Der Trupp Reiter erreichte das Castellum und bahnte sich weiter den Weg, direkt in dessen Zentrum. Livianus hatte Anweisung gegeben, dass Mädchen zum Praetorium zu bringen und einen Arzt zu verständigen. Als sie ankamen, brachten sie das Mädchen sofort in das Haus.
Beiträge von Marcus Decimus Livianus
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Livianus berührte ihren Hals und suchte ihren Puls.
„Sie lebt noch!“
Er nahm seinen Offiziersumhang ab und wickelte ihn um ihren teilweise entblößten und kalten Körper. Danach erhob er sich und wies einige Reiter an.
„Baut eine Trage! Wir nehmen sie mit in das Castellum!“
Danach kniete er sich wieder neben das Mädchen. Er zog ein Tuch aus seiner Rüstung und lies sich von einem der Eques einen Wasserbeutel reichen. Er befeuchtete das Tuch und wischte ihr vorsichtig den Schutz aus dem Gesicht. Einer der Eques, ein Sanitäter, überprüfte in der Zwischenzeit ob das Mädchen schlimmere Verletzungen hatte und meldete dann
„Außer einigen Schürfwunden und Prellungen scheint sie unverletzt zu sein, Legatus!“
Livianus nickte beruhigt. In der Zwischenzeit hatten auch einige Soldaten stärkere Äste zusammengebunden und eine Barre gebaut. Vorsichtig hievten die die Männer den zarten Körper des Mädchens auf die Trage und machten sich bereit um weiter zu reiten. Livianus gab den Befehl zum Abmarsch und der Trupp bewegte sich weiter in Richtung Castellum.
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Livianus war gerade mit einem Trupp Reiter unterwegs um sich ein Bild der Umgebung zu machen. Sie befanden sich auf dem Heimweg in Richtung Castellum, als einer der vorderen Reiter meldete, dass einige Meter vor ihnen etwas auf der Straße lag. Livianus ritt mit seinem Pferd aus den Reihen und kam zur Spitze der Formation. Von weitem sah es nach einem Sack oder einen Stoffbündel aus, das vermutlich ein Wagen auf dieser holprigen Straße verloren hatte, doch umso näher sie kamen umso genauere Formen nahm der Gegenstand an, bis Livianus erkannte, dass es sich um einen Menschen handelte. Er gab dem Trupp mit der Hand ein Zeichen und die Reiter preschten los. Kurz vor dem Körper, der scheinbar leblos mitten auf der Straße lag bremsten sich die Reiter ein und Livianus und zwei weitere Soldaten sprangen vom Pferd. Sie liefen auf den Körper zu und Livianus kniete sich daneben. Erst jetzt konnte er erkennen, dass es sich um ein Mädchen handelte, die ziemlich mitgenommen aussah. Ihr Körper und ihr Gesicht waren stark verschmutzt und wiesen einige Schürfwunden auf. Von ihren Kleidern hingen nur noch wenige Fetzen an ihrem Körper. Livianus versuchte sie anzusprechen.
„Hallo! Mädchen!“
Seine Hand tätschelte vorsichtig ihr Gesicht.
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Zitat
Der Garten
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Auch wenn sie mit ihrer Situation allem Anschein nach nicht wirklich glücklich war, hatte sie wohl alles verstanden. Als die Sklavin ihre Arme vor der Brust verschränkte, bemerkte Livianus plötzlich ihre verletzten Handgelenke.
„Tritt näher und zeig mir deine Arme!“
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„Gut! Solltest du Numerinuns sehen, dann sag ihm, dass er die Erlaubnis hat! Solltest du etwas brauchen oder doch länger bleiben müssen, dann kannst du ja nach mir fragen. Das Angebot mit dem eigenen Zimmer steht nach wie vor. Ansonsten wünsche ich dir alles Gute und das es dir recht bald wieder besser geht. Vale.“
Livianus lächelte ihr noch einmal zu und wandte sich dann wieder an Senca.
