Der alte Decimer ließ seinen Sohn in aller Ruhe erzählen und hörte schweigend zu. Er erinnerte sich daran, dass Flavius Gracchus bei seiner Rückkehr nach Rom Gast in der Casa Decima war und dass Seiana erwähnte, dieser habe die Gens während und nach der Zeit des Bürgerkriegs sehr unterstützt. Doch der Kontakt war kurz danach irgendwie abrupt abgebrochen und da Livianus ohnehin mit dem Wahlkampf beschäftigt war, hatte er auch keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, warum der Flavier ihm offensichtlich auch im Senat aus dem Weg ging. Vor allem aber beschäftigte ihm damals die bis heute unbeantwortet gebliebene Frage, welche Verbindung zwischen dem Flavier und seinem Sohn herrschte.
Bei den Schilderungen über das geheime Treffen, schüttelte Livianus hin und wieder verständnislos den Kopf. Nicht, dass er sich etwas anderes erwartet hätte, immerhin hatte er Palma als Consul und Praefectus Urbi oft genug selbst in Besprechungen hautnah miterlebt und wusste, dass Diskussionen mit dem Mann mitunter schwierig, wenn nicht sogar fast unmöglich waren. Doch auch sein Sohn war kein einfacher Diskussionspartner. Auch das kannte er aus eigener Erfahrung. Nichts desto trotz hatte Palma klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, dass Serapio rehabilitiert war und jedes Ritteramt bekleiden konnte, dass ihm zustand und wofür er sich eignete, nur nicht eben jenes des Praefectus Praetorio. Es war bestimmt eine große Enttäuschung für seinen Sohn, doch der alte Decimer erwischte sich auch bei dem Gedanken, ob er in der gleichen Situation nicht ähnlich wie Palma entschieden hätte. Einen Mann zum Kommandeur der eigenen Leibwache zu ernennen, der offen gegen einen selbst aufbegehrte, war keine wirklich logische oder besonders glückliche Entscheidung. Dennoch stand es Livanus nun zumindest frei für seinen Sohn jedwedes andere Amt anzustreben, dass ihm in den nächsten Wochen unterkam.
Livianus wollte gerade ansetzen eine Verbindung zwischen Serapios letztem Satz über Palmas Abfertigung von Gracchus und seinen eigenen Beweggründen für so manche Entscheidungen und Handlungen herzustellen, als Serpaio plötzlich das Thema wechselte, sein Mitkommen bekräftigte und auch einen "Freund" erwähnte. Aus seinen Gedanken gerissen sah der Decimer seinen Sohn etwas irritiert an.
"Ein Freund? Welcher Freund?"