Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Livianus hatte sich sehr viel Zeit gelassen um darüber nachzundenken und abzuwägen, ob eine Kandidatur zu diesem Zeitpunkt richtig war oder nicht und kam daher nur wenige Tage vor Ende der Meldefrist zum Haus des amtierenden Konsuls. Wenn ihm sein frei gewähltes Exil in Hispania eines gezeigt hatte, dann das er noch nicht bereit für den vozeitigen Ruhestand war und bestimmt noch viel bewirken konnte, wenn man ihm ließ. Natürlich hätte er den einfacheren Weg wählen und bei Palma um ein neues Kommando oder ein höheres Senatorenamt ansuchen können. Doch trotz der guten Aussichten auf einen lukrativen Posten in den Provinzen, hatte sich dazu entschlossen den ehrenamtlichen Cursus Honorum weiter zu beschreiten und für das Konsulat zu kandidieren. Er sah es dabei durchaus als Vorteil an, dass er zwar seine persönliche Fehde mit Salinator ausgefochten hatte, doch während des Bürgerkriegs neutral geblieben war.


    Während einer der Sklaven voraus eilte, um Livianus beim Iainitor anzukündigen, stieg Livianus aus seiner Sänfte, die direkt vor dem Haus des amtierenden Konsuls halt gemacht hatte. Er richtete die Falten seiner Toga zu recht und schritt auf den Eingang zu, an den der Sklave gerade geklopft hatte.

    Natürlich war Livianus klar, dass eine Gefangenschaft nie einfach zu ertragen war. Er selbst hatte schließlich während und nach dem Krieg gegen die Parther lange Zeit in ihrer Gefangenschaft verbracht. Für eine Frau war noch viel schlimmer als für einen Mann. Die Gefängniswärter waren mitunter sehr grausam zu ihren Gefangenen und gerade für eine Frau, gab es schlimmeres Leid zu erfahren als plumpe zugefügte Schmerzen. Doch Livianus war auch klar, dass es wenig Sinn hatte näher darauf einzugehen oder gar nachzufragen. Hatte Seiana etwas zu erzählen, dann war es besser wenn es von ihr ausging. Alles in allem hatte der Decimer genug gehört um bereits nach diesem kurzen Gespräch zu begreifen, dass das Ende des Bürgerkriegs alles andere als Einfach für seine Familie hier in Rom gewesen war.


    "Es ist gut zu hören, dass unsere Familie doch noch Verbündete hat, die sich auch in schwierigen Zeiten unserer Freundschaft erinnern. Und abgesehen von Faustus. Gibt es sonst noch etwas, dass sofort meiner Aufmerksamkeit bedarf?"


    Nun wo Livianus wieder in Rom war, konnte er versuchen nach und nach gemeinsam mit Seiana und den anderen Decimern den Nachwehen der Belagerung entgegenzuwirken. Doch vielleicht waren auch noch andere Verwandte in Gefangenschaft oder Freunde und Verbündete die Hilfe brauchten.

    "Genau so ist es" sagte Livianus seiner Nichte zustimmend.


    "Wichtig ist, dass du nun hier bist, dass ihr beide hier seit und lebt. Über alles andere werden wir in Ruhe reden, nachdem du dich ausgeruht hast Faustus."


    Natürlich hätte Livianus gerne mehr mit Serapio nach all dieser Zeit und all den Geschehnissen der letzten Monate gesprochen, doch er sah, dass es in diesem Zustand wenig Sinn machte seinen Sohn noch länger von der dringend benötigten Ruhe abzuhalten. Nun wo er hier in Sicherheit war, blieb ihnen alle Zeit der Welt für klärende Gespräche. Vordringlich war nun, dass Serapio gewaschen und die teilweise sichtbaren Schürfwunden versorgt wurden. Und er hatte auch einiges an Schlaf aufzuholen. Livianus kannte diese Erschöpfung selbst nur all zu gut von seiner eigenen Gefangenschaft bei den Parthern. Er wollte die Sklaven rufen, wandte sich aber dann doch an Seiana.


    "Ich denke wir sollten ihn nun Ruhe gönnen. Man soll ihn vorher waschen und seine Wunden versorgen. Kümmerst du dich bitte darum."


