"Der erste Punkt betrifft die Abläufe im Senat. Ich wollte erst mit einigen Senatoren über meine Ideen sprechen, aber wie gesagt habe ich vor die internen Senatsrichtlinien zu überarbeiten und im Zuge dessen expliziter auszuformulieren. Die letzten Sitzungen haben mir gezeigt, dass es bestimmt nicht schadet eine Zusammenfassung aller Verfahrensregelungen zu haben, nach denen Sitzungen und Versammlungen des Senats abzulaufen haben. Die bisher festgeschriebenen internen Senatsrichtlinien erscheinen mir diesbezüglich doch sehr lückenhaft und unfertig. Auch der Codex Universalis geht nur sehr allgemein auf die Aufgaben des Princeps Senatus ein, aber nicht mit welchen Mitteln er diese umsetzen kann.
Ich hätte angedacht den Princeps Senatus zur Gewährleistung des ordnungsgemäßen Verlaufs einer Sitzung auch konkrete Mittel zur Verfügung zu stellen, die er dazu einsetzen kann. Manches gehört bereits zum Gewohnheitsrecht, jedoch wurde es bisher noch nie niedergeschrieben. Ich denke da an Mittel wie beispielsweise einen Ordnungsruf, dem Entzug des Wortes, die Unterbrechung oder die Vertagung einer Senatssitzung.
Andererseits sollte den Senatoren die Möglichkeit eingeräumt werden auch selbst in diese Richtung aktiv zu werden und während der laufenden Sitzung Anträge einbringen zu können. Etwa um von ihnen aus eine Vertagung oder einer Unterbrechung einer Sitzung zu beantragen. Oder um zu einem Tagesordnungspunkt das Ende einer Debatte, die Durchführung einer Abstimmung oder die Bildung einer gesonderten Kommission zu beantragen.
Dies in Verbindung mit einer im Anschluss vorgeschriebenen kurzen Abstimmung zu dem jeweiligen Antrag, die einen festgesetzten Prozentanteil an Zustimmung erreichen muss, sichert die demokratische Vorgehensweise im Senat. Wichtig dabei ist auch sicherzustellen, dass es kein Ungleichgewicht zwischen dem Vorsitzenden und dem Gremium gibt. Das sind nur einige Grundgedanken zu diesem Thema und sie gehören natürlich aufbereitetet und dem Senat präsentiert. Ich rechne daher nicht damit, dass diese Verfahrensregeln noch während meiner Amtszeit zum Einsatz kommen sofern es im Senat auf Zustimmung trifft und selbst dann stellt sich auch noch die Frage, ob es die internen Senatsrichtlinien erweitert oder in den Codex Universalis einfließt. Ich denke also, da liegt noch einiges an Arbeit vor mir, doch ich bin zuversichtlich, dass dem Senat geregelte Abläufe und festgeschriebene Verfahrensregelungen sehr gut tun würden.
Ein weiterer, aus meiner Sicht nicht unwichtiger Punkt ist die Aufarbeitung der Jahre unter Salinators Einfluss. Dies betrifft nicht ausschließlich die Zeit seiner Herrschaft als Imperator sondern auch die Zeit davor, als er bereits als Praefectus Urbi, in Abwesenheit des Princeps, sehr viel Einfluss auf den Senat nehmen konnte. Ich möchte mir zu diesem Zwecke die Senatsprotokolle dieser Zeit ausheben und von einigen Schreibern und Rechtsgelehrten durcharbeiten lassen. Vielleicht gibt es ja Auffälligkeiten oder Altlasten, mit denen sich der Senat beschäftigen sollte, wie etwa die vorhin angesprochene Aufhebung der Steuerfreiheit für Patrizier.
Weiters sollte man sich wohl auch näher mit den Personen beschäftigen, die während dieser Zeit im Cursus Honorum tätig waren oder in den Senat berufen wurden. Die meisten Anhänger Salinators sind zwar kurz nach seinem Sturz untergetaucht oder geflohen, doch unter Umständen gibt es noch den einen oder anderen, der unauffällig bleiben konnte und vielleicht noch unserer Aufmerksamkeit bedarf. Es gehört zudem die Rechtmäßigkeit der Abläufe in dieser Zeitspanne geprüft. Erfüllen beispielsweise die in diesem Zeitraum ernannten Senatoren alle Voraussetzungen für ihr Amt oder wurden sie von Salinator begünstigt, haben sie ihre Eide geleistet, gibt es Ungereimtheiten bei Entscheidungen der Magistrate, insbesondere der Prätoren, und so weiter. Es ist nicht abzusehen ob etwas Wesentliches dabei herauskommt, aber es kann bestimmt auch nicht schaden einen Blick darauf zu werfen.
Und zu guter Letzt die für ein Consulat fast schon obligatorische Durchsicht und Überarbeitung der verschiedenen Gesetzestexte. Es gibt immer noch die eine oder andere Stelle im Codex, die bestimmte Handlungen vorschreibt, allerdings keine Konsequenzen vorsieht, wenn diese unterlassen wird. Es wäre also nicht verkehrt den Codex noch einmal auf solche Lücken zu durchforsten und sie gegebenenfalls auszuräumen."
Livianus räusperte sich, da er durch diesen etwas längeren Monolog einen trockenen Hals bekommen hatte. Die wesentlichsten Vorhaben des Decimers waren wohl vorerst genannt, auch wenn er immer noch überlegte, ob er etwas vergessen hatte. Da während einer Amtszeit ohnehin bestimmt auch der eine oder andere auftretende Punkte die Agenda erweitern würde, war es wichtig etwas Platz nach oben zu lassen, auch wenn aus seiner Sicht die Agenda bereits jetzt sehr ambitioniert war.