Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    „Ihr Ehemann hat sie hinausgeworfen, nachdem er erfahren hatte, dass Maximian nicht von ihm ist. Sie wusste nicht wohin….. ich habe sie einstweilen bei uns Aufgenommen…. bis zu deiner Rückkehr. Wenn es dir nicht recht ist, dann trifft die Schuld also mich. Sie wollte zuerst nicht. Ich habe sie überredet hier zu bleiben.“


    Livianus sah Meridius gespannt an und wartete auf dessen Reaktion.

    Aber jetzt! Livianus gab sich einen Ruck!


    „Eigentlich ist es ja nicht Martinus Gast, sondern ich habe ihn aufgenommen.“


    Dann kam eine lange Pause.


    „Es ist Iulia. Sie ist drüben im Gästezimmer. Ich wusste nicht wie ich es dir sagen sollte...“

    Gut! Nun war es soweit.


    „Ähm… Privat und…. ich denke…wichtig! Wie soll ich es sagen… wir haben einen Gast, den du bisher anscheinend noch nicht gesehen hast….“


    Livianus wollte einmal die erste Reaktion seines Cousins abwarten.

    Livianus lächelte seinen Bruder an und nickte Decurio Florus zu.


    „Ja! Ich werde mit euch heute um die Häuser ziehen!“


    Dann wurde er wieder ernst.


    „In seinem Zimmer also. Ich werde kurz zu ihm schauen. Ich habe vergessen, ihm etwas wichtiges zu sagen. Entschuldigt mich kurz.“


    Livianus machte sich auf den Weg in Meridius Zimmer.

    Livianus betrat das Atrium und zupfte gerade an seiner Toga herum, als er Magnus und Florus sah, die sich mit einander unterhielten. Es war doch ein seltsames Gefühl den Soldaten nach so langer Zeit in ziviler Kleidung gegenüberzutreten.


    „Salve meine Herren!“


    Während er grüßte, lauschte er mit einem Ohr, ob er irgendwelche anderen Stimmen im Haus hören konnte. Wieder kam dieser Gedanke mit Meridius und Iulia in ihm hoch. Er versuchte vorsichtshalber zu Fragen. Vielleicht konnten ihm die beiden schon sagen, ob Meridius bereits auf Iulia gestoßen war.


    „Ist Meridius schon hier?“

    Livianus fuhr mit seinem Wagen vor und sah sich um. Zu Ruhig hier für eine Party. Vielleicht hatte Meridius es doch schon herausgefunden. Sollte er wieder gehen? Vielleicht hätte er sich sicherheitshalber bewaffnen sollen? =) Warum hatte er auch vergessen, Meridius von Iulia zu erzählen. Ach, was soll´s! Er würde ihm schon nicht den Kopf abreißen. Immerhin hatte er sie ja einmal geliebt. Livianus stieg ab und ging die Stufen hinauf zum großen Eingangstor der Casa. Ein Sklave öffnete die Tüte und Livianus ging ins Hausinnere.

    Nach langer und reiflicher Überlegung entschied sich Livianus doch noch außer Haus zu gehen und zumindest seine Familie zu besuchen. Er stand auf und nahm die Toga, die noch immer unberührt am Bett lag. Er rief eine Ordonanz, die ihm beim anlegen der Kleidung half. Es war schon sehr lange her, dass er keine Rüstung, sonder eine Toga über seiner Tunika trug. Es wirkte etwas befremdet, aber er würde sich mit der Zeit sicher daran gewöhnen.


    Als er den Innenhof betrat, war bereits ein Wagen bereitgestellt. Er hatte ganz vergessen, dass er mit seiner Toga, nicht wirklich gut reiten konnte. Also bestieg er den Wagen und machte sich auf den Weg in die Casa Decima.

    Im Cabiculum war bereits frische Kleidung hergerichtet und lag zusammengefaltet auf dem Bett. Livianus nahm die Tunika n die Hand und breitete sie vor sich aus. Er war während des Feldzuges in den Ordo Equester erhoben worden und hatte nun zum ersten Mal eine Tunika, mit dem standesgemäßen Latus Angusticlavius darauf, vor sich liegen. Es war ein etwas ungewohnter Anblick, den er bisher nur von anderen Offizieren kannte. Er streifte die neue Tunika über und sah noch einmal an sich hinunter. Schien ihm eigentlich recht gut zu passen. Er konnte sich ein Lächeln bei diesen Gedanken nicht verkneifen und nahm auf seinem Bett platz. Nun kam die wichtigste Frage – sollte er nun hier bleiben oder ebenfalls nach Tarraco reiten.

