Beiträge von Appius Decimus Massa

    Erleichtert nahm Massa Platz. Beim Zuhören, was der Praefectus zum besten gab, hatte Massa ein breites Grinsen im Gesicht. „ Zu bis zum Focale.“ lachte Massa. Nach einem Räusper ging auch er wieder zum Tagesgeschäft über.
    „ Ich habe mir die Liste mit den, für die Legion, produzierenden Villa rusticae vorgenommen und eine Liste der in Frage kommenden zusammen gestellt.“ Die Tabula legte Massa auf den Schreibtisch und schob sie dem Präfekten zu. „ Nach grober Schätzung wäre folgendes an Legionären und Material notwendig.“ Tabula 2 kam neben Tabula 1 zum liegen.





    1. Transportmittel - - 14 Ochsenfuhrwerke, Säcke, Fässer, Seile.


    2. Ernte, Beladung, Gespannführer - - 3. und 4. Centurie der 4. Kohorte


    2.1 1 Gespannführer und 2 Helfer pro Gespann - - 42 Mann 3. Centurie


    2.2 Ernte - - 38 Mann der 3. Centurie


    2.3 Erntehilfe bei Bedarf; vorrangig Beladung - - 4. Centurie




    Die dritte Tabula beinhaltete die Sachen, die er für einen Teil der Vorräte zur Konservierung vorgesehen hatte. Auch die bekam der Präfektus vorgelegt. „ Wir werden vielleicht nicht viel zu kaufen müssen.“ Massa wartete eine Moment bis der Präfekt alles überflogen hatte. „ Bei jeder Villa wird die eingeholte Menge separat festgehalten und ich werde im Nachgang, wenn möglich oder notwendig, neue Liefermengen für das nächste Jahr verhandeln. Du bekommst die gesamte Aufstellung der eingelagerten Vorräte sofort, wenn alles eingelagert ist.“


    Sim-Off:

    Tabula 3 - Einzelheiten dazu im Beitrag Officium Des Tribunus....

    Es regnete am Nachmittag. Ein unangenehmer Aspekt zum kühlen Wetter. Massa saß im Tablinum, ein Kohlebecken spendete etwas Wärme. Heute hatte er ein Stück Papyrus vor sich liegen. Ein Brief an seinen besten Freund war fällig.


    Ich grüße dich Telemachos,



    nun bin ich in Germania. Hier ist es vollkommen anders als in Alexandria oder in irgendeinem Land am Mittelmeer. Kälter, viel mehr Regen, üppiges Grün. Die Kälte macht mir am meisten zu schaffen. Während die Einheimischen den Herbst genießen, lauf ich mit zwei Wolltuniken herum. Der Praefectus castrorum hat mir eröffnet, dass es noch kälter wird und es wird Schnee geben. Was mir von Alexandria völlig fremd ist. Ich bin gespannt wie es wird. Meine bracae habe ich zum Glück mitgenommen, die leisten mir hier sehr gute Dienste.
    Der so genannte Winter mit seiner Kälte und dem Schnee zwingt uns wesentlich mehr Vorräte heran zu schaffen, als es in Alexandria nötig war. Das Gemüse und alle anderen Früchte wachsen nicht bei den niedrigen Temperaturen. Es gibt also viel für mich zu tun. Das verhindert, dass ich zu sehr grüble, zurück denke und noch mehr Heimweh bekomme.
    Ich vermisse jetzt schon die Datteln und die frischen Feigen vom Markt. So wie ich dich und deine Familie vermisse, Alexandria und seine Menschen und besonders das Meer und die Wüste. Mir war nie bewusst wie sehr ich das alles über die Jahre liebgewonnen habe.
    Jetzt bin ich als Tribun hier in Mogonticum und werde das Beste daraus machen. Ich bin wieder im Exercitus, da wo ich hin gehöre. Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Wäre es doch nur etwas wärmer.
    Wie ich dich kenne, ahnst du sicher schon, dass dieser Brief nicht von ungefähr kommt. Als erstes Grüße deine Frau und deine Kinder von mir. Als zweites habe ich dem Brief einen Schuldschein beigelegt. Andrusios, der Händler hatte mir eine Prämie für die letzte Lieferung auf der Xenophon versprochen. Das erste Drittel der Prämie will ich jetzt von ihm in Gewürzen ausbezahlt haben. Achte gut darauf, das er dir nur die beste Qualität mit gibt. Aber was schreibe ich da. Du als weit gereister Mann weißt selbst worauf du achten musst.


