Beiträge von Marcus Decimus Livianus


    An
    Marcus Decimus Mattiacus
    Casa Decima Mercator
    Roma, Italia



    Mein Lieber Bruder!


    Ich habe mich nach langen Überlegungen dazu durchgerungen, den Kaiser um meine Abberufung als Legatus Legionis der Legio II zu bitten und ich rechne noch in diesem Monat mit einer positiven Rückantwort aus Rom. Es verlangt mir mittlerweile einfach zu viel ab und wie du bestimmt bereits gehört hast, wurde Annaeus Modestus zum Legatus Augusti der Provinz Germania ernannt. Eine Schande, die nun auch endlich mehr als deutlich zeigt, welche Entlohnung er für sein Urteil gegen mich erhalten hat. Doch wir können darauf keinen Einfluss nehmen und so muss ich meine eigenen Konsequenzen ziehen.


    Sofern nicht anders von der kaiserlichen Administratio gefordert, werde ich vorerst nicht zurück nach Rom reisen, sondern unsere Heimat Hispania besuchen. Ich habe schon Jahre nicht mehr den Boden unserer Ahnen betreten. Ein Versäumnis, dass ich nun endlich nachholen möchte.


    Ich hoffe du bist in Rom nicht allzu sehr in Bedrängnis geraten, durch meine offene Anfeindung mit Salinator. Ich möchte dich bitten weiter auszuhalten und vor allem unserer Nichte Seiana schützend zur Seite zu stehen. Ich möchte dir auch die Verwaltung der Casa Decima Mercator übertragen, die wir unserem Vater zu verdanken haben. Zu diesem Zweck werde ich dir auch Landgüter in Italia überschrieben lassen, die alle anfallenden Kosten problemlos abdecken sollten. Abgesehen von Magnus, der jedoch durch seine Aufgabe an Misenum gebunden ist, bist du derzeit unser einziger und wichtigster Familienvertreter in Rom. Keine leichte Aufgabe mein Bruder, aber ich bin mir sicher, dass du zum Wohl der Familie immer die richtigen Entscheidungen treffen wirst. Ich wünsche mir daher auch, dass du deine Laufbahn als Senator weiter forcierst und zu den kommenden Wahlen antrittst. Ich weiß, dass ich dich damit in die Höhle des Löwen schicke, doch wir werden einen weiteren und vorallem aktiven Senator in der Familie benötigen, wenn sich die Zukunft weiter so entwickelt. Meine Tage im Senat sind gezählt und ich genieße nicht mehr das Vertrauen des Senats. Dir hingegen kann nichts zur Last gelegt werden und du bist ein angesehenes Mitglied der römsichen Gesellschaft. Trotzdem sei nicht unvorsichtig und gib auf dich Acht.


    Ich wünsche dir das Beste und halte mich auch in Hispania auf dem Laufenden


    Dein Bruder



    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Senator



    Sim-Off:

    WISIM


    [simoff]Familienwertkarte[/SIM-OFF]


    An
    Decima Seiana
    Casa Decima Mercator
    Roma, Italia



    Meine liebe Seiana!


    Ich habe beim Kaiser um meine Abberufung als Legatus Legionis der Legio II gebeten und rechne noch in diesem Monat mit einer positiven Rückantwort auf mein Gesuch. Zudem habe ich beschlossen nach meiner Abberufung, sofern nicht anders von der kaiserlichen Administratio gefordert, nicht zurück nach Rom, sondern nach Hispania zu reisen und mir dort eine Auszeit zu nehmen.


    Aus diesem Grund möchte ich dich bitten die Verwaltung einiger meiner Landgüter in Italia zu übernehmen. Ich habe dort gute und gewissenhafte Verwalter eingesetzt, die dich bei dieser Aufgabe unterstützen werden. Ansonsten hoffe ich es geht dir gut und du wirst mir den einen oder anderen Brief nach Hispania senden. Wirf bitte auch ein Auge auf deinen Bruder und achte darauf, dass er nicht in politische Intrigen gerät. Als Auctor der Acta bist du ja immer über alles bestens informiert. Sei auch wachsam, was dein eigenes Wohl betrifft. Unsere Familie hat nicht nur Freunde in Rom.


