Beiträge von Appius Decimus Massa

    „Ähm,ich ?“ meine Frage ging ins Leere. Casca hatte sich abgeseilt und überließ mir den Händler, das Kalb und das ewige Gefeilsche um den Preis. Etwas Planlos drehte ich mich zum Gatter. Der Gehilfe des Händlers hatte uns gesehen und kam sofort herüber. Sein guter Riecher versprach ihm das Geschäft des Tages. Ein Kalb war nicht billig und unser Aussehen offerierte ihm, dass ein bisschen mehr heraussprang als sonst. „ Ich will dieses Kalb. Wie viel willst du dafür haben?“ fragte ich ohne groß drum herum zu reden. Er ging ins Gatter und holte das Kälbchen an den Zaun. „ Naja….. ein wunderschönes Tier, gut genährt, gesund und munter, ohne Makel.“ versuchte er durch Schönreden den Preis hoch zu treiben. „ Mmmhhhh, wie viel??“grummelte ich. „ 210 Sesterzen.“ sagte kurzentschlossen. Mir stockte der Atem, Halsabscheider , 210 Sesterzen. Er hatte es so gewollt. Mich haust du nicht übers Ohr. „ So ein makelloses Kalb? Sieh dir das Tier an. Wir können froh sein, wenn Minerva ein Auge zu drückt und darauf eingeht.“ Ich hatte mich ganz dicht an das Kalb gestellt und fing an nicht vorhandene Fehler zu finden. „ Das linke Auge tränt.“ Kälber hatte immer so schöne feuchte Augen braune Kulleraugen. „ Der Huf hinten links hat einen kleinen Riss, außerdem sind sie nicht gepflegt.“ Das Stroh war nicht mehr ganz frisch und ein Halm lag auf dem Huf. „ Der Schwanz hängt runter.“ Das Tier hatte ihn ausnahmsweise mal nicht bewegt. „ Da ein Fleck auf der rechten Seite.“ Ein kleiner Dreckfleck aber ein Fleck. „ Das nennst du makellos!“ Er sah betröppelt drein, Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Das gute Geschäft drohte im gerade durch die Lappen zu gehen. „ 120 Sesterzen. Mehr gibt‘s nicht.“ bot ich ihm an. Er wand sich wie eine Schlange mit Magenverstimmung. „ Das kannst du nicht tun. 160 Sesterzen.“ Jammerte er. Eine Fliege hatte sich auf ans Auge des Kalbes gesetzt. „ Sieh, das sitzt die erste Fliege. Ein paar mehr und das Tier ist gar nicht mehr brauchbar. 100 Sesterzen.“ drückte ich weiter den Preis. „ Bei Merkurius, meine Familie…, meine Kinder...“ Ja, die werden alle verhungern. Wer weiß wie viele Leute du überteuerte Tiere verkauft hast und jetzt deine Felle wegschwimmen siehst. „ Gut, wenn du meine 90 Sesterzen nicht willst , gehe ich dort drüben zu dem Händler.“ ich schickte mich an zu gehen. Erschrocken hielt er mich zurück. Sein Blick war nicht mehr so freundlich. „ Gib die 90 Sesterzen her und nimm das Kalb.“ Ich wusste gar nicht mir geschah. Plötzlich hatte ich das Kalb am Strick und der Gehilfe ging vor sich hin murmelnd zum Händler. „Das ganze Geschäft ruiniert. So ein Mist.“ Ich sah im nach. Du wirst heute bestimmt ein dutzend Römer schröpfen und hast am Ende mehr raus, als du bei diesem Geschäft Verlust gemacht hast. Mit dem Kalb am Strick stand ich in der Nähe des Gatters. Casca kam von den Taubenkäfigen zurück. „ Na, ein paar schöne Täubchen gefunden?“ Mit dem Preis des Kalbes ließ ich ihn erst einmal im dunkeln.

