Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Livianus hatte zwar noch nie einen Mann gesehen, der vom Blitz getroffen wurde, dafür hatte er schon viele Männer gesehen, die am Schlachtfeld aufgrund von Brandpfeiltreffern oder großen Brandgeschossen aus Katapulten bei lebendigen Leib erbärmlich verbrannten. So in etwa stellte er sich auch die Auswirkungen eines Blitztreffers vor. Auch wenn alles vermutlich viel schneller ging. Nun wusste er auch, warum Cara derartig ängstlich auf dieses Wetter reagierte. Man sagte, dass man als Soldat irgendwann beim Anblick von Tod und Gewalt abstumpfte. Doch für eine junge sensible Frau wie Cara war das bestimmt ein Schock, der lange in Erinnerung blieb. Sie saß nun dich bei ihm und er drückte sie zusätzlich mit seinem Arm sanft an seinen Körper. "Die Götter hatten ihm wohl gezürnt." meinte der Decimer nachdenklich. Warum sonst sollte ein Blitz sonst ausgerechnet einen rechtschaffender Mann treffen, wo er doch so viele andere Möglichkeiten gehabt hätte.


    Irgendwie war Tod nicht gerade ein passendes Thema, wie Livianus fand. Er sah sich nach Ablenkung suchend kurz um und überlegte ob es möglich war ein kleines Feuer zu machen. Doch der starke Regen hatte das Holz rund um ihre kleine Schutzunterkunft binnen kürzester Zeit vollkommen durchnässt und zum Unterzünden daher unbrauchbar gemacht. Es blieb ihnen also nichts anderes über, als sich lediglich gegenseitig und unter Hilfenahme des Offiziersmantels zu wärmen. Gezwungener Maßen musste der Legat das Gespräch also wieder aufnehmen und so sah er zu Cara hinunter, die ihr zierliches Kinn auf ihre Knie aufgestützt hatte und wie ein Häufchen Elend aussah. "Auch ich habe schon viele Menschen sterben sehen, Cara. Es sind Augenblicke die sich anfangs tief ins Gedächtnis graben. Doch glaube mir, irgendwann kommt man darüber hinweg und lernt sie zu vergessen……. Und was die Blitze betrifft. Ich glaube nicht, dass die Götter einen Grund hätte dir so zu zürnen und dich so zu bestrafen. Du brauchst also keine Angst zu haben. Dir wird bestimmt nichts geschehen." versuchte er ihr etwas Mut zu machen.


    An den
    Legatus Augusti pro Praetore
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Regia Mogontiacum



    Geschätzter Legatus!


    Ich habe beschlossen noch vor dem starken Wintereinbruch eine Truppenübung abzuhalten. Meine Soldaten sollen dabei auf den Kampf und im Umgang mit solchen widrigen Wetterumständen vorbereitet werden. Ich bitte dich um deine Genehmigung auch die Legio IX und die Ala II Numidia in diese Truppenübung miteinbinden zu dürfen. Wir werden uns im südlichen Teil der Provinz eine geeignete weiträumige Stelle suchen und dort ein provisorisches Lager aufschlagen. Für die ausreichende Bewachung der Regia und Mogontiacums wird selbstverständlich auch weiterhin gesorgt. Nach deiner Genehmigung werde ich alles nötige Veranlassen.


    Ich hoffe auf baldige Antwort.


    Vale Bene,





    Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian
    "Das sollte sich herausfinden lassen. Ich habe noch gute, vertrauenswürdige Kontakte zu den Kameraden bei den Cohortes Praetoriae, über sie sollte ich den einen oder anderen Namen bekommen können." Daran hatte Valerian keinen Zweifel, daß es Männer gab, die gegen Salinator arbeiteten. Aber vermutlich würden sie es nicht gerade öffentlich breittreten, daher vermutete er, daß er wohl erst einmal nur wenige Namen und noch dazu "kleine Fische" würde herausfinden können. Doch ein Mann wie Livianus würde über diese sicherlich auch an die anderen herankommen, immerhin wollte er in das gleiche Horn stoßen.


