Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Es freute den Senator, dass sie seine Einladung angenommen hatte und er nickte dankend. Die Frage nach einer guten Taverne kam dann jedoch recht überraschend und Livianus sah sich kurz suchend um.


    "Ich war schon länger nicht mehr hier unterwegs und hatte da eher auf dich gehofft. Hmm. Früher hat es hier eine Taverne um die Ecke gegeben, die recht nett war. Mal sehen ob das noch der Fall ist."


    Der Decimer nickte der jungen Frau erneut lächelnd zu und deutete mit der Hand einladend in die Richtung, in die er eben noch gesehen hatte. Einer Frau ließ man selbstverständlich den Vortritt – ein weiteres Gesetz der Höflichkeit.

    Ein altes Sprichwort sagte schon, wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg eben zum Propheten. Ganz nach diesem Motto hatte Livianus an diesem Tag beschlossen die Casa Iunia aufzusuchen und nach seinem Klienten Iunius Silanus zu sehen. Es hätte ihm zwar überrascht den Iunier hier in Rom anzutreffen, da er seinem Patron sonst bestimmt bereits eine Aufwartung gemacht hätte, doch wollte Livianus sich vergewissern das alles in Ordnung war. Vielleicht traf er stattdessen ja auch einen anderen Iunier an, der ihm etwas über diese Urgulania berichten konnte, die eine Anzeige gegen den Legionspräfekten Terentius Cyprianus angestrengt hatte.


    Begleitet von seinen Liktoren erreichte der Praetor in seiner Sänfte die Casa Iunia, die unweit der eigenen Casa stand und auf den ersten Blick einen eher verlassenen Eindruck auf den Decimer machte. Vor der Türe stand jedoch eine junge Frau, was ihm in der Annahme bestärkte, dass dort doch jemand wohnen musste. So erhob er sich aus seiner Sänfte und gab seinen Liktoren zu verstehen, dass sie hier auf ihn warten sollten. Bedächtig schritt er auf den Eingang der Casa und auf die junge Frau zu, die dem Anschein nach gerade selbst auf Einlass wartete.


    "Salve!"

    Livianus nutzte die passende Gelegenheit auch sofort für sein Vorhaben. Die Neugierde über die aktuellen Vorkommnisse in Rom war einfach zu groß und die Informationen die er vielleicht von Crassus erfahren konnte zu wichtig, als das er weiter ruhig über das Wetter und Familienverhältnisse reden konnte. Daher wandte der Senator sich an seinen Verwandten und Calena.


    "Wenn ihr erlaubt, dann würde ich mit meinen alten Freund ein paar Worte unter vier Augen wechseln. Crassus, du wirst dich in der Zwischenzeit gut um meinen zweiten Gast kümmern."


    Er deutete dabei mit einem Lächeln auf Calena. Die Frage zu Beginn war mehr der Freundlichkeit wegen, als das er sich darauf wirklich eine Antwort erwartet hätte. Dann wandte er sich an Caecilius Crassus.


    "Hast du einen Moment für mich?"

    Livianus lachte herzlich. Auch wenn die Einladung gut gemeint war, so war es doch eher an ihm, die junge Frau einzuladen. Als einer der fünf reichsten Männer Roms hätte das sonst vielleicht merkwürdig gewirkt, vor allem wenn der Wirt ihn erkennen würde.


    "Nun ich muss gestehen, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wann ich das letzte Mal eingeladen wurde. Noch dazu von einer entzückenden jungen Frau.


    Vielleicht sollten wir mit dieser Tradition daher auch nicht brechen und ich lade dich auf einen Wen ein. Was meinst du?"

    "Das freut mich Faustus."


    Livianus erwiderte die überschwängliche Umarmung seines Neffen. Es war schön zu sehen, dass er sich über diesen Vorschlag ebenso freute wie es der Senator tat. Wieder eine Bestätigung dafür, dass er die richtige Entscheidung getroffen und in Serapio einen wunderbaren Adoptivsohn gefunden hatte. Schließlich ließ er wieder von dem jungen Mann ab.


    "Da ich selbst der Praetor bin, werde ich die Adoption wohl auch selbst vollziehen. Ich möchte, dass du diesbezüglich die Familie zusammenrufst. Sie sollen sich am ANTE DIEM XV KAL SEP DCCCLIX A.U.C. (18.8.2009/106 n.Chr.) in der Basilica Ulpia zu einer öffentlichen Zeremonie einfinden. Ich hoffe das ist dir so recht?"

