Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Zitat

    Original von GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS


    Valerianus schüttelte den Kopf.


    "Nein, ich habe keine Aufträge für dich. Grüße Rom von mir. Es braucht niemand zu glauben, dass ich die Stadt vergesse, nur weil ich hier meine Gesundheit pflege."


    Damit hatte der Kaiser Livianus Vermutungen bestätigt. Der halbherzige letzte Satz konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der amtierende Stadtpräfekt das uneingeschränkte Vertrauen des Imperators und damit auch die unbestrittene Macht über Rom besaß. Livianus schluckte kurz, ließ sich jedoch nichts weiter anmerken. Es war weder der richtige Zeitpunkt, noch war er der richtige Mann dem Kaiser über das Gerede in Rom zu informieren, wenn selbst Aelius Quarto es vorzog zu schweigen. Stattdessen erwiderte er freundlich


    "Natürlich mein Kaiser. Ich bin mir sicher keiner in Rom würde gegenteiliges behaupten. Ich werde deine Grüße überbringen und danke dir, dass du mich so kurzfristig empfangen hast


    Sollte ich irgendetwas für dich tun können, zögere nicht mir eine Nachricht zukommen zu lassen. Ich habe deinen Vater treu als Legat und Präfekt gedient und schwöre auch dir meine Treue und die immerwährende Unterstützung meines Hauses."


    Dann wartete der Senator wie es im Protokoll weiterging bzw. ob der Kaiser noch etwas zu sagen hatte.

    Die Einstellung des Mannes gefiel Livianus, auch, oder vor allem, weil er ein Patrizier war, der nicht so Realitätsfremd schien, wie so manch einer seiner Standesgenossen. Der Senator hörte interessiert zu und entschied sich dann eine Zwischenfrage zu stellen, die zwar mit den Ausführungen des Flaviers nichts zu tun hatte, aber in diesem Augenblick dennoch von Interesse für Livianus war.


    "Wer ist dein Patron, wenn ich dich fragen darf?"

    Livianus nahm die Geste mit einem neutralen Kopfnicken zur Kenntnis, zog es jedoch vor, die ausgestreckten Hände des Senators nicht in Freundschaft zu ergreifen, sondern deutete stattdessen einladend auf eine Sitzgruppe, die in einer Ecke des geräumigen Atriums stand. Derzeit waren kaum Familienmitglieder in der Casa und somit war ein ungestörtes Gespräch auch hier im Atrium möglich.


    "Natürlich. Bitte nimm Platz und sprich weiter."


    Während der Decimer wartete, dass der Gast seiner Einladung folgte und sich setzte, deutete er einem Sklaven, dass dieser Wein bringen sollte.

    Das der Mann vor ihm ein Soldat war, machte diesen gleich umso sympathischer für den ehemaligen Legaten Livianus. Umso enttäuschter war der Praetor, dass er ihm nicht helfen konnte.


    "Nun Centurio. Leider kann ich dir in dieser Angelegenheit nicht helfen. Eine Adoption, die mit der Verleihung des Bürgerrechts einhergeht, wird vom Praetor Peregrinus durchgeführt. Du wirst dich diesbezüglich an ihn wenden müssen."


    "Du hast Recht mein Kaiser. Ich danke dir für deinen weisen Rat und werde den Weihestein in Rom errichten lassen. Bezüglich meines Abschieds aus dem Exercitus werde ich dann alles weitere mit dem Palast klären."


    Sofern Livianus geehrt werden sollte, musste dies durch den Kaiser passieren, doch die Bürokratie und das ihm zustehende Donativum konnte der ehemalige Legat und Praefectus Urbi ebenso gut mit dem zuständigen Beamten in Rom besprechen. Bevor der Senator sich wieder zurückzog, wollte er die Gelegenheit nutzen und dem Kaiser seine helfende Hand entgegen strecken. Das, was er bisher über den Kaiser und vor allem seinen Stellvertreter in Rom erfahren hatte, war besorgniserregend und mit dem direkten Angebot seines Rats und seiner Hilfe, konnte der Decimer nun sehen, ob der Kaiser über die Geschehnisse in Rom ausreichend informiert war, oder ob er dem Stadtpräfekten tatsächlich freie Hand ließ.


    "Gibt es sonst noch etwas, dass ich für dich tun kann mein Kaiser?"

