Beiträge von Marcus Decimus Livianus

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    Original von GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS
    "Familie ist ein hohes Gut und eine starke Gens macht vieles möglich. Starke Männer standen niemals alleine."


    Umso tragischer war es für Valerianus, dass er eine solche starke Gens nicht um sich wusste. Er war der Hoffnungsträger seines Vaters gewesen und wurde dieser Rolle nicht gerecht. Gedankenverloren starrte er an seinem Gast vorbei.


    "Auszeichnungen. Auch wenn sie keine Offiziere sind, sollten militärische Auszeichnungen möglich sein. Die Krone aus Eichenlaub für die Rettung deines Lebens. Wo werdet ihr einen Weihestein zum Dank an die Götter setzen?"


    Ja, damit hatte der Kaiser Recht und auch Livianus hatte bereits oft am eigenen Leib erfahren dürfen, dass die Gens Decima zusammenhielt – in jeglicher Lebenslage. Doch eine Tat wie diese, war selbst für seine Gens eine Ausnahme sondergleichen. Noch nie hatte jemand aus ihren Reihen sein Leben aufs spiel gesetzt, um einen Verwandten zu befreien und aus Feindesland zurück nach Rom zu holen. Überhaupt hatte Livianus Zeit seines Lebens noch nie von einer solchen Tat in seinem Umfeld gehört. Umso erfreulicher war es auch, dass der Kaiser seinem Ansuchen um Auszeichnung seiner Befreier zustimmte, auch wenn er dabei etwas abwesend wirkte. Der Senator ließ sich davon jedoch nicht beirren und antwortete dem Kaiser.


    "Ich möchte den Weihestein in meiner Heimatprovinz Hispania errichten lassen. Nahe meiner Geburtsstadt Tarraco. Es schien mir der geeignetste Platz, um den Göttern zu danken und zugleich meinen Ahnen zu gedenken. Ich werde noch diesbezüglich dem Duumvir von Tarraco ein Schreiben schicken."


    Livianus machte eine kurze Pause um seine Gedanken zu sammeln und versuchte dann das Thema zu wechseln. Er war als Legatus einer Legio nach Parthia gegangen und während seiner langen Abwesenheit ersetzt worden. Nun war es nur all zu klar, dass er sich selbst schon Gedanken über seine Zukunft gemacht hatte, die er nun ebenfalls mit dem Kaiser kurz besprechen wollte. Er war ein Mann der schon zuvor aufgrund seines Standes und durch seine Gefangenschaft heute mehr den je im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stand. Eine Tatsache, die es nicht mehr möglich machte und in der man sich nicht mehr erlauben konnte zu machen, was man wollte.


    "Mein Kaiser. Wenn du gestattest möchte ich auch kurz über mich selbst sprechen. Ich habe deinem Vater die meiste Zeit meines Lebens als treuer Soldat und Kommandant seiner Truppen gedient. Da mein Posten als Legat der Legio I wie zu erwarten nachbesetzt wurde, möchte ich diese Gelegenheit nutzen um vorerst meinen Abschied aus dem Exercitus zu nehmen, um mich anderen Dingen zu widmen, die ich bisher immer vor mich hergeschoben habe."

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    Original von GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS
    Die einzige Spekulation zum Fortgang des Feldzugs, die Valerianus wirklich mochte war die, was passiert wäre, wenn sein Vater gar nicht gefallen wäre. Alles andere interessierte ihn nicht. Der Feldzug war beendet, sein Vater tot und er selber hatte nicht die Kraft, ihn neu zu beginnen. Also spekulierte er nicht über mögliche andere Ausgänge und kommentierte auch die Ausführungen des Senators nicht weiter.


    Stattdessen lauschte er dessen Worten über den Hergang der Befreiung. "Wie kam es dazu, dass gerade diese Männer dir zu Hilfe eilten? Sind es Freunde deines Bruders, der sie für deine Rettung gewinnen konnte?"


