Beiträge von Appius Decimus Massa

    Das war eine sehr interessante Mischung. Massa Neugierde war geweckt. Nein, etwas vergleichbares war ihm bis jetzt nicht unter gekommen. Mit so einer Seherin zu sprechen war bestimmt aufschlussreich. Nach dem was Licinius sagte, musste sie große Macht besitzen. „ Hast du schon mit einer Seherin gesprochen?“ Als ehemaliger Seemann sah er die Dinge ja ein klein wenig anders als die Landratten. Deswegen nahm er die Beschreibung des Praefectus bis ins kleinste auseinander und stellte für sich fest, dass die Seherinnen etwas mystisches an sich hatten. Sie herausfordern, beleidigen oder dergleichen war das dümmste was man machen konnte. Eine gewisse Vorsicht war geboten. Massa streckte sich, wickelte sich gleich wieder in seinen Mantel.

    Auf Abstand bleiben oder flinke Füße mitbringen. Massa grinste. „ Laufen kann ich zum Glück noch ganz gut.“ Seiana war nicht mehr ganz so beweglich, das störte sie sicherlich immens. Kein Wunder, dass sie dann so launisch reagierte. Also hieß das, einen geeigneten Zeitpunkt ab zu passen und da haperte es wieder. Egal, wie sie gelaunt war. Das Wiedersehen besänftigte hoffentlich ihr Launen etwas.
    „ Die Wüste und die Küsten des Mittelmeeres beheimaten so manches fremdes Volk. Daher sehe ich den Dingen relativ gelassen entgegen. Das Wetter allerdings. Das hat mich ganz schön schockiert.“
    Langsam gewöhnte er sich ja dran. Das es ausgerechnet jetzt in die kalte Jahreszeit ging, schmeckte Massa weniger.
    Von der Ecke wehte der Wind. Massa schmunzelte. Dann hatte Seneca sicherlich von ihm erfahren, dass er angekommen war. „ Was brauchst du denn für die Ala? Ich habe zu den gelisteten und den ausgehandelten Vorratslieferungen, zusätzliche Vorräte in Aussicht, die wir für den üblichen Preis bekommen können. Ohne das wir groß die Umgebung abgrasen müssen.“ Die Kurierreiter hatten gut zu tun gehabt. Futtergetreide, Hülsenfrüchte, das wuchs wo anders besser. Hier gab es mehr Tierzucht. Ein Austausch der Ressourcen fand statt. Die beschiffbaren Wasserwege verkürzten die Transportzeiten um einiges. Vor allem konnte wesentlich mehr auf einmal transportiert werden. Durch die Spezialisierung in den Landstrichen war die Versorgung der Stützpunkte jederzeit gewährleistet.

    Massa sah beim gehen in den Korb. „Oh. Dann sollten wir uns beeilen. Sonst bleibt nichts für Cara übrig.“ Lächelnd sah er zu Ursi. „ In dem Stall steht nicht nur mein Pferd, du wirst sehen. Da stehen eine Menge Pferde.“


    Es ging gerade aus die Via Praetoria entlang bis zur Principia. Rechts an ihr vorbei. Massa spürte die Blicke der Legionäre die ihnen entgegen oder an den sie vorbei kamen. Jedes mal wenn er sie ansah, wendeten sie sofort ihren Blick ab. Das war zu erwarten gewesen. Sie wussten, dass Massa weder Frau noch Kind hatte.
    Der Weg führte weiter am Haus des Praefectus castrorum vorbei. Links davon lagen die Unterkünfte der Legionsreiterei und genau dahinter die Stallungen.