    Mit einem Mal hellte sich das Gesicht des Decimers wieder auf. Die Nachricht über Crassus Verlobung freute ihn sichtlich weitaus mehr, als das Geschenk. Lächelnd klopfte er seinem Freund auf die Schulter.


    "Das wurde auch Zeit Crassus. Ich gratuliere dir. Eine wirklich wunderbare Neuigkeit. Ich wünsche euch alles Gute und einen reichen Kindersegen. Ich bin mir sicher du hast bei deiner zukünftigen Frau eine exzellente Wahl getroffen."


    Es war tatsächlich höchste Zeit, dass der bisherige Lebemann Crassus unter die Haube kam. Da war sich Livianus mehr als sicher. Vermutlich war es auch eine Hochzeit aus Liebe und nicht aufgrund familiärer Machenschaften – dafür waren weder die Purgitier noch die Caecilier bekannt – was den Decimer umso mehr für seinen Freund freute.


    "Ich hoffe doch, dass ich sie bald kennen lerne und zu eurer Hochzeit eingeladen werde, wenn ich schon die Verlobungsfeierlichkeiten verpasst habe."


    Livianus lächelte und wandte sich dann wieder an Calena, die von Crassus gerade in den höchsten Tönen gelobt wurde. Erneut trat ein freundliches Lächeln in sein Gesicht.


    "Ich hoffe du wirst nun nicht arbeitslos, wenn Crassus Verlobte in euren Haushalt einzieht. Denn eigentlich steht es dann ihr zu, hinter diesem faulen Sack nachzuräumen oder die Haussklaven durch die Casa zu scheuchen."

    Gefolgt von der Sänfte des Prätors erreichte ein Gruppe Liktoren den Haupteingang der Castra Praetoria und informierten den Wachhabenden Offizier darüber, dass der Prätor gekommen war, um den Praefectus Urbi zu sprechen. Livianus hatte endlich eine Gelegenheit gefunden, jenen Mann, über den er bereits einiges gehört hatte, in einem persönlichen Gespräch kennen zu lernen und wollte sich diese keinesfalls entgehen lassen. Geduldig wartete er in seiner Sänfte darauf, dass seine Liktoren alles klärten und der Tross passieren konnte.

    Überrascht von der Meldung, dass Senator Flavius Furianus gekommen war und im Atrium wartete, hatte sich Livianus schnellen Schrittes von seinem Officium auf den Weg gemacht und betrat wenige Augenblicke später den Empfangsbereich der Casa Decima Mercator. Furianus wartete dort wie angekündigt bereits in Begleitung eines Sklaven. Der Decimer versuchte sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen und trat auf seinen Besucher zu.


    "Senator Furianus. Was führt dich zu mir?"

    "Natürlich Avarus. Ich danke dir für deinen kurzfristigen Besuch und hoffe wir sehen uns bald wieder. Eine angenehme Nachtruhe."


    Er schüttelte dem Senator noch einmal freundschaftlich die Hand und ließ ihm dann durch einen Sklaven zur Türe begleiten. Sollte es Avarus wünschen, so würde ihm der Sklave auch bis nach Hause begleiten. Doch so wie Livianus den Germanicer kannte, hatte er entweder selbst für eine Begleitung gesorgt. Er sah seinem Gast nach wie dieser das Atrium verließ und wandte sich dann selbst wieder der Türe zu, aus der er zuvor gekommen war.

    Zitat

    Original von Titus Decimus Verus
    Der Sklave trat vorsichtig ein und schaute sich um. Er fand den Herren und sagte dezent:


    "Herr, ein Gast fürdich befindet sich im Atrium. Senator Flavius Furianus erwartet dich."


    Livianus arbeitete sich gerade durch einige Schriftrollen, als der Sklave eintrat und ihm über einen Besucher informierte. Senator Flavius Furianus - ein Mann mit dem er nicht gerechnet hätte. Neugierig legte der die Schriftrollen beiseite und erhob sich.


    "Ich komme sofort."

    Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian
    Valerian trug heute zivil. Er hatte seine neueste, sehr edle Toga angelegt, was, wie er fand, dem feierlichen Anlaß durchaus angemessen war. Er betrat nun gemeinsam mit Marhabal die Basilika Ulpia, um sich in die lange Reihe der Besucher einzureihen, die alle dem Praetor Urbanus wichtige Anliegen vorzutragen hatten. Nun hieß es abwarten, bis sie dran waren.