    "Germanicus Avarus ist mit meiner Cousine Lucilla, der Schwester des Decimus Meridius, verheiratet. Er steht unserer Gens durch diese Verbindung daher sehr nahe und vermutlich hat auch meine Cousine einiges dazu beigetragen, dass Avarus den Stein ins Rollen brachte und seinen Klienten für diese Befreiungsaktion gewinnen konnte."


    Livianus änderte leicht seine Sitzposition und sprach dann weiter.


    "Mein Kaiser. Ich hatte gehofft, du würdest diese Männer aufgrund ihrer heldenhaften Taten auszeichnen."

    Diese Worte stimmten LIvianus doch etwas nachdenklich.


    "Hmmm…. Ich verstehe. Das sind alles andere als gute Tatsachen, von denen du mir hier berichtest und bestärken mir noch mehr bei meinem Entschluss, wieder meinen Platz in den Reihen des Senats einzunehmen. Hast du etwas von Meridius gehört? Er soll sich ebenfalls auf sein Landgut in Hispania zurückgezogen haben. Und wie geht es deiner Gemahlin?"

    "Salve Flavius. Es freut mich, dass ich bei dir positiv in Erinnerung bleiben konnte."


    Livianus lächelte dem Neuankömmling ebenso freundlich zu und nickte noch einmal dankend. Formelle Begrüßungsfloskeln waren nun wohl ausreichend ausgetauscht. Nun würde sich zeigen, ob der neue Gesprächspartner sich einfach nur Vorstellen wollte, oder auch ein neues Gesprächsthema aufwarf. Gespannt sah Livianus kurz zu dem Aurelier und dann wieder zu dem Flavier.

    Schließlich war auch Livianus an der Reihe und trat nach vorne, um laut und deutlich die Eidesformel zu sprechen, nach der er nun offiziell zum Praetor vereidigt wurde.


    "EGO, MARCUS DECIMUS LIVIANUS HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE SOLLEMNITER IURO.


    EGO, MARCUS DECIMUS LIVIANUS OFFICIO PRAETOR URBANUS IMPERII ROMANI ACCEPTO, DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.


    EGO, MARCUS DECIMUS LIVIANUS RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, MARCUS DECIMUS LIVIANUS OFFICIIS MUNERIS PRAETOR URBANUS ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO MUNUS PRAETOR URBANUS UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO."

    Der Senator sah kurz zu seinem Bruder und dann wieder zurück zu Serapio, der alles andere als Glücklich über die Geschehnisse wirkte. Vorwürfe hatte sich Livianus jedoch nicht zu machen, schließlich war es Serapios eigene Vergangenheit, die ihm nun einzuholen schien. Er konnte jedoch nur zu gut verstehen, wie sich sein Neffe in diesem Moment fühlen musste.


    "Nicht ausführlich und nicht im Detail, aber die wichtigsten Punkte hat er angesprochen, ja."

    Livianus nickte verständlsvoll und akzeptierte die Entscheidung Avarus. Als dieser jedoch die weiteren Pläne sprach wirkte der Decimer mit einem Mal sehr nachdenklich.


    "Um ehrlich zu sein habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Die erste hat mit ziemlicher Sicherheit bereits einen neuen Kommandanten und auch den neuen Kaiser kenne ich nicht wirklich gut. Es wird sich also erst in den nächsten Tagen und Wochen zeigen was die Zukunft bringen wird.


    Zuerst möchte ich jedoch den Senat und den Kaiser über mein eintreffen informieren. Vielleicht gibt es ja die möglichkeit beim Kaiser eine Audienz zu erhalten. Danach könnte bestimmt vieles geklärt werden."

    Livianus lächelte die junge Frau sichtlich hoch erfreut an und nickte ihr zu.


    "Salve Ceacilia Calena. Dessen bin ich mir sicher. Ich hoffe jedoch, dass es nur gutes war."


    Dabei sah er kurz zu seinem Freund Crassus, der bestimmt die eine oder andere Anektote aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu erzählen wusste, die nicht unbedingt für die Ohren eines so zarten und liebreizenden Geschöpfes bestimmt waren. Doch sein Blick ging gleich danach wieder zurück zu der jungen Caecilia.