    Die Götter mögen ihre schützenden Hände über dich halten


    Dein Onkel



    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Senator



    Sim-Off:

    WISIM


    [simoff]Familienwertkarte[/SIM-OFF]


    An
    Tribunus Angusticlavius
    Faustus Decimus Serapio
    Legio XXII Deiotariana
    Nikopolis, Aegyptus



    Mein Lieber Sohn!


    Ich habe mich nach vielen schlaflosen Nächten dazu durchgerungen, den Kaiser um meine Abberufung als Legatus Legionis der Legio II zu bitten. Ich rechne noch in diesem Monat mit einer positiven Rückantwort auf mein Gesuch. Zum einen musste ich in letzter Zeit feststellen, dass mir die Aufgabe eine Legio zu kommandieren mittlerweile zu viel abverlangt. Ich bin eben auch kein junger Mann mehr – das muss auch ich mir langsam eingestehen. Zum anderen hast du vielleicht bereits davon gehört, dass Annaeus Modestus, welcher als Praetor beim Prozess gegen mich das Urteil fällte, von Salinator zum Legatus Augusti der Provinz Germania ernannt wurde. Vermutlich die Entlohnung für seine Schandtat und ein Umstand, den ich keinesfalls einfach so hinnehmen kann. Da ich jedoch keinen Einfluss auf die Geschehnisse in Rom habe, muss ich meine eigenen Konsequenzen ziehen.


    In diesem Zusammenhang habe ich auch beschlossen nach meiner Abberufung, sofern nicht anders von der kaiserlichen Administratio gefordert, vorerst nicht zurück nach Rom zu reisen. Ich habe schon Jahre nicht mehr den Boden meiner Heimat Hispania betreten und unsere Ahnen geehrt. Ein Versäumnis, dass ich nun endlich nachholen möchte. Sollen sich andere Männer um Rom, das Imperium und das Machtvakuum kümmern, das nach wie vor durch die anhaltende Erkrankung des Kaisers unser aller Leben beeinflusst. Der Senat hat mich bereits einmal enttäuscht und mich fallen gelassen, als ich ihn am dringendsten gebraucht hätte. Nun sollen sie alleine den Kampf ausfechten, denn sie hoffentlich rechtzeitig als solchen erkennen, bevor es für jegliche Maßnahmen zu spät ist. Doch genug von der Politik. Lass mich wieder zurück auf die Familie kommen.


    Aufgrund meines vorläufigen Rückzugs bitte ich dich die Verwaltung einiger Landgüter zu übernehmen. Ich habe gute und gewissenhafte Verwalter eingesetzt, die sich mit dir in Verbindung setzen werden. Sie werden dir also keine große Last sein. Aber ich denke es ist an der Zeit, dass du etwas mehr Verantwortung für die Familie übernimmst und dich auch darauf vorbereitest, meinen Platz einzunehmen. Du bist zu einem wirklich starken, vorbildhaften und klugen Mann herangewachsen und ich bin sehr stolz darauf, dich meinen Sohn nennen zu dürfen. Bitte gib auf dich acht.


    Die Götter mögen über dich wachen,


    Dein Vater




    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Senator



    Sim-Off:

    WISIM


    [simoff]Familienwertkarte[/SIM-OFF]


    An den
    Procurator ab epistulis
    Administratio Imperatoris
    Palatium Augusti
    Roma, Italia



    Geschätzter Procurator!


    Mit diesem Schreiben bitte ich offiziell um meine Abberufung als Legatus Legionis der Legio II. Ich habe zwei Kaisern über viele Jahre, ja sogar Jahrzehnte als Milites und Kommandeur diverser Legionen und Einheiten gedient. Nun bin ich nach reiflichen Überlegungen zu dem Entschluss gekommen, dass es für mich an der Zeit ist an meinen Ruhestand zu denken und mich aus dem Exercitus Romanus gänzlich und endgültig zurückzuziehen.