    Nach einer langen Reihe Bürger, die in die Basilica Ulpia gekommen waren, um beim Prätor vorzusprechen, waren schließlich Quintilius Valerian und sein Klient an der Reihe. Livianus grüßte die beiden mit einem Kopfnicken und wartete darauf, dass sie ihre Anliegen vorbrachten.


    Livianus, der gerade mit anderen Angelegenheiten beschäftigt war, sah nur kurz auf und nahm den Brief entgegen, der damit vorerst auf einem Stapel bei anderen zu bearbeitenden Schreiben endete.


    "Ich danke dir Liktor. Ich habe ebenfalls ein Anliegen an dich."


    Dabei fuchtelte er mit einer Papyrusrolle herum.


    "Die Senatoren Germanicus Avarus und Flavius Furianus sollen bei nächster Gelegenheit zu einer Anhörung vorgeladen werden. Es geht um diese Anzeige von Avarus gegen Furianus."


    Er übergab den Liktor das Schreiben Senators Avarus und wartete auf eine Reaktion.

    Livianus sah einige Momente still und nachdenklich auf die Büste des Caesaren. Ihre Geschichten ähnelten sich Tatsächlich in gewissen Weise, doch ob auch der Decimer die Chance auf Rache erhalten sollte, konnte nur Fortuna wissen. Schließlich rang er sich jedoch doch noch ein Lächeln ab und sah abwechselnd zu seinem Freund Crassus und seiner Begleitung.


    "Ich danke euch beiden: Ein wunderbares Geschenk und vor allem mit einem wohlüberlegten Hintergrund. Ich hätte auch nichts anderes von dir erwartet Crassus.


    Doch lasst uns nicht mehr über das Geschehene sprechen. Es liegt hinter mir und ich möchte mich nun ganz auf die Zukunft konzentrieren. Wie geht es dir mein Freund? Was hat sich in Rom getan, während ich die parthische Gastfreundschaft genossen habe. Und vor allem – wo hast du bisher so hübsche Verwandte vor mir versteckt?"


    Die Stimmung des Senators wurde wieder deutlich besser und er lächelte verschmitzt zu Calena, die einen schüchternen und zurückhaltenden Eindruck auf den Senator machte. In ihrem Alter war dies jedoch nicht verwunderlich und so genoss es Livianus, einen so unverdorbenen jungen Menschen um sich zu wissen.

    "Hier in Italia?!"


    Livianus blickte seinen Gesprächspartner sichtlich überrascht an.


    "Hmmm…… Vielleicht habe ich ja demnächst Zeit ihm einen Besuch abzustatten."


    Damit war das Thema Meridius auch schon wieder vom Tisch. Der Decimer merkte, dass Avarus sich nicht sonderlich wohl dabei fühlte und kannte auch einigermaßen die Hintergründe. Die beiden Männer waren noch nie sonderlich gut miteinander ausgekommen. Doch das sollte nicht das Thema des heutigen Aufeinandertreffens sein und die Meinungsverschiedenheiten zwischen seinem Cousin und dessen Schwager sollten nicht zwischen Livianus und Avarus stehen. Dazu hatte er dem Germanicer viel zu viel zu verdanken.


    "Nun, dann werde ich mir wohl auch Zeit nehmen müssen, um Lucilla einige Zeilen zu schreiben. Immerhin habe ich ihr, wie du selbst sagtest, auch einen wesentlichen Anteil meiner Befreiung zuzuschreiben. Bei einer geselligeren Gelegenheit möchte ich ausführlicheres über eure Kinder hören und vielleicht kannst du mir dann auch mehr über die Lage des Senats berichten. Auch das neuste Gerede in Rom interessiert mich nach dieser langen Zeit der Isolation."


    Männer wie Avarus hielten sich zwar meist in Schweigen, doch zählte er unbestritten zu einen der bestinformierten Amtsträger Roms und dies nicht nur, weil er Legat des Cursus Publicus war. Auch privat hatte er sich in all den Jahren bestimmt ein beachtliches Informationsnetzwerk aufgebaut. In wie weit Livianus Quellen wieder reaktiviert werden konnten oder bereits versiegt waren, würden erst die nächsten Wochen zeigen. Im Moment war er noch auf die Informationen seiner Vertrauten angewiesen.

