Massa war bemüht ruhig zu bleiben. Alpinas Gestik, ihre Mimik, am liebsten hätte er sie in die Arme genommen. Aus Dankbarkeit, weil er sie mochte, weil sie anfing ihm etwas zu bedeuten. Ihre Hand, weich, warm, ein unsagbar angenehmes Gefühl. Er gab seinen Gefühlen einfach nach, zog seine Hand unter ihrer hervor, drehte sich zu ihr, umarmte sie und drückte sie sanft an sich. „ Ich bin das erste Mal seit langem wieder froh, noch am Leben zu sein.“ flüsterte er. Seine Hand streichelte zärtlich ihren Rücken. Ihr Duft, ihr weiches Haar, ihre Wärme….Stunden später…, nein es war nur ein kurzer Moment, dann ließ er sie wieder los. Ob das eine so gute Idee gewesen war, sie einfach zu umarmen? Ein Räuspern half ihm über die Sekunden der Verlegenheit hinweg . „ Ähm, möchtest du noch einen Schluck Gewürzwein?“ Er selbst brauchte unbedingt einen Schluck. Ohne auf eine Antwort zu warten schenkte er ein. Massa traute sich gar nicht sie anzusehen. Er musste erst einen Schluck trinken. Beim Abstellen des Bechers, schloss Massa die Augen und schluckte runter. Dann sagte er. „ Du bist eine beeindruckende Frau Alpina. Dein Wissen, dein Aussehen, deine Art mit den Menschen umzugehen.“ Massa atmete tief durch und sah sie lächelnd an. „ Bei mir hast du in zweierlei Hinsicht einen bleibenden Eindruck hinterlassen.“ Dabei sah er auf seine Narbe am linken Unterarm. „ Lass uns etwas Essen. Das Auspacken hat mich hungrig gemacht.“
Beiträge von Appius Decimus Massa
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Massa nahm den Handschlag mit Freuden an. „ Wäre zu überlegen, hält den Kopf bei der Kälte warm.“ erwiderte er lachend und nahm den Becher Wein an. „ Ich stamme aus Achaia, genau genommen aus Piraeus. Bin aus dem griechischen Zweig der Decimer. Das heißt nicht, dass ich deswegen hispanischen Wein nicht zu schätzen weiß.“ Das bekräftigte er mit einem Schluck aus seinem Becher.
Jetzt trudelten Schlag auf Schlag weitere Gäste ein. Erfreut sah Massa, dass Alpina unter ihnen war. Er hatte für sie ein kleines Geschenk im Gürtel. „ Io Saturnalia,Alpina.“ Bei der Begrüßung reichte er ihr den kleinen Beutel aus feinem Hirschleder. In ihm steckte ein goldener Armreif, in Form einer Schlange, die sich in drei Windungen um das Handgelenk legte, wenn man sie trug. Die junge Frau neben ihr wurde ebenfalls freundlich von ihm begrüßt. Ein Wort mit den beiden zu wechseln, fiel jedoch flach.
Der Iulier bedachte ihn mit einem schraubstockartigen Händedruck. Massa drückte etwas verspätet kräftig dagegen, sonst wäre seine Hand für die nächsten Minuten taub gewesen. Es war auch so schmerzhaft genug. Ein wenig verzog er das Gesicht. „ Io Saturnalia ! Iulius Licinus, das wird nicht das letzte Mal sein.“
Die kleine junge Dame an seiner Seite wurde von Massa genauso freudig begrüßt. „ Io Saturnalia. Ich bin Decimus Massa und mit wem habe ich das Vergnügen?“Massa hörte natürlich was es alles an Getränken gab. Heute war einer der Tage, an denen man sich ungeniert einen Becher mehr gönnen konnte. Met? Met hatte er noch nie getrunken. Nach der allgemeinen Begrüßung wollte er den mal ausprobieren.