    Folgende Gewürze brauche ich. 2 Muskatnüsse, 1 drachma Safran, 4 unica Kreuzkümmel, 2 unica schwarzen Pfeffer, 1 Mina Loorbeer und 2 Mina Sal candidus.


    Dazu kommen 2 unica vom Saft der Schlafmohnkapsel und Diptam.


    Weiter hätte ich gern 2 Mina Mohn, 1 Mina getrocknete Datteln und 1 Mina getrocknete Feigen der besten Sorte.


    Der vorerst letzte Wunsch auf der langen Liste 1 Mina gelben Weihrauch, 1 Mina weißen Weihrauch, 1 Mina vom Harz der Myrrhe und 1 hemina Myrtenöl.


    Das ist sehr viel was ich haben möchte, trotzdem hoffe ich, dass du es bekommst. Ich schreibe dir, sobald alles eingetroffen ist.
    Bis dahin Vale bene und mögen die Götter dich und deine Familie beschützen.


    Appius Decimus Massa


    Massa rollte den Papyrus ein und versiegelte ihn. „ Onasses.“ rief er. „ Der muss heute noch zur Poststelle.“

    Das hörte sich nicht gut an, aber was soll‘s. „ Mal sehen ob ich gleich ohne Kopf wieder raus komme. Danke für den Hinweis.“ Massa fasste seine Tabulae fester und betrat das Officium des Präfekten. „ Salve Praefectus Iulius. Hast du Zeit für die Vorratsbeschaffung ?“ Mehr als raus schmeißen konnte nicht passieren, dachte sich Massa. Auf alles gefasst, blieb er vor dem Schreibtisch des Präfekten stehen.

    Auf seinem Schreibtisch herrschte geordnetes Chaos. Links die Rollen und Tabulae, die er noch durcharbeiten musste. In der Mitte Tabulae und zum Teil aufgerollte Papyrii, die in Arbeit waren und rechts die durchgearbeiteten Rollen und Tabulae.
    Eine Schriftrolle lag ausgebreitet vor ihm. Die Liste der derzeit für die Legion produzierenden Villen. Der Stylus grub sich in das Wachs der Tafel. Massa hatte sich genau notiert welche Villa rusticae er aufsuchen musste. Die Vorräte waren hier enorm wichtig. Für ihn ungewohnt, weil es in Aegyptus das ganze Jahr über an fast nichts mangelte. Die Vorräte ,außer Getreide, beliefen sich auf Erbsen, Linsen, Feldbohnen, Äpfel, Birnen, Pflaumen, Knoblauch, Zwiebeln, Haselnüsse und Walnüsse. Auf dem Wasserweg kamen zusätzlich Feigen in getrockneter Form, getrocknete Weinbeeren, Oliven meist eingelegt.


    Gemüse gab es von den Händlern auf dem Forum oder in den Canabae. Unter anderem weiße Karotten, Pastinake, Kohl ( Ähnlichkeiten mit Grünkohl, Broccoli, Kohlrabi und ein Vorläufer des Kopfkohls), Sellerie, Mangold, Portulak, Amarant, Porree, und Feldsalat. Selbst gesammelt wurden Pilze, Brennessel, Ringelkraut, Löwenzahn und vor allem Sauerampfer.


    Die Fleischreserven mussten über einen längeren Zeitraum aufgestockt werden. Zum größten Teil aus schon verarbeiteten Teilen. Geräucherte Hinterschinken und geräucherte Würste, Speck und Schweinefett. Rindfleisch wurde das ganze Jahr von den Villen bezogen.


