Es kam nicht sehr oft vor das Vater und Sohn die Zeit fanden in trauter Zweisamkeit, bei einem guten Becher Wein und in entspannter Atmosphäre ein paar Worte zu wechseln. Meistens drehte sich auch dann das Gesprächsthema um Politik, das Militär oder - jedoch sehr selten - um den römischen Klatsch und Tratsch. Auch heute hatte Livianus mit einem Thema dieser Art gerechnet, als Serapio damit begann ein Gespräch einzuleiten. Doch bereits nach dem ersten Worten ahnte der Ältere der beiden Männer, in welche Richtung dieses Gespräch gehen würde. Ein Richtung, die ihm gar nicht behagte, hatte er mit seinem Sohn bisher kaum Gespräche dieser Art geführt.
Nachdem Serapio seine Frage schließlich gestellt hatte, räusperte sich Livianus zuerst einmal verlegen und sah sich hilfesuchend im Raum um, statt dem fragenden Blick seines Sohnes zu begegnen. Doch schließlich führte kein Weg vorbei, keine Ablenkung war in Sicht und auch kein anderes Familienmitglied, dass dieses Gespräch gleich von beginn an unterbrechen hätte können. So blieb dem Decimer nichts anderes über als zu seinem Sohn zu schauen, sich noch einmal zu räuspern und dann zögerlich mit der Formulierung einer Antwort zu beginnen.
"Nunja..... ähm.... also der Schlüssel zu einer guten Ehe. Ich.... also Vespa und ich führen wohl das, was man allgemein eine gute Ehe bezeichnen kann. Das ist wohl wahr. Ich denke..... zum einen ist es wohl dem Glück geschuldet, dass Vespa einem sehr guten Haus entstammt. Die Erziehung darf man dabei bestimmt nicht außer acht lassen und als früheres Mitglied einer kaiserlichen Familie wurde sie entsprechend darauf vorbereitet eine gute, pflichtbewusste und .... nunja... repräsentative Ehefrau zu sein. Oder so...."
Während sich Livianus nachdenklich am Kopf kratzte, erkannte er auch selbst recht schnell, welchen verlegenen Stuss er gerade zusammenbrabbelte. Daher ließ ein erneuter Versuch nicht lange auf sich warten.
"Also... eigentlich denke ich.... Ein schwieriges Thema hast du da ausgesucht Faustus."
Ein verlegenes Lächeln folgte, doch auch das half nicht wirklich weiter. Es musste doch möglich sein dieses Thema mit seinem Sohn zu besprechen, auch wenn dieser eigentlich ein Alter erreicht hatte, wo man sich bereits selbst ein Bild über eine gute Ehe gemacht haben sollte. Aber das half alles nichts.
"Das wichtigste ist wohl Vertrauen! Vespa und ich vertrauen uns gegenseitig sowohl was unsere Redlichkeit und Treue anbelangt, als auch auf die Integrität in Bezug auf unsere mitunter sehr offenen Gespräche. Es gibt kaum Gedanken oder Meinungen, die ich vor ihr nicht offen aussprechen würde und auch wenn man es in einer solchen Position wie ich sie inne habe nicht öffentlich zugeben kann, so war mir Vespa bereits sehr oft ein guter und wichtiger Zuhörer und Berater vor wichtigen Entscheidungen oder Schritten, die ich gesetzt habe.
Wichtig dabei ist dann wohl auch Aufrichtigkeit. Ein Vertrauen wie ich es eben beschrieben habe, setzt natürlich auch die nötige Aufrichtigkeit voraus. Denn das eine kann ohne dem anderen natürlich nicht funktionieren. Ich schätze Vespas Aufrichtigkeit sehr. Auch bei unangenehmen Themen oder wenn ich anderer Meinung bin, würde sie es sich nicht nehmen lassen ihren Standpunkt zu vertreten oder mit ihrer Meinung vor den Berg zu halten. Dennoch steht sie loyal zu mir, wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, auch wenn sich diese nicht mit ihrer Einschätzung decken mag. Auch das schätze ich sehr an ihr.
Ja.... *räusper*... und es ist bestimmt auch nicht von Nachteil, wenn eine gewisse Zuneigung im Spiel ist. Diese ist oft nicht gleich von Anfang an vorhanden. Vor allem wenn eine Ehe aus politischen oder gesellschaftlichen Gründen geschlossen wurde und nicht aus Liebe. Aber dennoch kann sie sich auch erst im Laufe der Ehe die Zuneigung füreinander entwickeln."
Livianus unterbrach hier und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Becher.