Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Nach den ersten Anhörungen einiger Kandidaten der kommenden Wahlen strömten die Senatoren, meist in Gespräche und Diskussionen vertieft, aus der Curia. Livianus stand etwas abseits und hielt Ausschau nach Aelius Quarto, den er um ein Gespräch bitte wollte. Vor den Sitzungen hatte er die Gelegenheit verpasst, doch nun erhoffte er sich mehr Erfolg bei seinem Vorhaben.


    Es dauerte nicht lange, da erblickte er auch schon den mehrfachen Consular, umgeben von einer stattlichen Anzahl an Klienten und Senatskollegen. Kein ungewöhnlicher Anblick in diesen Zeiten, wo der Stern der Aelier ihren bisherigen Zenit erreicht hatte. Ohne Zeit zu verlieren bahnte sich der Decimer seinen Weg in Richtung Quarto und versuchte sein Glück.


    "Senator Aelius!"

    Nickend stimmte Livianus dem Optio zu. Das Lächeln verschwand jedoch nur wenige Augenblicke später wieder aus seinem Gesicht. Dieser öffentliche Angriff hatte den Senator nachdenklich gemacht.


    "Dieses Pack weiß einfach nicht wann es genug ist."


    sagte er mehr zu sich selbst, als zu den restlichen Anwesenden.


    Sim-Off:

    Sorry ;)

    Livianus war den Senat einige Zeit fern geblieben, aus persönlichen Gründen wie man bei Nachfragen des Öfteren gehört hatte. In Wahrheit brauchte er die Auszeit, die er sich nach seiner Rückkehr aus Parthia nicht gestattet hatte. Nun war er wieder wohlauf und saß nachdenklich auf seinem Platz in den Reihen der übrigen Senatoren.


    Eine der ersten Sitzungen denen er nach seiner Abwesenheit wieder beiwohnte behandelte die Straferhöhung für Tötung und Raub. Interessiert verfolgte er die Diskussion, bis sich eine Frage auftat.


    "Wenn du die Frage gestattest Consul, wo würdest du bei einem Raub die Grenze ziehen? Ab wann wäre die Todesstrafe deiner Ansicht nach gerechtfertigt?"

    Als Livianus die Casa Decima betrat wurde er von den Sklaven umgehend über die Ankunft des eingetroffenen Gastes und dessen verbleib informiert. Der Termin hatte kürzer gedauert als erwartet und der Senator war froh Iunia Axilla noch hier im Haus anzutreffen.


    Ein Brief hatte ihr kommen zwar angekündigt, allerdings hatte sie einen genauen Tag verschwiegen. Für ein Umkleiden blieb nun keine Zeit und so entschied er vorerst die schwere Senatorentoga anzubehalten. Neugierig und bestens gelaunt betrat er das Tablinum und sah seine Nichte Seiana und vermutlich Iunia Axilla, die beide tief in ein Gespräch vertieft waren. Lächelnd trat er auf die beiden zu.


    "Meine Damen. Ich hoffe ich störe nicht."

    Die Freude über Serapios unerwarteten Besuch wich mit einem Schlag aus dem Gesicht des Decimers, als er den Grund für das Kommen erfuhr. Entsetzt und Fassungslos sah er seinen Adoptivsohn an.


    "Ermordet? Aber wie..... was ist passiert?"

    Zitat

    Original von Aurelia Prisca


    Nachdem sich ihre Gesprächspartner sprichwörtlich aus dem Staub gemacht hatten, verfolgte Prisca - wie die meisten andern Gäste auch -die Wiederbelebungsversuche der alten Frau aus gebührender Entfernung.Tja, so eine impluvium, so nützlich und schön es auch anzusehen war, barg durchaus einige Stolperfallen und Gefahren. Wie peinlich!, zeigte die Aurelia dabei nur begrenztes Mitleid für das Missgeschick der alten Frau. War dies eine nahe Verwandte von Serrana? Fast schien es so, da die Iunia sich aufopfernd um die soeben Auferstandene kümmerte.