    Die Anzahl der Fuhrwerke zur Aufnahme eines Teils der Vorräte legte Massa auf 14 fest. 3 Mann pro Wagen reichten. Dafür brauchte er nur etwas über die Hälfte der III. Centurie, der II. Kohorte. Die andere Hälfte sollte Ernten gehen. Die III. Centurie der I. Kohorte musste beim Ernten und Beladen helfen.
    Auf einer zweiten Tabula führte er das Material auf, was er in zwei Tagen brauchte. Wägen,Leitern, Fässer, Säcke, Stricke usw.
    Auf einer dritten, das Material, was im Lager zur Konservierung gebraucht wurde, Fässer, Schnüre, Essig, Honig, Süßwein, eingekochter Most, Salz, Gewürze usw. Morgen wollte er das mit dem Praefectus durchsprechen damit der im Bilde war. Massa lehnte sich zurück und atmete tief durch. So langsam bekam er eine vage Vorstellung von dem was da auf ihn zu kam.

    Schön, dass hier nicht wegen jeder Kleinigkeit eine Anfrage geschickt werden musste. Das machte vieles einfacher. Massa nahm den angebotenen Schluck aus dem Schlauch. Es wärmte. Gleich war die Kälte erträglicher. „ Decimus Serapio.“ Massa atmete tief durch. „ Ich habe ihn seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und noch weniger von ihm gehört. Nicht einmal in Rom.“ Er wusste nicht wo sich Serapio aufhielt, geschweige denn was er überhaupt trieb. Seit sie beruflich getrennte Wege gingen, war der Kontakt fast abgebrochen. Massa bedauerte es, andererseits, ist er so seinen eigenen Weg gegangen. Das war nicht verkehrt gewesen. „ Alexandria und Rom sind eine ganze Ecke auseinander und schreiben..." Schreiben, das hätte er können. Da fiel ihm ein, dass er dem Praefectus Aegytii einen Bericht schuldig war. Nach der Vorratsbeschaffung sollte es passen. „ Was ich dich fragen wollte. Auf was sollte ich achten, damit ich den Einheimischen nicht gleich auf die Zehen trete.“ Jedes Völkchen hatte seine eigenen Sitten, achtete man ein wenig darauf, war die Verständigung viel leichter.

    Es war lange her, das eine Frau in seiner Gegenwart errötete. Er lächelte in sich hinein. Sicherlich war es nicht lebensnotwendig für ihn, aber zu wissen mit was und für wen sich sein Gegenüber damit befasste war immer gut. Außerdem gefiel ihm ihre selbstbewusste Art. Fang nicht wieder an zu vergleichen Massa. „Ähm, wie? 2 As? Sicher?“ Massa holte, während er noch einen Einwand auf der Zunge hatte, seinen Geldbeutel hervor. „Du hast …..“ - Lavendelblüten in die Kräuter getan, wollte er sagen. Da unterbrach ihn eine Kinderstimme. Massa sah an Alpina vorbei. Das war also ihre kleine Tochter. Abgelenkt durch das plötzliche auftauchen von Alpinas Töchterchen und wahrscheinlich war die Verschnürung zu locker am Beutel, fielen vier Münzen heraus. Sie tanzten und rollten auf dem Boden herum. Eine rollte bis vor die Füße der Kleinen. Massa sah zu Alpina und zuckte entschuldigend mit den Schultern, bevor er sich daran machte in die Knie zu gehen um sie einzusammeln.

    Da hatte er einen Stein los getreten. Wie sollte er sich das alles merken? Diptam sagte ihm nichts, dafür Schlafmohn. Alraune; Schlaf- und Traumkraut ? Davon hatte er auch noch nie gehört. Harz von Weihrauch und Myrrhe das war wieder einfach. Safran und Muskatnuss, sehr teuer das wird schwer. Das hieß, dass er in seine Kiste „ Du-schuldest-mir-einen -Gefallen“ greifen musste. Es war allemal interessant zu erfahren was man damit behandelte. „ Nein, nein es ist nicht langweilig. Ich wusste nicht für was man das alles verwenden kann. Etwas dazu zu lernen hat noch keinem geschadet.“ Er lächelte,wie Alpina bei dem Thema Kräuter und Gewürze auf blühte. „ Bevor ich gehe, hätte ich gerne gewusst wie viel ich dir schulde. Und du bist keinesfalls aufdringlich. Das war für mich eine angenehme Abwechslung vom Dienstalltag. “ Eigentlich war für heute alles getan. Nur ein bisschen Schreibarbeit lag noch vor ihm. Der Spaziergang war eine Erholung vom ersten um sich dann dem zweiten zu zuwenden.

