An
Tribunus Angusticlavius
Faustus Decimus Serapio
Legio XXII Deiotariana
Nikopolis, Aegyptus
Mein Sohn,
verzeih mir, dass du so lange auf Antwort warten musstest, aber du weißt, ich bin nicht der große Briefeschreiber und in letzter Zeit gab es einiges, dass meine vollste Aufmerksamkeit bedurfte.
Wie du vielleicht gehört hast, wurde in Rom gegen mich Anklage wegen Rechtsbeugung in zwei Fällen erhoben. Das eine betrifft deine Adoption, das andere die Adoption eines Libertus durch einen Römer. Mattiacus hat als mein Verteidiger zwar getan was in seiner Macht stand, aber letztendlich wurde ich in beiden Fällen vom Praetor und seinen beiden Beisitzenden schuldig gesprochen. Mir wurde zugetragen, dass der Ankläger Faustus Octavius Macer im Auftrag des Praefectus Urbi gehandelt hat. Aus meiner Sicht ein weiterer Beweis dafür, dass dieser Salinator alles andere als ein Freund der Decimer ist und ein tiefer Schlag, da es sich ausgerechnet um einen Octavier handelte, der als sein Handlanger diente. Alles weitere zu diesem Thema, auch auf deine Frage bezogen, woher die Meinungsverschiedenheiten zwischen mir und diesen Mann rühren, wäre unklug niederzuschreiben. Ich kann dir nur so viel mitteilen, dass ich diesem Mann nicht vertraue und seine guten Absichten entschieden in Frage stelle. Er hält den Kaiser fast wie einen Gefangenen in seiner Villa fest und lässt niemanden zu ihm und er entscheidet willkürlich über das Wohl unseres Reiches. Die Zuteilung meines Legionskommandos in Germanien sehe ich weniger als Zeichen der Größe, den vielmehr als Zeichen der Angst. Er wollte mich aus Rom weg haben und das hat er damit erreicht. In Germanien habe ich keinerlei Einfluss auf den Senat oder die Geschehnisse in Rom und noch dazu dauert es Tage oder Wochen, bis ich über Neuigkeiten informiert werde.
Was die Germanicer betrifft, so habe ich mich mit ihnen ausgesöhnt und sowohl Avarus, als auch Sedulus genießen mein vollstes Vertrauen. Ich denke nicht, dass sie sich für den Acta-Artikel verantwortlich zeichnen, noch dass sie mir in den Rücken fallen würden.
Was deine Idee mit Seiana und Dragonum betrifft, so habe ich darüber nachgedacht und halte es tatsächlich für eine gute Idee von dir mein Sohn. Er war immer ein loyaler Klient meines Hauses und ich weiß, dass ich mich voll und ganz auf ihn verlassen kann. Er wäre bestimmt ein guter und auch standesgemäßer Ehemann für deine Schwester, allerdings wie oben bereits erwähnt, scheint uns auch aus dem Hause der Octavier einiger Gegenwind entgegenzuwehen. Ich bin mir daher nicht sicher, ob es tatsächlich die beste Wahl wäre. Auch für Terentius Cyprianus spricht vieles, wobei ich bisher der Meinung war, dass er bereits verheiratet ist. Hat sich daran etwas geändert? Sprich auch mit deiner Schwester über diese Angelegenheit. Ich möchte sie nicht gänzlich bei dieser Entscheidung umgehen.
Auch hier in Germanien tut sich in Sachen Heiratspolitik einiges. Es bahnt sich gerade eine enge Bande zwischen mir und dem Hause der Iulier an. Unter Umständen könnte es sogar auf eine Heirat hinauslaufen, doch ist es noch zu früh für eine definitive Aussage. Bei all dem sollten wir uns aber auch langsam Gedanken über eine standesgemäße Braut für dich machen. Hast du vielleicht bereits selbst eine junge Frau in die nähere Betrachtung gezogen oder wäre es dir lieber, wenn ich mich auf die Suche begebe und meine Kontakte zu den Familien spielen lasse? Auch für Mattaicus muss endlich eine Frau gefunden werden. Ich fürchte die Leute reden bereits darüber, wie auch vor kurzem ein Artikel in der Acta mehr als deutlich machte.
Ansonsten kann ich meinen Brief nur mit der Versicherung abschließen, dass ich sehr stolz auf dich bin und bereits jetzt weiß, irgendwann einen würdigen Nachfolger in dir gefunden zu haben. Ich wünsche dir daher alles erdenklich Gute für deinen Kampf gegen die Banditen. Die Götter mögen über dich wachen – aber halte sicherheitshalber auch immer dein Schwert griffbereit.
Dein Vater
MARCUS DECIMUS LIVIANUS
Senator