    Massa ging zielstrebig auf das erste Stallgebäude zu. Seine Aufregung legte sich langsam. „ Hier drin steht mein Pferd.“ Er ließ die beiden eintreten und folgte ihnen. „ Die fünfte Box auf der linken Seite.“ In ihr standen drei Pferde. Ein braunes, ein graues und ein dunkelbraunes. Massa schnalzte mit der Zunge. Das dunkelbraune Pferd kam ans Gatter. Seine Ohren spielten, es schnaubte. Massa streichelte ihm über die Blesse und stellte den Korb auf den Boden. „ Darf ich vorstellen. Meine Stute Cara.“ Er legte ihr das Zaumzeug an und führte sie auf den Gang. „ Dann macht euch mal bekannt. Streichel sie ruhig. Sie hat das gern.“ Massa band sie am Gatter fest. Cara‘s Ohren spielten wieder, sie war neugierig. Sie reckte ihren Kopf zu Ursi. „ Ich glaube Cara weiß, dass du ihr was mitgebracht hast.“ Massa nahm den Korb wieder hoch und hielt ihn Ursi und Alpina hin.
    Die beiden waren mit der Stute beschäftigt, das gab ihm die Möglichkeit Alpina genauer in Augenschein zu nehmen. Ihre zwei farblich aufeinander abgestimmten Tuniken passten zu ihrer Augenfarbe. Der Schleier verdeckte zwar ihre roten Haare, aber es war zu erkennen, dass Alpina sie nicht offen trug. Die Muster auf den Tuniken, die Fibeln, der Gürtel, mit für ihn unbekannten Symbolen, alles so fremd, aber es passte zu Alpina, zu ihrer Figur, ihren Bewegungen. Sie sah elegant darin aus. Und Ursi in ihrem blauen Kleidchen stand ihr in nichts nach. Sie hatten sich beide extra schick gemacht für heute. Wieder tauchte er in eine Welt ein, die kaum etwas von dem hatte mit dem er aufgewachsen war. Die er nicht kannte, in die er sich erst einleben musste. Alpina und Ursi waren so etwas wie der erste Kontakt mit dem Neuen. Grün, ja grün sind alle meine ... Du kommst nicht davon los nicht wahr? Sie sieht heute noch bezaubernder aus. Ja ist ja gut. .... Massa beobachtete die beiden und Cara. Sie schienen sich gut zu verstehen. Wenn das so war, dann stand dem, was er weiter vor hatte nichts im Weg. " Ursi , möchtest du dich auf Cara setzen?"

    Die nächste Tabula lag vor ihm. Das dunkle Wachs war glatt gestrichen und glänzte. Massa klopfte mit dem Ende des Stylus rhythmisch auf die Tischplatte und überlegte wie er am besten anfing.
    Es klopfte. „ Herein.“ sagte Massa. Es war geplanter Besuch. Die Centurionen der 3. und 4. Centurie aus der 4. Kohorte traten ein. Der Bericht musste warten.
    „ Nehmt Platz.“ Der Stylus wurde nicht mehr gebraucht und landete neben der leeren unbeschriebenen Tabula. „ Ich habe euch her befohlen um mit euch die nächsten Tage zu besprechen.“ Er schob dem Centurio der 3. Centurie die zweite Tabula hin. „ 14 Ochsenkarren ?“ fragte der Centurio. Er dachte es lag ein Schreibfehler vor. Massa nickte zu Bestätigung, dass alles seine Richtigkeit hatte. „ Morgen werden wir uns einen Überblick verschaffen. Übermorgen fahren deine Leute die ersten Villen an. Einige haben Obstgehölze kultiviert. Dort wird die Hälfte deiner Centurie bei der Ernte helfen. Damit können wir gleich das abfordern was mit uns vereinbart wurde und das was wir zusätzlich brauchen . Sollten die Männer für die Ernte nicht reichen wird ein Teil der 4. Centurie dazu geholt.“ Massa gab dem Centurio der 3. die erste Tabula mit den Villen. „ Du kennst die Örtlichkeiten? Dann wirst du die Route festlegen in der wir die einzelnen Villen besuchen. Morgen werden wir im Detail festlegen, wie das ganze dann vonstatten geht. Habt ihr Fragen?“ Die Centurionen verneinten. „ Morgen früh treffen wir uns am Tor mit Pferd versteht sich. Weg getreten.“ Die Besprechung war damit beendet.

    „ Au, bei …..“ Wollte Massa anfangen zu fluchen. Onasses stand hinter ihm und grinste. Ein ermahnendes „ Dominus“ war zu hören. „ Ja, ich bekomme Damenbesuch. Ist ja gut.“ Onasses nahm ihm das Messer aus der Hand und begann Massa den Bart zu stutzen. „ Halt still.“ ermahnte er ihn erneut. Massa‘s Aufregung war deutlich zu spüren. „ Wie alt bist du Dominus?“ Massa verstand nicht gleich was Onasses von ihm wollte. „ Was für eine Frage. Na.. Achso.“ grummelnd saß er still bis Onasses fertig war. Prüfend fuhr er sich über den Bart und nickte zufrieden. „ Ob sie kommen?“ Warf er beim Überziehen seiner Tunika in den Raum. „ Vielleicht …..“ Das Subarmalium unterband eine laute Äußerung, es kam nur undeutliches Gemurmel bis er den Kopf wieder frei hatte. "...trauen sie sich ja nicht. Kann ja sein, dass Ur...“,hüpfend versuchte er in seinen zweiten Stiefel zu schlüpfen. „…. si Angst vor so vielen Männern hat.“ Onasses hielt sich die Augen zu und schüttelte den Kopf. Machte sein Dominus weiter so, gab es gleich ein Unglück. Als er wieder hin sah, band sich Massa das Focale um. Onasses legte ihm den Muskelpanzer an, gab ihm den Gladius, danach machte er den Umhang fest. Massa war fast an der Tür zu seinem cubiculum. „ Dominus…. Dein Helm.“ Massa dreht um, griff den Galea, setzte ihn auf. „ Gut so?“ Onasses schürzte die Lippen. „ Naja, wie ein Tribun halt aussieht.“ Massa winkte ab und verließ die casa.

