"Die politische Kultur ist bestimmt nicht gebrochen. Da kann ich dir zustimmen. Doch einigen Senatoren fehlt es leider an Taktgefühl und vor allem den notwendigen Umgangsformen, die eine solche Position eigentlich voraussetzen sollte, wie mir scheint."
Natürlich wäre es naiv gewesen zu glauben Palma wäre nicht genauestens über die Vorgänge im Senat unterrichtet. Doch wenn dem so war, wusste er dann auch nur zu gut, bei wem das Problem lag. Livianus hielt seine Aussagen vorerst sehr allgemein, denn vielleicht hatte der eine oder andere Senator ja nicht aus Eigeninteresse so gehandelt, wie er es getan hatte.
"Es kommt mir vor, als würden im Senat derzeit die alten Gräben zwischen Patriziern und Plebejern wieder Aufreißen, die wir lange vor dem Bürgerkrieg bereits überwunden glaubten. Und sehr oft sind dieselben Personen darin involviert. Man könnte fast meinen es stecke eine Absicht dahinter. Aber unter Umständen könnte sich das auch sehr schnell ändern, wenn man etwa dem einen oder anderen Senatsmitglied, vielleicht im Kreise des gleichen gesellschaftlichen Standes, noch einmal den Sinn der Institution Senat erklären und sie zu mehr Weitblick auffordern würde. Denn das letzte, was Rom und das Volk derzeit brauchen ist ein zerstrittener Senat bei dem nur Standesdünkel im Vordergrund stehen."
Mit ziemlicher Sicherheit wusste Palma, welche seiner Standeskollegen Livianus meinte. Doch um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen, denn immerhin konnte das schlechte Verhalten eines Klienten auch irgendwann auf den Patron zurückfallen, verzichtete er darauf Namen zu nennen.
"Ich habe in jedem Fall vor als Consul und Princeps Senatus, wie es das Gesetzt vorsieht, für den Erhalt von Moral, Ordnung und Disziplin im Senat zu sorgen und werde wenn notwendig hart durchgreifen. Zu diesem Zwecke möchte ich auch die internen Senatsrichtlinien überarbeiten und in explizierter Form, vielleicht auch gesetzlich verankert, niederschreiben lassen. Doch bis dahin liegt noch einiges an Arbeit vor mir.
Was meine sonstige Agenda betrifft, so möchte ich dich nicht mit Details langweilen, sondern nur einige Punkte herausgreifen, die mir wichtig erscheinen. Zum einen ist es der Wunsch einiger Senatoren, das Ulpianum endlich fertigstellen zu lassen, um es im Anschluss mit einem Festakt seiner Bestimmung zuzuführen. Des Weiteren habe ich vor ein augurium salutis in Auftrag zu geben, sowie ein großes Opfer gemeinsam mit dem gesamten Senat und den Magistraten des Cursus Honorum im Beisein des römischen Volkes darzubringen. Auch unseren Göttern gegenüber sollten wir Einigkeit demonstrieren und zeigen, dass wir nach diesem Bürgerkrieg alle Feindseligkeiten abgelegt haben und der umfassende Friede im Römischen Reich wieder hergestellt ist. Es wäre daher ein wichtiges Zeichen für unser Volk, wenn auch du diesem Opfer beiwohnen würdest, sofern es deine Zustimmung findet."