Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Aus den Blicken Gallus und der Reaktion Evanas merkte Livianus, dass er wohl einen Fehler begangen hatte. Natürlich wusste er, dass es nicht sein durfte, dass sie als Sklavin mit Römern an einem Tisch saß, aber er brachte es auch nicht übers Herz sie in die Sklavenunterkunft zu schicken. Er beugte sich zu Evana und flüsterte ihr ins Ohr.


    „Geh mit Gallus. Er wird sich gut um dich kümmern.“


    Dann suchte er Blickkontakt mit Gallus und nickte ihn zu. Er würde schon verstehen.

    So konnte er es nicht Enden lassen! So wollte er es nicht Enden lassen! Egal was auf sie zukommen mochte – es lag in der Zukunft und für Livianus zählte dieser Moment. Der Moment, in dem er mit Evana hier im Mondschein saß und die Welt rund um sich vergessen wollte. Livianus führte noch einmal sein Gesicht näher an das ihre - nur diesmal schneller und ohne kurz davor zu stoppen. Er nahm sie in den Arm und küsste sie voller Leidenschaft.

    Etwas geschockt fuhr Livianus wieder zurück.


    „Es tut mir leid.... ich wollte nicht..... ich weiß auch nicht..... tut mir leid.“


    Er schüttelte den Kopf. Wie konnte er nur so dumm sein. Er hatte seinen Gefühlen freien Lauf gelassen ohne dabei über die Konsequenzen nachzudenken. Er senkte seinen Kopf.

    Er sah ihr tief in ihre dunklen, wunderschönen Augen. Sein Herz schlug mit einem Male schneller und sein ganzen Körper schien innerlich zu verbrennen. Nervös hob er seine Hand, stich ihr eine Haarsträne aus dem Gesich und lies die Hand über ihre Wangen gleiten.


    „Ich......“


    Er schaffte es wieder nicht sich zu überwinden und diese 3 wichtigen Wörter auszusprechen. Sie musste es aber erfahren. Er wollte, dass sie weiß, wie er für sie empfand. Während er ihr weiter in die Augen sah, führte er seinen Gesicht langsam näher an das ihre....

    Bestürzt und traurig sah er Evana an. Er wusste, dass viele Sklaven so behandelt wurden, kannte dies aber auch nur durch Erzählungen. In seiner Gens hatte er noch nie erlebt, dass jemand die Hand gegen einen anderen Erhob. Egal ob Sklave oder nicht. Er sah die Tränen, die in Evanas Augen stiegen und drückte sie mit seiner Hand leicht zu sich.


    „Schau mich an Evana........ Das ist vorbei. So etwas wird dir nie wieder geschehen. Hörst du? Das verspreche ich dir.“

    Livianus war etwas verunsichert und suchte nach den richtigen Worten.


    „Naja.... ich weiß wo du her kommst und das du bisher kein recht schönes Leben hattest... aber...... Wie war dein Kindheit? Wie wurdest du eine Sklavin? Wer waren deine bisherigen Herren?... solche Dinge würde ich gerne erfahren und dich ein wenig näher kennen lernen.“

    Livianus und Evana kamen spät Abends von Ihrer Stadtbesichtigung samt Einkaufsbummel nach Hause. Es war ein wunderbarer Tag gewesen und er hatte sich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt. In Gedanken vertieft ging er hinaus in das Triclinium und setzte sich auf die kleine Steinbank vor dem Brunnen. Er atmete die kühle Luft tief ein und schloss kurz seine Augen.


    Es war eine wunderschöne, klare Sternennacht und der Mond erleuchtet den Innenhof mit seinem weißen Schein. Livianus griff nach einigen kleinen Steinen, die unter der Steinbank lagen und begann sich nach der Reihe in den Brunnen zu werfen.

    „Bestimmt nicht! Du kommst genau richtig! Wir haben uns gerade gefragt, wer uns über die neusten Gerüchte und Geschehnisse in Tarraco berichten könnte.“


    Livianus lachte.


    „Und wer könnte das besser als der Comes höchst persönlich! Also setz dich zu uns und erzähl!“