Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    "Ich danke dir Hungaricus. Dann ist dieses kurze und beeindruckende Schauspiel beendet."


    Livianus nickte dem Statthalter zu und winkte schließlich den Primus Pilus zu sich.


    "Du kannst die Legio nun wieder abtreten lassen. Außerdem veranlasse bitte, dass der Praefectus Alae zu einem kurzen Gespräch in das Praetorium eingeladen wird. Ich werde mich in der Zwischenzeit dort hin zurückziehen."


    Mit diesen Worten und einigen Stabsoffizieren im Schlepptau verließ der neue Legat den Platz in Richtung Praetorium.


    Das der Mann ein Bekannter des Praefectus Alae war, nahm Livianus wohlwollend auf. Ein weiterer Pluspunkt, der für die anstehende Entscheidung sprach.


    "Nun Quintilius. Es soll nicht alles umsonst gewesen sein. Deine Versetzung zur Legio II kann ich leider nicht Rückgängig machen, allerdings werde ich mich dafür einsetzen, dir die von Balbus zugesagte Beförderung zu ermöglichen. Natürlich kann ich dir nichts versprechen, da es bei der Ernennung von Stabsoffizieren die Genehmigung Roms braucht, wie ich seit kurzem weiß, doch einen Versuch ist es wert. Bis dahin wirst du deinen Dienst als Centurio antreten und dich um die Ausbildung der Probati kümmern."


    Livianus machte sich eine kurze Notiz über seine Entscheidungen auf einer Tabulae. Er würde später einen Brief an Rom schicken und um die Ernennung ansuchen. Ansuchen! Wie er es hasste derart von diesen verdammten Bürohengsten abhängig zu sein.


    "Und deine Frau? Ist sie mit dir nach Mogontiacum gekommen?"

    Livianus lachte laut auf.


    "Natürlich! Ich erinnere mich. Die Doppelhochzeit bei den Germanicern. Ich war selbst mit meiner Nichte zu Gast, allerdings sind wir nicht sehr lange geblieben. Aber nun wo du es sagst. Dein Gesicht kam mir gleich irgendwie bekannt vor."


    Damit hatte der neue Centurio von vornherein bei seinem neuen Kommandanten einen Stein im Brett und jedes weitere Nachfragen betreffend dienstlicher Verfehlungen damit hinfällig geworden. Doch gleich darauf verfinsterte sich Livianus Mine wieder und seine Stimme wurde wieder ernster.


    "Du hattest also Meinungsverschiedenheiten mit dem Praefectus Urbi….. Es dürfte nun bei ihm zur Gewohnheit werden unliebsame Personen nach Germanien zu versetzen. Möglichst weit weg von Rom. Naja."


    Der Legat ließ dabei sein geteiltes Schicksal mit Valerian unerwähnt, jedoch könnte es sich früher oder später als Vorteil erweisen, wenn sich hier in Mogontiacum die Gegner des Vesculariers versammelten. Es wäre vermutlich klüger gewesen, er hätte den Prätorianer nach Aegyptus geschickt. Doch nun war er hier und Livianus war froh einen ehemaligen Prätorianer in seinen Reihen zu wissen.


    "Dann Willkommen in der Legio II. Wie lange hast du bei den Prätorianern als Centurio gedient?"

    "Salve."


    Etwas ungläubig nahm Livianus das Schreiben entgegen und überflog es kurz. Kein Zweifel. Dieser Mann war tatsächlich von den Prätorianern zur Legio II versetzt worden. So etwas geschah gewiss nicht ohne Grund und die erste Vermutung des Legaten war, dass dieser Centurio etwas ausgefressen hatte. Dem wollte er auf den Grund gehen. Ernst deutete er auf den Sessel vor seinem Schreibtisch und lag das Schreiben beiseite.


    "Nimm doch Platz Centurio und berichte mir was man sich zu Schulden kommen lassen muss, um von den Prätorianern zu einer Legio in Germanien versetzt zu werden?"


    An den
    Kommandeur der Academia Militaris Ulpia Divina
    Senator Spurius Purgitius Macer
    Roma, Italia



    Geschätzter Senator Macer,


    in deiner Eigenschaft als Kommandeur der Academia Militaris, erlaube ich mir, mich mit einem Anliegen von äußerster Dinglichkeit an dich zu wenden. Als neu ernannter Legatus Legionis der Legio II ist mir vor kurzem zu Ohren gekommen, dass eine Verordnung aus Rom besagt, dass jede militärische Beförderung ab dem Rang eines Centurios durch den Kaiser bzw. seinem derzeitigen Vertreter, dem Praefectus Urbi Vescularius Salinator, bestätigt werden muss. Abgesehen von den langen Wartezeiten die eine solche Vorgehensweise augrund der Entfernungen zu den einzelnen Einheiten mit sich bringt und dadurch erheblich den routinierten Ablauf innerhalb einer Legion stören, sehe ich das ureigenste Recht eines Kommandanten aufgehoben, die Männer persönlich auswählen zu können, die an seiner Seite im Falle einer Gefahr für Reich und Kaiser ins Feld ziehen und treu und tapfer kämpfen sollen. Als langjähriger Kommandeur der Academia Militaris und damit Bewahrer der militärischen Traditionen Roms kannst du meine Entrüstung über diese neue Vorgehensweise am Kaiserhof bestimmt nachvollziehen. Es kommt einer Entmündigung aller Kommandanten des Exercitus Romanus gleich. Ich bitte dich daher in Erfahrung zu bringen ob diese Informationen der Wahrheit entsprechend und in einem solchen Falle um deine Intervention in dieser Angelegenheit. Den Legionslegaten soll wieder gestattet werden, die plebejischen Posten in ihrer Legion selbst zu besetzen. Ich danke dir bereits jetzt für deine Mühen.