    Er sah ihr beim Befüllen der Spanschachtel zu. Unter Unbekanntem entdeckte er kleine violette Blüten, die er sehr gut kannte. Ein Hauch des Duftes der aus der Schachtel entwich bestätigte seine Vermutung. Es waren Lavendelblüten. Das andere kannte er nicht aber es duftete sehr angenehm. „ Ich weiß was du meinst.“ kommentierte er ihren unvollendeten Satz. Also gab es das auch hier. Er hatte es in Alexandria oft genug gesehen.


    Massa hatte ihr sehr genau zugehört. Ihn beeindruckte ihre Liebe zu ihrem Beruf. Er konnte genau so wenig ohne den Exercitus leben. Er hatte es in Alexandria ohne versucht und war kläglich gescheitert.
    Bei der Erklärung zur Narbensalbe nickte Massa. Es schränkte ungemein ein, da hatte sie recht. Das konnte er nicht gebrauchen. Auch wenn er jetzt nicht mehr ganz vorn mitmischte. Für die anderen Narben hatte er einfaches Olivenöl genommen, was besseres gab es damals in der Wüste nicht.


    Da sah sie ihn wieder an. Diesmal versuchte er ihrem Blick nicht auszuweichen. Ihre grünen Augen leuchteten anders als die von Neriman. Vielleicht war es die helle Haut und die rotbraunen Haare, die sie anders aussehen ließen. Warum machte er sich darüber Gedanken und verglich? Alpina war vollkommen anders als Neriman. War sie wirklich so anders? Massa lass es gut sein. Du solltest lieber die Sachen bezahlen.


    Aber er wollte es nicht gut sein lassen. Was er bis jetzt erfahren hatte, machte ihn neugierig.„ Welche Gewürze aus dem Süden würdest du gerne kaufen, wenn du es könntest?“ Massa hatte vorhin schon daran gedacht seinem Freund zu schreiben. Er wusste wie und wo man auch die teuren Gewürze zu einem annehmbaren Preis erstehen konnte. Das wäre ein angemessenes Dankeschön. Es würde zwar eine Weile dauern, aber Alpina's Hilfe und Alpina selbst war es wert.

    Massa hatte sich an die Weisungen des Medicus gehalten. Seit drei Tagen trat er jeden Morgen im Valetudinarium zum Verbandswechsel an. Heute kam Massa mit einem Korb. "Salve Medicus. Entschuldige, dass ich mich jetzt erst bei dir bedanke. Die Sachen haben auf sich warten lassen." Ein Stück italischer Schinken, ein guter Wein, Garum von der besten Sorte, Datteln und Feigen aus Ägyptus. Massa hielt dem Medicus das Körbchen hin. Der Inhalt war ein kleines Dankeschön. Es wog zwar nicht unbedingt das auf, was der Medicus geleistet hatte, aber es war eine kleine Anerkennung. " Also, recht vielen Dank."

    "Ein kleines Stück Holz. Ein verdammter Splitter hat mich total außer Gefecht gesetzt." Es hätte ihn beinahe sein Leben gekostet. Vorbei, ausgestanden, es war ihm eine Lehre kleine Dinge derart zu unterschätzen. " Unspektakulär gegenüber deinem Reitunfall."
    Als der Praefect vom Schnee anfing, fiel Massa sofort etwas gleichwertiges ein. " Sand, Sand nichts als Sand. Die Dünen sehen herrlich aus. Du stehst ganz oben und siehst ein Meer aus Sand. Hast du kein Wasser und suchst Schatten, dann findest du nichts schönes mehr an den aufgetürmten Sandkörnern, die der Wind in jede Ritze weht." Das mit dem kälter werden, verursachte Sorgenfalten auf Massa's Stirn. " Es wird noch kälter?" Auf was hatte er sich eingelassen. Er hatte jetzt 2 Tuniken an und den Mantel um. " Gewöhnungssache?" fragt er. " Ich meine das mit der Kälte." Sicherlich, es kamen ja nicht alle von hier.
    " Praefect, ich hatte vor, dem Praefect der Ala einen Besuch abzustatten. Da sollte ich mich besser vorher anmelden oder?"

