Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Livianus schmunzelte.


    “So viel anders als deine Zwillingsschwester kannst du doch nicht sein?! Zumindest seit ihr beiden schon einmal gleich hübsch und habt das selbe strahlende Lächeln.“


    Er nahm wieder einen kleinen Schluck aus seinen Becher.


    „Naja! Vielleicht habe ich ja Glück und meine Schwägerin kommt mich nun öfters besuchen.“


    Verschmitzt zwinkerte er ihr zu.

    Livianus war nicht wirklich verwundert, dass sich die Sklavin keinen Millimeter in seine Richtung bewegte. Er stemmte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch und verschränkte die Hände vor seinem Gesicht, während er den Ausführungen der Sklavin genau zuhörte.


    „Ich verstehe. Also hast du nur in Notwehr gehandelt? Ich werde dir glauben schenken. Was geschehen ist, ist geschehen und kann ohnehin nicht mehr Rückgängig gemacht werden, welche Bestrafung ich dir auch immer auferlegen würde. In Zukunft wird dieses Thema nicht mehr in diesem Hause angesprochen.“


    Er musterte sie.


    „Nun bist du meine Sklavin und hast dich hier im Haus unterzuordnen. An Flucht brauchst du nicht denken. Um unser Haus wohnen einige tausend Legionäre die dich sofort aufgreifen würden und bestenfalls zu mir zurück bringen oder schlimmeres… also bleibe lieber im Haus. Hier kannst du dich frei bewegen und tun was du willst. Ich möchte unter meinen Sklaven keine Streitereien und schon gar keine Handgreiflichkeiten.“


    Livianus sah Miriam bei diesem Satz eindringlich an.


    „Wenn du etwas brauchst, dann wende dich an Cicero. Er hat die Oberaufsicht über den Sklavenhaushalt. In der Sklavenunterkunft wirst du einige leere Schlafplätze finden – suche dir einen aus und richte dich dort ein. Du erhältst alles was du brauchst, also komme nicht auf die Idee etwas zu stehlen. Ich werde dich vorwiegend als meine Cubicularia einsetzen. Deine Aufgaben wird dir Cicero noch genau erklären. Hast du das alles verstanden?“

    Livianus schüttelte den Kopf und seufzte.


    „Das liegt nicht daran, dass er ein Mann ist Aelia! Ich bin auch ein Mann und kann ihn in diesem Fall nicht verstehen! Um ehrlich zu sein fühle ich mich doch sehr einsam hier und würde alles geben um etwas Gesellschaft zu haben.“


    Er lies seinen Blick durch den Raum schweifen.


    “Das Praetorium ist riesengroß und außer mir und den Sklaven ist niemand hier. Ich vermisse es zu jemanden „Gute Nacht“ zu sagen oder neben jemanden aufzuwachen und in den Arm genommen zu werden. Genauso schlimm ist es, jeden Tag alleine zu essen oder die Abendstunden einsam vor irgendwelchen Schriften oder Büchern zu verbringen….. über andere Dinge erst gar nicht zu reden.“


    Seufzend sah er wieder zu Aelia.


    „Aber was soll ich tun? Damit werde ich mich wohl abfinden müssen. Aber ich kann keinen Mann verstehen, der sich freiwillig dafür entscheidet…. Vor allem nicht bei einer Verlobten wie dir.“


    Sein doch eher trauriger Blick verwandelte sich in ein kleines Lächeln.

    „Aemilia ist zurzeit sehr krank und hat sich entschieden auf den Landsitz ihrer Eltern nach etwas Ruhe und Entspannung zu suchen. Sobald sie wieder gesund ist, wird sie nachkommen. Und um die Casa in Roma kümmern sich mein Bruder Mattiacus und mein Cousin Maior. Ich habe ja nur meine Sklaven mitgenommen. Die anderen Sklaven die hier herumlaufen gehören mehr oder weniger zum Inventar dieser Casa. Sie dienen jedem Legaten der hier seinen Dienst verrichtet.“

    „Sehr gut! Dann könnt ihr auf jeden Fall mit meiner vollen Unterstützung rechnen. Sofern ich dir sonst noch irgendwie helfen kann - immer heraus damit! Aber jetzt widmen wir uns einmal dem Essen und privateren Dingen.“


    Lächelnd deutete Livianus auf die servierten Speisen.


    „Greif zu bitte! Ich nehme an du hast denselben guten Appetit wie deine Schwester.“


    Er selbst nahm zuerst einen kräftigen Schluck aus seinem Becher und schnappte sich dann einige Häppchen, die er auf seinem Teller verteilte.


    „Jetzt erzähl mir einmal von deinem Corvus! Warum will er sich nicht zur Legio IX versetzen lassen? Es wäre doch näher und ihr könntet euch auch öfter sehen. Du könntest sogar zu ihm in das Tribunenhaus ziehen.“

    „Sie wird auch nicht auf dich hören Marius. Genau so wenig wie sie auf mich hören würde…. Deshalb versuche ich es erst gar nicht. Sie muss ihren Weg alleine finden. Entweder sie kommt irgendwann einmal dahinter, dass sie es auch einfach haben könnte, oder sie wird so weiterleben. Und was Petronius Varus betrifft, so glaube ich durchaus, dass er ein guter und fürsorglicher Herr war, doch du weißt nicht, wo sie vorher war.“


    In diesen Moment musste Livianus an Aemilia denken und wie sie ihm zum ersten Mal anvertraute, wie verabscheuungswürdig sie von ihrem ersten Mann behandelt wurde. Und sie war eine freie Frau. Bei den Gedanken, was man dann erst mit einer Sklavin anstellen konnte die keine Rechte besaß, brach Livianus diesen Gedankenfluss ab und wandte sich wieder an Marius.


