Beiträge von Appius Decimus Massa

    Von all dem was passierte bekam Massa nichts mehr mit. Das Licht ging einfach aus.


    - Es war heiß. Die Sonne schien unbarmherzig vom Himmel. Massa sah sich um. Überall Sand nichts als Sand. Massa lief und lief. Plötzlich waren seine Kameraden da, liefen mit ihm. Es war so still. Warum? Keiner sprach. In der Ferne tauchte eine Oase auf. Eine Gestalt in schwarze Gewänder gehüllt stand an der letzten Palme die zur Oase gehörte. Massa kannte die Gestalt, lief schneller. Er rief, kein Ton kam über seine Lippen. Massa rannte, seine Kameraden liefen ihm hinterher, holten auf. Sie kamen der Oase näher. Die Gestalt rührte sich nicht. Ein schwarzes Tuch verhüllte ihr Gesicht. Nur die Augen waren zu sehen, grüne Augen. Plötzlich ging es nicht weiter. Egal wie er sich mühte. Die Entfernung blieb gleich. Warte auf mich. Ich bin gleich bei dir. Massa rannte, ihm war heiß, er schwitzte. Die Gestalt winkte, drehte sich um und verschwand zwischen den Palmen. Nein, du darfst nicht gehen! Warte, nimm mich mit! Seine Kameraden hatten zu ihm aufgeschlossen. Massa wollte weiter. Er konnte die Oase erreichen, nur noch ein kleines Stück. Sie hielten ihn fest. Hinderten ihn am Laufen. Er stemmte sich dagegen. Die Oase rückte von ihnen ab, verschwand. Überall Sand nichts als Sand. -


    Sein Körper erholte sich langsam. Der Schlaf tat ihm gut. Irgend etwas störte, er versuchte sich zu drehen. Seine Glieder schwer wie Blei. Massa musste nachsehen, was ihn störte. Der erste Versuch die Augen zu öffnen scheiterte. Es dauerte einen Moment. Er versuchte es wieder. Es war so hell. "Medicus." sein Mund war trocken. " Medicus."krächzte er.

    Ob es die Worte des Medicus waren oder ob es der Blutverlust war, der Massa ruhiger werden ließ. Jedenfalls hörte er nur mit halbem Ohr hin was gesagt wurde. Ihm wurde mulmig als er sich aufsetzte. Alles begann sich zu drehen. Massa schüttelte den Kopf. Es hörte nicht auf. Krampfhaft versuchte er sich in Erinnerung zu rufen was der Medicus gesagt hatte. Ein Trank, lange Schlafen, hier bleiben.
    Mechanisch griff er nach dem Becher und trank. Sein Gesicht verzog sich. So gut schmeckte das Zeug nun doch nicht. Sollte es wahrscheinlich auch nicht. Es musste seinen Zweck erfüllen. Langsam blieb die Welt wieder stehen. „ Gut, dann bleibe ich hier, wenn es nötig ist. Aber ich muss morgen wegen der Vorräte.“ brummelte er in seinen Bart. Ihm war nicht nach Konversation. Er fühlte sich schlapp. Langsam rutschte er vom Tisch. Seine Beine waren wie Gummi. „ Zeig mir wo ich mich hinlegen soll.“ Wie ein Betrunkener stand Massa am Tisch. Am liebsten hätte er sich gleich hier wieder hin gelegt.

    Am Hafen angekommen blieb Massa stehen. Von den Hafenanlagen die er bisher zu Gesicht bekam war diese hier die kleinste. Alles war da, nur eben kleiner als er es kannte. Eine Bireme lag im Hafenbecken, zwei Liburnen und vier Navis actuaria leisteten ihr Gesellschaft. Draußen auf dem Fluß zog eine Prahme vorbei. Auf ihre ein Ladung Getreide. Die Triere, das Flagschiff der hiesigen classis, war nicht zu sehen. Massa ging zur Kommandantur, klopfte an und betrat die Räumlichkeiten. An dem Schreibtisch der im Zentrum des Raumes stand saß ein Mann mittleren Alters. Seine Kleidung war nicht viel anders, als die, die Massa bei der classis Alexandrina getragen hatte. Der einzige Unterschied, die Alexandriner trugen wollweiße Tuniken. Der Mann war genau der, den er sprechen wollte. „Salve Nauarchus, die classis Alexandrina lässt grüßen.“ Massa ging zum Schreibtisch. „ Tribun Augusticlavius Appius Decimus Massa, ehemals Nauarchus der classis Alexandrina. Ich freue mich dich kennenzulernen.“