    "Balbus ist schon schwieriger. Wie Du vielleicht weißt: Er ist mein Patron. Ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört. Es wurde von einem geheimen Auftrag gemunkelt. Wäre er zurück in Rom, hätte er mir ganz sicher geschrieben. Aber ich werde auf jeden Fall zu seinem Haus gehen und mich erkundigen. Vielleicht wissen seine Angehörigen mittlerweile mehr." Es war Valerian anzumerken, daß er sich durchaus Sorgen machte.


    "Deinen Bruder suche ich gern auf und auch Deine Nichte. Du kannst Dich da ganz auf mich verlassen." Er nahm die Wachstafel und verstaute sie sicher.


    "Gut! Dann wäre das von meiner Seite aus alles. Sollte deine Frau während deiner Abwesenheit irgendetwas brauchen, dann kann sie sich gerne an mich wenden. Ich bin mir sicher auch mein Gast Iulia Cara würde sich über ein wenig Gesellschaft sehr freuen. Mein Zeit ist sehr begrenzt…. Doch wem erzähle ich das.“ schmunzelte Livianus „Du weißt das ja selbst am besten."
    Dann erhob sich der Legat.
    "Ich wünsche dir eine gute Reise Valerianus."

    Livianus nickte.


    "Gut. Dann bleibt es bei 150 Sesterzen. Regle in den nächsten Tagen deine Amtsniederlegung als Scriba Provincia und melde dich dann wieder. Du hast selbstverständlich die Möglichkeit hier im Castellum zu wohnen. In meinem Praetorium werde ich ein Zimmer und ein Officium für dich vorbereiten lassen. Außerdem erhältst du an deinem ersten Arbeitstag einen Passierschein. Dieser bescheinigt dir freies Zutrittsrecht zum Castellum und in alle Gebäude innerhalb des Castellums. Immerhin kann es gut sein, dass du auch hier oft in meinem Namen unterwegs sein wirst. Wenn du sonst keine Fragen mehr hast, dann erwarte ich dich in den nächsten Tagen zum Dienstantritt."

    Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian
    "Hm, vermutlich hast Du Recht. Obwohl ich nach wie vor einen Soldaten nicht für die schlechteste Wahl halte. Der weiß wenigstens, wie die Welt läuft und ist nicht zu vergeistigt für praktische Lösungen." Er mochte Purgitius Macer. Im Gegensatz zu zum Beispiel Tiberius Durus. Man erlebte eben eine Menge Dinge, wenn man am Palasttor stand. "Was kann man tun? Wer kann überhaupt etwas tun? Und gibt es überhaupt etwas, das man Salinator wirklich ankreiden kann? Wenn es jemand schaffen würde, zum Kaiser vorzudringen und mit ihm zu reden, - was könnte der ihm sagen, was so stichhaltig wäre, daß der Kaiser vielleicht die Wahl seines Stellvertreters überdenkt?" Das war auch so ein Problem. Jeder regte sich über Salinator auf. Doch wenn man versuchte, es in eine Anklage zu formulieren, dann mußte man feststellen, daß sich alles vernünftig erklären ließ und man nur so wirkte wie ein Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte. Valerians Versetzung beispielsweise. Ihn selbst ärgerte es maßlos. Doch er war tatsächlich respektlos gewesen. Und wurde zweifelsohne hier ebenso gebraucht wie in Rom.


    "Derzeit kann man vermutlich überhaupt nichts tun. Man kann nur abwarten und auf eine passende Gelegenheit hoffen." stellte Livianus resignierend fest. "Vielleicht lässt sich Salinator auch zu einem Fehler hinreißen. Wenn ich nur wüsste, wer in Rom ähnlich denkt wie wir. Vielleicht kannst du deinen Aufenthalt nutzen und dich ein wenig umhören. Das wäre bestimmt sehr hilfreich. Und erkundige dich nach Balbus. Ich habe schon sehr lange nichts mehr von ihm gehört." Was den Decimer äußerst beunruhigte, da er wusste, dass auch Balbus kein Freund des Praefectus Urbi war. Auch das vereinbarte Treffen zwischen den beiden und ihrem gemeinsamen Patron Aelius Quarto hatte nie stattgefunden, als Livianus noch in Rom weilte.