    Ich bitte dich den Kaiser darüber zu unterrichten, dass meine Treue nach wie vor ihm und seinem Hause gilt und ich für die Güte und die Aufmerksamkeit dankbar bin, die er mir und meiner Familie in den letzten Jahren zu Teil werden hat lassen. Er möge es mir nachsehen, dass ich in Zukunft für keinen militärischen Posten mehr zur Verfügung stehen kann, sondern mich gänzlich in mein Privatleben zurückziehen möchte. Es gibt bestimmt eine Vielzahl junger und ambitionierter Senatoren, die nachrücken und meinen freigewordenen Platz einnehmen können.


    In diesem Sinne erwarte ich meine baldige Abberufung und verbleibe


    Vale Bene,






    Sim-Off:

    Familienwertkarte

    Ohne ein Wort der Verabschiedung wandte sich Livianus um und verließ den Raum. Wie angenommen war dieses Gespräch reine Zeitverschwendung gewesen. Doch dem Decimer war dies alles schon ziemlich egal. Salinator, Modestus, Durus,…. sollten sie alle machen was sie wollten. Er hatte die Entscheidung über sein weiteres Vorgehen bereits lange getroffen.

    Ein Bote aus dem Castellum brachte eine Wachstafel vorbei


    Ad:
    Legatus Legionis Secundae Germanicae
    Senator
    M. Decimus Livianus


    Salve Legatus Decimus,


    es grüßt dich Iullus Quintilius Sermo, Cousin deines Centurios Quintilius Valerian. Mein Weg führt mich nach Mogontiacum, was mir die Möglichkeit gibt, dir ein Schreiben deiner Nichte Decima Seiana zu überbringen. So erbitte ich hiermit einen Termin bei dir, der Zeit für ein kurzes Gespräch bieten möge.
    In Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit den besten Wünschen.


    Die Götter ewig mit dir.


    IULLUS QUINTILIUS SERMO
    - Casa Quintilia


    Ich erwarte dich morgen zum Gespräch in meinem Praetorium.
    M.D.Livianus


    Was Modestus erste Antwort mit Livianus Bemerkung zum Manöver zu tun hatte, konnte der Decimer vorerst nicht nachvollziehen. Es wirkte so auf ihn, als wäre der Wachwechsel der vorherrschende Gedanke im Kopf des Annaeers, bei dem er immer noch verweilte. Hatte er etwa Sorgen um seine Sicherheit? Livianus Miene blieb regungslos und schließlich ging der Statthalter doch rasch wieder auf die vereitelte Truppenübung ein. Im ersten Moment konnte man fast denken, dieser Speichellecker biederte sich bei Livianus an. Ein typischer Politiker eben. In Rom war es vermutlich Salinator, den er in den Arsch kroch und als Dank eine Statthalterschaft erbte. Wie konnte man diesen Schwafler nur ein Kommando über eine Provinz voller Legionen übertragen? Livianus war bereits gespannt wie die anderen Legaten auf den neuen Oberkommandierenden reagieren würden, der sein Tribunat vermutlich in einer Schreibstube verbracht hatte und nun vom großen Kriegsspiel mit den Germanen träumte. Der Decimer hatte jedenfalls keine Ambitionen seine Sicht der Dinge vorzubringen oder seine Erfahrungen mit dem neuen Statthalter zu teilen. Er nickte stattdessen nur mit einem weiterhin gleichmütigen Ausdruck im Gesicht.


    "Wie du meinst Annaeus. Gibt es sonst noch etwas?"

    Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    "Salve, Legatus Legionis. Ich glaube wir haben einige Angelegenheiten zu besprechen. Also setz dich doch."


    stellte Modestus trocken fest, als der Decimer eintrat. Er war nicht sonderlich erfreut ihn zu sehen. Ja man konnte sagen er hätte lieber einen anderen Mann auf dem Posten des Legatus Legionis gesehen. Am liebsten sogar sich selbst, aber die Dinge waren nuneinmal anders und er musste eben mit dem Decimer auskommen. Zumindest für die nächste Zeit. Falls er sich nicht kooperativ zeigte lies sich sicherlich etwas arrangieren. Die Position des Decimers gegenüber Vescularius Salinator war erfrischend eindeutig und würde ihn zu einem vertrauneswürdigen Verbündeten gegen diesen machen. Zumindest in so weit wie Modestus überhaupt jemandem wie Decimus Livianus vertraute.