    Auf dem Weg zum Tor richtete Massa den Gurt mit dem Gladius, fuhr sich über den frisch gestutzten Bart. Heute war er in voller Montur unterwegs. Mit Muskelpanzer und Helm. Hoffentlich erkannten ihn Alpina und Ursi. Viele von seiner Sorte liefen hier zum Glück nicht herum. Von weitem sah Massa sie am Tor stehen und beschleunigte seine Schritte. War er etwa zu spät? Das kurze Stück kam ihm endlos lang vor. „ Milites, alles in Ordnung. Ich übernehme meine Gäste ab hier.“ Massa atmete tief durch. „ Salve Susina Alpina und Ursicinia. Ich freue mich über euer Erscheinen.“ Und wie er sich freute. Dazu war er aufgeregt wie lange nicht mehr. Erst jetzt nahm er so richtig wahr, wie Alpina vor ihm stand. Alpina mit Korb in der einen Hand und Ursi auf dem Arm, das ging so nicht. Er griff nach dem Korb. „ Darf ich?“ Um die Kleine ein wenig abzulenken fing Massa ein zwangloses Gespräch mit ihr an. „ Wie geht es deinem Pferdchen? Mein Pferd weiß, dass ihr heute kommt.“ Er zwinkerte Alpina zu. „ Wollen wir ?“

    „ Onasses. Onasses!“ rief Massa schon von der Tür aus nach seinem Helfer und Vertrauten. „ Hier.“ drückte er ihm die Bademischung und das Öl in die Hände. „Ein Bad und danach eine Massage. Nebenher brauche ich deinen Rat.“ Massa gingen etliche Sachen durch den Kopf.
    Die Massage nach dem Bad tat gut. „ Wir bekommen in drei Tagen Besuch. Das Haus müsste von Grund auf gesäubert und aufgeräumt werden.“ Ein Räuspern von Seiten Onassis war zu hören. Das machte er immer, wenn ihm etwas missfiel. „ Es sind zwei weibliche Gäste.“ Onassis brummelte etwas in seinen Bart. „ Nein nicht das was du denkst. Eine Raeterin mit ihrer kleinen Tochter.“ keine Regung seitens Onasses. „Susina Alpina und ihre kleine Tochter Ursi.“ Ein wissendes Aha war zu hören. Onasses kannte sie also. Wenigstens vom Namen her. „ Was denkst du?“ Massa drehte den Kopf so weit wie möglich zu Onasses. Das einzige was der von sich gab war ein Schulter zucken. „ Meinst du, du bekommst das hier in 3 Tagen hin? Dazu eine kleine Cena. Sind noch Datteln da und Feigen?“ Onasses nickte. „ Falkengesichter ?“ Ein Kopfschütteln. „ Dann bleibt nur einfache römische Küche.“ Onasses nickte zufrieden. „ Du solltest anfangen, die Vorratskammer zu füllen. Hier ist es nicht wie in Alexandria. Einiges werde ich besorgen.“ Onasses grummelte wieder. „ Ja du bekommst Hilfe.“ Es gab genug Sklaven bei der Legion, die für die verschiedensten Arbeiten heran gezogen wurden. Onasses bekam zwei zur Unterstützung. Damit war er zufrieden. Sie hatten Hauptsächlich zu putzen und aufzuräumen. Das Hausinnere sah nach dem 2. Tag richtig gut aus. Der Hausaltar sah aus wie neu. Eine kleine Figur, die Minerva darstellte, fand unter dem von Säulen getragenen Altardach ihren Platz. Die Mosaiken auf den Fußböden strahlten in ihren ursprünglichen Farben. Die Klinen bekamen neue Matratzen. Drei neue Klappstühle wurden beschafft. In der culina stand endlich ein einfacher Tisch. An ihm konnte Onasses ohne ewiges hin und her räumen alle Speisen zubereiten. In einem Raum wurde das alltägliche Esszimmer eingerichtet. Massa ließ Onasses machen. Er begriff zwar nicht wofür, weil er morgens im Tablinum saß und sein Frühstück dort zu sich nahm oder erst später in seinem Officium.
    So langsam nahm das Haus geordnete Züge an. Das Atrium war der letzte Raum, der gesäubert wurde. Massa war zufrieden mit dem was Onasses geschafft hatte.