    Wie auch immer. Solche Zwischenfälle wurden besser nicht an Ort und Stelle weiter beredet, allein aus Rücksicht auf die Gastgeber und deshalb empfing die Aurelia den Decimer und Serrana auch mit einem gleichermaßen freundlichen wie nichtssagenden Lächeln wieder. "Keine Ursache!", entgegnete Prisca den beiden und auf Serranas flüchte Berührung hin, nahm Prisca deren Hand sachte und drückte sie freunschafllich " Wo denskt du hin Serrana. Wie könnte ich es dir übel nehmen, dass du dich um diese Frau gesorgt hast. Ist sie denn eine gute Bekannte vo dir?", fragte Prisca ahnungslos nach und hörte gleichzeitig gespannt zu, was Decimus Mattiacus auf die Frage nach seinem Beruf zu erzählen hatte."Oh, Aus Langeweile und Zufall wurdest du medicus? Interessant. Nun dafür machst du deine Arbeit aber sehr gut und ich würde mir selbst keinen anderen als dich an meiner Seite wissen wollen, sollte ich je der Hilfe eines Arztes bedürfen", gab Prisca dem Decimer ein durchaus ernst gemeintes Kompliment.


    "Ich kann euch versichern, dass es nicht immer angenehm ist einen Medicus in der Familie und damit immer um sich zu haben. Vor allem einen so strengen wie meinen Bruder."


    meinte Livianus lächelnd, der damit in den Raum stellte, das Mattiacus zwar sehr fürsorglich war, aber es vielleicht auch das eine oder andere Mal mit dieser Fürsorglichkeit übertrieb. Doch in Wahrheit war der Senator froh, dass er Mattiacus um sich wusste, der ihm gerade nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft mit gesundheitlichem Rat und Tat zur Seite stand.

    Auch Livianus wollte dem Brauch folge leisten, der die Senatoren zum Amtsantritt eines Consuln morgens nach den Auspicia zur Salutatio in das Haus des neuen Consuln rief. Dem entsprechen offiziell in die Toga der Senatoren gekleidet, betrat der Decimer das Atrium, in dem sich bereits eine sehenswerte Anzahl an Klienten und anderen bekannten Gesichtern tummelten. Tiberius Durus war bereits davor bei weitem kein Unbekannter und hatte einen ansehnlichen Klientenstand, doch beschlich Livianus sofort nach dem betreten des Atriums das Gefühl, als wäre dieser Anhängerstand mit seiner gewonnen Wahl zum Consul noch einmal sprunghaft angestiegen. Dabei kam dem Decimer in den Sinn, dass es vielleicht auch für ihn selbst nicht verkehrt war, sich wieder einen einflussreichen Patron zu suchen. Als erstes begrüßte der ehemalige Prätor selbstverständlich den Gastgeber selbst, der die Gäste persönlich in Empfang nahm.


    "Consul. Ich gratuliere dir zu deiner Wahl und versichere dir, dass ich mir Keinen vorstellen kann, der in einer Zeit wie dieser die Geschicke Roms besser lenken könnte. Natürlich überbringe ich dir auch die besten Wünsche der gesamten Gens Decima und habe dir zu diesem feierlichen Anlass einen Weihstein anfertigen lassen, der bereits draußen deinen Sklaven übergeben wurde und dir den Segen der Götter für deine Amtszeit bescheren soll."


    Wie und wo der Weihstein aufgestellt werden sollte, wollte Livianus dem frischgebackenen Consul selbst überlassen.


    Sim-Off:

    WISIM-Angebot

    Livianus hielt die Luft an, als Bularchus schließlich nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war. Ihre Blicke verloren sich keinen Moment und eine ungewöhnliche Art der Spannung lag in der Luft. Man hatte das Gefühl zwei Raubtiere zu beobachten, die um ein Revier stritten und genau so fühlte sich auch der Decimer in diesem Moment. Ein alternder Löwe, der einen weitaus Jüngeren in die Schranken wies. Die Liktoren waren zu allen bereit, hielten sich aber immer noch zurück. Livianus war ein erfahrener Soldat, der sich durchaus zu verteidigen wusste, oder fähig war, seinen Männern rechtzeitig ein Zeichen zu geben, wenn ein Eingriff erforderlich schien. Doch der Decimer bewegte sich nicht und so änderte Bularchus, der nur noch einen Schritt entfernt war, seine Richtung. Ganz knapp ging er an Livianus vorbei und sah ihm bedrohlich an. Es war als Zeichen zu verstehen, dass er ebenso wie der frühere Präfekt keine Angst hatte und auch als Warnung, das Livianus sich nicht all zu sehr in dessen Angelegenheiten einmischen sollte.