    Zitat

    "Wegen der Prüfung werde ich baldmöglichst nach Rom aufbrechen. Natürlich werde ich meine Augen und Ohren offenhalten und auch das Haus meines Patrons aufsuchen, um zu hören, wo er sich gerade aufhält und wann endlich mit seiner Rückkehr zu rechnen ist. Hast Du irgendwelche Aufträge für mich? Soll ich beispielsweise Deinen Bruder aufsuchen und ihm Nachricht von Dir bringen?"


    Valerian riss ihn jedoch wieder aus seinen Gedanken. "Wenn du Zeit findest wäre es tatsächlich sehr vorteilhaft, wenn du bei meinem Bruder vorbeischauen könntest. Wir sind zwar im Briefkontakt, aber ich bin mir nicht sicher, ob er sich auch wirklich alles schriftlich übermitteln kann, was sich in Rom derzeit tut. Bei dieser Gelegenheit hätte ich auch etwas, dass bei meiner Nichte Seiana vorbeigebracht werden müsste." Livianus holte eine Wachstafel hervor und legte sie vor den Quintilier auf den Tisch.



    ~ CONVENTIO ~


    Mit diesem Schreiben wechselt das Landgut des Marcus Decimus Livianus bei Ostia zum Preis von 5000 Sesterzen per heutigen Datum in den Besitz der Decima Seiana über. Das Geschäft wird gültig durch Unterschrift beider Parteien auf diesem Dokument, welches sich in dem Besitz des Verkäufers befindet und einer Zweitanfertigung, welche im Besitz des Käufers verbleiben wird.


    ANTE DIEM VI KAL DEC DCCCLX A.U.C.
    (26.11.2010/107 n.Chr.)


    gezeichnet
    MARCUS DECIMUS LIVIANUS


    gezeichnet





    "Wenn du sie das bitte unterzeichnen lassen könntest und dann an mich zurückbringst."


    Livianus nickte zufrieden. "Das klingt alles sehr gut und ich denke aus meiner Sicht spricht nichts gegen deine Anstellung. Allerdings hast du gesagt, dass du derzeit als Scriba in der Provinzverwaltung arbeitest. Hast du deinen Vorgesetzten dort bereits über deine Pläne informiert?"

    Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian
    "Er nimmt dem Senat immer mehr aus der Hand", nickte Valerian, der den Wahlausgang natürlich interessiert verfolgt hatte. "Glaubst Du, Purgitius Macer wird ihm die Stirn bieten? Als Consul ist er sicherlich einer der besseren. Aber daß er sich gegen Salinator stellt, habe ich bisher nicht gehört." Wobei es natürlich auch ziemlich klug war, dies nicht offen zu tun. Trotzdem mochte Livianus etwas mehr über die Einstellung des Purgitiers wissen, von dem Valerian eigentlich eine ziemlich hohe Meinung hatte. Ein praktisch denkender, an den richtigen Stellen zufassender Soldat, so war er ihm immer vorgekommen.


    Livianus überlegte einen Moment lang, wie offen er mit Valerian über seine Gedanken sprechen konnte, entschied sich dann aber dem frischgebackenen Primus Pilus zu vertrauen. "Macer mag ein hervorragender Kommandant und Stratege sein, aber in der Politik. Ich weiß nicht so recht. Denkst du ein Mann der eine solche Zustimmung bei allen Senatoren genießt und fast bei jeder Wahl derart hohe Wahlergebnisse einfährt ist wirklich einer der sich auch einmal gegen den Strom stellt? Politisch gesehen hat der Mann aus meiner Sicht keinerlei Ecken und Kanten. Ich hätte zumindest noch nie davon gehört, dass er eine Meinung vertreten hätte, die nicht gleichlautend mit der Mehrheit war. Daher glaube ich auch nicht, dass er sich gegen Salinator stellen wird."


