Die Rede seines Mitbewerbers um das Amt des Consuls, Flavius Furianus, war sehr beeindruckend gewesen und Livianus war für einen kurzen Moment unsicher, ob er jetzt noch die Mehrheit des Senats von sich und seinen Ideen überzeugen konnte. Hätte er von Furianus Vorhaben gewusst, so wäre er einer gemeinsamen Kandidatur nicht negativ gegenüber gestanden. Er ließ sich jedoch nichts von seinen Gedanken anmerken und trat in die Mitte der Senatshalle, als er aufgerufen wurde. Er räusperte sich und begann.
"Verehrter Consul, geschätzte Kollegen des Senats!
Ein weiteres Mal im Laufe meines bisherigen Lebens erlaube ich mir vor euch zu treten und mich für ein Amt im Cursus Honorum zu bewerben. Wie der Consul bereits sagte, strebe ich bei den kommenden Wahlen demütig und selbstlos seine Nachfolge an und hoffe auf eure Zustimmung und Unterstützung bei diesem ehrenvollen Vorhaben.
Zu meiner Person und meinem bisherigen Lebensweg werde ich nicht viele Worte verlieren, da mein Lebenslauf den meisten von euch bestens bekannt sein wird. Zuletzt, sei kurz erwähnt, habe ich dem Senat vor zwei Amtsperioden als Praetor Urbanus gedient und davor dem Kaiser als langjähriger Legionskommandeur und Berater im Consilium Principes. Nun sehe ich den Zeitpunkt gekommen, um auch den letzten und größten Schritt im Leben eines Senators zu wagen und für das höchste Amt unserer Res Publica zu kandidieren. Ich treffe diese Entscheidung wohl überlegt, denn sie sollte keines Falls leichtfertig gefällt werden und ich bin mir sicher auch in eurem Sinne zu sprechen wenn ich sage, dass in Zeiten wie diesen ein starker Senat und ebenso starke Amtsträger im Cursus Honorum für Rom und das römische Volk unverzichtbar sind."
Livianus Blick, der bisher freundlich und offen durch die Runde der Senatoren geschweift war, verweilte in diesem Moment deutlich ernster bei Vescularius Salinator und ein kurzer Moment verstrich, ehe er weiter sah und das Wort wieder aufnahm.
"Nach wie vor ist unser geliebter Kaiser fern der Hauptstadt und damit auch gezwungen einen Großteil seiner Regierungsgeschäfte in andere Hände zu legen. Ich weiß, unsere Gedanken sind bei ihm und unsere Gebete begleiten ihn. Doch haben wir als Senat nicht die heilige Pflicht mehr zu tun als nur zu beten und zu hoffen? Haben wir nicht die Pflicht unserem Kaiser mit all unserer Kraft beizustehen und dem Volk von Rom zu dienen, so wie wir uns alle durch unseren Eid verpflichtet haben? ……zum Wohle des Volkes, des Senates und des Kaisers des Imperium Romanum……
Ich denke das haben wir! Und wie könnten wir das besser als durch ehrenvolle Erfüllung unserer Pflichten und Traditionen, durch die unsere Res Publica seit jahrhunderten Bestand hat und auch weiterhin haben wird. Die Consularen der letzten Jahre, allen voran Consular Aelius Quarto und Consular Tiberius Durus, habe wichtige Reformen durchgesetzt und einen wertvollen Grundstein für zukünftige Nachfolger gelegt. Ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich mir im Falle meiner Wahl ein anderes Ziel setzen kann, als die primäre Überarbeitung von Gesetzen und Richtlinien. Ich kann und möchte mein Augenmerk nun auf die tatsächliche Arbeit und das Wirken des Senats legen.
Im Falle meiner Wahl zum Consul möchte ich gemeinsam mit euch allen und natürlich in enger Abstimmung mit dem Kaiserhaus an einer Wiedererstarkung des Senats und der Ämter des Cursus Honorum arbeiten. Ich bin der Meinung der Senat und auch die einzelnen Amtsträger des Cursus Honorum könnten weitaus aktivere Arbeit bei einzelnen Agenden der Regierungsgeschäfte oder der Unterstützung des vom Kaiser bestimmten Vertreter anbieten und letztendlich dadurch auch Sorge tragen, dass sich die bedauernswerte Abwesenheit unseres geliebten Kaisers, so lange sie auch noch dauern möge, nicht negativ auf Rom und das Volk auswirkt. Es gibt viele Ansatzpunkte die hier angedacht werden können, schließlich sind die meisten Senatoren wichtige Amtsträger in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Mein erster Weg als Cosnsul wird mich daher nach eingehender Beratung mit euch zum Kaiser führen, um ihn diesen Vorschlag zu unterbreiten und ihm dem bedingungslosen Rückhalt und die Unterstützung durch den Senat zuzusichern. Der Senat sollte nicht nur zum zusehen verdammt sein geschätzte Kollegen.
Ich hoffe, dass ich euch damit ebenso aus dem Herz spreche, wie es in meinem Fall zutrifft, in der festen Überzeugung dem Volke Roms einen wichtigen Dienst zu erweisen. Ich bin ein Mann der Tat, dass wisst ihr und Taten möchte ich mit eurer Unterstützung auch folgen lassen. Ich Danke euch."
Dann erwartete der Senator die Fragen und Wortmeldungen seiner Amtskollegen. Seine Ziele waren anders als die der Gegenkandidaten. Auch wenn er sich Gesetzesänderungen keinesfalls versperrte, vielleicht sogar selbst den einen oder anderen Vorschlag dazu hatte, so waren sie nur von sekundärer Bedeutung für ihn.