    Schließlich verschwand Bularchus mit seinen Männern in einer Seitengasse und Livianus atmete erleichtert auf. Auch wenn er einiges aufs Spiel gesetzt hatte, so war er durchaus mit sich zufrieden und musste sich eingestehen, dass ihm diese Art des Nervenkitzels irgendwie gefehlt hatte. Als Soldat war man es gewohnt dem Tod ins Auge zu sehen und heute war Livianus wieder einmal mehr Soldat als Politiker gewesen.


    Erst jetzt, als der Senator sich wieder in Richtung Tempel wandte und seine Liktoren zu sich deutete bemerkte er die Anwesenheit einer ihm durchaus bekannten jungen Dame, die in Begleitung war. Ein aufgesetztes Lächeln sollte die durchaus gefährliche Situation herabspielen.


    "Iunia Serrana. Verzeih die Unannehmlichkeiten. Ich hoffe dir geht es gut?"

    Wie es Sitte war und auch in den Gesetzen verankert war, hatte sich Livianus an diesem Tag auf der Rostra eingefunden, um einen kurzen Bericht über seine Amtszeit als Prätor öffentlich Kund zu tun. Seine Klienten standen bereit um ihren Patron gegebenenfalls zu unterstützen und so richtete der ehemalige Prätor sein Wort an die umherstehenden Bürger.


    "Quirites,


    Meine Amtszeit als Prätor Urbanus hat vor wenigen Tagen geendet und so bin ich heute hier, um öffentlich einen kurzen Bericht über das vergangene Jahr abzulegen, in dem ich die Oberaufsicht über die Gerichte Roms innehatte.


    Zuverlässig und nach besten Wissen und Gewissen habe ich in diesem vergangenen Jahr über die Streitfälle zwischen römischen Bürgern gerichtet. Auch wenn ich euch berichten darf, dass diese Streitfälle in den letzten Jahren sehr zurückgegangen sind, gibt es doch immer wieder Arbeit für die Gerichte Roms. Diese beginnen bei kleinen Streitereien zwischen normalen Bürgern und enden oft, so wie auch während meiner Amtszeit bei Auseinandersetzungen zwischen Senatoren. Doch denke ich, dass all diese Streitfälle streng nach unseren Traditionen und Gesetzen beigelegt werden konnten und kein Anlass zur Unmut einer Partei bestehen blieb.


    Neben meiner Tätigkeit als Prätor und oberster Richter Roms kontrollierte und überarbeitete ich die Listen der Advocati und Pflichtverteidiger - nicht zuletzt, um Euch, Quiriten, sichere Ansprechpartner für juristische Probleme und nötigenfalls auch eine ordentliche Verteidigung bieten zu können.


    Ich wünsche meinem Nachfolger Senator Purgitius Macer alles Gute und stehe natürlich für eure Fragen bereit."

    Der Blick des kleinen Untersetzten schweifte kurz auf seine Gegner und dann zu den Liktoren, die immer noch regungslos vor den Toren des Tempels standen und auf ein Zeichen den Magistraten warteten. Anscheinend wog der kleine Gauner ab, ob es klug war die verfeindete Bande hier zu stellen und damit das Einschreiten der Liktoren und damit auch möglicherweise seine Verhaftung zu riskieren, oder sich lieber aus den Staub zu machen und auf die nächste Gelegenheit zu warten, die mit ziemlicher Sicherheit nicht lange auf sich warten lassen würde. Schließlich sah er wieder zu Livianus, der Bularchus immer noch mit einem ernsten Blick bedachte und auf eine schnelle Lösung drängte.


    "Also?"


    Während Livianus seine Augen unbewusst zusammen kniff und dadurch noch bedrohlicher wirkte, wandte sich Bularchus von der gegnerischen Gruppe ab. Das Einschreiten des Prätors hatte also anscheinend geholfen schlimmeres zu verhindern und Livianus atmete innerlich auf. Es kam immer wieder vor, dass verfeindete Banden aufeinander trafen und sich richtige Straßenschlachten lieferten, doch fand dies meistens in der Subura oder Randbezirken Roms statt. Hier direkt auf dem Forum Romanum, war es schon mehr als eine Seltenheit, eine solche Auseinandersetzung mitzubekommen. Die gegnerische Gruppe begann als erstes sich möglichst rasch zurückzuziehen und aus dem Staub zu machen. Sie fürchteten vermutlich keine günstigere Gelegenheit mehr zu bekommen als diese.