    Die Enttäuschung in der Stimme des Praefectus war deutlich heraus zu hören. Es war kein Lebenszeichen von Serapio bis nach Alexandria durchgedrungen, dass er dem Praefectus hätte mehr sagen können. Selbst er war enttäuscht, nicht mal in Rom etwas über ihn in Erfahrung gebracht zu haben. Es war wirklich nicht zu ändern. Die Ratschläge von Seiten des Praefectus nahm er sehr ernst. nichts war schlimmer als durch Ignoranz oder Unwissenheit Aufstände oder Kriege heraufzubeschwören. " Was sind Seherinnen? So etwas wie die Orakel in Delphi?" fragte Massa nach, um eine bessere Vorstellung davon zu bekommen. Sie schienen eine besondere Stellung innerhalb der Kultur der Germanen zu haben. Wenn sich sogar Feinde verbünden um sie zu beschützen.
    Die Wüste und die Küste des Mittelmeeres war in Sachen fremde Kulturen ein guter Lehrmeister gewesen. Er hatte gelernt, das man manchmal mit einem gewissen Respekt gegenüber der anderen Kultur mehr erreichte, als mit Gladius und Scutum.



    Sim-Off:

    Entschuldigung, ist total untergegangen

    Es hatte sich herum gesprochen. Er wäre verwundert gewesen, hätte es das nicht. Bei seinen Worten war ihm auch der Stimmungswechsel des Praefectus nicht verborgen geblieben. Er war erleichtert, dass Seneca es genauso sah wie er. Mit Seiana und dem rohen Ei, das verstand Massa nur zu gut. Sie war nicht die Frau, die sich freiwillig von allen Aktivitäten fern hielt. Beruhigend war der Umstand, dass die beiden glücklich waren. Das half auch über diese angespannte Zeit hinweg. Die zwei waren beneidenswert. Um so mehr musste er über die Aufforderung lächeln, sie alleine zu besuchen. „Das heißt du willst mich alleine in die Höhle der Löwin schicken?“ Es ließ sich auf alle Fälle einrichten ihr, bei nächster Gelegenheit, einen Besuch abzustatten. „ So bald ich den größten Teil der Vorräte für die Legio zusammen habe, wird es gehen. Da habe ich mehr Ruhe.“

    „ Danke Praefectus.“ Massa setzte sich. „ Inwiefern überrascht? Das ich hier auftauche?“ er grinste. „ Sicherlich hat es sich herumgesprochen, dass ich in Mogontiacum bin.“ Eigentlich hatte er es anders geplant, aber mit Rücksicht auf Seiana, sich für die Ala als erstes Treffen entschieden. Außerdem war es ihm lieber mit Seneca unter vier Augen zu reden. „ Nein, danke erst Mal nichts.“ Massa musterte den Iunius. Der erste Eindruck war positiv. „ Du weißt warum ich hier bin. Es ist rein privat.“ Ein Drum herum Reden war nicht nötig, der Iunius wusste zu 100 % warum Massa da war. „ Um es kurz zu machen. Ich freue mich dich kennen zu lernen. Du bist also besagter Aulus.“Massa lachte. Seiana hatte ihn nur mit diesem Namen im Brief erwähnt. Massa hatte keinen Grund gegen die Iunier irgendwelchen Groll zu hegen. Die Zwistigkeiten verstand er damals schon nicht. Um unmissverständlich klar zu machen wo Massa stand holte er etwas weiter aus. „ Ja, ich denke ich gehöre zu der Hälfte der Decima, die keine Bedenken und Vorbehalte gegenüber einer Verbindung eines Iunius mit einer Decima hat. Ich hoffe ihr seid glücklich und der Nachwuchs lässt nicht mehr lange auf sich warten. Oder ist er schon da?“ Immer mehr Fragen tauchten auf. Massa war sich klar darüber, dass es Seneca komisch vorkommen musste, gleich mit so vielen Fragen konfrontiert zu werden. Dazu von einem Mann, den er erst seit wenigen Minuten kannte.„ Wie geht es Seiana?“