    Livianus schmunzelte. Das war nicht ganz das, was er von seinem Bruder hören wollte. Er freute sich jedoch für Mattiacus, dass dieser noch eine solch romantische Vorstellung über die Hochzeit und eine Ehe hatte. Vermutlich war auch das der Grund, warum er immer noch nicht unter der Haube war. Livianus selbst hatte bereits einmal das große Glück gehabt eine Frau kennen zu lernen und sogar zu ehelichen, die er wirklich über alles liebte. Die meisten Ehen die in Rom geschlossen wurden waren eher aus familiären oder politischen Gründen und er hatte sich damit abgefunden, dass es vermutlich auch bei seiner nächsten Ehe auf solche Beweggründe hinauslaufen würde. Doch vorerst musste er seinem kleinen Bruder etwas auf die Sprünge helfen. Schließlich konnte ein Mann in seiner Position nicht selbst losziehen, um auf Brautschau zu gehen.


    "Eigentlich wollte ich darum bitten die Augen und Ohren etwas offen zu halten. Es gäbe bestimmt einige Familien die es als große Ehre ansehen würden in unsere Familie einheiraten zu können und umgekehrt wären auch einige Familien für uns Decimer recht interessant. Als Senator und Praetor bin ich wohl auch nicht unbedingt eine schlechte Partie, um eine Heirat einzufädeln. Schau dich einfach ein wenig am Heiratsmarkt für mich um. Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen Pater Gentis, der auf der Suche nach einem gut situierten Ehemann für seine Tochter ist."


    Wieder schmunzelte der Senator.

    Livianus nahm aus dem Augenwinkel zur Kenntnis, dass auch Senator Tiberius Durus, der bereits bei seiner Anhörung gegen Germanicus Sedulus unter den Zuschauern saß, den Saal betrat. Anscheinend war er ein sehr interessierter Prozessbeobachter, dachte sich der Decimer nur und bereitete sich weiter auf den Beginn der Anhörung vor. Das Durus heute jedoch als Verteidiger für den Beklagten fungieren wollte, konnte der Praetor noch nicht ahnen, schließlich waren diesbezüglich keine Meldungen von beiden Streitparteien eingegangen. Er ging also nach wie vor davon aus, dass sich beide selbst vertreten wollten. Nun fehlte nur noch der Beklagte.

    Der amtierende Praetor hatte die Diskussion zwar äußerst interessiert aber bisher wortlos mitverfolgt. Er hatte zu wenige Informationen über die Geschehnisse in Hispania unter Furianus Führung und war kein Freund davon, Mutmaßungen anzustellen oder über solche zu diskutieren. Als Heimatprovinz seiner Gens und Land seiner Vorfahren war es jedoch unbestritten, dass ihm Hispania sehr am Herzen lag.


    Neben all dem Hickhack und den Wortgefechte war es auch äußerst interessant zu beobachten, welche Fronten sich während seiner langen Abwesenheit im Senat gebildet hatten, wer wem unterstützte, wer die Meinungsbilder waren und wer nur als Mitläufer abgetan werden konnte. Auch den Einfluss, den der Praefectus Urbi auf den amtierenden Consul hatte, war bei dieser Sitzung wieder deutlich zu erkennen. Die Streitparteien ließen sich jedoch nur wenig davon beirren und zankten weiter.


    Livianus beschloss schließlich den Vorschlag von Avarus zu unterstützen. Die Diskussion nun weiter fortzusetzen hatte wenig Sinn. Da stimmten wohl alle überein. Doch Aufklärung in die Angelegenheit zu bringen war auch im Sinne des Senats. Nach kurzem überlegen stand für den Decimer fest, den Vorschlag nicht nur zu unterstützen sondern auch weiter zu präzisieren. Er erhob sich.


    "Ich unterstütze Senator Avarus Antrag eine Kommission zu bilden, die sich mit den Vorkommnissen in Hispania unter der Führung von Senator Flavius Furianus befassen und am Ende ihrer Arbeit dem Senat einen ausführlichen Bericht vorlegen soll.


    Als Vorsitzenden dieser Kommission schlage ich Senator Purgitius Macer vor. Er hat als ehemaliger Statthalter von Germanien sowohl Erfahrung mit der Führung einer Provinz, als auch durch seine langjährige Berufung zum Legionskommandant die nötige Kompetenz, um sich mit den militärischen Fragen rund um den Aufstand und die Entscheidungen des damaligen Proconsuls auseinandersetzen zu können."

    Viele der Senatoren sahen sich verwundert an und begannen sich teilweise angeregt zu unterhalten. Wenn ein Mann wie Macer, dessen militärische Kompetenz wohl im ganzen Senat unumstritten war, solche Bedenken äußerste, dann waren sie auch mehr als ernst zu nehmen. Livianus sah sich im Saal um.