    "Sehr gut. Das höre ich gerne. Dann geht euren Weg zielstrebig weiter. Ich bin mir sicher, dass ihr dem Namen unserer Familie alle Ehre macht."


    Livianus nickte den drei Männern lächelnd zu. Er hatte bereits wieder neue Gäste entdeckt, die er begrüßen wollte und war sich sicher das heute jeder dafür Verständnis aufbrachte, dass der Heimkehrer nur wenig Zeit für tiefsinnige oder all zu lange Gespräche aufbringen konnte. Er ging daher weiter und ließ die beiden jungen Männer und ihren Centurio zurück. So hatten sie auch gleich die Gelegenheit, ihren Offizier einmal in privater und geselliger Runde etwas kennen zu lernen.

    Der Senator versuchte sich so gut wie möglich an die Senatssitzung zurück zu erinnern und berichtete seinem Neffen ausführlich die für ihn wichtig erscheinenden Geschehnisse.


    "Mach dir also keine Sorgen Serapio. Wir werden bestimmt für alles eine Lösung finden und ich bin mir sicher, dass dieser Auftritt im Senat keine weiteren Folgen für dich haben wird. Aber du musst verstehen, dass ich eine solche Beleidigung nicht auf mir sitzen lassen kann. Er hat mich entehrt."


    Sollte es doch Wirbel um Serapios Vergangenheit geben, so würde Livianus schon dafür sorgen, dass der Junge aus der Schusslinie kam. Es gab bestimmt jemanden, der ihm einen Gefallen schuldete oder der umgekehrt froh war, wenn Livianus ihm einen Gefallen schuldig blieb und Serapio zu einem senatorischen Tribunat weitab von Rom verhelfen konnte. Nach einem Jahr in einer anderen Provinz würde bestimmt niemand mehr an diese Geschichte denken. Rom war zu schnelllebig für solche Geschichten und ebenso schnell wie Euphorie oder Aufregung losbrach, war auch alles wieder vergessen. Dann wandte sich Livianus an seinen Bruder Mattiacus.


    "Wenn das vorerst alles wäre Mattiacus und dir diese Informationen für den Anfang genügen, dann möchte ich mich nun alleine mit Serapio unterhalten."

    Livianus hätte wohl mehr Informationen zu dem Genannten in das Gespräch einbringen können, hatte er sich doch erst vor kurzem mit Prudentius Balbus selbst über den römischen Statthalter ausgetauscht. Persönlich kannte er den Mann nur aus einer einzigen Senatssitzung, bei der sich dieser ein einziges Mal zu Wort gemeldet hatte. Doch hatte er Balbus versichert das Gespräch vertraulich zu behandeln und wollte dieses gegebene Wort unter keinen Umständen brechen.


    "Ich selbst kann leider nicht viel über den Präfekten sagen. Bisher habe ich ihn lediglich bei meiner Anhörung im Senat wahrgenommen. Ansonsten haben sich unsere Wege bisher noch nicht gekreuzt, aber soweit ich gehört habe, soll er eine sehr eigene und gewöhnungsbedürftige Art haben, mit seinem Umfeld umzugehen."


    Das war äußerst diplomatisch in den Raum gestellt und von Livianus, der erst seit kurzem wieder in Rom weilte, erwartete man sich vermutlich auch nicht, dass er über solche Dinge bereits im Bilde war. Auch wenn man ihm in solch einen Fall klar unterschätzte. Statt über den Praefectus Urbi zu reden, kam er wieder auf die Karrierepläne des Flaviers zurück.


    "Ich habe euch Patrizier ohnehin nie verstanden. Es steht euch doch, aufgrund eurer herausragenden Stellung frei, die Karriere eines Ritters einzuschlagen. Warum ihr euch dann mit so Posten wie einem Primicerius am Kaiserlichen Hof begnügt ist mir nach wie vor ein Rätsel."


    Livianus meinte das keinesfalls abwertend oder boshaft. Er hatte tatsächlich schon oft Patrizier kennen gelernt, die bei weitem nicht solche Posten oder Ämter innehatten, wie es Möglich gewesen wäre.