    Er dachte das Seiana vielleicht gern selbst noch ein wenig Zeit bei ihrem Bruder verbringen wollte und den Sklaven daher zur Hand gehen oder sie zumindest anweisen konnte.


    "Doch nur das nötigste, damit er bald seine Ruhe hat. Morgen werden wir weitersehen."

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    Callinus


    Callinus sah die Stationaria verwirrt an. Warum mit der Gens Decima sprechen? Er wurde doch von der Gens Decima geschickt? Er war befugt! Als ihr Blick wieder nach unten wanderte, hatte der Scriba kurz die Hoffnung, sie würde in irgendwelchen Unterlagen nachsehen, die auf ihrem Schreibtisch lagen. Doch stattdessen betrachtete sie ihre… Fingernägel?! Irgendwie verunsicherte ihn diese Frau ein wenig. Vielleicht hätte er es doch in einem anderen Officium versuchen sollen. Callidus räusperte sich um einen Neustart zu wagen.


    "Ähm….. Verzeihung. Ich glaube du hast mich missverstanden. Ich bin Callidus, Scriba Personalis des Senators Decimus Livianus. Er hat mich geschickt um einige Dinge betreffend der Familienwertkarte zu klären. Bist du dafür zuständig?"






    SCRIBA PERSONALIS - MARCUS DECIMUS LIVIANUS

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    Callinus


    Im Auftrag seines Herrn hatte sich Callinus auf den Weg zum Sitz der Provinzverwaltung gemacht, der auch die Kanzlei des Cursus Publicus beherbergte. Um nicht gleich ganz oben in der Hierarchie zu beginnen, suchte der Sklave zuerst das Officium des hier zuständigen Stationarius und klopfte, bevor er eintrat.


    "Salve! Ich würde gerne mit einem Verantwortlichen über die Familienwertkarte der Gens Decima sprechen. Bin ich hier richtig?"






    SCRIBA PERSONALIS - MARCUS DECIMUS LIVIANUS

    Als schließlich auch Seiana das Zimmer betrat, sich neben Serapio setzte und seine Hand nahm, kam auch Livianus trotz des erbärmlichen Zustands seines Sohnes die letzten Meter auf ihn zu, um ihn in seine Arme zu schließen. Er fasst Serapios zerzaustes und fettiges Haar mit beiden Händen und drückte den Kopf seines Sohnes an seine Brust. All der Gestank und der Dreck, der sich nun auch auf Livianus übertrug waren in diesem Moment vergessen.


    "Mein Sohn! Ich bin so froh das du noch lebst."


    Dann versuchte er Serapios Aufmerksamkeit auf Seiana zu lenken. Auch wenn er ihn als seinen eigenen Sohn ansah, so war er sich bewusst, dass das Band zwischen den Geschwister immer fester sein würde, als das, welches er selbst zu Serapio im Laufe der Jahre knüpfen konnte. Er glaubte daher, dass sie in diesem Moment ein wesentlich größerer Halt für Serapio war, als er selbst.


    "Schau nur. Deine Schwester ist auch hier Serapio."

    „Ganz sicher wollte sie an ihm ein Exempel statuieren. Man hätte ihn genauso gut unter Hausarrest stellen können. Im Carcer… der höchste Reichspräfekt und ein Decimer noch dazu. Und sogar dich haben sie eingesperrt. Es ist eine Schande, dass Palma so agiert. Es sollte es besser wissen.“


    Livianus schüttelte den Kopf und überlegte. Natürlich hatte er einige alte Kontakte die man unter Umständen auch recht rasch wieder anwerfen konnte, doch er wusste nicht, in wie weit ihm diese weiterhalfen. Das Reich hatte einen großen Umbruch erlebt und die meisten der hochrangigen Posten waren soweit er gehört hatte mit Protegés des neuen Kaiser besetzt. Es war also anzunehmen, dass auch seine Kontakte nichts halfen. Er seufzte tief, ehe er seine Nichte antwortete.


    "Heute ist es ohnehin schon zu spät. Wir müssen auf morgen warten. Ich werde versuchen einige meiner alten Kontakte anzukurbeln oder selbst bei diesem verdammten Palma vorsprechen."