    "Fangen wir mit einigen Kleinigkeiten an. Ich werde in naher Zukunft eine Versammlung der wichtigsten Kommandeure der Provinz einberufen, um über den militärischen Status quo und einige Maßnahmen zu sprechen. Vorallem im Hinblick auf die Verlegung der beiden Legionen und die daraus resultierende Schwächung der Grenztruppen. Als Legatus Legionis der Legio II. wünsche ich auch deine Teilnahme an der Besprechung. Außerdem werden die Männer der Legio II. hier in der Regia nicht länger benötigt. Sie werden nun von meinen Pedites Singulares und Equites Singulares abgelöst. Diese werden im Übrigen in dem ehemaligen Lager der Hilfstruppen am Rande des Stadtgebiets untergebracht. Bei Vicus Novus, wenn ich mich nicht irre. Hast du soweit schon irgendwelche Fragen? Wenn nicht dann können wir gleich über dein Manöver sprechen."


    Livianus nahm die Ankündigungen des neuen Statthalters mit ausdrucksloser Mine zur Kenntnis. Es war ihm ziemlich gleich was dieser Mann machte. Wenn er sich mit Männern aus den Reihen einer Auxiliartruppe sicherer fühlte als mit römischen Legionären – seine Sache. Die Legio II hatte so immerhin ein Problem weniger am Hals. Fragen gab es ebenso keine. Als der Annaeer schließlich die geplante Truppenübung ansprach, meinte Livianus trocken


    "Ich wüsste nicht was es da noch zu besprechen gibt Annaeus. Die Truppenübung hätte vor 2 Monaten anlaufen sollen. Dein Verwaltungsapparat hat es geschafft das ganze Vorhaben derart zu verzögern, dass ich nun aufgrund des Wintereinbruchs keine Möglichkeit mehr sehe diese Pläne vor Frühlingsbeginn umzusetzen…... und dann muss ohnehin alles neu geplant werden. Dieses Thema hat sich also vorerst erübrigt."

    Nicht gerade in bester Laune erreichte Livianus das Officium des neuen Statthalters. Auf dem Weg hier her machte er auch gleiche einen kurzen Kontrollgang durch die Regia, da die Wachsoldaten Männer der Legio II und damit seinem Kommando unterstellt waren. Er nutzte die Zeit um sich darüber Gedanken zu machen, wie er mit der neuen Situation umgehen sollte. Begeistert war er jedenfalls nicht über diesen Speichellecker des Vesculariers, der sich hier nun bestimmt nicht ohne Grund in Germanien breit machen durfte. Fraglich war auch, wie die Legaten der germanischen Legionen den neuen Legatus Augusti aufnahmen. Sie hatten zwar keine persönlichen Differenzen wie der Decimer, aber sie waren durchwegs altgediente Militärs, die einen Bürokraten wie Modestus wohl kaum als geeigneten Kommandanten in einer Randprovinz des Reiches hielten. Als Livianus schließlich beim Officium des Annaeers angekommen war trat er mit angespannter Miene ein und war gespannt was ihm nun erwartete.

    Livianus dachte kurz über die Worte der jungen Frau nach. Es steckte durchaus eine gewisse Wahrheit darin. Natürlich war es kein Vergleich einen Menschen sterben zu sehen oder ihn selbst ein Gladius in sein Herz zu rammen. Es gab wohl kaum einen Römer, der noch nie den Tod mitangesehen hatte. Gelegenheiten gab es dafür genug. Ob es nun die Hinrichtung oder Kreuzigung eines Straftäters war, beim Besuch eines Gladiatorenkampfes, oder einfach der natürliche Tod eines Menschen. Die Gründe dafür waren zahlreich. Vermutlich war auch der vom Blitz getroffene Mann nicht der Einzige, den Cara im Laufe ihres Lebens gesehen hatte oder noch sehen würde. Livianus Mine blieb weiter nachdenklich


