Beiträge von Marcus Decimus Livianus


    An Procurator a libellis
    L. Iunius Silanus


    Administratio Imperatoris
    Palatium Augusti



    Mein lieber Silanus,


    ich weiß deine Zeit ist im Moment sehr beschränkt, dennoch möchte heute eine persönliche Bitte an dich herantragen. Meine Klientin Sergia Fausta, du kannst dich vielleicht noch von meiner Hochzeit an sie erinnern, hat Interesse daran geäußert, ein Procuratorenamt am Kaiserhof zu übernehmen.


    Da du mir damals bereits eine große Hilfe warst, ihren Namen beim Kaiser für den Ritterstand ins Gespräch zu bringen, hatte ich gehofft du könntest mich auch hinsichtlich dieser erneuten Bitte unterstützen und prüfen, ob sich eine Anstellung der verehrten Sergia am Kaiserhof ermöglichen lässt. Sie hat in den letzten Jahren als Postpräfektin von Italien großartige Arbeit geleistet und ich bin daher überzeugt sie wäre eine Bereicherung für den Kaiserhof.


    Ich danke dir für deine Mühen!


    Vale bene,


    MARCUS DECIMUS LIVIANUS

    "Hmmm... Procuratrix a memoria.... du würdest damit zwar die Einstiegsämter in den ritterlichen Cursus Honorum überspringen, aber wie du selbst richtig sagtest, ist dies bei deiner bisherigen Erfahrung und deiner außergewöhnlichen Laufbahn nichts ungewöhnliches. Du kennst natürlich auch meinen Klienten Iunius Silanus, den Procurator a libellis. Ich werde ihn diesbezüglich kontaktieren. Sollte er eine Möglichkeit sehen dich im Palast unterzubringen, dann wird er mir diesen kleinen Gefallen sicher nicht abschlagen. Um deine Nachfolge als Postpräfektin muss ich mich zum Glück ja nicht kümmern."


    Der Decimer schmunzelte und kam dann wieder auf das angesprochene Geschenk zurück.


    "Und das dein Geschenk betrifft, so bin ich natürlich damit einverstanden. Vielen Dank!" sagte der Consular sichtlich erfreut und warf auch dem Saufeier einen kurzen Blick zu, ehe er wieder zu Fausta sah. "Ich denke dass sich vor allem auch meine Frau sehr über dieses Geschenk freuen wird. Nun wo sie hier bei uns eingezogen ist, habe ich bereits darüber nachgedacht, ihr die Neugestaltung unserer privaten Wohnräume zu überlassen. Ein hübsches Mosaik, eventuell im Bad, kommt ihr da sicher sehr gelegen. Ich werde ihr diese freudige Überraschung heute Abend mitteilen."

    Livianus nickte verständnisvoll und rief einen Sklaven zu sich, den er etwas zuflüsterte, ehe er sich wieder seinem neuen Klienten zuwandte.


    "Gut. Sicherheitshalber werde ich dir ein kleines ...... Startkapital* zur Verfügung stellen. Es soll dir vorerst als zusätzliche Unterstützung dienen, bis wir ein passendes Amt für dich aufgetrieben haben. Über die Rückzahlungsmodalitäten reden wir, wenn es soweit ist."


    Sofern der Decimer überhaupt irgendwann auf eine Rückzahlung bestand, da es sich um das vielfache des Gehalts eines einfachen Stationarius handelte. Doch Livianus war ein Mann, der seinen Wohlstand gerne teilte und damit vor allem neue Klienten oder Familienmitglieder bei ihren Zukunftsplänen unterstützte. Ein dankbarer Vertrauter, der irgendwann auf einem wichtigen Posten saß, war letztendlich mehr Wert, als ein paar Sesterzen, die in irgendeiner Truhe lagerten. Der Sklave war kurz in einem Nebenraum verschwunden und kehrte mit einem kleinen, aber prall gefüllten Lederbeutel zurück, den er vor dem Artorier auf den Tisch legte, ehe er sich wieder in den Hintergrund zurückzog.


    "Wenn das von deiner Seite aus alles war, dann sehen wir uns wohl morgen bei der nächsten Salutatio."


    Auch wenn er damit zu verstehen gab, dass er dieses Gespräch als Beendet betrachtete, lächelte er freundlich und erhob sich.


    Sim-Off:

    * siehe WISIM

    Ebenso wie der Consul, hatte auch Livianus eine lange Nacht hinter sich, was man ihm auch deutlich ansah. Er wirkte heute Älter als er ohnehin schon war und kam als einer der letzten Senatoren, die den Senatssaal der Curie betraten. Bis zu Letzt war er davor gestanden um sich zu vergewissern, dass die Soldaten der Cohortes Urbanae auf dem Forum wie vereinbart Aufstellung nahmen. Trotz anfänglicher Überlegungen hatte er sich gegen Soldaten im Senat entschieden, jedoch ließ er die Eingänge zur Curie bewachen.