    Catienus hatte an diesem Morgen keine sonderlich gute Laune. Seine Transportschiffe sollten wieder einmal Steine den Fluß hinunter bringen. Die Patroullienboote verspäteten sich. Es lief nicht gut. Solche Tage hasste Catienus. Seine Laune rutschte beinahe eine Etage tiefer, als dann dieser Tribun bei ihm in der Kommandantur auftauchte. Bei der Begrüßung und Vorstellung besserte sich seine Laune. Mit einem Lächeln stand er auf und bot Massa eine Platz an. „ Nauarchus Memmius Turius Catienus, classis Germanica, nimm Platz. Was hat dich hierher verschlagen ? Da unten ist es viel gemütlicher als hier. Wie sieht‘s in Alexandria aus?“ Massa nahm Platz. Ein Nauta brachte etwas zu trinken. Catienus überfiel ihn regelrecht mit Fragen. Endlich mal ein Gleichgesinnter, einer von den Seinen. Massa nahm sich einen Becher verdünnten Wein. „ Eine lange Geschichte. Alexandria steht immer noch wie vor hundert Jahren. Vor schönen Frauen kannst du dich kaum retten. Das Meer mal ruhig, mal launisch. und wie sieht es hier bei dir aus?“
    Catienus winkte ab. „ Immer das Gleiche. Die Germanen halten zur Zeit Ruhe. Die Liburnen fahren Patrouille. Meine Transportschiffe fahren Steine, Steine, Steine.“ Er wünschte sich etwas mehr Abwechslung. „ Immer das Gleiche. Es zerrt ganz schön an den Nerven.“ Das war für Massa erfreulich. Die besten Voraussetzungen für sein Vorhaben. „ Ich hätte da was für dich und deine Leute. Der Präfectus muss nur seine Zustimmung geben.“ Massa stand auf. „ Es war gut dich kennen zu lernen Nauarchus. Auf gemeinsame Tage. Ich lass dir morgen eine Amphore guten Fallerner von unserem Decimischen Weingut vorbei bringen.“ Catienus Gesicht zeigte ein breites Grinsen. Der Tag war gerettet und bei der Legion war endlich mal einer, der wie er tickte. „ Auf gute Zusammenarbeit Decimus. Man sieht sich.“ Catienus ließ es sich nicht nehmen und begleitete Massa bis vor die Tür. „ Ich lasse mich spätestens in 2 Tagen wieder hier sehen.“ verabschiedete sich Massa und schlug den Weg Richtung Castra ein.

    Ein Beissholz wäre gut gewesen. So musste Massa aufpassen, man sah wie es bei ihm im Gesicht arbeitete. Er versuchte Schmerzenslaute zu unterdrücken, was angesichts der Tortur nicht gelang. Der Medicus war in diesem Falle kein feinfühliger Mensch. Massa war eher Opfer als Patient. Der Gesichtsausdruck des Medicus bestätigte das. Seine Frage erhärtete das Ganze. Er wusste ganz genau, das Massa Schmerzen haben musste. „ Überlege dir gut was du tust Medicus.“ Presste Massa heraus. Die Rechte zur Faust geballt kämpfte Massa. Die Knöchel wurden weiß, die Hand schmerzte. Wie lange dauerte das denn noch?

    Die Fronten waren vorerst geklärt. Massa griff ungern zu solchen Mitteln, manchmal waren sie einfach nötig. Er wollte nur, dass man ihm hilft und nicht mehr. Diskussionen und Fachsimpeleien, damit war ihm jetzt nicht geholfen. „ Ja, ein zerfaserter Splitter.“ antwortete er dem Medicus, dessen Ego er offensichtlich angekratzt hatte. Dafür wird er sich bestimmt gleich bei mir revanchieren, dachte sich Massa.
    Die Erklärung von ihm über Giftstoffe und das ganze Zeugs was damit verbunden war klang plausibel. „ Deswegen bin ich zu dir gekommen, weil du als Medicus das Wissen hast.“ versuchte Massa die Wogen etwas zu glätten und legte sich ohne Widerspruch hin. Ihn fröstelte. Nicht mehr so sehr wie vor dem Öffnen der Wunde. Alpina‘s Trank schien anzuschlagen. Davon hatte er gleich in der Casa was genommen. Massa beobachtete genau, was der Medicus tat. Einen Aderlass? Wollte er ihn wie ein Schaf ausbluten lassen? Wohl war Massa nicht. Er hatte vor noch ein paar Jahre zu Leben.