    Die Geschäftigkeit der Menschen hier glich der auf den Märkten Alexandria‘s. Nur der einheimische Typus Mensch unterschied sich von dem in den südlicheren Gefilden. Hier wie dort wimmelte es von Tieren. Jeder pries seine Ware als die beste weit und breit an. Man musste nur den besten Händler finden. Ohne Casca, der sich in diesem Gewimmel zurecht fand, wäre das für mich ein reines Glücksspiel gewesen. Dafür hatten wir mehr Zeit zur Auswahl eines geeigneten Tieres. Auf dem Weg zum Gatter wusste ich bereits, was der Händler alles anbot und das keines der gekauften Tier bei den Opferungen versagt hatte. Dann durfte unser Opfer auch nicht schief gehen, wenn wir eines der hier angebotenen Opfertiere nahmen.
    Mit einem Schmunzeln folgte ich Casca‘s Fingerzeig. Lieber Bruder wo warst du wieder mit deinem Gedanken. Ein Schaf ? Entfernt ließen sich Parallelen zur Ziege ziehen. „ He, Casca, tu mir bitte einen Gefallen, verbanne Quintilia Valentina für den Opfertierkauf aus deinen Gedanken.“ Ich ging zu dem Gatter mit den Kälbern. „Für Minerva das Kalb da, oder was meinst du?“ Es sah gesund und gut genährt aus. Seine Augen waren klar, die Nase glänzte wie schwarzes poliertes Leder. „ Kompromiss Brüderchen. Wir teilen uns rein. Die Tauben stehen noch aus.“ Wobei die Tauben wieder etwas mit Valentina und ihm zu tun hatten. Um ganz sicher zu gehen,dass er nicht wieder nur an Valentina und die Ziege dachte, erinnerte ich ihn , was wir brauchten. „ Tauben, keine Ziege und kein Schaf, klar?“

    Schade, es war ein Versuch. Ja, sie hatte recht. Ihr Vater wäre garantiert nicht einverstanden. Ein wildfremder Mann unterwegs mit seiner Tochter. Das war undenkbar. „ Herumtreiben? Du könntest neue Geschäftsbeziehungen knüpfen.“ meinte ich dazu. „ Wann es los geht? Die Sachen sind alle gepackt. Eine Gruppe Kaufleute hat vor in 2 Tagen nach Germanien zu reisen, denen schließe ich mich an. Vorher werde ich mich bei einigen Bekannten verabschieden und den Minerva-Tempel besuchen.“ ( ein zweites Mal, aber allein) Ein enger Zeitplan. Mir wäre lieber gewesen, ich hätte ein paar Tage länger in Rom bleiben können. „ Danke Anahita. Mögen die Götter dich und deine Familie beschützen. Ich wünsche dir für deine Zukunft alles Gute.“ Meine Hand lag auf der Stelle der Tunika unter der sich das Amulett befand. „ Ja, das wird es und ich bin dir unendlich Dankbar dafür.“ Ich drückte ihre Hände, beugte mich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „ Du bist jederzeit willkommen. Germania Superior, Mogontiacum. Oder frage hier in Rom bei den Decimern nach. Die wissen wo ich bin.“ wieder ein Abschied von einer Frau, die fast die gleiche Faszination auf mich auszuüben begann wie damals Neriman, als ich sie kennen lernte. Es war das Fremde an ihr was mich neugierig machte. „ Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder.“ Es wurde Zeit, ich erhob mich und ging.

    Mir kam es so vor, als ob der Tribun der Praetorianer mit der Situation total überfordert war. Der Pfeil kam aus dem Nichts, keiner hatte damit gerechnet. Der Schütze war mittlerweile über alle Berge. Warum schickte er dann eine komplette Centurie!! in das Haus? Wer war überhaupt das Adlerauge gewesen, das den Schützen gesehen hatte? Ganz befremdlich empfand ich seine Reaktion auf den Mann der auf den Platz kam. „ So schnell stirbt man nicht am Kreuz.“sagte ich beiläufig vor mich hin. Ich wusste es, wir hatten die Kreuzigung als probates Mittel zur Bestrafung und Abschreckung genutzt. (Bis auf das eine Mal)
    So so ich wollte seiner Meinung nach den Helden spielen. Es war einfach nur gesunde Angst, genau so viel, dass ich nicht wie ein Idiot ins offene Messer lief, sondern versuchte meinen und den Arsch derer zu retten, für die ich die Verantwortung trug. Die trug ich auch schon bevor er mich darauf hinwies. „ Wie du meinst Tribun. “ zu gern hätte ich ihm seine Unfähigkeit aufs Brot geschmiert, aber er war eben ein Prätorianer. Eine Centurie (80 Mann!) sollte uns begleiten. Ein Contubernium (8 Mann!) hätte voll und ganz gereicht. So brauchten wir durch die engen Straßen viel zu viel Zeit und gaben ein hervorragendes Ziel ab. „ Wir gehen.“ Drehte ich mich zu Casca und Pina. „ Zügig und in Hauswandnähe. Immer hinter mir her.“ Was die Centurie der Prätorianer machte war mir egal. Ich war in diesem Moment nur ein Bürger Roms der die Sicherheit und den Schutz seines Hauses aufzusuchen gedachte. Im Haus selbst gab es genug Mittel und Menschen ( Klienten, Veteranen usw.) um uns und andere vor diesen Aufrührern und allem Gesindel zu beschützen.