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Bezahlen? Wo dachte sie hin? Massa wollte ihr begreiflich machen warum er das alles für sie hatte aus Alexandria kommen lassen. Das was sie getan hatte, konnte man nicht mit Geld, geschweige denn mit Gewürzen aufwiegen. Egal wie teuer sie waren. Er stand auf, ging zu seinem Schreibtisch, nahm eine Tabula und einen Stylus und kam wieder zurück. Jetzt setzte er sich neben Alpina, damit sie sehen konnte, was er ihr in Rechnung stellte. „ Fangen wir an...“ Massa zog eine senkrechte Linie in die Mitte der Tabula. Auf die linke Seite oben schrieb er seinen Namen, darunter führte er gewissenhaft alles auf, was sich im Paket befunden hatte. Auf die rechte Seite schrieb er Alpina‘s Namen. Darunter notierte er „ ein Menschenleben“. Dann zog er unter alles quer einen Strich. Links schrieb er bezahlbar. Rechts bei Alpina schrieb er unbezahlbar. Er gab ihr die Tabula in die Hand. „ Jetzt weißt du, wer in wessen Schuld steht. Was ich dir hier biete, ist nur ein Bruchteil dessen wert, was du für mich getan hast. Nimm es bitte an.“ Mit einem aufmunterndem Lächeln sah er Alpina an. „ Wenn du erlaubst. Ich würde gern noch eine von deinen Datteln essen.“ Um ihr Zeit zu geben, schenkte er den bereitstehenden Gewürzwein in zwei Becher. Einen stellte er vor Alpina auf den Tisch. In eine leere Schale schüttete er einen Schluck vom Gewürzwein. „ Möge Minerva dich beschützen und dir zur Seite stehen.“ Drei weiße Klümpchen Weihrauch landeten auf der Glut und verströmten ihren Duft. Eine etwas kräftigere Rauchsäule schlängelte sich zur Zimmerdecke. Massa trank eine Schluck aus seinem Becher. „ Massa reicht übrigens vollkommen. Lass den Decimus weg.“ Hoffentlich war das nicht zu viel für Alpina. Am besten er ließ sie für einen Moment in Ruhe. „ Ich gehe nachsehen, was es zu essen gibt.“ Massa verließ das cubiculum und ging in die culina.
Onasses hatte bereits alles angerichtet. „ Du hast sie hoffentlich nicht verschreckt Dominus.“ Massa zuckte mit den Schultern. Er war sich nicht sicher. „ Ich hoffe nicht. Naja, vielleicht war es ein bisschen viel auf einmal für sie.“ Onasses verdrehte die Augen und schob Massa den Teller mit dem angerichteten Hecht hin. „ Hecht im Kräuterbett gedünstet.“ Auf einem Teller ein in Stücke gerissenes Brot. „ Auf Lorbeerblättern gebacken.“ Eine Schüssel gefüllt mit einer Art Kohl, so ähnlich wie der heutige Blumenkohl. „ Gedünstete Kohlröschen, gewürzt mit etwas Salz und Muskatnuss.“ Massa nahm den Hecht, Onasses das Brot und die Schüssel mit dem Kohl. Im cubiculum angekommen. Stellte Onasse das Brot und den Kohl auf den Tisch ab und räumte das Tablett mit den Gewürzen vom Tisch auf den Teppich neben das Paket, damit Alpina und Massa genug Platz zum Essen hatten. Dann verschwand er wieder.
Massa stellte den Fisch, für beide gleichermaßen gut erreichbar, auf den frei gewordenen Tisch und setzte sich zu Alpina. Mit einem Messer entfernte er die Haut vom Fisch. „ Greif zu und lass es dir schmecken. “ Forschend sah er sie an. Hatte er sie verschreckt? Hatte sie es einigermaßen verdaut, was da gerade passiert war? Nahm sie sein Geschenk an? Hoffentlich fühlte sie sich dadurch nicht von ihm bedrängt.