    Sehr begeistert war der Medicus nicht. Massa dachte sich nichts weiter dabei, lag vielleicht an einem sehr arbeitsreichen oder ereignislosen Dienst, den er bis jetzt hatte. Seine Fragen und seine Erkenntnisse waren für ihn teilweise nicht nachvollziehbar. Als sich der Medicus dann an der Wunde zu schaffen machte, wäre Massa ihm am liebsten an die Kehle gegangen. Durch sein zusammengepressten Zähne fauchte er: „ Nimm sofort deine Hände von meinem Arm!“ Der Schmerz war stärker als vorher. Die Wunde blutete wieder. Kreise tanzten vor Massa‘s Augen. Er brauchte einen Moment um wieder einigermaßen klar denken zu können. „ Erstens das wichtigste! Die Sepsis hatte ich schon vor dem Öffnen der eitrigen Verletzung. Zweitens hat der Medicus mit Skalpell und Pinzette gearbeitet. Drittens hat er mich hierher geschickt, weil DU Medicus mit solchen Verletzungen tagtäglich zu tun hast und weißt, wie man mit dieser Wunde am besten weiter verfährt.“ Zumindest hatte das Alpina angenommen. Bis jetzt ließ dieser Medicus hier jegliche Kompetenz missen. Massa sah ihn mit funkelnden Augen an. „ So du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du versorgt die Wunde wie es ein guter Medicus tun würde und verhinderst, das ich drauf gehe. Oder du holst deinen Vorgesetzten und erklärst ihm, das du nicht dazu in der Lage bist und um eine Versetzung nach Britannia bittest.“ Das war nicht nur so dahin gesagt. Massa meinte das so wie er es gesagt hatte und der Medicus sollte sich darüber voll im klaren sein. „ Also versuchen wir es noch einmal.“ Ungeachtet wie sich der Medicus entschied. „ Ich habe hier eine Verletzung.“ sagte Massa und hielt ihm den Arm hin.

    Da war er gleich beim Richtigen. Vorsichtig nahm Massa den Arm aus der Schlinge.
    „ Ich habe hier eine kleine Verletzung. Sie wurde bereits versorgt. Kannst du sie dir wegen der Weiterbehandlung mal ansehen? Es wäre auch schön, wenn du für mich was gegen die Schmerzen hast.“ Er braucht unbedingt etwas gegen die Schmerzen, sonst wurde das eine schlaflose Nacht. Morgen sah es vielleicht etwas besser aus.

    Notgedrungen hatte es Massa versprochen und Versprechen pflegte er einzuhalten. Alpina war sehr bestimmt aufgetreten, das war ein weiterer Grund. Fast wie aus dem Ei gepellt stand er in der Tür. Seine Gesichtsfarbe hatte sich der wollweißen Tunika mit schmalen Purpur-Streifen angepasst. Ihm ging es miserabel. Die Schmerzen taten ihr übriges.


    " Salve. Ich suche den diensthabenden Medicus?“

    Die Taberna Medica lag gleich neben der castra. Ein glücklicher Umstand,Massa hatte es also nicht sehr weit bis zu seiner neuen Unterkunft. Bevor er, wie versprochen zum Valetudinarium ging, wollte er sich ein bisschen frisch machen. Das erhoffte Bad musste warten. Nachdem er wieder hergestellt war, gab es frische Sachen. Eine Untertunika, darüber eine wollweiße Tunika mit schmalem Purpur-Streifen. Subarmalium und Brustpanzer ließ er weg. Eine frische Bracae und sein zweites Paar kurze Stiefel, nebst cingulum militare. „ Wenn ich vom Valetudinarium zurück komme, wünsche ich warmen Gewürzwein und was leichtes zu Essen.“ Mit gemischten Gefühlen machte Massa sich auf den Weg zum Valetudinarium.