    "Der Tod sieht immer gleich aus Cara. Ob du einen Mann sterben siehst, oder ob er durch deine Hand stirbt. Die Leere in seinen Augen ist letztendlich nach dem Moment seines Todes die gleiche. Ein Soldat lernt gewiss schneller zu vergessen als ein einfacher Civis, schließlich ist er, vor allem in Kriegszeiten, öfter mit dem Tod konfrontiert. Aber ich versichere dir, mit ein bisschen Mühe, kannst auch du die Bilder aus deinem Gedächtnis verbannen."


    An den
    Legatus Augusti pro Praetore
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Regia Mogontiacum



    Geschätzter Legatus!


    Die Verlegung der Legio zur angekündigten Truppenübung kann in den nächsten Tagen anlaufen. Als Übungsort habe ich die Wiesen und Wälder nördlich von Geneva gewählt. Zum einen bieten sie ausreichend unbewohnte Fläche und Platz und zum anderen haben wir durch die Nähe zur Stadt Geneva gute Versorgungsmöglichkeiten der Truppen.


    Da ich von Legatus Legionis Livius Tubero erfahren habe, dass die Legio IX zurück nach Hispania verlegt werden soll und er mir daher eine Absage für die Truppenübung zukommen lassen musste, würde ich mit deiner Zustimmung stattdessen die Geneva nahegelegene Legio XXI und eventuell auch Teile der am Weg gelegenen Legio VIII in die Truppenübung miteinbinden. Ich kenne die beiden Legaten und bin mir sicher, dass sie an einer solchen Trainingsmöglichkeit für ihre Männer großes Interesse haben und auch der Praefectus der Ala II wurde schon über die Truppenübung in Kenntnis gesetzt.


    Dennoch würde es mir die truppenübergreifende Planung wesentlich erleichtern, wenn ich von dir für den Zeitraum der Truppenübung das Oberkommando über genannte Truppenteile erhalten würde.


    Ich hoffe auf baldige Antwort.


    Vale Bene,





    Es war spät abends, die Sonne war schon einige Zeit untergegangen und im Castellum kehrte langsam aber hörbar die allabendliche Ruhe ein. Nur noch vereinzelt hörte man Centurionen ihre Befehle brüllen oder die genagelten Sohlen der Wachmannschaften durch die Gassen hallen. Auch im Praetorium hatte sich mittlerweile das sonst so geschäftige Treiben der Hausangestellten und Sklaven gelegt. Sie alle wussten, dass es der Hausherr vorzog nach einem langen Tag im Dienst in Ruhe gelassen zu werden. Man hatte wie immer in seinem Officium die Kohlebecken noch einmal angeheizt, ein paar Öllampen und Kerzen aufgestellt und eine Amphore mit heißem Honigwein samt dazugehörenden Becher auf dem Arbeitstisch des Legaten platziert. Ein Getränk das er zu dieser Jahreszeit nicht mehr missen wollte und das ihm, zumindest war er selbst davon fest überzeugt, in späterer Folge auch beim Einschlafen half.