    Zitat

    "Die Gerichtsverhandlung, ja. Auch dazu hatte was in der Acta gestanden. Ich sehe ja schwarz für meinen Adoptivsohn. Wobei mich immer noch wundert, daß die Adoption an sich nicht rückgängig gemacht wurde, sondern nur die Bürgerrechtsverleihung. Es sei denn, das ist nun doch noch gemacht worden, nach dieser Verhandlung. Es tut mir leid, daß gegen Dich entschieden wurde." Er mußte zugeben, er hatte mit diesem Ergebnis gerechnet. Wenn Salinator hinter der Anklage steckte, dann konnte es kein anderes Ergebnis geben.


    "Das muss dir nicht leid tun Valerian. Ich habe wohl einen Fehler gemacht und dafür nun die Rechnung präsentiert bekommen. Allerdings hat mit dieser Verurteilung auch der zuständige Prätor einige Fehler gemacht und mein Bruder Mattiacus überprüft gerade, wie wir gerichtlich gegen ihn vorgehen können. Zum einen hat er den Prozess zugelassen, obwohl die Verfehlung bereits verjährt gewesen wäre und zum anderen hat er natürlich sowohl deine, als auch meine Adoption als Amtsmissbrauch angesehen, aber sie nicht rückgängig gemacht. Ich lasse mich jedoch nicht davon beeindrucken und warte einmal ab, was mein Bruder in Rom ausrichten kann."


    Zitat

    Da der Legat das Thema schnell wechselte, ritt Valerian auch nicht länger darauf herum. Also sollte die Übung tatsächlich so spät im Jahr noch stattfinden. Nun, das würde die Männer abhärten, soviel war klar. Valerian mußte breit grinsen, als er daran dachte, wie wohl auf diese Übung reagiert würde. Er war gespannt, ob ihnen Truppen entgegen gesandt würden. So rein zur Sicherheit. "Ich hoffe nur, der Schreck ist nicht so groß, daß Du Dein Kommando verlierst. Salinator ist ja schnell bei der Hand mit Versetzungen und Entlassungen, das kann ich aus erster Hand versichern. Du wirst sicher auch mit dem Statthalter über diese Übung sprechen? Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist sein Verhältnis zu dem Vescularier doch auch etwas angespannt? In der Castra Praetoria kursierten die wildesten Gerüchte über die Art und Weise, wie Salinator Vinicius Hungaricus damals als Praefectus Urbi abgelöst hat. Soll eine sehr unschöne Szene gewesen sein."


    "Es ist nicht das erste und bestimmt auch nicht das letzte Mal, dass ein Legat eine Truppenübung veranstaltet. Ich sehe daher keinen triftigen Grund mich meines Kommandos zu entheben. Zum einen hätte mich Salinator in diesem Fall wieder in Rom, wo er mich eigentlich weg haben wollte und zum anderen würde er damit nur noch mehr Öl ins Feuer gießen und dem Senat zeigen, wie unüberlegt und willkürlich seine Entscheidungen ausfallen. Den Statthalter werde ich Informieren, aber ich glaube ein Gespräch wird nicht notwendig sein." Umso weniger der Statthalter wusste, umso weniger konnte man ihm vorwerfen, falls Salinator doch auf die Idee kam gegen Livianus vorzugehen.

