Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Livianus fasste mit einer Hand den Hinterkopf seines Sohnes und drückte ihn sanft gegen seine Schulter, als dieser seine Umarmung endlich erwiderte. Doch von wem sprach er? Wem wollte er umbringen? Spielte ihn sein verwirrter Geist einen Streich?


    Was war nur aus seinem jungen und lebensfrohen Neffen geworden, den er vor so langer Zeit adoptiert und in sein Haus aufgenommen hatte? Der Mann, der hier vor ihm stand war ein Wrack. Sein Körper geschunden, sein Geist verwirrt. Livianus atmete tief durch und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.


    "Wen bringst du um?"

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    Ephialtes


    Ephialtes hatte ein dringendes Geschäft zu erledigen und hoffte, dass genau in dieser Zeit kein Besucher vorbei kam. Zuvor hatte er ziemlich lange gewartet und niemand kam und irgendwann war das Bedürfnis so groß gewesen, dass er nicht mehr warten konnte.


    Doch wie es der Zufall wollte, kam ausgerechnet in dieser Zeit ein neuer Besucher vorbei. Als er auf dem Rückweg das laute Klopfen an der Porta hörte eilte er hin und öffnete die Türe.


    "Entschuldigt bitte. Was kann ich für euch tun Herr?"





    IANITOR - GENS DECIMA

    Die Steuerfreiheit für Patrizier also. Livianus konnte sich gut vorstellen dass sie nun nach dem Ende der vescularischen Herrschaft so schnell wie möglich versuchen wollten, sich ihre verlorengegangenen Sonderrechte erneut zu sichern. Doch so wie die Lage im Senat derzeit schien, war ein Vorstoß in diese Richtung nur schwer vorstellbar. Durch das unnötige Geplänkel während der Wahlen war der Scherbenhaufen zusätzlich angewachsen, vor dem der Senat in vielen Bereichen stand. Er nickte Palma daher dankend zu, als ihn dieser darüber informierte und war bereits gespannt, ob dieses Thema tatsächlich noch während seines Consulats zur Abstimmung gebracht werden würde. Auch das Programm des Decimers und das geplante Opfer schienen bei Palma auf Wohlwollen zu stoßen.


    "Ich denke es wäre gut die Saturnalien abzuwarten und dann Ende Ianuarius, Anfang Februarius einen Termin zu finden. Einen genauen Tag werde ich mit den Priestern abstimmen, sofern diese Zeitspanne auch deine Zustimmung findet."

    Als Serapio aufsprang und Livianus Arm von sich stoß, wich der Decimer erschrocken einen Schritt zurück und sah seinem ein wenig verstört Sohn hinterher. Hatte während der Gefangenschaft der Wahnsinn seinen Geist vernebelt? In einem solchen Geisteszustand hatte er seinen Sohn noch nie erlebt. Im ersten Moment befürchtete Livianus sein Sohn wolle davonlaufen, doch kurz darauf blieb er stehen und drehte sich um. Eine Mischung aus Verwirrung, Panik und Hilflosigkeit waren aus Serapios Gesichtszügen abzulesen, als er kurz darauf wieder kurz zu seinen Vater sah und sein Gesicht dann mit seinen Händen bedeckte. Nun ging Livianus wieder auf ihn zu und schloss ihn in seine Arme, wie er es oft vor langer Zeit gemacht hatte. Eine Zeit die nun so weit zurück zu liegen schien, dass sie unwirklich wirkte.


    "Faustus?" fragte er erneut.

    Da war er schon wieder. Der Name dieses Senators, um den sich alles Geschehen in Rom zu drehen schien. Doch Livianus hatte nicht lange Zeit sich darüber Gedanken zu machen, sondern schaute stattdessen seinen Patron einen kurzen Moment lang etwas verwirrt an. Oleander? Er ging jedoch davon aus, dass Quarto nicht nur die Büsche, sondern auch das dazugehörige Peristyl wiederhaben wollte.


    "Das kann ich gut verstehen. Ich hoffe es wird keine Komplikationen geben und Palma zeigt sich einsichtig."


    Da es sich gerade anbot, ergriff der Decimer die Chance seinen Patron direkt auf ein Thema anzusprechen, mit dem sich wohl viele andere Senatoren und Würdenträger im Reich ebenfalls beschäftigten.


    "Wenn du mir die Frage erlaubst, wie denkst du über die Einsetzung Palmas als neuen Princeps? Hat er deine Unterstützung? Er hat dem Senat ein Testament deines Bruders vorgelegt, wie man mir berichtet hat. Hast du es zufällig gesehen?"