    Im ersten Moment kamen ihm Zweifel, dass der feste Zeitpunkt nicht in ihre Planung passte. Sie verflüchtigten sich, als Alpina zusagte. Ihr zaghafter Ausdruck, dass sie sich darüber freute und ihre leicht geröteten Wangen brachten Erinnerungen zurück. Wie lange war er damals in der Wüste als er Neriman kennenlernte? Wie lange war er jetzt hier in Mogontiacum ? Es glich sich alles so sehr. Nein, es gab Unterschiede. Alpinas ganze Erscheinung, das Grün ihrer Augen. Die kleine Ursi, ein Rätsel für ihn. „ Ich muss mich bei dir bedanken.“ nahm er das Päckchen in Empfang. Bedacht nichts fallen zu lassen sah er erst nach der Bademischung und dem Öl bevor er sie ansah. Diesmal leuchteten seine Augen. Lange konnte Massa sie trotzdem nicht ansehen. Er scheute sich davor sie zu mustern. Noch fühlte er sich hier nicht richtig zu Hause. War ihm vieles fremd, wollte er Missverständnissen vermeiden. Auf das Wiedersehen freute er sich jedenfalls. „ Vale bene Ursi und Susina Alpina. Pass gut auf das Pferdchen auf Ursi.“ Mit der Bademischung und dem Öl in den Händen verließ er die Taberna.

    Über die Reaktion der Kleinen auf sein Angebot freute sich Massa. Er hatte das Richtige getan. Das Alpina zustimmte freute ihn um so mehr. „ Ja, natürlich warum solltet ihr es nicht tun? Mache dir keine Gedanken darüber. Ihr seid meine Gäste. Vielleicht werden euch einige Augenpaare folgen. Aber lass dich davon nicht stören.“ So schlimm war der Männerhaufen eigentlich nicht. Nur wann war es am Besten? Massa überschlug schnell wie lange sie für die anstehenden Aufgaben brauchten. Immer musst er ja nicht dabei sein. In drei Tagen ging es. Bis dahin dürften die Centurionen alles soweit im Griff haben, dass Massa nicht ständig gebraucht wurde. „ In drei Tagen zur Hora octa. Was haltet ihr davon?“ Sein Blick wanderte zwischen Alpina und Ursi hin und her. Bis dahin hatte er die Möglichkeit ein bisschen was von Onassis vorbereiten zu lassen. Vor allem im Domus musst er einiges tun. Wie es eben in einem reinen Männerhaushalt so ist. „ Ich hole euch beide hier ab oder wollt ihr lieber zur Castra kommen ?“ Was ihnen lieber war konnte Massa nicht beurteilen. Dazu hatte er zu wenig Erfahrung mit weiblichen Gästen.

    " Ich werde dafür sorge tragen, dass die Centurien nicht zu kurz kommen. 3 Spanferkel pro Centurie sollten die Vorratsbeschaffung erleichtern. Dieses Donativum stelle ich jeder Centurie in Aussicht, die sich an den Arbeiten beteiligt. Die Aufwendungen dafür kommen aus meinem privaten Vermögen und gehen nicht zu Lasten der Staats- oder Legionskasse." Massa hatte seine Leute oft genug zu Arbeiten heran gezogen. Da kam es gut, wenn sie dafür eine kleine Anerkennung erhalten hatten. " Der ein oder andere wird sicherlich ungewollt baden gehen." grinste Massa. über die Planken laufen war nicht jedermanns Sache. "Der Nauarchus wird uns schon die beste Stelle raus suchen. Wie viele Kohorten nehmen eigentlich an der Übung insgesamt teil? Ich dachte beim Verschiffen an 2 Kohorten."

    " Danke." sagte er zum Eques, der in her gebracht hatte und trat an ihm vorbei in das Officium. " Salve." grüßte Massa den Scriba. " Hat der Präfekt Zeit für mich? " fragte Massa nach. Es konnte durchaus sein, dass der Präfekt wichtigere Dinge zu tun hatte, als sich mit ihm zu unterhalten. Der Besuch war ja nicht unbedingt dienstlich.