    Wie alle anderen, hatte auch der Decimer Trauerkleidung angelegt und gesellte sich zu seinem Sitzplatz, wo die meisten der anderen Consulare bereits auf sein Eintreffen warteten und ihn sofort mit ihren zahlreichen Fragen überfielen.


    Livianus schmunzelte, als er die abschließende Frage seines neuen Klienten hörte.


    "Ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen. Jedoch kann es nicht schaden, wenn du mich in den nächsten Wochen wieder einmal darauf ansprichst, solltest du nichts von mir hören. Hin und wieder kommt es in meinem Alter schon vor, dass man auf so manches vergisst."


    Die nächste Frage konnte für den jungen Mann durchaus unangenehm sein, dennoch entschied sich der Decimer dazu, sie zu stellen.


    "Verzeih mir meine offene Frage, aber bist du bis dahin ausreichend Liquid, um die Casa deiner Familie vorerst zu halten oder benötigst du auch hier ein wenig Unterstützung?"

    Zitat

    Original von Sergia Fausta
    Wir folgten der Einladung und setzten uns also. "Ich danke dir.", sah ich mich dann gezwungen zu sagen, während mein Lächeln eine winzige Spur härter geworden war bei den weichgespülten Worten meines decimischen Patrons. Denn was in aller Welt sollte mein kleiner Marc später einmal mit einer glücklichen Zukunft anfangen?! Ich kannte Sklaven (natürlich nur aus Erzählungen), die glücklich mit ihrem Dasein waren! Nein, da brauchte mein kleiner Junge bestimmt nicht irgendein Glück von irgendeiner Göttin (wo sich die Allmächtigen doch eh nie in das Theater des irdischen Lebens einmischten!).. sondern was er brauchte und wofür ich mich einsetzen würde, das war eine erfolgreiche Zukunft! Er sollte einmal Karriere machen! Er sollte eine gute Partie finden und durch Heirat und Kinder an sich binden! Er sollte sich dadurch wie durch die Wahl eines geeigneten Patrons und geeigneter "Freunde" ein Netz von verlässlichen Verbündeten schaffen, auf dass er sich niemals so wie ich machtlos in einem Rom widerfand, das entgegen jeder sachlichen Lage und objektiven Logik Tatsachen und Fakten wider besseren Wissens (das unterstellte ich hier einfach mal) ignorierte! DAS wünschte ich meinen kleinen Marc!
    Aber ich ließ mir äußerlich nichts anmerken. "Ich bin mir sicher, er wird einmal ein Großer werden, mein Junge. Und er wird bestimmt auch glücklich sein durch den Erfolg, den er später hoffentlich hat.", kommentierte ich nur vermeintlich zustimmend und nickte mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Da ich weiter so ohne Nachfragen jetzt nichts zu meinem Sohn zu sagen wusste und natürlich nicht wissen konnte, welchen der beiden anderen brieflich angekündigten Punkte mein Patron, der Hausherr und Gastgeber, zuerst besprechen wollte, schwieg ich anschließend einen kurzen Augenblick. Es wäre unhöflich gewesen, wenn ich selbst entschiede in welche Richtung das Gespräch nun zu fließen hätte. (Und weil ich heute hier auch etwas von meinem Patron wollte, war ich nun mal zur Wahrung der Etikette angehalten.) "Du und deine Frau, ihr habt euch inzwischen wieder an das neuerliche Eheleben gewöhnt?", wiederholte ich in anderer Formulierung dann einfach nochmal die noch offene Frage meiner Begrüßung. "Ich danke dir natürlich noch einmal für deine Einladung zu diesem freudigen Anlass eurer Eheschließung. Es war eine wirklich gelungene Feier." Ohne größere Skandale - für das Potenzial eines Consulars und einer Aelia eigentlich fast schon langweilig, so gelungen und.. "perfekt".


    "Ja, das haben wir. Ich danke der Nachfrage. Vespa ist eine wunderbare Frau und ich hätte es nicht besser erwischen können. Und wir danken dir und deinem Mann natürlich für euer kommen und auch noch einmal für die großzügigen Hochzeitsgeschenke."


    Da damit aus der Sicht des Decimers vorerst einmal alle Höflichkeitsfloskeln abgehandelt waren, wollte er sich nicht mehr all zu lange damit aufhalten. Schließlich hatte diesmal auch er ein Anliegen an seine Klienten, dass er später vorzubringen gedachte.