    Vale Bene,






    An den
    Legatus Augusti pro Praetore
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Mogontiacum, Germania



    Geschätzter Vinicius Hungaricus,


    mir ist zu Ohren gekommen, dass eine Verordnung aus Rom besagt, dass jede militärische Beförderung ab dem Rang eines Centurios durch den Kaiser bzw. seinen Vertreter bestätigt werden muss. Abgesehen von den langen Wartezeiten die eine solche Vorgehensweise augrund der Entfernung mit sich bringt und dadurch erheblich den routinierten Ablauf innerhalb meiner Legion stören, sehe ich das ureigenste Recht eines Kommandanten aufgehoben, die Männer persönlich auswählen zu können, die an seiner Seite im Falle einer Gefahr für Reich und Kaiser ins Feld ziehen und treu und tapfer kämpfen sollen. Als traditionsbewusster Militär kannst du meine Entrüstung über diese neue Vorgehensweise am Kaiserhof bestimmt nachvollziehen. Sollte diese Information also der Wahrheit entsprechen bitte ich dich um deine Intervention in dieser Angelegenheit. Den Legionslegaten soll wieder gestattet werden, die Posten in ihrer Legion selbst zu besetzen.


    Vale Bene,





    Von einem Centurio der zur Legio II versetzt werden sollte war den Scriba nichts bekannt, doch er wunderte sich nicht wirklich darüber, da der neue Legat seit seinem Eintreffen sehr oft Entscheidungen traf oder Schreiben verschickte, ohne seine Untergebenen zu informieren. Sollte er sich also auch selbst um diesen Centurio kümmern. Der Scriba ließ den Prätorianer daher ohne langes Aufsehen zum Legaten vor.

    Es war ein wahrlich erhebendes Gefühl, als die Männer in den Schlachtruf des Legaten mit ein stimmten und ihre Rufe durch das Castellum hallten. Kurz darauf ertönten auch lautstark die Hörner der Cornicen und das Feldzeichen der Legio II, das bisher an der Seite von Vinicius Hungaricus gestanden war, wurde durch den Aquilifer, einen altgedienten Soldaten den die ehrenvolle Aufgabe zu Teil war den Adler der Legio zu tragen, zu Decimus Livianus getragen. Der neue Legat wandte sich dem Adler zu und sank auf ein Knie. Er hatte zwar dem Kaiser persönlich seine Loyalität versichert, doch als Privatmann seit seiner Rückkehr aus Parthia noch keinen offiziellen Eid auf den neuen Imperator und Oberbefehlshaber der römischen Truppen geschworen. Diese feierliche Gelegenheit wollte er nun dazu nutzen, dies nachzuholen. Alle sollten es hören können. Ein weiteres Mal hallte seine kräftige Stimme über den Platz.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Dann erhob sich der Legat wieder und der Aquilifer stellte sich mit dem Adler an seine Seite. Livianus sah zum Statthalter. Vielleicht hatte dieser noch etwas mitzuteilen, altgediente Soldaten mit einer Auszeichnung zu versehen oder dem neuen Legaten einfach nur noch alles Gute zu wünschen. Wenn nicht, dann war diese Zeremonie kurz und schmerzlos beendet. Die Soldaten kannten nun das neue Gesicht an der Spitze der Legio und wussten nun auch in etwa, welche Linie der neue Legat einschlagen würde. Das die Ala ebenfalls zu diesem kleinen Festakt gekommen war freute den Decimer und er wollte diese Gelegenheit auch nutzen, um den neuernannten Präfekten der Reitereinheit kennenzulernen.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ENTBINDE ICH
    MARCUS TERENTIUS LUPUS


    MIT WIRKUNG VOM
    PRIDIE KAL IUN DCCCLX A.U.C. (31.5.2010/107 n.Chr.).


    VON SEINER AUFGABE ALS
    CENTURIO STATORUM - LEGIO II GERMANICA


    UND ZEICHNE IHN
    FÜR SEINE VERDIENSTE MIT EINER

    AUS




    Livianus hatte gerade viel zu tun und laß sich die Tabulae seines Tribuns nur sehr halbherzig durch. Irgendwas mit Enthebung des Centurio Statorum und einer Auszeichnung. Ohne sich lange damit aufzuhalten nahm er einen Griffel zur Hand und genehmigte die Anfrage des Tribuns.



    Mein Legat,
    ich trete heute mit einer Bitte an dich heran. In unserem letzten Gespräch hast du mir Vexillarius Marcus Terentius Lupus als Centurio zugeteilt. Jedoch ist er zudem noch Centurio Statorum, was bei der Tätikeit als Centurio einer Centurie hinderlich ist. Ich habe ihn aus seinem Dienst entlassen und erbitte dafür deine Zustimmung.
    Des weiteren kann ich keine Empfehlung für eine Auszeichnung aussprechen und erbitte dich daher eine solche auszusprechen, sollte er sich als Centurio Statorum besonders hervorgetan haben.


    gez.
    Q.Octavius Augustinus Minor
    Tribunus Angusticlavius
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    genehmigt per PRIDIE KAL IUN DCCCLX A.U.C. (31.5.2010/107 n.Chr.)
    M.Decimus Livianus - Legatus Legionis



    Dann reichte er den Duplicarius die Wachstafel zurück.