zu den Prätorianern gehen sollen, anstatt zur Legio. Also gut! Dann machen wir uns auf den Weg.“


    Er nickte Avarus zur Verabschiedung zu.


    „Avarus. Ich muss nun leider los. Aber ich denke wir werden uns nun öfters über den Weg laufen. Grüße Lucilla von mir. Vale.“


    Dann sah er noch einmal zu Crassus.


    „Ich reite mit meinen Männern vor. Wir sehen uns dann im Palast mein Freund.“


    Auch diesem nickte er zu und ging dann wieder zurück zu seinen Männern, die nach wie vor hinter der Menschenmenge auf ihn warteten. Schwungvoll stieg er auf sein Pferd und gab dem Trupp das Zeichen zum abmarsch.

    Es war lange her, da Livianus Miriam zu letzt gesehen hatte. Die Ereignisse hatten sich zuletzt einfach überschlagen. Zuerst der Fluchtversuch der beiden Sklaven, dann die Versetzung zur Legio I und schließlich der Tod von Tribun Balbus. Es war also keine Zeit für klärende Gespräche gewesen. Doch dies wollte Livianus nun unbedingt nachholen. Die Sklaven waren bereits im Praetorium eingetroffen und bei der ersten Gelegenheit, wo er etwas Zeit für sich finden konnte, machte er sich auf die Suche nach Miriam. Nachdem sie nicht bei den anderen Sklaven im Haus zu finden war, kam er in die Sklavenunterkünfte. Langsam öffnete er die Türe und betrat den Raum.


    “Miriam?“

    Livianus nickte.


    “Das ist es auch, was einen guten Offizier ausmacht. Diejenigen, die in einer Schlacht in der hintesteten Reihe stehen und ihre Kommandos nach vorne brüllen, können sich keinen vollen Einsatz ihrer Männer erwarten. Aber denjenigen, die vor ihren Soldaten stehen und diese an vorderster Reihe in die Schlacht führen, werden die Männer bis in die Unterwelt folgen, wenn es sein muss. Aber nun zur dir und zur Legio I. Ich habe dich gleichzeitig zum Kommandeur der I. Cohorte befördert und dich somit auch mit der Ausbildung der neuen Rekruten in deiner Einheit verantwortlich gemacht. Was kann ich mir von dir erwarten und was können sich deine Männer von dir erwarten? Wo willst du hin, was sind deine Ziele und wie möchtest du diese erreichen?“

    Sim-Off:

    @ Mela: Ich spiele dich hier einmal raus, damit wir weitermachen können.


    Als der Duplicarius gegangen war, widmete Livianus sich seinem neuen Tribunen.


    „Claudius Vesuvianus! Wie ich sehe, hast du deine neue Rüstung bereits angelegt. Meine nachträgliche Gratulation zur Beförderung. Ich habe mir die Entscheidung gewiss nicht leicht gemacht und nachdem ein Tribunenposten nach zu besetzen war, viel diese nach der durchsicht der Personalakten auf dich. Nimm bitte Platz.“


    Er deutete mit der Hand auf einen der Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen und nahm danach die Personalakte des Tribunen zu sich, die er immer noch auf seinem Tisch liegen hatte.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    WERDEN NACH §10 CODEX MILITARIS
    EQUES GAIUS CLAUDIUS VITULUS
    et
    PROBATUS LUCIUS SERGIUS CHLORUS
    LEGIO I TRAIANA


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM X KAL SEP DCCCLVI A.U.C. (23.8.2006/103 n.Chr.)


    HONESTA MISSIO


    EHRENHAFT
    AUS DER LEGIO I TRAIANA
    ENTLASSEN.



    Ziemlich zur gleichen Zeit wie Macer, traf auch der Trupp um Livianus beim Palasteingang ein. Livianus befahl seinen Männern hier zu warten und ging dann auf Macer und die Palastwache zu.


    “Ah! Senator Macer! Unser letztes Treffen liegt schon einige Zeit zurück. Es freut mich dich so Gesund und Munter zu sehen. Rom tut dir anscheinend recht gut.“


    Dann wandte er sich an die Wache.


    “Decimus Livianus, Legatus Legionis der Prima. Ich bin aus dem selben Grund hier wie Senator Macer.“

    Livianus reichte Avarus zur Begrüßung die Hand. Auch wenn es nicht ganz so herzlich wie bei seinem Freund Crassus ausfiel, so hatte man immer noch das Gefühl, dass die diversen Zwistigkeiten von früher begraben waren.


    „Keine Sorge Avarus – kein Krieg. Ich wurde zum Consilium geladen und habe zudem auch noch das Kommando über die Legio I in Mantua übernommen. Beides wohl Gründe, warum mich der Kaiser noch Rom zitiert hat.“


    Dann sah er zur Sklavin, die sich weiterhin anbot und nun einen ziemlich eindeutigen Blick auf Crassus geworfen hatte. Lachend gab er ein Kommentar dazu ab.


    „Ich hoffe doch, dass Crassus mich noch einmal überbieten wird, bei solchen Aussichten.“