Vom lautstarken Lärm angezogen, trat wenige Momente später eine Gruppe von Männern durch die hohen Tore des Concordiatempels. Man musste nicht lange hinsehen um an den links geschulterten Rutenbündel zu erkennen, dass es Liktoren waren, die wohl wenig Verständnis für diese frevelhafte Störung aufbrachten und sofort mit strengem Blick nach dem Grund dieses Tumults Ausschau hielten.
Mit etwas Abstand folgte ihnen schließlich Livianus, der gekleidet in der Toga Praetextra der Prätoren neugierig nach vorne drängte. Er wollte Concordia gerade ein Opfer darbringen, als er durch den Straßenlärm nach draußen gezogen wurde. Seine erhöhte Position ermöglichte eine gute Übersicht über den Platz und ließ ihm nach einem kurzen schweifenden Blick durch die Runde die Situation erkennen, die sich hier vor dem Tempel abspielte. Seine zehn Liktoren, die sich mittlerweile in zwei Reihen vor dem Eingang des Tempels aufgebaut hatten, fixierten mit ihren Blicken zwar die aneinander geratene Gruppen, machten aber keine Anstalten ohne die Anweisung des Prätors einzugreifen.
Livianus trat vor seine Liktoren und stieg einige Stufen herab. Zugleich gab er ihnen ein Handzeichen zu warten und auf dieser Position zu bleiben. Eine öffentliche Konfrontation hier auf dem vollen Forum Romanum barg zu viel Gefahr, dass Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen wurden. Es musste daher anders gehen. Soweit es ihm möglich war, musterte er die Gesichter der Unruhestifter, bis er gefunden hatte, wonach er suchte - ein bekanntes Gesicht. Er stieg zwei weitere Stufen herab und fixierte einen kleinen untersetzten Mann, der sich ziemlich in der Mitte der Streithähne aufhielt und mit ziemlicher Sicherheit der Rädelsführer dieser Gruppe war. Nun erkannte der Senator auch das Messer. Die Gruppen selbst waren bisher viel zu sehr beschäftigt gewesen, um die Anwesenheit des Prätors oder seiner Liktoren wahrzunehmen. Verärgert erhob Livianus seine über den Platz donnernde Stimme.
"Bularchus!"
Fast erschrocken nahmen die Männer den Prätor nun endlich wahr und blickten in seine Richtung. Allen voran der kleine Untersetzte, der seinen Namen über den Platz donnern hörte und nun mit einem strengen und mahnenden Blick bedacht wurde.
"Haben sich die Zeiten denn so geändert, dass sich eure Banden nun offene Schlachten mitten auf dem Forum Romanum liefern?"
Es war nicht zu übersehen, dass der kleine Untersetzte, der eigentlich Bularchus hieß, sofort wieder sein Messer versteckte als er Livianus erkannte und herausfordernd in seine Richtung sah.
"Praefectus Decimus…… ähm… ich meinte natürlich Praetor Decimus. Welch Überraschung euch wieder zu sehen. Es ist mir eine Freude."
Verärgert unterbrach Livianus den Mann. Er hatte keine Lust auf seine falschen Schmeicheleien, die er sich bereits vor vielen Jahren während seiner Dienstzeit als Praefectus Urbi zur genüge anhören musste.
"Du erkennst mich also noch. Das ist gut. Auch ich habe mir dein Gesicht gemerkt und du solltest wissen, nur weil ich nicht mehr der Stadtpräfekt Roms bin, heißt es nicht, dass eure Banden hier treiben können was sie wollen. Das Forum Romanum Bularchus, dass sollte selbst so kleinen Gaunern wie dir etwas Heiliges sein."
Während Livianus schließlich auch die letzten Stufen des Tempels hinab stieg, machte sich einer der jüngeren Männer um Bularchus zeitgleich bereit, um auf den Senator loszustürzen. Bularchus, der dies sofort erkannte, gebot ihm mit einer raschen Handgeste Einhalt. Junge Hitzköpfe waren nicht gefragt, bei diesem unerwarteten Aufeinandertreffen zweier alten Bekannten.