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IO SATURNALIA! Eine Einladung auf‘s Landgut zu Aulus und Seiana. Die Filzkappe auf dem Kopf, zwei Geschenke im Gürtel, machte sich Massa auf den Weg zur Saturnalienfeier. Nichts was erkennen ließ, dass er Tribun der Legion war. Es war kalt. Vorsichtshalber hatte er heute zwei Tuniken angezogen und seine neue Errungenschaft angelegt. Eine Weste aus Wolfsfellen. Sie wärmte gut. Massa fühlte sich gleich wohler. So betrat er das Haus des Gastgebers und freute sich auf einen angenehmen Abend. Endlich einmal weg vom Schreibtisch und raus aus seiner casa. Gelegenheit andere Leute kennenzulernen. „ Io Satunralia!!“
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Alles war vorbereitet. Massa löste den Strick und öffnete nur leicht den Deckel, sah Alpina verschwörerisch an, ließ den Deckel wieder sinken. Dann stand er auf, löschte alle Öllampen, bis auf die eine dreiflammige über dem Platz an dem sie saßen. Massa setzte sich wieder. „ Bitte tue mir einen gefallen, schließe die Augen, lass dich entführen.“ sprach er gedämpft. „ Stell dir vor, ein schnelles Schiff hat dich nach Alexandria gebracht. Du gehst am Hafen an Land. Die Aufseher brüllen, treiben die Sklaven an, die die Amphoren und Säcke auf Schiffe verladen und andere wiederum entladen Schiffe. Du gehst an gestapelten Waren vorbei. Mit dir gehen viele vom Hafen aus Richtung Innenstadt um ihre Waren dort an Ständen oder in Läden feil zu bieten oder zu kaufen. Ein Mann in wehendem Gewand, ein Tuch um den Kopf geschlungen, gefolgt von vier Trägern mit Paketen und Kisten geht eilig an dir vorbei. Eine Frau mit dunklem Teint, einen Korb auf dem Kopf, frisch gebackenes Brot darin, kommt dir entgegen. Du musst einen kleinen Schritt zur Seite tun und stehst mit einmal mitten im Gewühl des alltäglichen Lebens in Alexandria. Du hast die Straße der Gewürzhändler betreten. Säcke und Fässer stehen da. Auf einem Tisch unzählige große Schalen gefüllt mit Gewürzen. Das erste was du siehst ist schwarzer Pfeffer. Du beugst dich über die Schale.“ Massa füllte etwas schwarzen Pfeffer in eins der Schälchen und hält es Alpina unter die Nase. „ Ein würziger Geruch steigt dir in die Nase. Nicht sehr intensiv. Er ist nicht gemahlen. Aber du erkennst ihn.“ Massa füllte Lorbeerblätter in die nächste Schale. „ Du erkennst die Blätter an ihrem Geruch. Den Geschmack vom Brot, das Onasses gebacken hatte.“ Massa holte aus dem Paket zwei kleine Dosen. Die ein öffnete er und schabte etwas von einer Nuss in eine Schale. Hielt es Alpina unter die Nase. „ Eine Nuss, die einen sehr markanten Geruch besitzt. Der Händler zwinkert dir zu und lässt dich daran riechen. Muskatnuss, flüstert er. Ein anderer Händler ruft dir zu. Du trennst dich nur ungern von den Gewürzen und gehst zu ihm. Er bietet dir eine Frucht an du sollst sie gleich essen. Öffne den Mund.