    "Mit Verlaub Senator Duccius, den Vorschlag einer Abstimmung darf jeder Senator einbringen."


    Livianus setzte sich mit einer abwinkenden Handgeste wieder und schüttelte verärgert den Kopf. Dieser Duccius wusste doch nicht was er wollte. Zuerst das eine, dann das andere. Auch wenn er kein Unterstützer des Tiberiers war, hatte er dennoch gute Gründe ihn bei den Tresviri unterbringen zu wollen. Nach all den Anfeindungen und Wortgefechten mit den Patriziern war es aus seiner Sicht wichtig nun nicht auf Stur zu schalten, sondern ihnen in dieser Angelegenheit entgegenzukommen. Schließlich wollte er in seiner kommenden Amtszeit ein produktives Arbeitsklima und nicht ständig nachtragende Patrizier, die seine Vorhaben nur blockierten oder alles zu Tode diskutierten, weil er ihren Vorzugskandidaten zu den Straßenkehrern geschickt hatte. Er sah daher keinen Grund von seiner Meinung abzurücken.


    Doch er hatte guten Willen gezeigt und zumindest der Aurelier, war darauf eingegangen. Wenn Senator Duccius diese Diskussion wieder von vorne beginnen wollte, um seine Meinung vielleicht ein drittes Mal zu ändern, dann sollte man ihm den Spaß wohl lassen. Ändern würde das vermutlich nichts, denn neben Livianus hatten sich bereits Quarto, Macer und der Aurelier für die Einsetzung des Tiberiers bei den Tresviri ausgesprochen und auch Consular Furianus würde wohl nicht anders denken. Es gab zwar keinen ersichtlichen Grund, warum diese Männer plötzlich alle ihre Meinungen ändern sollten, aber dennoch war Livianus gespannt, ob der Duccier sich vielleicht doch noch als ein so herausragender Motivator und Meinungslenker herausstellte und das Blatt gegen aller Verständnis wenden konnte.


    Sim-Off:

    Es ist wirklich toll, dass der Spieler das SIMOFF so sieht und hätten wir das früher gewusst, dann hätte man darauf eingehen können. Aber ich verstehe nicht, warum sich nun nach diesem Diskussionsfortschritt die Meinungen der meisten hier ohne ersichtliche SIMON-Motive wie die Windräder drehen sollten. ?(

    "Ich verstehe. Dann bleibt mir nur abzuwarten, ob sich in nächster Zeit Gelegenheit ergibt ihn kennen zu lernen."


    Livianus musste kurz einen Schritt zur Seite machen, da sich ein Consular samt Gefolge anscheinend auf den Weg nach Hause machte und ausgerechnet bei den beiden Gesprächspartnern vorbei musste. Als die kleine Prozession vorbei war, widmete er sich wieder ganz Macer.


    "Wie schätzt du eigentlich die derzeitige Stimmung im Senat ein? Salinator hat ja einige Senatoren während seiner Amtszeit einberufen und andere wurden vertrieben, die nun ihre Plätze in unseren Reihen wiederfinden. Sind noch Nachwähen des Bürgerkriegs zu spüren, oder ist der Senat soweit wieder arbeitsfähig?"

    Livianus sah auffordernd in die Richtung des amtierenden Consuls. Wann hatte dieser Mann endlich vor seine Aufgaben zu erfüllen und Ordnung in diese Sitzung zu bringen. Kaum hatte man das Gefühl einen Konsens erwirkt zu haben, kam der nächste und änderte seine Meinung. Er erhob sich also neuerlich und sah in Richtung Consul.


    "Da ich das Gefühl habe wir drehen uns im Kreis und ich mittlerweile nicht mehr folgen konnte, wer für welche Konstellation ist, schlage ich vor betreffend der Besetzung der Tresviri eine kurze eindeutige Abstimmung einzuleiten. Decimus Aquila und Tiberius Lupus zu den Tresviri. Ja oder Nein?"


    Livianus Meinung war ja bereits bekannt. :dafuer:

    "Ich danke dir Celeste. Und nun werde ich dich nicht weiter aufhalten."


    Livianus deutete mit der Hand in die Richtung des Ganges, aus der er gekommen war und wollte ihr gerade erklären, wie sie zum Tablinum gelangte, als eine Sklavin um die Ecke bog.


    "Melitta! Zeig der jungen Dame den Weg zum Tablinum."


    Das Sklavenmädchen nickte und lächelte Celeste erwartungsvoll an, während Livianus sich verabschiedete.


    "Ich wünsche dir also noch einen schönen Tag Celeste. Man sieht sich."

