Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Die drei Spaziergänger wurden von einigen Männern der Leibwache des Legaten begleitet und bahnten sich ihren Weg durch die Straßen. Livianus wandte sich an Valeria.


    “Ich muss gestehen, dass es das erste Mal ist, dass ich die Stadt zu Fuß betrete. Bisher war ich immer nur zu Pferd unterwegs. Wir werden bestimmt einiges Aufsehen erregen, da Leute unseres Standen mindestens in einer Sänfte unterwegs sind.“


    Er schmunzelte.

    ID MAI DCCCLVI A.U.C.
    (15.5.2006/103 n.Chr.)



    An die Stadtcurie
    Colonia Claudia Ara Agrippinensium



    Nachricht


    Verehrte Mitglieder der Stadtcurie!


    Ich richte mich in diesem Schreiben zum einen als Bittsteller und zum anderen mit einem damit verbundenen Angebot an euch.


    Ich möchte in Gedenken an meine vor kurzem verstorbene Frau Decima Aemilia einen Tempel in Colonia Claudia Ara Agrippinensium errichten lassen, bei dem ich alle baulichen, logistischen und finanziellen Aufwände übernehmen werde. Der Tempel soll der Göttin Diana geweiht und ein neuer religiöser Prunkbau im Herzen der Stadt werden, der gleichzeitig einen privaten Bestattungsraum für ihre sterblichen Überreste beherbergen soll.


    Im Gegenzug zu meinem Anliegen möchte ich euch meine Patronage über die Stadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium anbieten und kann euch versichern, dass ich mich durchaus in der Lage sehe, die Stadt sowohl finanziell, als auch mit meinem politischen und gesellschaftlichen Einfluss maßgeblich zu unterstützen.


    Sollte von Seite der Curie positives Interesse vorliegen, so bin ich jederzeit für eine persönliche Unterredung bereit, bei dem dann die Detail besprochen werden können.


    Ich verbleibe in Erwartung einer Antwort



    http://www.imperiumromanum.net…s-legionis-legioIX-li.gif

    Livianus schüttelte den Kopf.


    „Nein! Bisher habe ich noch nichts bekommen.“


    Er seufzte.


    „Ich denke den ersten Schock habe ich überstanden, aber es ist einfach noch so schwer zu glauben, dass ich sie nie wieder sehen werde. Ich vermisse sie so.“

    „Ach Aelia!“


    Livianus wusste nicht wirklich, was er darauf antworten sollte. Es entsprach ja tatsächlich der Wahrheit, dass die beiden sich äußerlich wie ein Ei dem Anderen glichen. Auch für ihn war es nicht einfach, dies zu ignorieren wenn er Aelia ansah. Doch wie musste es dann erst für sie sein, wenn sie sich Tag täglich in den Spiegel sehen und dabei gleichzeitig an ihre Schwester denken musste.


    „Natürlich komme ich und wir werden uns auch in Zukunft sehen. Ich werde doch immer dein Schwager und Freund sein.“

    Livianus schloss seine Arme fest um Aelias Hüfte und so standen die beiden einige Zeit da, ohne ein Wort zu sagen oder sich anzusehen. Auf der einen Seite war es ein Moment großer Trauer, auf der anderen Seite waren beide bestimmt froh darüber, jemanden zu haben, mit dem man diese teilen konnte. Livianus konnte sich nun auch nicht mehr zurückhalten und ließ seinen Gefühlen freien lauf. Nach und nach rollten die Tränen über sein Gesicht, das er auf Aelias Kopf gelegt hatte.


    „Tut mir Leid, dass ich erst jetzt kommen konnte. Ich brauchte ein wenig Zeit.“

    Livianus wusste nicht so recht was er sagen sollte und als er Aelia sah, kamen in ihm unweigerlich die Erinnerungen an Aemilia auf. Also trat er näher an Aelia heran und öffnete einfach seine Arme, während ihm bereits die Tränen über die Wangen liefen.

    Livianus nickte.


    „Gut! Dann wäre es schön, wenn du mich und meine Verwandte begleiten würdest!“


    Er wusste nicht, warum er der Sklavin gestattete mit zu kommen. Ob es aus Dankbarkeit war oder weil er merkte, dass auch sie sich verändert hatte? Er hielt es jedenfalls für eine gute Idee. Als sie mit der Wunde fertig war, wartete er darauf, bis sie die Tunika brachte und ihm anschließend half die Toga anzulegen.

    Natürlich brannte es ein wenig, als Miriam die Salbe auftrug und mit der Hand über die wunde strich. Aber Livianus hatte schon schlimmeres erlebt und in seiner langen Laufbahn als Soldat schon ganz andere Wunden weggesteckt, wie es die Narben auf seinem Körper auch zeigten. Es war aber auch ein angenehmes Gefühl Miriams kalten Finger auf seiner Haut zu spüren und umsorgt zu werden. Es war schon merkwürdig heute Morgen, als er aufwachte und eine Sklavin neben sich im Bett sah. Aber Livianus war ihr außerordentlich dankbar für das, was sie für ihn tat und das sie für ihn da war.


    „Miriam? Möchtest du uns vielleicht in die Stadt begleiten?“

    Livianus betrat direkt hinter Miriam das Zimmer.


    “Die Tochter meines Halbcousins ist heute Morgen angekommen und wird hier eine Zeit lang wohnen. Ich habe versprochen ihr die Stadt zu zeigen. Ich denke es wird auch mir gut tun ein wenig raus zu kommen.“


    Als sein Blick durch den Raum schweifte, sah er die hergerichtete Militärtunika auf seinem Bett liegen.


    „Ich werde heute meine schwarze Toga tragen. Sie hängt dort im Kasten.“


    Er deutete auf den Kasten und zog sich danach seine Tunika über den Kopf. Nur im Lendenschurz bekleidet, sah er an sich hinunter auf die Wunde und wartete darauf, dass Miriam mit der Salbe kam und sie sich ebenfalls ansah.