“ Massa nahm eine der goldgelben Datteln ohne Kern und hält sie Alpina an die Lippen. „ Du schmeckst die Sonne des Südens, die Süße jedes Sonnenstrahls, den warmen Luftzug, der Palmblätter umspielt. Noch spürst du das süße auf der Zunge, schon gehst du weiter die Straße entlang. Ein Händler sitzt hinter einem Tisch vor ihm stehen Schalen voller weißer, gelber, goldgelber und bronzefarbener kleiner Steine. Er greift in eine der Schalen und lässt ein paar kleine Bröckchen in eine Schale mit etwas Glut fallen.“ Genau das tat Massa. Sofort breitete sich der schwere Duft von Weihrauch im cubiculum aus. „ Rauch steigt auf, der Duft ist schwer und vernebelt dir die Sinne. Die Händler verschwinden hinter einem Schleier, die Rufe verhallen in der Ferne, du kehrst aus Alexandria zurück. Beladen mit einem Paket. “ Massa hatte das Paket vollends geöffnet und weitere Schalen gefüllt. „ Sieh her, was du von deiner Reise mitgebracht hast. Muskatnuss, Kreuzkümmel, schwarzen Pfeffer, Lorbeer und ein feines Salz.“ Massa deutete auf zwei Schälchen direkt vor Alpina. „ Getrocknete Datteln und Feigen. Daneben im Säckchen feinster Mohn.“ Dann öffnete er die zweite kleine Dose. „ Sieh her, Safran.“ Viele dünne rote Fädchen kräuselten sich in der Dose. Er stellte sie ab und zeigte auf zwei andere Schälchen. „ Gelber und weißer Weihrauch. Der weiße ist besonders rein.“ Ein Fläschchen stellte er auf den Tisch. „ Myrtenöl. Und daneben Harz der Myrrhe.“ Als letztes holte er ein kleines Päckchen heraus. „ Und hier ist der Saft aus den Schlafmohnkapseln und in diesem Säckchen der Diptam.“ Zufrieden sah Massa auf den Tisch und dann zu Alpina. Er strahlte, seine Augen leuchteten wie bei einem Jungen, der seinem besten Freund, seine geheimsten Schätze zeigte. Eine Dattel verschwand in seinem Mund. Er schloss die Augen und kaute langsam. War aber sofort wieder da. „ Wie hat dir die kurze Reise gefallen?“
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Es blieb ein wenig Zeit bis Onasses mit Alpina zurück kam. Massa löste den Strick der das zweite Paket zusammen hielt. Ein gerollter Papyrus fiel ihm als erstes entgegen. Ein zweites Leinen kam zum Vorschein. Massa nahm den Papyrus und las.
Lieber Freund,
ein zweites Paket. Du hast nicht darum gebeten, aber es ist an der Zeit, dass du dir überlegst wo du auf Dauer dein Zelt aufschlägst. Ich weiß es aus eigener Erfahrung, warte mit der Entscheidung nicht zu lange. Ich könnte jetzt schon 7 Kinder und ein Schiff haben. Das 5 Kind wird bald geboren. Zum Glück habe ich in dir einen guten Freund, der mir sein Schiff anvertraut.
Das hat mir zu einem guten Geschäftsjahr verholfen. Ich habe ein kleines Vermögen gemacht und will dir jetzt dafür danken. Nimm das Geschenk einfach an.Viel Glück damit wünscht Dir
Dein Freund Telemachos
Massa kam nicht zum auspacken. Onasses und Alpina waren da. Er legte das zweite Paket neben die Kline.
Ein flacher Tisch stand heute auf den Teppichen. Massa stellte das Paket aus geflochtenen Palmblättern daneben ab und ging ins Atrium zurück um Alpina zu begrüßen.
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Onasses ging mit Alpina zurück zur Casa des Tribuns. Die Befürchtung Onasses, dass Massa das Paket ausgepackt haben könnte bestätigte sich zum Glück nicht.
" Dominus wir sind da." rief er, was nicht nötig gewesen wäre, Massa kam gerade ins Atrium.