    Livianus saß hinter seinem Schreibtisch und studierte gerade noch einmal das letzte Schreiben seines Bruders Mattiacus und die Abschrift eines Actaberichtes über seine Verhandlung in Rom. Immer noch machte er sich oft Gedanken über diese Sache und versuchte mögliche Schüsse daraus zu ziehen, die ihm irgendwie weiterhelfen konnten. Auf sein Schreiben an den Kaiser hatte er ebenfalls noch keine Antwort erhalten. Keine Reaktion, keine Erklärung, nicht einmal die Bestätigung des Empfangs. Wer wusste schon, ob sein Schreiben überhaupt beim Kaiser angekommen war. Vielleicht lag es bei irgendeinem Schreiber auf dem Tisch oder, was viel wahrscheinlicher war, dieser Vescularier hatte es abfangen lassen. In letzterem Fall konnte Livianus davon ausgehen, dass der Einspruch keine Chance auf Erfolg hatte. Doch einen Vorteil hatte die ganze Angelegenheit letztendlich aus Sicht des Decimers doch gebracht, auch wenn bestimmt sein guter Ruf dabei Schaden genommen hatte – er wusste nun, wer die Verbündeten des Praefectus Urbi waren und wer zur Rechenschaft gezogen werden musste, wenn die Zeit reif dafür war. Bei diesem Gedanken griff Livianus instinktiv zu einer Schublade seines Schreibtisches und öffnete sie. Unter einigen Dokumenten und Berichten zog er ein Stück zusammengefalteten Papyrus heraus und legte ihn vor sich auf den Tisch. Dann schloss er die Lade wieder und schenkte sich ein wenig Honigwein nach, ehe er den Papyrus entfaltete. Es kamen einige Namen zum Vorschein, die Livianus selbst darauf notiert hatte



    Potitus Vescularius Salinator


    Faustus Octavius Macer
    Kaeso Annaeus Modestus
    Manius Tiberius Durus
    Manius Flavius Gracchus














    Der Senator hatte versucht darauf festzuhalten, welche Personen aus seiner Sicht bereits auf Salinators Lohnliste standen. Und sie bot weiteren Platz, da er davon ausging, dass noch einige hinzukommen würden. Hier in Germanien erreichten ihn Informationen aus Rom nur sehr spärlich, wenn überhaupt. Doch die welche er erhielt, versuchte Livianus minutiös zu einem großen Gesamtbild zu formen. Er war nie ein großer Politiker gewesen, dessen war sich der Decimer bewusst. Daher hatte er auch nicht die Erfahrung im Umgang mit Intrige und Verleumdung, wie es in Rom mittlerweile Gang und Gebe war. Doch er war sich sicher, dass dieser Salinator etwas im Schilde führte – etwas Großes. Er war bereit sich diesen Mann und seinen Speichelleckern in den Weg zu stellen - sein Blick viel dabei auf die Liste vor ihm - ganz gleich wie viele noch hinzukommen würden und ganz gleich wie die Konsequenzen waren. Das er auf einem einsamen Posten damit stand, war ihm klar. Seine Vertrauten, die ebenso von Anfang an die Beweggründe des Vesculariers in Frage gestellt hatten, waren mittlerweile unauffindbar. Von Aelius Quarto hatte er seit seiner Abreise nach Germanien nichts mehr gehört. Er schien wie vom Erdboden verschluckt, ebenso wie sein Freund und Waffenbruder Ceacilius Crassus, der ebenfalls auf ihrer Seite gestanden war. Und Prudentius Balbus, der derzeitige Praefectus Praetorio und so wie Livianus Klient des Quarto, war nach Angaben Salinators auf einer geheimen Mission, von der allem Anschein nach niemand außer der Vescularier wusste. Und der Kaiser? Niemand wusste ob er überhaupt noch lebte. Keiner wurde vorgelassen. Es gab auch keine schriftlichen Lebenszeichen, von denen Livianus erfahren hätte. Es waren keine guten Zeiten auf die Rom hinsteuerte, das war klar.


    Livianus faltete die Liste wieder zusammen und legte sie zurück in die Lade. Hier in Germanien konnte er nicht viel tun, nicht direkt in das Geschehen eingreifen. Doch es hatte auch seine Vorteile in dieser Provinz zu sein. Er hatte hier eine Vielzahl an stationierten Legionen und er war lange genug Militär und Senator, dass er die meisten der befehlshabenden Legaten kannte, viele von ihnen sogar sehr gut. Außerdem konnte man ihm hier nicht zu genau auf die Finger sehen. Germanien war weit außerhalb von Salinators Einflussbereich und Vinicius Hungaricus zählte Livianus bestimmt nicht zu Salinators Speichellecker. Der Consular und ehemalige Praefectus Praetorio hatte es gewiss nicht nötig auf Salinators Wohlwollen angewiesen zu sein, anders als die anderen Senatoren, die sich bereits auf Livianus Liste befanden. Und zu guter Letzt lag Germanien direkt an Italia. Sollte Salinator tatsächlich das Unvorstellbare planen, und derzeit deutete alles darauf hin, so stand Livianus bereit. Es war Zeit den ersten Stein ins Rollen zu bringen.