    Livianus lauschte andächtig den Ausführungen seines Sohnes als dieser plötzlich unterbrach. Irgendetwas schien mit Serapio nicht zu stimmen.


    "Faustus?"


    Der Decimer erhob sich ruckartig von seinem Stuhl und ging die wenigen Schritte auf seinen Sohn zu. Dieser zitterte am ganzen Körper und starte mit einem abwesenden Blick durch seinen Vater hindurch. Livianus legte ihn die Hand auf seine Schulter und drückte ein wenig zu, um auf sich aufmerksam zu machen. Serpaio versuchte irgendetwas zu sagen, doch es kam kein Ton aus seinem Mund.


    "Faustus?! Was ist mit dir?"

    "Sehr gut. Dann werde ich so bald wie möglich die Baustelle besichtigen und mir selbst ein Bild machen."


    Zufrieden nickte Livianus seinem Patron zu. Gleich darauf betrat ein Sklave den Raum und gab dem Hausherrn unauffällig ein Zeichen, dass der Hauptgang nun bereit wäre serviert zu werden. Mit einer kurzen Handgäste gab Livianus zu verstehen, dass man beginnen konnte. Kurz darauf schwärmten einige Haussklaven bei der Türe herein, räumten den Tisch ab und brauchten stattdessen neue Platten mit Speisen in das Triclinium. Binnen wenigen Augenblicken verteilte sich ein köstlich duftender Geruch im ganzen Raum, der einen noch mehr den Appetit anregte, als die bereits abgeräumten Vorspeisen. Als alles auf dem Tisch stand und die meisten Sklaven sich zurückzogen, während andere noch schnell Getränke nachschenkten, forderte der Hausherr seine Gäste auf sich nicht zurückzuhalten.


    "Bitte greift zu. Ich hoffe es trifft eure Geschmäcker."


    Gleichzeitig nutzte er diese kurze Unterbrechung um das Thema zu wechseln. Es war nun genug über ihn selbst gesprochen worden. Nun war es interessant, welche Pläne Quarto in nächster Zeit verfolgte.


    "Hast du mit Palma schon gesprochen, seit deiner Rückkehr nach Rom? Die Lösung, deine Familie in der Casa Germanica unterzubringen, sollte doch nicht von Dauer sein nehme ich an? Denkst du Palma wird euch zurück in den Domus Aeliana lassen?"

    "Wie sieht es mit dir aus?" warf Livianus nach kurzer Gedankenpause in den Raum und nickte seinem jungen Verwandten mit einem Lächeln auffordernd zu.


    "Du bist noch sehr jung, aber diese Aufgabe könnte sehr lehrreich für dich sein. Und natürlich musst du sie nicht alleine bewältigen. Ich werde dir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ursus war ein guter Mann, aber als Legionslegat war es schon immer schwierig für ihn die Factio zu leiten. Treffen konnten, wenn sie einmal stattfanden, nur außerhalb des Pomeriums passieren und auch der Zugang zum Circus Maximus blieb ihm dadurch verwehrt. Eine Neubesetzung des Amtes ist also schon lange überfällig. Da sollten wir uns nichts vormachen. Und ich halte dich für durchaus fähig dieses Aufgabe zu meistern."

    "Das werde ich tun." versicherte Livianus seinem Patron.


    Sein Ratschlag oder auch seine aktive Mitarbeit wären bestimmt eine große Erleichterung für diese Aufgabe. Auch wenn das Projekt die letzten Jahre geruht hatte, so gab es vermutlich kaum jemanden, der mehr darüber wusste als Quarto. Die erste Frage zum richtigen Prozedere tauchte bereits auf und Livianus war sich nicht zu gut, einfach nachzufragen.


    "Denkst du es wird wieder notwendig sein eine Senatskommission ins Leben zu rufen oder kann ich die Abschlussarbeiten als Consul in Eigenverantwortung überwachen?"

    "Die politische Kultur ist bestimmt nicht gebrochen. Da kann ich dir zustimmen. Doch einigen Senatoren fehlt es leider an Taktgefühl und vor allem den notwendigen Umgangsformen, die eine solche Position eigentlich voraussetzen sollte, wie mir scheint."


    Natürlich wäre es naiv gewesen zu glauben Palma wäre nicht genauestens über die Vorgänge im Senat unterrichtet. Doch wenn dem so war, wusste er dann auch nur zu gut, bei wem das Problem lag. Livianus hielt seine Aussagen vorerst sehr allgemein, denn vielleicht hatte der eine oder andere Senator ja nicht aus Eigeninteresse so gehandelt, wie er es getan hatte.


