Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Es war für Livianus ein beklemmendes Gefühl diese Stille mitzuerleben, die in diesen Minuten im Castellum der Legio IX Hispana herrschten. Kein Geräusch war auszumachen. Kalter Schauer lief ihm über den Rücken als er in die Gesichter der Männer sah, die sich alle hier versammelt hatten um den verstorbenen Thronfolger die letzte Ehre zu erweisen. Niemand der Männer wusste was passiert war und jeden einzelnen sah man an, dass es alle wie einen Schlag getroffen haben musste, als sie diese Nachricht erfuhren. Selbst der Legatus war bei seiner kurzen Ansprache so geistesabwesend und zerstreut wie ihn noch keiner seiner Männer zuvor erlabt hatte. Und gerade das war es, dass ihn Angst machte. Was war passiert? Eine Frage, auf die wir hoffentlich bald eine Antwort erhalten würden.

    Livianus betrat sein Officium und setzte sich mit einem tiefen Seufzer an seinen Tisch. Er konnte es noch gar nicht fassen. Er wurde befördert und hatte gleich eine derart verantwortungsvolle Aufgabe erhalten. Er freute sich sehr darüber und begann sofort voller Eifer die Unterlagen durchzustöbern und sich etwas einzuarbeiten. Da fiel ihm ein, dass er noch das Türschild ändern lassen musste. Aber zuerst wollte er überprüfen ob die neue Wache bereits aufgezogen war.

    Livianus, der gerade unterwegs zu seinem Wachposten an der Principia war konnte dieses Szenario ebenfalls mitansehen.


    Gott sein Dank hat der Probatus endlich nachgegeben. Ein Wort mehr und Geta hätte ihn sicher den Kopf abgerissen! Mit dem ist nicht zu spaßen. dachte er sich und ging weiter zu seinen Posten.

    "Naja. Nachdem du nicht da warst bin ich mit meinen Sorgen zu Meridius gegangen. Ich hatte mir überlegt der Cohortes Vigiles in Rom beizutreten, da ich Angst hatte in der Legion nicht vorwärts komme. Wir sind doch zurzeit mit Offizieren sehr gut besetzt. Ich wollte eigentlich mit dir vorher darüber sprechen um zu erfahren was du davon hältst. Aber nachdem du nicht da warst und ich nicht warten wollte war ich schon bei Meridius. Er hat mir aufgezeigt das es besser für mich ist hier zu bleiben. Wie siehst du das?"

    "Keine Besonderen Vorkommnisse, Centurio! Von Legionarius Marcus Rufus Horatius und Optio Lucius Tiberius Callidus ist allerdings noch immer keine Spur. Sie haben sich nach wie vor nicht zurück gemeldet. Ansonsten ist alles Ruhig."


    Livianus verließ das Officium und ging auf seinen Wachposten.


    Sim-Off:

    Ich habe anscheinend keine Berechtigung hier in der Principia ein neues Thema zu eröffnen?!

    "Ach ja! Noch etwas. Nur das du als Pater Gens informiert bist. Ich habe mein ganzes Geld in meine Weiterbildung investiert und damit die Studiengebühr für die höheren Kurse an der Schola Atheniensis bezahlt. Ich habe mich auch für den Cursus "Rebus Mercatoriis" I angemeldet."

    Livianus war froh das freundliche Gesicht und die weisen Augen von Meridius zu blicken.


    "Meine Entscheidung ist bereits getroffen und ich bin froh drüber. Ich werde dir und der Legio IX treu bleiben bis in den Tod. Und daran wird sich nichts mehr ändern."


    Livianus freute sich über seine Entscheidung, obwohl er sich innerlich dennoch danach sehnte endlich zeigen zu dürfen was in ihm steckte und vielleicht eines Tages als Meridius Stellvertreter die Legion in die Schlacht führte. Aber er verstand das was Meridius zu ihm gesagt hatte. Also würde er sich noch gedulden und bis zu dem Tag an dem er es endlich geschafft hatte und Offizier war weiter seinen Dienst ordnungsgemäß versehen.