    Als Cara sich schließlich dicht neben Livianus niederließ und die Knie an ihren Körper anzog, sah er zu ihr hinunter. Natürlich waren beide ausreichend für diese Temperaturen gerüstet, doch das dickste Gewand half nichts, wenn es wie aus Kübeln heruntergoss. Livianus kam dabei kaum besser davon als Cara. Als er vom Pferd abgestiegen war, hatte er jedoch seinen zusammengerollten Offiziersumhang mitgenommen, der bisher am Pferd befestigt war. Diesen rollte er nun aus, während Cara ihrem Unmut freie Luft machte. "Es wird wieder vorbeigehen" antwortete er vorerst beruhigend und legte dann den Umhang behutsam über Caras und schließlich auch über seine Schultern. "Vielleicht wärmt er dich ein wenig. Lass uns hoffen, dass dieses Unwetter schnell vorüberzieht." Schließlich legte er sogar seinen Arm um ihre Schultern und zog den Umhang ein wenig fester zusammen, damit er auch genug Schutz vor dem Wetter und der Kälte bot. Sie wirkte immer noch etwas ängstlich und der Decimer vermutete bereits, dass es mit dem Gewitter zusammenhing. Doch er wollte nachfragen, was er schließlich auch mit ruhiger Stimme tat "Hast du Angst vor dem Gewitter Cara?"

    Zitat

    Original von Valgiso
    Ich setzte mich und fuhr mir kurz durch die Haare, "Danke, Legatus, das ist sehr freundlich. Aber die Natur dieses Landes hat uns an Kälte und Nässe gewöhnt". Ich breitete die Arme aus. "Aber es stört mich ein bißchen, dass ich mit einem verregneten Gesicht vor dir erscheine. Im allgemeinen sieht meine Visage etwas freundlicher aus".


    "Dir ist vielleicht bekannt, dass ich als Scriba Provincialis in der Regia arbeite. Ich kenne also das Metier eines Schreibers. Genauer gesagt, das eines staatlichen Schreibers, aber ich denke, ein persönlicher Schreiber wird kaum anders arbeiten. Was ich jedoch nicht kenne, ist die Aufgabe als Verwalter, die du in dem Stellenangebot genannt hast".


    "Nun im Prinzip suche ich im Moment eher einen verlässlichen Scriba, als einen Verwalter, da ich in Germanien keine Güter besitze und für meine Ländereien in Italia und Hispania bereits Verwalter eingestellt habe. Wobei ich dir von vorne herein zu bedenken geben muss, dass ich mir unter einem Privatsekretär keinen reinen Schreiber vorstelle. Es kann durchaus sein, dass ein solcher Mann in meinem Auftrag das eine oder andere Mal vereisen muss. Als Legatus Legionis bin ich sehr an diesen Ort gebunden. Es wäre jedoch manchmal gut ein Auge und ein Ohr in Rom oder an anderen Stellen zu haben bzw. müssen oft auch Dinge für mich dort erledigt werden. Solltest du also tatsächlich Interesse an dieser Arbeit haben, müsstest du auch ein gewisses Maß an Reisebereitschaft mitbringen. Mit einem gemütlichen Platz im Officium der Regia ist es also nicht unbedingt zu vergleichen, wenn du verstehst was ich meine. Welche Eigenschaften und Erfahrungen bringst du mit? Sprichst du neben Latein auch andere Sprachen? Schreiben kannst du zweifellos als Scriba der Provinzverwaltung aber wie sieht es mit deinen Rechenkünsten aus? Kannst du dich durchsetzen, auch gegen jemanden, der von Standes wegen über dir steht? Wenn du im Auftrag eines Senators handelst, kann es durchaus passieren, dass du in derartige Situationen kommst." Das waren vorerst genug Fragen, die der arme Scriba schon fast wie in einem Verhör beantworten musste. Livianus ließ es daher vorerst gut sein und wartete erst einmal die Antworten darauf ab. Er suchte einen zuverlässigen Mann für diese Aufgabe und das sollte bei diesem Gespräch klar und deutlich herauskommen.

    Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian
    "Erstaunlich, wie nachtragend ein Mann in solch einer Position einem kleinen Licht wie mir gegenüber sein kann. Meinst Du, es macht Sinn, ihn aufzusuchen, sich förmlich zu entschuldigen und ihm ein wenig in den Hintern zu kriechen? Zwar schüttelt es mich bei dem Gedanken, aber wenn es dem Zweck dienlich ist, bringe ich es sicherlich glaubhaft zustande." Valerian kaute schon länger auf dieser Idee herum und da er ohnehin nach Rom wollte, gab es auch eine Gelegenheit. Wobei noch fraglich war, ob der PU ihn überhaupt vorlassen würde. "Beunruhigende Dinge aus Rom? Was ist geschehen?" Es machte ihn ganz kribbelig, nicht informiert zu sein. Auch hatte er ewig nichts von seinem Patron gehört, was ihn schon das Schlimmste fürchten ließ.


    "Natürlich begrüßen wir Dich auch gerne nach meiner Rückkehr als Gast in unserem Haus. Wir fühlen uns geehrt, daß Du unsere Einladung annimmst." In der Tat konnte er sich geehrt fühlen. Der Legat war schließlich nicht irgendwer und er selbst, wie er so treffend gesagt hatte, nur ein vergleichsweise kleines Licht.


    "Hab Dank für Dein Vertrauen, die Aufgabe ist eine schöne Herausforderung für mich. Zumal wenn die Legio IX ebenfalls an dem Manöver teilnimmt. Das wird dann doch eine größere Unternehmung, was ich aber nur begrüßen kann. Die Männer bekommen nur selten die Gelegenheit, in großen Einheiten ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen." Sein Blick folgte dem Finger des Legaten, als er auf die Gegend zeigte, die er für die Übung vorgesehen hatte. Das war ja ganz schön weit! "So nahe an der Grenze zu Italia? Wird das nicht... nun, zu einigen Beunruhigungen führen, wenn Truppenbewegungen an der Stelle nach Rom weitergemeldet werden?" Was führte der Legat im Schilde?


    "Nun ich weiß nichts genaues, aber man hat mir berichtet das Salinator im Namen des Kaisers Senatoren aus dem Senat werfen hat lassen und sich in die letzten Wahlen eingemischt hat. Vom Kaiser bestimmte Kandidaten hat es schon lange nicht mehr gegeben." Livianus überlegte kurz. "Seit ich Senator bin, könnte ich mich an keinen vergleichbaren Fall erinnern. Außerdem setzt er meiner Familie zu und irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass er mit meiner kürzlichen Verurteilung etwas zu tun hatte. Du hast es vielleicht in der Acta gelesen. Für letzteres habe ich jedoch keine Bestätigung. Noch nicht." Dann wechselte er wieder das Thema und kam zurück auf die geplante Truppenübung. "Wie du bereits selbst gesagt hast, bricht der Winter bald ein und daher sehe ich nichts Falsches daran die Truppen zum Zwecke dieser Übung ein wenig weiter in den Süden zu verlegen. Die Nähe zu Italia sollte kein Problem darstellen. Die Legio I hält auch immer wieder Truppenübungen statt und die befinden sich in Italia. Ich sehe nichts Verwerfliches daran, unsere Männer trainieren zu lassen. Sollen sie in Rom doch denken, was sie wollen." Der Decimer lächelte Valerian breit an bei der Vorstellung das Salinator bei dieser Meldung vielleicht sogar davon ausging, die germanischen Legionen wollten in Italia einmarschieren und auch der Quintilier konnte dem Gedanken bestimmt etwas abgewinnen, Salinator einen kurzen Schreck einzujagen. Was sich Livianus dabei jedoch tatsächlich dachte, blieb in seinem innersten verborgen.

    Livianus erhob sich und winkte einen Sklaven herbei, ehe er sich wieder an Cretica wandte. "Mein Sklave wird dich nach Hause begleiten. Ich danke dir für diesen netten Abend und hoffe dich bald wieder zu sehen." Er war froh, dass sich dieses Gespräch nicht allzulange hingezogen hatte und Caras Mutter nun doch schon ging. "Du bist ein immer wieder gern gesehener Gast in meinem Haus. Vale." sagte er noch verabschiedend und wartete darauf, bis Cretica das Triclinium gemeinsam mit dem Sklaven verlassen hatte. Dann zog er sich selbst zurück.