    Massa machte ein nachdenkliches Gesicht und sah dann Ursi an. „ Hmmm, mal überlegen. Ein Tribun darf mehr als ein Pferd haben. Ich hatte zwei Pferde. Du besitzt jetzt eins davon, also müsste ich noch ein Pferd im Stall stehen haben.“ Natürlich hatte er seine zwei Pferde, sein Reit- und sein Packpferd. „ Bis zum Stall muss ich jetzt laufen. Aber der ist nicht sehr weit weg.“ Da kam ihm eine Idee. „ Möchtest du es sehen? Wir können es, wenn ich wieder Zeit habe, im Stall besuchen .“ Ein voreiliges Versprechen, Ernte und Vorratsbeschaffung standen ins Haus. Es ging ja nicht bis in die Nacht und einen Nachmittag konnte er garantiert mit ihr zum Stall gehen. Das einzige was er vergessen hatte. Er hatte Alpina nicht gefragt ob es ihr recht ist. In letzter Sekunde fiel es ihm ein. „ Ähm, wenn es deine Mama erlaubt.“ Schuldbewusst sah er zu Alpina. " Ich kann es auch mitbringen. Falls es deiner Mama lieber ist." Ergänzt Massa schnell. Nebenbei legte er die übrigen zwei Sesterzen auf den Tresen. Es war mehr als sie gesagt hatte, aber das war egal. er gab es gern.

    " Nein, ich lass das mal die Jungs machen. Dann schätzen sie das alles etwas mehr, was sie im Winter vorgesetzt bekommen. Außerdem ist so ein Sack Erbsen oder eine Kiepe Äpfel mal eine Abwechslung zum alltäglichen Training mit dem scutum. " Das mit dem Kohl behielt Massa im Hinterkopf. " Mit den Centurionen werde ich dann morgen im einzelnen Durchgehen, wie wir das am effektivsten angehen. Sie sind ortskundig und von daher ist es besser sie die Route festlegen zu lassen." Wenn sie dann alles zusammen hatten, sollte es los gehen. So ein zwei Tage gingen da noch ins Land.
    " Während der Ernte und Einlagerung werde ich gleich die Gegend in Augenschein nehmen. Mit dem Nauarchos der classis ist abgeklärt, dass ich mich melde sobald wir sie für die geplante Übung brauchen. Fürs erste hatte ich an einen Flusstransport Fluss abwärts, Richtung Confluentes, gedacht. Das wollte ich nur so am Rande erwähnt haben."

    Den kleinen Kopf hatte er nicht kommen sehen. Ein leichter Stoß Stirn gegen Stirn. Massa empfand ihn nicht als schmerzhaft, die Kleine dagegen machte ein Gesicht als ob…. Neben ihm tauchte Alpina auf. Sie war so nah, dass eine kleine Bewegung seinerseits gereicht hätte sie zu berühren. Er bewegte sich nicht, nahm sie aber sehr deutlich war. Ihre Wärme, ihren angenehmen Geruch und das Zögern bevor sie…. Massa erschrak bei Ursi‘s Schrei. Was hatte er da angerichtet. Während Alpina versuchte die Kleine zu beruhigen, sammelte Massa, schuldbewusst und weil er nicht wusste was er machen sollte, die Münzen auf. Auf dem Boden lagen auch noch der Ast und der Zapfen, was Ursi vorhin mitgebracht hatte. Massa nahm die beiden Sachen und machte sich dran ein Pferd daraus zu basteln. Der Ast hatte an einem Ende eine Astgabel, gut für Hals und Kopf. Aus dem Rest machte er vier Beine und steckte sie an vier Ecken in den Zapfen. Nach kurzer Prüfung ging es mit ein bisschen Fantasie als Pferd durch.


    Das Weinen war verstummt. Massa sah den Beiden zu. Das Bild von Alpina mit Ursi auf dem Arm machte ihn nachdenklich. Erst als Alpina sich ihm zuwendete war er wieder ganz da. Massa lächelte bei Alpina‘s Erklärung. Ein kleine Schauspielerin, dann war es gar nicht so schlimm gewesen und Honig das Allheilmittel.


    Etwas unsicher, wie es wohl ankommt, hielt er Ursi das gebastelte Zapfenpferdchen hin. „ Das ist mir gerade zugelaufen. Es sucht seine Besitzerin.“ In der anderen Hand hielt er zwei der Münzen. „ Davon kaufst du für dich ein Töpfchen Honig und für das Pferdchen einen Apfel.“ Was konnte er sonst noch tun? Kleine Kinder, damit hatte er nun gar keine Erfahrung.