Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Livianus ließ von Valeria ab, blieb jedoch im Bett aufrecht sitzen.


    „Ich danke Valeria! Es tut gut jemanden aus der Familie hier zu haben.“


    Wie gern wäre er länger im Bett geblieben, doch er konnte seinen Gast nicht gleich nach ihrer Ankunft alleine lassen. Gerade als er die Decke zur Seite schieben wollte, um aufzustehen, fiel ihm ein, dass er ja lediglich mit seinem Lendenschurz bekleidet war. Rechtzeitig stoppte er den Vorgang und sah sie an.


    “Ich werde mich kurz ankleiden und bin dann sofort bei dir.“

    Livianus schaute etwas nachdenklich.


    „Hmmm…. Ich möchte, dass die Offiziere die Männer im Auge behalten. Nicht das es mir hier zu Problemen kommt, weil einige über den Durst trinken.“


    Als der Centurio vom Pferderennen sprach, wurde Livianus Gesichtsausdruck wieder freundlicher.


    “Dann wünsche ich euch beiden alles Gute und hoffe, dass ihr einen Sieg mit nach Hause bringt! Ich werde auf jeden Fall kommen um euch die Daumen zu drücken.“

    Das war doch nicht die Stimme der Sklavin. Verwundert drehte sich Livianus um und konnte seinen Augen nicht trauen. Vor ihm saß Valeria. Er brauchte einen Moment um zu begreifen, dass es kein Trugbild war. Als sie nach seiner Hand griff war er sich endgültig sicher. Mit einem Schwung setzte er sich auf und viel ihr wie ein kleiner Junge um den Hals.

    Livianus lag immer noch in seinem Bett und sah nicht auf, als er die Türe hörte. Er rechnete damit, dass die Sklavin mit dem Essen zurückkam, so wie sie es zuvor angekündigt hatte. Er hatte jedoch keinen Hunger und winkte ab.


    „Stell es dort auf den Tisch. Ich werde später essen.“

    Livianus schmunzelte bei Medeias Frage.


    „Meine liebe Medeia! Ich kommandiere über 5000 Soldaten! Du wirst verstehen, dass ich da nicht jeden persönlich kennen oder über ihn bescheid wissen kann. Was deinen Neffen betrifft, so kenne ich ihn zwar tatsächlich persönlich, da er vor kurzem um mein Patronat gebeten hat und ich ihn als Klient angenommen habe. Wie er allerdings in seiner Ausbildung vorankommt, kann ich dir leider nicht beantworten. Dafür sind seine vorgesetzten Offiziere zuständig. Wenn du möchtest, werde ich jedoch ein besonderes Auge auf ihn haben.“


    Medeia verstand bestimmt, was Livianus mit der letzten Aussage meinte.

    Livianus machte einen großen Schluck und gab ihr den Becher wieder zurück. Es tat gut, den trockenen Mund mit dem kalten Wasser auszuspülen.


    „Im Moment brauche ich nichts mehr. Du kannst die nun frisch machen und etwas essen gehen.“


    Er sah sie dankbar an, sagte jedoch nichts mehr.

    Es dauerte einige Zeit, bis Livianus sich wieder daran erinnerte warum Miriam hier war. Für einen kurzen Moment hatte er vergessen, was gestern geschehen war, doch nun viel es ihm wieder ein und traf ihm wie ein fester Hieb ins Gesicht. Er senkte seinen Kopf und erinnerte sich an seinen gestrigen Zustand und teilweise daran, wie Miriam ihm geholfen hatte.


    „Es geht mir besser!“

    Der Morgen war bereits seit langem herein gebrochen als Livianus endlich aufwachte. Er hatte lange geschlafen und fühlte sich aufgeruht. Plötzlich spürte er eine Hand in der seinen und öffnete langsam seine Augen. Verwundert sah er die Sklavin, die neben ihm lag und seine Hand hielt. Zuerst wusste er gar nicht, was los war. Er hob seinen Kopf an.


    „Miriam?“

    Livianus Atem wurde mit der Zeit immer ruhiger. Die sanften Berührungen der Sklavin trugen wesentlich dazu bei, dass er sich - wenn auch nicht bewusst - sicher und geborgen fühlte. Die schrecklichen Gedanken an diesen furchtbaren Tag wichen von Minute zu Minute der Müdigkeit, die Livianus nun vollkommen übermannte. Zuerst drückte er die Hand der Sklavin noch etwas fester, jedoch wurde dieser Griff immer lockerer und er schlief schließlich ruhig ein.

    Seine Hand zitterte noch etwas, als sie auf die Hand von Miriam traf und sie ergriff. In seinen Augen lag etwas Flehendes aber auch Ängstliches, als er sie ansah.


    „Lass mich nicht allein. Bitte!“


    Es wirkte überaus beruhigend auf ihn, dass er in diesem schweren Moment der Trauer jemanden um sich wusste, der für ihn da war und sich um ihn kümmerte. Er schloss seine Augen und atmete erleichtert aus.

    Livianus begleitete die Sklavin an das andere Ende des Raumes und ließ sich dann in sein Bett fallen. Er spürte kurz den leichten Schmerz der kleinen Stichwunde an seinem Bauch, ging jedoch nicht darauf ein. Erleichtert seufzte er auf, als er im Bett lag und seine müden Glieder von sich streckte. Sein Blick hatte immer noch etwas Ängstliches und Verstörtes als er die Sklavin vom Bett aus ansah, die sich nun um seine Wunde kümmern wollte.

    Livianus nickte. Er hatte verstanden was sie ihm sagte und ihm wurde bewusst, dass es ein Fehler war die Gedanken an den Tod weiterhin zu verfolgen. Er schloss kurz seine Augen – eigentlich fielen sie ihm vielmehr zu.


    „Ich bin so unendlich Müde.“

    Livianus war noch ganz neben sich und versuchte die Worte der Sklavin zu verstehen. Er verstand auch was sich sagte, aber nicht was sie meinte. Sein Blick war immer noch verstört und er wirkte sehr sehr Müde. Dieser schreckliche Tag hatte ihm sehr viel Kraft gekostet. Er sprach langsam und leise, beugte sich jedoch unbewusst etwas nach vorne, so dass ihm die Sklavin besser verstehen konnte..


    „Aber ich bin allein! Sie war alles was ich hatte! Sie war mein Leben. Welchen Sinn hat es noch weiter meine Tage hier in Einsamkeit zu fristen, wenn ich sie im Elysio wieder in die Arme schließen könnte?“

    Völlig verstört sah er die Sklavin an, als sie plötzlich vor ihm stand. Er fühlte sich wie aus einem Traum gerissen und konnte ihm ersten Moment nicht begreifen, was überhaupt um und mit ihm geschah. Langsam ließ er jedoch locker und der Griff des Schwertes glitt aus seiner Hand. Mit einem dumpfen Schlag viel es zu Boden. Die Tunika färbte sich rot an der Stelle, an er zuvor das Schwert angesetzt hatte. Es war jedoch nur eine oberflächliche Wunde, da die Schwertspitze nur wenige Millimeter in seine Haut eingedrungen war. Er drehte langsam seine Handflächen nach oben und lies Miriams Hand in die seine gleiten. Wie in Trance sah er sie weiter an. Seine Stimme klang leise und unsicher.


    „Ich sagte doch schon…. Sie ist Tod! Mein Frau Aemilia! Sie ist Tod!“