    "Ja, leider muss ich dir bestätigen, dass aus Rom tatsächlich eine Ablehnung auf mein Beförderungsansuchen gekommen ist. Du scheinst also nach wie vor auf Salinators Liste zu stehen. Der Posten des Primus Pilus war somit das einzige, mit dem ich dir ein wenig entgegenkommen kann. Doch keine Sorge Valerian. Ich denke nicht, dass sich Salinator noch allzulange an der Macht halten kann. Ich habe beunruhigende Dinge aus Rom gehört und bin gespannt, wie der Senat darauf reagieren wird." begann Livianus die Beantwortung der ersten Frage. "Deine Einladung zur Cena möchte ich gerne annehmen, ob auch Iulia Cara daran teilnimmt, kann ich dir noch nicht sagen. Soweit ich weiß wird sie demnächst wieder zurück nach Rom reisen. Ich würde daher vorschlagen wir verschieben die Cena nach deiner Rückkehr aus Rom. Du hast selbstverständlich mein Einverständnis zum Zwecke deines Examens nach Rom zu reisen."


    Den nächsten Punkt nahm Livianus mit einem zufriedenen Nicken auf. "Sehr gut. Ich bin einverstanden und möchte, dass du auch weiterhin die Koordination dieser gemeinsamen Truppenübung übernimmst. Auch sie wird also noch etwas warten müssen, bis du aus Rom zurück bist. In der Zwischenzeit werde ich Kontakt zu Livius Tubero aufnehmen. Er ist der Legat der Legio IX, in der ich selbst lange Zeit gedient habe und die ich auch eine Zeit lang kommandieren durfte. Viele der Männer dort kennen mich noch und ich möchte, dass auch diese Legio an der Truppenübung teilnimmt." Der Decimer drehte sich um und sah zur Karte des Reiches, die hinter ihm an der Wand hing. "Was den Ort der Gefechtsübung betrifft so habe ich mir bereits meine Gedanken gemacht. Ich möchte mit den Einheiten Richtung Süden marschieren. Ich denke in der Gegend rund um Geneva werden wir genug Platz finden um die beiden Legionen und die Ala für ein gemeinsames Übungsgefecht zu vereinen." Livianus fuhr mit seinem Finger über die eingezeichnete Grenze zu Italia.

    Livianus zügelte sein Pferd, als er sah, dass Cara deutlich Probleme damit hatte sich auf ihrem Hengst zu halten und dieser sich kurz aufbäumte. Doch sah er auch, dass sie wohl eine bessere Reiterin war, als er es vermutet hätte. Routiniert wirkend, brachte sie ihn wieder unter Kontrolle und beruhigte den Hengst anschließend, bis er wieder still stand. Doch als der Decimer sich wieder bereit machen wollte um weiterzureiten, sprang die junge Iulia plötzlich aus ihrem Sattel. Etwas verdutzt beobachtete er sie dabei und fragte sich, was los war. Störte sie etwa der Regen, der nun tatsächlich immer stärker wurde und unaufhörlich auf sie herniederprasselte, oder……. oder hatte sie tatsächlich Angst vor dem Gewitter? Als sie ihm schließlich ansprach und er dabei deutlich die Angst in ihrem zarten Gesicht erkennen konnte, war es ihm klar. Angst hatte er schon zu oft in den Gesichtern vieler Menschen gesehen, meist auf dem Schlachtfeld und in wesentlich schlimmeren Situationen, doch hatte er auch hierbei durchaus Verständnis für Cara. Noch aus dem Sattel seines Pferdes, blickte er sich um und erspähte einen alten und weit nach oben ragenden Baum, der durch sein dichtes Geäst und seine mächtig ausgewachsenen Wurzeln eine passende Notstelle bot, um sich dort unterzustellen und dabei halbwegs trocken zu bleiben. Er sprang also abenfalls von seinem Pferd ab und deutete in die Richtung. "Dort der Baum Cara. Lass uns dort Unterschlupf suchen." Mit diesen Worten nahm er die Zügen seines Pferdes in seine Hand und marschierte gemeinsam mit Cara in die angepeilte Richtung.