    "Also meine Liebe. Was führt euch heute zu mir?"

    Livianus saß, wie meist wenn er in seinem Officium zu finden war, vor einem Haufen Korrespondenzen und Berichten aus allen Ecken und Enden Roms. Oftmals ärgerte er sich darüber, wenn er unerwartet gestört und so aus der Arbeit gerissen wurde. Manchmal, so wie heute, war ihm eine solche Abwechslung jedoch sehr willkommen. Er hob seinen Blick und sah zur Türe.


    "Herein!"

    Natürlich hatte Livianus nicht damit gerechnet, dass sein Sohn ihm um den Hals fallen würde und all das Geschehene mit einem Schlag vergessen war. Aber er hatte sich auch vorgenommen, sich bei diesem Wiedersehen nicht in eine neue Diskussion über die Vergangenheit verwickeln zu lassen. Ihre jeweiligen Standpunkte hatten die beiden schon von langer Zeit mehr als deutlich gemacht und daran hatte vermutlich auch die inzwischen verstrichene Zeit nicht viel geändert. Der Ältere der beiden musste als Politiker und Patriarch der Familie Entscheidungen treffen, die oftmals rein politisch motiviert waren, dem Wohl der ganzen Familie gereichten, oder auch einfach nur dazu dienten, seinen eigenen Einflussbereich und seine Stellung in der römischen Oberschicht zu sichern. In all den Jahren hatte er gelernt auch mit unpopulären oder sogar schlussendlich falschen Entscheidungen zu leben. Eine Eigenschaft, die für sein Umfeld oft sehr befremdlich wirkte oder auf keinerlei Verständnis traf.


    "Wir alle versuchen uns und unsere Lieben durch das Leben zu steuern, dass oftmals einer fahrt über das Meer gleicht. Einmal ist die See ruhig, ein anderes Mal stürmisch und rau. Nicht immer sind die Entscheidungen die wir dabei zu treffen haben einfach und oftmals stellen sie sich im nachhinein sogar als falsch heraus. Ich bin nicht auf jede Entscheidung stolz, die ich im Laufe meines Lebens treffen musste, aber du kannst mir glauben, dass ich immer triftige Gründe dafür hatte und mir keine davon leicht gefallen ist.


    Ich verspreche dir, dass ich alles daran setzen werde, dich zu rehabilitieren und dir deinen gesellschaftlichen Stand wieder zurück zu geben. Was du dann aus deinem Leben machst und wie du in Zukunft zu mir stehst, überlasse ich dir und der Zeit. Denn hier geht es nicht nur um dich und mich. Es geht um die Familie, deren Teil du nach wie vor bist. Eine Familie die dich braucht und vermisst.


    Ich bitte dich daher - lass uns dieses Wiedersehen nicht erneut mit Vorwürfen und Diskussionen beginnen. Wir können die Vergangenheit beide nicht ändern. Komm mit nach Hause und lass uns einen gemeinsamen Neuanfang versuchen."


    Nero Vetilius Caprarius



    Der Optio, der bereits mit einer ähnlichen Antwort gerechnet hatte, versuchte dennoch einen überraschten Gesichtsausdruck aufzusetzen und warf nur einen kurzen und kaum von Interesse zeugenden Blick auf die Tabula, ehe er sie dem Mann zurückreichte.


    "Als Aquarius also. Nun, dann darf ich dich gleich ein paar Räume weiter bitten zur Amtsstube des Curator Aquarum. Dieser trifft die Erstentscheidung in Personalfragen, welche in sein Ressort fallen."





    OFFICIUM PRAEFECTI URBI- OPTIO AB ACTIS

    Über die Aufbahrungs- und Bestattungszeremonien brauchte sich Livianus zum Glück keine Gedanken machen. Diese Angelegenheiten oblagen ganz dem Palast oder auch dem Consul, wenn er daran dachte hier eine wesentliche Rolle einzunehmen.


    "Der einzige Unsicherheitsfaktor ist für mich, was in diesem verdammten Testament steht. Wir können wohl davon ausgehen, dass Palma darin einen Nachfolger bestimmt hat. Solange wir aber keine Namen kennen, können wir nicht einmal erahnen, ob er auf Akzeptanz im Senat, geschweige denn bei einflussreichen Provinzlegaten stoßen wird. Diese Frage sollte uns viel mehr beschäftigen als die Verbreitung der Tatsache, dass Palma gestorben ist."


    Der Decimer seufzte, bevor er weitersprach. Wer sagte, dass er oder Vala mit dem bisher unbekannten Nachfolger glücklich waren.