    Er lächelte Meridius an und sagte:


    "Danke Meridius. Ich bin froh, dass du mein Cousin bist."

    Livianus sprang verdutzt auf und stand stramm vor seinem Schlafplatz.


    "Verzeihung Centurio! Das sind meine Sachen. Ich habe gerade Frei von der Wache an der Principia. Ich habe versucht etwas zu schlafen. Danach muss ich wieder zur Wache."

    Meridius sah wie Livianus Augen zum funkeln begannen als er seine Worte sagte. Das war es, was Livianus vermisste. Endlich Abenteuer. Nachdem Merdius seine Worte beendet hatte, war Livianus noch trauriger. Er war zur Besinnung gekommen und hatte nun das Gefühl seinen Cousin enttäuscht zu haben.


    "Du hast recht Meridius , verzeih mit bitte das ich vorher nicht genauer darüber nachgedacht habe. Ich wollte dich nicht enttäuschen und selbstverständlich möchte ich Ruhm ernten und Heldentaten erleben und nicht nur so wie viele andere davon träumen. Und sollte es wirklich passieren, dass wir in Feindesland ziehen müssen, dann werde ich an deiner Seite stehen. Schulter an Schulter. Und mit dir gemeinsam den Feinden des Imperiums trotzen. Danke, dass du mich wieder zur Besinnung gebracht hast. Ich wusste dass es Richtig war mit dir über meine Gedanken zu sprechen. Ich wollte der Legion nicht den Rücken kehren. Bitte glaub mir. Ich werde der Legion treu bleiben. Wie ich nur auf so eine dumme Idee kommen konnte. Es hört sich halt sehr verlockend an, aber du hast mir wieder den richtigen Weg gezeigt. Danke. Verzeih mir die Störung."

    Livianus betrat das Arbeitszimmer seines Cousins. Meridius saß an seinen Schreibtisch und war gerade damit beschäftigt diverse Schriftrollen durch zu sehen.


    "Verzeih mir die Störung Meridius. Ich hoffe du hast kurz Zeit für mich. Ich habe da etwas, dass ich mit dir besprechen möchte."


    Man merkte es Livianus wahrscheinlich an, dass er sehr nervös und verlegen war und einen Knoten im Hals hatte. Aber er versuchte seinen Mut zusammen zu nehmen und begann nach etwas zögern zu sprechen.


    "Also, ich weiß nicht ob du schon die letzte Ausgabe der Acta Diurna gelesen hast. Jedenfalls wird in ihr von der Neuaufstellung der Cohortes Vigiles berichtet. Naja! Sie schreiben dort von hervorragenden Aufstiegsmöglichkeiten. Also, was ich eigentlich fragen möchte ist, was du als Pater unserer Gens davon hältst und ob du glaubst, dass ich dort versuchen sollte eine Karriere zu beginnen. Nicht das du glaubst es gefällt mir in der Legion nicht, aber ich finde dieses Angebot schon sehr verlockend."


    Livianus zögerte kurz.


    "Ich möchte dich nun um deinen Rat bitten. Ich bin dir für die freundliche Aufnahme in deinem Haus sehr dankbar, aber ich möchte das unsere Familie eine der angesehensten des ganzen Reiches wird. Und um dieses Ziel zu erreichen möchte ich mich bemühen etwas aus mir zu machen und vorwärts zu kommen. Ich denke das sollte jeder von uns. Das sind wir der Familie schuldig. Ich hoffe du bist mir nicht böse wenn ich das sage, aber ich möchte auch endlich etwas erleben und Verantwortung übernehmen anstatt die ganze Zeit Wache zu schieben und jeden Tag am Übungsplatz zu stehen."