    "Ist nicht der ehemalige Praefectus Classis Annaeus Florus unter uns? Sein Dienst bei der Flotte ist meines Wissens noch nicht all zu lange her. Vielleicht kann uns er vorab mit einigen Informationen über die aktuelle Lage in seiner früheren Einheit dienen."

    Livianus winkte die vermeintlichen Helfer fort, die ansonsten vermutlich damit begonnen hätten, die junge Frau zu beschimpfen oder gar zu verjagen. Einen Praetor anzurempeln war für die meisten hier wohl mehr ein Affront als für den Praetor selbst. Zumindest für diesen Praetor. Grundsätzlich hatte er nichts gegen Hilfe, ganz im Gegenteil, doch war er immer noch sehr vorsichtig was die Nähe anderer Personen betraf. Vor allem, da er immer noch in regelmäßiger ärztlicher Behandlung war und manche seiner Narben erst jetzt begannen so richtig abzuheilen. Im ersten Moment fühlte sich jedoch nichts so an, als wäre es wieder aufgeplatzt und daher widmete sich Livianus der jungen Frau.


    Erst jetzt, wo er sie aufmerksamer betrachtete viel ihm ihre ungewöhnliche Haarfarbe auf und auch ein Blick in ihre Augen ließen ihm kurz verwundert innehalten. Sie war eindeutig keine Römerin, doch konnte er sie auch nicht auf den ersten Blick einem anderen Volk zuordnen. Bestimmt etwas Nördliches, doch wohl auch keine Germanin. Manieren hatte sie auf jeden Fall. Zuerst die Entschuldigung und nun stellte sie sich auch vor. Livianus erwiderte dies mit einem würdevollen Kopfnicken.


    "Ich bin…….."


    Er beschloss vorerst auf Titel und Gensnamen zu verzichten, schließlich wollte er niemanden abschrecken und sein Name war in den letzten Wochen wohl in aller Munde gewesen.


    "Livianus."

    Mitten ihm gehen traf Livianus vollkommen unerwartet ein dumpfer Schlag gegen die Rippen. Er atmete kurz aus und griff sich mit leicht verzerrtem Gesicht an seinen Brustkorb. Seine männliche und wieder einigermaßen fitte Statur verhinderte ein straucheln, jedoch waren noch nicht alle Blessuren seine Gefangenschaft so weit verheilt, dass ihm dieser Zusammenstoss nicht schmerzte. Dem Senator war sofort bewusst, dass er mit jemand zusammengestoßen sein musste, was ihm durch eine kurz darauf folgende Entschuldigung einer weiblichen Stimme bestätigt wurde.


    Im selben Moment eilten auch Geschäftsleute und andere Passanten herbei, um den Praetor zu stützen und ihm zu helfen. Livianus schüttelte jedoch die nach ihm greifenden Hände sofort von sich ab.


    "Schon gut. Schon gut. Mir ist nichts passiert."


    Dann wandte er sich in Richtung der Stimme. Es war eine junge Frau, die wohl ebenso wie er auf den Marktstand geblickt hatte, anstatt auf den Weg und die Passanten zu achten.


    "Mir tut es ebenfalls Leid. Ich habe selbst nicht aufgepasst."

    Seit langem hatte Livianus keine Gelegenheit mehr gehabt den Trajansmärkten einen Besuch abzustatten. Zuvor als Legatus Legionis war ihm der Zutritt in den inneren Stadtteil Roms verwährt geblieben und danach kam der Feldzug und die Gefangenschaft. Zuletzt war er wohl als Praefectus Urbi öfter hier unterwegs. Doch nun wollte er dies nachholen und als Senator und gewählter Praetor war es ihm wichtig Volksnähe auszustrahlen, mit den Leuten auf der Straße über ihre Probleme zu reden und gute Kontakte zu den Geschäftsleuten zu haben.


    Einige dieser Geschäftsleute kannte er noch von früher, andere nicht. Jedoch war eines bei allen gleich – sie kannten ihn. Es war oft unfassbar welchen Bekanntheitsgrad sein Name seit seiner Rückkehr in dieser Stadt erreicht hatte. Ihm selbst als Soldat wäre ein fulminanter Sieg über die Parther und eine triumphale Heimkehr wohl lieber gewesen, doch auch die Anteilnahme der Bevölkerung an seiner Geschichte und seinem Schicksal waren oft rührend und anerkennenswert.