    Die genannte Summe schien angemessen. Eigentlich war die geleistete Hilfe von Alpina mehr Wert. Sie hatte den ersten Schritt unternommen, dass er nicht wegen so eines dämlichen Splitters drauf ging. Und Massa sah sich genötigt ihren Anweisungen folge zu leisten, um nicht ein paar Tage später aus dem Leben zu scheiden. Mit der Hand auf der Brust schwor er Alpina sofort das Valetudinarium aufzusuchen. „ Ich werde gehen.“ Als sie ihre Mahnung bekräftigte, sah er sie reumütig an. „ Ja, ich werde gleich gehen.“ Sie konnte einem ganz schön ins Gewissen reden.
    Die letzte Spülung war noch mal ein Kampf und dann lag sein Arm unversehens in einer Schlinge. Nun wurde es ein bisschen kompliziert das Geld heraus zu holen. Aber irgendwie schaffte Massa es.
    Er legte die genannte Summe auf den Arbeitstisch. Legte noch ein paar Münzen oben auf. Sie hatte es sich redlich verdient und die Kollateralschäden ,wie sie es nannte, mussten auch ersetzte werden. Jetzt brachte er sogar ein Lächeln zustande. „ Danke für deine Wünsche. Mögen dir die Götter ebenso gewogen bleiben.“ Massa legte sich den Mantel um. „ Mit dem Besuch, dass lässt sich sicherlich dienstlich einrichten. Und ich werde mich an das halten was du mir gesagt hast. Vale bene !“ Die ersten Schritte waren etwas wackelig, dann ging es wieder. Beim Hinausgehen, dreht er sich nochmal zu Alpina um und nickte ihr lächelnd zu.

    Zum Glück war es nur der linke Arm und die Aufgaben die auf ihn zukamen nicht von körperlicher Anstrengung geprägt. Zumindest hoffte er auf ein paar ruhige Tage ohne Zwischenfälle. Bei Erwähnung der Spülung verzog sich Massa‘s Gesicht. War es denn immer noch nicht vorbei. Nein, und es ging die nächsten Tage so weiter.
    Aber das war nicht alles. Alpina hatte noch mehr unerfreuliche Nachrichten. Zum Spülen kam ein Trank, den er unbedingt nehmen musste. Keine Schmerzmittel und nichts gegen das Fieber. Massa schnaufte resigniert. Bisher hatte er keine Probleme mit dem Medici gehabt. Hier die waren eine unbekannte Größe und das konnte unangenehm werden, falls da nichts zusammen lief. Aber er war den Medici nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Alpina stellte ihm frei wieder zu kommen, sollte etwas sein. „ Wird gemacht. Trank trinken, täglich Wunde spülen lassen und sollte etwas sein, komme ich wieder her.“ Massa war müde und geschafft. Die kleine Op hatte ihn fast an seine Grenzen gebracht. Dazu der fortwährende Schmerz. „ Bevor du noch mal spülst. Sag mir was ich dir für deine Mühe schuldig bin. Ich bezahle auch das Tuch und die Aufräumarbeiten.“

    Massa machte sich gedanklich Notizen. Vorräte, Gemüse, Obst und Fleisch. Danach das Valetudinarium. Ihn fror, es schüttelte ihn kurz. Es wurde Zeit, dass er ein warmes Bad nahm. Vielleicht mit Kräutern. Mal sehen, ob er in der Stadt einen Laden der Kräuter und so etwas anbot fand. Die schmerzende Stelle am linken Arm lenkte ihn kurz ab. Was hatte der Praefectus gesagt. Der neue Breitstreifler, nicht das wahre? Zum Glück musste er sich mit ihm nicht unmittelbar abgeben. Für Massa war der Praefectus Vorgesetzter also auch Ansprechpartner in allen Fragen.
    Das mit den Nachtwachen war nichts neues. Die Inspektionsreisen, wenn sie denn anstanden, darauf musste er sich vorbereiten. Seine Kenntnisse des Umlandes waren gleich null.
    „ Kann ich für die Beschaffung eine Centurie in Beschlag nehmen?“ Die brauchte er für eine besondere Aufgabe. Ansonsten wollte Massa die umliegenden Villa rustica und die kleineren Höfe abklappern, um die üblichen 10% für die Legion einzufordern. Dabei konnte er gleich die Umgebung inspizieren und sich ein Bild machen.
    „ Eine Übung.“ Massa grübelte kurz. „Ich werde mir was einfallen lassen und dich dann in Kenntnis setzen.“ Eine Übung? Naja es wurde kälter, aber das tat dem ja keinen Abbruch. Die classis mit einbeziehen? Wäre was. Er durfte sich nur nicht verzetteln. Eins nach dem anderen. Ein Besuch bei der classis war schon geplant. Danach konnte Massa alles weitere unternehmen und mit dem Praefectus absprechen. „ Hast du sonst noch Fragen oder Befehle für mich? Sonst würde ich gern meine neue Unterkunft beziehen und den Dreck von der Reise los werden.“ Massa fühlte sich nicht besonders, was er den Strapazen der Reise zu schrieb. Ein Bad, etwas zu Essen und ein Bett waren das einzige was er sich heute noch wünschte.