    Anstatt ebenso durch eine der Hintergassen zu verschwinden, kam jedoch Bularchus plötzlich auf den Prätor zu. Die Liktoren im Hintergrund waren sofort alarmiert und stiegen ebenfalls, ohne erst auf Anweisung des Prätors zu warten, einige Stufen des Tempels herab um näher bei Livianus zu sein, der immer noch gehobenen Hauptes wie eine Statue und ohne jegliches Anzeichen von Angst auf seinen Platz stand und dem Gauner entgegenblickte.

    Vom lautstarken Lärm angezogen, trat wenige Momente später eine Gruppe von Männern durch die hohen Tore des Concordiatempels. Man musste nicht lange hinsehen um an den links geschulterten Rutenbündel zu erkennen, dass es Liktoren waren, die wohl wenig Verständnis für diese frevelhafte Störung aufbrachten und sofort mit strengem Blick nach dem Grund dieses Tumults Ausschau hielten.


    Mit etwas Abstand folgte ihnen schließlich Livianus, der gekleidet in der Toga Praetextra der Prätoren neugierig nach vorne drängte. Er wollte Concordia gerade ein Opfer darbringen, als er durch den Straßenlärm nach draußen gezogen wurde. Seine erhöhte Position ermöglichte eine gute Übersicht über den Platz und ließ ihm nach einem kurzen schweifenden Blick durch die Runde die Situation erkennen, die sich hier vor dem Tempel abspielte. Seine zehn Liktoren, die sich mittlerweile in zwei Reihen vor dem Eingang des Tempels aufgebaut hatten, fixierten mit ihren Blicken zwar die aneinander geratene Gruppen, machten aber keine Anstalten ohne die Anweisung des Prätors einzugreifen.


    Livianus trat vor seine Liktoren und stieg einige Stufen herab. Zugleich gab er ihnen ein Handzeichen zu warten und auf dieser Position zu bleiben. Eine öffentliche Konfrontation hier auf dem vollen Forum Romanum barg zu viel Gefahr, dass Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen wurden. Es musste daher anders gehen. Soweit es ihm möglich war, musterte er die Gesichter der Unruhestifter, bis er gefunden hatte, wonach er suchte - ein bekanntes Gesicht. Er stieg zwei weitere Stufen herab und fixierte einen kleinen untersetzten Mann, der sich ziemlich in der Mitte der Streithähne aufhielt und mit ziemlicher Sicherheit der Rädelsführer dieser Gruppe war. Nun erkannte der Senator auch das Messer. Die Gruppen selbst waren bisher viel zu sehr beschäftigt gewesen, um die Anwesenheit des Prätors oder seiner Liktoren wahrzunehmen. Verärgert erhob Livianus seine über den Platz donnernde Stimme.


    "Bularchus!"


    Fast erschrocken nahmen die Männer den Prätor nun endlich wahr und blickten in seine Richtung. Allen voran der kleine Untersetzte, der seinen Namen über den Platz donnern hörte und nun mit einem strengen und mahnenden Blick bedacht wurde.


    "Haben sich die Zeiten denn so geändert, dass sich eure Banden nun offene Schlachten mitten auf dem Forum Romanum liefern?"


    Es war nicht zu übersehen, dass der kleine Untersetzte, der eigentlich Bularchus hieß, sofort wieder sein Messer versteckte als er Livianus erkannte und herausfordernd in seine Richtung sah.


    "Praefectus Decimus…… ähm… ich meinte natürlich Praetor Decimus. Welch Überraschung euch wieder zu sehen. Es ist mir eine Freude."


    Verärgert unterbrach Livianus den Mann. Er hatte keine Lust auf seine falschen Schmeicheleien, die er sich bereits vor vielen Jahren während seiner Dienstzeit als Praefectus Urbi zur genüge anhören musste.


    "Du erkennst mich also noch. Das ist gut. Auch ich habe mir dein Gesicht gemerkt und du solltest wissen, nur weil ich nicht mehr der Stadtpräfekt Roms bin, heißt es nicht, dass eure Banden hier treiben können was sie wollen. Das Forum Romanum Bularchus, dass sollte selbst so kleinen Gaunern wie dir etwas Heiliges sein."