" Salve Susina Alpina. Ein herzliches Willkommen in meinem bescheidenen Haus. Das Paket ist da. Gehen wir in mein cubiculum." Massa lud sie mit einer Geste ein ihm in sein cubiculum zu folgen. Angekommen bot er Alpina einen Platz auf dem Teppich an dem Tisch an. Er selbst setzte sich an den Tisch neben das Paket. Onasses kam mit einem Krug Gewürzwein, zwei Bechern und einem großen runden Tablett, auf dem kleine Schälchen standen, ins cubiculum. Alles wurde von ihm auf dem Tisch platziert. " Danke." sagte Massa. Onasses zog sich zurück. Falls das Essen gewünscht wurde, brauchte Massa nur zu rufen. -
Geduldig wartete Onasses bis Alpina wieder im Laden stand. Etwas verlegen machte ihn ihr Angebot. Nachdenklich rieb er sich das Kinn. Ein Balsam für nach der Rasur, das fehlte ihm. " Ja, wenn es dir kein Umstände macht wäre ein Balsam nach dem Rasieren, das was mich freuen würde." Er rieb sich nochmals über das Kinn und lächelte. Eine Frau, die ihm eine Freude machen wollte, das kannte er noch nicht. " Machst du das alles selbst? Vielleicht kannst du es mir das nächste mal zeigen. Dominus Massa war vorhin sehr ungeduldig und wollte das Paket schon auspacken. Wir sollten uns beeilen." Onasses bedauerte es, dass heute keine Zeit war, mehr über die Arbeit von Alpina zu erfahren.
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Aufgeschreckt aus seinen Betrachtungen sah Onasses Alpina erst einmal fragend an. Ach ja! Nein, nein, er war nicht wegen sich selbst hier. " Mir geht es sehr gut. ich bin nicht krank." versicherte er. " Ich wollte dich abholen, wenn es deine Zeit und deine Patienten erlauben."
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Onasses betrat die Taberna. Das Türglöckchen kündigte ihn an. Neugierig sah er sich um. Er war noch nie hier gewesen, kannte die Taberna lediglich aus Gesprächen mit Massa. Was hier alles stand und hing. Viele Sachen die er nicht kannte und genauer ansah. Darüber vergaß er fast weswegen er gekommen war.
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Nach der letzten Dattel und dem letzten Schluck Wein fühlte sich Massa wohler. Das Bad hatte ihn entspannt. Frisch aus der Wanne entstiegen, in die beiden Tuniken gehüllt, begab er sich auf die Suche nach seiner Hose. Die hatte er in seinem cubiculum fallen gelassen. Beim Anziehen ging die Haustür. Er hörte Onasses Fluchen. Die Tür plautzte erneut gegen die Wand. Dann kehrte wieder Ruhe ein. Er brachte wahrscheinlich das Packpferd in die Stallung. Massa ging ins Atrium. Da standen 2 Pakete. Das eine war aus Alexandria, deutlich an der Verpackung zu erkennen. Ein aus Palmenblättern geflochtener Behälter, gut verschnürt. Das zweite in Leinen gewickelt und verschnürt. Er wollte anfangen mit Auspacken, als Onasses wieder kam. „ Nein Dominus, erst wenn Domina Susina Alpina da ist. Ich werde sie gleich holen gehen.“ Massa wollte etwa entgegnen, kam aber nicht mehr dazu. Onasses war zur Tür hinaus. Morgen wäre doch besser gewesen. Gut, es war erst früher Nachmittag aber hatte Onasses was zu Essen da? Massa brachte das Paket aus Alexandria in sein cubiculum. Das zweite Paket sah er sich gleich etwas genauer an. Das hatte Telemachos zusätzlich mit geschickt.
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Von mir nachträglich alles Gute zum Geburtstag.