    Livianus hatte Angst davor Meridius verärgert oder durch seine Worte enttäuscht zu haben, aber er war auch etwas erleichtert das er es los war. Man konnte ihn seinen jugendlichen Leichtsinn nicht verübeln. Schließlich war jeder junge Mann so dass er Träume hatte und immer versuchte nach größeren zu streben. Aber dennoch. Livuanus hatte Angst vor den Konsequezen. Er wollte seine Familie nicht verlassen und er wollte Meridius - den er mittlerweile als Vaterersatz ansah - nicht verlassen, aber er hatte Angst davor, in der Legion die zur Zeit sehr gut besetzt war, nicht vorwärts zu kommen. Das konnte man ihm nicht verübeln. Er fühlte sich im Moment einfach nutzlos. Schüchtern sah er Meridius in die Augen.


    "Wie denkst du darüber?"

    Livianus versuchte mit dem Centurio mitzuhalten, was ihm nicht immer leicht viel.


    "Das weiss ich leider nicht! Ich habe das nun schon mehrfach gehört, auch von einer angeblichen Unterredung im Officium des Tribunus Angusticlavius bei dem der Legatus von einer Verstärkung der Legio II. gesprochen haben soll. Sie wissen doch wie das mit Gerüchten ist - bei so vielen Legionären ist es schlecht ausfindig zu machen wer es in die welt gesetzt hat. Vielleicht hat ein Schreiber oder eine Wache ein paar Brocken eines Gesprächs gehört und sich dann etwas zusammen gereimt. Nichts für ungut. Ich wollte sie nicht stören."


    Mit diesen Worten schwamm Livianus davon.

    Livianus war es etwas unangenehm so im Mittelpunkt zu stehen, aber es freute sich über diese Anerkennung seiner Leistung.


    "Vielen Dank Euch allen! Ich werde mich weiterhin bemühen unserer Familie alle Ehre zu bereiten!"

    Livianus, der sich ebenfalls gerade in den Iulianus Thermen befand, sah den Centurio und schwamm zu ihm hin.


    "Salve, Centurio. Wie ich sehe trainiert ihr. Ich hoffe ihr verzeiht das ich euch störe und meine Neugierde, aber ich habe nun schon des öfteren Gerüchte gehört das in Germania etwas vorgeht und das wir verlegt werden sollen. Das Gerücht verbreitet sich wie ein Laubfeuer durch die Legion. Wann werden die Männer endlich etwas offizielles hören?"

    Plötzlich hörten die beiden eine ziemlich verschlafen klingende Stimme aus dem anderen Ende der Unterkunft.


    "Heh! Ihr da! Könnt ihr euch nicht etwas leiser unterhalten? Ich versuche gerade etwas zu schlafen!"


    Anscheinend hatte keiner der beiden Livianus bemerkt, der zusammengekauert auf seiner Schlafstelle lag! Auf den ersten Blick sah es auch aus wie ein Bündel alter Stoffe, doch beim genaueren hinsehen sah man, dass es sich um eine aus Stoffresten zusammengeflickte Decke handelte. Und darunter lag Livianus. Die beiden hatten ihn sehr unsanft aus dem Schlaf geweckt. Und so war es ihn nicht zu verübeln, dass er im ersten Moment so schroff reagierte.


    Als er sich dann aufrappelte und wieder bei sich war sah er die beiden verdutzt an.


    "Tut mir Leid. Ich wollte nicht unhöflich sein. Aber ich habe bald wieder Wache an der Principia. Ich bin Marcus Decimus Livianus."

    Endlich war es soweit und Livianus hielt das Schreiben der Schola Atheniensis in Händen, indem die Ergebnisse des Cursus Res Vulgares wurden bekannt gegeben. Er war nervös und traute sich die Schriftrolle anfangs gar nicht öffnen. Als er sich dann doch überwand und die sie öffnete konnte Livianus seinen Augen nicht trauen. Er hatte die Prüfung bestanden. Endlich war diese Last von ihm genommen und ein großer Stein fiel ihm vom Herzen. Und dann auch noch mit Auszeichnung! Er freute sich riesig über dieses Ergebnis. Nun war er Wahlberechtigt. Sicher würde sich auch sein Cousin Meridius und der Rest der Familie über dieses Ergebnis freuen und das es nun ein weiteres Familienmitglied mit Wahlrecht gab. Ein weiterer wichtiger Schritt für den Erfolg der Gens Decima!