    Der Decimer schüttelte vehement mit dem Kopf. Caras Mutter hatte ihm wohl falsch verstanden. "Nein, nein! Keineswegs! Sie ist einfach……. anders als zum Beispiel du. Was aber keinesfalls heißen soll, dass ich diese Eigenschaft missbillige oder es ein Problem darstellt. Es ist gut so wie Cara sich in vielen Dingen verhält und ich kann dir nur zu deiner Tochter gratulieren. Du scheinst in ihrer Erziehung eine gute Hand bewiesen zu haben." Es war für die Frau bestimmt nicht einfach, sie alleine groß zu ziehen, vor allem als Cara ihren Kinderschuhen langsam entwachsen war. Doch hatte sich die junge Iulia aus der Sicht des Decimers zu einer stolzen und intelligenten jungen Frau entwickelt. Man konnte also durchaus stolz auf sie sein. "Sei also unbesorgt. Ich habe bereits Phocylides, den Maiordomus der Iulier angewiesen mit Centho in Kontakt zu treten und da es dir bereits wieder besser geht, gehe ich davon aus, dass Cara demnächst wieder zurück nach Rom reisen wird. Alle weiteren Entscheidungen liegen dann alleine bei ihr." Indirekt - und Livianus schätzte Caras Mutter durchaus so intelligent ein, dass sie es zwischen den Zeilen heraushören konnte - hatte der Decimer der Mutter damit zu verstehen gegeben, dass er durchaus bereit war Cara zu ehelichen und alles weitere nur noch im Kreise der Familie besprochen werden musste.

    "Nun, was Cara betrifft ging ich bisher eigentlich davon aus, dass ihr demnächst wieder nach Rom reisen müsst. Ich hätte es daher der Familie bzw. Centho überlassen, diese Angelegenheit mit ihr zu klären. Es ist mein Wunsch, das Cara sich frei zu diesem Schritt entschließen kann und daher wäre es wohl eher eine Belastung für sie, würde ich sie selbst vor diese Wahl stellen. In Rom ist sie dagegen vollkommen unbeeinflusst und sollte sie sich gegen eine Heirat entscheiden, so kann ich ihr damit die Unannehmlichkeit ersparen, mich noch einmal sehen zu müssen. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du deinem Herrn dies so ausrichtest." Livianus war sich selbstverständlich nicht sicher, ob man diesbezüglich auf seine Wünsche eingehen würde, war es in vielen römischen Familien nach wie vor üblich politische Hochzeiten einzufädeln, bei denen die Frauen keinerlei Mitspracherecht bekamen. Doch er war in einem Alter und einer Stellung, wo er sich durchaus die eine oder andere Exzentrität leisten konnte. Und in seinem Falle war es eben die Heirat mit einer Frau, die ein gewisses Maß an Zuneigung für ihn besaß. Alles andere hatte er schließlich bereits erreicht. Er hatte Erben, hatte eine hohe Stellung in der Gesellschaft und hatte genügend Geld, um sich irgendwann einen angenehmen Lebensabend zu gönnen. Letztendlich war sein einziger Wunsch daher noch, diese verbleibende Zeit mit einem Menschen zu genießen, den er liebte und der ihn liebte.


    Verwundert musterte der Legat den Besucher. Ein Zivilist, vollkommen durchnässt und noch dazu mit einem ungewöhnlichen Anliegen, denn Livianus hatte nicht mehr damit gerechnet, dass sich auf seine Stellenausschreibung noch jemand melden würde. Umso erfreulicher war daher dieser Besuch. Einladend deutete er auf den Stuhl, der vor seinem Tisch stand.


    "Salve. Dann nimm doch bitte erst einmal Platz. Wenn du möchtest, kann ich ein zusätzliches Kohlebecken bringen lassen, an dem du dich wärmen kannst."