    Wie Alpina Alexandria aussprach. So sprach jemand, der entweder Alexandria mit seinem Licht- und Schattenseiten liebte oder der es nur von Erzählungen her kannte. Ja, Alexandria, lange war er dort. Die drei Tage Rom waren nur ein Wimpernschlag dagegen. „ Es ist wunderschön.“ Alexandria hatte seinen Charme, wie jede große Stadt eben auf ihre eigene art und Weise. „ Warm? Du würdest es als heiß und unerträglich empfinden. So wie hier die warmen Tage, ist es dort am Morgen. Ich habe es immer als angenehm kühl empfunden.“ Es war ein krasser Unterschied Mogonitacum und Alexandria. Massa hoffte sich bald daran zu gewöhnen. „ Mein jüngerer Bruder lebt in Rom und kümmert sich um die Casa Decima Mercator. Ich weiß nicht ob du Decima Seiana kennst, sie lebt hier. Sie ist aus dem hispanischen Zweig der Decima. Ich wollte sie so bald wie möglich besuchen. Bei ihr hat sich Nachwuchs angekündigt. Vielleicht weiß du was darüber.“ Irgendwie vermisste er Alexandria mit seinem Trubel. Für ihn war es sein zu Hause geworden. Er kannte sich in Alexandria aus, wusste mit den Leuten umzugehen. Griechisch, die dortige Amtssprache, war seine zweite Muttersprache. „ Ein bisschen vermisse ich die Stadt und ihre Menschen. Aber ich habe es so gewollt. Ich habe um eine Aufgabe gebeten und bin hier her geschickt worden. Also werde ich hier meinen Dienst tun.“ Massa hatte beim Praefectus Aegyptii keinen Wunsch geäußert. Hätte er es tun sollen?


    Kam es ihm nur so vor, oder musterte sie ihn? Er hatte es vermieden sie lange anzusehen. Was ihm aber schon beim ersten Aufeinander treffen aufgefallen war, waren ihre rotbraunen Haare.
    Der Duft des Rosmarin‘s stieg ihm in die Nase. Ja, den kannte er. Mit geschlossenen Augen sog er den Duft ein. Erinnerungen wurden wach. Auf dem Markt von Alexandria wurden die Gewürze ebenfalls teuer angeboten. Kannte man die richtigen Leute, war der Einkauf wesentlich preiswerter so lange sie für den eigenen Bedarf waren. „ Du musst mir nicht die teuren geben. Ich nehme einheimische Kräuter. Die sind sicher genauso gut.“ Sein Blick blieb diesmal länger an ihr hängen. Ihre Augenfarbe versetzte ihm einen Stich. Die gleichen Augen wie…. Massa‘s Blick wechselte sofort auf die Kräuter.


    Kam es überraschend, nein. Bei einem Lager der Legion siedelten sich immer Menschen an. Legionäre gingen Beziehungen ein. Kinder blieben meist nicht aus. Sie hatte also eine kleine Tochter und besagter Legionär war seit 3 Jahren verschollen und sie wartete sicher auf ihn. Massa kannte das Gefühl nur zu gut auf jemanden zu warten. Wie lange hatte er auf Neriman gewartet? Wie viele Jahre ? Um dann in Rom zu erfahren, dass sie auf dem Weg zurück nach Hause gestorben war. Eine schmerzliche Erfahrung, die er kein zweites Mal machen wollte.
    „ Du verdienst das Geld, was du für dich und deine Tochter brauchst also selbst.“ Resümierte Massa aus dem von ihr Gesagtem. Vielleicht konnte er ihr einen Gefallen tun. Schließlich war er ihr einen schuldig. Zu gegebener Zeit sicherlich. Massa wollte noch etwas fragen, aber ließ es, als sie plötzlich auf seinen geäußerten Wunsch nach Kräutern für ein Bad einging.
    „ Ähm, ja. Zum besseren Einschlafen und das Kräuteröl dazu ist eine gute Idee.“