    Während Livianus schließlich auch die letzten Stufen des Tempels hinab stieg, machte sich einer der jüngeren Männer um Bularchus zeitgleich bereit, um auf den Senator loszustürzen. Bularchus, der dies sofort erkannte, gebot ihm mit einer raschen Handgeste Einhalt. Junge Hitzköpfe waren nicht gefragt, bei diesem unerwarteten Aufeinandertreffen zweier alten Bekannten.

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus


    "Es freut mich ebenso, dich wiederzusehen, Aurelia Prisca. Es war leider eine zu lange Zeit, dass wir uns nicht gesehen haben. Wirklich schade." entgegnete Mattiacus lächelnd. "Du kennst auch meinen Bruder, den Prätor Decimus Livianus?" Er winkte einen der Weinbechertabletttragenden Sklaven herbei. "Die Bekanntschaft der werten Serrana machten wir Decimer leider erst hier."


    Als der Diener da war, nahm Mattiacus einen Becher vom Tablett und reichte ihn Aurelia Prisca. "Wir wollten gerade auf das gelungene Fest trinken, leistest du uns dabei Gesellschaft?"


    "Nein. Bisher hatten wir nicht das Vergnügen denke ich." gab Livianus seinem Bruder zur Antwort während er Aurelia Prisca lächelnd zunickte.


    "Es freut mich ebenso dich kennen zu lernen Aurelia Prisca."

    Livianus war froh, dass die Amtszeit der beiden amtierenden Consuln bald ihr Ende fand. Sie hatten lange genug an den Nerven der meisten Senatoren gezerrt. Alle Hoffnungen lagen in der kommenden Amtsperiode bei Tiberius Durus, von dem viele Senatoren erhofften, dass er neuen Wind in die Hallen des Senats bringen würde. Als noch amtierender Prätor und damit dritter Mann nach den beiden Consuln im Cursus Honorum erhob sich Livianus und sah auffordernd in die Richtung von Afranius Dexter, der dieser unnötig langen Verzögerung nun hoffentlich ein schnelles Ende setzen würde.


    "Dann soll Octavius Macer als Decemvir eingesetzt werden. Meine Kollegen und ich haben auch nichts gegen diese Änderung."


    Zustimmendes Nicken und Gemurmel kam aus den Reihen rund um Livianus, der nun dem Consul nicht mehr viele Möglichkeiten als eine einfache und kurz gehaltene Zustimmung offen lassen wollte.


    "Damit haben wir uns wohl alle geeinigt. Aurelius Avianus als Quastor Consulum und Octavius Macer als Decemvir."

    Ganz zur Freude Livianus, entdeckte er an seinem Bruder ganz neue Seiten. Er hatte sich völlig unerwartet in die Position eines Gesellschafters gerückt und der Senator hatte große Mühe sein Erstaunen darüber zu verbergen. Er überließ das Reden nun ganz und gar seinem Bruder Mattiacus und freute sich, dass dieser allem Anschein nach damit sehr gut bei den Damen ankam. Lediglich ein zustimmendes Nicken und ein freundliches Lächeln trug er zur bisherigen Unterhaltung bei.


    Es wurde auch endlich Zeit das Mattiacus unter die Haube kam und gesellschaftliche Ereignisse wie dieses waren die beste Gelegenheit um Ausschau zu halten. Daher hatte Livianus auch so darauf bestanden, dass sein Bruder ebenfalls zum Fest der Germanicer kam. Als schließlich eine weitere junge Dame die Runde verstärkte, kam Livianus nicht umher sie zu begrüßen.


    "Iunia Serrena. Es freut mich dich wieder zu sehen."


    Er nickte der jungen Serrena zu, die er bereits vor einigen Wochen zufällig vor der Casa Iunia getroffen und kennen gelernt hatte.

    Die Sänfte Senator Livianus erreichte die nicht weit entfernt gelegene Casa der Gens Germanica. Heute war er nicht aus offiziellen Gründen hier oder um einen der Hausherren zu sprechen, sondern er war zu einem Fest geladen. Einer Einladung, der Livianus sehr gerne nachkam.


    Als er das Haus betrat und ins Atrium schritt, erspähte er bereits einige bekannte Gesichter. Das Haus war bereits gut gefüllt und die Feier in vollem Gange. Der Eine oder Andere, der Livianus Eintreffen wahrnahm, grüßte den noch amtierenden Praetor mit einem Kopfnicken oder ein paar kurzen Begrüßungsworten. Der Decimer sah sich jedoch vorerst nach den Gastgebern um, ehe er sich einen der einzelnen Grüppchen anschließen wollte. Zuerst musste er sich für die Einladung bedanken.