    Ganz ohne Liktoren, Sänfte oder kurulischen Stuhl und gekleidet in der Toga eines einfachen Senators, was für einen Praetor eher untypisch war, schlenderte der Decimer alleine durch die teilweise engen und weit verzweigten Marktgassen, auf der Suche nach interessanten Waren und auch den neusten Klatsch und Tratsch. Er brauchte diese Auszeit und genoss sie sichtlich. Freundlich nickte er hin und wieder anderen Passanten zu, die ihn grüßten.


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    Stellenangebot



    Art der Arbeit:
    Scriba Personalis - Privatsekretär
    Gehalt:
    150 Sesterzen in der Woche
    Beschreibung:
    Senator Marcus Decimus Livianus sucht einen zuverlässigen und eigenständigen Verwalter Scriba Personalis, der sich um die privaten Angelegenheiten des Senators und seiner Familie kümmert. Unterbringung erfolgt bei Bedarf in der Casa Decima Mercator. Die Bezahlung beträgt garantierte 150 Sesterzen in der Woche mit der Möglichkeit auf Bonusprämien, bei erfolgreicher Arbeit. Es wird erwartet, dass sich Bewerber positiv und voller Elan in ihre Arbeit einbringen. Der Posten umfasst unter anderem die Bearbeitung der privaten Korrespondenz, die Verwaltung des privaten Haushaltes sowie die Einstellung und Führung neuer Sklaven und Hausangestellten, Erledigungen diverser Wege privater und offizieller Wege des Senators und vieles mehr. Die Bereitschaft zu reisen und schriftlich zu korrespondieren wird vorausgesetzt.


    Hinweis:
    Bewerber für diese Stelle können persönlich beim Senator in der Casa Decima vorstellig werden.




    ID AUG DCCCLIX A.U.C. (13.8.2009/106 n.Chr.)

    Kaum einige Schritte von Sedulus entfernt, war er mit seinen Gedanken bereits wieder beim nächsten Thema, dass er auch ohne umschweife ansprach.


    "Mattiacus. Weißt du. Ich habe mir in der letzten Zeit einige Gedanken gemacht."


    Er stockte kurz und suchte nach passenden Worten, die nicht lächerlich oder merkwürdig klingen sollten. Schließlich entschloss er sich es einfach auf den Punkt zu bringen.


    "Ich habe mir überlegt ob es nicht an der Zeit ist mir wieder eine Frau zu suchen.


    Seit Aemilias Tod habe ich noch nie ernsthaft darüber nachgedacht und mich mit Arbeit abgelenkt. Das Kommando einer Legion und der spätere Feldzug kamen mir da sehr gelegen. Aber nun. Ich weiß auch nicht. Irgendwie habe ich das Gefühl es fehlt etwas. Außerdem schadet es auch dem Ansehen eines Mannes, wenn er keine standesgemäße Frau an seiner Seite hat."


    Beim letzten Satz wurde Livianus leider zu spät bewusst, dass auch Mattiacus noch Junggeselle und sogar anders als er selbst, noch nie in den Hafen der Ehe eingelaufen war. Andererseits war sein Halbbruder auch um einiges jünger. Er räusperte sich und sprach schnell weiter.


    "Andererseits ist die Situation nun auch ein wenig komplizierter als zuvor. Jetzt wo ich Kinder habe, fühle ich mich ihnen wiederum irgendwie verpflichtet. Selbst wenn eines davon in Britannien ist. Ihnen einfach so eine neue Stiefmutter vorzusetzen. Was meinst du?"

    Livianus war überrascht, man könnte sogar sagen ein wenig überrumpelt, durch die Offenheit, mit der sein Gast aufwartete. Er kam ohne langes Herumgerede zum Grund seines Kommens und sprach auch ohne sich ein Blatt vor den Mund zu nehmen seine Gedanken aus. Eigentlich eine lobenswerte Eigenschaft, würde sie Livianus nicht auf gewisse Art und Weise in die Enge treiben. Er überlegte kurz nach passenden Worten, ehe er seinem Gast antwortete.


    "Zum Glück bin ich der Politik lang genug fern geblieben, um mich über gegensätzliche Meinungen oder den Widerstand einiger Senatskollegen übermäßig zu ärgern. Vor allem, wenn sie politisch oder gar persönlich Motiviert sind. Ich bin auch niemand, der lange nachtragend ist. Eine Eigenschaft, die auch dem einen oder anderen Senator nicht schaden würde."