    „Du kannst nur versuchen es ihr vorzuleben. Wenn sie es versteht, dann wird sie sich ändern, wenn nicht, dann werden wir weitersehen.“

    Livianus machte einen nachdenklichen Eindruck.


    „Um das entwischen mache ich mir keine Sorgen… immerhin sind wir hier in Mitten eines Legionscastellums mit ein paar tausend Legionären rund um uns. Da hat sie keine Chance zu entwischen. Was Flaccus betrifft, werde ich es als Unfall abtun. Er wollte sie mit Gewallt zwingen mit ihm zu kommen - sie hat sich gewährt.“


    Livianus lehnte sich zurück.


    „Weißt du Marius….. Jeder Mensch ist gleich auf die Welt gekommen - ob Sklave oder nicht. Es gibt im Laufe jedes Lebens gewisse Umstände und Ereignisse, die einen Menschen erst zu dem gemacht haben, was er heute ist. Dieses Mädchen hatte bestimmt kein einfaches Leben und musste bestimmt schon einiges durchmachen. Wir können ihr nur zeigen, dass sie diesmal die Chance hat es richtig zu machen. Ob sie das allerdings auch nutzt, kann nur sie entscheiden.“

    Livianus betrat die Sklavenunterkünfte und lies alle Sklaven zusammentrommeln.


    „Da es sich bei unserem neuen zu Hause um ein Legionslager handelt müsst ihr euch in Zukunft an einige Regeln halten. Niemand! Absolut niemand verlässt ohne meine Erlaubnis das Praetorium. Innerhalb des Praetoriums könnt ihr euch frei bewegen, außerhalb werdet ihr von den nächst besten Legionären aufgehalten, der euch über den weg läuft. Die einzigen Ausnahmen sind Cicero, Marius und Darius. Diese Drei haben von mir eine persönliche Erlaubnis sich frei im Castellum und auch außerhalb zu bewegen. Auch das Wachpersonal wurde darüber informiert. Alle anderen, die dieser Anweisung zuwiderhandeln, haben mit Strafen zu rechnen! Es ist absolut verboten, dass Zivilisten und Sklvane ohne Erlaubnis im Castellum herumlaufen.“


    Er sah in die Runde.


    „Außerdem möchte ich, dass in Zukunft alle Besucher des Praetoriums von einem Skalven am Eingang begrüßt werden. Vor der Türe stehen zwar Wachen, aber es wirkt einfach freundlicher wenn ein Besucher sofort bei seiner Ankunft von einem Sklaven begrüßt und bedient wird. Darauf lege ich großen Wert! Gibt es Fragen hierzu?“


    Sim-Off:

    Ich gehe immer davon aus, dass es hier einen ganzen Schwarm an Sklaven gibt und ihr nur einige besondere Charakteren aus diesen Reihen verkörpert…. Ihr könnt ruhig auch so spielen und andere NPC-Sklaven mitsimen. Es gibt also Küchenpersonal, Stallburschen,… usw. – alles was ein so riesiger Haushalt eben braucht.

    Livianus nahm die Briefe mit versteinerter Mine entgegen und nickte.


    „Danke Marius! Wir sprechen später weiter.“


    Während Marius das Officium wieder verlies, ging Livianus zurück hinter seinen Tisch und lies sich in den Stuhl fallen. Er legte beide Schreiben vor sich auf den Tisch und überflog sehr rasch die wenigen Zeilen. Dann sah er auf und deutete der Sklavin näher zu kommen und sagte mit ruhiger und gefasster Stimme


    „Du hast den Tod meines Cousins zu verantworten. Jeder andere Herr würde dich dafür töten. Ich jedoch möchte deine Version der Geschehnisse hören. Setz dich und berichte mir was sich zugetragen hat.“

    „Im Anschluss werde ich sie hinführen lassen! Zuvor möchte ich mich mit ihr noch unterhalten. Du kannst dich in der Zwischenzeit ausruhen Marius. Gib mir noch die Briefe und leg dich dann eine Runde schlafen. Cicero wird dich noch früh genug durch das Haus jagen.“


    Livianus warf wieder einen Blick auf die Sklavin.


    "Sie hat ja Fesseln um? Die kannst du ihr jetzt ruhig abnehmen Marius!"

    Livianus kam hinter seinem Schreibtisch hervor, als die beiden Sklaven das Tablinum betraten.


    „Marius! Auch ich freue mich, dass du endlich hier bist.“


    Dann sah er kurz lächelnd zu dem Mädchen, dass hinter Marius stand, sprach jedoch mit diesem weiter.


    „Ich hoffe ihr hattet eine problemlose Reise hier her?“