    "Also gut. Ich werde die Urbaner morgen vor dem Senat Stellung beziehen lassen. Außerdem werde ich anordnen kurz vor der Verkündung die Tore der Stadt zu schließen. Wie lange sie geschlossen bleiben müssen, wird sich wohl nach der Verlesung des Testaments besser entscheiden lassen. Was die Prätorianer betrifft, so wäre mir trotz aller Beschwichtigungen wohler, jemanden in ihren Reihen zu sehen, dem ich bedingungslos vertrauen kann."


    Livianus sah kurz zu Vala, der vermutlich über den kommenden Vorschlag alles andere als begeistert war, ehe er sich wieder an seinen Klienten wandte.


    "Ich möchte, dass mein Adoptivsohn Serapio wieder in den Dienst der Cohortes Praetoriae aufgenommen wird. Ein Tribunat sollte sich bei seinem Werdegang doch recht kurzfristig ermöglichen lassen. Dann hätte wir dort auch jemanden, der Maevius im Auge behält und notfalls interimistisch die Kaisergarde anführen kann, wenn es zum schlimmsten aller Fälle kommen sollte."

    Livianus runzelte nachdenklich die Stirn und ließ die Entscheidung, ob er die Tore schließen lassen würde oder nicht, vorerst offen.


    "In jedem Fall werde ich die Stadtwachen und die Patrouillen verstärken lassen. Es kann morgen Früh bestimmt auch nicht schaden einige Urbaner im und vor dem Senat Stellung beziehen zu lassen, wenn du die Senatoren und das Volk über das Ableben des Princeps informierst. Meinst du nicht? Die ehemaligen Anhänger Salinators haben zwar schon länger nichts von sich hören lassen, aber man kann nie wissen."

    Noch ehe Livianus seinem Klienten antworten konnte, traf auch schon einer der amtierenden Consuln ein. Es war Duccius Vala, dessen Gruß der Decimer nur mit einem knappen Kopfnicken erwiderte.


    "Auch ich habe bereits in diese Richtung gedacht. Allerdings möchte ich das Volk durch derartige Aktionen ungern an meinen bzw. Palmas Vorgänger erinnern, geschweige denn eine Panik auslösen. Da du in jedem Fall morgen Früh vor den Senat treten solltest, wird es sich wohl kaum vermeiden lassen, dass sich diese Nachricht danach wie ein Lauffeuer verbreitet."


    Dann sah Livianus zu seinem Klienten Silanus.


    "Offiziell weiß ich ebenfalls nichts von einem Erben. Hat der Princeps denn ein Testament?"

    "Eine sehr gute Idee. Grundsätzlich vertraue ich meinen Sklaven, aber du hast vollkommen Recht. Es gibt gewiss den einen oder anderen Händler, der versucht Sklaven übers Ohr zu hauen, ganz gleich welchen Herrn sie haben. Vor allem wenn der Herr ohnehin zu beschäftigt ist, um sich selbst um solche Angelegenheiten zu kümmern.


    Ich habe am Vormittag einige Senatssitzungen und für den Nachmittag sind Besprechungen mit einigen Amtsträgern in der Praefectura angesetzt. Ich denke, dass es heute nicht so Spät werden wird wie sonst."


    Den letzten Satz sagte Livianus nicht ohne ein schlechtes Gewissen zu verspüren. Immerhin wusste er nur zu gut, dass er sehr viel Zeit in seine Karriere investierte und die Familie und allen voran nun seine Frau darunter zu leiden hatte. Umso besser, dass Vespa sich zu beschäftigen wusste und sich, zumindest bisher, nicht über die seltene Anwesenheit ihres Ehemanns beschwert hatte.


    "Überhaupt denke ich, dass es in nächster Zeit etwas besser wird. Ich konnte unsere Freunde Avarus und Sedulus für zwei Curatorenämter gewinnen. Nun sind die drei wichtigsten Curien in Rom wieder mit Magistraten besetzt. Das wird mir einiges an Arbeit abnehmen, um die ich mich bisher ebenfalls kümmern musste. Außerdem freut es mich, dass ich den Germanicii so ein wenig ihre Freundschaft und Loyalität zu mir und deinem Onkel vergelten kann."

    Es dauerte eine Weile, bis der Stadtpräfekt den Palast und dort die Räume des Procurators erreicht hatte. Die meisten der Officien waren zur dieser späten Stunde unbesetzt und dunkel, nur in einigen brennte Licht. Eines davon war das Büro seines Klienten Iunius Silanus. Der Decimer trat mit ernster Mine ein und sah sich um. Der Consul war offensichtlich noch nicht eingetroffen, was auch verwunderlich wäre, da Livianus die Präfektur kurz nach dem Boten verlassen hatte.


    "Salve Silanus! Wie ist der neuste Stand? Wie geht es der Kaiserin?"