    Der Decimer sah konnte es nicht fassen, dass der Cornelier sich erdreistete Mitglieder seine Familie in das Gefängnis zu stecken, nach all dem was er und die Decimer für dieses Reich getan hatten. Mit einem Mal stieg eine weitere Besorgnis in ihm auf. Ein wenig zurückhaltend fragte er daher nach.


    "Dir geht es doch wieder gut oder? Man hat dich anständig behandelt während deiner Gefangenschaft"

    Der Decimer nahm die Einladung sich zu Corvus zu setzen gerne an und nickte dem Mann noch einmal dankend zu, den der Germanicer etwas unsanft von seinem Sitzplatz vertrieben hatte. Dann verfolgte er gespannt die Eröffnungsrede des Ädilen. Auch er hatte gehört, dass dieser Vala nicht gerade ein gutes Händchen für Spiele hatte, doch aus seiner Zeit als Aedilis wusste er nur zu gut, dass es keine einfache Aufgabe war, dass zur Stimmung des Volkes passende Programm zu finden. Etwas das in der einen Woche noch mit großem Jubel und tosendem Applaus aufgenommen wird, konnte in der darauffolgenden Woche mit großem Unmut und entsprechenden Buhrufen aufgenommen werden. Doch im Grunde hatte Corvus Recht. Vor allem in Zeiten wie diesen waren schlechte Spiele besser als überhaupt keine Spiele. Egal wie sie ausgingen, die Leute hatten etwas, über das sie Tratschen konnten und das sie dadurch vom Alltag ablenkte. Livianus nutzte die Gelegenheit bis zum Beginn des ersten Programmpunktes um Corvus nach diesem Ädilen zu fragen.


    "Was weißt du eigentlich über diesen Duccius Vala? Er soll ja trotz seiner jungen Jahre bereits einen sehr kometenhaften Aufstieg hinter sich haben und dem neuen Kaiser nahe stehen. Ich muss gestehen, ich bin auf seinen Namen erst nach meiner Rückkehr nach Rom aufmerksam geworden. Davor habe ich nicht wirklich etwas von ihm gehört."


    An
    Lucius Aelius Quarto
    Casa Germanica
    Roma, Italia


    Mein lieber und geschätzter Patron,


    zu meiner großen Erleichterung habe ich erfahren, dass du wohl auf bist und dich in der Casa Germanica befindest. Es wäre mir eine große Freude, dich in den nächsten Tagen in meinem Haus zu einem gemütlichen Abendessen begrüßen zu dürfen. Es steht dir natürlich frei weitere Gäste mitzubringen.


    Ich hoffe auf deine baldige Zusage


    Vale

    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Senator


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    Avarus brachte die Situation ohne große Umschweife auf den Punkt. Das war es auch, was Livianus über alles an ihm schätzte und daher war er sehr froh, dass dieser seiner Einladung gefolgt war. Manchmal sah man sich natürlich auch mit Aussagen konfrontiert, die man selbst nicht so gerne hören wollte, doch man konnte sich immer darauf verlassen, dass man von Avarus seine kompromisslose Meine zu hören bekam. Natürlich bekam Livianus nur das bestätigt, was er sich schon selbst zusammengereimt hatte, doch es war gut zu erfahren, dass auch andere so wie er dachten, was den neuen Kaiser betraf. Ihm war auch nicht entgangen, dass Avarus Palma so wie auch er selbst bisher kein einziges Mal als Kaiser tituliert hatte.


    Wesentlich wichtiger war jedoch, dass Quarto noch am Leben und wohl auf war. Es war eine Erleichterung zu hören, dass er sich in unmittelbarer Nähe befand und Gast der Germanicii war. Noch dazu nicht alleine. Als direkter Verwandter des ermordeten Kaiser war er und seine unmittelbare Familie der größten Gefahr von allen ausgesetzt gewesen und es war fraglich, ob diese schon vorbei war. Denn nach wie vor stellten die Aelier für jeden der das Reich regierte, ganz gleich wie er heißen mochte, eine Gefahr dar. Konnte auch Quarto als Bruder des ermordeten Kaisers ein Testament vorbringen indem seine Familie als Begünstigte der Thronfolge aufschienen, so wäre ein neuer Bürgerkrieg so gut wie sicher.