    Massa setzte sich und wickelte sich in seinen Mantel. „ Der Norden hatte mich beinahe auf dem Gewissen. Aber wir haben hier einen sehr fähigen Medicus.“ Sein Blick ging zu den Sternen. „ Eingelebt, so langsam wird‘s. Im Lager ja, außerhalb hatte ich bis jetzt kaum Kontakte. Ich muss mir mehr Zeit für die Stadt nehmen.“ Frisch, frisch, frisch. Massa war froh, dass er den Mantel mitgenommen hatte. „ Ja mein erster richtiger Winter. Für meine Begriffe ist es jetzt schon sehr kalt. Ein bisschen vermisse ich die Wärme aus dem Süden.“ In der Wüste war es zwar Nachts ähnlich kalt, dafür erwärmte es sich tagsüber schnell. Hier war es Tag und Nacht einfach nur kalt. Gut, dass er seine Bracae trug. Auf dem Schiff hatte sie ihm gute Dienste geleistet. Dort wehte ständig eine steife Brise. „ Es soll ja auch Schnee oder so was geben. Das kenne ich aus Aegyptus gar nicht.“

    Beim Betreten der Casa wurde Massa gleich von Onasses empfangen. „ Alles liegt auf deinem Scheibtisch. Die Tabulae sind ….“ Massa unterbrach ihn. „ Heute nicht und Morgen eventuell. Der Medicus hat gesagt ich soll mich schonen. Heute keine Besuche.“ Das Stück weg vom Valetudinarium bis zur casa hatte ihn zum Schwitzen gebracht. Den Schreibtisch im Tablinum ließ er links liegen. Ein Scherenstuhl neben einem kleinen Tisch war sein Ziel. „ Onasses sind meine Sachen aus Ägyptus und Rom endlich angekommen?“ Onasses hatte während der Abwesenheit von Massa am Hafen nachgefragt. Das Schiff mit seinen Waren ließ auf sich warten. „ Kann man nicht ändern. Morgen früh werde ich wieder ins Valetudinarium gehen.“ Etwas wurmte es Massa, dass die Waren nicht da waren. Er musste ja noch öfter zum Verbandswechsel und in spätestens 1 Woche war das Zeug sicher da, dann konnte er sich wenigstens mit ein paar Kleinigkeiten bedanken.

    Die Tabula war kaum mehr zu lesen stellte Massa fest. Es war spät und Onasses begann in der Casa die Öllampen anzuzünden. Der Stylus rollte über den Schreibtisch. Genug für heute. Massa raffte sich auf. Ein bisschen frische Luft, die Castra richtig kennenlernen, obwohl das nicht unbedingt nötig war. Jedes Lager war gleich aufgebaut. Einfach raus und an das hiesige Klima gewöhnen. Zwei Tuniken darüber vorsichtshalber den Mantel, schlenderte er los. Lange war es her, das er bei beginnender Nacht die Via Praetoria entlang ging. Vom Forum aus hatte man den besten Blick auf den Himmel. Also lenkte er seine Schritte dorthin und blieb mitten im Forum stehen, sah nach oben. Es war zu müßig, den Kopf im Nacken. Am besten hinsetzen und dann in den Himmel sehen. Massa ging auf die Bänke zu. Dort hatte schon jemand Platz genommen. Es war zu dunkel um aus der Ferne zu sehen wer da saß. Beim näher kommen erkannte er den Praefectus castrorum. „ Guten Abend Praefectus Iulius.“