    "Es freut mich dich kennen zu lernen."


    Danach wurde er auf die Sklaven aufmerksam, die etwas in den Garten transportierten. Neugierig sah er in ihre Richtng und wartete darauf, dass man ihn aufklärte.

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    Original von Titus Decimus Vestinus
    Ich ließ meinem Bruder den Vortritt und als ich an der Reihe war, streckte auch ich meinem Onkel die Hand entgegen und begrüßte ihn recht herzlich.


    "Ich kann mich gar nicht mehr an unser letztes Zusammentreffen erinnern, es ist soviel Zeit vergangen." sagte ich. "Aber ich freue mich, euch im Namen der Legio I und in meinem eigenen wieder in Rom begrüßen zu dürfen."


    Serapio war regelrecht aus dem Häuschen gewesen, als er mir schrieb und die Worte in seinem Brief strahlten nur so vor Euphorie. Unser Onkel Livianus muss was besonderes sein, hatte ich in dem Moment gedacht und dementsprechend gespannt hatte ich fortan unserem ersten Zusammentreffen entgegengefiebert. Nicht auszudenken, hätte man mir verwehrt, nach Rom zu reisen. Vermutlich wäre ich in der castra vor Spannung dahingeflossen - und nun stand ich vor ihm, übte mich erst einmal ein wenig in Zurückhaltung und versuchte, mir ein Bild zu machen.


    "Nicht so förmlich junger Mann. Ich bin nicht der Kaiser, dass du mich mit `Euch´ ansprechen musst."


    Livianus grinste und sah sich kurz um. Der Raum füllte sich immer mehr und mehr mit vertrauten und weniger vertrauten Gesichtern. Dann widmete er sich jedoch gleich wieder seinen beiden Neffen.


    "Wie lange dient ihr beiden schon in der Legio und behandelt euch der Centurio ordentlich?"


    Dabei lächelte er kurz in Richtung des Offiziers, was soviel heißen sollte wie, nur keine Ausnahmen für die beiden, selbst wenn sie Decimer waren.

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    Original von GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS
    "Die Parther scheinen nicht allzu klug zu sein. Es hätte ihnen doch wohl möglich sein können, jemanden aufzutreiben, der Latein spricht. Umso tragischer, dass sie mit so wenig Verstand dennoch den Feldzug stoppen konnten."


    Die Götter mussten wahrlich in großem Maße die Geschicke gelenkt haben, dessen war sich Valerianus nun sicher. Und auch seine Krankheit, die ihn daran hinderte, den Tod seines Adoptivvaters zu rächen, schien ihm nur ein Spiel der Götter zu sein.


    "Wie kam es schließlich zu deiner Befreiung?"


    "Nun mein Kaiser. So wie ich das sehe und mit den Informationen, die ich jetzt im Nachhinein erfahren habe, waren es nicht die Parther die uns gestoppt haben, sondern wir haben den Feldzug aus eigenen Überlegungen heraus beendet. Wären die Feldherren nach dem tragischen Tod deines Vaters weitermarschiert, hätten wir die Parther meiner Einschätzung nach besiegt."


    Dann sprach der Kaiser die Befreiung an und auch hier versuchte Livianus möglichst detailliert über die Karawane, der Überfall angeführt von seinem Bruder Magnus und dem Eques Subdolus, der anschließenden Flucht vor den Verfolgern, der besonders freundlichen Aufnahme in Aegyptus und der Abschließenden Heimkehr nach Rom zu berichten. Es war eine lange Erzählung und auch wenn er den Kaiser keineswegs langweilen wollte, versuchte er die großteils aufregenden Wochen ausführlich wiederzugeben, bis er seine Erzählung mit lobenden Worten abschloss.