    "Ich sehe die Sachlage so wie du Avarus. Mir ist zudem aufgefallen, dass Palma ähnlich wie schon Salinator vor ihm alle wichtigen Schalthebel des Reiches mit seinen Protegés besetzt hat. Ganz gleich ob wichtige Statthalterschaften wie Aegyptus oder die Stadtpräfekten in Rom. Überall hört man Namen von Personen, die sich bisher kaum hervor getan haben."


    Der Decimer schüttelte verständnislos den Kopf.


    "Ich weiß nicht wohin das alles führen wird, aber ich denke ihr werdet mir Recht geben, wenn ich sage das unser vorrangigstes Ziel als Senatoren sein sollte, Rom und dem Reich wieder eine gewisse Stabilität zu geben. Dessen wird sich auch Palma bewusst sein. Und sobald im Senat wieder eine gewisse Routine eingekehrt ist, wird sich auch das Volk beruhigen und mit der Situation abfinden. Daher ist es gut zu hören, dass sich unsere verbannten Kollegen wieder auf den Weg zurück nach Rom befinden. Auch wenn der Senat nicht mehr die Machtfülle republikanischer Zeiten besitzt, so ist er für die Bevölkerung dennoch auch in stürmischen Zeiten immer eine gewisse beruhigende Konstante gewesen."


    Livianus nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Becher und man konnte merken, wie sich seine Stimmung schlagartig änderte. Bisher hatte er sehr freundlich und gut gelaunt gewirkt, doch nun wurde er sichtlich ernster und nachdenklicher.


    "Wie ihr sicher gehört habt, wurde mein Sohn seines Amtes als Praefectus Praetorio enthoben und gefangen genommen. Er wurde uns letzte Nacht in einem erbärmlichen Zustand zurückgebracht und befindet sich nun in seinem Zimmer um sich auszuschlafen und zu erholen. Ich denke es wird noch Wochen dauern, bis er wieder richtig auf die Beine kommt. Ich möchte ehrlich zu euch sein. Ich weiß noch nicht so Recht wie ich mit dieser Situation umgehen soll.


    Natürlich ist mir bewusst, dass er sich letztendlich auf der falschen Seite dieses Bürgerkriegs befunden hat und wie ihr der Acta entnehmen konntet, war er es, der die Wahrheit über die Ermordung Valerianus aufgedeckt hat. Im Grunde genommen muss ich also froh darüber sein, dass er überhaupt lebend das Gefängnis verlassen hat."


    Nun schlug die Stimmung des Decimers deutlich in Wut über und auch wenn er vor seinen Freunden besonnen wirken wollte, konnte er einen gewissen Zorn in seiner Stimme nicht unterdrücken.


    "Aber er war immerhin der Preafectus Praetorio verdammt nochmal! Der oberste Präfekt des Reiches! Ich muss euch nicht erzählen was meine Familie wie euch die eure für dieses Reich schon alles getan und auch geopfert hat. Der Dank dafür ist, dass man meinen Sohn wie ein Tier in ein finsteres Loch sperrt, wo ihm Nahrung verwehrt wurde und er in seinen eigenen Exkrementen hausen musste?! Man hätte ihn auch genauso gut unter Hausarrest stellen oder ihm zumindest eine der angenehmeren Zellen zuteilen können. Ich würde diesen Palma am liebsten…."


    Livianus verkniff es sich diesen Satz zu beenden. Er hatte sich schon genug in Rage geredet und hoffte innständig, dass ihm seine Freunde dies verzeihen und ihm einen Ratschlag geben konnten. Er konnte das Geschehene doch nicht einfach Ignorieren. Es ging immerhin um seinen Sohn.

    "Im Carcer?" fragte Livianus entsetzt nach. Er hatte etwas in der Art natürlich befürchtet, schließlich war auch ihm in Hispania zu Ohren gekommen, dass Serapio in diesem Bürgerkrieg auf Salinators Seite stand. Auch Seiana hatte in ihren Briefen das eine oder andere erwähnt und sich bemüht, es möglichst neutral zu schrieben. Aber Livianus konnte oft zwischen den Zeilen herauslesen wie es in Rom in etwa aussah.