    Er hielt ihr den Arm hin. „ Der Medicus ist zufrieden. Es verheilt gut. Eine Narbe wird zurück bleiben meinte er. Eine kleine Erinnerung an mein Eintreffen in Mogontiacum. Wärest du und der Medicus Tuscilius nicht gewesen, wäre das hier nur ein kurzer Aufenthalt geworden.“ Da fiel ihm ein, er hatte sich an dem bewussten Tag nicht richtig vorgestellt. „ Ich sollte mich heute richtig vorstellen. An dem Tag war mir jedes Wort zu viel. Entschuldige bitte. Ich bin Tribun Augusticlavius Appius Decimus Massa und komme aus Alexandria.“ Ihren Namen hatte er sich gemerkt. Man bekam ja nicht jeden Tag das Leben von einer Frau gerettet. Massa hob den Kopf etwas und holte tief Luft. „ Hier duftet es so gut nach Kräutern. Für mich ein fremder Geruch. Im Süden sind es mehr Gewürze die so intensiv durften.“ In den Straßen und Gassen der Gewürzhändler bekam man an heißem Tagen fast Atemnot so intensiv roch es dann nach Gewürzen.
    Er ging ein Stück weiter in die Taberna. „ Ist die Taberna deinem Mann?" Er hatte den Tag einen Mann als Besitzer vermutet. Vielleicht war ihr Mann der Besitzer und sie arbeitete hier mit ihm zusammen. Während er außer Haus zu tun hatte, führte sie vielleicht die Taberna.

    Nachdem er sich wieder den Normalitäten zuwenden durfte. Gönnte sich Massa am Mittag einen kleinen Spaziergang der an der Taberna Medica endete. Diesmal nicht in seinen schmutzigen Sachen von der Reise. Diesmal war in seiner einfachen Dienstmontur, einer Tunika, darüber das Subarmalium aus weichem rotem Leder, sein cingulum militare und dem obligatorischen Gladius, unterwegs. Auf Galea und Brustharnisch hatte er verzichtet. Ungewohnt und unbequem und für einen kleinen Ausflug nicht notwendig. Seinen linken Arm zierte ein nicht mehr all zu großer Verband. Mit dem Ausflug verband er gleich das Einlösen seines Versprechen, was er Susina Alpina gegeben hatte. Beim Betreten der Taberna kam ihm wieder Duft von Kräutern entgegen. „ Salve, ich hätte gern etwas für ein Bad.“ grüßte Massa mit einem verlegenem Lächeln.

    Hatte sich Massa verhört? Nachmittag? Dann hatte er sehr lange geschlafen und sollte sich schonen. Das gefiel Massa ganz und gar nicht, aber der Medicus hatte bis jetzt nach seinem ermessen gute Arbeit geleistet, also wollte er auf seinen Rat hören.
    Na dann hieß es heute Schongang und ab morgen die nächsten Tage leichter Dienst. Das dürfte das kleinste Übel sein. Das Wetter und die verbleibende Zeit, zusätzliche Vorräte heran zu schaffen saßen ihm im Nacken. Massa hatte nicht vor gleich bei seiner ersten Aufgabe zu versagen.
    „ Es ist nicht die erste Narbe und wird nicht die letzte sein. Puls, Quellwasser gehen in Ordnung. Mein Appetit ist nicht sehr groß. Schonung, wenn es unbedingt sein muss ist akzeptiert. Soll ich heute Nacht hier bleiben oder denkst du, dass es reicht , wenn ich morgen früh hier vorstellig werde?“
    Wenn er in seine Unterkunft durfte, konnte er wenigstens ein paar Briefe selbst schreiben oder diktieren und mit dem Centurio der 3. Centurie der 5. Kohorte sprechen. Ansonsten musste das eben bis Morgen warten.

    Was sagte der Medicus? Ausgeschlafen? Massa musste erst mal sortieren. " Wie lange..." brach er ab. Es ziepste als der Medicus nach Schmerzen fragte. " Nicht sehr stark." antwortete Massa. Man konnte es aushalten. Gegen den Schmerz beim Öffnen und beim Aderlass war das erträglich. " Wie lange habe ich geschlafen?" Langsam kamen die Lebensgeister wieder. " Ich muss wegen der Vorräte für den Winter los." Massa machten Anstalten sich aufzusetzen. Es drehte wieder.