Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Livianus konnte es nicht glauben, als Valeria nun wütend zurückschimpfte. Was hatte denn das eine mit dem anderen zu tun? Das hier war ein militärisches Legionslager und keine Vergnügungstherme in der Besucher aus und eingehen konnten wie es ihnen beliebte. Und vor allem war er es nicht gewohnt in seinem Lager, ja geschweige denn in seinem eigenen Haus, einen Widerspruch zu hören – wie stand er denn vor seinen Männern und vor den Sklaven da. Er warf dem Tribunen einen kurzen Blick zu, um dessen Reaktion zu sehen und sagte dann zu ihm


    „Vitamalacus nimm dich seiner an. Mein Sklave Darius wird dir als Übersetzer zur Verfügung stehen. Ich will wissen wie er hier her kommt und was er will. Vielleicht hat er auch andere nützliche Informationen. Du kannst mein privates Officium für das Verhör nehmen.“


    Dann sah er zu Valeria.


    „Das ist mein letztes Wort dazu. Hat er feindliche Absichten, so wird der Tribun dies ans Tageslicht bringen.“

    Anscheinend war sich seine Großcousine nicht dem Erst der Lage bewusst. Natürlich konnte er auch keine bösen Absichten haben, aber als Legatus einer Legion konnte man sich auf keine Vermutungen einlassen, denn diese konnten einem das Leben kosten.


    "Valeria! Welche Verantwortung willst du übernehmen? Etwa die, wenn er nun plötzlich ein Messer zückt und damit auf mich einsticht? Dann gibt es keine Verantwortung mehr zu übernehmen!"


    Livianus seufzte und warf wieder einen kurzen Blick auf den Germanen. Dann wandte er sich an Darius.


    "Was sagst du zu ihm? Hast du mit ihm gesprochen? Welchen Eindruck macht er?"

    „Nein! Keine Sorge! Die Sklavin hat mich zur Vernunft gebracht und meine Großcousine Valeria ist auch vor kurzer Zeit angereist und hat mich unter ihre Fittiche genommen. Ich habe ohnehin die Befürchtung, dass ich bald nicht mehr der Herr im meinem Haus bin.“


    Bei diesen Satz musste Livianus nun etwas schmunzeln.

    Teilweise verwundert, teilweise verärgert sah er zwischen den dreien hin und her, versuchte jedoch ruhig zu bleiben.


    „Und da bringt ihr in zu mir ins Praetorium? Einen Cherusker? Einen Feind? Direkt in das Zentrum des Lagers und direkt zum Kommandanten der Legio?“


    Er musterte den Mann und sah dann wieder zu Valeria und Darius.


    „Was ist, wenn er ein Spion ist und mich töten möchte?“


    Aus den Augenwinkeln konnte er den Tribunen sehen und das er die Hand auf sein Gladius legte. Livianus hob einhaltgebietend die Hand, ohne seinen Blick von Valeria abzuwenden.

    Livianus war froh, als Aelia das Schweigen brach und auch wenn es ihm schwer viel, so war es dennoch besser sich zusammen zu reißen und auf andere Gedanken zu kommen.


    „Nach Essen ist mir im Moment nicht, aber ein guter Wein kann bestimmt nicht Schaden.“


    Er sah sich um und suchte nach einem Platz, auf den er sich setzen konnte. Schließlich entschied er sich für die nächstgelegene Möglichkeit und nahm am Bettrand platz.

    Auf Valerias Frage hin zuckte Livianus mit den Schultern.


    “Keine Ahnung! Um ehrlich zu sein habe ich niemanden gefragt sondern es einfach gemacht! Ob ich nicht aufgehalten wurde, weil ich Legatus Legionis bin oder weil es generell erlaubt ist kann ich dir aber nicht sagen?!“


    Dann sah er zu dem Gebäude, auf das sie zeigte.


    “Das ist das Praetorium – das Verwaltungsgebäude der Stadt!“


    Er wandte sich dabei etwas zurück, damit auch Miriam mithören konnte.