    Er hatte sich damals auch bewusst dazu entschieden Serapio seinen eigenen Weg einschlagen zu lassen und ihn nicht zu belehren, was das Beste für ihn sei. Sein Adoptivsohn war schließlich ohne sein Zutun in die höchsten Ränge der römischen Hierarchie aufgestiegen und letztendlich Praefectus Praetorio geworden. Ein Amt, dass über allen Ämtern stand, die Livianus bisher erreicht hatte. Einen solchen Mann gab man eventuell Ratschläge, aber man verbot ihm nichts.


    Als er sich wieder halbwegs gefangen hatte nickte er ungewöhnlich bedächtig und gefasst für eine solche Nachricht. Es hatte keinen Sinn unnötig in Panik zu verfallen. Seiana hatte bereits angekündigt, dass die Familie ihn brauchte und nun musste er beweisen, dass er dieser Anforderung gerecht wurde.


    "Hat Palma etwas verlautbaren lassen? Was haben sie mit ihm vor? Können wir irgendetwas unternehmen?"


    An
    Herius Claudius Menecrates
    Villa Claudia
    Roma, Italia


    Mein lieber Menecrates,


    ich habe gehört, dass du dein Kommando über die Legio II vor einigen Monaten niedergelegt hast und dich nun in Rom befindest. Da auch ich seit kurzem wieder in Rom bin, würde ich mich freuen, mit dir auf alte Zeiten anzustoßen und ein wenig über die neuen Zeiten zu plaudern. Ich möchte dich dazu herzlich in die Casa Decima einladen. Sollte es deine Zeit erlauben, so steht dir meine Türe jederzeit offen


    Vale

    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Senator


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    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    Stumm wartend beäugten die beiden Träger das Geschehen. Der eine kratzte sich am Bauch. Der andere rückte seine phrygische Mütze zurecht.
    Als die Sklaven mit dem lädierten Decimer im Inneren des Hauses verschwunden waren, und der Ianitor sich den beiden wieder zuwandte, da räusperte der Glubschäugige sich erst einmal umständlich.
    "Via Sacra." sagte er dann mit schwer verständlichem Akzent. Er streckte Ephialtes die geöffnete Hand hin und forderte: "Geld."


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    Ephialtes


    Ephialtes zögerte kurz, als einer der Träger Geld forderte. Doch letztendlich war er froh, dass sie seinen Herrn wohlbehalten hier her gebracht hatten. Es hätte auch ganz anders ausgehen können. Er ging daher kurz in den Hauseingang, wo immer eine kleine Schatulle mit einigen Münzen bereitstand um Boten, Straßenverkäufer oder Träger bezahlen zu können und nahm einen, seiner Meinung nach gerechtfertigten Betrag heraus. Er war sich sicher, dass sich keiner der Herrschaften unter diesen Umständen darüber beschweren würden. Dann kam er wieder heraus und ließ die Münzen in die Hand des Trägers fallen.


    "Hier. Und nun verschwindet."






    IANITOR - GENS DECIMA

    Schnelle laute Schritte waren auf dem Gang zu hören, als Livianus in seinen Holzpantoffel zum Cubiculum seines Sohnes eilte. Ein Sklave hatte ihn geweckt und berichtet, dass sein Sohn in einem augenscheinlich schlechten Gesundheitszustand von zwielichtigen Gestalten gebracht worden war. Livianus nahm sich keine Zeit einen Mantel überzuwerfen sondern schlüpfte in seine Hauspantoffel und machte sich wortlos auf den Weg.


    Beim Zimmer angekommen waren gerade einige Sklaven mit versteinerter Miene dabei es wieder zu verlassen. Livianus, dem das Herz vor Aufregung aus der Brust zu springen drohte, sah sie verwundert an und schob sich an ihnen vorbei in das Zimmer. Er spürte einen kalten Luftzug, der ihm entgegenströmte und dachte kurz an den Morgenmantel, den er vergessen hatte anzuziehen. Dann ließ er seinen Blick durch das dunkle Zimmer schweifen. Die Sklaven hatten keine Kerze angezündet und lediglich vom Gang drang etwas Licht durch die offene Türe. Schließlich sah er eine Gestalt am Bettrand sitzen und ging einen Schritt auf sie zu. War das sein Sohn? Er hätte es nicht sagen können, selbst wenn das Licht im Raum heller gewesen wäre. Seiana hatte gesagt das es ihm nicht gut ging, als sie ihn zuletzt gesehen hatte, doch der Mann der dort saß sah aus wie ein Wilder. Und dieser Geruch der Livianus plötzlich in die Nase kroch. Es stank nach Schweiß und Fäkalien. Selbst das geöffnete Fenster half nicht es zu mildern. Ein Geruch den Livianus selbst sehr gut kannte. Es roch nach Gefängnis.