    Mehr hatte sie nicht? Keinen Wunsch? Unsere Welten waren verschieden. Das war auch in Aegyptus meine Feststellung. Sie leben dort nach ganz anderen Regeln als wir. Setzten vollkommen andere Maßstäbe. Für sie war glücklich sein und Dankbarkeit an andere Dinge geknüpft. Ganz glücklich war sie nicht. Der Seufzer kam nicht von ungefähr. Ihre Frage brachte mich davon ab, sie darauf anzusprechen.
    „Ich werde das tun, was ich am besten kann. Mit dem Gladius für Rom und den Kaiser einstehen.“ Letztendlich das tun, was mich von Neriman getrennt hat. „ Rom ist wie immer für mich nur eine kurze Zwischenstation. Es geht in den Norden nach Germania. Wenn du willst kannst du mitkommen.“ Ich zwinkerte ihr zu und lächelte.

    „ Verdammt.“ fluchte ich. Dieses Geräusch kannte ich zu gut und zog instinktiv den Kopf ein. Was völlig sinnlos war. Wäre der Pfeil für mich bestimmt gewesen, er hätte mich kaum verfehlt. So wie wir hier standen. Bei Pina‘s Ausruf wurde mir heiß und kalt. Quintilia Valentina riss Casca den Kopf ab, wenn Pina was passierte. Ich war nur rein zufällig hier. Das änderte nichts an der Tatsache, dass ich für die beiden verantwortlich war. Ich war der Ältere.
    „ Verdammt Tribun! Wir sind ein gefundenes Fressen für Bogenschützen, bleiben wir hier weiter so offen stehen. Bringt uns zu unseren Häusern und stellt meinetwegen zwei Wachposten auf. Wir haben keinen Grund zu fliehen.“ Er sollte lieber den gegebenen Hinweisen nachgehen. Ich hatte keine Lust hier als Zielscheibe zu fungieren. Ich sah hinauf zu den Dächern. „ Pina? Ist es sehr schlimm? Casca sieh nach ihr und dann stellt euch hinter mich.“ Der Gedanke in den nächsten Minuten gespickt wie ein Igel auszusehen missfiel mir außerordentlich. Was würde ich jetzt für ein scutum geben.

    Ja, dann war das Tier teurer, nichts war mir für meine Schutzgöttin teuer genug. In ihren Händen lag schließlich mein Leben. „ Wir nehmen ein Tier mit Hörnern. Kein wenn und aber. Ich habe vor noch einen Weile zu leben.“ Die Idee mit dem Ausflug war gar nicht so schlecht. Blumen, lauer Wind, zwei Römer Hand in Hand. Uch, wohin trifftete ich da ab. Mit der angekündigten Pina wurde das mit dem „zwei Römer“ erst recht nichts. Blödsinn ich war ja eventuell auch dabei. „ Bei schönem Wetter wäre der Ausflug erste Wahl. Du solltest auf jeden Fall eine Schlechtwetter-Variante einplanen.“ Was wollte er mit Nepomuk? „ Ja rufe Nepomuk.“ Ich war wieder nur halb dabei. Wir brauchten einen Träger oder Halter, einen der sich um den Einkauf kümmerte. Eben diesen Nepomuk, wenn ich nicht falsch lag.

    Ich ließ es mir nicht nehmen und brachte die Tabula selbst zum Cursus Publicus. Zehn Sesterzen wechselten den Besitzer.