    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    Da nun die Decimer mit den Germanicern versöhnt waren, liess es sich Mattiacus nicht nehmen, der Einladung zu den Fontinalien nachzukommen. Frisch rasiert, gebadet und entsprechend elegant gekleidet betrat Mattiacus das Fest. Ein Sklave mit einem Tablett Weinbecher schwebte heran und reichte ihm einen Becher. Mattiacus nippte kurz und liess die Stimmung erstmal auf sich wirken und schaute nach vertrauten Gesichtern.


    Schließlich erblickte er seinen Halbbruder Mattiacus, der ebenfalls gerade erst angekommen schien.


    "Ah. Bruder. Schön das du es geschafft hast. Hast du bereits einen der Gastgeber gesichtet?"

    "Ich verstehe."


    Livianus sah seinen Verwandten nachdenklich an. Er hatte von den Haussklaven bereits erfahren, dass sich Verus Gesundheit in letzter Zeit verschlechtert hatte. Vielleicht sollte man nach einem besseren Medicus Ausschau halten. Livianus hatte Verbindungen zum Leibarzt des früheren Kaisers Iulianus. Vielleicht würde ihm dieser einen Gefallen machen und nach Verus sehen. Er würde seine Scriba damit beauftragen.


    "Ich werde dich wie gesagt bestmöglich unterstützen."

    Livianus sah den beiden Streitparteien hinterher, als sie den Sitzungssaal verließen und antworte zugleich auf Macers Aussage.


    "Da bin ich mir ziemlich sicher. Allerdings hoffe ich, dass du dann bereits der amtierende Praetor sein wirst."


    Beim letztens Satz wandte er sich lächelnd an den Purgitier. Es war kein Geheimnis mehr, dass Macer bei den kommenden Wahlen für dieses Amt kandidieren wollte.


    "Ich danke euch, dass ihr mir als Iudex zur Verfügung gestanden seid."


    Abwechselnd sah er zu Macer und Quarto.

    Nach einiger Zeit der Beratung kehrten die Senatoren wieder zurück in den Saal. Livianus trug in seiner Hand bereits den ausgefüllten und gesiegelten Urteilsspruch. An seiner Mine war nichts abzulesen, als er die das Papyrus entrollte und begann das Urteil zu verlesen.



    IUDICIUM MAIOR
    IUDICATIO
    IUD MAI I/DCCCLIX


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XVII KAL NOV DCCCLIX A.U.C. (16.10.2009/106 n.Chr.)


    IM ZIVILVERFAHREN
    Medicus Germanicus Avarus
    gegen
    Lucius Flavius Furianus
    vom ANTE DIEM IV KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (28.9.2009/106 n.Chr.)


    HAT DAS IUDICIUM MAIOR DURCH


    Praetor Urbanus Marcus Decimus Livianus
    Iudex Lucius Aelius Quarto
    Iudex Spurius Purgitius Macer


    NACH MÜNDLICHER VERHANDLUNG FÜR RECHT ERKANNT:


    Der Angeklagte Lucius Flavius Furianus, ehrenwertes Mitglied des Senates von Rom, wird vom Vorwurf, gegen § 84, Absatz 2, Üble Nachrede verstoßen zu haben, in allen Punkten freigesprochen.



    ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE:


    Das Gericht stellt fest, dass die Schwere der von Senator Furianus während der Senatssitzung vom ANTE DIEM XII KAL AUG DCCCLIX A.U.C. getätigten Aussagen, nicht das notwendige Maß übersteigt, um über den § 51 hinaus als verleumderische Beleidigung angesehen werden zu können. Weiters wurde für das Gericht nicht ausreichend erwiesen, dass das öffentliche Wirken des Klägers durch die Äußerung des Beklagten erheblich erschwert wurde, um eine Verurteilung nach § 84 (2) anstrengen zu können.



    RECHTSMITTELBELEHRUNG:


    Gegen dieses Urteil kann gemäß § 42 Abs 1 des Codex Iuridicalis innerhalb von zwei Wochen Berufung eingelegt werden.





    "Die Hauptverhandlung Germanicus Avarus gegen Flavius Furianus ist damit geschlossen."