    Unsicher fragte er "Faustus?"

    "Es freut mich, dass es euren Familien gut geht. Nach solchen Ereignissen ist das immer das wichtigste."


    Nachdem die Begrüßung abgehackt war, deutete Livianus auf die vorbereiteten Klinen.


    "Bitte. Lasst uns doch Platz nehmen."


    Er wartete ab bis sich seine Gäste eine Liege gewählt und in eine bequeme Position gebracht hatten, dann ließ er sich selbst auf der frei gebliebenen nieder. Zwei Sklaven traten ein, reichten den Senatoren mit ägyptischen Hieroglyphen und Ornamenten verzierte Becher und boten Honigwein sowie verdünnten Falerner-Wein an. Auf kleinen Tischchen, die zwischen den Klinen standen, waren Teller mit Obst, Nüsse und süßen mundgerechten Backwaren bereitgestellt.


    "Ich bin erst seit wenigen Tagen zurück in Rom und hatte bisher kaum Gelegenheit Informationen einzuholen wie die allgemeine Stimmung in den Straßen und im Senat ist. Wie du eben richtig sagtest Avarus, gibt es auch bei uns genug familiäre Angelegenheiten die meiner Aufmerksamkeit bedurften.


    Als ich erfahren hatte, dass Rom unter Palmas Kontrolle war, bin ich sofort aus Hispania aufgebrochen. Wie ist eure Einschätzung? Haben wir wirklich alle Nachwehen des Bürgerkriegs überstanden? Palma wurde vom Senat als Imperator eingesetzt. Ich habe gehört es ist ein weiteres Testament aufgetaucht. Ich hoffe diesmal ein echtes. Und diese Vorwürfe, die in der Acta zu lesen waren, von wegen der Verschwörung gegen Kaiser Valerianus und die Beteiligung Palmas am Mord des Kaisers. Hat der Senat Palma dazu befragt? Und was ist mit den Anhängern Salinators? Er hatte ja auch einige Senatoren auf seiner Seite. Sind sie geflohen? Wurden sie gefasst? Wird es Prozesse geben? Habt ihr etwas von unsere verbannten Kollegen erfahren? Vielleicht von meinem Patron Aelius Quarto? Ich habe einen Sklaven zum Palast geschickt, doch soweit ich gehört habe ist er dort auf keine Aelier getroffen."


    Erst jetzt bemerkte Livianus, wie unfreundlich es wirken musste, seine beiden Gäste so mit Fragen zu bombardieren. Doch es gab so viele offene Fragen, so vieles das ihn interessierte und auf das die beiden Senatoren vermutlich Antworten wussten. Entschuldigend und etwas verlegen lächelte er ertappt.


    "Verzeiht mir meine Unhöflichkeit. Es gibt so viele Fragen die mich derzeit beschäftigen. Ich hatte gehofft, dass wir uns bei diesem Treffen ein wenig über die aktuelle Lage austauschen könnten."


    Erwartungsvoll sah er die beiden Männer an und beschloss abzuwarten, was sie von sich aus erzählten, als sie mit seinen Fragen zu überfallen.

    http://img16.imageshack.us/img16/1551/ephialtesianitor.jpg






    Ephialtes


    Ephialtes konnte seinen Herrn gerade noch auffangen, als dieser auf ihn zu stolperte und dabei fast gestürzt wäre. Mit leicht entsetzt wirkendem Gesichtsausdruck musterte der große schwarze Mann dabei erneut die dürre Gestalt, die er nun in seinen starken Armen hielt. Es gab keinen Zweifel. Es handelte sich tatsächlich um Dominus Serapio. Sofort rief er ein paar weitere Haussklaven zur Hilfe, um den sichtlich mitgenommenen jungen Mann in das Haus zu tragen.


    "Tragt ihn hinein in sein Zimmer und weckt den Senator und seine Schwester."


    Dann wandte er sich wieder an die Träger, die Serapio gebracht hatten.