    Sim-Off:

    bezahlt



    Ad
    Decima Seiana
    Domus Praefecti Alae II Numidia
    Mogontiacum
    Germania Superior


    Salve Seiana,


    es ist lange her. Ich weiß nicht warum ich dir nicht einmal habe eine Nachricht zukommen lassen. Vielleicht aus Scham, mein Leben als civis nie richtig im Griff hatte.
    Der größte Teil meines Vermögens ist mir wie Sand durch die Finger gerieselt. Die Bewirtschaftung meiner Villa rustica hat mich total überfordert.
    Vor ein paar Monaten habe ich sie verkauft und bin beim Praefectus Aegyptii vorstellig geworden.
    Seine Fürsprache brachte mich zurück auf italischen Boden und ich erhielt eine Private Audienz beim Kaiser. Der eröffnete mir, dass ich als Tribun augusticlavius bei der Legio II. Germanica eingesetzt werde.
    Meine Tage in Rom sind demnach gezählt. Sobald ich alles zusammen habe werde ich nach Germania aufbrechen. Ich hoffe die Unruhen in Rom sind bis dahin beendet.
    Du musst dich nicht sorgen, die Casa Decima wird gut bewacht. Decimus Casca kümmert sich um alles. So lange ich noch in Rom bin, werde ich meine bestes zum Schutz der casa tun.
    Eine Sklavin scheint die treibende Kraft dieser Unruhen zu sein. Augenzeugen haben berichtet, dass man die Casa Helvetia überfallen und geplündert hat.
    Am schlimmsten traf es die Tiberer und die Annaeer. Die Tiberer haben einen Toten in ihren Reihen zu beklagen. Ihre Villa wurde geplündert und niedergebrannt. Was den Annaeern widerfahren ist, ist schlimmer als der Tod. Ich weiß nicht ob dir Duccia Sorana bekannt ist. Sie war mit ihrem Sohn in der casa als man diese überfiel. Sie sollen sich tapfer gewehrt haben bis man sie überwältigte. Man vergewaltigte Duccia Sorana vor den Augen ihres Sohnes. Das Haus wurde geplündert und angezündet. Bei allen den Überfällen wurden die Sklaven umgebracht.
    Es gab noch mehr Übergriffe, Brandstiftungen, Plünderungen. Die Unglücklichen hier alle aufzuzählen, dazu würde die Tabula nicht ausreichen. Jedenfalls werden diese Verbrecher nicht mehr lange wüten. Die Urbaner und Prätorianer sind ihnen auf den Fersen.


    Dir geht es hoffentlich gut. Die Götter mögen dich und deine Familie beschützen.


    Vale




    [Blockierte Grafik: https://www2.pic-upload.de/img/33733314/decimatabulasiegel.png]

    Appius Decimus Massa



    Eine Absage auf Umwegen. Ich war Casca deswegen nicht böse. Ich kannte mein kleines Brüderchen, er hatte sich in der Frage nicht geändert. Jeder nach seinem Pläsier. Was mich freute, war die Aussicht, vielleicht in nächster Zukunft eine Frau hier im Haushalt zu wissen. Er musste sich da aber noch ein bisschen strecken. „ Mmmhhh, Schmuck für das Lamm. Ein paar Bänder? Müssen die eine spezielle Farbe haben? Oder muss es was bestimmtes sein?“ Auf dem Forum gab‘s genug Stände die so was anboten. „ Vergiss nicht, dass du Valentina einladen wolltest. Wenn sie sich nicht alleine zu uns beiden traut, kann sie ja jemanden mitbringen.“ Um das Frühstück als beendet zu betrachten, schob ich meinen Becher in die Mitte und erhob mich. " Können wir?"

    Was Anahita erzählte machte mich betroffen. Neriman wollte mich beschützen. Warum hatte sie nicht versucht es mir zu erklären? Dieser Herodorus wäre bei mir genau richtig gewesen. Neriman warum? Warum waren die Götter manchmal so grausam. Ich sah Anahita an, bemerkte die Tränen. Sie litt ebenfalls, versuchte tapfer es zu verbergen. Als sie den Stoff des Bündels auseinander schlug, schossen mir die Tränen in die Augen. Das Amulett, es war wirklich das für mich gefertigte Amulett. Ich ließ zu, dass Anahita es mir in die Hand legte. Es fühlte sich immer noch so an wie am ersten Tag, als ich es von ihr bekam. Mit dem Daumen fuhr ich über die Oberfläche und schloss die Augen.
    Ihre Gesichtszüge tauchten in aller Deutlichkeit vor mir auf und dieser eine Augenblick….