„Wir können weiter Praefectus.“
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„Das freut mich. Ich hoffe man hat sich gut um dich gekümmert. Die Legionäre hier im Castellum haben nicht sehr oft weiblichen Besuch. Sollte irgend etwas sein oder du noch irgend etwas brauchen, dann frage einfach nach mir….. Decimus Livianus! Die Legionäre werden mich dann verständigen.“
Die Information, dass er der Legatus Legionis war, hielt er für nebensächlich. Er sah sich um. Für eine Frau war dieses Krankenhaus nicht wirklich der passende Platz.
„Wenn du möchtest, kann ich dich auch in mein Haus bringen lassen. Die Zimmer dort sind bestimmt angenehmer und vor allem hättest du deine Ruhe. Meine Sklaven würden sich um dich kümmern, bis du dich wieder erholt hast.“
Fragend sah er das Mädchen an.
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Freundlich lächelte Livianus die Fremde an. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnt, dass ihn die Leute hier in Germanien nicht kannten. In Roma kannte man den Praefectus Urbi natürlich in jeder noch so versteckten Ecke der Stadt und so kam er nie in Verlegenheit sich seinem Gegenüber vorzustellen. Deshalb sprach er auch gleich weiter, ohne seinen Namen zu nennen.
„Einen Unfall? Ich hoffe es ist nichts Schlimmes! Wie geht es dir?“
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„Gut! Dann kommen wir zum nächsten Punk! Wie ist der momentane Zustand des Castellums? Welche Gebäude wurden bereits errichtet, welche werden noch gebaut?“
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Livianus schmunzelte und antwortete Aelia genau mit den gleichen Worten, die sie in ihrem Officium vor kurzem zu ihm sagte.
„Also bitte...seit wann bist du denn so prüde?"
Er zwinkerte ihr zu.
„Aber wenn du lieber die Masseuse vorziehst, dann kann ich das natürlich verstehen.“
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Livianus nickte Seneca zu. Als neu ernannten stellvertretenden Befehlshaber der Legio IX sollte diesem heute die Ehre zu Teil werden, die Zeremonie zu leiten. Er selbst blieb zwischen den Reihen der Offizieren stehen und hielt sich zurück.
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„Ja wir haben hier auch einige Pferde. Die Legionsreiterei hat doch eine beachtliche große. Wir können morgen auch gerne die Stallungen besichtigen. Es freut mich zu hören, dass du ein Pferdefreund bist. Da habe ich auch gleich jemanden gefunden der mich ab und zu auf Ausritte begleiten kann.“
Livianus merkte, dass es im Raum kühler wurde. Der Regen trug wohl dazu bei, dass es draußen noch schneller abkühlte, als sonst. Er sah zu Aelia.
„Ich hoffe dir ist nicht kalt? Wenn du möchtest, dann kannst du gerne nach dem Essen ein kleines Entspannungsbad nehmen. Das Badezimmer hier im Praetorium könnte man fast als kleine Therme bezeichnen. In das beheizte Becken passen locker um die zehn Personen und es sind am Rand Steinbänke in die Wand geschlagen, sodass man sich auch gemütlich ins Wasser setzen kann. Übrigens gibt es angeblich auch eine Sklavin, die sehr gut massieren kann – leider bin ich noch nicht dazu gekommen es auszuprobieren.“
Er grinste.
„Nachdem du ja letztens in deinem Officium meintest ich wäre zu prüde, könnte ich dir natürlich auch meine Dienste als Masseur anbieten. Angeblich habe ich dafür auch eine gewisse Begabung. Aber ich nehme an dazu wirst du dann doch zu schüchtern sein.“
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„Kommt darauf an was du unter interessant verstehst. Als einzige Frau zwischen über 5000 Männern herumzuspazieren stelle ich mir als durchaus interessant vor.“
Er schmunzelte.