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Die Tabulae stapelten sich. Massa sortierte sie nach Fleisch, Obst & Gemüse, Hülsenfrüchte. „ Sieht gut aus.“ murmelte er vor sich hin. „ Sehr gut. “ Neu sortiert, gab er die Tabulae an den scriba weiter, an einem Stehpult alle Schreibarbeiten erledigte. „ Fasse jede Gruppe auf einer Tabula zusammen. Mit kurzer Bemerkung, was sie für uns produzieren.“ Es klopfte. „ Ja.“ rief Massa. Der Centurio der 3. Centurie trat ein, unter Arm eine Tasche. Das sah nach viel Arbeit aus. Massa war es recht. „Nimm Platz, ich bin auf deinen Bericht gespannt.“ Ein Stapel Tabulae beinhaltete alle Villen mit der jeweils gelieferten Vorratsmenge. Ein Tabula die daraus resultierenden Gesamtmengen. Eine Tabula, die eingelagerten Mengen und eine Tabula, die Mengen die sofort verarbeitet oder an die Legionäre ausgegeben wurden. Die letzte Tabula enthielt den Bericht über den Vorfall bei der Villa rustica. Den hielt der Centurio erst einmal zurück. Als erstes damit anzufangen wäre unklug gewesen. Es dauerte, Massa überflog die Tabulae, trotzdem brachte er fast eine Stunde damit zu. Zwischenfragen an den Centurio unterbrachen hin und wieder die Stille im Officium. Massa war mehr als zufrieden. „ Das sind alle steuerpflichtigen Abgaben und die ausgehandelten Mengen von den Villen?“ Der Centurio nickte. „ Wir haben da zusätzlich eine Wagenladung an Schinken, Speck, Schmalz und Würsten.“ Massa horchte auf. „ Den Bericht dazu habe ich hier.“ Der Centurio legte ihm die Tabula vor. Massa überflog sie. „ Der Verwalter hat 10 Schweine extra zu liefern. Das Contubernium bekommt von ihm einen geräucherten Hinterschinken. Damit ist der Fall erledigt und wird nicht weiter verfolgt.“ Der Centurio grinste. Der scriba machte ein entsprechendes Schreiben fertig. „ Du bist für die Einlagerung aller Vorräte verantwortlich. Ist alles da. Erwarte ich deinen Abschlussbericht.“ Der Centurio grüßte und verließ das Officium.
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Nickend stimmte Massa den Worten des Praefectus zu. " Ein Menschenleben reicht nicht aus um alles zu sehen. Jedes Jahr, jeder Monat, jeder Tag bringt etwas neues. Man muss nicht mal weit durch die Welt reisen."
Der Praefectus musste es wissen. Wie lange er schon hier oben war, das hatte Massa ihn nicht gefragt. Denn wenn er meinte das Zeit, das einzige war, was er dann im Überfluss haben würde, dann hatte er schon ausgiebig Erfahrung damit gesammelt.
" Mit dem Feuerholz, das werde ich mir merken. Apro po..., es ist frisch für meine Wenigkeit. Ich wünsche dir eine gute Nacht und danke für den Wein und das Gespräch." Massa fröstelte, die Kälte kroch unter den Mantel. Er stand auf und ging zur Casa zurück. -
Seine Frage wurde überraschend schnell beantwortet. Zu seiner Freude positiv. Ein kleines Abschiedszeremoniell folgte, bei dem Ursi ein bisschen aus der Reihe tanzte. Anscheinend hatten das alle kleinen Kinder so an sich. Massa nahm es gelassen, vielleicht war er auch mal so. Alpina ergänzte die Danksagungen, was nicht nötig gewesen wäre. Massa hatte es gerne getan. Es freute ihn aber, dass alles ein wenig in Erinnerung bleiben würde.
Ursi verschwand im Haus, wer weiß was sie dort anstellte wenn...Alpina stand vor ihm. Stille, eine Stille die er noch nie so wahrgenommen hatte. Dabei saß er früher oft nachts alleine in der Wüste. Was ging in Alpina vor? Ihm gingen tausende Gedanken durch den Kopf. Er hätte einiges darum gegeben zu erfahren was sie dachte. Einen Teil glaubte er bei ihrem Dank zu erfahren. Sie hatte etwas mitgenommen.Die Berührung durch ihre Hand, sämtliche Härchen stellten sich auf. Halt sie fest! Massa stand da, rührte sich nicht. Ha, du lausiger Eroberer. Halt die Klappe! Es ist nicht so einfach. Ja, ja. Hänge mit deiner Vergangenheit ab und jage die Zukunft vom Hof. Du bist ja so … Ich mache das so, wie ich das denke ! Schluss! Du hast es schon einmal gewaltig verkackt.