    Zitat

    Meine Fingerspitzen glitten vorsichtig fast ängstlich über ihre Lippen, wie ein Hauch, machten Platz für meine Lippen....... Mit leichter Scheu trafen sie auf ihre. Ich fiel und fiel, tief ins Dunkel, ohne Angst, frei von allem, mit der Gewissheit in diesem Augenblick das richtige zu tun, erfüllt von einer Flut an Gefühlen, es fiel mir schwer sie einzuordnen, so etwas hatte ich bisher noch nie erlebt. Meine Handfläche lag an ihrer Wange, die Fingerspitzen berührten ihr weiches Haar. Meine innere Stimme, genau jetzt ignorierte ich sie. Nur einmal. Ich wollte nur einmal spüren, wie es ist, bei ihr zu ertrinken, hinab zu sinken in die Tiefen der Unendlichkeit. Eine sanftere Stimme mahnte mich. Ich löste meine Lippen sacht von ihren.



    „ Neriman, wir werden uns irgendwann wiedersehen.“ flüsterte ich. Mir wurde bewusst, dass ich sie in diesem Leben nie wieder sah. Ihre Wange nicht mehr streicheln, ihr Lippen nicht mehr Kosten durfte. Kein Lächeln von ihr mehr zu Gesicht bekam. Mein Herz krampfte sich zusammen, Ich schloss meine Faust für einen Moment um das Amulett, nahm es an der Schnur, hing es mir um und steckte es behutsam unter die Tunika. Es fühlte sich warm an. Es war wieder da wo es hin gehörte. Neriman du wirst mir für immer in Erinnerung bleiben.
    Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, sah Anahita an. „Was wirst du jetzt tun. Kann ich dir zum Dank dafür einen Gefallen tun oder irgendwie Helfen?“ Was Anahita getan hatte war unbezahlbar. Eine kleine Geste von mir, nur um ihr zu zeigen wie sehr ich das schätzte, was sie getan hatte. Wie sollte ich sonst meine unendliche Dankbarkeit ausdrücken?

    Zitat

    von Nero Laetilius Blasio
    Was der Tribun im Nachgang ergänzte, war Laetilius gleichgültig, hörte er diesem doch nur noch mit halbem Ohr zu. Wie auch immer... dachte er sich nur. Er würde sich sicherlich keine Richtung vorgeben lassen, er würde sich eher an den Rauchschaden orientieren. Gerade wollte er seinen Männern den Befehl geben, da hörte er eine Stimme, die den Urbaner-Tribun ansprach, woraufhin sich Laetilius neugierig umdrehte. Im selben Moment, kam ein Mann auf ihn zu, es handelte sich dabei um einen Speculator der Prätorianer, welcher sich durch ein geheimes Zeichen als solcher zu erkennen gab, da er ja in Zivil bei den Spielen war. Dieser flüsterte dem Tribun ins Ohr, dass er Casca, Pina und deren Sklaven zusammen mit Varia, der vermeindlichen Rädelsführerin, zusammen gesehen hatte.


    Als ob ich das nicht bemerkt hätte. Hier ohne wichtigen Grund aufzutauchen, bitte. Das wäre mir nie im Traum eingefallen. Der entscheidende Moment das Ass auszuspielen. Vielleicht hörte er mir dann zu und wir waren erst einmal sicher. „ Ich habe da ein paar Informa….“