    Sim-Off:

    Ja, sollte machbar sein. :)

    Das Martyrium hatte kein Ende. Waren die Schmerzen damals genauso stark? Sie kamen ihm heute wesentlich schlimmer vor. Verflucht hat das denn kein Ende. Massa ließ die Amulette los und schlug mit der Faust auf dir Liege. Seine Zähne gruben sich tiefer ins Holz. Die Adern am Hals geschwollen, das Gesicht verkniffen, kämpfte er dagegen an den Arm beiseite zu ziehen. Endlich !!! Sie hörte auf. Es war vorbei. Der Schmerz ließ nach, bis sie den Verband anlegte. Der Arm pochte. Massa wurde kalt ihn fror. Also musste er noch ins Valetudinarium. Sowas gleich zum Antrittsbesuch, na wunderbar. Was für ein Schlamassel.
    Als Alpina ihm das Beißholz abnahm merkte er, dass sein Mund ganz trocken war. Er schluckte und räusperte sich. „ Gegen Wundfieber.“ murmelte Massa. „ Kannst du einen machen?“ Langsam versuchte er sich aufzusetzen. Jede Bewegung des Armes ließ die Schmerzen wieder stärker werden. Leise stieß er ein paar Seemannsflüche auf griechisch aus. Die lange Zeit in Alexandria hatte ihre Spuren hinterlassen.
    „ Wie lange wird es dauern, bis es verheilt ist? Muss ich irgendwas beachten?“ fragte Massa und sah sich im Raum um. Er nahm jetzt erst alles andere um die Liege war. Einen kleine Herd, einen Arbeitstisch, anscheinend ihr Arbeitsraum. Ein kurzer Blick über seine Schulter, das Tuch sah aus wie nach einer Schlacht. Eigentlich wollte er nur etwas zum Baden und eine Salbe und nun das.

    So gut wie es ging entspannt und darauf vorbereitet, dass sie gleich schnitt, kam der Schmerz sehr plötzlich und stärker als Massa erwartet hatte. Sein Biss auf das Holz wurde stärker, die Kieferknochen traten hervor. Ein widrige Geruch dran ihm in die Nase, den kannte er nur zu gut. Es erinnerte ihn an Tasheribat. Schmerz lass nach, dachte Massa. Für einen Moment tat er das. Dann begann es wie Feuer zu brennen und der Druck ließ plötzlich nach. Die Erleichterung dauerte nicht lange. Die Schmerzen wurden stärker, wieder brannte es, dann bohrte sich irgendetwas tiefer in die Wunde. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Seine rechte Hand griff nach den Amuletten und hielt sie krampfhaft fest. Minerva gib mir Kraft, lass mich das hier lebend überstehen, dachte Massa bei sich. Das leise Fluchen von Alpina war ihm nicht entgangen. Sie war noch nicht fertig. Da war immer noch ein Stück und das steckte tiefer. Massa nickte nur. Mach, nur mach schnell, dachte er sich. Lange halte ich das nicht mehr aus. In Erwartung der Schmerzen kniff er die Augen zu, hielt die Luft an und drückte die Amulette in seiner Faust so fest, dass die Knöchel weiß wurden.

    Hatte er die Sachlage diesmal falsch eingeschätzt ? In der Wüste….ja in der Wüste, das hier war damit nicht vergleichbar. Auf dem Weg hierher Feuchtigkeit, Dreck, keine ausreichende Versorgung der Wunde. Er hatte sich verrechnet. Es war schlimmer als gedacht. Wieder fror ihn. Mit dem Handrücken wischte er sich den kalten Schweiß von der Stirn und folgte Alpina.
    Ein Raum mit einer Liege, alles andere nahm Massa nur so im Hintergrund war. Seinen Mantel legte er irgendwo hin und nahm auf der Liege Platz. Alpina's Reaktion nach der Untersuchung gefiel ihm nicht. Massa warf selbst eine Blick auf die Wunde und sah den Schlamassel. Das angebotene Beißholz lenkte ihn davon ab. Er nickte, griff zu und biss darauf. Es abzulehnen und den Helden zu mimen fiel ihm nicht im Traum ein. Seine rechte Hand legte er auf seine Brust. Dort befanden sich die zwei Amulette, das von Neriman und die kleine Fortuna, unter seiner Tunika. Ein tiefer Atemzug, dann schloss Massa die Augen und versuchte sich zu entspannen.