    Damit sprach Livianus die fast schon zur Tradition gewordene Eigenheit an, dass Senatoren immer und immer wieder die alten Verfehlungen anderer hervorkehrten, wenn ihnen Argumente ausgingen oder überhaupt zur Gänze fehlten. Dem Prätor war nicht entgangen, dass der Flavier es gekonnt vermied den Namen des Betroffenen anzusprechen, was Livianus noch mehr dazu veranlasste, diesen endlich auszusprechen.


    "Was Germanicus Avarus betrifft, so stellt sich für mich nicht die Frage wie tief ich in seiner Schuld stehe. Für mich zählt einzig und alleine die Tatsache, dass ich in seiner Schuld stehe, selbst wenn er diese nie einfordern würde.


    Wovon ich im Übrigen auch fest überzeugt bin.


    Und ich meine, dass ihm durchaus ein gewisses Maß an Ehre und Aufmerksamkeit zusteht, wenn er auch nur das Geringste dazu beigetragen hat, mich aus den Händen der Parther zu befreien. Ihm ebenso, wie seinem Klienten und meinem Bruder. Ich werde daher auch bestimmt nicht zulassen, dass politische Interessen oder Intrigen diese Taten schmälern."


    Livianus nickte, fast als wolle er seine Aussage noch einmal bestätigend festhalten.


    "Und ich kann dir versichern, dass mich Senator Avarus keineswegs für sich eingenommen hat und ich dadurch zu einer manipulierbaren Marionette verkommen bin. Ich würde nicht einmal so weit gehen zu behaupten, dass wir vor meiner Gefangenname befreundet waren und ich kann dir auch nicht bestätigen, dass wir es jetzt sind. Sagen wir einfach, dass uns schon immer Familienbanden in gewisser Art und Weise einander verpflichtet haben. Du weißt, dass er mit der Schwester des Decimus Meridius verheiratet ist.


    Dennoch. Ehre wem Ehre gebührt. Würde ich das anders sehen, würde ich mich selbst entehren."

    "Ja Serapio. Natürlich glaube ich dir. Aber nun beruhige dich endlich"


    Livianus hob Einhalt gebietend seine Hand und deutete seinem Neffen damit, dass dieser sich nun endlich wieder fassen sollte. Er konnte sich nur noch einmal wiederholen.


    "Ich bin mir sicher, dass wir zu einer Lösung kommen werden, die deinem Ruf nicht weiter schaden wird. Und glaube mir. Solche Geschichten sind genauso schnell wieder vergessen, wie sie entstanden sind. Noch dazu wird man es nicht wagen meinen…….."


    Livianus unterbrach diesen Satz. Seine Gedanken waren wohl schon weiter gewesen als seine Worte und er hatte seinen Neffen noch nicht über sein geplantes Vorhaben informiert. Er seufzte kurz und suchte nach den passenden Worten.


    "Serapio…… Ich hatte während meiner Gefangenschaft sehr viel Zeit mir über vieles Gedanken zu machen und……… Ich denke es wäre im Sinne deines Vaters und es ist auch mein großer Wunsch……. Ähm."


    Dem großen Feldherrn und Senator, der sonst allem gewachsen schien, fehlten die Worte. Man konnte deutlich merken, dass er mit einem Mal sehr ergriffen wurde und versuchte dies zu unterdrücken. Er räusperte sich und versuchte einen neuen Anlauf.


    "Das ich nun plötzlich Vater von gleich zwei Kindern bin, wie überraschend diese Neuigkeit auch war, soll nichts an meiner bereits vor längerer Zeit getroffenen Entscheidung ändern. Es wäre mir eine Ehre dich als meinen Sohn anzunehmen."

    "Gerne! Sobald ich etwas weiß, werde ich mich bei Crassus melden."


    Damit war alles gesagt und die `Audienz´ wohl beendet. Livianus nickte den beiden Verwandten verabschiedend zu, während ein Sklave zur Türe eilte und sie auffordernd aufhielt.


    "Dann wünsche ich euch noch einen schönen Tag."

    "Hat der Kaiser bereits einen Nachfolger ernannt?"


    Livianus hatte bisher nichts von einem neuen Caesar gehört und war sich sicher, dass ihm eine solche Information nicht entgangen wäre. Daher wartete er auch nicht auf die Antwort des Procurators sondern sprach gleich weiter.


    "Es könnte zu einem Bürgerkrieg kommen, wenn der Kaiser ohne die Benennung eines Nachfolgers stirbt und zurzeit gibt es genug einflussreiche Männer die nach der Macht greifen könnten."


    Erst jetzt wurde Livianus bewusst, dass Balbus zuvor etwas angesprochen hatte, dass nachfragenswert war.


    "Was meinst du mit unfreundlichen Geistern, von denen der Kaiser umgeben ist?"