    Ich kam gar nicht dazu das Ass auszuspielen. Wir wurden von Prätorianern umringt. Casca und Pina, hinter ihnen Muckel.
    Ich stellte mich schützend vor Casca und Pina. „ Tribun, ich bürge für Decimus Casca und Quintilia Pina. Sie haben nichts mit den aufständischen zu tun.“ Casca nie im Leben, bei Pina ? Die Fragen, die ich ihr gestellt hatte waren noch offen. Bis auf den Namen einer Frau, die augenscheinlich mit den Aufständischen zu tun hatte wusste ich nichts genaueres.
    „ Mein Name ist Appius Decimus Massa, zukünftiger Tribun der Legio II Germanica. Ich habe lange genug gedient um zu wissen, wem ich trauen kann. Solltest du meine Angaben überprüfen wollen, der Kaiser höchstpersönlich wird dir meine Angaben bestätigen. “ Ruhe bewahren Massa. Mir war nicht wohl. Nur nicht unsicher werden. „ Zu den Fakten. Die beiden, Decimus Casca und Qunitilia Pina wurden von einer marodierenden Horde angegriffen. Bevor schlimmeres eingetreten ist, tauchte ein Frau auf, die von Quintilia Pina als Varia identifiziert wurde. Auf ihren Befehl hin wurden die zwei verschont. Es ist anzunehmen, dass diese Varia eine Rädelsführerin der Aufständischen ist.“ Um einer peinlichen Befragung Pina‘s durch den Tribun zuvor zu kommen, winkte ich sie zu mir. „ Sag ihm, was du über diese Varia weißt. Du brauchst keine Angst zu haben. Casca ist da und ich bin da. Dir wird nichts passieren. Mein Ehrenwort.“ Das meinte ich in vollem Ernst und wenn ich bis zum Kaiser gehen musste. Der Weg war sicher einfacher als , falls der Prätorianer Pina mitnehmen sollte, es Quintilia Valentina beizubringen. An den Tribun gewandt. „Ein paar deiner Männer können uns ja begleiten um sicherzustellen, dass wir nichts mit diesen Aufständischen zu tun haben.“

    Viele Menschen waren mir begegnet, die behauptet hatten etwas zu wissen. Meist stellte sich heraus, dass sie nur auf Geld aus waren. Das hatte mich vorsichtig werden lassen. Gefühle zu zeigen barg Risiken. Genau da setzten Betrüger an um noch mehr Geld heraus zu holen. Bei Anahita war ich mir nicht vollkommen sicher. „ Nein,nichts danke.“ lehnte ich höflich ab. Bei ihren ersten Worten fing meine Fassade an zu bröckeln. Mein Blick hielt ihrem nicht mehr stand. Ich schaute betreten auf meine Hände. Bei ihren letzten Worten sah ich sie fassungslos an. „ Aber…., warum...“ Langsam, ich musste sortieren. „ Ja, ich bin gegangen, aber ich hatte ihr auf der Tabula alles notwendige hinterlassen. Sie hätte nachkommen können um mir das Amulett zurück zu geben und….“ Ich begriff immer noch nicht, dass sie nicht darauf eingegangen war. „Mein Schiff nach Alexandria lag im Hafen. Wir sind den gleichen Tag ausgelaufen. Ich hatte keine Wahl.“ Meine Hände lagen zu Fäusten geballt auf dem Tisch. „ Wäre es ihr Wunsch gewesen, ich wäre mit ihr in die Wüste gegangen.“ Ich sah Anahita nicht an. Sie musste nicht sehen, wie ich zu kämpfen hatte. „ Erzähl mir mehr von ihr. Bitte.“ Vielleicht half das besser mit der Tatsache zurecht zu kommen sie nie wieder zu sehen.


    Im Grunde genommen war es wieder so wie damals. Ich war nur für kurze Zeit in Rom. In ein paar Tagen sollte es in den Norden, nach Germanien gehen.