    Nach einiger Zeit machte sich Livianus auf den Weg in das hauseigene Balneum um sich frisch zu machen. Er betrat den Raum, legte seine Kleidung ab und stieg in das bereits vorbereitete, dampfende Becken. Es war derart entspannend und wohltuend, dass er eine ganze Weile dort verbrachte. Er dachte über sich und seine Zukunft nach und welche Überraschungen sie wohl noch für ihn bereit hielt. Wie es wohl Vater gerade in Rom ging und ob er ihn beim Triumphzug endlich wieder einmal sehen konnte? Fragen über Fragen.


    Nach einiger Zeit stieg er wieder aus den Becken, trocknete sich ab und ging in sein Cubiculum um neue Kleidung überzuziehen.

    Es war spät geworden, aber Livianus hatte die meisten Schreibarbeiten erledigt. Er lehnte sich müde zurück und lies seine Blicke durch das Officium streifen. Vom Schlachtfeld zum Schreibtisch. War das nun wirklich ein Aufstieg? Er schüttelte bei diesen Gedanken seinen Kopf. Aber auch da musste er durch, wenn er es weiter schaffen wollte.


    Er stand auf, löschte die Lichter und machte sich auf den Weg in seine Unterkunft.

    Livianus kam aus seinem Officium und war froh darüber endlich seine Ruhe zu haben. Es war heute ein aufregender und anstrengender Tag gewesen und er war froh endlich zu Hause zu sein. Zu Hause! Ja das hier war nun sein neues zu Hause! In seiner neuen 1400 qm großen Unterkunft konnte er sich nun endlich entspannen und abschalten. Er legte seine Rüstung ab und lies sich auf eine Kline fallen, vor der bereits das Abendmahl angerichtet war.


    Dieses Haus und die damit verbundenen Annehmlichkeiten waren der reinste Himmel. Es war doch ein großer Unterschied zwischen seiner Unterkunft als Centurio, am Ende des Kasernenblocks, die er noch vor dem Feldzug bewohnte, zu diesem riesigen Haus an der Via Principalis, in der er nun saß und sich sein Abendessen schmecken lies. Von seiner Kline aus konnte er in den Innenhof sehen, der eine kleine Gartenanlage samt Brunnen beherbergte. Genau der richtige Anblick um sich zu Entspannen, dachte er.


    Es war bereits ruhig geworden im Lager und die meisten Legionäre tummelten sich wahrscheinlich gerade in Tarraco und machten dort die Tavernen unsicher. Hoffentlich kam es heute Nacht zu keinen Zwischenfällen. Immerhin waren die meisten von ihnen bereits einiger Zeit weg gewesen und hatten einiges nachzuholen. Da kam es schon hin und wieder zu Streitereien um Frauen oder Alkoholleichen nach einem Saufgelage. Aber Livianus war sich sicher, dass der hiesige Regionarius alles unter Kontrolle hatte. Immerhin kannte er die meisten der Männer persönlich und sie hatten vor ihrem ehemaligen Tribunen doch großen Respekt – so wie Livianus selbst im Übrigen auch.


    Ein laues Frühlingslüftchen wehte herein und kündigte bereits den Sommer an. Als Livianus gegessen hatte, lehnte er sich zurück und verschloss die Arme hinter seinem Kopf. Da fiel ihm ein… er hatte Meridius gar nichts über Iulia erzählt. Was würde er sagen, wenn er der Familie einen Besuch abstattete und plötzlich Iulia vor ihm stand. Hoffentlich…. aber nein. So war er nicht! Er war ihm bestimmt nicht böse, dass er Iulia aufgenommen hatte. Livianus atmete tief durch und schloss seine Augen um sich etwas zu entspannen und auf andere Gedanken zu kommen.

    "Oh! Vielen dank für die Einladung, aber ich kann dir noch nichts versprechen. Hier wartet noch eine Menge Arbeit. Ich melde mich bei dir falls es sich heute ausgeht."


    Crassus war einverstanden. Sie unterhielten sich noch eine Weile, bis sich Livianus wieder seiner Arbeit widmen musste und Crassus das Officium verlies.