    "……… Ich muss gestehen mein Kaiser. Ohne die Hilfe und den Einsatz des Senators Germanicus Avarus, der hier von Rom aus vieles organisiert und auch finanziell unterstützt hat, so wie seinem Klienten Hadrianus Subdolus und meinem Bruder Decimus Magnus, die die Mission geleitet und meine Befreier beim erwähnten Überfall angeführt haben, wäre all das nicht möglich gewesen. Ich bin ihnen unendlich dankbar und stehe zutiefst in ihrer Schuld. Sie sind wahre Helden und ich hoffe, dass ich es ihnen irgendwie danken kann."

    Livianus musterte den Mann, der sich zuerst Wortlos zu den beiden Factiokollegen gesellt hatte. Ein kurzer Blick zu Ursus, der im selben Moment ebenso verwundert zum Senator schaute, verriet ihm, dass dieser den Fremden wohl ebenso wenig kannte und selbst verwundert über das merkwürdige Verhalten des Mannes war. Schließlich schaffte der Neuankömmling es doch noch sich kurz vorzustellen und stellte sich als Flavier vor, der wohl in irgendeiner Kanzlei arbeitete. Der Gensnamen war Livianus selbstverständlich ein Begriff, den Namen des Mannes hatte er wiederum noch nie irgendwo aufgeschnappt. Dennoch nickte er ihm grüßend zu und wartete vorerst ab.

    Pünktlich zur ausgemachten Stunde erschien Senator Decimus Livianus in Begleitung seines Anwalts und Bruders Mattiacus. Der Geklagte war bereits anwesend, wie Livianus recht schnell bemerken konnte. Vermutlich war Sedulus einer von jenen, die lieber überpünktlich erschienen, um so besser die Übersicht zu behalten. Der Scriba, der die beiden Männer herein geführt hatte, deutete auf die vorbereiteten Plätze für die Klägerpartei und zog sich dann wieder hurtig zurück. Er nickte den Anwesenden zu


    "Salvete die Herren."


    und setzte sich dann auf den ihm zugewiesenen Stuhl.

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    Original von Manius Tiberius Durus
    Plötzlich kam ihm eine Idee:


    "Verzeih, möglicherweise hattest du es bereits erwähnt, aber war den Parthern Deine genaue Position bekannt? Wussten sie, welch wertvoller Fang Du für sie warst, Decimus Livianus?"


    "Anfangs denke ich nicht, dass ihnen klar war, wen genau sie gefangen genommen hatten. Natürlich war ich als Offizier zu erkennen, doch bestimmt kannten sie keine Gesichter zu den Namen der einzelnen Kommandanten – wenn sie überhaupt die Namen wussten. Ob man wirklich wusste wer ich war, kann ich dir nicht beantworten. Ich habe nie meinen Namen gehört oder aufgeschnappt. Man gab sich bei den Verhören jedoch Mühe mir keine bleibenden Verletzungen zuzufügen, was wieder darauf schließen ließe, dass sie über meinen Wert wussten. Aber das sind alles nur Spekulationen."


    Dann wandte sich Livianus wieder in Richtung Macer, der eine weitere Frage stellte.


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    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer machte angesichts dieser Aussage ein nachdenkliches Gesicht. Dabei war es nicht die Begegnung mit dem Shah ansich, die ihn stutzig werden liess. "Nach den Ausführungen deiner Befreier eben war es ja eine ziemlich weite Reise, bis sie dich endlich befreien konnten. Dieselbe Distanz musst du ja vorher ebenfalls zurückgelegt haben. Wie hast du diese Zeit erlebt? Hattest du den Eindruck, dass man dich auf dem direkten Wege zu ihm gebracht hat?" Auf die Frage, wo diese Begegnung mit dem Shah stattgefunden hatte, verzichtete er und nahm einfach an, dass dies wohl in der Hauptstadt passiert sein müsste.


    Der Senator überlegte kurz und schüttelte dann mit dem Kopf.


    "Tut mir leid Senator. An diese Zeit habe ich nur wenige Erinnerungen. Ich weiß noch, dass die Reise viele Tage andauerte. Ich verbrachte die meiste Zeit angekettet in einem rundum geschlossenen Wagen und bekam von der Route oder der Umgebung so gut wie nichts mit. Lediglich die Hitze, die mir sehr zu schaffen machte. Im Nachhinein betrachtet wurde ich wohl direkt nach Assur gebracht. An einen Aufenthalt in einem anderen Kerker könnte ich mich nicht erinnern."