„ Eine gute Nacht...Alpina.“ Bevor ihre Hand seinen Arm verließ, beugte er sich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „ Ähm verzeih, falls…. Ich habe dir für den heutigen Tag zu danken. Onasses holt dich in 5 Tagen ab.“ Er räusperte sich. Zum Glück hatte er Cara, an deren Führleine er sich festhalten konnte. Sie schnaubte. „ Ja wir gehen. Du willst sicherlich in deinen warmen Stall.“ Ach sind Ausflüchte schön um die peinlichen Schweigeminuten wie Untiefen zu umfahren. „ Auf Wiedersehen.“ Massa schwang sich auf Cara‘s Rücken und ritt zurück zur Castra. Nein, er drehte sich nicht um. Nein, nicht weil er nicht wollte. Er war sich nicht sicher wie lange er dann noch auf Cara's Rücken gesessen hätte.
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Die Vorhut rückte an. Auf Seneca‘s Bemerkung hin, hob Massa lächelnd den Becher stellt ihn kurz beiseite um Aulus zu begrüßen. „ Dann lass dich beglückwünschen. Mögen die Götter ein wachsames Auge auf und eine schützende Hand über euch haben.“ Massa setzte sich ebenfalls und sah Aulus an. „ Du siehst geschafft aus. Ich dachte Seiana hat das Kind bekommen.“ sagte er grinsend. Schadenfreude war die schönste Freude. Er wollte Aulus noch ein bisschen unter Freunden aufziehen, da kam Seiana.
Massa stand schnell auf und ging Seiana entgegen. Obwohl sie, so wie er sie von früher kannte, exzellent hergerichtet war, sah man, dass sie anstrengende Tage und Stunden hinter sich hatte. Bevor er ihre Frage beantwortete erlaubte er sich sie zur Begrüßung kurz zu umarmen. „ Entschuldige, aber es ist lange lange her.“ Danach nahm er wieder Platz. „ Ja, die Reise war zum Glück ereignislos. Bis auf einen kleinen Holzsplitter, den ich mir eingezogen hatte.“ Jetzt konnte er darüber lächeln. „ Dir gratuliere ich auch zum Nachwuchs. Er ist hoffentlich gesund und munter? Wie geht es dir? Wie kommst du hier in Germania zurecht? Ich meine, wir ...“ er sah zu Aulus.“... Wir müssen es nehmen wie es ist.“ Sie waren ja vom Kaiser hierher berufen worden.
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Für Massa war es im erstem Moment nichts besonderes Alpina auf das Pferd zu heben. Cara blieb ruhig stehen, wurde nicht nervös. Als er die Kleine dazu setzte rührte sich Cara nicht einen digitus. Erst als Massa die Führleine nahm lief sie los ohne das er sie dazu ermuntern musste. Ein flüchtiger Blick zu Ursi, bei ihr war alles in Ordnung, sie schien glücklich zu sein. Bei Alpina war Massa nicht ganz sicher und behielt sie etwas länger im Blick. Es war hell genug um zu sehen was in ihr vor ging. Das war für Massa etwas besonderes. Er konnte doch noch Freude schenken und es tat ihm selbst gut. Ihn scherten die Blicke der Legionäre nicht im geringsten. -->
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Vor der Casa nahm Massa Ursi in Empfang uns stellte sie vorsichtig ein Stück neben sich ab, damit sie beim Absteigen ihrer Mutter nicht zu Schaden kam. Alpina ließ nicht lange auf sich warten. Wie man von einem Pferderücken ohne Sattel am Besten abstieg. Massa griff trotzdem zu, erwischte Alpina in der Taille, hob sie mehr , als das sie vom Pferderücken glitt, herunter und stellte sie vor sich ab. Für ihn war sie leicht wie eine Feder, deswegen ließ er sie nicht gleich los. Er wollte erst sicher sein, dass sie wirklich richtig stand. Naja es war schon etwas mehr als nur das. Er hatte das erste Mal Gelegenheit sie aus der Nähe an zusehen ohne dass es andere gleich wieder als wer weiß was auslegten. Ihre Wangen waren durch den Wein leicht gerötet. Ihre Augen strahlten wie zwei dunkelgrüne Smaragde. Ihre Lippen…. Massa du verlierst dich. Nein ! Es muss heißen, ich hatte mich und alles verloren. Vielleicht lag er falsch und…aber vorhin ….Er riskierte es und hielt sie für eine Moment länger fest. „ Wir sind da.“ Was für eine Feststellung du Held! Lass sie endlich los. Massa ließ sie los. „ In 5 Tagen wird Onasses hoffentlich die Waren aus Alexandria im Hafen in Empfang nehmen dürfen.“ sagte Massa. „ Soll er in die Taberna kommen und dich abholen?“
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ui, das geht ja rum. Mich hast auch erwischt. Ich versuch's trotzdem heute Abend mal.