„Spaß beiseite! Wenn du noch nie ein Castellum besichtigt hast, dann wird es dir bestimmt gefallen. Es ist wirklich interessant zu sehen, was hier alles im Hintergrund abläuft, wie die Legionäre ihren Dienst versehen und was sich den ganzen Tag so tut. Ich denke schon, dass es dir gefallen wird.“
Livianus hatte mit der Hauptmahlzeit geendet und begann sich nun auf den Nachtisch zu stürzen.
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Livianus schmunzelte.
“Ach komm! Das war doch nur ein Scherz!“
Über Aemilia wäre er nun höchstwahrscheinlich hergefallen und hätte sie gekitzelt… bei Aelia war er doch eher zurückhaltend und blieb ruhig auf seiner Kline liegen.
„Wenn du möchtest, dann biete ich dir als kleine Entschädigung einen Rundgang durch das Castellum morgen früh an.“
Er zwinkerte ihr zu.
“Noch böse?“
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ANTE DIEM VIII ID APR DCCCLVI A.U.C.
(6.4.2006/103 n.Chr.)Geburtstag des Imperators
ANTE DIEM VIII ID APR DCCCLVI A.U.C. (6.4.2006/103 n.Chr.)
haben sich zur Erneuerung des Eides anlässlich des Geburtstags unseres Kaisers, alle Soldaten und Offiziere auf dem Appellplatz einzufinden. -
Einige Cornicen versammelten sich auf dem Appellplatz und ließen die monotonen Laute ihrer Hörner durch das Castellum hallen. Heute war der Geburtstag des Kaisers und im ganzen Reich erneuerten die Miles des Exercitus Romanum zu seinen Ehren ihren Fahneneid. Aus allen Ecken und Enden des Castellum trafen nach und nach die einzelnen Centurien ein und formierten sich auf dem Platz zu einer unvorstellbaren Menschenansammlung.
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In der Zwischenzeit war auch ein Sklave gekommen, der von Livianus eine kurze Anweisung erhielt und dann wieder verschwand. Lächelnd wandte er sich wieder an Aelia.
“Das ist doch kein Problem Aelia! Wie gesagt ist das Haus groß genug und bevor du dir da draußen mitten in der Nacht den Tod holst, ist es bestimmt besser hier zu bleiben und morgen Früh zurück zu fahren.“
Sein lächeln wurde breiter.
„Und ich bin mir sicher, dass du zum ersten mal in einem Castellum übernachtest….. oder täusche ich mich da?“
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„Den Koch kann ich dir gerne borgen.“
Dann sah Livianus nach draußen. Es hatte sich mittlerweile ein richtig schönes Gewitter zusammengebraut. Nachdenklich sah er wieder zu Aelia.
„Ob es so klug wäre bei diesem Gewitter nach Hause zu fahren? Wenn du möchtest kannst du auch gerne hier übernachten und ich lasse dich morgen Früh nach Hause bringen. Leere Zimmer habe ich jedenfalls genug und auch das Bad ist riesengroß und dürfte für eine Frau ein wahres Paradies sein."
Wieder blitzte es. Noch bevor sie wirklich antworten konnte hatte Livianus die Entscheidung bereits getroffen.
"Ich lasse dir ein Cubiculum vorbereiten.“
Er drehte sich um und rief nach einem Sklaven.
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„Sie darf natürlich immer kommen - wann sie möchte! Wie gesagt freue ich mich über Gesellschaft.“
Auch Livianus Teller wurde immer leerer und die diversesten Köstlichkeiten verschwanden in seinem Mund.
„Ich hoffe es schmeckt und ich habe nicht zuviel versprochen?“
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Als alle mit einem Nicken oder einer anderen Geste bestätigten, dass sie Livianus Worte verinnerlicht hatten, fuhr er fort.
„Das wäre vorerst alles! Wenn es Fragen oder Probleme gibt, dann wendet euch an Cicero. Sollte es nötig sein, wird er es mit mir besprechen!“
Mit diesen Worten verlies er die Sklavenunterkunft.