    "Wo habt ihr ihn gefunden?"





    IANITOR - GENS DECIMA

    Zitat

    Original von Decius Germanicus Corvus
    Zu denen, die sich an diesem Tag einfanden, gehörte auch Decius Germanicus Corvus.
    Er kam mit denkbar geringen Erwartungen. Zwar hatte er die ersten Spiele des Vala nicht gesehen, aber gehört hatte er davon und nachdem, was man sich darüber erzählte, mussten sie recht erbärmlich gewesen sein.
    Die hölzerne Arena war klein und auf den Rängen ging es eher ungeordnet und gedrängt zu – kein Vergleich mit dem Flavischen Amphitheater, wo man die Stände großzügig voneinander trennen konnte. Aber Corvus war nicht zimperlich und wo der schmale Purpursaum als Hinweis nicht genügte, dass er ein Angehöriger des Ritterstandes war, da wusste er sich mit kräftiger Hand und finsterem Blick den Weg zu bahnen.
    Schließlich hatte er seinen Platz erreicht...........


    Auch Livianus ließ sich nicht abhalten, den Spielen des amtierenden Aedilis beizuwohnen. Zum einen war es eine willkommene Abwechslung zu den anstrengenden letzten Tagen. Vor allem die Reise von Hispania nach Rom spürte er noch in seinen Knochen. Er musste sich langsam aber sicher damit abfinden, dass er ein gewisses Alter erreicht hatte, in denen man sich nicht mehr über das eine oder andere Zipperlein wundern durfte. Doch diese Spiele halfen sicher dabei, diese Erkenntnis ein weiteres Mal um ein paar Stunden vergessen zu machen. Zum anderen wurden die Spiele von einem jungen aber bereits hochdekorierten Senator ausgetragen, den Livianus noch nicht kannte, der aber wenn man den Gerüchten in Rom glauben durfte, derzeit Steil auf dem Weg nach oben war.


    Auf der Suche nach seinem Sitzplatz, hielt er auch immer wieder nach bekannten Gesichtern Ausschau. Schließlich entdeckte er Germanicus Corvus, einen der vielen Vetter von Avarus. Er war es, der Livianus und seinen Rettern nach der geglückten Flucht aus der Gefangenschaft in Parthien Unterschlupf in Aegyptus gewährt hatte. Eine Begebenheit, die Livianus bis heute nicht vergessen hatte und dem ehemaligen Statthalter von Aegyptus nach wie vor zum Dank verpflichtete. Da noch genug Zeit war, ging er lächelnd auf Corvus zu.


    "Germanicus Corvus! Es freut mich, dass sich unsere Wege nach so langer Zeit wieder einmal kreuzen und dieses Mal auch aus wesentlich angenehmeren Gründen. Wie geht es dir?"

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    Klick klick schlugen die harten Ledersohlen der Träger auf das Pflaster. Eine Laterne hatten sie bei sich, die warf einen trüben Schein, der bei jedem Schritt schwankte. In dem Tragesessel, dessen Last die beiden auf den breiten Schultern trugen, hing in sich zusammengesunken eine reglose Gestalt.
    Es ging auf Mitternacht zu, und noch immer fiel ein leichter Regen. Verödet lagen die Straßen des Caelimontiums. Vor der Casa Decima machten die beiden Männer halt, ließen die Tragestangen sinken, setzten kaum ausser Atem ihre Last ab und wischten sich den Regen aus den Gesichtern.
    Einer der beiden pochte kräftig an die Türe. Der Schein der Funzel meißelte seine Züge grob aus dem Dunkel. Untersetzt und muskelbepackt war er, hatte hervortretende Augen und ein grotesk fliehendes Kinn. Er pochte noch einmal.


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    Ephialtes


    Der Ianitor, der um diese Zeit mit keinem Besuch mehr gerechnet hatte, öffnete leicht verschlafen die die schwere Holztüre der Casa Decíma und musterte die dunklen Gestalten im matten und flackernden Schein ihrer Laterne. Es schien sich keinesfalls um den üblichen ehrbaren Besuch zu handeln, der in diesem Haus verkehrte.


    "Wer seid ihr und was wollt ihr um diese Zeit?!" herrschte er sie unfreundlich an.





    IANITOR - GENS DECIMA