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Im Prinzip lief es wie in Alexandria ab. Die Nichtrömer nahmen nur das was ihnen passte oder wandelten es ab. Bei den germanische Festlichkeiten wusste Alpina weniger Bescheid und Massa hatte die Erwähnung zweier Namen mitbekommen. Als Duccia fiel war ihm klar wieso zwei Namen.
Auf Wunsch schenkte Onasses nur einen halben Becher ein. Ja, wenn man nicht aufpasste konnte man schnell einen Becher zu viel erwischen. Nach langer Abwesenheit, tauchte die Kleine wieder auf. Man merkte, dass es nichts mehr zu entdecken gab und das Spielen alleine keinen Spaß machte. Massa wusste, dass es mit Bruder oder Freunden viel schöner war. Alpina war nicht glücklich über das Quengeln, das war deutlich von ihrem Gesicht abzulesen. Er hätte den Tag mit ihr auch gern noch etwas verlängert. Massa machte eine Geste des Bedauerns, was sollte oder konnte er dagegen tun, dass sie noch blieben? Im Moment nichts.
Alpina machte Anstalten zu gehen. „ Onasses, packe bitte die übrigen Honigtaler ein.“ bat Massa. Die Bestätigung, dass es beiden gefallen hatte beruhigte ihn und weckte die Hoffnung, dass beide wieder kamen. Als Ursi dann auch noch ihr Bitte hervorbrachte. So wie sie es machte, konnte Massa gar nicht nein sagen.
„ Du darfst wieder reiten Ursi und deine Mama reitet ein Stück mit dir. Cara kann euch beide tragen.“Onasses kam mit einem kleinen Töpfchen, das mit einem Tuch verschlossen war zurück und stellte es in den Korb den Alpina mitgebracht hatte. „ Ich freue mich auf euren nächsten Besuch.“ sagte Onasses und verabschiedete sich von Alpina und Ursi. Es war eine Abwechslung für ihn und er freute sich, dass ihnen das Essen geschmeckt hatte. Endlich hatte sich das Kochen gelohnt. So könnte es immer sein. Für einen zu kochen war unrentabel.
Massa nahm den Korb und ging voraus. Onasses legte den Kopf etwas schräg und sah den Dreien nach.Cara stand immer noch angebunden an der Hauswand. Es war bereits dunkel geworden.
Massa stellte den Korb ab. „ Dann lass dir auf‘s Pferd helfen Alpina. Ursi du bist als nächsten dran.“ Alpina hatte gesagt, sie wollte es probieren. Das hatte er sich gemerkt und war in Fragen, der Ausführung dementsprechend unerbittlich. „ Es ist fast dunkel und kaum ein Legionär zu sehen.“ Also gab es keine Ausrede, es nicht zu tun. -
Beim Durchqueren des Hauses sah sich Massa ein wenig um. Eine große casa stellte er fest. Sollte er länger hier in Germanien bleiben, wäre eine eigene Casa nicht verkehrt. So lange er bei der Legio diente, hatte er erst mal eine Unterkunft.
Im Tricilinium angekommen, ließ sich Massa einen verdünnten Wein geben und wartete auf seine Gastgeber. Etwas nervös stand er da, Seiana und er hatten sich sehr lange nicht gesehen. Massa versuchte sich Seiana vorzustellen, wie sie jetzt aussah.