    Livianus war etwas kurz irritiert darüber, dass der Kaiser erneut nach den parthischen Verhören fragte, wo er diese doch eben in seinen Bericht erwähnt bzw. bestätigt hatte. Er ließ sich jedoch nichts anmerken und kommentierte es erneut und diesmal ein wenig ausführlicher. Vielleicht hatte es der Kaiser einfach überhört, oder war aufgrund seiner Krankheit nicht ganz bei der Sache.


    "Doch mein Kaiser. Man hat versucht mich zu befragen, doch es scheiterte immer an Verständigungsproblemen. Ich verstand nicht was sie sagten oder von mir wollten. Manchmal wollte ich auch einfach nicht verstehen. Mein Körper zeugt immer noch von den oft schmerzvollen Befragungen der Parther. Ich nehme an sie griffen dabei nicht zu den äußersten Mitteln, weil ich mit allen Gliedmaßen wertvoller war. Irgendwann hörten die Befragungen dann auf – vermutlich Zeitgleich mit den Rückzug der römischen Truppen. Das war mir damals aber noch nicht klar.


    Soweit mir nun im Nachhinein bekannt ist, ging der Feldzug nach meiner Gefangennahme nicht mehr all zu lange weiter. Das würde sich auch mit meinem Zeitgefühl decken. Danach hatte ich oft das Gefühl, man hätte einfach auf mich vergessen und wollte mich im Kerker verrotten lassen."

    "Beruhige dich erstmal Serapio. Wir müssen in dieser Angelegenheit einen kühlen Kopf bewahren. Fakt ist, dass die alten Geschichten bereits aufgewärmt wurden. Auch der Praefectus Urbi hat an der Senatssitzung teilgenommen und sie gehört. Sollte er also ein Problem mit deiner Vergangenheit haben, dann wäre es ohnehin bereits zu spät für falsche Verschwiegenheit. In wie weit wir die Sache aus der Verhandlung heraus lassen können kann Mattiacus wohl besser beurteilen."


    Fragend sah der Senator zu seinem Bruder.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    .........Er fing den Blick von Vestinus und Celsus auf und machte ihnen ein Zeichen zu ihm zu kommen und begann wieder zu sprechen.


    "Wenn du willst, senator, kannst du sie ja selbst fragen.
    Das sind Caius Decimus Celsus und Titus Decimus Vestinus. Sie gehören zu meiner centuria und wurden unserem kleinen 'Empfangskommando' zugeteilt."


    ...................


    Das Vitamalacus die Legio mit harter Hand führte war zu erwarten. Er hatte schon immer eine ungewöhnlich straffe und militärische Haltung für einen Patrizier. Doch diese Gedanken schob Livianus schnell beiseite, als er zwei junge Männer vor sich sah, die ihm als Decimus Celsus und Decimus Vestinus vorgestellt wurden. Er überlegte kurz. Die Namen kannte er, jedoch hatte er ihre Gesichter noch nie gesehen. Plötzlich wurde ihm klar wer hier vor ihm stand.


    "Natürlich! Ihr müsst die beiden Söhne meines Adoptivbruders Nepos sein. Als ich euch das letzte Mal gesehen habe, wart ihr noch zwei Kleinkinder die kaum laufen konnten."


    Er lachte und streckte den beiden jungen Männern erfreut die Hand entgegen.

    "Auch ich bin den Göttern sehr dankbar, dass sie mir dieses zweite Leben geschenkt haben."


    Livianus war seinem alten Freund mehr als dankbar, dass er sich dieser nichts anmerken ließ, als er den von Gefangenschaft und Flucht gezeichneten Senator erblickte. Crassus hatte, wie auch Livianus selbst, im Laufe seiner langen Karriere bereits viel gesehen und viel erlebt, doch einen alten Freund in einer solchen Verfassung zu sehen, war bestimmt nicht einfach. Die Wunden waren zwar mittlerweile weitestgehend verheilt, jedoch waren auch an vielen, darunter auch sichtbaren Stellen seines Körpers Narben zurückgeblieben. Er wirkte noch ungewohnt schlank und seine Haut war immer noch braungebrannt von der heißen Sonne des Ostens.