    "Es kommt mir vor, als würden im Senat derzeit die alten Gräben zwischen Patriziern und Plebejern wieder Aufreißen, die wir lange vor dem Bürgerkrieg bereits überwunden glaubten. Und sehr oft sind dieselben Personen darin involviert. Man könnte fast meinen es stecke eine Absicht dahinter. Aber unter Umständen könnte sich das auch sehr schnell ändern, wenn man etwa dem einen oder anderen Senatsmitglied, vielleicht im Kreise des gleichen gesellschaftlichen Standes, noch einmal den Sinn der Institution Senat erklären und sie zu mehr Weitblick auffordern würde. Denn das letzte, was Rom und das Volk derzeit brauchen ist ein zerstrittener Senat bei dem nur Standesdünkel im Vordergrund stehen."


    Mit ziemlicher Sicherheit wusste Palma, welche seiner Standeskollegen Livianus meinte. Doch um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen, denn immerhin konnte das schlechte Verhalten eines Klienten auch irgendwann auf den Patron zurückfallen, verzichtete er darauf Namen zu nennen.


    "Ich habe in jedem Fall vor als Consul und Princeps Senatus, wie es das Gesetzt vorsieht, für den Erhalt von Moral, Ordnung und Disziplin im Senat zu sorgen und werde wenn notwendig hart durchgreifen. Zu diesem Zwecke möchte ich auch die internen Senatsrichtlinien überarbeiten und in explizierter Form, vielleicht auch gesetzlich verankert, niederschreiben lassen. Doch bis dahin liegt noch einiges an Arbeit vor mir.


    Was meine sonstige Agenda betrifft, so möchte ich dich nicht mit Details langweilen, sondern nur einige Punkte herausgreifen, die mir wichtig erscheinen. Zum einen ist es der Wunsch einiger Senatoren, das Ulpianum endlich fertigstellen zu lassen, um es im Anschluss mit einem Festakt seiner Bestimmung zuzuführen. Des Weiteren habe ich vor ein augurium salutis in Auftrag zu geben, sowie ein großes Opfer gemeinsam mit dem gesamten Senat und den Magistraten des Cursus Honorum im Beisein des römischen Volkes darzubringen. Auch unseren Göttern gegenüber sollten wir Einigkeit demonstrieren und zeigen, dass wir nach diesem Bürgerkrieg alle Feindseligkeiten abgelegt haben und der umfassende Friede im Römischen Reich wieder hergestellt ist. Es wäre daher ein wichtiges Zeichen für unser Volk, wenn auch du diesem Opfer beiwohnen würdest, sofern es deine Zustimmung findet."

    Nun erhob sich wieder Livianus und wirkte ein wenig genervt, als er kurz in Richtung des Aureliers sah. Merkte dieser Mann nicht, dass er die Situation für seinen Klienten nur noch verschlechtern konnte. Die Einsetzung Aquilas zum Tresviri war doch bereits so gut wie beschlossene Sache. Wenn er nun auch noch Hungaricus dazu brachte sich gegen den Tiberier auszusprechen, so war dieser letzten Endes das einzige Opfer dieser beschwerlichen Diskussion. Der Decimer wandte sich daher an den Senat.


    "Um diese ganze Sache zu verkürzen möchte ich feststellen, dass Consular Flavius und Senator Aurelius mitsamt ihren Anhängern sich gegen die Zuteilung von Decimus Aquila zu den Tresviri ausgesprochen haben und im Gegenzug Consular Aelius, Aedilis Duccius und ich sowie unsere Anhänger für die Einsetzung in dieses Amt sind. Sollten sich alle anderen also nach wie vor ihren Stimmen enthalten, ist es Leidig über eine Tatsache zu diskutieren, die bereits beschlossene Sache zu sein scheint. Um beiden Seiten also Genüge zu tun und auch die Wünsche der Kandidaten zu berücksichtigen sollten wir uns darauf einigen sowohl Decimus Aquila als auch Tiberius Lepidus den Tresviri zuzuteilen. Sind alle mit diesen Vorschlag einverstanden?"


    So verhärtet wie die Fronten schienen bot dies einen guten Ausweg für die Patrizier ihren Kandidaten doch noch ohne Rückzugsgefecht oder Gesichtsverlust im gewünschten Amt unterzubringen. Sie brauchten nun nur noch mit einer ärgerlichen Mine zustimmend abnicken und im Anschluss ihren Anhängern Livianus als den Missetäter zu präsentieren, der diesen Vorschlag vorgebracht hatte.

