Vom Bad kommend betrat Livianus sein Zimmer. Es war dunkel und die Sklaven hatte einige Kerzen angezündet, die den Raum in einem merkwürdigen Lichtspiel erscheinen ließen. Er ging zu seinem kleinen Schreibtisch, der in der Ecke des Raumes stand und setzte sich auf den Stuhl. Sein Blick streifte gedankenlos durch das Zimmer und blieb schließlich auf dem Tisch vor ihm stehen. Ein Sklave hatte dort sein Gladius abgelegt, das er nun mit seinen Augen fixierte und seinen Körper langsam in diese Richtung drehte. Seine zittrige Hand griff nach dem Schaft des Schwertes und zog es aus der fein gearbeiteten Lederscheide. Das flackernde Licht der Kerzen spiegelte sich im blank polierten Stahl wider und Livianus beobachtete es eine Zeit lang, ehe er seine Augen schloss und das Schwert langsam umdrehte, so dass die Spitze nun auf seinen Bauch zeigte.
Seine Gedanken waren bei Aemilia. Wie sehr sehnte er sich danach sie wieder in seine Arme zu schließen, sie zu berühren, sie zu küssen…… Er wollte bei ihr sein….. mit ihr vereint sein…. wenn nicht im Leben, dann im Tod. Er sah sie vor sich. Er sah die Bilder ihrer Verlobung und ihrer Hochzeit, er erinnerte sich an den Moment, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Lucidus hatte sie mit ins Haus gebracht und die beiden einander vorgestellt. Er Erinnerte sich, was für eine wunderschöne Braut sie war. Er erinnerte sich an ihren ersten Kuss, an die erste Berührung, an ihren ersten Beischlaf. Sie war so zart und lieblich, fast zerbrechlich… und ihr lächeln…. Es war das schönste Lächeln, dass er je gesehen hatte.
Tränen traten in seine Augen und er spürte bereits die Spitze der Klinge, die er sich nun an seinen Bauch angesetzt hatte. Es war nicht mehr weit und die beiden würden endlich wieder vereint sein. Wie lange hatte er sie nicht gesehen! Wie sehr hatte er sich gewünscht, dass sie zu ihm zurückkommen würde! Die Vorstellung wieder mit ihr gemeinsam über grüne Wiesen zu wandern und nie mehr von einander getrennt zu sein ergriff völligen Besitz von seinem Herz und schalteten den Verstand aus. Der Druck seiner Hand auf den Griff des Schwertes verstärkte sich…..