    „ Links lang.“ dirigierte ich. „ Ich glaub keinem von uns gefällt es hier. Da müssen wir jetzt durch.“ Hätte ich sagen sollen, ich bin ja da keine Angst. Albern. Ein gewissen Maß an Angst war gut. Ich spähte über den Platz. Nicht weit von uns weg eine kleines Grüppchen. Mittendrin der Aedil, um ihn herum Urbaner, ein Prätorianer und...ich sah genauer hin. Da stand ein alter bekannter. War die Welt klein. Petronius Crispus, seines Zeichens nach Tribun bei den Urbanern. Nichts wie hin. „ Wir müssen da hin. Da zum Aedil. Den Urbaner daneben kenne ich.“ Versprechen konnte ich natürlich nicht ob mir einer von ihnen überhaupt Gehör schenken würde. „ Pina sieh nach vorn. Konzentriere dich auf die Männer da. Uns wird keiner schlagen und das was hier vorgefallen ist, ist nicht auf dem Mist der Urbaner gewachsen.“ Nicht den Urbanern, den Prätorianer hätte ich das eher zugetraut. Sie hatten überall in Rom ihre Finger im Spiel. Nein, das hier trug eine ganz andere Handschrift und diese Varia hatte damit zu tun.„ Casca du bleibst bei Pina.“ Ich ging einige Schritte voraus.
    Der Aedil war im Begriff mit einer Eskorte aufzubrechen. Ich hatte den Petronier ins Visier genommen. Es wäre zu vermessen gewesen, sich dem Aedil aufzudrängen. „ Salve, Tribun Petronius Crispus.“ Bevor er in den tiefsten Tiefen seines Gedächtnisses nachforschen musste, woher er mich kannte, half ich aus. „ Decimus Massa, ehemaliger Nauarchus der alexandrinischen classis, zukünftiger Tribunus augusticlavius der Legio II Germanica.“ Es war zwar alles in Sack und Tüten, ich aber mit meinen Vorbereitungen zur Abreise noch nicht soweit. Casca hatte ich auch noch nicht eingeweiht. Ihn wollte ich eigentlich in meiner neuen Ausstattung überraschen. Der Prätorianer bekam von mir einen kurzen Gruß. Ihn zu ignorieren wäre mir vielleicht nicht gut bekommen.

    Meine Anwesenheit am Tisch kam scheinbar unerwartet. Ihre Reaktion ließ darauf schließen. Bevor ein anderer sich an den heruntergefallenen Münzen bediente, bückte ich mich, sammelte sie auf und legte sie ihre auf den Tisch. „ Salve. Mein Name ist Decimus Massa. Ich habe von….“ Wie war gleich ihr Name gewesen? Egal. „Ich habe von der jungen Frau erfahren, dass du etwas über Neriman weißt. Vielleicht weißt du auch etwas über den Verbleib des Amulett‘s.“ Wie sollte ich ihr die Zusammenhänge in Kurzfassung schildern? Ich nahm bei ihr Platz. „ Es war meins. Ich hatte es von ihr bekommen. Bitte erzähl.“

    Zitat

    von Quintilia Pina
    „Salve“, lächelte Pina Cascas Bruder an. Verwundert schaute sie auf Casca und seinen Bruder. Wieso brachte die Tatsache, dass er lange in Ägyptus war, sie in Sicherheit. Viele Menschen, besonders Händler hielten sich in Ägyptus, Hispania, Griechenland und andere Regionen des Reiches auf, das sagte aber doch nicht aus, dass sie deshalb erprobte Kämpfer waren. „Nun übertreibe nicht, bei euch beiden fühlte ich mich bisher sehr sicher. Ob einer mehr die acht Angreifer hätte verscheuchen können bezweifle ich. Einzig Varias Anwesenheit können wir verdanken, das wir noch leben.“
    Erschrocken hielt Pina ein, hatte sie jetzt zu viel über Varia verraten? Nein nur ihren Namen hatte sie ausgesprochen, mehr nicht.


    Ausgerechnet hier lernte ich die erste Quntilia kennen. Super, genau der passende Ort. „Salve Pina.“ Eine längere Konversation kostete viel Zeit und die hatten wir in diesem Moment nicht.„ Nur weil ich mit den großen Kriegsschiffen des Imperiums spielen durfte, heißt das noch lange nicht, dass ich 8 Mann mit meiner bloßen Anwesenheit verscheuche. Da hast du wohl recht.“ Bemerkte ich zur Erwähnung Aegytens, der vollkommenen Sicherheit und dem Verscheuchen. Damit übernahm ich das Kommando. „ Zurück zum Platz. Dort sind die Urbaner. Unter deren Schutz sind wir vorerst besser aufgehoben. Dann gehts zur Casa.“ Meine Blicke gingen wieder zur engen Straße. Kein Mensch war zu sehen. Was hatte sie da gesagt? Sie kannte die Frau, die die Männer daran gehindert hatte die kleine Gruppe zu attackieren. „ Varia? Du kennst diese Frau? Wer ist sie? Woher kommt sie? Was…..“ Wir mussten hier weg. Ich drängte Casca und Pina vor mir her. „ Wir reden gleich weiter darüber. Das bedarf der Klärung, junge Dame.“