    Dann viel Livianus Blick auf die junge Frau, die in Crassus Begleitung gekommen war. Hatte er etwa geheiratet und stellte ihm nun seine Gemahlin vor? Livianus schmunzelte bei dem Gedanken, dass sein alter Freund endlich unter die Haube gekommen war. Noch dazu mit einer derart hübschen jungen Frau, wie sie hier vor ihm stand. Mit Crassus Rang und Namen war dies jedoch keineswegs verwunderlich.


    "Wem hast du mir da mitgebracht Crassus?"


    Er überließ es dem alten Freund die beiden einander vorzustellen.

    "Soweit mir bekannt wurde kein anderer entführt. Meine Wachen fanden dabei alle den Tod. Es war also mit ziemlicher Sicherheit Zufall."


    Nun direkt auf seine Gefangenschaft angesprochen zögerte der ehemalige Legatus kurz. Seine Kehle fühlte sich plötzlich sehr trocken und zugeschnürt an und er warf dem im Hintergrund gebliebenen Diener einen kurzen Blick zu, in der Hoffnung, er würde diesen Richtig deuten. Dann wandte er sich wieder an den Kaiser und atmete tief durch.


    "Anfänglich wurde ich wie ein normaler Gefangener behandelt. Man ließ mich lange Zeit in der Zelle schmoren, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Nicht einmal die Wachen sprachen mit mir ein Wort, vermutlich konnten sie auch gar kein Latein. Irgendwann begangen sie dann damit………."


    Man merkte, dass es Livianus sehr schwer viel über diese Dinge zu berichten. Doch der Kaiser hatte uneingeschränkt das Recht alles zu erfahren und der Decimer wollte ihm kein Detail unterschlagen.


    "….. Sie begannen damit ihre Wut an mir auszulassen. Ich ging damals davon aus, dass die römischen Truppen weitere Siege errungen hatten und diese Wachen nun in mir ein passendes Opfer sahen, dass sie dafür zur Rechenschaft ziehen konnten. Ich wurde geschlagen, ausgepeitscht und erniedrigt."


    Unbewusst strich Livianus über eine Narbe, die seinen Unterarm überzog. Sein restlicher Körper, vor allem sein Rücken, sahen nicht viel besser aus, obwohl sie die Ärzte in Alexandria jede erdenkliche Mühe gegeben hatte, die alten Wunden nachträglich bestmöglich zu versorgen.


    "Sie schrieen mich dabei auch oft an. Vermutlich wollten sie Informationen aus mir herausholen. Doch ich verstand sie nicht, da sie ausschließlich parthisch sprachen. Eines Tages holte man mich aus meiner Zelle und brachte mich nach draußen auf eine Art Versammlungsplatz. Ich war bereits ziemlich geschwächt und habe vieles nur am Rande mitbekommen. Ich wurde in eine Art Käfig transportiert. Es waren unzählige Leute auf den Straßen. Alle schrieen mir zu oder warfen mit Gegenständen gegen den Käfig. Dann wurde ich auf eine Erhöhung gestellt und gezwungen mich hinzuknien. Kurze Zeit später brach Jubel aus und ein Mann trat vor mich. Er war in edlen Gewändern gehüllt und sprach zum Volk. Es war der Shah in Shah und dieser wusste ganz genau wer ich war. Vermutlich hatte sich meine Gefangenschaft herumgesprochen und die Spione des Shahs waren gut informiert. Es war eine reine Machtdemonstration vor dem parthischen Volk. Der Shah ließ mich auspeitschen und wieder zurück in meinen Kerker bringen. Danach ging es dort wie gewohnt weiter. Ich habe erst wieder bei meiner Verlegung, bei der man mich schließlich befreien konnte, wieder Tageslicht gesehen."