    Autsch, das klang nicht gut. Massa musste sich die Standpauke gefallen lassen. Sie hatte ja recht. Das Frieren, die Schmerzen, es schien zusammen zu gehören und so wie sich alles entwickelte musste er schnellstens eine Entscheidung treffen. „ Ich komme aus Alexandria und ich bin Legionär.“ Was im groben stimmte. Ihm war ehrlich gesagt gerade nicht nach weitläufigeren Erklärungen zu mute. Er überlegte, sollte sie es tun oder war er im Valetudinarium besser aufgehoben? Hier an Ort und Stelle oder zurück in die castra was wieder Zeit kostete. „ Hast du das schon mal….“ Er unterbrach sich, sicher hatte sie das schon mehr als einmal gemacht und trotzdem war er skeptisch. Mit leichter Skepsis sah Massa Alpina an. „ Gleich hier?“ Wohl war ihm nicht. Am liebsten wäre er gegangen. Aber daran war die Angst vor noch mehr Schmerzen schuld. Komm sei kein Frosch Massa, wird schon schief gehen, sagte er zu sich. „ Mach es, wenn es ein muss.“ Leise fragte er hinterher. " Wird es sehr weh tun?"

    Schmunzelnd sah Massa Licinius an. „ Ich will dir nicht ins Handwerk pfuschen. Deine Aufgaben hier waren genau die, die ich als Nauarchus und Kommandant des Stützpunktes in Alexandria hatte und das lief ganz gut. “ Er wollte Licinius auf keinen Fall in die Quere kommen. „ Ich kann mich auch um andere Dinge kümmern, wenn dir das lieber wäre. Um das Valetudinarium und alles was damit zu tun hat zum Beispiel.“ Neue Aufgaben reizten Massa immer noch. „ Vielleicht wäre das nach der Beschaffung von Vorräten was für mich?“ Die Entscheidung lag ganz beim Praefectus, ihm war er schließlich unterstellt. „ Mit der Provinzflotte werde ich mich bei nächster Gelegenheit befassen. Damit bei Bedarf alles glatt läuft.“ Ein Antrittsgespräch beim Flottenkommandanten war sicherlich aufschlussreich und erleichterte die Zusammenarbeit wenn sie notwendig wurde.

    Ihren Fragen waren sehr konkret, das setzte einiges an Wissen voraus. Massa war sich jetzt sicher, hier nicht an eine Quacksalberin geraten zu sein. „ Es wird die Reise und das Wetter sein, was mich etwas mitgenommen hat. Wir wurden auf dem Weg von Rom aus hierher von zwei Unwettern überrascht. Ihn fror wieder. Verdammt, er bekam es einfach nicht unter Kontrolle.


    So einfach gab sie also die Wundsalbe nicht heraus. Na gut, kurz ansehen und dann dürfte sie zufrieden sein. „ Das ist nicht weiter schlimm.“ Widerwillig zog er den linken Ärmel der Tunika nach oben. Um den Rest des Splitters herum hatte sich die Stelle gelblich verfärbt und außen einen roten Rand bekommen. Das bekam er schon alleine in den Griff. Es war nicht das erste Mal, dass er so einen läppischen Kratzer selbst versorgte. Gut, es sah diesmal anders aus und die Schmerzen waren schlimmer geworden. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Ihm war nicht mehr so wohl wie vor wenigen Minuten. „ Ein bisschen Salbe drauf, dann ist das bald erledigt.“ versuchte er die Sache schön zu reden.

    Wenn er so fragte. In Alexandria als Nauarchus hatte er die ganzen Schiffe und den Stützpunkt unter seinem Kommando. Da gab es vieles. " Hauptsächlich die Versorgung der Truppe mit allem was notwendig war. Lebensmittel, medizinische Versorgung, Ausrüstung. Darauf hatte ich mein besonderes Augenmerk gerichtet. Ein Legionär kämpft gut, wenn es im Beutel klingelt und der Topf gut gefüllt ist." Für den Beutel war der Kaiser zuständig für das andere der Vorgesetzte der Truppe. In Alexandria war das manchmal nicht einfach gewesen. Durch seinen guten Draht zu einigen Einheimischen lief es für ihn weniger stressig ab.