    Wieso war sie nicht mit mir gegangen? Oder wenigsten zu meiner Familie. Dort wäre sie zumindest sicher aufgehoben gewesen, bis sich eine Möglichkeit ergab sie nach Alexandria zu bringen. Immer schwerer wurde die Last der Schuld auf meinen Schultern. Das Tuch hatte es offenbart, Lala bestätigte es. Neriman war nicht mehr unter den Lebenden.


    Das mein Tischnachbar ging, seine Sache. Hätte er in Ruhe gegessen und sich nicht eingemischt, wäre später vielleicht noch ein zivilisiertes Gespräch zu Stande gekommen.
    Ich schenkte dem ganzen weiter keine Beachtung.


    Lala‘s Blick ging in Richtung einer jungen Frau. Von ihr hatte sie die Nachricht und das Tuch. Wollte ich überhaupt wissen wie gestorben war? Allein das Wissen, das sie tot war, war kaum zu ertragen. Aber vielleicht wusste sie etwas über den Verbleib des Amuletts. Lala, drückte ich die ausstehende Zeche in die Hand. „ Wir gehen zusammen rüber zu ihr. Vielleicht redet sie mit mir.“ Um dem Ärger vorzubeugen steckte ich Lala 10 Sesterzen zu. „ Für eine Auskunft.“ War die Erklärung für das Geld. Ich erhob mich und ging zielstrebig auf Anahita zu. Hoffentlich kam Lala mit, nicht das die junge Frau dachte, ich wollte ihr was tun und das Weite suchte.

    Eine Standpauke wäre fällig gewesen. Wieso er mit einer jungen Frau im Schlepptau durch die engen Straßen wollte. Sie nur unnötig in Gefahr gebracht hatte. Zum Glück ging alles glimpflich aus. Warum sie verschont wurden? Das heraus zu bekommen musste warten. Erst mal weg von hier an einen sicheren Ort. Auf dem Vorplatz sammelten sich immer mehr Urbaner, ihre Masse allein versprach Schutz. Vorher wollte ich aber wissen mit wem ich es zu tun hatte.
    „ Würdest du mir die junge Dame wenigstens vorstellen, kleiner Bruder.“ Am liebsten hätte ich ihn in der Luft zerrissen. Was hatte er sich dabei gedacht. „ Und du gibst mir das Messer. Findet das ein Urbaner bei dir, bist du geliefert.“ sagte ich in einem Ton zu Muckel, der keine Widerrede duldete.

    Musste ich mir das Lachen verkneifen. „ Bruder es war ein Fehler dich so lange allein zu lassen.“ Das selbstverständlichste in Rom, machte er zur Flüsternummer. „ Wollen wir nach dem Tempel zusammen hin gehen? Ich bezahle.“ grinsend sah ich zu ihm und wechselte schnell das Thema. Ihm war es aus unerfindlichen Gründen unangenehm. Dabei hatten wir die gleiche Erziehung genossen. Die Ehefrau war zum Kinder kriegen da. Die Familie musste fortbestehen. Da war nicht viel mit Liebe und so. Für die anderen Spielchen und zur Entspannung in jeder Hinsicht waren die Frauen auf der Straße oder in den Lupanaren oder die teuren Damen zuständig.
    Ich wechselte das Thema, besser war‘s. „ Ein Lamm kaufen, zum Tempel gehen. So machen wir‘s.“ Ein Blick von mir zu ihm und prompt rutschte mir noch eine Bemerkung raus. „ Bruder du bist ganz schön angespannt. Sag jetzt nicht, dass du die Anspannung seit Valentina‘s Besuch mit dir rum schleppst.“ Er hatte meine volle Aufmerksamkeit. Ich lauerte förmlich auf seine Antwort. Meine Laune besserte sich zusehend. Puls, den Bruder ärgern, Top, das wird ein guter Tag. Die unangenehme Nacht war vergessen.