    Nach der ersten recht verbitterten Reaktion seines Sohnes wollte Livianus bereits ansetzen ihn zu maßregeln, doch da Serapio gleich darauf doch noch zu erzählen begann, ließ er es vorerst auf sich bewenden. Aufmerksam folgte er den Schilderungen seines Sohnes und wägte die Fragen ab, die er im Anschluss daran stellte. Er versuchte dabei sachlich und vorerst neutral zu bleiben. Wichtig war lediglich einmal alle Fakten zu kennen und zu verstehen.


    "Langsam Faustus. Eines nach dem Anderen. Wenn ich mich recht entsinne, dann hat es in einem Artikel der Acta geheißen, dass du Palma zum Kreis der Verschwörer zählst, die den Kaiser ermorden ließen? Doch was du mir nun geschildert hast, ist nichts anderes als die Ausrufung eines Gegenkaisers, wie sie bereits das eine oder andere Mal in den über hundert Jahren seit dem Bestehen des Principats vorgekommen ist. Erinnere dich nur an das Vierkaiserjahr, über das du in deinem Geschichtsunterricht als junger Knabe gehört hast.


    Du weißt, dass ich kein Freund des Vesculariers war und auch ich selbst habe an der Rechtmäßigkeit seiner Thronbesteigung gezweifelt. Doch welche Beweise lagen gegen Durus vor und wo genau kam Palma ins Spiel, als es um die Ermordung Kaiser Valerianus ging? Ich sehe da im Moment keinen Zusammenhang mit der Ausrufung Palmas zum Gegenkaiser."

    "Sehr gut. Dann sind wir uns also einig."


    Livianus lächelte zufrieden. Dann überlegte er kurz, wann ein guter Tag wäre, an dem der junge Aelier das erste Mal vorbeikommen könnte, um alles weitere zu besprechen. Er hatte seinen Terminkalender nicht zur Gänze im Kopf, dafür hatte er seinen Scriba, doch sollte er auf etwas vergessen haben, dann musste Callinus ein einfach verschieben. Der Sohn seines Partons ging vor.


    "Da es bereits einiges für meinen Amtsantritt vorzubereiten gibt bei dem du mir behilflich sein könntest und ich mir Zeit nehmen möchte dich kennen zu lernen, erwarte ich dich in drei Tagen nach der Salutatio meiner Klienten, um mit dir alles weitere zu besprechen."


    Dann wandte er sich wieder Quarto zu, da ihm in Bezug auf das bevorstehende Consulat etwas einfiel, das er vor einiger Zeit mit Sedulus besprochen hatte.


    "Apropos Amtsantritt. Wie ich bereits erwähnte waren vor kurzem Avarus und Sedulus bei mir. Senator Sedulus eröffnete mir dabei, dass er gerne sehen würde, wenn das Ulpianum endlich in voller Größe seiner Bestimmung zugeführt wird. Da ich es immer als dein Projekt angesehen habe, möchte ich in dieser Angelegenheit nicht ungefragt Entscheidungen treffen. Er berichtete mir jedoch, dass es teilweise schon als Steinbruch herhalten muss. Wir sollten daher mein Consulat nutzen und uns etwas überlegen. Das soll deinen bisherigen Einsatz keinesfalls schmälern. Ich könnte dabei lediglich als erneuter Initiator dienen."

    "Ich vertraue der Einschätzung meines Sohnes. Wenn du ihm gut gedient hast und er mit deiner Arbeit zufrieden war, so wirst du ebenso gut dem jungen Aquila zu Diensten sein. Gutes Personal wird zudem immer eine sichere und gut bezahlte Anstellung bei uns finden. Solltest du bei deiner neuen Tätigkeit nicht genügend ausgelastet sein, so bin ich mir sicher, dass wir ein weiteres Tätigkeitsfeld für dich finden werden. Ich selbst bin vor kurzem zum Consul für die kommende Amtsperiode gewählt worden und habe daher bestimmt auch immer einen Auftrag parat, den ich dir zuweisen kann. Du kannst also gerne bei mir hin und wieder vorbeischauen. Auch finanziell sollte es nicht zu deinem Nachteil sein."


    Livianus machte sich bereits Gedanken darüber, wie sein Scriba Callinus die zusätzliche Arbeit, die während des Consulats auf sie zukam, bewältigen würde. Eine zusätzliche hilfreiche Hand war da bestimmt nicht fehl am Platze. Und warum einen weiteren Scriba einstellen und einarbeiten, wenn bereits hier jemand zur Verfügung stand, mit dem man in der Familie gute Erfahrungen gemacht hatte.