    An
    Decima Seiana
    Casa Decima Mercator
    Roma, Italia



    Mein liebe Nichte!


    Vor kurzem wurde mir von Iulius Centho ein Artikel der Acta zugetragen, der sich mit seinen Tätigkeiten als Quästor in Aegyptus beschäftigt. Wie du dir vermutlich vorstellen kannst, war er alles andere als erfreut einen Artikel zu lesen, der ihn und seine Arbeit vor dem ganzen Reich in ein mehr als schlechtes Licht rückt und schlichtweg lächerlich macht. Ich betrachte Centho als Freund und bin daher nicht besonders Glücklich über die Tatsache, dass sich ausgerechnet meine Nichte als Auctor verantwortlich zeichnet.


    Ich selbst habe bereits oft und kann auch weiterhin Artikel über meine Person vertragen, die mir nicht immer unbedingt zum Vorteil gereichen, auch wenn ich hoffe, dass dies in Zukunft mit dir als Auctor nicht in einem Übermaß vorkommen wird. Allerdings, meine liebe Seiana, lege ich großen Wert darauf, dass du als Auctor bei deiner Berichterstattung auch an unsere Familie denkst und wenn es sich schon nicht vermeiden lässt, zumindest eine möglichst neutrale Formulierung wählst, wenn es und Freunde oder gar Verwandte des Hauses Decima geht. Hinzu kommt, dass ich derzeit versuche ein Familienbündnis zwischen den Iuliern und uns zu schließen, dass nach Stand der Dinge sogar auf eine Hochzeit zwischen unseren beiden Häusern hinauslaufen wird. Ich bitte dich also meine Bedenken in Zukunft bei deiner Arbeit zu berücksichtigen und wenn es deine Zeit erlaubt auch ein Gespräch mit Iulius Centho zu suchen. Vielleicht kann man die derzeitige Verstimmung so aus der Welt räumen.


    Das war nun der offizielle Teil meines Schreibens mit dem ich gleich beginnen wollte. Nun lass mich dir vorerst einmal zu deiner Ernennung gratulieren. Du sollst wissen, dass ich sehr stolz auf dich bin und es sehr begrüße, dass du diesen Schritt nach vorne angetreten hast, nach all dem, was dir in letzter Zeit wiederfahren ist. Ich hoffe dir geht es ansonsten gut und es würde mich sehr freuen wieder einmal von dir zu hören. Lieber wäre mir natürlich du könntest mich in Germanien besuchen, aber die mittlerweile verschneiten Pässe und vermutlich auch deine geringe Freizeit, die mit deinem neuen Amt einhergeht, wird dir dies wohl nicht erlauben. Des Weiteren möchte ich dir auch ankündigen, dass einer meiner Offiziere nach Rom kommt und dir einen kurzen Besuch abstatten wird. Er hat ein kleines Geschenk für dich mit, welches einer Frau deines Standes mehr als zusteht und dir auch weiterhin eine gewisse Unabhängigkeit garantiert. Natürlich wäre es trotzdem schön dich in festen Händen zu sehen und ich würde eine Hochzeit sehr unterstützen. Es ist mir sehr wichtig dass es dir gut geht und du den eingeschlagenen Weg auch weiterhin verfolgen kannst. Solltest du irgendetwas brauchen, dann weißt du ja, dass ich immer für dich da bin. Hast du übrigens etwas von deinem Bruder gehört? Ich habe ihn vor einiger Zeit einen Brief geschickt, doch bisher keine Antwort erhalten. Vielleicht hat er dir ja geschrieben. Abschließend wünsche ich dir alles Gute und umarme dich.


    Dein Onkel



    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Senator




    [simoff]Familienwertkarte[/SIM-OFF]